Spurgeon, Charles Haddon - Josuas Gesicht.

Spurgeon, Charles Haddon - Josuas Gesicht.

“Und es begab sich, da Josua bei Jericho war, dass er seine Augen aufhob, und ward gewahr, dass ein Mann gegen ihm stand, und hatte ein bloßes Schwert in seiner Hand. Und Josua ging zu ihm und sprach zu ihm: „Gehörst du uns an oder unsren Feinden?“ Er sprach: „Nein, sondern ich bin ein Fürst über das Heer des Herrn, und bin jetzt gekommen.“ Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde, und betete an, und sprach zu ihm: „Was saget mein Herr seinem Knechte?“ Und der Fürst über das Heer des Herrn sprach zu Josua: „Ziehe deine Schuhe aus von den Füßen; denn die Stätte, darauf du stehest, ist heilig.““
Jos. 5, 13—15.

Der Herr teilte den Jordan, auf dass sein Volk trocknen Fußes hindurch gehe. Dieses Wunder entmutigte die Kanaaniter sehr und bereitete für die eindringenden Israeliten den Weg zu einem leichten Triumph. Man hätte natürlich erwartet, dass der Herr seinem Volke geboten, sich diesen Schrecken augenblicklich zu nutze zu machen, um sogleich einen schweren Schlag zu sichern und mit ganzer Macht vorwärts zu dringen, ehe der Feind Atem schöpfen könnte, und so das Land von den Gegnern in einem einzigen Feldzug zu säubern. Aber es war nicht so. Statt sofortiger Tätigkeit schlugen die Kinder Israel ihre Zelte zu Gilgal auf und blieben dort eine beträchtliche Zeit. Denn Gott hat keine Eile. Seine Zwecke können ohne Hast erfüllt werden, und obwohl Er will, dass wir die Zeit auskaufen, weil unsre Tage böse sind, so kann Er in seiner Ewigkeit doch warten, und ordnet in seiner Weisheit sein Säumen so, dass es sich als viel besser erweist, wie unser Eilen. Warum sollte denn das Volk verziehen? Damit es den Geboten gehorchte, die vergessen waren. In der Wüste waren aus verschiedenen Gründen Beschneidung und Passah vernachlässigt. Sie waren hierfür nicht mit irgend einer Züchtigung heimgesucht worden, denn der Herr sah ihre Lage und Umstande an und hatte Nachsicht mit ihrem Irrtum, aber ehe Er sie gebrauchen konnte, mussten sie seinem Willen völlig gehorchen. Man kann nicht erwarten, dass Gott ungehorsame Diener duldet, und deshalb mussten sie eine Weile da bleiben, bis sie die beiden großen Vorschriften des Mosaischen Bundes erfüllt hatten. Lieben Freunde, lasst uns innehalten und uns als Gläubige fragen, ob wir in jeder Hinsicht gewissenhaft unsres Herrn Geboten nachgekommen sind. Wenn nicht, so können wir nicht erwarten, dass Er der Gemeinde oder der Welt einen Segen durch uns senden werde, bis wir zuerst Ihm willig gehorcht haben in dem, was Er uns vorgeschrieben. Leben eurer einige in bewusster Vernachlässigung eines Teils des göttlichen Willens? oder wünscht ihr, gewisse Teile von dem Willen Gottes nicht zu kennen, und seid deshalb vorsätzlich blind dafür? Mein lieber Bruder, du durchschneidest die Sehnen deiner Kraft. Du kannst nie deine Feinde wie Riesen überwinden, so lange deine Locken so geschoren sind. Du kannst nicht erwarten, dass Gott dich aussenden werde, zu siegen und Ihm Ehre zu bringen, wenn du noch nicht deine eigne persönliche Lässigkeit und deinen Ungehorsam besiegt hast. Wer im geringsten untreu ist, wird im größeren untreu sein. Und wenn du nicht des Meisters Gebote in dem kleinen Weinberg deines eignen Lebens gehalten hast, wieviel weniger würdest du imstande sein, danach zu handeln, wenn Er dir ein größeres Feld des Dienstes anvertraute! Hier ist also der Grund für Israels Verzögerung, und es ist ein Grund, weshalb wir beim Anfang unsrer speziellen Gottesdienste fleißig nach versäumten Pflichten forschen und sie erfüllen sollten.

Die zwei Vorschriften, die sie übersehen hatten, waren sehr lehrreich. Die eine war die Beschneidung. Jeder Mann im ganzen Lager Israels musste beschnitten werden, ehe Gott beginnen wollte, von Jericho zu sprechen. Kein Wort von dem Umfallen der Mauern; keine Silbe davon, dass sie um die verfluchte Stadt sieben Tage lang gehen sollten, bis zuerst die Schande Ägyptens weggenommen war und sein Volk das Bundeszeichen empfangen hatte. Nun, im Neuen Testament wird uns gesagt, dass Christen an einer Beschneidung ohne Hände, nicht im Fleisch, sondern im Geist, teilhaben müssen. „Denn das ist nicht ein Jude, der auswendig ein Jude ist, sondern das ist ein Jude, der inwendig einer ist.“ Im Brief an die Kolosser sagt uns der Apostel, dass die wahre Beschneidung die Ablegung des sündlichen Leibes und Fleisch durch die Beschneidung Christi ist, worunter ich verstehe, dass der Christ in Kraft des Geistes und im Namen Christi sich reinigen muss von jeder fleischlichen Befleckung, von jedem sündigen Gedanken, jedem falschen Ehrgeiz, jedem fleischlichen Wunsch; wenn sein Herr ihn gebrauchen soll, so ist es unumgänglich nötig, dass dies getan wird, und zugleich getan wird im Namen des Höchsten. „Reiniget euch, die ihr des Herrn Geräte traget.“ Gott will seine Schlachten nicht durch Unbeschnittene schlagen. Er will, dass die Seinen von der Sünde frei sein sollen, die ihnen so leicht anklebt, sonst will Er sie nicht gebrauchen. Wartet also, meine Brüder, und lasst mich euch bitten, eure Herzen zu erforschen und zu sehen, was in denselben ist, das euch unfähig macht, gesegnet zu werden. Wenn ich als Gottes Prediger keine Bekehrungen habe, so darf ich dies nicht der göttlichen unumschränkten Macht zuschreiben. Es mag an dieser liegen, aber ich fürchte immer, die göttliche Unumschränktheit zum Sündenbock für meine Missetaten zu machen. Ich denke lieber, wenn Gott den Segen vorenthält, so ist eine Ursache da: und kann diese Ursache nicht in mir liegen, dass ich nicht so sehr in Gottes Nähe lebe, wie ich sollte, oder mir etwas verstatte, worauf sein heiliges Auge nicht blicken kann? Ich spreche zu euch, die Mitglieder der Gemeinde sind, wenn ihr in der Sonntagsschule, bei der Traktatverteilung oder irgend einem andren Werk, das ihr tut, nicht Seelen für Gott gewinnt, ruft zu Ihm: „Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz; prüfe mich und erfahre, wie ich's meine: und siehe, ob ich auf bösem Wege bin und leite mich auf ewigem Wege.“ Sünde versperrt den Kanal der Gnade; der Strom ist stark genug, aber ihr haltet seine Kraft zurück; eure Sünden scheiden euch von eurem Gott; und deshalb beschwöre ich einen jeden von euch, wenn ihr des Herrn seid, so schüttelt den Staub von euch ab, heiliget ein Fasten dem Höchsten und kommt vor Ihn mit Bitten. Sitzet vor Ihm in Sack und Asche, in der stillen Niedergeschlagenheit eures gedemütigten Geistes und bekennt vor Ihm all eure Sünden. Steht auf, schüttet eure Herzen wie Wasser vor dem Herrn aus, bekennt eure Sünden und Beleidigungen, und dann, wenn ihr von ihnen gereinigt seid durch das „Wasser und das Blut, das aus Jesu Seite floss,“ mögt ihr aufstehen zum Dienste und erwarten, zu einem Segen gemacht zu werden.

