Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ erwäget den dreifachen Sabbath.
Aufmunterung.
Ebr. 4, v. 9.11.
Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes. So lasset uns nun Fleiß thun, einzugehen zu dieser Ruhe, das unser keiner dahinten bleibe.
Wenn ein wahrer Christ den Sonntag Gott wohlgefällig hinbringen soll, so hat er sich dabei zu erinnern, daß ein dreifacher Sabbath zu feiern ist: 1) Ein wöchentlicher Sabbath, wenn er den Sonntag anwendet zur Betrachtung der Wohlthaten, so er von Gott empfangen; ein täglicher oder geistlicher Sabbath, welcher nicht darin bestehet, daß man gar die Arbeit unterlassen solle, sondern durch den täglichen Sabbath wird verstanden, wenn der Mensch feiert von Sünden. Wie er des Sonntags feiert von der Handarbeit, so feiert er alle Tage von Ueppigkeit und Bosheit. Er hütet sich, daß er nichts Böses rede wider Gott und den Nächsten, daß er nichts Böses thue, entweder allein oder in Gesellschaft anderer Leute, daß er sich auch durch andere nicht lasse verführen, sondern seine Seele von der Welt unbefleckt halte. Wie er nun dieses meidet, also befleißiget er sich unter seiner Arbeit, öfters an Gott zu denken, zu Gott zu seufzen, und ihn um seines heiligen Geistes Beistand anzuflehen: und siehe, das ist der geistliche und tägliche Sabbath, den ein Kind Gottes stets feiern soll. Wer nun hat den wöchentlichen andächtig, und diesen täglichen Sabbath eifrig gefeiert, der kann versichert seyn, er werde 3) auch den ewigen Sabbath im ewigen Leben feiern, welcher darin bestehet, daß die glaubigen und auserwählten Kinder Gottes werden von aller leiblichen Arbeit, von allem Kreuz und Trübsal, von aller Sünde befreit, Gott schauen von Angesicht zu Angesicht, ihn loben, und ihm ohne Aufhören dienen. O ein heiliger und herrlicher Sabbath! der niemals wird gestöret werden. Nur dahin werden die gelangen, welche hier im Glauben und in der Liebe Jesu werden verharren bis in den Tod.
Gebet.
Heiliger und barmherziger Gott! da ich heute an diesem Tag den Sabbath und Ruhetag begehe, daran ich nach deiner heiligen Verordnung von aller meiner Wochen-Arbeit befreiet bin, damit ich mich aus deinem Wort erbauen und in dir erfreuen könne; ach so verleihe nur deinen heiligen Geist, daß ich in wahrer Andacht, Anhörung, Lesung und Betrachtung deines heiligen göttlichen Worts ihn hinbringen, hingegen aber alle sündliche Zerstreuungen, Ueppigkeiten, böse Gesellschaften und Sünden meiden möge! Auch erinnere ich mich bei diesem wöchentlichen Sabbath des täglichen geistlichen Sabbaths, darin ich von Sünden ruhen und ablassen, und dir meinen Leib und Seele, wie auch mein ganzes Leben heiligen soll. Nun, mein Gott! das soll hinfüro durch deine Gnade meine tägliche Arbeit seyn, daß ich thue deinen, nicht meinen Willen, daß ich die bösen Lüste und Gedanken durch deine Kraft vertreibe, damit du allein in mir ruhen, und mich mehr und mehr erleuchten und heiligen mögest. Ach Gott! gieb, daß dieser geistliche und tägliche Sabbath meines Herzens niemals möge zerstöret werden, und führe mich endlich ein zu dem himmlischen ewigen Sabbath, da wir werden in ewiger Ruhe und in der seligen himmlischen Freude dich preisen in dem Tempel der Herrlichkeit; da werde ich das Heilig, Heilig, Heilig mit allen Engeln und Cherubinen anstimmen. Ach mein Gott! laß mich dereinst zu solcher Seligkeit gelangen. Da wird seyn das Freudenleben, da viel tausend Seelen schon, sind mit Himmels-Glanz umgeben, stehen da vor Gottes Thron, da die Seraphinen prangen und das hohe Lied anfangen: Heilig, Heilig, Heilig heißt, Gott der Vater, Sohn und Geist, Amen.
