Augustinus, Aurelius - Manuale - XXVI. Von der Erkenntnis der Wahrheit.

Augustinus, Aurelius - Manuale - XXVI. Von der Erkenntnis der Wahrheit.

Was ist die Erkenntnis der Wahrheit? Zuerst erkenne dich selbst, damit du allen Fleiß anwendest, das zu sein, was du sein sollst, und das verbesserst, was notwendig zu verbessern ist. Sodann sollst du auch deinen Schöpfer erkennen und lieben, denn das gehört allen Menschen als Gesamtgut. Siehe also, wie unaussprechlich die Liebe der göttlichen Huld gegen uns sei. Aus Nichts hat Er uns erschaffen und was wir haben, geschenkt. Aber weil wir die Gabe mehr liebten, als den Geber, das Geschöpf mehr als den Schöpfer, fielen wir in des Teufels Strick und sind seine Knechte geworden. GOtt aber, durch Barmherzigkeit bewogen, sandte seinen Sohn, um die Knechte zu erlösen; Er sandte auch den Heiligen Geist, um die Knechte zu Kindern anzunehmen. Den Sohn gab Er zum Lösegeld, den Heiligen Geist zum Pfand der Liebe; sich endlich behielt er das ganze Kindeserbe vor.

Also hat Er als der grundgütige und allbarmherzige GOtt aus herzlichem Verlangen und Liebe zu uns Menschenkindern nicht nur das Seine, sondern auch sich selbst dahingegeben, auf dass Er sie wiederbringe, nicht weniger zu sich als zu ihnen selbst. Und damit die Menschen aus sich geboren würden, ward GOtt zuerst aus ihnen selbst geboren. Wer ist so hart, dass ihn nicht diese dem Menschen also zuvorkommende Gnade GOttes erweichen sollte, eine solch heftige Liebe, dass Er um des Menschen willen Mensch hat werden wollen! Wer kann einen Menschen hassen, dessen Natur und Ebenbild Er sieht in der Menschheit GOttes? Fürwahr, wer ihn hasst, der hasst GOtt und verderbt somit Alles, was Er tut.

Denn Gott ist um des Menschen willen Mensch geworden, damit der, welcher der Schöpfer ist, auch der Erlöser wäre und der Mensch also gleichsam von Seinesgleichen erlöst würde; und damit GOtt von den Menschen desto inniger geliebt werden möge, erschien Gott in der Gestalt eines Menschen, auch dazu, damit beide, der äußerliche und innerliche Sinn in Ihm beseligt würden, indem das Auge des Herzens in Seiner Gottheit und das Auge des Leibes in Seiner Menschheit Erquickung fände und die menschliche von Ihm selbst erschaffene Natur für ihren Eingang und Ausgang in Ihm ihre Weide hätte. Amen.

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