Aber Beschneidung war nicht genug, sie mussten auch das Passah feiern. Dies hatten sie, wie es scheint, nur zweimal gehalten, einmal in Ägypten und einmal am Fuße des Sinai; aber sie sollten nun ein Passah beginnen, das jedes Jahr ohne Aufhören gehalten werden sollte. Brüder, ihr kennt die Bedeutung, welche das Passah für uns hat; es heißt, Christum zur Speise machen. Er ist das Passahlamm; wir müssen den alten Sauerteig der Sünde ausfegen und mit reinem Herzen kommen und unsren Herrn zu unsrer Speise machen. Ihr werdet nie imstande sein, gegen die Kanaaniter zu kämpfen, bis ihr dies getan. Ein geistlicher Mensch, der zu leben versucht, ohne sich von Jesu zu nähren, wird bald schwach; wer nur geringe Gemeinschaft mit Christo hat, wer Tag auf Tag keinen Anblick des Königs in seiner Schönheit genießt, wer nie zum Festmahl geführt wird, und nie das Panier der Liebe über seinem Haupte wehen sieht, wird wahrscheinlich kein Held sein. Wenn ihr nicht das Brot des Himmels esst, wie könnt ihr das Werk des Himmels tun? Der Ackermann, der den Acker bauet, soll der Früchte am ersten genießen; und wenn wir für Gott mit Erfolg arbeiten wollen, so müssen wir zu allererst von dem Christ Gottes genießen und von Ihm Kraft gewinnen. „Du Menschenkind,“ sagte die Stimme vom Himmel zum Propheten, „iss diesen Brief;“ er musste ihn zuerst essen und dann von dem sprechen, was er betastet und geschmeckt hatte. Wir müssen uns wahrer Religion in unsren eignen Seelen erfreuen, ehe wir geeignete Erklärer derselben für andre werden können. Wie wollt ihr Herolde einer Botschaft sein, welche die Stimme des Herrn nie in euer inwendiges Ohr hineingesprochen hat? Wie könnt ihr erwarten, andre zum Leben zu bringen, wenn eure eigne Seele fast ganz tot ist? Wie könnt ihr die feurigen Kohlen der ewigen Gnade austeilen, wenn die Flamme auf dem Herde eures Herzens fast erloschen ist? Brüder, lasst uns das Fest halten, lasst uns dem Herrn mit reinem Herzen nahen, lasst uns unsren ersten Glauben und unsre erste Liebe erneuern und den großen Sohn Gottes wiederum als den Grund unsrer Hoffnung, die Quelle unsrer Freude, den Gegenstand unsrer Wünsche annehmen. Lasst uns nahe kommen, ja, näher und näher zu Ihm, mit Ihm vereinigt werden; dann werden wir bereit sein, den Kampf zu bestehen und den Sieg zu gewinnen.

Nachdem die verordneten Gebräuche beobachtet waren, werdet ihr voraussetzen, dass sofort die Posaune zum Angriff blies und die tapferen Männer Israels mit ihren Sturmleitern und Mauerbrechern sich um die dem Untergang geweihte Stadt sammelten, sie anzugreifen und im Sturm zu nehmen. Geduld! Geduld! ihr habt immer Eile, aber Gott nicht. Josua selbst, dieser kühne, tapfere Geist, hat etwas Eile, und deshalb geht er bei Nacht aus, nachdenkend und die Runde machend; und als er nachdenkt und dann und wann auf die ungeheure Stadt blickt und forscht, wo wohl der Beste Angriffspunkt sein würde, und wie sie erobert werden konnte, da wird er in Staunen gesetzt durch die Erscheinung eines stattlichen Mannes, der ein Schwert in der Hand hält. Der tapfere Josua, der keine Furcht kennt, geht sofort auf den anscheinenden Eindringling zu und fragt ihn: „Gehörst du uns an oder unsren Feinden?“ „Nein, sondern ich bin ein Fürst über das Heer des Herrn und bin jetzt gekommen.“ Da erkannte Josua die Göttlichkeit des himmlischen Kriegers und beugte sich und betete an und fragte demütig, was er tun solle; und dann, nachdem er unterwiesen war, stand er auf und ging nach des Herrn Geheiß an die Eroberung der Palmenstadt.

Man kann die Kinder Israel jenem stattlichen Schiff vergleichen, das für eine lange Reise bereitet ist. Die ganze Ladung ist an Bord, alle Vorräte sind da und jeder Mann ist an seinem Platze. In jeder Hinsicht ist das Schiff völlig ausgerüstet, aber warum zögert es? Warum heben die Matrosen nicht den Anker? Wenn ihr den Mann am Helm fragt, so wird er sagen: „Wir warten auf den Kapitän.“ Ein guter und hinreichender Grund in der Tat, denn bis der Kapitän an Bord gekommen, ist es vergeblich für das Schiff, in See zu stechen. So hier, Israel war beschnitten und hatte das gesegnete Fest des Passah gefeiert, aber doch durfte es nicht in den Kampf gehen, bis der Befehlshaber selbst gekommen; und hier erschien zu Josuas Freude der Engel des Angesichtes von dem Höchsten, um die Leitung des Krieges zu übernehmen und die Heere Gottes zu gewissem Siege zu führen. Brüder, dies ist genau der Zustand unsrer Gemeinde im gegenwärtigen Augenblick; wir haben versucht, denke ich, uns zu Gott zu nahen und in seiner Liebe zu bleiben; wir haben gesucht, uns von Sünde zu reinigen und heilig zu sein, wie Er heilig ist; aber doch genügt dies nicht, wir bedürfen der göttlichen Gegenwart, und uns wird jetzt geheißen, eine Weile stillzustehen und sie mit Gebet zu suchen, damit wir in dieser unvergleichlichen Kraft mit Erfolg vorwärts gehen.

I.

Ich will heute morgen um eine ernste Aufmerksamkeit bitten für zwei oder drei kurze Texte mit Bezug auf unsre gegenwärtigen ersten Unternehmungen Zuerst: Nehmet die Tatsache der göttlichen Gegenwart wahr.

Jesus selbst kommt zu dem heiligen Kriege. Josua sah einen Mann, in Rüstung zum Kriege angetan. Können nicht die Augen eures Glaubens dasselbe sehen? Da steht Er, Jesus, Gott über alles, hochgelobt, dennoch ein Mensch. Ganz sicherlich Gott, aber mit welcher Gewissheit Bein von unsrem Bein und Fleisch von unsrem Fleisch. Er ist in der Mitte seiner Gemeinde, Er wandelt unter den goldenen Leuchtern. Seine Verheißung ist: „Sieh, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Ich wünsche nicht zu reden, ich möchte lieber, dass ihr euer eignes Gemüt, euren Glauben, eure geistlichen Kräfte anstrengtet und lebhaft glaubtet, dass Jesus hier ist, es so glaubtet, dass euer inneres Auge schaute, was ihr glaubt. Der Sohn des Menschen ist hier, so gewiss Er bei den Jüngern am See war, als sie Kohlen sahen und Fische darauf gelegt und Brot; Er ist hier, um mit uns durch seinen Geist zu reden, wie Er es mit Petrus und den übrigen Jüngern an jenem denkwürdigen Tage tat. Nicht fleischlich, aber doch wirklich und wahr ist Jesus, wo die Seinen zusammen kommen. Josua sah Ihn mit seinem Schwert in der Hand. O, dass Christus in unsre Mitte mit dem Schwert des Geistes in seiner Hand käme; käme, um Taten der Liebe, und doch Taten der Macht zu tun; käme, mit seinem zweischneidigen Schwert unsre Sünden zu schlagen, seine Gegner ins Herz zu stechen, ihren Unglauben zu besiegen, ihre Missetaten tot vor sich niederzustrecken. Das Schwert ist bloß nicht in der Scheide, wie es, ach! so lange in vielen Gemeinden gewesen ist, sondern gezogen zum sofortigen Gebrauch. Es ist in seiner Hand, nicht in des Predigers Hand, nicht einmal in eines Engels Hand, sondern das gezogene Schwert ist in seiner Hand. O, welche Kraft ist in dem Evangelium, wenn Jesus das Heft hält, und was für Wunden macht es in den Herzen, die hart wie Adamant waren, wenn Jesus rechts und links in die Herzen und Gewissen der Menschen schneidet! Brüder, sucht diese Gegenwart und im Suchen glaubet daran; und wenn ihr das Evangelium predigen hört oder zum Gebet zusammenkommt, stellt euch vor, dass ihr in der Mitte der Versammlung den Vorkämpfer Israels sehet, mit aufgehobenem Schwert, bereit, große Taten zu tun wie vor alters.

Der erhabene Mann, den Josua sah, war an seiner Seite. Der Tag wird kommen, wo die Gottlosen diesen Mann mit gezogenem Schwerte sehen werden; aber in Erwiderung auf ihre Frage: „Gehörst du uns an oder unseren Feinden?“ werden sie finden, dass Er der schrecklichste ihrer Feinde ist. In der Mitte seiner Gemeinde trägt Christus nur ein Schwert zu Liebeszwecken. O, wie gesegnet wird es sein, wenn du weißt, dass aus seinem Munde ein zweischneidiges Schwert wie eine Feuerflamme geht, und wenn du wagst, dein Herz diesem Schwert nahe zu bringen, damit es in dir alles, was dem göttlichen Willen zuwider ist, zerhaue und töte, und dann deine Kinder und Verwandte bringst und die, welche hier neben dir auf der Bank sitzen, und sagest: „O Herr, lass Dein Feuerschwert durch sie hindurchgehen nach Deinem Wort. Ich töte und mache lebendig. O, töte, damit sie leben mögen; o, verwunde, damit sie geheilt werden.“

Die göttliche Gegenwart ist's also, die wir wünschen, und wenn wir sie haben, Brüder, so ist der Glaube ermutigt. Es war genug für Cromwells Heer, zu wissen, dass er da sei, der allzeit Siegreiche, der Unwiderstehliche, seine Eisenseiten in den Kampf zu führen. Manches Mal war die Gegenwart eines alten römischen Generals ebensoviel wert wie eine zweite Legion; sobald die Kohorten wahrnahmen, dass er gekommen sei, dessen Adlerauge jede Bewegung des Feindes beobachtete und dessen geübte Hand seine Bataillone auf die besten Angriffspunkte führte, so schlug jedem das Herz rascher, er griff nach seinem Schwert und stürzte vorwärts, des Erfolges sicher. Meine Brüder, unser König ist in unsrer Mitte, und unser Glaube sollte sich tätig erweisen. „Das Jauchzen des Königs ist unter ihm,“ heißt es, denn wo der König ist, da jauchzet das Volk vor Freuden und Siegeszuversicht. Der Prediger mag predigen, aber was ist das? Wenn jedoch der König da ist, dann ist es in der Tat predigen. Die Versammlungen mögen zusammengekommen und auseinandergegangen sein. „Das Panorama ist zerflossen,“ sagt ihr. Ach, so mag es euch scheinen, aber wenn der Geist Gottes da war, wird alles, was getan ward, bleiben und dauern selbst bis an jenen Tag des Gerichts, wo das Feuer das Werk jedes Menschen prüfen wird, welcher Art es sei „Nichts als ein einfaches Mädchen, das sich hinsetzt und zu ein paar kleinen Kindern über ihre Seelen spricht.“ Geradeso, aber wenn der Herr da ist, welche Heiligkeit ist an diesem Ort! Wenn der König selbst in dieser Klasse sitzt, was für Taten werden getan, über welche die Engel des Himmels von neuem vor Freude singen! „Nichts, als ein geringer Mann, ungelehrt, eifrig, aber nicht beredet, der an einer Straßenecke steht und ein paar hundert Leute anredet. Seine Worte werden bald vergessen.“ Genau so, aber wenn der König da ist, werden sie niemals vergessen werden. Die Fußstapfen jedes wahren Dieners des Herrn sollen nicht im Sande sein, sondern in bleibendem Erz, dessen Bericht den Untergang der Körperwelt überdauern wird. Wenn der König mit uns ist, so ist der Glaube zuversichtlich, weil Gott den Glauben wie mit einem goldenen Gürtel gürtet, ihn vom Haupt bis zum Fuß mit einer vollständigen Rüstung bekleidet, und ihm ein Schwert in die Hand gibt, das allzerstörend ist und womit er durch eherne Panzer dringt: „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“

Wenn der König mit seinem Volke ist, dann ist die Hoffnung sehr ermutigt, denn sie spricht: „Wer kann dem Herrn Zebaoth widerstehen?“ Es müssen Bekehrungen da sein; es ist nicht mehr eine Sache der Hoffnung und Erwartung, sondern der absoluten Gewissheit, wenn Jesus bei dem Predigen ist. Meine Brüder, wenn wir durch ernstes Gebet den König wirklich heute in unsre Mitte bringen, wie ich überzeugt bin, dass wir es werden, und wenn wir Ihn da behalten, indem wir Ihn durch unsre Bitten und Tränen nötigen, die die goldenen Ketten sind, welche Christum an sein Volk binden, dann brauchen wir nicht zu meinen, dass Gutes getan werden wird oder es zu hoffen, sondern es muss so sein, es soll so sein, denn wo Christus ist, da bezeugt sich die Allmacht der Gottheit, und die härtesten Herzen fühlen den Einfluss derselben.

Wo Jesus ist, da wird die Liebe entflammt, denn, o, von allen Dingen in der Welt, die das Herz in Brand setzen, gleicht nichts der Gegenwart Jesu. Ein Blick von Ihm überwältigt alle, so dass wir fast bereit sind, zu sprechen: „Wende deine Augen von mir, denn sie haben mich überwunden.“ (s. Hohel. 6, 4.) O, nur der Duft von den Myrrhen, Aloes und Kezia, der von seinen Gewändern strömt, nur der Duft davon, sage ich, und die Kranken und Schwachen unter uns werden stark werden. O, nur einen Augenblick unser Haupt an seine gnadenvolle Brust lehnen und seine göttliche Liebe in unser armes, kaltes Herz einströmen lassen, und wir werden nicht länger kalt sein, sondern glühen wie die Seraphim, stark zu jeder Arbeit und fähig zu jedem Leiden. Dann wird der Geist des Herrn auf uns sein und unsre Ältesten sollen Träume haben und unsre Jünglinge sollen Gesichte sehen und über Knechte und Mägde will Gott seinen Geist ausgießen. Wenn wir nur wissen, dass Jesus hier ist, so wird jede Kraft entwickelt, jede Gnade gestärkt und wir werden uns mit Herz, Seele und Kraft in des Herrn Kampf hineinstürzen. Es ist kein einziger Teil unsres Inneren Menschen, der nicht durch die Gegenwart Christi besser werden wird, deshalb ist diese vor allem andren zu wünschen.

Brüder, gesetzt, dass Jesus hier heute morgen ist, so werden diejenigen am klarsten von seiner Gegenwart überzeugt sein, die Ihm am meisten gleichen. Josua wurde mit diesem Anblick begnadigt, weil er allein Augen hatte, die ihn ertragen konnten. Ich lese nicht einmal, dass Kaleb diesen Mann mit dem bloßen Schwerte sah; nur Josua sah ihn, weil er am meisten geistlich gesinnt und am tätigsten war. Wenn ihr Christum zu sehen wünscht, so müsst ihr Ihm gleich werden und streben, Ihm mit Herz, Seele und Kraft zu dienen. Christus kommt nicht in den Gesichtern der Nacht zu denen, die sich auf dem Bette der Trägheit wälzen, sondern Er offenbart sich in den Nachtwachen denen, die zu wachen und kämpfen lernen. Bringt euch durch die Kraft des Geistes in Übereinstimmung mit Christi Wünschen, Beweggründen, Handlungsweisen, und ihr werdet Ihn wahrscheinlich sehen. Ich wollte, dass ihr alle Josuas wäret; aber wenn nicht, so werden wir dennoch einen Segen erhalten, wenn nur einige Jesum wahrnehmen.

Ich bin gewiss, diese Gegenwart Christi tut uns allen not. Alle unter euch, die den Herrn lieben, wollen Ihm während des nächsten Monats dienen, und in der Tat, wie ich hoffe, so lange sie leben. Nun, es gibt nichts Gutes, das ihr ohne Christum tun könnt. „Ohne mich könnt ihr nichts tun,“ ist eine große und unzweifelhafte Tatsache. Wenn ihr zum Gebet zusammenkommt, so werdet ihr nicht annehmbar beten, falls Er nicht bei euch ist. Ob ihr lehrt oder predigt oder was ihr tut, ihr werdet nichts vollbringen, es sei denn durch seine Kraft und seine sich kund tuende Gegenwart bei euch. Zieht nicht auf eigne Faust in den Krieg, sondern wartet auf euren Herrn und bleibet zu Jerusalem, bis ihr mit Kraft aus der Höhe ausgerüstet werdet.

Aber Brüder, Jesu Christi Gegenwart ist zu haben. Verzagt nicht und meint nicht, dass der Herr sich in den alten Zeiten offenbarte, aber es jetzt nicht tun will. Seine Verheißung ist so gut wie je. Es ist seine Freude, mit uns zu sein, wie früher mit unsren Vätern. Wenn Er nicht kommt, so ist es, weil wir Ihn hindern — wir sind nicht in Ihm eingeengt, sondern in uns selber. Lasst mich euch überzeugen, dass all die großen Dinge, die zu Pfingsten geschahen, wieder in diesem Tabernakel geschehen können. Lasst mich euch überzeugen, dass alle wunderbaren Bekehrungen, die in irgend einem Zeitalter der Gemeinde gewirkt wurden, zu dieser Stunde wiederholt werden können.

Sagt nicht, Luther, Calvin, Whitefield oder Wesley seien große Männer gewesen und deshalb seien große Dinge um sie herum geschehen; meine Brüder, die schwächsten Männer mögen mehr begnadigt werden, als die größten, wenn Gott es so will. Unsre Schwachheit, unser Mangel an Gelehrsamkeit, an Beredsamkeit und was sonst noch — ich halte dies eher für einen Vorteil als Nachteil, denn wenn wir hervorragend wären, so möchten wir vielleicht etwas von dem Ruhm für uns in Anspruch nehmen, aber wenn wir „weniger denn nichts und Eitelkeit“ sind, dann ist freier Raum da für die göttlichen Wirkungen. Und warum sollten wir nicht an diesem Ort eine Erweckung sehen, die das ganze Land erschütterte und die dürren Gebeine wie in dem Thal im Gesicht des Propheten bewegte, wie sie seit der Apostel Zeit nie bewegt worden sind? Wir haben sie nur zu erwarten, daran zu glauben, darum zu beten, dafür zu arbeiten, und wir sollen sie haben. Gottes Wolken strömen immer noch wie Wasserfluten so reichlich hernieder, als da Elia auf die Spitze des Karmels ging. Der Herr donnert so mächtig gegen seine Feinde diesen Tag, als da Er in vergangenen Tagen mit seinem Volke auszog. Denkt nicht, dass der Allmächtige aufgehört hat, Wunder zu tun — der Herr Zebaoth ist immer noch der ewige, unsterbliche und unsichtbare König mit einem Arm, der Wunder tut. Ihr braucht immer nur noch die Kraft des teuren Blutes und das Verdienst des Todes Christi geltend zu machen, um Wunder in diesem Jahr der Gnade zu sehen, die sogar die verdunkeln sollen, die eure Väter sahen oder von denen sie in der letzten Zeit gehört haben. Möge Gott jedem Gläubigen hier die Erscheinung des gottgleichen Mannes mit dem gezogenen Schwert in der Hand gewähren, und mögen wir dann vorwärts gehen in der Kraft, die Er allein verleihen kann.

II.

Zweitens: erkennet des Herrn Stellung in der Mitte seines Volks. „Ich bin ein Fürst über das Heer des Herrn und bin jetzt gekommen.“

Was für eine Erleichterung muss dies für Josua gewesen sein! Vielleicht hielt er sich selbst für den Fürsten; aber nun war ihm die Verantwortlichkeit genommen; er sollte der Unterbefehlshaber sein, aber der König selbst wollte seine Heere führen. Es ist keine geringe Erleichterung für meine eigne Seele, zu fühlen, dass ich, obwohl ich diese vierzehn Jahre an eurer Spitze gewesen bin und euch im Namen Gottes zu christlichem Dienst geleitet habe, doch nicht euer Herrscher bin, sondern dass ein Größerer, der Engel des Angesichtes von dem Höchsten, der Herr Jesus — als Oberbefehlshaber in unsrer Mitte ist. Obgleich meine Verantwortlichkeit schwer ist, so ist doch die Führerschaft nicht mein. Er ist der Führer und Befehlshaber für das Volk. Brüder, wo immer Christus ist, da ist Er der Oberbefehlshaber für uns alle. Wir müssen nie dulden, dass in der Gemeinde irgend ein großer Mann über uns herrsche; wir müssen niemanden zum Herrn und Meister haben, ausgenommen Jesum. Christus ist der Feldmarschall, der Herzog unsrer Seligkeit; und wenn du ein Glied der Gemeinde Christi bist, so musst du dies anerkennen, nicht nur als allgemeine Tatsache, sondern als eine besondere, dich betreffende Tatsache. Christus ist dein Meister. Du sollst nicht sagen: „Ich ziehe diese oder jene Lehre vor.“ Was hast du zu tun mit Mögen oder Nichtmögen? Glaube, was Er dir sagt. Du sollst nicht sagen: „Ich ziehe eine gewisse Form der Gottesverehrung vor.“ Was hast du mit Vorziehen zu tun? Verehre, wie der Meister es dich heißt. Wehe dem Tage, wo Launen, Geschmack und Phantasie in die christliche Gemeinde kommen, das Volk zu leiten. All dieser Puseyismus, gegen den wir jetzt so viel schreien hören, ist nur das Aufrichten des Geschmackes anstatt des einfachen Gehorsams Christi. Wenn wir uns nur genau an Christi Wort halten wollten, so würden wir alles richtig genug tun. Ich bitte jeden Gläubigen hier, sich daran zu erinnern, dass er in keiner Hinsicht sein eigner Herr in den Dingen Gottes ist, sondern dass Christus Oberbefehlshaber ist. „Hat es irgend welchen Nutzen, Missionare nach Indien zu schicken?“ fragte jemand den Herzog von Wellington. „Was ist eure Marsch-Ordre?“ sagte der Herzog. „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.“ Das ist unsre Marsch-Ordre. Es ist nicht unsre Sache, ob es eine weise Ordre ist oder nicht; sie ist sicherlich gut, wenn sie von Ihm kommt! Unsre Pflicht ist, zu tun, wie unser Befehlshaber uns zu tun gebietet. Jedem Wort Christi muss, wenn wir wünschen, dass Er in unsrer Mitte Wunder tun solle, gehorcht werden. Nicht den großen Vorschriften nur, sondern auch den kleinen. Es geziemt Christen, mit dem Geschwätz von Nichtwesentlichem aufzuhören. Meine Brüder, jedes Gebot Christi ist wesentlich für uns als Diener. Nicht wesentlich zu unsrer Errettung — wir sind errettet; das ist nicht die Frage, die wir aufwerfen sollen; aber da wir errettet und Diener Christi sind, so ist es wesentlich für jeden Soldaten, jedem Befehl, der von dem großen Führer kommt, zu gehorchen. Es macht nichts aus, ob es nur einfach eine Zeremonie ist, wir haben kein Recht, sie zu ändern. Was würde das Kriegsgericht zu einem gemeinen Soldaten sagen, der, nachdem er eine Ordre von einem Anführer erhielte, sprechen würde: „Nun, ich hielt sie nicht für außerordentlich wichtig.“ „Trommelt ihn aus dem Regiment heraus, alle Disziplin hat ein Ende in der Armee, wenn die Soldaten ihre Ordre kritisieren.“

