(Erfurt: Georg Baumann, 1561)

D. Ciriacus Spangenberg

Gedruckt zu Erffurdt, durch Georgium Bawman, zu dem bunten Lawen,

bey S. Paul.

ANNO M.D.LXI.

ERstlich sol uns zu solcher Mündtlichern und Schrifftlichen bekentnis, unser lieber Herr Gott bewegen, durch sein ernstlichs Gebot, und auch durch sein tröstlich verheischung, Denn sein Gebot erforchet von uns, das wir seinen Namen heiligen und ehren sollen, Das ist, das wir von im, von seinem willen, wesen und wort, von seinem Son und Geist, von seinem Reich und Kirchen, recht, wol und Christlich sollen reden, und alles was er redet und thut, setzet und ordnet, mit unserm jawort, bey andern bestetigen, und solchs bey jedermennighlich bezeugen und bekennen, mit dem munde, bey den gegenwertigen, Und wen uns Gott die gnade und den verstand geben hat, auch mit schrifften bey den abwesenden, unnd das nicht ein mal allein, Sondern do ermüglich, auch teglich, Gleich wie wir auch teglich im Vater unser beten, Geheiliget werde dein Name und dein wille geschehe auff Erde wie im Himel, da Gottes Ehre und Name teglich on underlas bekandt und gerhümet wird, Wie viel mehr wird sich solchs auff Erden geburen, da die Teuffel durch seine Rotten, Secten, Ketzer und falscher Lehrer, Mündtlich und Schrifftlich, Gottes wort und Sacrament, zum aller höchsten schendet und lestert, Dawider alle Christen inn gemein, und ein jeder in sonderheit, ire bekendtnis mit lehren unnd schreiben, Gotte zu ehre unnd lob, nach seinem ernsten befehel nicht bergen, Sondern frey öffentlich an tag geben, und darthun sollen.

So ist auch fürwar der Mensche fürnemlich darzu erschaffen, das er Gott loben und preisen soll, welchs gewislich mit stillschweigen der warheit, nicht ausgerichtet wirdt, Wir sind auch darumb aus des Teuffels und Todes banden erlöset, das wir Gottes kraft, Ehre unnd preis hinfürder nicht verschweigen, Sondern für und für rhümen, und hoch preisen sollen, und ihn durch bekendrnis seiner wolthaten, unser lebenlang, das ist, teglich loben. Solchem willen und gebot Gottes sind wir, so seine Diener sein wöllen, aller dinge zu gehorsamen und nach zu kommen schueldig, bey verlust aller gnaden und hulde Gottes, Denn der HERR wirdt den nicht unschueldig halten, der seinen Namen nicht ehret.

Zu solchem gebot Gottes haben wir auch seine tröstliche, veterliche verheischung, Math: 10. Da CHRIstus spricht: Wer mich bekennet für den Menschen, den will ich bekennen für meinem Himlichen Vater.

Und da sich jemands solche angebottene gunst unnd guten willen des HERRN, zu warer unnd offentlicher bekentnis, nicht wolt bewegen lassen, der solte doch aus angehender drewung ein nachdencken nemen, da CHRIstus also saget, Wer mich aber verleugnet für den Menschen, den will ich auch verleugnen für meinem Himlischen Vater. Unnd das stillschweigen auch nicht ein stück der Verleugnen sey, bezeuget CHRIstus, Marci 8. Wer sich mein unnd meiner Wort schemet, unter diesem Ebrecherischem unnd sündigem Geschlechte, des wirdt sich auch des menschen Son schemen, wenn er kommen wird, in der Herrligkeit seines Vaters, mit den heiligen Engeln.

Dieweil denn unser Religion, die wir, Gottlob, haben, die einige rechte, ware, reine, Göttliche Religion und Lere ist, die alleine Gott, und nicht uns oder unsern krefften und Wercken, die Ehre gibet, unnd auch alleine rechtschaffen erkendtnis Göttlichs wesens und willens mit sich bringet, allein auff den Propheten und Aposteln Schrifften, unnd nicht augg Menschliche weisheit und gutdüncken, gebawet, So sind wir für Gott und seiner gemeine schüldig, dieselbige stets für und für, mündlich und schrifftlich zu bekennen, Gotte zu Ehren, und andern zu unterricht, und zuverlegen die irrthumb derer, so entweder vom Göttlichen wesen oder willen, von seinem Wort odder Sacramenten, unrecht und unchristlich lehren.

Auff diese erzelte erste ursache gefallen nu zwerley einrede, etlicher guter Leute, die allerley menschliches bedencken hierinnen haben, und also eigentlich und tieff, die notwendigkeit der bekentnis nicht bewegen.

ERstlich sagen sie. Es sey one not eine öffentliche bekentnis der Lere zu thun, oder schrifftlich inn druck zu geben, dieweil niemand sey, der solche von uns fordere, oder darauff dringe, Wenn aber solchs von jemandes begeret würde, als dann were zeit gnug, damit an tag zu kommen. Darauff antwort ich, das unser lieber HERR Gott der öberste und höheste König, wie vor beweiset, solche bekendtnis von uns mit ernst erfordert, zu allen zeiten, da es zu Ehre seines Namens, und ausbreitung seines worts dienen unnd fürderlich sein mag. Hie ist man zu gehorsamen schüldig, Solt auch manch gleubiger unnd Gottsgelerter Christ, nicht ehe mit seiner benendtnis, Gottes Namen und Ehre rhümen und preisen, auch nicht ehe falche lere straffen und widerlegen, es würde dann zuvor von den Obersten oder Kindern dieser welt von ihm begeret, so würde die Predigt des Evangelii langesam an tag kommen, die unverstendigen selten unterrichtet werden, Gottes Name und Ehre wenig gepreiset, und falsche lere nimmermehr gestraffet noch getadelt werden. Ob auch wol die fürnembsten dieser Welt, nicht eigentlich die bekendtnis der Warheit von uns begeren, sondern viel lieber dieselbige geschwiegen sehen, oder da sie die von uns fordern, nur dardurch ein ursache suchen, damit an uns zu kommen, So sind wir dennoch auch in dem fall unser bekenntnis, klar unnd ausdrücklich zuthun schüldig, Und ist unleugbar, das darzu sonst allenthalben in allen landen viel frommer, guthertziger Leute sind, die von herzen begeren, vieler Christen manichfaltige, und doch eintrechtige bekendtnissen der Lehre, in diesen letzten trübseligen zeiten, zu sehen, zu lesen, unnd sich damit zu stercken, Die auch darumb bey uns und andern ansuchen, welches, so es inen abgeschlagen würde, wider die Brüderliche liebe were. So man doch ein solchs auch den Feinden nicht abschlagen könte, Wie Petrus vermeldet, I Petri 3. Seid allezeit bereit zur verantwortung jederman, Der grundt fordert der hoffnung, die in euch ist.

Ja sprichstu. Haben doch allbereit andere dergleichen bekendtnis gethan, unnd ausgehen lassen, inn welchem sich solche guthertzige und begirige Leut gnugsam zuerholen hetten, das sie unserer bekendtnis disfals je nicht bedürfften? Antwort. Wie Gott wolte, das alle Israeliter etwas zum gebewe des Tabernakels geben solten, wenn es auch nicht mehr denn Ziegenhar gewesen, Also will er auch, das alle CHristen, oder doch zum wenigsten alle Gemeinen, mit irer bekentnis, die Ehre seines Namens und worts, ausbreiten, und in diesen seltzamen leufften retten sollen, Und gefellet ihm gar nicht, so jemands mit stillschweigen, seine hülffe davon entziehen wolte, Sonderlich welchen er Gnaden, Gamen unnd Verstand, solchs wol zu thun darzu verliehen unnd geben hat. Und da mans gleich der kunst ausrede/ form/ art/ und geschickligkeit halben nich so gut als andere machen köndten. So will ers dennoch von uns haben, auch im gefallen lassen, unnd seinen Segen darzu geben, das es nicht one frucht abgehen solle. Denn es waren im alten Testament nicht alles gülden Leuchten, Cedern bret, seiden Teppich, dardurch der Gottes dienst gezieret und befördert ward, sondern auch Liechtschneutzen, ehrne aschentöpffe, schauffeln, krewel, pfannen, negen, die doch alle ihren brauch und nutz hatten, auch derselbigen keins müssig und ungebraucht, still zu liegen gemacht worden.

Darnach sprechen vorgedachte guthertzige leute, und wenden fürs ander für. Es sey für dieser zeit, als nemlich, Anno 1530. allbereit ein öffentlich bekendtnis zu Augspurg für dem gantzen Reich geschehen, und dieselbige öffentlich inn Druck zum öfftermal lateinisch und deutsch ausgangen, darinnen klar alles verfasset, was unser Glaube, Religion, Lere und Gottesdienst sey, also, das jedermenigklich daraus wol sehen kan, welcher Religion wir und andere, so sich auff solche Confession und angehengte Apologiam beruffen, zugethan sein? Antwort, Das die Augspurgische Confession, Anno 1530. Keys. May. uberantwort, und öffentlich da gelesen, auch hernach in Druck geben, eine rechte Christliche und richtige Bekentnis, der reinen unnd einigen Göttlichen warheit, auff der Propheten und Apostel Schrifften gegründet sey, ist ein mal und alle mal gewislich und eigentlich war. Und ist auch billich, das sich niemandt davon abweisen lasse, Sondern nach angezogener blosser heiliger Schrifft, auch auff diese Confession, so wol, als augg die drey Heuptsymbola beruffe. Dieweil aber jetziger zeit, nicht alleine solche Secten und falsche Lehrer entstehen, die stracks der Augspurgischen Confession zuwider sind, unnd sie verwerffen, Sondern unter den verfürischen Geistern auch viel funden werden, die sich auff den Buchstab, gedachter Confession, beruffen und ire falsche Lehre also heimlich einfüren, auch die wort derselben Confession mit anziehen, So ist es jhe aller dinge hoch von nöthen, das man bey den zubegegnen, Den ersten zum höchsten verdries, solche Confession zum öfftermal widerhole, Den andern aber ihre falsche deutung und misverstand, durch erklerung derselbigen, zu nemen, und jedermeniglich zur warnung, damit sie verstehen mögen, wie gewaltsam man die einfeltigen wort auff einen falschen sinn gezogen, dieselbige Confession deutlich und verstendlich, wie auch wider die Papisten in der Apologia geschehen, also jetzt, und als offt es die noth erfordert, durch widerholung, unnd klarem bericht zuverkleren.

Und aus diesen ursachen, dind auch die heyligen Veter beweget worden, bald im anfang der Kirchen, nicht allein die Leute auff die vorigen Schrifften der Propheten und Aposteln zu weisen, Sondern dieselbigen auch zu widerholen, und was der rechte verstand derselben, Und widerumb, wie und warumb die von den Ketzern anders gedeuutet, und in einen misverstand gezogen, anzuzeigen, unnd mit gutem grunde, nicht alleine mündlich für ihren Zuhörern, Sondern auch Schrifftlich, umb anderer willen, solche falsche deutung, zuverwerffen und zuverlegen.

Hats nu die heilige schrift, Gottes eigenes Wort nicht können uberhaben sein, Sondern leiden müssen, das sich alle Ketzer darauff beruffen, und sie iren irrthumb zubeschonen angezogen, und sich also alle darunter behelffen wöllen, Was ists wunder das solchs auch unser lieben Augspurgischen Confession geschicht?

So kan es dargethan werden, wie sich beide Sacramentierer und auch die newen Werklerer, sampt denen die dem willen oder natürlichen vermögen unnd krefften des Menschen in der bekerung, mehr zuschreiben denn ihm billich gebüret, sich auff die Augspurgische Confession beruffen, und dieselbige von wort zu wort für sich anziehen, aber einen andern verstandt unnd glossa anstreichen, Darumb aller dinge nicht einer, sondern offter Repetition, widerholung und rechter erklerung, ggedachter Confession von nöten. Doch das man nicht Philosophiam Menschliches gutdüncken mit einmengen, oder dünckeler und weniger rede, denn in der ersten.

ZUm andern, soll von uns, und allen andern waren Christen, mündliche und Schrifftliche bekendtnis geschehen, unsern Glauben damit zubezeugen. Denn ist unser Glaube rechtschaffen, so werden wir nicht schweigen, noch denselben bergen unnd verhalten, Schweigen wir aber, und schemen wir uns unsern glauben zubekennen, so ists fürwar noch nicht rechter Glaube, unnd dürffen wir wol, das uns Gott vom unglauben helffe. Den vom rechten glauben sagt David Psal: 116. Ich gleube, darumb rede ich, Und Paulus, 2. Corinth: 4. So gleuben wir auch, darumb reden wir auch, Das ist, wir bekennen das Evangelium frey heraus, fragen nichts darnach, was man uns gleich darumb saget oder thut, denn des ware Glaubens erste frucht ist die bekentnis, und wer ein gleubiger Christ sein wil, mus seinen glauben nicht verschweigen, vermenteln, verdecken, sondern frey klar öffentlich heraus bekennen, Denn es heisset Rom. 10. So man von hertzen gleubet, so wird man gerecht, und so man mit dem munde bekennet, wird man selig. Und Act: 4. sprachen Petrus und Johannes, Wir könnens jha nicht lassen, das wir nicht reden solten, was wir gesehen und gehöret haben.

Hie findet sich nu viel und mancherley einreden, Als.

Erstlich, Sagt man, wo solche strack unnd ausdrückliche bekendtnis, jetziger zeit solt ergehen, und man damit fortfaren würde, so were allerley unruge, unglück, und gefahr, zubesorgen, so gewislich nicht ausbleiben würde? Antwort. Das hat der HERR Christus selbst zuvor gesagt, damit man nicht gedeckte, es geschehe on alles gefehr, Johan: 15. So euch die welt hasset, so wisset, das sie mich vor euch gehasset hat. Sie werden euch solchs alles thun, umb meines names willen, Johan: 16. Sie werden eich in Bann thun. Es kömpt die zeit wer euch tödtet, wird meinen, er thue Gott einen dienst dran. Aber solchs habe ich zu euch geredt, das ihr dran gedencket, das ichs euch gesagt habe.

Dieses sollen die, so Christen sein wöllen, wissen, unnd sich darzu bereitten, unnd darein ergeben, oder des Evangelions, welchs ein wort des Creutzes ist, müssig gehen, und nicht desselben zum deckel Fleischlicher freyheit missbrauchen, Denn es heisset, So wir mit leiden, so werden wir auch mit zur Herrligkeit erhaben werden, Rom. 8. Diesen weg hat der HERR Christus selbst gehen müssen zur Herrligkeit, Luce 24. Und wie ihm sein Vater das Reich bescheiden, also hat ers uns auch bescheiden, Luce 22. Wöllen wir mit ihm sitzen inn seinem Reich, so müssen wir es uns auch nicht verdriessen lassen, ein sawres trüncklein zuvor, von seinet wegen, zu thun, Marci 10. Solchs hat David erfaren, darumb sagt er, Psal: 116. Ich gleube, darum rede ich. Ich werde aber sehr geplaget. Und daher erkennet man die warheyt, (sagt Johannes Huss) das die am wenigsten verfolget werden, die mehr der Menschen, denn Gottes Ehre lieben, Die aber Gottes Ehre am Höchsten achten, müssen am meisten leiden, Denn die Welt kan die erkendtnis des Evangelii nicht dulden, sie will vom heiligen Geist ungestrafft sein. So treibt der heilige Geist die Kinder Gottes, das sie nicht schweigen, Da gehet dann die verfolgung an, und müssen die Ausserwelten her halten, unnd sich binden und würgen lassen. Aber Gottes Wort ist nicht gebunden, 2. Timoth: 2. So haben sie für ihr Person auch den trost, das sie mit S. Paulo sagen, 2. Corinth: 4. Wir wissen, das der, so den HERREN JHEsum hat aufferwecket, wird uns auch aufferwecken durch Jhesum, und werden als dann bey dem HERRN sein allezeit, 1. Tessal. 4. Denn der todt seiner Heiligen ist werd gehalten für dem HERRN.

Darnach fürs ander, sagen etliche, Man werde mit solcher bekentnis, darinnen man die warheit so eigentlich bekennet, unnd die irrthumb also deutlich verlegt, unnd verwirffet, viel hoher und gelerter Leut bewegen, das sie uns mit schrifften, und vielleicht auch wol mit der that zum heffigsten zusetzen werden, die sonst, wo man stillschwiege, mit uns wol zu frieden sein, oder doch uns unangefochten lassen würden? Antwort. Ich gleube, darumb rede ich. Schweigen will sich nicht gebüren, Will nu jemandes darüber bewegt, zornig unnd unwillig werden, und auch wol darumb wüten, toben, Tyrannisieren, und uns plagen, da können wir nicht für, ist auch user schuld nicht. Als wenig es des Apostels schuld war, das er mit seiner Lere nicht allen Menschen ein geruch des lebens, zum leben, Sondern vielen ein geruch des Todes zum tode war, und doch Christo ein guter geruch blieb, beide unter denen, die da selig wurden, und unter denen, die verloren wurden, 2 Corinth: 2. Wer böse augen hat, der mus wol der lieben Sonnen und dem Liechte feind sein, unnd dawider murren. Ist darumb der nicht ein ursach solchs murrens, der die Sonne geschaffen oder das Liecht angezündet hat. Wer ein böse Gewissen und unreine Hertze hat, kan anders nicht, dann sich an der warheit ergern, und sie feinden unnd lestern, Ist aber darumb die schuld nicht des der die warheit bekennet?

Der HERr Christus hette auch wil den König Herodem, Den Landpfleger Pilatum, Den Hohen Priester mit dem gantzen Consistorio, Synagoga, und Rhat zu Jherusalem, können zu Freunden behalten, wenn er die warheit geschwiegen hette. Freilich hat ers alles zuvor gewust, was seine Predigt für einen unwillen gegen in, und für ein bewegung inn aller Welt anrichten würde. Hat aber darumb nicht unterlassen, seines Vaters ehre zu preisen und zu bekennen.

Der heylige Apostel Paulus, war unsers HERRN Gottes besonders ausserweletes werckgezeug. Hette er aber nicht ehe CHRistum und die warheit sollen bekennen und predigen, Unnd dagegen nicht ehe Abgötterey und falsche Lehren sollen straggen, es were dann zuvor versichert gewesen, das sich kein empörung der Gottlosen, kein bewegung, noch verfolgung, wider ihn erheben würde, er müste noch seine erste Predigt thun, War es doch nirgend schier angeneme, unnd wo er hin kam, ward er ubel empfangen, bisweilen geschlagen und versteinigt darzu, und entstand auch manch lermen darüber. Es war aber darumb solchs kein ursache nicht, darumb thet er auch recht und wol, das er mit seiner bekendtnis, nach Gottes befehel, nur freudig und getrost, fort fuhr. Und wo der heilige Luther seliger, in betrachtung der grossen fehrligkeiten, so im anfang des wider auffgehenden Evangelii für handen, hette schweigen wöllen, und einer bessern zeit erwarten, so weren wir alle noch heutigs tages, in eitel Egyptischer finsternis. Darumb mus man sich an der bekentnis, das ansehen, freundtschafft, oder feindschafft, hoher und gelehrter Leut, nicht hindern lassen.

Es heisset wol und ist auch Gottes wille, das wir mit jederman friede und freundschafft halten sollen, Aber solches nicht mit unterlassung Göttlicher gebot, und hindansetzung Göttlicher ehren. Ists möglich (sagt Paulus Rom: 12.) so viel an euch ist, so habt mit allen Menschen friede. Es stehet aber nicht bey uns, oder in unser wilküre, Gott bekennen, oder nicht bekennen, Sondern es ist uns die bekentnis zuthun aufs ernstlichste befohlen. Weil denn solches etliche Leut nicht dulden können, noch wöllen, so ists unmöglich das sie mit uns können zu frieden sein, Aber wes die schuld solches unfriedes sey, kan ein jeder leicht richten. Das aber die Welt anders urteilt, mus man Gott befehlen.

Weitter wird fürs dritte fürgewand, das die hohe Oberkeit, welche dennoch zu ehren ist, solche bekendtnis nicht gerne sehe, und auch zum teil aus beweglichen

ursachen, solche öffentlichen auszulassen verboten habe? Antwort. Das die hohe Oberkeit in allen ehren, sampt allen, die im Regierampt sitzen, zuhalten sein, leren wir einmütiglich nach Gottes befehl, aus S. Pauli und andern schrifften, Was sie aber für ursachen haben, darumb sie ein misfallen an der Bekentnis der Evangelischen warheit, unnd verlegung Gottloser lehre tragen, werden sie selbst, und die so solchs in sie brewen, am besten wissen. Aus Gott können solche ursachen nicht sein, auch nicht aus dem Glauben, an welchem die Bekendtnis so genaw henget, das sie voneinander nicht können getrennet werden. Was nu nicht aus dem Glauben gehet, das ist Sünde, Rom: 14. Unnd umb Sünde willen, des Glaubens früchte unterlassen, wird kein Christ für recht erkennen. Und da auch die hohe Oberkeit, die öffentliche bekentnis der warheit verbieten würde, köndte man ihr nicht gehorsamen, denn es ligt uns Gottes gebot und unser beruff im wege, Und da richtet nu selbst, ob es für Gott recht sey, das man den Menschen mehr gehorche, denn Gott, wie Petrus und Johannes sagen, Actorum am vierden. Wird doch Toabias darumb gelobet, das er seine Glaubens Genossen, auch wider des Königs zu Assyrien verbot, begraben hat, Tob: 1. Und die drey Menner, die den Abgott zu Babel nicht anbetten wolten, Daniel am dritten Capitel. Unnd Daniel das er wider des Königs Dary befehel, den Gott Israel anrieff, Daniel 7. Und die sieben Brüder, 2 Machabeorum 7. mit ihrer Mutter, Und Eleazar, das sie kein schweinen fleisch, auff des Königs Antiochi beger, wider Gottes gebot, essen wolten. Solten wir uns dann Menschen gebot abschrecken lassen, unser bekentnis zu unterlassen, unnd zu falscher Lehre stil zu schweigen, so doch daran viel mehr gelegen, und sich auch weiter solchs erstrecket, denn die obgedachten dinge. Solte uns aber darüber etwas anders begegnen, das stehet inn Gottes henden. Wir sind nicht mehr unser eigen, zu thun was uns gutdünkt, oder nutz bringet, Sondern CHRistus hat uns thewer erkaufft, darumb sind wir schüldig seine ehre zu fördern, auch mit leibs unnd lebens gefahr unnd verlust, welchs doch unverloren sein soll, unnd er uns solchs alles viel herrlicher will erstatten und widergeben, Math: 16. Dies aber zu gleuben unnd zu thun, mus Gott inn uns schaffen und wircken, wie er denn zu thun zugesagt, so wir an ihn drumb bitten werden, und an sein wort uns halten, und dasselbige mehr und höher achten, denn aller Welt gewalt und Gut.

Zu dem wird uns fürs vierde auch fürgeworffen. Es werden die Papistischen stende, aus unser bekentnis und verlegung etlicher Secten, ursach nemen, dester mehr und grewlicher, wider die Sacramentierer, und andere zu wüten und zo toben, darunter denn viel frommer einfaltiger Christen werden herhalten müssen, und den namen haben, Man verfolgte sie von wegen derer irrthumb, die wir inn unserer bekendtnis widerlegt, und als unrecht verdammet. Dieser fürwurff hat ein scheinlichs ansehen bey weltverstendigen Leuten, Aber bey uns gilt die Regel, das man das gute und nützliche, darumb nicht unterlassen solle, das es etliche böse Leute misbrauchen, Denn es ist nichts so gut, das von verkerten Leuten nicht schentlich missbraucht würde. Und in demfall, müste man auch die heilige Schrifft verbieten, welche mehr dann irgend etwas zum schanddeckel alles bösen fürnemens angezogen worden, Darnach mögen die Papistischen Tyrannen zum behelff und beschönumg irer wüterey fürwenden was sie wöllen, So weis doch jederman zuvor wol, warumb sie uns und andern so hefftig feind sein. Es ist ihnen umb keinen Artickel des glaubens zu thun, Darumb setzen sie auch den Sacramentirern nicht darumb so hart zu, das sie die ware unnd wesentliche, natürliche, leibliche gegenwertigkeit des Leibs und Bluts Christi im Sacrament leucknen, Sondern der hass und die Feindschafft kömpt daher, das sie den Bapst nicht wöllen für das Heupt der Christenheit halten unnd anbeten. Die Messe nicht wöllen gelten lassen, Das Fegfewer, Ablas, Heiligen anbettung, Walfarten und andere dinge, so den Bepstischen gelt getragen, als Teuffels lere verwerffen und verdammen. Weil diese dinge nicht bestehen können, wo man leret, das der mensch allein durch den Glauben für Gott, umb Jhesu CHRisti willen selig werde, Darumb sind sie uns, und unserer Lere, und allen die es nicht durchaus mit ihnen gleich halten, so bitter feind, Wenden aber allemal, nach art ires Vaters, eine andere ursach mit lügen für. Sie haben ir Caynisch, und Herodisch würgen unnd verfolgen, jhe und allwege getrieben, auch für dieser zeit würden es freilich auch nicht unterlassen, Wenn gleich nimmermehr kein Bekendtnis der waren Lere, oder verlegung der Irrthumb ausgienge.

Noch wird auch zum fünfften fürgewand. Solte man eine solche öffentliche verlegung eingeschlichener Irrthumb, an tag geben, so würde manch grosser Herre, darzu manche Stadt, welche bisher sich zu der Augspurgischen Confession mit uns bekant, und doch zu ni verlegten irrthumen, bisher zum theil stillgeschwiegen, und zum theil zum besten gedeutet, und unter sich geduldet, hiedurch gentzlich con uns zu tretten bewegt werden, und also der hauffe derer, so sich aller Secten gentzlich eussern, sehr klein, und den Widersachern der Augspurgischen Confession, gar zu schwach werden, und daher die feinde ursach nemen, die deste ehe zu unterdrücken. Hierauff ist zubedencken, das Christus der HERR selbst gesagt, Es werde für dem ende der Welt, die samlung der Ausserwelten, dünne und klein sein, Luce 18. Wenn des Menschen Son kommen, meinstu auch, das er werde Glauben finden auff Erden? Denn es werden falsche Christen, und falsche Propheten auffstehen, und von wegen der grossen undanckbarkeit, durch Gottes verhengung, solche krefftige Irrthumb auff die ban bringen, das auch inn der Irrthumb müsten verfüret werden (wo es müglich were) die Ausserwelten, Mat: 24. Doch tröstet Gott der HErr sein kleines Heufflin, Fürchte dich nicht (spricht der HERR Christus, Luce 12.) du kleine Herde, denn es ist ewers Vaters wolgefallen, euch das Reich zu geben. So ligt es auch nicht an der menge, ob der hauffe gros oder klein sey, Sondern heisset also, Luce 11. Selig sind die Gottes Wort hören unnd bewaren, Unnd fellt nur der vierde theil des ausgeseheten samens auff ein gut Land, Matth: 13. Doch ist darumb der hauffe der Ausserwelten Gottes, so klein nicht, als er für unsern Augen scheinet, wie wir aus dem Exempel des Propheten Elie abnemen mögen, welcher auch mit den gedancken angefochten ward, als were niemand denn er, und etliche gar wenig, bey dem rechten Gott Israel bestendig blieben, entpfieng aber viel einen andern bericht von Gott.

Uber das, ist fehrlich auff den hauffen trawen, und sich auff fursten verlassen, Denn ob es wol nicht unrecht ist, in Religions sachen, einmütig zusamen setzen, unnd mehr unnd mehr stende, zum Evangelio mit öffentlicher Bekendtnis unnd Christlichen ansuchen, berbey bringen, und bey reiner lere mit Gottes hülffe zu halten, sich versprechen. So soll man sich doch nicht auff solche vereinigung, unnd einungsverwandten, auff solche menge, anzahl, und macht verlassen, der meinunge, als köndte man nu die warheit nicht viel besser, denn sonst, erhalten unnd verteidigen, Oder als were es unmüglich, durch wenige und geringe, Gottes sachen hinaus zu füren, so man doch inn dieser hohen sachen, allein auff Gott, und sein Wort sehen und vertrawen sol, Gibt er darzu obgedachte mittel und vermehrung, das hat man im zu dancken, und derselben zu brauchen, Doch also, das das vertrawen nicht von Gott fantz oder zum theil abgewand, auff die Creatur gesetz werde.

Unnd letzlich, erwege ein jeder, bey sich selbst, ob es müglich, das man den Feinden der warheit solt abbruch, und fruchtbarlichen widerstand thun können. Wenn wir bey uns selbst grobe irrthumb in der Lehre, wider unser eigen gewissen, mit stillschweigen wolten verbergen, unnd vermenteln, Und damit nur der Hauffe der unsern, dester grösser sein möchte, wissentlich allen Secten unnd Rotten vergönnen und zulassen, sich des Tittels unser Confession, und des namens unser Religion zu rhümen, und also selbst gern mit inen für einen mann zustehen. Was das letzlich für ein ende würde gewinnen, kan ein verstendiger wol erachten, Und darumb, soll man ein bestendige bekentnis Evangelischer warheit thun, so man den Widersachern und Papisten rechten und warhafftigen widerstand thun, so mus man die Irrthumb, so under und beyneben dem namen der Augspurgischen Confession sind eingerissen, zuvor verlegen und auswerffen, und mit denen, so sie zu schützen sich unterstehen, nicht an einem Joch ziehen, oder werden gar ungleiche furchten pflügen. Ligt nicht dran, das der hauffe der rechtschaffenen, darüber sehr klein möcht werden, Denn auch die natürliche erfarung gibt, das ein kleiner hauffe der einmütig ist, für einem grossen, darinnen zwitracht unnd uneinigkeit ist, wol bestehet. Solchs wöllen wir zu Gott in diesem fall auch hoffen, denn es stehet doch in seinen, nicht in Menschen henden.

Uber das, ist dieses die sechste Einrede, Das solche verlegunge nicht solten von sonderlichen gemeinen Kerchen oder Personen, sondern von gantzen General Synodis, oder der gantzen Kirchen gemacht und publiciert werden. War ists, Es solten die Irrthumb wol zeitlich durch statlich Synodos sein condemniert, und verlegt worden, mit einhelliger stimme aller der Augspurgischen Confession verwanten, ist aber nicht geschehen, Doch ist das gewis, das die rechten warhafftigen glieder, der Christlichen Kirchen, der irrthumb keinen, so eingerissen sind, und wir verlegen, billichen, viel weniger schützen und verteidigen, Weil aber keine gemeine verlegung bisher nicht ausgangen, ist damit den besondern gliedern der Kirchen nicht verbotten, jha von Christo ernstlich, den gemeinen, und ihren SeelSorgern befohlen, gewisse Confessiones und Confessos verklerung zu stellen, damit die einfeltigen, für den listigen Wölffen, so in Schaffs kleidern herein schleichen, zu warnen, Und thet derhalben auch ein gemeinder man nicht unrecht, wenn er sein bekendtnis öffentlich thet, wider alle newlich erstandene Secten, so fern das dieselbige nur dem Glauben ehnlich und nach der regel des Evangelii und Göttlichen worts gericht sey.

Hierauff wird fürs siebende bedacht, Ob wol ein jegliche Gemeine, unnd demnach auch ein jeder Christ, nicht allein das Privilegium, Sondern auch den befehel von Gott haben, von allerley Lehren nach Gottes Wort zu urteilen und zu righten, ihre Bekentnis von der warheit zu thun, und irrthumb zu widerlegen, So solte doch solchs jetziger zeit, inn so mancherley spaltungen, bis auff ein General allgemein Christlich Concilium, oder doch zum wenigsten auff einen National Synodum gestparet, und auffgezogen werden. Darauff ist die Antwort, Christliche Concilia zu halten, umb eintrechtigkeit willen der lere, und zu widerstehen den falschen Lehrern, ist ein recht Göttliches werk, Aber das man die Bekendtnis der warheit, und widerlegung der Irrthumb, allein dahin sparen, und nicht ehe thun solle, Das hat Gott an keinem ort in der gantzen heiligen Schrifft jhe gebotten oder befohlen. Dazu ist wol zuvermuten, wie sich die Sachen noch zur zeit ansehen lassen, das nummermehr, oder aber doch in viel Jahren kein Christlich General Concilium, und schwerlich so bald ein Christlicher National Synodus wird versamelt werden. Woblieben mitler zeit die armen, einfeltigen, und unverstendigen, solten die nicht mittler weil mit ausdrücklicher bekentnis, aller Artickel der waren Religion gründlich unterricht, unnd mit wolgegrünter verlegung aller Irrthumb, trewlich für falscher Lehre gewarnet werden? Oder ists unrecht (dieweil man öffentliche Irrthumb durch Predigen, Druck und Schrifften, unter die Leut zu strewen, gestattet) das man auch öffentliche verlegung derselben mündlich und schrifftlich dawider setze? Kan man durch die finger sehen, gestatten und zulassen, das surch irrthumb schaden in der Christenheit geschihet, da man doch mit müglichem vleis wehren solte. Warumb will man denn hie hindern und auffhalten, das durch rechte Lehre schaden abgewendet und erstattet wird, dazu man doch billich all fürderung thun solte? Oder soll der Teuffel mit seinen lügen allezeit macht und recht haben an tag zu kommen? Christus aber, und sein heiliger Geist, mit der warheit, unnd dem Straffampt, nicht ehe sich hören lassen, es sey denn den Menschen gelegen, einmal auff ein Concilium oder Synodum zusamen zu kommen. O ir Könige, lasset euch weisen, und lasset euch züchtigen ihr Richter auff Erden, dienet dem HErrn mit furcht, und frewet euch mit zittern, Küsset den Son, das er nicht zürne, und ihr umbkommet auff dem wege, Denn sein zorn wird bald anbrennen, aber wol allen die auff ihn trawen, Psal: 2. Seid ihr denn stumb, das ir nicht reden wolt das recht ist, unnd richten was gleich ist, ir menschen Kinder? Psal: 58. Wie lange wolt ihr unrecht richten, und die Person der Gottlosen fürziehen? 82. Psalm.

Letzlich müssen wir auch hören, solche bekendtnis stellen, habe das ansehen, als wolte man sich damit sonderlichen Stenden im Reiche anhengig machen, und zu parteien ursach geben. Darauf ist die Antwort, Das argwönige Leute, uns wol andere dige möchten ohne grund zudencken, unnd aufflegen, Aber wir trösten uns unsers gewissens, und bawen nicht auff Menschen, Sollens auch nicht thun, Gott hat es verbotten, Und wenn man sich auch mub zeitlicher Ehre, guts, und wolfart willen, an Menschen hengen wolte, so müste mans anders angreiffen, und sich zu den hohen heuptern halten, derer nicht viel, die ware erkentnis Gottes haben. SO müste man solchen anhang zumachen, sich nicht mit der bekentnis der warheit unterstehen, denn damit verdienet man inn der Welt wenig danck. Aber sonst mit Gottseligen und Christlichen stenden in der bekendtnis des Evangelii einhellig stimmen, und uberein treffen, ist nicht allein nicht sünde, sondern Gotte ein wolgefelliger, und seiner Kirchen ein nützlicher dienst.

DIe dritte Ursache, dadurch wir sollen gereitzet, und beweget werden, unser bekendtnis allezeit Mündtlicht unnd Schrifftlich zu thun, Unnd dagegen Irrthumb und falsche Lehre zuverlegen, ist die hohe, grosse, und unvermeidliche noth. Erstlich die unsere, unnd der unsren, Darnach andere Leute.

Erstlich, so viel unser Person antrifft, ist es noth, das wir durch vielfeltige widerholung, und verklerung unsers Glaubens bekendtnis, und durch vleissige bewegung und widerlegung, allerley falscher lehre, dester geübter werden, in der heyligen Schrifft, uns dieselbige fein gemein machen, Schrifft gegen Schrift halten, den rechten verstand derselben dester besser fassen, unnd also sie unsern befohlen Schefflein mit mehr frucht für zutragen, mechtig werden, dazu denn die jenigen, so gnugsamen grundt, der Artickel ihrer Religion nicht suchen, noch wie den Irrthumen aus gutem grundt der Schrifft su begegnen sey, nicht forschen, auch nicht kommen mögen. Daher es auch kömpt, das, ob wol die Ketzereyen nicht wenig schaden thun, sie dennoch auch dagegen bey den Gottseligen treflichen nutz verursachen, und gute Theologen machen, denn den Gleubigen müssen alle dinge zum besten dienen. Darnach ist unser und unserer zuhörer nutz, das wir beide durch die bekentnis, und verlegung gesterckt werden, durch eines, im Glauben darinnen zu wachssen, unnd bestendig zu bleiben, Durch das ander, in Gottes furcht, und für sicherheit, und menschlicher weisheit zu hüten, und Gott umb beystand seines heiligen Geistes vleissig anruffen.

Letzlich werden auch wir, und die unsern, durch solche mittel, zum öffternmal gewarnet, für Ketzerey und falscher Lehre und Irrthumb uns zu hüten, darein sonst mancher unversehener sache gefüret würde, wo er durch verdamnung der Secten nicht gewarnet würde. Unnd daher sind wir auch für Gott, und von Ampts wegen schüldig, unsere Kirchen und Zuhörer ausdrücklich für den Secten, und eingerissen irrthumen zu warnen.

Hie wird nu abermal Einrede gethan. Als das es unnötig sey, die Leute dieser Landart für solchen Secten und irrthumb zu warnen, Dieweil doch noch unser kirchen rein sind, unnd sich niemandt solcher Secten bisher anhengig gemachet, Darumb man mit verlegunge derselben, billicher innen halten solte bis das sich derer eine oder etliche (da doch Gott gnediglich für sein wolte) würde regen, als denn were es zeit, mit stadlicher widerlegung denselben enthalt zu thun. Darauff antwort ich, Das unsere Kirchen, reine lehre und rechten Gottesdienst haben, das sollen wir unserm HERRN Gott von hertzen dancken, und ist auch warlich danckens werd, sollen ihn auch demütiglich anruffen, sie bey solcher reiner lere und bekentnis zu erhalten, und wie er bisher gethan, sie für allerley irrthumb gnediglich zu behüten. Wir werden uns aber (achte ich) auch noch wol (wenn wir selbst wöllen) zu erinnern wissen, was Satan sich wider unsere Kirchen an etlichen örten durch die Antinomer, Sacramentverachter, Interim, Adiaphora unnd newen Wercklerer, unterstanden, wie vleissiger gearbeitet, wie sawer er es ihm hat werden lassen, Unnd ob wol Gott die Gnade geben, das er nicht hat ausgericht, was er gewolt, So wird doch sein ausgestreweter Same, auff so mancherley weise, nicht aller dinge, gantz mit einander bey seit gefallen sein, Es wird jha etliche Hertzen troffen haben, ob sie es gleich nicht öffentlich bekennen dürffen, Und denselben ist warlich noth, das sie durch Bekendtnis der warheit wider zu recht gebracht, und durch verlegung ger irrthumb von falscher meinunge widerumb abgefüret werden. Und was in etlichen Secten, sich der Teuffel bisher unterstanden, kan er sich auch in den andern, als ein unrugiger Geist, hinfürder unterwinden, darumb es nicht von nöthen ist aller erst mit der verlegung der Secten zu warten, bis dieselbigen inn unsern Landen einreissen, Sondern ist besser denselben zuvor begegnet, und ehe sie kommen, die leute davor zu warnen, Wie auch die Propheten, Christus und die Aposteln langs zuvor, für dem Antichrist, und andern bösen dingen gewarnet, und ihren falsch deutlich angezeigt haben, ehe sie kommen sind, Denn ein schus zuvor gesehen kan man zur not wol entgehen. So ists auch offtmals zu lang geharret, und vergebens gewesen, wenn man einem Irthumb nicht ehe widerstand hat thun wöllen, denn wenn er nu allbereit wol eingenistet. Daneben auch zubedencken, das offt von andern örden handwercksleute zu uns, und von uns junge Leute, and andere örte sich begeben, die von beiden teilen guten unterricht der Lere, und warnung für irrthumb bedürffen. Ich geschweige, das die Secten meister und stiffter der Irrthumb jetzt ein zeitlang her, bisweilen unter erdichten, bisweilen unter unverdechtigen namen, Bücher inn Druck gegeben, dadurch auch an frembden örtern ire irrthumb einzudringen, das es warlich von anfang der Welt her, nicht nötiger gewesen ist, für Irrthumb mündlich unnd schrifftlich zu warnen, als eben jetziger zeit. Und ist derhalben auch nicht mehr, denn ein lauter fleischliches bedencken, das man an etlichen örten nicht dulden will, die fürlauffenden irrthumb auff der Cantzel, nach gelegenheit fürgnomens textsm zuverlegen, und die Leute davor zu warnen. Ists aber kein wunder das, die sich nur des zeitlichen annemen, die gefahr des Geistlichen guts, wenig oder wol gar nichts achten.

Und hie ist beyder unsern notdurfft, auch unserer Kinder, unnd der nachkommen Seelen Heil unnd Seligkeit zu bedencken, dazu sie one heilsame Lehre nicht kommen mögen, Können wir denn darauff bedacht sein, wie wir inen etwas den leib zuerhalten lassen mögen, Solten wir denn dicht viel mehr bedacht sein, das sie auch von uns, den schatz der waren erkentnis Gottes, und reiner lehre, ererben möchten? Jetzt sind die Predigstül, Gott lob, dieser Landart, wol bestellet, wer weis aber, was hernach kömmet. Daran ist kein zweiffel, das der Teuffel allen müglichen vleis fürwenden wird, noch viel mehr, und grewlichere Secten in künfftigen zeiten zuerwecken, und Gott zur straffe, der Frossen vearchtung und massbrauch feines worts, schwere dinge verhengen, Damit nu unsere nachkomen wissen möchten, was wir ihre Vorfarn, geleret und gleubet, Was wir auch von den mancherley Secten gehalten, were es alleine ursach gnug, eine Schrifftliche bekentnis der warheit, und verlegung der irrthumb zustellen, und in druck bey allen gemeinen hinder uns zu lassen, und das sey von unser und der unsern notturfft gesagt.

Darnach erfordert auch anderer Leute notturft, eine solche öffentliche Schrift. Diese Leute sind aber auch zweierley, Etliche sind nicht verfüret von den Secten, Die andern sind leider in irrthumb geraten, und mit glatten scheinenden worten betrogen worden, Nu sind wir inen beiden zu dienen und zurathen schüldig, nach allem unserm vermögen. Die, so noch nicht verfüret sind, und zum teil nicht wissen, wie sie mit den listigen falschen leren dran sein, weil sie in Christo Jhesu unsere brüder sind, müssen wir mit unser bekendtnis und Confutation stercken, ermahnen unnd ermuntern, bestendig inn reiner lere und glauben zu bleiben, wie Petro vom HERRN befohlen wird, Luce 22. Wenn du dermal eins dich bekerest, so stercke deine brüder, So sollen wir sie auch warnen, sich für den falschen leren zu hüten, und des ursachen und grund anzeigen, Das ist ein recht Christlichs werck, welchs Gott, die Brüderliche liebe und die hohe not erfordert. Und da solchs von uns nicht geschehe, so würden wir mit unserm stillschweigen, solche guthertzige Leute kleinmütig machen, Viel würden meinen, wir weren etlichen inter den Secten zugethan, oder dürfften nicht dawider mucken, oder köndten vielleicht nichts dawider, mit gutem grunde aus heiliger Schrifft auffbringen, oder weren sonst so verzagt, oder weren so leichtfertig, das wir uns gemeiner Kirchen not gar nicht liessen zu hertzen gehen, Und was der gleichen argwönige gedancken, unnd verdacht, durch solch zu mal unzeittigs stillschweigen, würde mehr verursacht werden, welchs wir denn zuvorkomen aller dinge schüldig.

Und will fürwar solche bekendtnis reiner Lehre, und widerlegung falscher Lehre, uber vorgedachte ursachen, uns in dieser Herrschafft so wol, als andern, und eigendtlich mehr gebüren. Erstlich, darumb, das aus diser Herrschafft, der Mann kommen und erstanden ist, der das nu wider newe angezündte Liecht des heiligen Evangelii, zum ersten, durch Gottes schickung, in Deutschen Landen hat auffgesteckt. Dafür wir Prediger und Gemeinen inn dieser Herrschafft, Gott zu danck, allen müglichen vleis, mit leren und schreiben anwenden sollen, das solchs Liecht für und für fein rein leuchte, und brenne, und nicht durch falsche Lere und Irrthumb irgend verdunckelt werde, Sollen also nach der gabe, die Gott verliehen hat, mit widerholunge, und verklerunge, Christlicher bekendtnis, gleichsam öl zu dieser hellen Lampen tragen, und mit verlegung der Irrthumb, solchs Liecht putzen und reinigen, Gotte zu lob, und gemeiner Christenheit zu besserung. Darnach sehen viel Kirchen und Gemeinen auff uns, und nach dem sie gesehen, wie wir uns durch gottes gnade in vorigen zeiten, gegen die enderungen, so fürhanden gewesen, gehalten, geben sie auch vleissig acht drauff, was wir zu den Mancherley Secten, so allenthalben nu heuffig entstehen, sagen wöllen, Unnd solche nu mit stillschweigen auffzuhalten, unnd im zweiffel stecken zu lassen, und nicht zu dienen, wüste ich für Gott schwerlich zuverantworten sein. Uber das haben unser etliche, in Schrifften unter unserm namen für dieser zeit, inn Druck ausgangen, der irrthumb eins teils angriffen unnd verlegt, welchs viel frommer Christen zu hohem danck auffgenomen, trost und lere daraus gefasset haben. Solten wir nu zu den andern, die eins teils grewlicher, eins theils listiger sind, stillschweigen, würde uns und unserm Lehreampt, zu kleinem gelimpff gereichen. Darzu werden wir auch von etlichen unsern Misgünnern, bey frembden Herrschafften, und Stedten ausgetragen, und schrifftlichen beschuldigt, als solten wir in dieser Herrschaft, von guten wercken anders leren, denn sichs nach ausweisung heiliger Schrifft gebüret, und also die Leute gantz frey machen, von allem gehorsam des Götlichen gesetzes, darinnen uns doch warlich ungütlich unnd unrecht geschicht, und wir allein dieser ungegründten auflage halben, dem heiligen Ministerio zu ehren, ursach gnug haben solten, Schrifftliche bekentnis unserer lere, und dagegen verlegung falscher Lehre zu publicieren.

Ich geschweige jetzt, das damit auch den verfüreten, durch Gottes hülffe möchte gedienet, und derselbigen nicht wenig köndten widerumb zu recht bracht werden, Denn wir guter hoffnunge sind, da derselbigen etliche unser bekentnis der lere, mit angehengeter widerlegung der irrthumb, lesen würden, das sie durch gnade des heiligen Geists erleucht, iren irrthumb erkennen, widerkeren, und zu uns tretten würden. Sintemal die Schrifft also gestellet, das die irrthumb auffs aller gelimpfigst verleget, und kein mensch geschmehet, noch verunglimpfft worden. Sondern in summa dahingerichtet ist, niemands weiter zuverbittern, sondern die Irrenden wider zu gewinnen, unnd die Verlorenen wider zu recht zu bringen.

Wenn denn Gott der Allmechtige dazu sein gnade geben würde, wie hette solche Arbeit besser können angelegt werden? Denn sollen wir mit unserm leben, unnd guten Wercken, denen die drauffen sind, gut exempel geben, unnd sie also gerzu ziehen, So werden wir ihnen warlich auch mit leren, und schreiben zu dienen, und sie auff Gott, und die warheit zu weisen, schüldig und pflichtig sein.

Darumb ist es auch nichts geredt, das man sagt, Wir haben unsere eigene gewisse, befohlene Gemeine, derselbigen sollen wir mit vleis warten, und ihr mit lehren, ermanen und warnen pflegen, unnd uns nicht grembder Gemeinen annemen, oder was sich daselbst für irrthumb zutrage, uns bekümmern. Sis sage ich, sind unbedechtige reden, Denn ob wol ein jeder seiner befohlenen Gemein mit vleis, und trewen wrten soll, unnd sie umb anderer willen nicht verseumen, so kömpt es doch offt, das einer inn der noth, und auch sonsten mit rath und Schrifften, einer andern Kirchen, ohne nachteil der seinen, dienen kan, Und wenn solchs die noth erfordert, auch zu thun schüldig ist, dieweil wir doch alle semptlich zugleich ein einige Kirche und gemeine Christi sind, und ein jede sondere gemeine, ein glied und stücke ist, der gantzen Gemeine, Und demnach, wie ein glied dem andern, one des leibs nachteil oder schaden, dienet, Also auch billich eine Gemeine der andern, durch ihre Lehrer und Fürsteher. Ist es dich nicht unbillich, dass in fewers noth eine Dorffschafft, der andern zuhülff kömpt, und leschen hilffet, das der schade nicht uberhand neme, unnd was vom fewer noch nicht erreicht worden, gerettet werde, Solten wir denn nicht viel mehr inn solchen Geistlichen gefehrligkeiten, andern Gemeinen, mit schreiben und lehren, unterricht und verlegung zu hülff kommen, und solchen brand der Gewissen leschen, und die damit noch nicht entzündet noch vergifftet, retten? Es erfordert je solchs Gottes gebot, und die Liebe. solche unserer nachkommen, unserer und anderer Leute hohe notturft, ist warlich disfals wol zuerwegen.

Die vierde Ursache, viel gedachte Bekentnis, und Confutationes zustellen, unnd zu publicieren, ist der vielfaltige nutz, so daraus herkömpt, davon zuvor zum theil gesagt. Denn erstlich wird Gott dadurch sein gehorsam geleistet, sein Ehre und Wort befödert, sein Reich gemehret, und sein Wille verbracht. Darnach wird der Glaube inn uns geübet, gesterckt, gemehret.

Zum dritten, Die warheit bekandt und ausgebreitet.

Zum vierden, Irrthumb und verblümete verfelschunge entdecket.

Zum fünfften, das wort durch vielfeltige widerholung und erklerung der bekentnis, gescherffet.

Zum sechsten, Die Liebe an freund und feinden, beweiset unnd geübet.

Zum siebenden, Die verergerten unnd schwachgleubigen, kleinmütigen, wider auffgerichtet.

Zum achten, Die bestendigen bekrefftigt, und freudiger gemachet.

Zum neunden, die zweiffelhafftigen, auff einen gewissen grund gefüret.

Zum zehenden, viel von der verirreten und verfüreten, wider keberet, und zu recht gebracht.

Zum eilfften, die halsstarrigen, und wider gewissen mutwillige beharrende falsche Lehrer, zu schanden gemachet.

Zum zwölfften, das band der Liebe un einmütiger bekentnis, zwischen den rechtschafffenen bestendigen, befestiget.

Unnd viel andere nütze mehr, würden sich heraus, durch Gottes gnade ereugen, welche auch die lieben Veter, Augustinus, Cyrillus, etc. und andere, und zu unsern zeiten der selige Mann Gottes Doctor Martinus Luther betracht, und derhalben allerley Irrthumb, die sich vor und bey ihren zeiten erregt, grundlichen verlegt haben, Und es dabey nicht wenden lassen, das auch andere herrliche Confessiones und bekendtnis reiner Lehre gestellet, und verlegunge der irrthumb geschrieben, Sondern haben dieselbigen zum öffternmal, sonderlich do es die noth erfordert, widerholet und weiter erkleret. Da sich der Ketzer Pelagius erhub, verlegt nicht einer allein seinen irrthumb, sondern ihr viel. Ob wol Augustinus und Cyrillus wider in geschrieben, so theten doch

Hieronimus, Orosius, Innocentius, dazumal Bischoff zu Rom, Gennadius, Brawardinus und andere mehr, auch das ihre, welchen lieben Veter Exempel, wir uns nach zufolgen, zucht schemen dürffen.

Gedruckt zu Erffurdt, durch Georgium Bawman, zum bunten Lawen, bey Sanct Paul.

Abgeschrieben aus dem Original