Gesang.
Mel. O Gott! du frommer Gott.
Es bricht der Sabbath an, der Tag, den fromme Seelen, um mit Gott umzugehn, zu ihrer Ruh erwählen, der Tag, der heilig ist, den Gott selbst hat gemacht, der wird von ihnen auch erbaulich hingebracht.
2. An diesem pflegen sie ganz früh vor Gott zu treten, sie bringen ihn auch hin, mit Lesen, Singen, Beten, ihr Herz ist von der Erd allein zu Gott gerichtet, es freuet sich in ihm und seinem Gnadenlicht.
3. Ein Sabbath wird darauf, wenn dieser nun vergangen, als welcher geistlich heißt, von ihnen angefangen, da sie von Sünd und Schand, und von der Bosheit ruhn, und das mit allem Fleiß, was Gott befiehlet, thun.
4. Der Sabbath hört nicht auf, er dau'rt durchs ganze Leben, indem sie alle Stund ihr Herz zu Gott erheben; des Herzens Harfe spielt, die Zunge lobet Gott, und dieser Sabbath währt sogar bis in den Tod.
5. Der ew'ge Sabbath wird nach diesem erst angehen, dort in der Seligkeit, wo selbst die Frommen stehen, in großem Glanz und Licht, wie Sonnen angekleid't, wo Ruhe, Fried und Freud, sie labt in Ewigkeit.
6. Wohlan, wer einstens will zu dieser Ruh gelangen, der muß den Sabbath hie, wie sichs gebührt, anfangen; er sey und bleibe fromm, und nehm im Glauben zu, so kommt er nach dem Tod zur wahren Sabbaths-Ruh.
Abend-Gebet am Sonntag.
Herr! bleibe bei mir, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget. O du lebendiger, allmächtiger Gott! wie unbegreiflich sind deine Werke, wie unaussprechlich ist deine Güte, welche du den Menschenkindern erzeigest! ich kann von Gnade und Wahrheit, von Liebe und Barmherzigkeit sagen, indem du den vergangenen Tag mir viel Gutes an Leib und Seele erwiesen hast, du hast meine Seele gespeiset mit dem Brod des Lebens, und mir aus der lebendigen Quelle zu trinken gegeben; dein Wort ist meinem Munde süßer gewesen, denn Honig und Honigseim. Ach! laß dein Wort Zeit meines Lebens ein Licht auf meinen Wegen bleiben, daß ich darnach meinen Gang richte, so werde ich nicht straucheln, oder aus deiner Gnade fallen. Du bist auch mein Erretter, mein Beistand im Leiblichen gewesen, daß ich gesund diesen Abend erreichet habe. ich bin nicht werth aller Barmherzigkeit, die du an mir gethan hast. Wenn sich nun meine Glieder zur Ruhe legen, so tritt mir zur Seite, hab Acht auf mich, und schließ mich in deinen Schutz ein. laß dein Wort, das ich gehört und gelernt, in mir als einen heiligen Saamen aufgehen, dessen Früchte man an meinem Leben, in der Frömmigkeit, Gottesfurcht, und im Absterben der Welt, wahrnehmen möge. Sey mein Schirm und Schatten wider die Hitze und Anfechtung, und wider die feurigen Pfeile des Satans. Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollt ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen? Wende alles Unglück von mir und den Meinigen ab, und laß alle Betrübten, Kranken und Sterbenden deine reiche Gnade genießen: so soll morgen früh all unser Mund deines Ruhms voll seyn, und wir wollen erzählen, was du Gutes uns an Leib und Seele gethan hast. Verzeihe mir, wenn ich nicht mit solchem Eifer dir heute gedient, wie ich billig gesollt, und nimm deßwegen deine Gnade nicht von mir. Laß in der neuen Woche alles neu an mir seyn, schenke mir eine neue Liebe und Verlangen nach dir, einen neuen Trieb, dir zu dienen und zu gehorchen. Laß mich die in der vorigen Woche begangenen Sünden meiden und fliehen, damit Jedermann erkenne, daß ich den Sonntag nicht vergebens hingebracht habe. Hilf, daß ich fleißig erwäge, daß ich eine unsterbliche Seele habe, damit ich mehr um meine Seele, als um den Leib bekümmert sey. So gehe dann hin, mein Lieb, in deine Kammer, zur Ruhe, du aber meine Seele, in die Wunden Jesu. Laß mich, Herr! von dir nicht wanken, in dir schlaf ich sanft und wohl; gieb mir heilige Gedanken, und bin ich gleich Schlafes voll: so laß doch den Geist in mir, zu dir wachen für und für, bis die Morgenröth angehet, und man von dem Bett aufstehet, Amen.
Gesang.
Mel. Wer nur den lieben Gott läßt walten.
Ich lege mich in Jesu Wunden, wenn ich mich leg zu meiner Ruh, ich bleib im Schlaf mit ihm verbunden, er drücket mir die Augen zu; ich fürchte nicht die finstre Nacht, da Jesus um meine Bette wacht.
2. Ich will im Schlaf mit Gott umgehen, der kommt mir nie aus meinem Sinn, mein Herz soll immer auf ihn sehen, wenn ich nun eingeschlafen bin; es soll mein Geist und Seel allein, mit meinem Gott beschäftigt seyn.
3. Im Schlafe soll die Seele wachen, als welche Gottes nicht vergißt, das kann den Schlaf mir süße machen, weil sich mit Gott das Auge schließt. ich bin, mein Gott! weil du bei mir, wenn ich erwach, auch noch bei dir.
4. Ach Gott! wend alle Angst und Schmerzen, in Gnaden diese Nacht von mir, ach! wirke stets in meinem Herzen, ich such die Hülf allein bei dir; laß Unglück, Schrecken, Noth und Pein, o Gott! von mir entfernet seyn.
5. Laß also mir und auch den Meinen, und was mir sonsten zugehört, dein Gnaden-Licht des Nachts erscheinen, daß alles bleibe ungestört, daß, wenn ich wieder aufersteh, ich alles unverletzet seh.
6. Laß deinen Engel bei mir bleiben, und immer um mein Bette stehn, laß ihn das Unglück von mir treiben, auf mich uns alle Frommen sehn, so schlaf ich sanft in Gottes Hut, der auch im Schlaf mir Gutes thut.
7. Ich fürchte nicht des Satans Schrecken, noch seiner Rotten Macht und List: weil Gott mich selbsten will zudecken, und weil mein Jesus bei mir ist; darf Satan mir kein Licht austhun, so muß er mich auch lassen ruhn.
8. Es gehen zur Ruhe meine Glieder, nachdem der Sonntag ist vollbracht. Mein Mund bricht aus in Freudenlieder, bei eingebrochner finstrer Nacht; ich steh mit Jesu wieder auf, und so vollführ ich meinen Lauf.
9. Ich will dir Seele, Leib und Leben, sowohl des Tags als auch bei Nacht, hiemit, o treuer Gott! ergeben, ach, hab du selbsten auf mich Acht; ach! laß mich dir empfohlen seyn, denn du bist mein und ich bin dein.
10. So bleib ich denn in Jesu Wunden, und schlafe in denselben ein. Auch in den letzten Todes-Stunden wird ich da wohl verwahret seyn, darinnen will ich auferstehn, und zu des Lammes Hochzeit gehen.