Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XI. Von der Aufrichtung der Hoffnung zu Gott.

Augustinus, Aurelius - Soliloquien - XI. Von der Aufrichtung der Hoffnung zu Gott.

Ich Deine Kreatur will trauen unter dem Schatten Deiner Flügel Deiner Güte, durch welche Du mich erschaffen hast. Sei Deiner Kreatur ein Helfer, welche Deine Freundlichkeit und Leutseligkeit erschaffen hat. Lass nicht verderben durch meine Bosheit, was Deine Güte gewirkt hat. Denn was kann es nützen an Deinem Gemächte, so ich hinfahre und zu nichts werde? Hast Du denn alle Menschenkinder vergeblich geschaffen? O HErr, hast Du mich erschaffen, so regiere nun, was Du erschaffen hast: Das Werk Deiner Hände wollest Du nicht lassen! Du hast mich aus nichts gemacht. Wenn Du mich nicht regierst, HErr, so werde ich wiederum zu nichts, denn gleichwie ich nichts war, o Herr, und Du mich aus nichts geschaffen hast: also werde ich auch, so Du mich nicht regierst, in mir selbst zu nichts.

HErr, Du mein Leben, hilf mir, dass ich nicht verderbe in meiner Bosheit. HErr, wenn Du mich nicht erschaffen hättest, so wäre ich nicht. Weil Du mich erschaffen hast, bin ich nun. Wenn Du mich nicht regierst, so bin ich nicht mehr. Denn Dich haben weder bezwungen mein Verdienst noch mein holdselig Wesen, dass Du mich erschufst: es ist vielmehr Deine allerfreundlichste Güte und Deine Mildigkeit. O HErr, mein GOtt, diese Deine Liebe, die Dich bezwungen hat, mich zu erschaffen, lass Dich nun auch bezwingen, mich zu regieren. Denn was nützt es, dass Dich Deine Liebe bezwang, mich zu erschaffen, wenn ich in meinem Elend verderben und Deine rechte Hand mich nicht regieren soll? HErr, mein GOtt, lass Dich dieselbe Mildigkeit zwingen zu erhalten, was geschaffen ist, welche Dich getrieben hat, zu erschaffen, was nicht erschaffen war. Lass Dich die Liebe, welche Dich zum Erschaffen überwunden hat, auch überwinden zum Erhalten und zum Beseligen. Ist doch diese Liebe jetzt nicht geringer. Denn Du, der Du eine Zeit bleibst, wie die andre, bist die Liebe selbst. Deine Hand ist nicht schwächer worden, o HErr, dass sie nicht helfen könnte; so sind Deine Ohren auch nicht dicke worden, dass sie nicht hören wollten; sondern meine Missetaten trennen Dich und mich, die Finsternis und das Licht, das Bild des Todes und des Lebens, Lüge und Wahrheit, mein unbeständig wechselndes Leben und Dein ewiges!

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