Arndt, Friedrich - 41. Andachten zum Markusevangelium

Arndt, Friedrich - 41. Andachten zum Markusevangelium

Markus 6,14-34.

Eine traurige, die schmerzlichsten Gefühle aufregende Geschichte! Unter allen Personen, die hier handelnd auftreten, ist auch nicht eine, die eines ehrenwerthen Gedächtnisses würdig wäre: ein schwacher, sündenbeladener König, der ein leichtsinnig gegebenes Wort höher hält, als die Stimme der Gerechtigkeit und Wahrheit; - ein rachsüchtiges Weib, welches die wohlverdiente Züchtigung ihres unkeuschen, treulosen Lebens mit dem Tode bestraft, - und eine leichtsinnige Tochter, welcher Leben oder Tod eines Menschen etwas völlig Gleichgültiges ist – wo ist hier eine Freude, wo ein Vorbild zu einem christlichen Leben? Nur ernste Mahnungen und Warnungen sind es, welche diese Geschichte predigt. – Der treue Prophet des Herrn, Johannes, mußte das traurige Opfer der Sünden solcher Menschen werden: unbegreifliche Zulassung Gottes! Doch erleuchtet einiges Licht schon hier dieses Dunkel. Johannes scheint freilich zu unterliegen; wahrhaft aber hat er gesiegt. Welche Schreckensgewalt übt er noch nach seinem Tode über das Gemüth seines Mörders aus! Welche stille Angst verfolgt den Herodes bis in seine Träume hinein! Das Reich des Herodes ist längst zerstört, die Wirksamkeit des Johannes aber ist eine mächtige Säule geworden an dem erhabensten Gebäude, das ewig dauert, und sein Wort wirkt noch heute segensreich auf Millionen Herzen. Im Reiche Gottes geschieht nichts umsonst, geht nichts verloren. In den Herzen der meisten Menschen hat die Wahrheit Gottes einen geheimen Bundesgenossen, der ihm wohl einmal zu günstiger Stunde den Eingang öffnet, daß Gottes Wort endlich den beharrlichen Widerstand überwindet. Doch der vollendete Sieg der Diener Gottes über die Kinder der Welt liegt jenseits in einer höheren Zukunft, wo Johannes längst den Lohn seiner Treue empfangen hat, während seine Verfolger der qualvollen Finsterniß übergeben sind, die sie sich selbst geweiht haben. Laß mich also nicht irre werden an Deinen Führungen, o Herr, durch den Märtyrertod Deines Zeugen, im Gegentheil weder durch Genuß noch durch Leiden mich von Deiner Liebe scheiden; in Dir überwinden die Kinder Gottes zuletzt doch die Welt, den Tod, die Hölle und den Satan. Amen.

Markus 7,31-37.

Der Herr hat Alles wohlgemacht! Das muß auch ich bekennen, wenn ich mein vergangenes Leben durchgehe und alle die mir erwiesenen göttlichen Wohlthaten der Schöpfung, Erhaltung und Regierung, der Erlösung und Erneuerung überblicke, insbesondere, wie Christus den Fluch von der ganzen Natur und namentlich vom Menschen weggenommen, indem Er ein Fluch für uns geworden ist, anderntheils den neuen Segen wieder erworben, denselben mir alle Tage angeboten hat und mir selbst zum Segen sein und bleiben will, sobald ich ihn nur wie die Leute im Evangelio darum bitte, und eine herzliche Sehnsucht und Verlangen danach habe, mich Ihm nahe in Buße und Glauben und ohne Widerstreben seine Gnade schalten und walten lasse. Betrachte ich meine gegenwärtigen Umstände, und wie es mir jetzt geht äußerlich und innerlich, obschon Manches meinem Fleische und Blute widrig und übel vorkommt, so muß ich doch, wenn ich es recht überlege, Dir zu Ehren ebenfalls bekennen: „Der Herr macht Alles wohl.“ Sind Deine Gedanken auch nicht immer meine Gedanken und Deine Wege nicht meine Wege, so sind sie doch höher als meine Gedanken und Wege, so viel höher der Himmel als die Erde ist, und immer Gedanken der Liebe und des Friedens, und nicht des Leides. Sie sind immer nur auf mein Heil berechnet. Durch sie hindurch tönt unaufhörlich Dein allmächtiges Wort Hephata und die heilende Kraft Deines Blutes, welche Du meiner Seele zueignen willst. Ins künftige hinaus ist meine Vernunft oft sehr klein-, ja, ungläubig, ob es auch wohl gehen werde, ob ich werde Alles überwinden und die Krone des ewigen Lebens erreichen; allein ich fasse das feste Vertrauen, welches eine große Belohnung hat, ergreife Deine Verheißungen und Thaten, und spreche: Der Herr wird Alles wohl machen. Amen. Amen!

Der Herr hat’s wohlgemacht! So spricht ein wahrer Christ,
Ob ihm Desselben Rath gleich anfangs bitter ist.
Und warum thut er dies? Er gibt auf’s Ende Acht,
Denn dieses zeigt zuletzt, daß Gott es wohlgemacht.

Markus 11,12-26.

Was war es. daß Du den unfruchtbaren Feigenbaum verfluchtest auf dem Wege nach Jerusalem? Es war kein unwilliger Zorn darüber, daß Du Deinen Hunger nicht stillen konntest, Herr Jesu, es war heilige Liebe. Thaten reden lauter als Worte, und prophetische Monumente unvergänglicher als flüchtige Bitten und vertrocknende Thränen. Am Palmsonntage weintest Du über Jerusalems Unglauben und Untergang, am Montage in der Charwoche verfluchtest Du den Feigenbaum, der wohl Blätter hatte, aber keine Früchte, als ein Bild Israels, das wohl Hosianna rief und weltliche Ehrenbezeugungen Dir erwies, aber nicht an Dich glauben wollte, und darum bald schrie: Kreuzige, kreuzige! Am Dienstag belehrtest Du Deine Jünger über die Kraft des lebendigen Glaubens. Der verdorrte Feigenbaum stand nun da als ein Warnungszeichen für die Juden, als ein Stärkungszeichen für Deine lieben Apostel. Laß es mir beides sein, Herr Jesu. Ach, ich habe ja wohl Blätter an mir, Blätter der Bewunderung, der Erkenntniß, des theilweisen Glaubens an Dich; aber wo sind die Früchte? Du suchst sie uns findest sie nicht. O sprich den Fluch nicht aus über mich, warne mich alle Tage, öffne mir die Augen, daß ich sehe, und die Ohren, daß ich höre, wirke aber auch in mir den lebendigen Glauben, der die Berge der Sünden in meinem Herzen versetzet und alle unfruchtbaren Bäume der bösen Lust ausrottet, damit ich alle Schwierigkeiten, die mir auf dem Wege des Himmels begegnen, getrost angreife und Deine Sache und mich mit derselben standhaft hindurchglauben und bete, einen Sieg nach dem andern erlange, und Dir ein Hallelujah nach dem andern hier und dort singe. Mache mir das Glauben und Beten nothwendiger und unentbehrlicher als Essen und Trinken und Kleider und alle anderen Geschäfte dieses Lebens. Laß mich im Beten leben und im Leben beten; laß mich durch das Beten nehmen und meine Freude vollkommen sein. Amen.

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