Agricola, Stephan - Schlußreden von der rechten betrachtung des leydens Christi.

Agricola, Stephan - Schlußreden von der rechten betrachtung des leydens Christi.

  1. Das leyden Christi ist vnser ainiger schatz aller hilff.
  2. Das leyden Christi kommt so vil zu nutz zu gutt vmb hilff als vil es recht glaubt/ gliebt vnd geschetzt wirt.
  3. Das leyden Christi soll sein vnser weysung/ das wir jm folgen/ das wir es lieben/ angesehen vnnser erledigung von grossem ellend dardurch allain beschehen.
  4. Der hat das leyden Christi recht lieb der die wunden Jesu Christi baß befindt dann die sein wunden/ wie der schacher der sprach wir leyden billich aber der mensch hat kain vbel gethan.
  5. Der recht lieb hatt das leyden Christi/ Dem thutt nicht wirser dann das da hat beschmertzigt Christum vnd das Christo ist ain leyden gewest das ist im auch ainleyden mit Christo.
  6. Aber Christo hat das creütz oder leyden gemacht/ das der mensch mer aigne lieb het dann gottes lieb.
  7. Aigne lieb ist die wurtzel vnd anfang aller sünd.
  8. Die sünd mit jrer mutter der aygne lieb sein allayn Christo vrsach gewest zu leyden vnd zu sterben.
  9. Als vil in mir ist der aygne lieb vnnd als vil sünd/ darauß geflossen sein vnd fliessen/ als vil bin ich schuldig am blut Christi/ ja als vil ernewer ich sein creützigung/ got sey es klagt.
  10. Darumb wer recht/ das leyden Christi batracht dem ist alle begird des flaysch vnd der welt/ ain creütz vnd am schmertzen.
  11. Diser schmertzen laß nichts in dem hertzen vor got/ oder mit gott geliebt werden ja liebt alle ding/ allain zu gottes lob und willen.
  12. Die betrachtung des leydens Christi on solche lieb vnnd schmertzen/ wie gesagt ist/ wenig oder nichts nutz.
  13. Die gelert haben vil dem leyden Christi zu beeten/ on solch lieb vnd schmertzen haben das volck betrogen/ das leyden Cristi will haben nachfolgung vnd nit vil klaffs.
  14. Als Christus erhöcht ist vom erdtrich am creütz also sollen wir auch vnns hie erhöhen vonn aller yrdischer lieb/ die da Christo das creütz gemacht hat.
  15. Wann du hörst leytten die groß glogken am Freytag zu der betrachtung des leydens Christi rat ich dir nit das du fünff oder zehen pater noster betest.
  16. Ich radt dir aber das du die schönen waffen Christi damit er den teuffel vnnd als leyden vber wunden hat/ von Gott bitst. Dise waffen seind:
  17. Gehorsam gottes willens. Rechte gentzliche lieb gottes In allem leyden gedult. In allem gutten verharrung. Rechte ware demütigkait. In allen dingen gelassenhait.
  18. Dise tugent sein das recht creütz mit Christo biß inn todt zu tragen.
  19. Dise best betrachtung des leydens Christi ist/ mit Christo dem herrn/ aigner lieb vnnd aller begird des flayschs vnnd der sünd sterben/ vnd in gentzlich widersagen/ wie an der tauff beschehen ist.
  20. Vnd dise betrachtung hat auffgesetzt vnser herr Christus an dem abent essen/ So er das hochwirdig Sacrament seynes leybs vnd blut eynsetzt/ da er sprach als offt jr das thut/ so thut es in meiner gedächtnus.
  21. Wer das Sacrament on solche sterbung der sünden vnd dem flaysch handlet oder wandlet der thut wider die auff setzung Christi.
  22. Es ist dem Sacrament ain klaine Eer alles was mann thut mit liechtern vnnd mit vmbgengen/ onn solche sterbung der sünd vnd dem flaisch.
  23. Der täglich Meß helt/ der soll täglich von sünden vnnd dem flaysch sterben sonst spot er gottes vnd seins leydens.
  24. Also auch wer teglich Meß hört onn solche betrachtung vnd nachuolgung des leydens Christi begert der lesteret got vnd verspot sein testament.
  25. Wer recht betrachten wil die gröst vnd schörpff des leydens Christi/ der muß ansehen/ diie grösse/ der lieb gotes an der wirdigsten seel Christi.
  26. Aber die selbig ist grösser dann aller creatur maß begreyffen kan/ quia datus est eispiritus non ad mensuram.
  27. Der muß auch an sehen/ die größ der grawsamigkait vnd der boßhayt des teuffels wider den Christus gefochten hat mit seinem leyden.
  28. Nichts seyner grawsamkayt hat der teüffel vnderlassen wider Christum zu erwecken.
  29. Christus hat allain mit leyden vnnd gedult ja gelassenheit den teuffel müssen vberwinden.
  30. Ye grösser ist die lieb gottes in ainer seel/ ye grösser ist der schmertzen von wegen der belaydigung gottes.
  31. Christus ist von gott verlassen gewest nach der menschhyat/ von wegen kainer hilff in dem leyden/ aber nit das er wer vberwunden wodern von dem leyden.
  32. Allain mit geduldigem leyden nach gottes willen/ überwindt man den teuffel darumb schat dem teuffel meer ain gedultig lamb dann ain bröllender leo.
  33. Owol gewiß vnd groß ist es gewesen die lieb gottes gegen vnns/ das er sein Sun in solchen kampff mit leyden allain wider alle boßhayt/ des teuffels zu vberwinden gegeben hat.
  34. O wie groß ist sein lyeb gewesen gegen vnns/ das solch vberwindung in vnd mit dem angenommen menschen beschehen ist/ vnd der ellend mensch in Christo ain herr über den teüffel wordenn/ vnnd all sein listigkayt mit leyden vberwundenn hat.
  35. Durch leyden allain ist Christus worden/ der erst geborn auß der vrstent der todten.
  36. Die größ aller angst betrübenus trawrigkaytt/ Vnnd schmertzen/ ja verlassung hatt der teüffel wider die seel Christi bewegt/ wann es stet/ von Christo geschriben/ das er ist geben worden/ aller vergessenhayt vnd verlassenhait.
  37. Es haben wider die seel Christi gestritten all teuffel/ darumb sprach der herr am ölberg das ist ewer stund/ vnd gewalt der finsternuß.
  38. O aller ellendest lämlin/ Du wirdigste seel Christi/ wye bist du allain den wolffen/ gelassen on alle hilff/ vnd bitest danocht für sy die vonn den wolffen besessen waren/ Sprechendt vatter verzeych vnnd vergib jn/ sy wyssend nit was sy thondt.
  39. O wie ganz ist es gewesen/ die seel Christi das sy von gedult in leyden nye bewegt ward.
  40. Den englen gotttes ist nach der freüd Gottes nyessung kain grössere/ dann von dem leyden Christi das vberwunden hat den teuffel gots feyndt.
  41. Es thut vnnß nit so wee das fewer als/ dem Teuffell ain pein vnd wyettung macht das leyden Christi/ dardurch er überwunden ist.
  42. Alle knye der teuffel naygen sich vnnd müssen das thon gegen dem leyden Jhesu/ Das da ist der sig Christi vnnd des menschen.
  43. Des thut dem teuffell wee/ das er sicht/ das er selber das gemacht hat/ darmit Jhesus vnd der mensch sein herr ist worden/ wann er hat das leyden Christi erweckt inn dem hertzenn der bösen.
  44. O wol ain macht ist es dem lyden Christi geben/ das S. Paulus/ daruon sagt es hat got gefallen das er durch das creütz alle ding vergentz in hymel vnd auff erden.
  45. O wie groß ist des leydens Christi mechtigkayt/ das es die vnergrifflichen/ gerechtigkayt gottesvergleycht vnd genaigt hat.
  46. Darauff man mercken muß/ das entlich grösser ist/ dye macht des leydens Christi dann alle mechtigkayt der sünd.
  47. Wann ainer bürg wirt für yemandt/ So muß er denselb schuldner vertretten mit der bezalung/ wa es der schuldner nit bezalen mag/ also hatt gethan Christus vnnser schuldsein gemacht.
  48. O wie seind das groß lugner die vns geleert haben für die sünd gnug thon/ sy stelen dem leyden Christi sein macht.
  49. Christi leyden ist grösser gwesen dann die schuld aller sünd warumb auch nit denn die pein aller sünd.
  50. O wie groß ist sein lieb geweset/ das er nit allain hat wollen der sünd größ mit gleycher größ des leydens vergleychens/ sonder mit gehauffter vnd vberflissiger maß für die sünd gnug thon.
  51. Es ist ain grosse belaydigung gots beschehn in der sünd. Aber wie der sand des Mörs ist grösser über vns worden gotes gunst durch das leyden Christi.
  52. Es hat also lieb got der vatter die erkantnus des leydens Christi in gentz des glaubens/ vnd lieb/ das er sich nit enthalten mag/ er gieß eyn sein gayst in das gemüt des erkanten.
  53. Wann der Bapst möcht solliche erkantnus des leydens Chrsti in glauben vnd lieb geben/ villeycht möcht er auch den schatz Christi geben wem er wölt.
  54. Die erkantnus Christi leydens in glauben vnd lieb/ ist die schlang von Mose auff gehenckt in der wüste wider das gifft der beyssenden schlangen.
  55. O Es ist ain groß leyden dem teuffel das er alweg sehen muß den sig des leydens Christi den er alweg nit sehen wolt.
  56. Die recht erkantnus Christi leydens macht das man jm anhangt jm nachuolgt vnd es ob alle dingen liebt.
  57. Das seind gleych die/ da von Johannes sagt/ die jr klaid waschen/ vm blut dem lemlin gots.
  58. Die erkantnus des leydens Christi wie gesagt ist enzündt das recht fegfewer vnd ringert die größ des leydens darinn.
  59. Als groß da ist die aignen lieb im teuffel als groß ist sein feyndtschafft gegen dem leyden Christi welchs alle aygne lyeb vertreybt/ vnd gibt gottes lieb allain.

In Summa

  1. Zu Jhesu Christo kompt nyemandt dann durch Jhesum Christum.
  2. Zu Jhesu kompt nyemant/ dann nach der leer Jesu.
  3. Mit Jhesu wirt nymant ewig leben dann der hie lebt.
  4. Nyemant lebt hie dann der Jehsum liebt.
  5. Es ist ain edels zu trincken auß dem kelch Christi.
  6. Der kelch ist das new Testament das trincken darauß haißt vnd ist glauben.
  7. On dises zu trincken ist kain hayl noch leben.
  8. Das testament zaigt an/ den tod des/ der des testament geben vnd gelassen hat.
  9. Darumb ist kain hayl noch leben/ on den todt des testamentgebers.
  10. Mit dem testamentgeber wirt nyemandt leben/ dann der den testamentgeber warhafftigklich liebt.
  11. Der testamentgeber ist selber das testament.
  12. Der Testamentgeber zeücht alle ding mit begir ann sich erhöcht vom erdtrich.
  13. Der da begert das leben/ vnd das hayl der wirt gezogen von dem erdtrich/ aber wir allain von dem testamentgeber.
  14. Als vil an dir ist der begird zu dem leben der lieb/ als fast bist du gebunden/ an das zug sayl des testators.
  15. Der herr sprach wer da glaubt in mich den wirt nymmer dürsten in ewigkayt/ das glauben ist sein blut trincken.
  16. Jhesus sprach/ Der da kompt zu mir den wirdt nymmer hungern in ewigkait.
  17. Kommen zu dem herren haißt in jn glauben.
  18. Glauben in jnm ist jn essen wann er ist das brott des lebens.
  19. Neymant kompt zu dem herrn dann der vatter ziech jn.
  20. Das zyehen ist von dem vatter durch eynsprechen inn das hertz gelert werden das Jhesus sey Christus.
  21. Das wort des herren hören/ ist hymel vnd engel speyß essen.
  22. Die wort sprach Christus/ Die ich red seindt gayst vnnd leben.
  23. Sant Petter lustet da zu schlemmen da er sagt/ Herr wo sollen wir hin geen/ du hast die wort des lebens.
  24. Alle tag zwiret soll der mensch zu disem brassen eylen wie er zwiret speyßt den leyb.
  25. So man glaubt in Christum so ißt man sein flaisch vnnd trinckt sein blut/ der glauben ist das essen vnd trincken.
  26. Glauben in Christum ist die speyß die ewig werdt.
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/a/agricola_s/agricola_stephan-schlussreden.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain