Augustinus, Aurelius - Manuale - XXXI. Von der Sünde als dem Grund alles Elends.

Augustinus, Aurelius - Manuale - XXXI. Von der Sünde als dem Grund alles Elends.

O HErr, Du bist mein Gott und mein HErr, und ich habe Dich nie gesehen. Du hast mich geschaffen und erlöst und hast mir alle Deine Güter mitgeteilt, und doch habe ich Dich nicht gesehen noch erkannt. Endlich bin ich erschaffen worden, um Dich zu sehen und bin noch nicht dazu gelangt, wozu ich doch erschaffen bin. O, elendes Loos des Menschen, da er das verloren hat, wozu er erschaffen ist! Das ist ein grauenhafter und harter Fall! Ach, was hat er verloren und was hat er gefunden? Was ist von ihm gewichen und was hat er behalten? Er hat die Seligkeit verloren, dazu er erschaffen ist und das Elend gesunden, dazu er nicht erschaffen ist. Von ihm ist das gewichen, ohne das es keine Seligkeit gibt und geblieben ist nur das, was an sich nichts als lauter Elend ist. Damals aß der Mensch das Engelsbrot, danach ihn jetzt hungert. Nun isst er Tränenbrot, das er damals nicht kannte.

Ach Du HErr, wie so lange? Wie lange willst Du denn unser vergessen, o HErr? wie lange wendest Du Dein Antlitz gar ab von uns? Wann wirst Du uns wieder ansehen in Gnaden und erhören? Wann wirst Du unsere Augen erleuchten und uns Dein Antlitz zeigen? Wann wirst Du Dich uns wieder zustellen? Schaue doch, HErr, darein, erhöre und erleuchte uns und zeige uns Dich selbst: stelle Dich wieder bei uns ein, dass es uns wohl werde; denn ohne Dich ist uns gar wehe! Nimm Dich an unserer Mühe und Not, die wir nichts ohne Dich vermögen. Komm zu uns und hilf uns. Ich flehe Dich an, o HErr, lass mich nicht in meinem Seufzen untergehen, sondern im Hoffen auferstehen! Ich bitte Dich flehentlich, o HErr; durch seine Trostlosigkeit ist mein Herz so bitter geworden, o versüße es wieder mit Deinen Tröstungen. Ich flehe Dich an, o HErr, hungernd habe ich Dich zu suchen angefangen, lass mich nicht nüchtern von Dir weggehen; hungrig bin ich zu Dir getreten, lass mich nicht ungesättigt von Dir wegziehen! Ich Armer kam zu Dir, dem Reichen, ich Erbärmlicher zu Dir, dem Barmherzigen: lass mich nicht leer und verachtet von Dir wegziehen!

HErr, ich bin krumm geworden und kann einzig unter mich sehen. O richte mich auf, dass ich hinaufsehen könne und dort hintrachten. Meine Missetaten gehen über mein Haupt, sie verwickeln und verwirren mich, wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer geworden. O wickle mich heraus und hilf mir von der Last, dass die Lache nicht über mir zusammengehe. Unterweise mich, wie ich Dich suchen soll und stelle Dich mir dar, wann ich Dich suche; denn ich kann Dich nicht suchen, Du lehrst mich denn, kann Dich auch nicht finden, Du stellst dich denn mir dar! O lass mich Dich suchen mit herzlicher Begier, lass mich nach Dir verlangen mit herzlichem Suchen, lass mich Dich finden durch Lieben; lass mich Dich lieben durch Finden! Amen.

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autoren/a/augustinus/augustinus-manuale/augustinus-manuale_xxxi.txt · Zuletzt geändert: von aj
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