Arnd, Johann - Verhüllte Herrlichkeit

Arnd, Johann - Verhüllte Herrlichkeit

Herr Jesus Christus, du Brunnen der ewigen Weisheit, laß mich absagen meinem eigenen Verstande und meiner Klugheit, daß ich mich nicht schäme, in dieser Welt für einen Toren gehalten zu werden um deines Wortes willen, als jemand, der nichts mehr wisse, als dich, meinen Herrn Christum, den Gekreuzigten. Amen.

Also ist der Allerstärkste schwach geworden; der Allergroßmächtigste ohnmächtig; der Allerherrlichste der Allverachtetste; der Allerschönste, der Allerabscheulichste; unterworfen allen Plagen, Schmerzen und Leiden … Nicht allein aber hat er sich seiner göttlichen Gewalt entäußert, sondern auch seiner göttlichen Weisheit. Denn er hat in der höchsten Einfalt gewandelt, als ein Unwissender; nicht als ein hochgelehrter, ansehnlicher Meister, der mit großer Kunst und Weisheit protzt, sondern in der Stille, in der Wahrheit göttlicher Kraft, in Unschuld, in Heiligkeit, in der Liebe, Sanftmut und Demut und mit schlichten Worten hat er den Weg Gottes gelehrt. Er hat sich auch entäußert des Ansehens großer Herrlichkeit. Darum ist er mit den Sündern umgegangen, hat mit ihnen gegessen, getrunken, daß er sein Amt verrichtete, das Verlorene wieder zu suchen.

Christus muß zu Hohn und Schmach gekleidet werden, nicht allein mit einem weißen Kleide, welches ein priesterlich Kleid war, sondern auch mit einem roten Purpurkleid, welches ein königlich Kleid war, auf daß er uns das priesterliche und königliche Kleid wieder erwirbt.

Bist du Gottes Sohn, so hilf dir selber. Sehet, das ist das Ärgernis des Kreuzes, daran sich alle Vernunft stößt, daß Gott seinen Sohn mit so großem abscheulichen Kreuz belegen soll. Und hat doch nicht anders sein können; es hat dies Kreuz niemand anders tragen und ausstehen können denn Gottes Sohn. Sein Leiden wäre uns auch nichts nütze gewesen, wenn er nur ein pur lauter Mensch gewesen, so wenig als Petri und Pauli und aller Heiligen Leiden uns nützen können. Darum hat Gottes Sohn für uns leiden müssen, auf daß sein Leiden eine große, heilsame Kraft gewinne, uns zu erlösen.

Wie herrlich, köstlich und lieblich ist es nun, daß unser höchster und bester Schatz, das Reich Gottes, nicht ein äußeres, sondern ein inneres Gut ist, welches wir stets bei uns tragen, verborgen vor aller Welt und vor dem Teufel selbst, welches uns auch weder Welt noch Teufel nehmen kann, und zu dem wir auch keiner großen Kunst und vieler Sprachen oder Bücher bedürfen, sondern ein gelassenes, Gott ergebenes Herz.

Mancher denkt, es sei ein groß Werk, der Welt Gunst zu haben, soviel lustige, gute Gesellschaft in der Welt haben, daß man kann fröhlich sein, großer Leute Freundschaft haben, denn das steht stattlich und ehrlich vor der Welt, gibt einen großen Namen und Ehre, macht berühmt, genießt auch ihre Wohltat, wird reich dadurch und das heißt, sich bei ihrem Feuer wärmen. Aber das ist sehr gefährlich, denn wer der Welt und hoher Leute Gunst haben will, der muß sich alles gefallen lassen, was sie tun und darf nicht viel dawider reden; kommt's dann dazu, daß Christus und sein Wort verfolgt wird, und er will Gunst, Ehre und Reichtum behalten, so muß er Christum mit verleugnen und verfolgen helfen, denn er ist mit Herren-Gunst und Wohltaten gefangen und gebunden als mit einer Kette.

Das Reich Gottes ist verborgen vor menschlichen Augen. Hüte dich vor allem, das einen großen Schein vor der Welt hat oder du wirst betrogen, denn durch wahre Buße muß alles zunichte werden und untergehen, was hoch, heilig, weise, klug und ansehnlich ist. Wer hätte das Reich Gottes bei den Propheten im Alten Testament und bei den Aposteln, ja bei Christo selbst gesucht. Was waren es für schlichte, verachtete Leute vor der Welt nach dem äußeren Ansehen!

Die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern geistlich. Unsere Stärke steht nicht im Schwert und Harnisch, sondern im Stillesein und Hoffen. Durch Leiden überwand David den Saul, Christus den Teufel und die Welt. Wir müssen auch also siegen nach dem Exempel Christi. Er hat uns kein Schwert in die Faust gegeben, sondern Gottes Wort, den Glauben, der ist der Sieg über die Welt, und die Geduld.

Die wahre himmlische Weisheit hält nicht viel von sich selbst und sucht nicht, daß sie auf Erden gelobt werde. Darum ist sie ein schlichtes und geringes Ding und schier in Vergessenheit gekommen, wiewohl viel von ihr gepredigt wird; aber weil man mit dem Leben ferne davon ist, so bleibt diese edle Perle vor vielen verborgen. Willst du sie aber haben, so mußt du menschliche Weisheit, eignes Wohlgefallen und eigene unordentliche Liebe verlassen. Also kannst du für die hohe, köstliche, irdische, menschliche Weisheit die himmlische erlangen. Du bekommst für die hohe Weisheit dieser Welt ein geringes und schlechtes Ding vor der Welt, welches aber himmlisch und ewig ist.

Der Prediger beste Besoldung ist Armut und Verachtung. Es ist nicht auf solche Versammlungen (Hoher Rat) zu hoffen, daß sie Christi Wort und Ehre retten werden. Es sehe ein jeder auf Gottes Wort und gründe seinen Glauben nicht auf Versammlungen, sondern auf Gottes Wort. Die Heilige Schrift ist die rechte Versammlung, da sind die heiligen Väter, Propheten und Apostel beieinander.

Verlasse alle Dinge, so findest du durch den Glauben alle Dinge.

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