Augustinus, Aurelius - Manuale - XXXIV. Von dem alleinigen Streben nach dem höchsten Gut.

Augustinus, Aurelius - Manuale - XXXIV. Von dem alleinigen Streben nach dem höchsten Gut.

Warum schweifst Du elender Mensch durch so viele und mancherlei Dinge und suchst die Güter deines Leibes und deiner Seele? Liebe das Eine Gut, in dem alle Güter gelegen sind und du wirst genug haben. Begehre sehnlich das einige Gut, welches alles Gut in sich begreift und du hast genug. Denn was liebst du, mein Fleisch? Was begehrst du, meine Seele? Dort, dort in jenem Gute ist Alles, was du liebst, was du sehnlich begehrst. Hast du Lust zur Schönheit: dort werden die Gerechten leuchten wie die Sonne. Begehrst du Schnelle oder Stärke oder Freiheit des Leibes ohne alles Hindernis und Aufenthalt: dort werden sie den Engeln gleich sein. Denn es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib, nicht geistlich am Wesen, sondern nach der Kraft. Verlangt dich nach langem und gesundem Leben, dort wird sein eine gesunde Ewigkeit und eine ewige Gesundheit. Denn die Gerechten werden ewiglich leben und das Heil der Gerechten steht bei dem HErrn. Wolltest du gerne satt sein: dort sollen sie gesättigt werden, wann die Herrlichkeit des HErrn erscheinen wird. Wolltest du gerne trunken sein: dort sollen sie trunken werden von den reichen Gütern des Hauses GOttes. Gefällt dir eine wohlklingende Melodie, dort werden die lieben Engel unserem GOtt ohne Unterlass singen. Willst du keine unreine, sondern eitel reine Wollust; dort wird sie der Herr tränken mit Wollust als mit einem Strom.

Verlangt dich nach Weisheit: dort wird GOttes Weisheit sich ihnen erzeigen, als die wahre Weisheit. Verlangt dich nach Freundschaft: dort werden sie GOtt lieben mehr als sich selbst und einer den andern als sich selbst; denn GOtt wird sie mehr lieben, als sie sich selbst lieben und sie werden Ihn in Ihm lieben und werden sich unter einander durch Ihn lieben und da Er sich liebt, so wird Er durch sich selbst auch sie lieben. Verlangt dich nach Einigkeit: dort werden sie Alle Einen Willen haben, sintemal ihrer Aller Wille nichts sein wird, denn der allerhöchste Wille GOttes. Verlangt dich nach Gewalt: dort werden sie allmächtig sein nach ihrem Willen, wie GOtt allmächtig ist nach Seinem Willen. Denn gleichwie GOtt Alles durch sich selbst kann, was Er will, also werden sie auch Alles können, was sie durch GOtt wollen. Denn gleichwie sie nichts wollen werden, denn nur, was Er will, also wird Er wollen Alles, was sie wollen, und Alles, was Er will, das muss geschehen.

Verlangt dich nach Ehre und Reichtum: dort wird GOtt seine fromme und getreue Knechte über viel Güter setzen, ja sie sollen Kinder GOttes und Götter heißen und werden Seine Erben sein, nämlich Erben GOttes und Miterben Christi. Verlangt dich nach völliger Sicherheit: dort werden sie des sicher und gewiss sein, dass dieses Gut ihnen nie mehr fehlen wird, gleichwie sie sicher und gewiss sind, dass sie es nimmer verlieren werden und dass der leutselige GOtt eben solches Gut Seinen Liebhabern wider ihren Willen nimmer nehmen wird, auch dass Niemand stärker ist als GOtt und sie von einander trennen möge. Ist nun dieses Gut so fein und groß, wie fein und groß muss dann wohl die Freude sein?

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autoren/a/augustinus/augustinus-manuale/augustinus-manuale_xxxiv.txt · Zuletzt geändert: von aj
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