Stark, Johann Friedrich - Der Betrübte tröstet sich der Barmherzigkeit Gottes.

Stark, Johann Friedrich - Der Betrübte tröstet sich der Barmherzigkeit Gottes.

Aufmunterung.

Psalm 103, v. 8.9.13

Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht immer hadern, noch ewiglich Zorn halten. Wie sich ein Vater über seine Kinder erbarmet, so erbarmet sich der Herr über die, die ihn fürchten.

Wie betrübt ist es doch, im Elend und Jammer mit harten und unfreundlichen Leuten zu thun haben. Allein ein betrübtes Kind Gottes soll versichert seyn: 1) daß sein getreuer Gott im Himmel wisse all sein Leiden, Elend und Kreuz, wie groß und schwer es sey, wie lange es daure, und wie empfindlich es der Seele sey; nicht allein aber weiß es Gott, sondern 2) er erbarmet sich auch des Elenden. In Betrachtung dessen, daß Gott also barmherzig ist, soll 3) ein Betrübter nicht verzagen, sondern zu dem barmherzigen Gott seine Zuflucht nehmen; denn die Betrübten sollen getröstet werden. 4) Gott erweiset aber seine Barmherzigkeit gegen die Elenden, theils, wenn er ihnen giebt Freudigkeit und getrosten Muth, theils wenn er in ihrem Leiden ihnen Stärke giebt, daß sie es ausstehen und tragen können, theils aber auch, wenn er es gar von ihnen nimmt. Erbarmet sich ein Vater über sein Kind, so wird Gott den Betrübten in seinem Elend nicht verderben lassen.

Gebet.

O du barmherziger Gott! dessen Barmherzigkeit kein Ende hat, dessen Güte alle Morgen neu wird; siehe, ich bekümmerte und betrübte Seele trete vor dein allerheiligstes Angesicht, und schütte meinen großen Kummer und betrübtes Herz vor dir aus. Dir ist ja wohl bekannt mein Jammerstand und großes Elend, das mich getroffen hat, meine Seele ist betrübt, mein Geist geängstet, und Leiden hat mich umgeben ohne Zahl. Ich sehe mich um nach Helfern. Menschen wollen sich theils meiner nicht annehmen, theils wissen sie meine Noth nicht, theils mag ich es auch nicht offenbaren, aber dir, o Gott! klage ich es mit betrübtem Herzen, ich wiß, du bist barmherzig, und lässest dich unser Elend jammern. Es jammerte dich der betrübten Wittwe, die da weinte um ihr Kind; es jammerte dich des Volks, welches nichts zu Essen hatte, und dein Jammer war mit dem Erbarmen und Helfen verknüpft. O darum komme ich zu dir und spreche: ach erbarme dich über mich! Ach Gott! ich bin dein Geschöpf, darum wirst du das Werk deiner Hände nicht lassen. Ja, ich bin mehr, ich bin auch dein Kind, das du in der heiligen Taufe in die Arme deiner Barmherzigkeit aufgenommen hast, darum spreche ich: ach mein Vater! erbarme dich deines armen und verlassenen Kindes. Mein Jesu! ich bin ja mit deinem heiligen Blut erkauft: darum wirst du dich deines Eigenthums erbarmen. O du werther heiliger Geist! lege das Zeugniß in meine Seele, daß ich bei allem meinem Leiden dennoch ein Kind Gottes sey, und wenn ich im Beten matt werde, und fast nicht mehr beten kann, so schreie du in mir das Abba lieber Vater; siehe, ich sinke, ach biete mir deine Hand! ach Herr! nach deiner großen Barmherzigkeit stärke meinen Glauben, erhalte mich in meinem Elend, gieb mir alle Tage neue Kräfte, daß mein Glaube nicht aufhören, daß meine Hoffnung nicht sinken, noch mein Vertrauen auf dich schwach werden möge. Du hast mich ja noch niemals verlassen; ach! so verlaß mich jetzt auch nicht, hilf deinem Kinde, das zu deiner Barmherzigkeit allein seine Zuflucht nimmt. Ach! ich kenn' sein Vaterherz, er ist schon auf Hülf bedacht, meine Trübsal, Angst und Schmerz, und was mich sonst traurig macht, wird sich alsdann sogleich wenden, wenn er mir wird Hülfe senden, drum mein Vater! komm zu mir. Herz und Auge thränt nach dir, Amen.

Gesang.

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Wohl dem, der Gott vertraut, in allen seinen Sachen, und alles dem heimstellt, der es weiß wohl zu machen, wohl dem, der da sein Haupt nur legt in Gottes Schoos, der wird ganz ruhig seyn, und vieler Sorgen los.

2. Wohl dem, der Gott vertraut, als welchem nichts unmöglich, sein starker Allmachtsarm, kann helfen unverzüglich, was uns dünkt allzuschwer, das ist bei ihm gar leicht, weil alle Noth von usn, wenn er befiehlet, weicht.

3. Wohl dem, der Gott vertraut, kannst du kein Mittel finden, und meinest deine Noth, wär nicht zu überwinden; so trau dem weisen Gott, der alle Hülfe hat, bei dem ist Rath und That, wenn du bist ohne Rath.

4. Wohl dem, der Gott vertraut, denn seine Liebesproben, muß jede Kreatur mit frohem Munde loben; der jeder Kreatur, die Nahrung reichlich giebt, der sorget auch für dich, weil er dich herzlich liebt.

5. Wohl dem, der Gott vertraut, und nicht den Menschenkindern, sie sind gar oftmals falsch, und suchen zu verhindern, das, was uns nützlich ist; ob sie, was uns gebricht, wohl wissen und verstehn, so helfen sie doch nicht.

6. Darum will ich immerdar, dir, meinem Gott, vertrauen, auf deine Vaterhand, in meiner Trübsal schauen; ach Gott! ich komm zu dir, ach, sorge du für mich, ach nimm dich meiner an, und hilf mir gnädiglich.

7. Wohlan ich traue Gott, es mag mir nun auch gehen, wie's meinem Gott gefällt; ich bleib darauf bestehen, daß Gott den nicht verläßt, der feste auf ihn baut, weil dem geholfen wird, der seinem Gott vertraut.

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