So ist es mit Christi Gesetz. Wir haben kein Recht zu sagen z. B. von der Taufe der Gläubigen: „Nun, es ist nicht wesentlich.“ Wer sagte dir das? Wenn Jesus es befiehlt, gehorche, und wenn es des Herrn Gesetz ist, eile und zögere nicht, deines Meisters Gebote zu halten. Ich hebe diese eine Vorschrift hervor, aber es gibt viele andre, die vielleicht von größerer Wichtigkeit sind, wenn es uns verstattet ist, von größerer und geringerer zu sprechen bei irgend etwas, was Jesus uns zu tun geheißen hat. Meine Brüder, lasst uns jetzt suchen, unsren Verstand in die Hände des Heiligen Geistes zu legen, um gelehrt zu werden, was des großen Fürsten Wille ist, und wenn wir ihn wissen, so lasst unsre Seele sich darunter beugen, wie die Weide sich dem Hauch des Windes beugt und wie das Boot auf dem Meer von der Brise hin und her getrieben wird. Nieder mit dir, Selbst, nieder mit dir! Fleischliches Urteil und törichte Vernunft, liegt still! Lasst das Wort Gottes die Oberherrschaft in der Seele haben und allen Widerstand schweigen.

Brüder, wenn wir nicht nach des Fürsten Befehl handeln, so wird unsre Hoffnung sicher getäuscht werden. Der Herr hatte Befehl gegeben, dass niemand von den Stämmen Israels etwas von der verbannten Beute Jerichos nehmen sollte. Achan tat es. Ich habe mich oft gewundert, dass nur Achan es tat, aber dieser eine Achan brachte vor den Toren Ais eine Niederlage über Israel. Ich möchte wissen, wie viele Achans hier heute morgen sind. Ich würde mich sehr beruhigt fühlen, wenn ich dächte, es wäre nur einer, aber ich fürchte, es sind viele hier, die das Verbannte in sich verborgen halten, die Liebe zum Gelde oder eine unrechtliche Weise im Geschäftsverkehr oder ein unversöhnliches Gemüt oder einen neidischen Geist gegen ihre Mitchristen. Nun, wenn es den Segen hindern wird, wenn einer solche schlechte Dinge bringt, so sind wir in schlimmem Zustand, aber der ist in noch weit schlimmerem Zustand, der die Ursache des Übels ist. Wo bist du, Achan? Gott wird dich herausfinden, wenn wir es nicht tun. Er wird uns alle hervorbringen, einen Stamm nach dem andren, ein Geschlecht nach dem andren, einen Hauswirt nach dem andren. Mann für Mann, und wehe dem Sohne Charmis, wenn er getroffen wird. Brüder, die Übertretung des Gesetzes, das der Fürst gegeben, mag der ganzen Gemeinde eine Niederlage beibringen.

Und wo das Gesetz nicht eigensinnig und absichtlich übertreten wird, da wird doch seine Vernachlässigung viel Not verursachen. Es war ihnen befohlen, keinen Bund mit den Kanaanitern zu machen, aber die Gibeoniten kamen wie Leute aus einem fernen Lande, und in einer unbedachtsamen Stunde glaubten sie ihrer falschen Erzählung und schlossen einen Bund mit ihnen; und dies verursachte in späterer Zeit Israel viel Not. Wenn wir als Gemeinde das Gesetz Gottes vergessen, auch wenn wir es nicht mit Nichtachtung brechen, sondern nur unwissend vergessen, so können wir erwarten, dass keine geringe Summe von Übeln daraus entspringen wird. Lasst nicht den Gedanken zu, dass Gott sein Volk für die Sünde straft, in dem Sinne der strafenden Gerechtigkeit, aber nehmt es stets als gewiss an, dass der Herr sein Volk für die Sünde züchtigt, wie ein Vater seine Kinder züchtigt, und dass das große Haupt der Gemeinde nicht dulden wird, dass seine Gesetze ungestraft von seinem Volke verletzt werden. Ich wünsche, ich könnte zu euch mit dem Ernst reden, den ich in meiner Seele auflodern fühle. Ich wollte, meine Brüder, dass wir unsres Meisters Gebote in jedem Jota und Tüttel hielten, uns auf seine Gegenwart verließen, dieselbe fühlten, und nicht wagten, in derselben zu sündigen, sondern Ihm im jeder Hinsicht die Zügel der Herrschaft überließen, damit wir seinen Segen haben möchten. Ich wünschte, dass wir uns alle an das Wort Gottes hielten und jede Vorschrift befolgten, so weit wir dieselbe verstehen. Ich möchte überdies, dass wir acht hätten auf jenen Willen Christi, den der Heilige Geist uns oft durch Mahnungen in unsrem Innern kundgibt, damit das Gesetz der Schrift bei uns und das Gesetz des Geistes in uns sei. Wenn wir diesen beiden gehorsam sind, werden wir wie Josua vorbereitet sein, in den Krieg zu ziehen.

III.

Drittens, und sehr kurz. Unsre dritte Regel ist: Ihn anzubeten, der bei uns gegenwärtig ist.

