Whitfield, George - Der Herr unsere Gerechtigkeit

„Der Herr unsere Gerechtigkeit“
Jeremia 23,6

Wer mit dem Wesen des Menschen im allgemeinen oder mit den Neigungen seines eigenen Herzens insbesondere vertraut ist, muss zugeben, dass die Selbstgerechtigkeit der letzte Götze ist, den man im Herzen aufstöbert: Weil wir einst unter dem Bund der Werke geboren wurden, ist es für uns alle etwas Natürliches, für unser ewiges Seelenheil nach einem Bund der Werke zu greifen. Dazu haben wir uns durch unseren Abfall von Gott inzwischen einen derartig teuflischen Hochmut zugelegt, dass wir uns, wenn schon nicht völlig, so doch zumindest teilweise damit rühmen, unsere eigene Erlösung zu schaffen. Wir protestieren heftig gegen das Papsttum, und das mit vollem Recht. Dabei sind wir doch alle Papisten; zumindest bin ich sicher, dass wir alle von Natur aus Arminianer sind, und daher ist es kein Wunder, dass so viele natürliche Menschen diese Idee bereitwillig annehmen. Wir bestreiten zwar die Lehre vom Verdienst und schämen uns, direkt zu sagen, dass wir auch nur etwas Gutes aus Gottes Hand verdienten. Daher, wie der Apostel äußerst treffend bemerkt: Wir suchen (wir drehen uns im Kreis) unsere eigene Gerechtigkeit aufzurichten und sind so (wie die Pharisäer von jeher) der Gerechtigkeit Gottes (durch Jesus Christus unserem Herrn) nicht untertan.

Das ist das schlimmste, wenn auch das alltäglichste Übel, das man je unter der Sonne gesehen hat. Ein Übel, auf das man zu allen Zeiten, besonders in den verkommenen Tagen, in denen wir leben, gar nicht genug schimpfen kann. Denn so, wie es mit dem Volk steht, so steht es auch mit den Geistlichen. Und es ist zu befürchten, dass selbst da, wo einst die Wahrheit, wie sie in Jesus Christus besteht, in hohem Maße gepredigt wurde, viele Pastoren sich doch in so bedauerlicher Weise zu ihrem Nachteil von ihren frommen Vorgängern entfernt haben, dass sie die Lehre von der Gnade, besonders die von der persönlichen, vollauf genügenden Gerechtigkeit Jesu nur zu selten, zu flüchtig erwähnen. Daher erkaltet auch die Liebe in vielen. Und ich habe schon oft gedacht, wenn es möglich wäre, dass allein dieser Gedankengang genügte, um unsere ehrbaren Vorväter wieder aus ihren Gräbern zu erwecken; sie würden ihnen ihren tödlichen Irrtum um die Ohren hauen.

Die Gerechtigkeit Jesu Christi ist eines jener großen Geheimnisse, „was auch die Engel begehren zu schauen“, und sie scheint eine der ersten Lehren zu sein, die Gott den Menschen nach dem Sündenfall beigebracht hat. Was waren denn die Röcke, die Gott machte, um sie unseren Ureltern anzuziehen, sonst, wenn nicht Sinnbilder dafür, welche Bedeutung die Verdienste der Gerechtigkeit Jesu Christi für die Herzen der Gläubigen haben? Es wird uns gesagt, dass diese Röcke aus Tierhäuten gefertigt wurden. Nun, da die Tiere damals noch keine Nahrung für den Menschen darstellten, dürfen wir zu Recht folgern, dass jene Tiere als Opfer getötet wurden, zum Gedenken an das große Opfer, nämlich Jesus Christus, das später einmal dargebracht werden sollte. Und die Felle der so getöteten Tiere lehrten Adam und Eva, indem sie ihnen angezogen wurden, wie ihre Blöße einmal mit der Gerechtigkeit des Lammes Gottes bedeckt werden sollte.

Das ist damit gemeint, wenn uns gesagt wird: „Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.“ Davon haben schon sowohl das Gesetz als auch die Propheten gesprochen, besonders Jeremia in den Worten des Textes: „Der Herr unsere Gerechtigkeit.“

Ich möchte nun durch Gottes Gnade

  1. überlegen, wen wir uns unter dem Wort Herr vorstellen sollen.
  2. darüber nachdenken, wie der Herr die Gerechtigkeit des Menschen ist.
  3. Ich werde ein paar der wichtigsten Einwände betrachten, die im allgemeinen gegen diese Lehre vorgebracht werden.
  4. Ich werde einige verheerende Folgen aufzeigen, die das Leugnen dieser Lehre unwillkürlich nach sich zieht.
  5. Ich werde mit einer Ermahnung an alle schließen, zu Christus aus Glauben zu kommen, so dass sie mit dem Propheten in dem Text sagen können: „Der Herr unsere Gerechtigkeit.“

I. Ich werde nun überlegen, wen wir uns unter dem Wort **Herr** vorstellen sollen. "Der Herr unsere Gerechtigkeit."

Wenn jetzt irgendwelche von Neugier gepackten Arianer oder Sozinianer hören wollen, was der Schwätzer zu sagen hat, so sollen sie sich schämen, dass sie die Göttlichkeit jenes Herrn leugnen, der bereits mit seinem teuren Blut arme Sünder erkauft hat. Denn derjenige, der in dem Text in der Eigenschaft des Herrn genannt wird, ist Jesus Christus. Jer. 23,5: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.“ V. 6: „Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: Der Herr unsere Gerechtigkeit.“ Alle stimmen überein, dass wir unter diesem gerechten Spross Jesus Christus zu verstehen haben. Er wird in unserem Text Herr genannt. Wenn das so ist und es in der Bibel keinen anderen Text gäbe, der die Göttlichkeit Christi belegte, würde das reichen. Denn, wenn man das Wort Herr zu Recht Jesus Christus zuordnen darf, dann muss er Gott sein. Und wie ihr es in einer Randbemerkung Eurer Bibeln stehen habt, heißt das Wort Herr im Original `Jehova´, welches die eigentliche Anrede für Gott selbst ist. So kommt nun, ihr Arianer, küsst den Sohn Gottes, verneigt euch vor ihm und ehrt ihn so, wie ihr den Vater auch ehrt. Lernt von den Engeln, jenen Morgensternen, und verehrt ihn als den wahrhaftigen Gott. Denn sonst seid ihr genauso Götzendiener wie diejenigen, die die Jungfrau Maria anbeten. Und ihr Sozinianer, die ihr sagt, Jesus sei lediglich ein Mensch gewesen und trotzdem bekundet, dass er euer Erretter ist, ihr seid nach euren eigenen Grundsätzen verflucht: Denn, wenn Jesus nur ein Mensch ist, dann ist er nur ein fleischlicher Arm, und es steht geschrieben (Jer. 17,5): „Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm“. Aber ich möchte doch hoffen, dass es hier keine solchen Unmenschen gibt, zumindest, dass sie sich nach diesen Überlegungen schämen möchten, jemals wieder solch ungeheuerlichen Unsinn zu erwähnen. Denn es ist unmissverständlich, dass wir nach dem Wort Gottes unter dem Wort Herr den Herrn Jesus Christus zu verstehen haben, der hier selbst den Titel `Jehova´ annimmt, und daher muss er wahrer Gott vom wahren Gott sein. Oder, wie es der Apostel voll Andacht ausdrückt (Röm. 9,5): „..der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit.“

II. Als nächstes denke ich darüber nach, wie der Herr die Gerechtigkeit des Menschen sein kann.

Das geschieht nun, auf einen Begriff gebracht, durch die stellvertretende Zurechnung der Verdienste. Denn es gefiel Gott, nachdem er alle Dinge durch das Wort seiner Macht gemacht hatte, den Menschen zu seinem eigenen Bilde zu schaffen. Und so unermesslich tief hat sich der einzig Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit lebt, herabgebeugt dass, obwohl er vom Menschen und seiner Nachwelt ewigen Gehorsam hätte verlangen können, es ihm dennoch gefiel, sich durch ein Bündnis oder Abkommen zu binden. Ein Abkommen mit seinen eigenen Geschöpfen, in dem er ihnen Unsterblichkeit und ewiges Leben unter der Bedingung unfehlbaren Gehorsams gibt. Denn wenn es heißt (1. Mo. 2,17): „…denn an dem Tage, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben“, können wir zu Recht schlussfolgern, dass er, solange er gehorsam blieb und nicht davon aß, ganz gewiss leben sollte. Das 3. Kapitel aus Genesis gibt uns einen vollständigen, aber traurigen Bericht darüber, wie unsere Ureltern diesen Bund gebrochen haben und daher eine bessere Gerechtigkeit als ihre eigene benötigten, um ihre zukünftige Annahme bei Gott zu erlangen. Denn was mussten sie tun? Sie standen wie eh und je unter einem Bund der Werke. Und obwohl ihnen nach ihrem Ungehorsam die Kraft fehlte, mussten sie trotzdem nicht nur jetzt, sondern auch weiterhin, ja in vollkommenster Weise, all das erfüllen, was der Herr bereits von ihnen verlangt hatte. Und nicht nur das, sondern, um für das in ungeheuerlicher Weise verletzte göttliche Recht Sühne zu schaffen, wegen der Übertretung, die sie bereits begangen haben. Hier eröffnet sich nun der unfassbare Blick auf die göttliche Menschenliebe - ich meine damit, die Liebe Gottes zum Menschen. Denn siehe da, was der Mensch nicht schaffen konnte, übernimmt für ihn Jesus Christus, der geliebte Sohn seines Vaters. Und damit Gott gerecht handeln kann, wenn er die Gottlosen von ihrer Sündenschuld freispricht, heißt es (Phil. 2,6+7): „Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an,…“ - ja, selbst das menschliche Wesen. In diesem Wesen gehorchte er und erfüllte damit das gesamte Moralgesetz an unserer Statt. Er starb auch noch einen qualvollen Tod am Kreuz und wurde so zum Fluch für diejenigen bzw. anstatt derer, die ihm sein Vater gegeben hatte. Als Gott leistete er Sühne und gleichzeitig gehorchte und litt er als Mensch. Und weil er Gott und Mensch in einem war, bewirkte er eine vollständige, vollkommene und hinreichende Gerechtigkeit für alle, denen sie zugerechnet werden sollte.

Hier erkennen wir dann auch die Bedeutung des Wortes „Gerechtigkeit“. Es schließt sowohl den aktiven als auch den passiven Gehorsam Jesu Christi ein. Wenn wir über die Verdienste Christi sprechen, erwähnen wir meistens nur den letztgenannten Gehorsam - seinen Tod. Wo doch der erstgenannte Gehorsam - sein Leben und sein aktiver Gehorsam - genauso nötig ist. Christus ist kein geeigneter Erlöser für uns, wenn wir nicht beides zusammenfügen. Christus starb nicht nur, sondern er lebte auch; er litt nicht nur, sondern er gehorchte auch für bzw. anstelle jämmerlicher Sünder. Und diese beiden Dinge ergänzen einander zu jener vollkommenen Gerechtigkeit, die uns ebenso zugerechnet werden soll, wie auch der Ungehorsam unserer Ureltern uns zu eigen wurde, indem er uns zugerechnet wurde. In diesem und in keinem anderen Sinne müssen wir jene Parallele verstehen, die der Apostel Paulus im 5. Römerkapitel zwischen dem ersten und dem letzten Adam zieht. Das ist es, was er an anderer Stelle so bezeichnet (2. Kor. 5,21): „…damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.“ Das ist auch der Sinn, in dem der Prophet die Worte des Textes von uns verstanden haben wollte. Daher in Jeremia 33,16: Sie (d.h. die Kirche selbst, nachdem ihr die Gerechtigkeit zugerechnet worden ist) „wird (man) nennen `Der Herr unsere Gerechtigkeit´.“ Ein Abschnitt, der es, denke ich, verdient, dass alle Söhne und Töchter Abrahams gründlichst darüber nachdenken.

Es gibt viele Einwände, die die stolzen Herzen gefallener Menschen immer und immer wieder gegen diese heilsame, diese göttliche, diese seelenrettende Lehre ins Feld führen. Nun komme ich

III. dazu, auf einige wenige von denen zu erwidern, die für mich am wichtigsten sind.

Und als Erstes sagen sie, um als Freunde der Tugendhaftigkeit zu erscheinen, die Lehre von einer zugerechneten Gerechtigkeit untergrabe gute Werke und führe zur Zügellosigkeit.

Und wer, wenn ich mir die Frage gestatten darf, sind denn diejenigen, die diesen Einwand in der Regel vorbringen? Sind es Männer voll Glaubens und Männer, die sich wirklich Sorgen um gute Werke machen? Nein. Was es auch immer für wenige Ausnahmen, wenn überhaupt, geben mag, bekanntermaßen handelt es sich meistens um Männer mit verdorbenem Sinn, die gestrauchelt sind, was den Glauben angeht. Am vorteilhaftesten kann ich sie noch als „ungeistliche moralische Menschen“ oder als fälschlicherweise tugendhaft genannte Menschen bezeichnen. Denn ich rufe sowohl die Erfahrungen der gegenwärtigen Zeit als auch jene vergangener Zeiten als Zeugen an, ob es nicht so war und noch ist, dass es dort am meisten von Lastern wimmelt, wo die Lehre von der vollkommenen persönlichen Gerechtigkeit Christi am meisten heruntergespielt und am seltensten erwähnt wird. Der Arminianismus, der auf antichristlichen Grundsätzen beruht, führte noch immer zu antichristlichen Praktiken und wird das auch immer wieder tun. Und noch nie kam in der Kirche eine Besserung zustande, außer dadurch, dass die Lehre von der zugerechneten Gerechtigkeit gepredigt wurde. Das ist, wie es der Gottesmann Luther nennt: „Articulus stantis et cadentis ecclesiae“ - die Lehre, mit der die Kirche steht und fällt. Und selbst, wenn die Prediger dieser Lehre von denen aus dem anderen Lager gewöhnlich mit Schmähbezeichnungen wie Antinomisten, Betrüger und was nicht noch allem gebrandmarkt werden, so glaube ich doch, dass wir in diesem Punkt in unserem Lager immer im Vorteil wären, wenn man die Wahrheit der Lehre beider Seiten an der Lebensführung der jeweils sie vertretenden Prediger oder Bekenner messen würde.

Freilich kann diese Lehre, wie jede andere Gnadenlehre auch, missbraucht werden. Und der unchristliche Lebenswandel mancher, die bisher über die zugerechnete Gerechtigkeit Christi gesprochen haben, über die Rechtfertigung durch den Glauben und dergleichen, ohne sie jemals an ihren eigenen Seelen erfahren zu haben, hat vielleicht so schon den Feinden des Herrn Anlass zum Lästern gegeben. Jedoch, so zu argumentieren ist sehr gefährlich und auch äußerst unlauter. Die einzige Frage sollte sein, ob diese Lehre von einer stellvertretend zugerechneten Gerechtigkeit an sich den Anstoß zu guten Werken nimmt, ob sie zur Zügellosigkeit tendiert oder nicht? Darauf können wir kühn antworten: keineswegs. Sie schließt in der Tat Werke als Grund unserer Rechtfertigung vor Gott in jeder Weise aus. Aber sie fordert gute Werke als Zeichen dafür, dass uns diese Gerechtigkeit zugerechnet worden ist, und als ein Beweisstück, was unsere Rechtfertigung vor den Menschen eindeutig darlegt. Und weiter, wie kann denn die Lehre von einer zugerechneten Gerechtigkeit eine Lehre sein, die zur Zügellosigkeit führt?

Es ist alles Verleumdung. Der Apostel Paulus führt in seinem Brief an die Römer einen Ungläubigen an, der diesen Einwand erhebt. Und niemand, außer Ungläubige, die niemals die Macht der Auferstehung Christi an ihren Seelen erfahren haben, wird ihn wohl abermals vorbringen. Daher nun, ungeachtet dieses Einwands, können wir mit dem Propheten im Text mutig zusammen sagen: „Der Herr unsere Gerechtigkeit.“

Doch Satan (und kein Wunder, dass seine Diener ihn nachahmen) verwandelt sich oft in einen Engel des Lichts. Darum also (derartig verdrehte Dinge bringen nun einmal den Unglauben und Arminianismus im Menschen zum Sprechen) führen einige ins Feld, um ihren Einwänden den besten Anstrich zu geben, dass „unser Erlöser solche Lehre nicht predigte und er in seiner Bergpredigt nur Tugendhaftigkeit erwähnt,“ und daher sei die Lehre von einer zugerechneten Gerechtigkeit ganz und gar hinfällig.

Doch sicherlich haben solche Menschen, die diesen Einwand erheben, entweder noch nie die seligen Ausführungen unseres Herrn gelesen oder sie nie verstanden, in denen die Lehre von einer zugerechneten Gerechtigkeit so klar und deutlich gelehrt wird, dass, wer läuft, wenn er Augen zum Sehen hat, doch nachlesen soll.(Anm.: „wer läuft…“ ist evtl. eine Anspielung auf 1. Kor. 9,24: „Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt.“ Oder auf Amos 8,12: „…dass sie hin und her…laufen und des Herrn Wort suchen und doch nicht finden werden.“)

Unser Herr spricht sich in der Tat für Tugendhaftigkeit und gute Werke aus (so wie das alle gläubigen Pastoren immer tun) und reinigt das Moralgesetz von viel falschem Schein, womit es die im Buchstaben (des Gesetzes) gelehrten Pharisäer umhüllt haben. Doch ist es andererseits bemerkenswert, dass er, bevor er darauf zu sprechen kommt, über die inwendige Frömmigkeit spricht, wie die geistliche Armut, Sanftmütigkeit, gottgefälliges Leidtragen, das reine Herz und insbesondere über das Hungern und Dürsten nach der Gerechtigkeit. Und dann spricht er sich für gute Werke als ein Zeugnis dafür aus, dass uns seine Gerechtigkeit zugerechnet worden ist und dass diese guten Eigenschaften und diese göttliche Wesensart in unsere Herzen eingraviert worden sind. „So lasst euer Licht“ (nämlich das göttliche Licht, das ich bereits erwähnt habe) „leuchten vor den Leuten“ (durch einen gottgefälliges Leben), „damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Matth. 5,16). Und dann fügt er unmittelbar hinzu (V. 17): „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen,“ (ihnen ihre Gültigkeit als Lebensregel zu nehmen) „sondern zu erfüllen“ (ihnen in ihrer ganzen Reichweite zu gehorchen und ihre vollständige Bedeutung zu übermitteln). Und er fährt damit fort zu zeigen, wie außerordentlich weitreichend das Moralgesetz ist. So dass unser Herr, anstatt eine zugerechnete Gerechtigkeit in seiner Bergpredigt auszuklammern, sie nicht nur bestätigt, sondern auch auf den oben erwähnten gegen sie vorgebrachten Einwand eingeht, indem er gute Werke zum Beweis und Zeugnis dafür macht, dass diese Gerechtigkeit unseren Seelen bereits zugerechnet worden ist. Deshalb, wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Prophet in den Worten des Textes sagt: „Der Herr unsere Gerechtigkeit.“

Wie jedoch Satan, als er Christus in der Wüste angriff, nicht nur die Schrift zitierte, sondern auch eine Versuchung nach der anderen damit untermauerte, so wenden auch seine Kinder im allgemeinen die gleiche Methode an, wenn sie sich mit seiner (Christi) Lehre befassen. Und daher führen sie einen weiteren Einwand gegen die Lehre von einer zugerechneten Gerechtigkeit ins Feld, das sie von dem Beispiel des jungen Mannes im Evangelium herleiten.

Wir können den Einwand so wiedergeben: „Der Evangelist Markus“, so sagen sie, „erwähnt im 10. Kapitel einen jungen Mann, der zu Jesus gelaufen kam und ihn fragte, was er tun solle, um das ewige Leben zu ererben. Christus verwies ihn auf die Gebote, um zu erfahren, was er tun müsse, um das ewige Leben zu ererben. Damit ist es klar, dass Werke zumindest teilweise seine Rechtfertigung bewirken sollten. Und folglich ist die Lehre von einer stellvertretend zugerechneten Gerechtigkeit nicht schriftgemäß.“ Das ist der Einwand in seiner ganzen Überzeugungskraft und doch mit wenig Beweiskraft in all seiner Fülle. Denn wenn ich die Notwendigkeit einer zugerechneten Gerechtigkeit beweisen sollte, wüsste ich kaum ein besseres Beispiel zu bringen, um sie zu begründen.

Sehen wir uns diesen jungen Mann und das Verhalten unseres Herrn ihm gegenüber etwas näher an. In Markus 10 erzählt uns der Evangelist (V. 17): „Und als er sich auf den Weg machte, lief einer herbei,“ (es scheint wohl, dass es irgendein Adliger war; einen solchen zu Christus rennen zu sehen, kommt nun wirklich selten vor!) Und nicht nur das: „kniete vor ihm nieder“ (vielleicht können sich viele seines Standes kaum noch daran erinnern, wann sie einmal vor Christus niedergeknieten) „und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe?“ Darauf sagte Jesus zu ihm, um zu sehen, ob er daran glaubte oder nicht, dass er sei, was er in Wirklichkeit auch war, nämlich richtiger und wahrhaftiger Gott (V. 18): „Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.“ Und um seine Frage direkt zu beantworten, sagt er (V. 19): „Du kennst die Gebote: `Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter.´“ Das war eine direkte Antwort auf seine Frage, nämlich, dass er das ewige Leben nicht durch seine Taten erlangen kann. Denn unser Herr spielte mit dem Verweis auf die Gebote nicht im geringsten darauf an (worauf die Gegner hinaus wollen), dass seine Tugendhaftigkeit ihn in Gottes Gnade und Gunst bringen würde, sondern er beabsichtigte damit, das Gesetz zu seinem Schulmeister zu machen, um ihn zur Selbsterkenntnis zu führen. Dadurch, indem er merkte, wie er schon jedes einzelne dieser Gebote übertreten hatte, sollte der junge Mann von seiner eigenen Unzulänglichkeit überzeugt werden und folglich auch von der absoluten Notwendigkeit, nach einer besseren Gerechtigkeit zu suchen, auf die er sich für das ewige Leben verlassen darf.

Das hatte unser Herr im Sinn. Der junge Mann, der selbstgerecht war und sich selbst rechtfertigen wollte, sagte (V. 20): „Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.“ Wenn er sich jedoch selbst gekannt hätte, hätte er zugegeben: „Das habe ich alles übertreten von meiner Jugend auf.“ Denn nehmen wir halt mal an, er habe nicht wirklich Ehebruch begangen - hat er denn noch niemals eine Frau in seinem Herzen begehrt? Was nun, wenn er noch keinen anderen wirklich getötet hat - war er noch niemals grundlos wütend, oder hat er noch nie seinen Mund unbedacht aufgemacht? Wenn ja, dann ist er unter den Fluch Gottes gekommen, wenn er auch nur eines der geringsten Gebote im geringsten Grade missachtet hat. Denn so sagt das Gesetz (5. Mo. 27,26): „Verflucht sei, wer nicht alle Worte dieses Gesetzes erfüllt, dass er danach tue!“ Und daher war unser Herr, wie schon vorhin festgestellt, derartig weit davon entfernt, sich gegen eine stellvertretend zugerechnete Gerechtigkeit auszusprechen, dass er dem jungen Mann in dieser Weise begegnete, um ihn von ihrer Notwendigkeit zu überzeugen.

Aber möglicherweise werden sie erwidern, es stehe geschrieben (Mark. 10,21): „Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb…“ Na und? Das mochte vielleicht menschliche Liebe gewesen sein, und gleichwohl hatte dieser junge Mann gar kein Interesse an seinem Versöhnungsblut. Genauso wird auch von Jesus gesagt, er verwundere sich, er weine über Jerusalem und sagt (Luk. 19,42): „Wenn doch auch du erkenntest…“. Derartige Abschnitte sind jedoch alleine seiner menschlichen Natur zuzuschreiben. Und es besteht ein großer Unterschied zwischen der Liebe, mit der Christus diesen jungen Mann liebte und der, mit der er Maria, Lazarus und deren Schwester Marta liebte. Ein Vergleich soll das illustrieren: Wenn ein Diener des Herrn Jesus Christus viel angenehmes Wesen (bei anderen) beobachtet, wie die Bereitschaft, das Wort (Gottes) zu hören, anständiges Benehmen im Gottesdienst und ein Leben, das äußerlich in vielem untadelig ist, kann er so weit nicht anders als sie zu lieben. Doch freilich besteht ein großer Unterschied zwischen der Liebe, die der Geistliche für solche empfindet und jener göttlichen Liebe, jener Eintracht und Seelenverwandtschaft, die er für diejenigen empfindet, von denen er gewiss ist, dass sie wirklich von Gott wiedergeboren sind. Übertragt das auf den Fall unseres Herrn als eine kleine Veranschaulichung. Bedenkt, was bisher über den Fall des jungen Mannes allgemein gesagt worden ist, und dann werdet ihr, wenn ihr vorher noch Gefallen an diesem Einwand hattet, statt zu triumphieren, so wie er traurig davongehen. Die Antwort unseres Erlösers an ihn überzeugt uns immer mehr von der Wahrheit der Behauptung des Propheten in dem Text, nämlich dass der Herr unsere Gerechtigkeit ist. Doch ein vierter, ein wichtiger Einwand, der dem 25. Matthäuskapitel entnommen wird, folgt noch hinterdrein, „wo unser Herr beschrieben wird, wie er Menschen mit dem ewigen Leben belohnt, weil sie die Hungrigen gespeist haben, die Nackten bekleidet und ähnliches mehr. Ihre Werke waren daher der Grund für ihre Rechtfertigung, folglich steht die Lehre von der stellvertretend zugerechneten Gerechtigkeit nicht im Einklang mit der Schrift.“

Ich gebe zu, das ist der plausibelste Einwand, den man gegen die Lehre, die aus dem Text heraus so nachdrücklich betont wird, vorbringt. Und um darauf so klar und kurzgefasst wie möglich zu antworten, bekennen wir mit dem Artikel der anglikanischen Kirche, dass, obwohl uns gute Werke nicht rechtfertigen, so folgen sie doch auf die Rechtfertigung als ihre Früchte. Und obwohl sie aus dem Glauben an Christus und einer erneuerten Seele erwachsen, sollen sie, wenn auch nicht aus Schuldigkeit, doch aus Gnaden belohnt werden. Und folglich wird unsere Belohnung um so größer sein, je reicher wir an solchen guten Werken sind, wenn Jesus Christus zum Gericht erscheinen wird. (Anm.: Hier handelt es sich vermutlich um eine freie Umschreibung des 12. Artikels: „Von den guten Werken. Die guten Werke, welche die Früchte des Glaubens sind und auf die Rechtfertigung folgen, sind, obgleich sie unsere Sünden nicht sühnen und vor der Strenge des göttlichen Gerichts nicht bestehen können, dennoch Gott wohlgefällig und angenehm in Christus und fließen notwendig aus dem wahren und lebendigen Glauben, so dass an ihnen der lebendige Glaube ebenso deutlich erkannt werden kann, wie man einen Baum an seiner Frucht erkennt.“)

Behaltet diese Überlegungen im Hinterkopf, und sie werden uns sehr helfen, auf den jetzt vor uns liegenden Einwand zu antworten. Denn so sagt Matthäus (Matth. 25,34-36): „Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.“ „Daher will ich euch belohnen, weil ihr diese Dinge aus Liebe zu mir getan und euch dadurch als meine wahren Jünger erwiesen habt.“ (Vermutlich Auslegung von V. 40). Und es ist klar ersichtlich, dass die Menschen sich mit ihrer Rechtfertigung vor Gott nicht auf diese guten Taten verlassen haben. Denn sie sagen (V. 37-39): „(Herr,) wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?“ Eine Sprache und Fragen, die kaum zu Menschen passen, die sich auf ihre eigene Gerechtigkeit verlassen, um bei Gott angenommen oder freigesprochen zu werden.

Doch dann entgegnen sie dir: „Im letzten Teil des Kapitels ist es offensichtlich, dass Jesus Christus die anderen deswegen zurückweist und verdammt, weil sie diese Dinge nicht getan haben. Und daher, wenn er nun diese für das Nichttun verdammt, so errettet er jene um des Tuns willen; also ist die Lehre von einer zugerechneten Gerechtigkeit völlig unbrauchbar.“

Aber das spielt überhaupt keine Rolle, denn Gott kann jeden zu Recht dafür verdammen, dass er dem Moralgesetz auch nur das geringste schuldig geblieben ist, und ist doch selbst nicht verpflichtet, irgend jemanden in irgendeiner Weise zu belohnen, auch wenn er alles, was er konnte, getan hat. Wir sind unnütze Knechte; wir haben nicht einmal annähernd das getan, was wir hätten tun müssen. So müssen die heiligsten Seelen unter den Lebenden sprechen. Und daher kann es von oder in uns selbst keine Rechtfertigung vor Gott geben. Das war die (innere) Grundhaltung der frommen Seelen, von denen hier gerade die Rede ist. Im Bewusstsein dessen waren sie so weit davon entfernt, sich auf ihre Werke zu verlassen, um sich vor Gott zu rechtfertigen, dass sie sozusagen der Gedanke über und über heilig erröten ließe, dass unser Herr sich dazu herablassen sollte, ihre armseligen Glaubenswerke und Liebesmühen zu erwähnen oder sie gar noch dafür zu belohnen. Ich bin davon überzeugt, dass sich ihr Herz mit heiliger Entrüstung gegen jene erheben würde, die diesen Abschnitt als einen Einwand gegen die Beteuerung des Propheten „der Herr (ist) unsere Gerechtigkeit“ anführen.

Damit, denke ich, haben wir die wichtigen Einwände, die im allgemeinen gegen die Lehre einer stellvertretend zugerechneten Gerechtigkeit vorgebracht werden, so ziemlich beantwortet. Wenn ich hier aufhören müsste, dürfte ich wohl sagen: „Wir sind mehr als Überwinder durch den gemacht worden, der uns geliebt hat.“ Aber es gibt noch eine Möglichkeit der Argumentation, die ich schon immer ausgezeichnet fand. Denn ich fand es schon immer sehr überzeugend, wie sie den Unsinn aufzeigt, der darauf folgt, wenn auch nur ein Punkt der umstrittenen Lehre geleugnet wird.

IV. Das ist das nächste Unternehmen. Und noch nie rührte größerer oder mehr Unsinn daher, dass irgendein Lehrsatz geleugnet wurde, als wie, wenn man die Lehre von der zugerechneten Gerechtigkeit Christi abstreitet.

Und zwar als Erstes, wenn wir diese Lehre abstreiten, verkehren wir die Wahrheit - damit meine ich Gottes Wort - soweit uns das überhaupt möglich ist - in eine Lüge und verdrehen völlig all jene Stellen der Schrift, die besagen, dass wir durch Gnade gerettet werden. Dass es nicht aufgrund der Werke geschieht, damit sich keiner rühmen kann, dass die Erlösung Gottes ein freies Gabengeschenk ist und dass derjenige, der sich rühmt, sich nur in dem Herrn rühmen darf. Denn wenn die vollwertige, persönliche Gerechtigkeit Jesu Christi nicht der alleinige Grund meiner völligen Annahme bei Gott wäre, wenn irgendein Werk, das von mir getan oder in mir schon vorhergesehen worden wäre, auch nur im geringsten dazukäme oder von Gott als ein Beweggrund oder eine treibende Kraft dafür angesehen würde, meine Seele von Schuld freizusprechen, dann hätte ich etwas, womit ich mich selbst rühmen könnte. Es ist nicht das Rühmen, das in dem großartigen Werk unserer Erlösung ausgeschlossen ist. Doch so kann es nicht sein, es sei denn, wir wären Feinde der Lehre einer zugerechneten Gerechtigkeit. Es würde ewig dauern, wollte man die Schriftstellen aufzählen, die falsch sein müssten, wenn diese Lehre nicht wahr wäre. Begnügen wir uns damit, es ganz allgemein zu versichern, dass wir, wenn wir eine Gerechtigkeit abstreiten, die uns zugerechnet ist, mit einem Male ebenso gut göttliche Offenbarung leugnen können, denn sie ist das A und O, der Anfang und das Ende des Buches Gottes. Entweder wir glauben das nicht, oder wir glauben, was der Prophet in dem Text gesagt hat: „Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.“

Doch weiter: Ich bemerkte am Beginn dieses Diskurses, dass wir alle von Natur aus Arminianer und Papisten sind; denn, wie man so sagt: „Der Arminianismus ist die Hintertreppe zum Papsttum.“ Und hier gehe ich noch weiter und versichere, dass wir, wenn wir die Lehre von einer zugerechneten Gerechtigkeit abstreiten, in unseren Herzen in Wirklichkeit Papisten sind und von den Menschen auch keine andere Bezeichnung verdienen, ganz gleich wie wir uns selbst nennen mögen.

Meine Herren, was glaubt ihr denn? Nehmen wir mal an, ich käme und sagte euch, ihr müsstet euch bei den Heiligen einsetzen, damit sie sich bei Gott für euch verwenden. Würdet ihr nicht sagen, ich hätte bei manchen zu Recht den Ruf, ein papistischer Missionar zu sein und würde von anderen verdientermaßen aus euren Synagogen geworfen? Ich glaube schon. Und warum wohl? Weil ihr sagen würdet, die Fürsprache Jesu Christi sei schon in sich selbst ausreichend, ohne die Vermittlung durch die Heiligen, und es sei gotteslästerlich, die ihrige der seinen hinzuzufügen, als ob Christus nicht genug wäre.

Nehmen wir einmal an, ich würde noch etwas weiter ausschweifen und euch sagen, der Tod Christi würde nicht reichen, wenn man nicht unseren Tod dazurechnen würde. Ihr müsstet genauso wie Christus sterben, euren Tod dem seinem hinzufügen, und dann würde es reichen. Würdet ihr denn daraufhin nicht mit heiliger Entrüstung Staub aufwirbeln und mich zu Recht einen „Künder seltsamer Lehren“ nennen? Und was denn nun, wenn es nicht nur unsinnig, sondern auch noch gotteslästerlich sein sollte, die Fürsprache der Heiligen der Fürsprache Christi hinzuzufügen, als ob seine Fürsprache nicht genug wäre; oder unseren Tod dem Tode Christi, als ob sein Tod nicht ausreichen würde. Urteilt selbst, ob es nicht in gleicher Weise unsinnig, in gleicher Weise gotteslästerlich sei, unseren Gehorsam - ob ganz oder teilweise - dem Gehorsam Christi hinzuzufügen, als ob der nicht ausreichen würde. Und wenn ja, welcher Unsinn wird wohl folgen, wenn man bestreitet, dass der Herr sowohl in seinem aktiven als auch in seinem passiven Gehorsam unsere Gerechtigkeit ist?

Einen weiteren Unsinn, der dem Leugnen dieser Lehre folgt, werde ich noch erwähnen, und dann bin ich fertig.

Ich erinnere mich an die Geschichte über einen gewissen Prälaten, der sich nach vielen vergeblichen Argumenten, die er angeführt hatte, um den Grafen von Rochester von der unsichtbaren Wirklichkeit einer anderen Welt zu überzeugen, von Seiner Lordschaft mit ähnlichen Worten wie diesen verabschiedete: „Seht Ihr, mein Lord, wenn es keine Hölle gäbe, ich wäre in Sicherheit. Aber wenn es doch so etwas wie eine Hölle geben sollte, was würde dann aus Euch?“ Das beziehe ich auf diejenigen, die die hier beharrlich beteuerte Lehre ablehnen. Wenn es so etwas wie die Lehre von einer zugerechneten Gerechtigkeit nicht gäbe, wären diejenigen, die daran glauben und Frucht in Heiligkeit hervorbringen, in Sicherheit. Aber wenn es so etwas gäbe, (was zweifellos der Fall ist), was würde dann aus euch, die ihr das abstreitet? Das ist nicht schwer festzustellen. Euer Los müsste dann für immer und ewig in dem See aus Feuer und Schwefel sein. Da ihr euch auf eure Werke verlasst, sollt ihr auch an euren Werken beurteilt werden. Sie sollen auf der Waagschale des Heiligtums gewogen werden, und man wird sie für zu leicht befinden. Durch eure Werke sollt ihr daher verdammt werden; und ihr, die ihr ohne Christus seid, werdet Gott als ein verzehrendes Feuer euren armen, elenden Seelen gegenüber antreffen.

Der große Stoddard von Northampton in Neuengland hat daher ein Buch, das er geschrieben hat (und das ich bei dieser Gelegenheit empfehlen möchte), treffend betitelt: „ Wie sicher es ist, am Tag des Gerichts in der Gerechtigkeit Christi zu erscheinen“. Denn warum sollte ich mich auf ein gebrochenes Schilfrohr stützen, wenn ich den Fels der Ewigkeiten, der ewig unbeweglich bleibt, haben kann, um darauf zu stehen?

Und nun erlaubt mir, bevor ich auf eine genauere Anwendbarkeit eingehe, mit den Worten des Apostels triumphierend auszurufen (1. Kor. 1,20): „Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten?…“ Wo ist der logisch denkende Ungläubige dieser Generation? Kann denn irgend etwas, selbst nach eurer eigenen Art der Beweisführung, vernünftiger erscheinen als die hier dargelegte Lehre? Habt ihr denn nicht schon mal eine überzeugende Kraft verspürt, die das Wort begleitet? Warum wollt ihr dann nicht an den Herrn Jesus Christus glauben, damit er so „der Herr eure Gerechtigkeit“ werden kann?

Aber jetzt ist es Zeit, etwas näher an euer Gewissen heranzukommen.

Brüder, auch wenn die Lehre bei einigen Anstoß erregt und man sie für eine Dummheit hält, ist sie dennoch für viele von euch zweifellos wertvoll, da sie mit dem Wesen der gesunden Worte der Lehre übereinstimmt, die ihr von klein auf zu hören bekommen habt. Und da sie von einer Seite kommt, von der ihr es am wenigsten erwartet hättet, nimmt man sie vielleicht mit noch größerer Freude und Befriedigung auf. Aber gestattet mir, noch eine Frage zu stellen:. Könnt ihr behaupten, dass der Herr eure Gerechtigkeit ist? Ich sage, der Herr ist unsere Gerechtigkeit. Denn wenn ihr diese Lehre in euren Köpfen bewegt, ohne den Herrn Jesus in rettender Weise durch lebendigen Glauben in eure Herzen aufzunehmen, wird das eure Verdammnis nur noch vergrößern. Wie ich es euch schon oft gesagt habe, so sage ich es euch jetzt wieder: ein Christus, der nicht im Glauben wirksam wird, ist überhaupt kein Christus. Könnt ihr denn mit dem gläubigen Thomas ausrufen (Joh. 20, 28): „Mein Herr und mein Gott?“ Ist denn Christus sowohl eure Heiligung als auch eure äußerlich sichtbare Gerechtigkeit? Denn das Wort Gerechtigkeit in dem Text bedeutet nicht nur Christi persönliche Gerechtigkeit, die uns zugerechnet wird, sondern auch Heiligung, die in uns geformt wird. Diese beiden Dinge hat Gott zusammengefügt. Er trennt sie nicht voneinander, hat sie noch nie voneinander getrennt; und wird es auch niemals tun. Wenn ihr durch das Blut gerechtfertigt seid, seid ihr auch durch den Geist unseres Herrn geheiligt. Könnt ihr denn in diesem Sinne sagen: „Der Herr unsere Gerechtigkeit“? Wurdet ihr euch jemals selbst zum Abscheu wegen eurer konkreten Sünden und der Erbsünde, und widerte euch je eure eigene Gerechtigkeit an? Denn wie es der Prophet so schön ausdrückt (Jes. 64,5): „…alle unsre Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid.“ Wurde es euch jemals klar und ein Grund zur Verehrung, dass die Gerechtigkeit Christi vollkommen ausreicht, und wurdet ihr durch den Geist Gottes angeregt, danach zu hungern und zu dürsten? Konntet ihr jemals behaupten, dass eure Seele nach Christus dürstet - ja, auch nach der Gerechtigkeit Christi? Oh, wann werde ich dorthin gelangen, in der Gerechtigkeit Christi vor dem Angesicht meines Gottes zu erscheinen! Nichts als Christus! Nichts als Christus! Gib mir, oh Gott, Christus, und ich bin zufrieden! Meine Seele soll Dich ewig preisen.

Hat euer Herz jemals so gesprochen? Und war es euch nach diesen inneren Kämpfen jemals möglich, den Arm des Glaubens auszustrecken und den gepriesenen Jesus in eure Seele aufzunehmen, so dass ihr sagen konntet (Hoheslied 2,16): „Mein Freund ist mein, und ich bin sein,…?“ Wenn ja, dann fürchte dich nicht, wer immer du auch bist. Jubelt, jubelt doch alle, ihr glücklichen Seelen! Der Herr, der Herr Christus, der ewige Gott ist eure Gerechtigkeit. Christus hat euch gerechtfertigt, wer ist es, der euch verdammt? Christus ist für euch gestorben, nein vielmehr, er ist wieder auferstanden und lebt ewig, um für euch Fürsprache einzulegen. Weil ihr nun durch seine Gnade gerechtfertigt seid, habt ihr Frieden mit Gott und sollt binnen kurzem mit Jesus in seiner Herrlichkeit sein, wo ihr ewige und unbeschreibliche Früchte an Leib und Seele ernten werdet. Denn es gibt für diejenigen keine Verdammnis, die wirklich in Christus Jesus sind. „…es sei Paulus oder Apollos…oder Leben oder Tod,…alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.“ (1. Kor. 3,22 u.23). Meine Brüder, mein Herz wird weit für euch! Oh, denkt doch an die Liebe Christi, indem er für euch starb! Wenn der Herr eure Gerechtigkeit ist, dann lasst doch die Gerechtigkeit Gottes ständig in eurem Munde sein. Sprecht, oh sprecht doch davon, und werbt für die Gerechtigkeit Christi, wenn ihr euch hinlegt oder wenn ihr aufsteht, bei eurem Ausgang und bei eurem Eingang! Denkt an die Bedeutung der Gabe und auch an den Geber! Zeigt es aller Welt, an wen ihr bis hierher geglaubt habt! Lasst es alle an euren Früchten erkennen, dass der Herr eure Gerechtigkeit ist und dass ihr jetzt auf euren Herrn vom Himmel wartet! Oh strebt doch danach, heilig zu sein, wie auch der, der euch gerufen und euch in seinem eigenen Blut gewaschen hat, heilig ist! Lasst nicht zu, dass es an euch liegt, wenn man über die Gerechtigkeit des Herrn schlecht spricht. Lasst Jesus nicht in dem Haus seiner Freunde gekränkt werden, sondern wachst Tag für Tag in der Gnade und in dem Wissen um unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus. Oh denkt an seine bis in den Tod reichende Liebe! Lasst euch durch diese Liebe zum Gehorsam drängen! Liebt viel als solche, denen viel vergeben ist. Lasst nie nach zu fragen: „Was soll ich tun, um dem Herrn meine Dankbarkeit dafür auszudrücken, dass er mir seine Gerechtigkeit gibt?“ Habt doch diese Frage, die das Selbst erniedrigt und Gott erhöht, ständig in eurem Munde: „Warum ich, Herr, warum ich? Warum werde ich angenommen und andere zurückgelassen? Warum ist der Herr meine Gerechtigkeit? Warum wird er zu meiner Rettung, der ich es doch schon so oft verdient habe, durch seine Hand verdammt zu werden?“

Meine Freunde, ich glaube, dass ich etwas von Gottes kennzeichnender Liebe in meinem Herzen spüre. Darum muss ich etwas davon abschweifen, euch zu gratulieren, um arme Sünder, die ohne Christus sind, einzuladen, zu ihm zu kommen und seine Gerechtigkeit anzunehmen, damit sie das Leben haben mögen.

Ach, ich empfinde tiefes Mitleid! Welche Schar von wertvollen Seelen steht jetzt vor mir! Wie werden sie wohl bald alle in die Ewigkeit geleitet! Und doch, oh schmerzlicher Gedanke! Wenn Gott alle unsere Seelen jetzt fordern sollte, wie wenige, vergleichsweise sprechend, könnten dann wirklich sagen: „Der Herr ist unsere Gerechtigkeit!“

Und meinst du, oh Sünder, du könntest am Tage des Gerichts bestehen, wenn Christus nicht deine Gerechtigkeit ist? Nein, allein das ist das Hochzeitskleid, in dem du erscheinen musst. Oh Sünder ohne Christus, wegen euch bin ich in Sorge! In meiner Seele ist ein großes Verlangen. Oh, wenn jetzt nur die rechte Zeit wäre! Dass der Herr doch eure Gerechtigkeit sein möge! Denn wohin wolltet ihr fliehen, wenn euch der Tod entblößt vorfände? Ihr könnt euch in der Tat vor seiner Gegenwart nicht verstecken. Die armseligen Feigenblätter eurer eigenen Gerechtigkeit werden eure Blöße nicht bedecken, wenn Gott euch vor sich ruft. Schon Adam stellte fest, dass sie wirkungslos waren, und so wird es euch auch gehen. Oh denkt an den Tod! Oh denkt an das Gericht! Nicht mehr lange, und das Zeitliche ist vorbei, und was wird dann aus euch werden, wenn der Herr nicht eure Gerechtigkeit ist? Denkt ihr denn, Christus werde euch verschonen? Nein, er, der euch erschaffen hat, wird kein Erbarmen mit euch haben. Wenn ihr nicht Christus gehört, wenn Christus nicht eure Gerechtigkeit ist, wird Christus selbst das Urteil der Verdammnis gegen euch aussprechen. Könnt ihr denn den Gedanken ertragen, von Christus verdammt zu werden? Könnt ihr es ertragen, den Herrn Jesus Christus zu euch sagen zu hören (Matth. 25,41): „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ Meint ihr, ihr könntet in der ewigen Glut leben? Ist denn euer Fleisch aus Bronze, und sind eure Knochen aus Eisen? Was, wenn es so wäre? Höllenfeuer, das Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wird sie völlig durchglühen. Und könnt ihr es ertragen, Christus zu verlassen? Oh dieser ins Herz gehende Gedanke! Fragt doch die frommen Seelen, die jederzeit einen abwesenden Gott beklagen, die in der Dunkelheit wandeln und kein Licht sehen, auch wenn es nicht mehr als ein paar Tage oder Stunden dauert. Fragt sie doch, wie es ist, Licht und Gegenwart Christi zu verlieren. Seht, wie sie ihn voll Kummer suchen und ihm den ganzen Tag nachtrauern! Und wenn es schon so schrecklich ist, die spürbare Gegenwart Christi auch nur einen Tag zu verlieren, wie muss es erst sein, von ihm in alle Ewigkeit vertrieben zu sein!

Doch so muss es ja sein, wenn Christus nicht eure Gerechtigkeit ist. Denn das göttliche Recht muss erfüllt werden. Und wenn Christi Gerechtigkeit euch hier nicht stellvertretend zugerechnet wird und für euch gilt, müsst ihr hernach das göttliche Recht auf ewig in Höllenpein erfüllen. Nein, vielmehr wird euch Christus selbst an diesen Ort der Qual verbannen. Und wie einschneidend doch dieser Gedanke ist! Mich dünkt, ich sehe arme, zitternde Elendsgestalten ohne Christus vor dem Gericht Gottes stehen, die ausrufen: „Herr, wenn wir schon verdammt werden müssen, dann lass doch den Satz der Verdammnis durch einen Engel oder einen Erzengel verkünden!“ Doch alles vergeblich. Christus selbst wird den unwiderruflichen Satz aussprechen. Darum, weil ihr von den Schrecken des Herrn wisst, so lasst euch doch von mir davon überzeugen, euch Christus zu nahen und keinesfalls zu ruhen, bis ihr sagen könnt: „Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.“ Wer weiß, ob der Herr nicht Erbarmen mit euch hat und euch nicht reichlich vergeben mag? Bittet Gott darum, euch Glauben zu geben; und wenn euch der Herr den gibt, dann werdet ihr dadurch Christus mit seiner Gerechtigkeit und allem, was sein ist, erlangen. Ihr braucht euch wegen der Bedeutung oder der Menge eurer Sünden nicht zu fürchten. Denn seid ihr Sünder? Das bin ich auch. Bist du der Oberste unter Sündern? Das bin ich auch. Seid ihr rückfällige Sünder? Das bin ich auch. Und dennoch, der Herr - seine reichliche, freie und unübertreffliche Gnade sei für immer gepriesen - der Herr ist meine Gerechtigkeit. So komm doch, oh junger Mann, der du (wie ich es einst auch tat) dich als verlorener Sohn herumtummelst und weit vom Haus deines himmlischen Vaters abirrst, komm nach Hause, komm nach Hause, und Verlass den Schweinetrog. Ernähre dich nicht mehr von den leeren Hülsen der Sinnesfreuden. Steh um Christi willen auf, und komm nach Hause! Dein himmlischer Vater ruft dich jetzt. Sieh doch, dort drüben erwartet dich das beste Kleid, ja die Gerechtigkeit seines lieben Sohnes. Erkenne es, betrachte es immer wieder. Überlege dir, wie teuer es erkauft wurde, ja mit dem Blut Gottes. Denke darüber nach, wie sehr du es nötig hast. Ohne dies bist du für immer verloren, zunichte gemacht, verdammt. Darum kommt, ihr armen, schuldigen, verlorenen Söhne, kommt doch nach Hause: Ich werde freilich nicht ärgerlich sein wie der ältere Bruder im Evangelium; nein, ich werde mit den Engeln im Himmel jubeln. Oh, und dass doch Gott jetzt den Himmel herabneigte und herniederkäme! Steig herab, oh Sohn Gottes, steig herab. Und wie Du schon an mir solche Gnade erwiesen hast, oh so gib doch, dass Dein gepriesener Geist Deine Gerechtigkeit auf einige junge, verlorene Söhne überträgt, die jetzt vor Dir stehen, und ihren bloßen Seelen Dein bestes Kleid anzieht!

Doch ich muss euch jungen Frauen ebenso wie den jungen Männern ein Wort sagen. Ich sehe viele von euch geschmückt, was euren Körper betrifft, aber sind eure Seelen nicht bloß? Wer von euch kann denn sagen: „Der Herr ist meine Gerechtigkeit?“ Wer von euch strebte jemals danach, mit diesem Festgewand von unschätzbarem Wert bekleidet zu werden, ohne das ihr vor Gott nicht besser seid als getünchte Gräber. Ihr jungen Frauen, dann seht doch zu, dass nicht so viele von euch weiterhin euren wichtigsten und einzigen Schmuck außer acht lassen. Oh trachtet doch danach, dass der Herr eure Gerechtigkeit ist, sonst wird bald Brand statt Schönheit über euch kommen!

Und was soll ich euch Menschen im mittleren Alter sagen, euch viel beschäftigten Händlern, euch sorgenvollen Martas, die ihr bei all dem, was ihr erlangt habt, es bis jetzt noch nicht erreicht habt, dass der Herr eure Gerechtigkeit ist? Ach! Welchen Lohn werdet ihr von all eurer Arbeit unter der Sonne haben, wenn ihr euch nicht diese Perle von unschätzbarem Wert sichert? Diese eine, die so absolut notwendig ist, dass sie das einzige ist, was euch nützen kann, wenn euch alles andere genommen werden wird. Darum müht euch doch nicht mehr so besorgt um das Fleisch, das verdirbt, sondern trachtet von nun an danach, dass der Herr eure Gerechtigkeit ist, eine Gerechtigkeit, die euch ein Anrecht auf das ewige Leben geben wird. Ich sehe hier auch viele ergraute Häupter, und möglicherweise können die meisten von ihnen nicht von sich sagen: „Der Herr ist meine Gerechtigkeit.“ Oh du grauhaariger Sünder, ich könnte über dich weinen! Deine grauen Haare, die doch deine Krone sein sollten und derer du dich vielleicht noch rühmst, sind jetzt deine Schande. Ihr wisst nicht, dass der Herr eure Gerechtigkeit ist: Oh, dann beeilt euch doch, sputet euch, ihr gealterten Sünder, und seht zu, dass ihr einen Anteil an der versöhnenden Liebe bekommt. Leider steht ihr bereits mit einem Fuß im Grab, eure Zeit läuft ab, eure Sonne ist im Niedergang begriffen. Sie wird untergehen und euch in ewiger Dunkelheit zurücklassen, wenn der Herr nicht eure Gerechtigkeit ist! So flieht doch, oh lauft um euer Leben! Habt keine Angst. Bei Gott sind alle Dinge möglich. Wenn ihr kommt, und sei es auch in der elften Stunde, Christus Jesus wird euch keineswegs hinauswerfen. Trachtet danach, dass der Herr eure Gerechtigkeit ist, und fleht ihn an, dass er euch zeige, wie es kommt, dass ein Mensch von neuem geboren werden kann, wenn er alt ist! Nun darf ich aber nicht die Lämmer der Herde vergessen. Sie zu weiden war eines der letzten Gebote meines Herrn. Ich weiß, dass er über mich verärgert sein wird, wenn ich ihnen nicht sage, dass der Herr ihre Gerechtigkeit sein kann und dass solchen wie ihnen das Himmelreich gehört. Kommt doch, ihr kleinen Kinder, kommt zu Christus; der Herr Christus wird eure Gerechtigkeit sein. Glaubt doch nicht, ihr wäret zu jung zur Bekehrung. Vielleicht sind viele von euch neun oder zehn Jahre alt und können trotzdem nicht sagen: „Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.“ Etwas, was viele schon gesagt haben, obwohl sie jünger sind als ihr. Kommt doch, solange ihr jung seid. Vielleicht lebt ihr ja gar nicht so lange, bis ihr alt seid. Wartet nicht auf andere Menschen. Wenn eure Väter und Mütter einfach nicht zu Christus kommen wollen, dann kommt halt ohne sie. Lasst doch Kinder sie leiten und ihnen zeigen, wie der Herr ihre Gerechtigkeit sein kann. Unser Herr Jesus Christus liebte kleine Kinder. Ihr seid seine Lämmer. Er gebietet mir, euch zu weiden. Ich bete zu Gott, dass er euch beizeiten willig mache, den Herrn als eure Gerechtigkeit anzunehmen.

Hier könnte ich nun schließen, aber ich darf die armen Schwarzen nicht vergessen, nein, keinesfalls. Jesus Christus ist für sie ebenso gestorben wie für andere. Und ich erwähne euch auch nicht zuletzt, weil ich eure Seelen verachte, sondern weil ich möchte, dass das, was ich sagen werde, einen tieferen Eindruck auf eure Herzen macht. Ach wolltet ihr doch danach streben, dass der Herr eure Gerechtigkeit ist! Wer weiß denn, ob er euch nicht doch liebt? Denn in Jesus Christus gibt es weder Mann noch Frau, Gebundene oder Freie; auch ihr dürft Gottes Kinder sein, wenn ihr an Jesus glaubt. Habt ihr denn nie von dem Kämmerer gelesen, der der Königin Kandake gehörte? Ein Schwarzer wie ihr. Er glaubte. Der Herr war seine Gerechtigkeit. Er wurde getauft. So glaubt ihr doch auch, und ihr werdet gerettet. Christus Jesus ist heute noch derselbe wie gestern und wird euch in seinem eigenen Blut waschen. So geht denn nach Hause, verwandelt die Worte des Textes in ein Gebet und bittet den Herrn inständig, doch eure Gerechtigkeit zu sein. Wie dem auch sei, komm Herr Jesus, komm schnell in unser aller Seelen! Amen, Herr Jesus, Amen, Amen!

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