Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bereitet sich zum Gottesdienst.

Seele: Du weidest mich auf einer grünen Auen und führest mich zum frischen Wasser. Ps. 23,2

Jesus: Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Buße leitet. Röm. 2,4

Bist du gesund von Leib und fröhlich von Gemüthe, so such der Seelen Heil und preise Gottes Güte.

Erster Theil.

Aufmunterungen, Gebete und Gesänge für Gesunde.

Vor-Sabbath.

Stark, Johann Friedrich - Der gläubige Christ bereitet sich zum Gottesdienst.

Aufmunterung

Ps. 27, v.4

Eins bitte ich vom Herrn, das hätte ich gern, daß ich im Hause des Herrn bleiben möge mein Lebenlang, zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn, und seinen Tempel zu besuchen.

Es hat der weise Gott, sogleich nach dem Sündenfall, dem ersten Menschen Adam die Opfer angewiesen, welche seine Kinder Cain und Abel von ihm wiederum empfangen, indem von diesen beiden Opfern im 1. Buch Moses 4, v. 3.4 ausdrücklich Meldung geschiehet. Die Opfer geschahen nun nicht stillschweigend, sondern dabei bekannten sie ihre Sünden, baten Gott um Vergebung derselben, bezeugten ihren Glauben an den künftigen Messiam, Jesum Christum, der auch würde sein Blut für die Menschen vergießen, wie das Opfer-Thier. Ja, sie lobten bei solchen Opfern Gott für die empfangenen Wohlthaten, und predigten auch von dem Namen des Herrn. Hiezu war der siebente Tag bestimmt, welchen Gott selbst zur Ruhe geheiliget hatte, da er in sechs Tagen die Welt erschaffen, und am siebenten ruhete. Diese Art des Gottesdienstes ist immer von den Erzvätern gehalten worden, bis Gott in der Wüste ließ die Hütte des Stifts aufrichten, nach deren Bild Salomon hernach den Tempel bauete. Im neuen Testament feiern Christen Gott dem Herrn auch einem Tag, nämlich den Sonntag, als an welchem Tag Christus ist auferstanden, und der heilige Geist ausgegossen worden. Wenn nun solcher Tag herbei kommt, soll ein gläubiger Christ 1) des Sonnabends in Zeiten Feierabend, sein Gemüth von irdischen Sachen frei machen, und seine Arbeit niederlegen. Er soll 2) sich auf den bevorstehenden Sonntag bereiten mit Beten, und Gott loben für die vielen Wohlthaten, welche er die Woche über empfangen. Er soll 3) dasjenige Evangelium oder Epistel, welche man des Sonntags erklärt, in der Bibel aufgeschlagen, darüber eine Betrachtung anstellen, und sich also zu andächtiger Anhörung des göttlichen Worts bereiten. Er soll 4) in Zeiten sich mit solchen guten Gedanken zur Ruhe legen, damit er am Sonntag desto früher und munterer bei dem Gottesdienst erscheinen könne.

Gebet

Gnädiger und barmherziger Gott! ich komme an diesem Tag vor dein heiliges Angesicht mit Loben und Danken, daß du mich die vergangenen sechs Tage so gnädiglich erhalten, und die Arbeit meiner Hände so reichlich gesegnet hast. Du hast meinen Eingang und Ausgang bewahret, auf meinen Wegen mich behütet, und mir m Leib und Seele viel Gutes erwiesen, dafür lobe und preise ich dich von Grund meines Herzens. Gehet nun weg ihr irdischen Geschäfte! weicht von mir ihr Sorgen! jetzt bau ich in meinem Herzen Gott einen Tempel auf! es soll ein Bethaus werden, darin ich meinem Gott allein dienen will. Ich vergesse, was dahinten ist, ich lege meine Arbeits-Lasten und Handthierung nieder, und richte meinen Sinn allein zum Himmel, zu Gott, um mich in ihm zu erfreuen. O der unaussprechlichen Liebe des großen Gottes, welcher den Menschen einen Ruhetag von aller ihrer Arbeit bestimmt hat, diese Ruhe ist ein Andenken der Ruhe im Paradiese, da wir ohne mühsame Arbeit allezeit Gott zu dienen und zu loben wären beschäftigt gewesen. Diese Ruhe ist ein Bild der künftigen Himmelsruhe; denn es ist den Kindern Gottes noch eine vollkommene Ruhe vorhanden und verheißen, welche in dem ewigen Leben angehen wird; da werden sie von aller Arbeit, von Leiden und Schmerzen, und von Sünden befreit seyn. Ach gnädiger Gott! laß mich den bevorstehenden Sonntag in deiner Furcht und in deiner Gnade hinbringen. Bewahre mich vor bösen Gesellschaften, daß nicht etwa der Satan durch seine Werkzeuge mich möge von dem Gottesdienst abhalten, und hilf, wenn er sie mir schicket, daß ich ihnen nicht folgen möge. Behüte mich, daß ich den heiligen Tag, den du zu meiner Erbauung im Christenthum, zu deinem Lobe und Dienst verordnet hast, nicht möge in Müßiggang, Faulheit, Ueppigkeit, Lustbarkeit und Sünden hinbringen, und dadurch meiner Seele den größten Schaden zufügen; sondern gieb mir deinen heiligen Geist, daß ich den ganzen Tag, von dem Morgen bis auf den Abend, zu deinem Dienst anwende. Erhalte mein Herz in steter Andacht, damit keine irdischen Sorgen in dasselbe einschleichen, und so sich ja einige melden, daß ich sie durch deine Kraft vertreibe, oder so Satan mir einen bösen Nachbar schicken wollte, der ein irdisch Geschwätz in deinem Hause anfangen wollte, so verleihe mir Stärke, daß ich ihm kein Gehör gebe, sondern mit meiner Aufmerksamkeit ihn zu deinem Dienst erwecken und aufmuntern möge. Wenn dein Wort geprediget wird, so öffne mir das Herz, daß ich darauf achten, solches in mein Herz zu fassen, als eine theuern Schatz darin bewahren möge. Hilf, daß ich an diesem Sonntag auch in meinem Christenthum mich erbaue, in der Erkenntniß der Wahrheit zunehme, damit das gepredigte und gehörte Wort mich ändere, heilige, bekehre, und zu einem neuen Menschen mache, auf daß ich, wie an Jahren, also an dem inwendigen Menschen, an Glauben und Frömmigkeit wachsen, und eine neue Kreatur, ja ein lebendiges Glied an dem Leibe meines Jesu werden möge. Laß mich mit Andacht den Gottesdienst endigen, das Gelernte behutsam verwahren, und den Tag mit Gebet und Lobgesängen schließen. Ach! laß mich stets des angehörten Worts eingedenk bleiben, daß ich nach demselben wandeln, reden, leben und thun, und also beweisen möge, ich sey kein vergeßlicher Hörer, sondern ein Thäter des Worts. So laß mich einen Sonntag und Sabbath nach dem andern feiern, bis du mich in die ewige Himmelsfreude, zu dem ewigen Sabbath durch Jesum, meinen einigen Erlöser und Seligmacher einführen wirst. Ich will in Gottes Haus mit Gotteskindern gehen, ich will in reinem Schmuck vor seinem Altar stehen, mein Herz soll höchst vergnügt in seinem Willen ruhn, der Leib soll nichts als Noth- und Liebes-Werke thun. Komm heute in mein Herz, du König aller Frommen, laß mit dir Segen, Heil und Seelen-Frieden kommen, die Sonne deiner Gnade kehr heute bei mir ein, so wird mir dieser Tag ein rechter Sonntag seyn, Amen.

Gesang

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Wie lieblich ist dein Wort, es bringt mir lauter Freude, es ist mein höchster Trost, und meiner Seele Weide, es ist mein liebster Schatz, den ich auf Erden hab, der mich erquicken soll, bis man mich trägt ins Grab.

2. Es ist dein Wort mein Licht, das mir den Weg recht zeiget, und mich bestraft, wenn sich mein Fuß zum Irrweg neiget, ich glaub nach diesem Wort, und leb nach diesem Wort, so bringt mich dieses Licht auch an den Freuden-Ort.

3. Es ist mein Honigseim, damit ich mich erlabe, wenn ich viel Bitterkeit in meinem Herzen habe. Wie süß ists meiner Seel, wenn sie in Trübsal steckt, wenn ihr des Trostes Quell im Wort wird aufgedeckt.

4. Es ist dein Wort mein Schatz, groß über alle Schätze, daran ich mich allein in Noth und Tod ergötze, den Schatz raubt mir kein Feind und keiner Feinde List, weil er gar wohl verwahrt in meinem Herzen ist.

5. Pflegt Gold und Silber gleich ein Eitler zu erwählen, viel lieber ist dein Wort der Gottgelaßnen Seelen; wenn man dein Wort und Gold ihr stellet vors Gesicht, so greift sie nach dem Wort, und acht't des Goldes nicht.

6. Rathsleute suchen die, so da im Zweifel stehen, dieselben sind dein Wort, dahin ich pfleg zu gehen; frag ich, was thu ich jetzt, geht’s übel oder wohl? so zeiget mir dein Wort, was ich erwählen soll.

7. Nach diesem Lebenswort will ich nun einher gehen, es soll mein Leitstern seyn, o! darnach will ich sehen, womit es mich anweist, das thu' ich ungescheut, und meid mit allem Fleiß das, was es mir verbeut.

8. Ach nimm doch nicht hinweg das Wort aus meinem Munde, ach, laß es seyn mein Trost, bis in die Todesstunde; wenn sich mein Mund zuschleußt, nimmt keine Speis mehr ein, so laß dein liebes Wort der Seelen Speise seyn.

9. So hab ich Unterricht, dieweil ich werde leben, ich hab auch Trost, wenn ich soll meinen Geist aufgeben; und was dein Wort verspricht in dieser Gnadenzeit, sieh, das erlang ich dort, in jener Herrlichkeit.

Aufmunterung zum Morgen-Gebet am Sonntag.

Ps. 5, v. 2.4

Herr, höre mein Wort, merke auf meine Rede, vernimm mein Schreien, mein König und mein Gott, denn ich will vor dir beten.

Unser ganzes Leben ist nichts anders, als Beten und Danken: nämlich, daß wir alle Tage Gott in unserm Gebet anrufen um seinen Segen, Hülfe, Beistand und Gnade, und wenn wir solches erlangen, daß wir ihm herzlich dafür danken. Darum, gläubiger Christ! wenn du des Morgens erwachest von deinem Schlaf, so hebe vor allen Dingen deine Augen auf gen Himmel, denk nicht gleich an deine Geschäfte und Arbeit, lauf nicht gleich hin, etwas zu erjagen, sondern falle erst nieder auf deine Kniee, danke Gott und empfehle dich seinem gnädigen Schutz. Denke nicht, du versäumest zu viel, wenn du solltest eine halbe Stunde des Morgens zum Gebet anwenden. O nein, die aufs Gebet gewendete Zeit wird dir mit tausendfachem Segen in deiner Arbeit wieder eingebracht werden, und das Gelesene wird dir den ganzen Tag ein Honigseim in deinem Munde seyn. Darum, wenn du erwachest, und des Morgens gesund aufstehest, bedenke: 1) wie viele fromme Christen, welche vielleicht frömmer sind als du, haben die vergangene Nacht in Angst und Wehe, in Schmerzen und Krankheiten, in Schrecken und großer Unruhe hingebracht, du aber hast dergleichen nicht empfunden. Bedenke 2) wie Andere in der Welt im Unglück, Schaden, Gefahr und Trübsal gerathen sind, die aber fehlet nichts, und dafür danke Gott. Bitte 3) auch Gott mit dem anbrechenden Tage, er wolle dich den Tag über in seiner Gnade erhalten, daß du an demselben dich wider ihn und den Nächsten nicht versündigen mögest. Bitte 4) Gott, er wolle den Tag über dich begleiten, bewahren, und in deinen Geschäften und Berufswegen segnen. Ja übergieb dich 5) Gott also, daß du den ganzen Tag in seiner Liebe stehen, von ihm reden, an ihn denken, und mit Wissen und Willen ihn nicht beleidigen mögest, und alsdann zweifle nicht, der Herr wird dein Seufzen und Gebet in Gnaden erhören und den Tag über dir dasjenige geben und verleihen, was dir an Leib und Seele wird nützlich sein.

Morgen-Gebet am Sonntag.

Herr! früh wollest du meine Stimme hören, früh will ich mich zu dir schicken. Allmächtiger, gnädiger Gott! du bist würdig zu nehmen Preis, Ruhm und Ehre, wer sollte dich nicht fürchten? Du König der Heiden! wer sollte dich nicht ehren? O liebreicher Vater! ich komme in dieser Frühstunde zu dir mit demüthigem Dank, daß du diese Nacht eine Wagenburg um mich und die Meinigen geschlagen, und deine Güte und Treue wiederum an mir hast neu lassen werden. Begleite und schütze mich auch heute auf allen meinen Wegen. Laß diesen Tag einen Erbauungs- und Erquickungs-Tag für meine Seele seyn. Du hast nach deiner erbarmenden Liebe diesen Tag von leiblicher Arbeit frei gemacht, daß du dein Werk in mir haben mögest. O darum erleuchte, heilige und lehre meine Seele, daß ich Schätze möge sammeln, welche mich in Noth und Tod, in Kreuz und Leiden erquicken können, welche weder Motten noch Rost fressen, da die Diebe nicht nachgraben noch stehlen. Mein Gott! das soll heute meine Lust seyn, dein Wort zu hören, in dir mich zu erbauen, dir zu Ehren Lob- und Danklieder anzustimmen, eifrig zu beten und mein Herz dir zu schenken. Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! meine Seele freuet sich in dem lebendigen Gott. laß mich aber kein vergeßlicher Hörer seyn, sondern ein Thäter des Worts werden. Oeffne mir das Herz, wie der Lidia, daß ich den Saamen des Worts mit Freuden aufnehme, schließ hernach mein Herz zu, daß mir ihn Satan nicht wieder raube. Laß mich heute in meinem Christenthum, in der Erkenntniß Jesu Christi, Glauben, Liebe, in der Verläugnung meiner selbst, Absterben der Welt, einen festen Grund legen, auf daß ich die künftige ganze Woche daran denke, es ausübe und gute Früchte bringe. Bewahre mich vor Verführungen, wenn der Satan seine Werkzeuge an mich schicket, daß ich nicht meine dir geheiligten Stunden der Welt überlasse, oder ihrer sündlichen Gesellschaft die Zeit, die ich dir zu Ehren hinbringen soll, aufopfere, und eben damit einen schweren Fluch auf mich lade, welcher mich die ganze Woche noch drücken könnte. Ach laß meinen öffentlichen und häuslichen Gottesdienst, mein Beten, Hören, Lesen und Singen dir gefallen. Sey du selbst, o Jesu! mein Lehrer, daß ich zunehme an dem inwendigen Menschen, bis ich droben mit dir unzertrennlich vereinigt werde. Heiliger Geist, du Himmels-Lehrer, mächtiger Tröster und Bekehrer, ach laß meines Herzens Schrein ewig deine Wohnung seyn, Amen.

Morgen-Gesang.

Mel. Wach auf mein Herz und singe.

Die Nacht ist nun vergangen, drum will ich gleich anfangen, mit Singen und mit Beten, vor Gottes Thron zu treten.

2. Gleichwie die Mütter pflegen, die Kinder sanft zu legen, nach ihnen oft zu sehen, und um ihr Bett zu stehen.

3. So hat auch Gottes Lieben, das Unglück weggetrieben. Ich hab in Schutz und Segen, in seinem Schoos gelegen.

4. Mein Herze und Gemüthe, erkennt die große Güte, die es hat alle Stunden, in dieser Nacht empfunden.

5. Laßt uns den Höchsten preisen, laßt uns dem Dank erweisen, der Junge mit den Alten, in seinem Schutz erhalten.

6. Laßt uns den Tag hinbringen mit Loben, Beten, Singen, in Glaub und Liebe stehen, und keine Sünd begehen.

7. Erheben sich die Glieder, o Gott! so kommt auch wieder die Unruh, Kreuz und Sorgen, schon an dem frühen Morgen.

8. Ach, hilf mir alles tragen, wend ab des Kreuzes Plagen, und laß nach Angst und Weinen, die Freuden-Sonne scheinen.

9. Leit mich auf guten Wegen, und gieb mir deinen Segen, und daß ich, wo ich gehe, dich stets vor Augen sehe.

10. Du wollst mein Herz regieren, mit Gottesfurcht auszieren, daß ich mich dir ergebe, und dir zu Ehren lebe.

11. Ach Gott! erhör mein Flehen, und laß die Bitt geschehen, so will ich deinen Namen, von Herzen preisen, Amen.

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