Josua, heißt es, fiel auf sein Angesicht zur Erde. Anbetung ist die höchste Erhebung des Geistes und doch die tiefste Niederwerfung der Seele. Wenn Christus hier ist, Brüder, so schafft euch eine kleine Zeit der Ruhe und Anbetung, wenn ihr euer Haus erreicht, und wenn ihr heute abend wiederkommt, so betet in euren Gesängen und Gebeten wahrhaft den allezeit Gegenwärtigen an, beugt euch nieder in der tiefsten Ehrfurcht eures überwältigten Geistes, als wenn ihr schon wirklich im Himmel wäret. Wenn ihr keine Flügel habt, euer Angesicht zu verhüllen, so bedeckt euch doch mit Scham; wenn ihr keine Krone niederzuwerfen habt, so legt doch alle Fähigkeit, die ihr habt, ehrfurchtsvoll vor Ihm nieder. Betet den Sohn an! Dann, wenn ihr das getan habt, gebt euch seinem Befehle hin; sprecht zu Ihm: „Was sagt mein Herr seinem Knechte?“ Ich wünsche, ihr könntet diesen Nachmittag damit zubringen, d. h. diejenigen von euch, die nicht in tätigem Dienste beschäftigt sind, eine Antwort auf die Frage zu erlangen: „Was sagt mein Herr seinem Knechte? Was gibt es für mich zu lernen, zu fühlen oder zu tun? Und da ich meinen Brüdern während dieses Monats helfen möchte, Herr, welchen Teil des Werkes soll ich übernehmen?“ Wenn ihr dies getan, lieben Freunde, so möchte ich, dass ihr Josua auch noch in dem Dritten nachahmtet, nämlich: „Ziehet die Schuhe aus von euren Füßen.“

Josua hatte vielleicht nicht gefühlt, welch ernste Sache es sei, für Gott zu kämpfen, als Vollstrecker des Gerichtes Gottes gegen verurteilte Menschen zu kämpfen. Er musste deshalb seine Schuhe ausziehen. Wir können nie einen Segen erwarten, wenn wir Gottes Werk in flüchtiger Weise treiben. Mir schauert, wenn ich einige an des Herrn Tische sitzen sehe, die sich leichte Bemerkungen oder herumwandernde Gedanken bei einer so ernsten Gelegenheit verstatten. Was hast du hier zu tun, wenn du kein hochzeitliches Kleid anhast? Bei einigen von uns ist ein gewisser leichter Sinn die anklebende Sünde. Einen fröhlichen Sinn sollen wir hegen, aber wir müssen uns hüten, dass ein leichter Sinn nicht ein Krebsschaden für unsre Gnadengaben werde. Brüder, dieser nächste Monat muss ein heiliger Monat für uns sein. Ich bitte unsre jungen und unsre alten Freunde gleichermaßen, einen ruhigen und nüchternen Sinn zu suchen. Versuchen, die Seelen vom Hinabgehen in den Abgrund zu retten, ist kein Zeitvertreib; von Jesu sprechen, ist keine Kleinigkeit. Wir kommen nicht im Spiel zum Gebet zusammen; wir versammeln uns nicht zum Flehen als eine bloße Sache der Form. Engel sind in unsrer Mitte und beobachten uns, der König selbst ist hier. Wie würdet ihr euch benehmen, wenn ihr wirklich Jesum mit euren Augen sähet? Wenn ich diese Kanzel verließe und der Gekreuzigte hier stand, seine durchbohrten Hände ausstreckte und auf euch mit dem milden Glanze seiner unbeschränkten Liebe herniederblickte, was würdet ihr fühlen? Bittet, dass ihr ebenso jetzt fühlen möget, denn Er ist hier. Der Glaube kann Ihn wahrnehmen. Bete, dass du geradeso in diesem Augenblick fühlen und so an dein Werk heute nachmittag gehen mögest und alle noch übrigen Tage deines Lebens, als ein Knecht Gottes, der in der Gegenwart des Herrn auf heiliger Stätte stehet und deshalb nicht tändeln darf, denn er hat ernstes Werk zu tun und ist entschlossen, es in seines Herrn Namen zu tun.

IV.

Zum Schlüsse, lasst uns eben jetzt, ehe wir auseinandergehen, zum Gefecht vorrücken, nach unsres Herrn Befehl.

Unbekehrte Männer und Frauen, ihr seid unser Jericho, wir wünschen euch für Christum zu erobern. Unser Wunsch ist, euch für Jesum zu gewinnen zu eurem eignen Besten und zu seiner Ehre. Nun, was sollen wir mit euch tun? Josua erhielt den Befehl, siebenmal um die Stadt zu gehen. Wir möchten euch das Evangelium Christi predigen, nicht siebenmal, sondern siebzigmal sieben. Sie sollten die Posaunen von Widderhorn blasen. Diese Posaunen waren aus sehr geringem Material gemacht, ihr Schall ein sehr dumpfer und ihr Aussehen wenig glänzend. So wir, nicht mit den bestrickenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Einfachheit warnen wir euch mit dem rauen Ton des Widderhorns; wenn ihr euch nicht bessert, müsset ihr umkommen. Sünde muss bestraft werden. Sünde ist auf euch, und Gott muss euch bestrafen. Himmel und Erde mögen vergehen, aber nicht ein Jota und Tüttel seines Gesetzes kann fallen; und dies ist ein Teil seines Gesetzes: „Welche Seele sündiget, die soll sterben.“ Ihr habt gesündigt, ihr sündigt immer noch, und sterben müsst ihr. Manche von euch gehen von Schlechtem zu Schlimmerem. Wenn ihr auch nicht in äußerer Sünde lebt, so werden doch die Sünden des Gedankens und Herzens euch verdammen. Ihr werdet binnen kurzem sterben, und wenn ihr sterbt, wird der Herr euch an den Ort verstoßen, den Er für den Teufel und seine Engel bereitet hat. Täuschet euch nicht, es mag nur ein Schritt zwischen euch und dem Tode sein; oder wenn euer Leben eine kleine Weile verlängert wird, wie bald wird es doch vorüber sein. Ewigkeit! Ewigkeit! wie furchtbar für euch, wenn ihr unvorbereitet hineinstürzt, einem zornigen Richter gegenüber zu treten, keine Gerechtigkeit Christi, auf die ihr euch berufen und kein Blut, in dem ihr eure sündige Seele waschen könnt. Ihr steht, einige von euch, in dem Rachen des Verderbens. Das Evangelium ist euch gepredigt, und ihr habt es vernachlässigt. Ihr seid von gottesfürchtigen Eltern erzogen worden, und ihr habt ihre Ermahnungen verachtet. Deshalb wird der Zorn über euch kommen bis zum äußersten. So wahr ihr lebt, ihr werdet von Jehovahs Angesicht vertrieben werden an den Ort, wo die Hoffnung euch nicht folgen kann und wo die Gnade euch nie suchen wird. Wir müssen dieses Widderhorn blasen; wir beten nur, dass Gott unsre warnende Stimme an euch segne.

Nach den Posaunen kam die Bundeslade, welche die Priester um die Stadt herumtrugen. Jene Bundeslade war ein Vorbild Christi. Wir wollen Christum vor euch bringen, ihr Unbekehrten. Jesus Christus kam in die Welt, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Gott schlug Ihn statt unsrer. Er nahm die Sünden seines Volkes auf sich, und Gott strafte Ihn für unsre Sünden, anstatt uns zu strafen. Christus ist der große Stellvertreter für die Sünde. Wenn ihr Ihm vertraut, so sollt ihr leben. Wenn ihr Ihn heute als euren Heiland, euren Herrn und Meister annehmen wollt, so, sollt ihr nie umkommen, denn Gott hat sein Wort verpfändet, dass ihr errettet werden sollt, wenn ihr an Ihn glaubt. Eure guten Werke sind nichts, eure Tränen und Gebete sind alle nichts, soweit Verdienst in Betracht kommt, aber wenn ihr auf Jesum blickt, der an jenem Kreuz hängt, so sollt ihr leben. Wenn ihr euch Ihm anvertrauen wollt, der jetzt zur Rechten des ewigen Vaters sitzt, gekrönt mit vielen Kronen, so wird eher des Himmels hoher Thron erschüttert werden, als dass Er euch umkommen lässt. Glaube nur an Jesum, und du sollst leben, denn das ist das Evangelium: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden.“ Wir suchen die Sache nicht vor dir zu bemänteln — verdammt wirst du werden, wenn du nicht Christo vertraust, verdammt wirst du niemals werden, wenn du kommen willst und dich vor Ihm niederwerfen. „Küsset den Sohn, dass Er nicht zürne und ihr umkommt auf dem Wege, denn sein Zorn wird bald anbrennen.“ Gesetzt, dass in einem Gesichte der Nacht, in dieser Nacht, wenn du auf deinem Lager liegst, du plötzlich in deiner Kammer den Mann mit dem bloßen Schwert in der Hand sähest! Du brauchtest nicht zu fragen: „Gehörst du uns an oder unsren Feinden?“ denn dein eignes Gewissen würde es dir bald sagen. Gesetzt, du hörtest eine feierliche Stimme erklären: „Die Ernte ist vergangen und der Sommer ist dahin, und du bist nicht errettet.“ „Weil ich denn rufe, und ihr weigert euch; ich recke meine Hand aus, und niemand achtet darauf, so will ich auch lachen in eurem Unfall und eurer spotten, wenn da kommt, das ihr fürchtet.“ Gesetzt, du sähest das Schwert erhoben und im Begriff, dich zu erschlagen, würdest du nicht in deinem Traum auffahren, dein Gesicht von feuchtem Schweiß bedeckt, und unbeschreibliches Grauen fühlend? Doch so steht es heute mit dir, und wenn du nicht Buße tust, wird es ewig so mit dir stehen. Ich danke Gott, dass unser Herr Jesus jetzt kein bloßes Schwert in der Hand hat, sondern mit offenen Händen zu dir kommt und spricht: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Mit Tränen ladet Er euch ein, zu Ihm zu kommen, überredet euch, zu kommen. O, warum zögert ihr, warum kehrt ihr eurer eignen Begnadigung den Rücken und besiegelt euer eignes Todesurteil? Gott gebe, dass ihr zu Jesu kommen möget, ehe Er jenes scharfe, vernichtende Schwert ergreift.

Zuletzt, Brüder, wir sollen nicht nur die Posaune der Warnung blasen und um des Sünders Gewissen die Bundeslade der Gnade Christi tragen, sondern das ganze Heer muss an dem Werke teilnehmen.

Habt ihr nicht beachtet, dass das ganze Volk um die Stadt herum gehen sollte! Sonst wäre sie nicht gefallen; und zuletzt sollte es ein Feldgeschrei machen. Ich wünsche, dass ihr, meine Mitchristen, euch mit uns in den ernsten Bemühungen vereintet, Seelen für Christum zu gewinnen. Ich habe ein Recht, es zu fordern, und ich bitte euch jetzt, die Forderung zu erfüllen. Ihr bekennt, mit des Herrn Blut erkauft und seine Jünger zu sein. Ich bitte euch alle, wenn ihr aufrichtig in eurem Bekenntnis seid, kommt mit uns um dieses Jericho herum, ein jeder von euch. Wenn ihr nicht alle zu den öffentlichen Betstunden kommen könnt, so sendet uns eure Herzen, betet für die Sünder, flehet für die Unbekehrten, lasst dem ewigen Führer keine Ruhe, bis es Ihm gefällt, seine große Macht zu ihrer Bekehrung zu gebrauchen. Ich fühle mich fast geneigt, auf meine Knie zu fallen, um euch Glieder der Gemeinde zu bitten, euch in dieser Stunde um uns zu scharen. Wenn ihr eure Bekehrung unter Gott mir verdankt, wie viele von euch es tun, so beschwöre ich euch bei jedem Bande der Kindesliebe, das ihr fühlt, verlasst mich nicht gerade jetzt.

Wenn ihr je getröstet worden seid, wie ich weiß, dass einige von euch es sind, so bitte ich euch, vergeltet mir dies dadurch, dass ihr euch Gott sehr ernstlich nahet im Gebet für die Seelen andrer. Für eure eignen Kinder seid sehr eifrig, für die Seelen eurer Mägde, eurer Verwandten und Nachbarn ringet mit Gott, selbst bis zu Tränen; und wenn ihr das nicht tun wollt, so hätte ich beinahe gesagt, wollte ich lieber, dass ihr gar nicht mit uns wäret. Wenn ihr nicht beten wollt, wenn ihr euch nicht an dem gemeinsamen Flehen beteiligen wollt, warum beschwert ihr uns? O, Mensch, hüte dich, dass du nicht verflucht wirst, wenn du nicht kommst, dem Herrn zu Hilfe, zu Hilfe dem Herrn zu den Helden. Aber ihr werdet kommen, Gott wird mit uns sein und uns seine ausgestreckte Rechte glorreich in unsrer Mitte sehen lassen und sein soll das Lob sein, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/spurgeon/j/spurgeon-josuas_gesicht.txt · Zuletzt geändert: von aj
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain