Ahlfeld, Johann Friedrich - Das Leben im Licht des Wortes Gottes - Das Kind und seine Lehrer.

Ahlfeld, Johann Friedrich - Das Leben im Licht des Wortes Gottes - Das Kind und seine Lehrer.

Evang. St. Joh. Kap. 21, V. 15:
Da sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon Johanna, hast du mich lieber, denn mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißest, dass ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Weide meine Lämmer.

Brief an die Hebräer, Kap. 13, V. 17:
Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen: denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen; auf dass sie das mit Freuden tun, und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut.

Herr Jesu Christe, gehe du mit deiner Reformation, mit deiner Tempelreinigung auch durch unsere Schulen. Fege aus denselben alle Menschenweisheit und eigene Klugheit, welche die Kinder an ihrem Heile irre macht hinaus. Stelle du da überall dein heiliges Wort auf den Leuchter. Gib den Lehrern St. Pauli Wort recht ins Herz: „Ich glaube, darum rede ich.“ Mache sie alle recht demütig, kindlich und einfältig, dass sie als die Kinder zu den Kindern reden und mit ihnen beten können. Mache es ihnen vor allem zur Aufgabe, dich den Kleinen recht nahe zu bringen. Der Kinder aber nimm dich in Gnaden an,. gib ihnen demütige offene Herzen, die sich an der Heilsbotschaft freuen und erquicken, wie der Hirsch am frischen Wasser. Allen Eltern aber schärfe du das Gewissen, damit sie nicht verderben, was die Schule gut machen will. Lass sie vielmehr Mithelfer werden an dem Heil der Seelen, welche du ihnen zunächst anvertrauet hast. Herr, segne also die Jungen und Alten durch dein teures Wort im heiligen Geist. Amen.

Wir sind, in dem Herrn geliebte Leser, bisher mit dem Kinde im Hause geblieben. Da kann es aber nicht zeitlebens bleiben. Von dem großen Gnadenhause Gottes, des besten Vaters über Alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden, hat das Wort seine Wahrheit: „Der Sohn, das Kind, bleibet ewiglich im Hause.“ Aber nicht so von unsern Häusern. Frühe fängt das Kind an auszuwandern. Wo gehen seine ersten regelmäßigen Wege hin? In die Schule. Zu den Füßen des Lehrers soll es sitzen. Die Schule ist eine Tochter der christlichen Kirche. Die Lehrer sind Helfer der Kirche an ihren jungen Gliedern. Sie sind wieder auch Helfer der Eltern, sie nehmen einen Teil des väterlichen Amtes auf sich. Was die Eltern selbst nicht leisten können, das leisten die Lehrer, nach dem Wort des Apostel Petrus: „Dienet einander, ein Jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.“ Ja, die Lehrer haben in der christlichen Kirche eine ganz andere Stellung als in der Heidenwelt und in dem Volke Israel. Von Schulen für die liebe Jugend ist in den Büchern des alten Testaments fast gar nicht die Rede. Nur gewisse Propheten sammelten von den Tagen Samuels an Scharen von Jünglingen um sich, die sie für den Prophetendienst ausbildeten. Diese unterrichteten sie im Gesetz, mit welchem die Sünden des Volkes gestraft werden sollten, und über welchem sich auch die heilige Weissagung auf die Tage der Erfüllung und der Gnade erhob. Zu Propheten konnten sie sie freilich nicht erziehen. Die Gabe der heiligen Weissagung war ein freies Geschenk des heiligen Geistes. Allerdings erwählte siel, dieser am liebsten solche Werkzeuge, welche durch Kenntnis des Gesetzes und durch einen stillen, dem Treiben der Welt entzogenen beschaulichen Wandel seiner Stimme am Ersten zugänglich waren. Außerdem hatten die Könige und die Mächtigen unter dem Volke Lehrer für ihre Kinder. König David lässt seinen Sohn und Erben, den Salomo, durch den Propheten Nathan unterweisen. In den meisten Familien lag aber der Unterricht im Gesetz den Eltern ob. Sie sollten es ihren Kindern einschärfen, damit sie es nimmer vergäßen. So war es auch noch in den Tagen des Herrn und seiner Apostel. Es gab auch da gewisse Schulen für Kinder. Gamaliel hatte in Jerusalem eine Schule, Paulus hat zu seinen Füßen gesessen. Doch war dies nur eine kleine Schar von Jünglingen, und von Unterweisung der Mädchen wissen wir gar Nichts. Die Judenschulen, welche in den Evangelien so oft erwähnt werden, sind keine Schulen für Kinder, sondern für Erwachsene. Weil Israel nur den einen Tempel hatte, wurde ihnen in diesen Schulen in den einzelnen Städten das Gesetz vorgelesen. Der Unterricht der meisten Kinder, wenn sie anders unterrichtet wurden, lag wiederum in den Händen der Eltern. Bei den Heiden war dies noch ärger und ärmlichem Der Lehrer war bei Griechen und Römern in reichen Familien ein Sklave. Er war gekauft, und wurde, wenn man seiner nicht mehr bedurfte, auch wieder verkauft. In höherer heidnischer Erkenntnis unterrichteten die Weltweisen. Sie sammelten oft große Scharen von Schülern um sich; sie hatten ihre besonderen Schulen. In der Apostelgeschichte wird uns die Schule eines gewissen Tyrannus genannt, in welcher Paulus in der Stadt Ephesus predigt. - Die christliche Kirche ist die erste große Gemeinschaft, welche es von jeher für ihre Pflicht geachtet hat, ihre Kinder sämtlich in dem Heilswege zu unterweisen. Sie hat der Schule und den Lehrern eine würdige Stellung gegeben. In ihr sind die Lehrer Diener ihres Herrn und Heilandes an der lieben Jugend. In ihr ist auch diese Jugend von jeher zu einer kindlichen, ehrfurchtsvollen Stellung und zu herzlicher Dankbarkeit gegen die Lehrer angewiesen worden. Wir wollen mit einander das Verhältnis beider zu einander betrachten, und zwar zuerst:

Was darf das Kind vom Lehrer erwarten? - „Weide meine Lämmer“, spricht der Herr zu Petro. Dieser Spruch ist bei unzähligen Schuleinweihungen, Lehrereinführungen und sonstigen Schulfesten angewandt worden. Diesen Spruch sehen die Lehrer als ihre wesentlichste Berufung, als ihre Ehre und Krone an. Und das soll ihnen auch Niemand nehmen. In diesem Spruche liegt aber auch für sie die heiligste Verpflichtung. Der Herr gibt eben keine große Ehre ohne eine große Pflicht. Zuerst wird ihnen da gesagt, wer die Kinder sind. Sie sind Jesu Christi Lämmer. Sie sind seine kleine Herde. Sie gehören dem Herrn an. Als sein Eigentum sollen sie die Lehrer betrachten. Sie sind die Lämmer, die das Lamm Gottes rein und weiß gewaschen hat mit seinem teuren Blute. Da vertrauet denn der Herr den Lehrern etwas gar Großes an. Sein Ebenbild legt er in ihre Hände. Das sollen sie herausbilden helfen. Die Pflanzen aus Eden übergibt er ihnen. Die sollen sie begießen, beschneiden Und bewachen, damit das Unkraut der Welt sie nicht erdrücke und ersticke. Seine zukünftige Gemeinde vertraut er ihnen an. Diese sollen sie heranziehen helfen zu dem Alter der vollkommenen Mannheit in Christo Jesu. - Christi Lämmer müssen nun notwendig auch auf Christi Weide geweidet werden. Frühe müssen sie bekannt werden mit dem Herrn, der das Brot des Lebens ist, und mit dem Worte, welches unserer Seelen Speise ist. In jeder christlichen Schule ist und bleibt das Evangelium und das ganze Wort Gottes das erste Lehrstück. Christum lieb haben ist besser, denn Alles wissen. Die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang. Jesus Christus ist der Edelstein, der Diamant in dem Ringe aller Erkenntnis. Wenn er nicht darin steht, oder wenn er durch Menschenlehre verdunkelt ist, werden auch alle andern Steine blind. So der Herr nicht frühe in das Herz des Kindes gepflanzt ist, wird alle andere Erkenntnis dem Kinde nur zum Verderben gereichen. Sie wird eine Stiege zum Hochmut, und eine Dienerin zu allerlei anderer Sünde. Wenn aber der Heiland und das Heil im Mittelpunkte stehet, dann muss auch alles andere Wissen dem Reiche Gottes und dem Heile dieser Seele dienen. - Christi Lämmer müssen mit Christi Weide geweidet werden. Sie müssen auch in Christi Art behandelt werden. Christi Art aber ist ungefärbte heilige Liebe, der es vor Allem um das Heil der Seele zu tun ist. O fehl doch, mit welcher Treue er an einem Petrus arbeitet. Wie manches liebe Wort, wie manches Strafwort hat er an ihn gewandt! In der Liebe ist Liebe und in der Strafe ist Liebe. Als Petrus den Herrn dreimal verleugnet hatte und dieser, gebunden von seinen Feinden, seine Liebe mit keinem Worte mehr aussprechen konnte, da sammelt er sie zusammen in einen Blick, und schickt diesen dem Petrus nach. Er traf das Herz des gefallenen Jüngers, und die Tropfen des blutenden Herzens rannen diesem alsbald über sein Angesicht. Nach der Auferstehung hat er keinen Jünger so eifrig und brünstig gesucht wie diesen Petrus. Ihr Lehrer, da lernet von eurem Meister, dem von Gott gekommenen Lehrer, wie man die Schwachen tragen muss; wie man mit Liebe und Ernst - mit jedem zu seiner Zeit - den Seelen nachgehen muss. O stoßet kein Kind fort. Denket nicht, dass eins unwiederbringlich verloren ist. Ihr habt ja Elternamt. Wie die Mutter an das schwächste Kind die meiste Liebe wendet, so tut es doch auch. Ziehet sie mit Freundlichkeit und Strafe, wie euer Herr gezogen hat. Er wolle euch auch das Auge voll Liebe und Trauer geben, dessen Blick wie ein Haken in das Herz fährt, und das ergriffene Kind nicht wieder loslässt. - Und wenn ihr ein Kind seiner geringen Anlagen halber in manchen Teilen der Erkenntnis wenig vorwärts bringen könnt, so sehet dock nur zu, dass ihr in der Hauptsache, in der Erkenntnis des Heils, in ihm einen guten Grund leget. Versäumet es ja nicht, mit den Kindern und für die Kinder zu beten. Wenn der Landmann gesät hat, dann hebet er seine Augen auf und flehet um Regen. Der Herr muss das Gepflügte tränken und den Samen begießen. Ihr säet auch alle Tage, Sommer und Winter. Geht nicht von dannen ohne eure Augen aufzuheben zu den heiligen Wolken. Der Herr muss begießen. Niemand kann ja Jesum Christum einen Herrn heißen ohne durch den heiligen Geist. Aller Glaube und alle Heiligung ist ein Gnadenwerk, und darum muss es erbeten sein. - Bittet auch den Herrn fleißig, dass er im heiligen Geist sein Bild euch aufprägen wolle. Ihr seit nebst den Eltern, Paten und Verwandten die nächsten Freunde des Kindes. Ihr tretet ihm zuerst entgegen, wenn es die ersten Tritte aus dem elterlichen Hause tut. Die Achtung des Lehrers geht dem Kinde voran. Er soll in seinem Tun und in seiner ganzen Art dem Kinde als Vorbild gelten. Ei, möchte doch allen Kindern in ihrem Lehrer ein rechter Bekenner und Nachfolger Jesu Christi entgegentreten! Möchte doch auf das weiche, wächserne Täflein jedes Kindesherzens solch Bild geprägt werden! Welcher Segen würde dadurch über die liebe Jugend kommen! Umgekehrt, welchen Schaden kann ein ungläubiger Lehrer durch Wort und Wandel tun! Er bringt .teils die Kinder um die heiligste Freude der Jugend, und teils säet er einen bösen Samen in das Herz, der da fortwuchert und oft zeitlebens nicht wieder ausgerottet werden kann. Darum sollen christliche Obrigkeiten wohl Ihrer Schulen wahrnehmen, und christliche Eltern ja recht offene Augen haben, in welche Hände sie das Kind geben. Der Vorsteher einer Bauerngemeinde, welche einen unwürdigen Lehrer hatte, beschwerte sich vor der Obrigkeit darüber und sprach sich dabei so aus: „Unsere Lämmer haben wir im Frühjahr im Stalle. Wenn sie ausgetrieben werden sollen, hüten wir uns wohl, sie einem untüchtigen und untreuen Hirten zu geben. Unsere Kinder sind unsere besten Lämmer. Erst haben wir sie zu Hause gepflegt und so gut wir konnten unterrichtet und beten gelehrt. Nun sollten wir sie einem untüchtigen und untreuen Hirten geben? Wir tun das nicht einmal mit den Lämmern, viel weniger mit den Kindern.“ Ja, geliebte Gemeinde, die Eltern müssen von dem Lehrer erwarten können, dass er ihre Kinder als die Lämmer Christi auf der rechten Weide in Jesu Christi Art weide. -

Was darf nun der Lehrer von den Kindern erwarten? Dass sie kommen als die Lämmer Christi, und dass sie Ehrerbietung gegen ihn mitbringen als gegen einen Arbeiter Christi an ihren Seelen Für die ganze christliche Gemeinde heißt es: „Einer komme dem Andern mit Ehrerbietung zuvor.“ Nun so gilt dies viel mehr von den Ämtern, die der Herr zu solchem Dienst eingesetzt hat. Er selbst aber hat Etliche zu Aposteln, Etliche zu Propheten, Etliche zu Evangelisten, Etliche zu Hirten und Lehrern gesetzt. Da ist es denn zuerst die Aufgabe der Eltern, dass sie den Kindern diese Ehrfurcht einpflanzen. Sie sollen mit Ehrerbietung und Achtung von dem Stande und von dem Manne sprechen, dem sie ihre Kinder anvertrauen. Und so sie mit seinen Schwächen bekannt sind, sollen sie über dieselben vor ihren Kindern nicht reden. Wo aber die Kinder einmal Klage führen über den Lehrer, wo sie von ihm ungerecht behandelt sein wollen, da sollen die Eltern nicht die Partei der Kinder nehmen und ihnen beistimmen. Mit einem schelen Worte gegen den Lehrer kann die ganze Achtung des Kindes gegen ihn untergraben werden. Es schleicht sich dabei ein Wurm in das Herz des Kindes, welcher die ganze Frucht des Unterrichtes zernagt. - Ein Kind soll ferner dem Lehrer mit Demut entgegentreten. Dabei denkt an den Herrn, an den zwölfjährigen Jesus im Tempel. Er saß mitten unter den Lehrern und hörte ihnen zu und fragte sie. Er, in dem alle Weisheit verschlossen ruhte, demütigte sich unter die Männer, die Gott in das Amt gesetzt hatte. Wehe den frühreifen Kindern, die Alles besser wissen, die überall meistern wollen, die sich mit vornehmer Altklugheit dem Lehrer gegenüber setzen und auf sein Wort nicht achten, sondern dasselbe meistern wollen. Sie sind keine Kinder mehr. Der Herr wolle sich unserer Jugend erbarmen. Wir haben viele Knaben und Mädchen darunter, die von dem demütigen Gehorsam Nichts mehr wissen. Wir haben viele Knaben und Mädchen darunter, die gegen ihre Lehrer kein Herz haben, die sich nicht mehr kindlich an sie hingeben, sondern allenfalls eine klägliche Stellung gegen sie annehmen. Es ist, wenn er zugegen ist, ein dürftiger Gehorsam da. Es ist allenfalls eine Scheu vor dem Buchstaben des Gesetzes da, aber kein Herzensgehorsam. Die väterliche Ehrfurcht, welche die Kinder den, Lehrer schuldig sind, ist bei vielen gewichen. - Aus der Ehrfurcht und Demut soll im Kinde erwachsen ein unbedingter Gehorsam. Die Lämmer folgen dem Hirten. Auch hier gilt das Wort: „Ihr Kinder, seit gehorsam euren Eltern in dem Herrn, denn das ist billig;“ denn der Lehrer führet einen Teil des väterlichen Amtes. Und um dies allen Kindern recht ans Herz zu bringen, heißt es im Briefe an die Hebräer: „Gehorchet euern Lehrern und folget ihnen, denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen, auf dass sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut.“ Jeden Ungehorsam gegen den Lehrer sollen die Eltern ansehen, als sei er gegen sie selbst geübt. Weil es jetzt in den Kindern so oft an jenen heiligen Grundlagen fehlt, fehlt es bei ihnen auch an den letzten kindlichen Tugenden, dem Lehrer gegenüber, an der Liebe und Dankbarkeit. Es kann uns kein Mensch etwas Größeres geben, als der, welcher uns den Herrn nahe bringt, welcher uns mit Liebe, Ernst und Gebet auf den Heilsweg führt, welcher uns weiter heranbildet in die Ähnlichkeit unseres Herrn Jesu Christi, welcher uns fördert an dem, der das Haupt ist, Jesu Christo. Fürwahr, solche Arbeit, solche Herzens - und Seelenarbeit ist alles Dankes wert. Der Lehrer ist nicht. abgefunden mit dem Schulgelde. Er kann nicht bezahlt werden wie ein Handwerker. Für Herzensarbeit gebührt ihm ein Herzensdank. Rührend ist oft der Dank der Heiden gegen ihre Lehrer gewesen Der römische Kaiser Marc Aurel überhäufte seine Lehrer nicht allein mit Gütern und Würden; nein, als sie gestorben waren, setzte er, der Heide, ihre Bilder auch unter seine Hausgötter. Als Heide tat er so unrecht eben nicht, denn in Vergleich mit den andern Göttern verdankte er den Lehrern jedenfalls Mehr als jenen. Dem alten römischen Weisen Seneca brachten seine Schüler eines Tages Geschenke. Nun war ein Armer darunter, der Nichts bringen konnte. Dieser trat weinend vor den Lehrer und sagte ihm: „Ich habe Nichts, aber ich bringe dir mich, mein Herz und meine Liebe.“ - Und nun, Christenkinder, christliche Schüler! Sie haben von frommen Lehrern jedenfalls mehr empfangen als jene Heiden von ihren Lehrern. Sollen, können sie kalt an ihnen vorübergehen und sie nicht mehr kennen? Nein! das darf nicht sein, sie haben sonst das Beste von ihnen nicht mitgenommen, was sie mitnehmen konnten. - O Herr, gib uns wieder demütige, gehorsame und dankbare Schüler, die ihren Schulberuf ansehen als einen Gottesdienst, als ein heiliges Amt. Dann dürfen wir auch fragen nach dem Segen, der für das weitere Leben des Kindes aus solcher gesunden Schule erwächst.

Teure Leser, wenn der Herr im Hause wohnt, wenn er bei euch seine Herberge hat, und er begegnet dann in der Schule dem Kinde wieder, dann darf man wohl hoffen, dass er auch im Kinde gegründet werde und eine Gestalt gewinne. Lehre und Leben sollen zusammenwirken, dass das Evangelium in den Kindern Leben werde. In solcher Schule sind die Kinder glückliche Kinder. Es wird keine tote Kopf- und Gedächtnisarbeit getrieben. Es geht vom Herzen zum Herzen. Die Kindheit ist dem Kinde eine selige Morgenzeit. Ob das Kind auch arm sei, es ist doch unaussprechlich reich. Da ist reicher Gottessegen. Die Schule wird dem Kinde die erste Schule des Lebens. Da lernt es Liebe üben. Da lernt es dem Andern dienen. Da wird es auch eingeführt in die christliche Demut. Im Hanse ist es leicht das klügste unter den Geschwistern, oder es steht auch wohl allein da. Im Hause drehet sich flugs die ganze Liebe der Eltern und die Aufmerksamkeit der Dienstboten um das Kind. So kann es in der Schule nicht sein. Die Liebe und Sorge des Lehrers muss sich unter Alle teilen. In der Schule muss es Andere anerkennen lernen. Jeder begegnet auf seinem Wege Mitschülern, die treuer, fleißiger und tüchtiger sind. Das Alles braucht Gott, um die Demut ins Herz zu gründen. - In der Schule gleichen die Stände sich aus. Manches Kind bringt durch die Eitelkeit der Eltern oder die Torheit der Dienstboten einen krankhaften Standesstolz mit. Dort muss es mit Kindern verschiedener Stände zusammen leben und lernen, und sie endlich auch lieben. Ei, so arbeitet die Schule darin der Kirche trefflich vor. Die Kinder verschiedener Stände lernen sich zusammen als eine kleine Gemeinde fühlen. - Die Schule ist eine Mutter der Ordnung. Die Stunden sind bestimmt geteilt. Die Lehrer sollen sie auch mit rechter Treue halten. Das Kind soll seine Zeit einteilen und auskaufen lernen. In einer Stunde muss es dies, in der andern das tun. Die Pfeiler der Ordnung werden durch die tägliche Regelmäßigkeit in das Herz gegründet. In den kleinen Arbeiten, die aber zur bestimmten Zeit geliefert werden müssen, bildet sich das Gefühl der Pflicht und die kleine Treue aus. Und wer als Kind im Kleinen treu ist, der ist auch später im Großen treu. - Wir könnten noch Viel sagen von Liebe und Jugendfreundschaft, die hernach zur Lebensfreundschaft wird. Ja, die Schule ist die Wiege vieler lieben christlichen Freundschaft geworden. Aber ihrer wollen wir. später einmal besonders gedenken. Mag es heute hierbei genug sein. Wir haben den Wert einer christlichen Schule wohl erkannt. Der Herr wolle uns nur Gnade geben, dass auch unsere Schulen diesem Bilde immer mehr entsprechen. Er wolle helfen, dass den Eltern fromme, dankbare Kinder gezogen werden, von denen das Wort der Schrift Wahrheit ist: „Das Kind aber nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.“ Zu einer Römerin kam einst eine sehr aufgeputzte Dame und zeigte ihr ihre prächtigen Juwelen. Die Römerin schwieg stille, bis ihre Kinder aus der Schule kamen. Da sprach sie auf diese hinweisend: „Das sind meine Juwelen.“ Mögen unsere Kinder auch alle so aus der Schule kommen, dass wir sie in Wahrheit so nennen können. Der Herr wolle Gnade geben, dass dem Vaterlande in der Schule fromme, treue und feste Bürger, und der Kirche demütige, gläubige Glieder erzogen werden. Dann hat die Schule ihren Beruf erfüllt. Dann ist sie den Kindern ein Segen gewesen. Dann gilt auch den Lehrern das Wort: „Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so Viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“ Herr, gib uns solche Schulen, und segne unsere Kinder in ihnen. Amen.

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