Seckendorff-Gutend, Henriette Freiin von - Hausandachten - 40. Andacht.

Matthäi 15.

Dieses herrliche und inhaltsreiche Kapitel führt vielerlei Taten des treuen Heilandes an unserer Seele vorbei: zuerst verteidigt und rechtfertigt Er Seine Jünger gegen die Angriffe der Pharisäer, dann erhört Er die demütige und dringende Bitte des kanaanäischen Weibes, heilt am galiläischen Meer alle Kranke, die zu Ihm gebracht werden, und speist 4000 Mann.

Die Pharisäer und Schriftgelehrten fragen den Heiland im 2. Vers: „Warum übertreten Deine Jünger der Ältesten Aufsätze? Sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.“ Es liegt ganz in unserer Natur, dass wir immer auf Äußere und nicht auf uns sehen; sogleich sind wir mit einem Urteil über die oder jene bereit und sehen noch gerade, wie die Pharisäer vor 1800 Jahren, immer gleich den Splitter im Auge des Nächsten, aber des Balkens im eigenen wird man nicht gewahr. Wie tief ist dieser Richtersinn in uns eingepflanzt und leider ganz besonders stark bei den Gläubigen, welche Jünger des Heilandes sein wollen, aber Sein Gebot: Richtet nicht! ganz außer Acht lassen, während dasselbe doch so genau zu halten ist, wie die anderen Gebote: du sollst nicht töten oder fehlen oder ehebrechen! liebe Seelen, merkt auf und betrügt euch selber nicht, bittet den Herrn, dass Er alles lieblose Richten in Gnaden vergeben und den Richter-Geist in euch austilgen wolle, dagegen aber Seinen Geist der Liebe in euer Herz ausgieße, wie Paulus ja von den Gläubigen zu Rom zeugen konnte: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in euer Herz durch den heiligen Geist.“ Röm. 5,5. Dann fällt alles lieblose Richten weg. Auf die an ihn gestellte Frage antwortet unser lieber Heiland durch die Gegenfrage, Vers 3: „Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Aufsätze willen?“ und belegt diese Antwort mit einem Beispiel über das 4. Gebot, siehe V. 4-6. Meine Lieben, wie viele Aufsätze machen auch wir uns in unserem geistlichen Leben, um welcher willen wir die Erfüllung der Gebote Gottes versäumen! Alle eigenen Gedanken, welche wir, von unserer sogenannten Vernunft geleitet, streng durchzuführen suchen, sind das nicht selbstgemachte Aufsätze, wie sie die Pharisäer hatten? Ganz in unsere Natur eingefleischt ist es, dass wir uns selber solche Aufsätze machen. Welch große Mühe hat daher der Herr, bis Er uns dieselben als solche klar machen kann, weil sie meistens in ein frommes Mäntelchen gehüllt sind, so dass wir nicht einmal erkennen, dass sie stracks wieder Seine heiligen Gebote und Ordnungen und wider Sein Wort und Seinen heiligen Willen sind; und wie viel Arbeit vom Herrn erfordert es, bis Er sie ausgerottet, und dagegen Seine heiligen richtigen Gedanken, wie sie uns in Seinem Wort geoffenbart sind, uns eingepflanzt hat! Ihr lieben Seelen, die ihr mit mancherlei Krankheiten belastet seid und die Hand des Herrn schwer auf euch liegen habt, wie oft ist euch schon der Gedanke gekommen: der Herr will es eben haben, dass ich dieses Leiden oder diese Krankheit tragen muss, darum will ich es behalten und mein Kreuz eben tragen, vielleicht will der Herr, dass ich Geduld darunter lernen soll. Damit beruhigt man sich, bleibt aber nach wie vor, wer man ist. In manchen Fällen gebe ich es zwar zu, dass man das Leiden zu tragen habe z. B. bei fehlenden Gliedern, nach unglücklichen Operationen in den Augen u. drgl.; aber bei gewöhnlichen Krankheiten und Leiden, liebe Seelen, sind solche Gedanken den pharisäischen Satzungen gleich zu stellen, welche zwar fromm scheinen, aber nicht fromm sind; denn bedenke nur das Eine: eilst du nicht trotzdem, bei der ersten Gelegenheit Hilfe zu suchen, scheust dich oft nicht einmal unerlaubte Mittel zu gebrauchen oder gar Zauberei zu treiben? und bist unehrlich genug, auch dann noch solche Redensarten zu führen. O liebe Seelen, seid aufrichtig gegen euch selbst, sucht im Wort Gottes, was Sein heiliger Wille ist, wenn Er euch Leiden schickt. Ich finde keine einzige Stelle in der Bibel, nach welcher wir unsere Krankheiten behalten müssten; im Gegenteil sagte sie uns Jes. 53,4: „Fürwahr Er trug unsere Krankheit (nicht einen Teil derselben) und lud auf sich unsere Schmerzen“ (also alle;) und was erzählen uns die Evangelisten, was der Heiland tat: Er schickte 70 Seiner Jünger vor Sich her und befahl ihnen, die Kranken zu heilen; Er selber aber heilte alle Kranke, welche man Ihm brachte, wovon auch unser Kapitel Zeugnis ablegt. Ich war in meinem Leben sehr oft schwer krank und fand es im Worte Gottes, auch mit dem Leben meines lieben Urgroßvaters von Pfeil übereinstimmend, dass der Herr jedes Mal bei Krankheitsumständen etwas mit mir zu sprechen hatte; sobald ich dann mit Freudigkeit das Leiden erfasste, dafür dankte, und in demselben unverrückt die Strahlen der göttlichen Gnade, Gaben und Segnungen im Glauben auf mich fallen ließ, hatte ich unbeschreiblichen Segen von jeder Krankheit, die Schmerzen wichen schnell, der Blick auf den Herrn blieb ungetrübt, ich war glücklich und freudig und das Leiden verging, wie der Nebel vor der Sonne.

Das Gleiche durfte ich an vielen Kranken erfahren, die in meinem Hause aus- und eingingen, und auch vor 3 Jahren wieder bei mir selbst, als ich meine Hand brach. Ich wusste nicht, dass sie gebrochen war, aber zu Bett musste ich sogleich gebracht werden, da die Schmerzen sehr heftig waren. Als es dann ruhig in mir und um mich war, legte ich meine gesunde auf die kranke Hand, dankte buchstäblich 2 Stunden lang dem Herrn und ließ alle Kräfte und Segnungen, die Er mir erworben hat, im Glauben auf mich fallen. Hauptsächlich dankte ich ihm dafür, dass ich nun allein und ungestört Worte des Lebens von ihm vernehmen, mich in Ihm wieder sammeln und zu meinem Beruf geistlich kräftigen dürfe. Bald wichen die Schmerzen und in diesen zwei Stunden empfing ich eine Kraft und Macht vom Herrn, die ich nicht auszusprechen vermag. Ich dachte gar nicht daran, wegen meiner Hand einen Chirurgen rufen zu lassen; nach vier Wochen kam jedoch ein solcher ins Haus, um Zähne auszuziehen, welcher, als er die Hand sah, erklärte, sie sei entzwei gebrochen, aber so schön eingerichtet und geheilt, als wäre sie vier Wochen im Gipsverband gelegen. Ich bin der festen Überzeugung, dass mir der Herr während jener zwei Stunden, in welchen ich nichts getan als Ihm gedankt habe, selbst meine Hand eingerichtet hat. Seit 32, ja fast 34 Jahren, während welchen ich unter anderen Krankheiten auch Jahre lang lahm war, übe ich mich, die Krankheiten auf diese Art mit Freudigkeit und Dank zu erfassen, und weiß, dass der Herr jedes Mal viel und Wichtiges mit mir zu sprechen hat; leider sehen wir aber beinahe immer die Leiden und Krankheiten hier als eine Bürde an, aber droben sind sie, wenn recht angewandt, eine Würde, die nicht Jedem widerfährt. Ich befinde mich auf diese Art sehr gut und unbeschreiblich glücklich, wenn auch die Natur sich zum Danken nicht verstehen will, so muss es doch dabei bleiben:

„Geht's der Natur entgegen, So geht's, wie Gott es will,
Die Fleisch und Sinne pflegen, Die kommen nicht zum Ziel.“

Seid doch nicht blinde Leiter eurer selbst, sondern lasst den Herrn eure Augen salben mit Augensalbe, damit ihr euch erkennt und seht, dass auch in euren Herzen mindestens die Wurzel von dem stecke, was unser Heiland an den Pharisäern fand.

Vers 19 heißt es: „Aus dem Herzen kommen hervor arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsche Zeugnisse, Lästerung.“ O wacht über eure Seelen, führt kein Traumleben, sondern lasst uns bedenken zu dieser unserer Zeit, was zu unserem Frieden dient, und bekehrt euch von ganzem Herzen zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.“ Im 21. bis 28. Vers kommt die liebliche Geschichte vom kanaanäischen Weibe. Sie schrie Jesu nach und sprach Vers 22: „Ach Herr, Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt.“ Da fasst sie unseren Heiland bei seinem rechten Namen an. Er ist der Erbarmer, sie verlangt Erbarmen. Auf nichts von ihrer Seite konnte und wollte sie pochen, sie rief einzig Sein Erbarmen an. Diese Frau war los von Selbstgerechtigkeit und in welcher Demut und Vernichtigung lag sie vor Jesu. Daran wollen wir ein Beispiel nehmen, uns aber auch ihr „Schreien“ merken und ebenfalls in allen Dingen unsere Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden lassen. Da nun der Heiland nicht alsbald antwortete, setzten sich Seine Jünger darein, was aber gar nicht nötig gewesen wäre; denn Er weiß die rechte Stunde und hat bei Allem Seine weisen Zwecke und Absichten. Wir wollen uns nach ihrem Benehmen prüfen; denn auch wir legen uns mit unserem Vernunftslicht oft zwischen den Herrn und Seine Verheißungen, nach welchen Er uns Erhörung zugesagt hat, werden durch unser eigenes Vernunftslicht irre geleitet und kommen in Zweifel; „solcher Mensch denke nicht, dass er von dem Herrn etwas empfangen werde. Ein Zweifler ist unbeständig in allen seinen Wegen“ Jak. 1,7 u. 8. Darum wollen wir den Herrn bitten, dass Er durch Seinen Geist alle unsere Vernunft gefangen nehme unter den Gehorsam Seines Wortes, damit sie uns nicht drein reden kann, wenn wir gestützt auf Sein Wort fest glauben, dass wir auch mit leiblichen Krankheiten zum Heiland kommen dürfen, welcher gesagt hat: Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: In meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben und so sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden, auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden,“ Mark. 16,17.18. Das sind die letzten Worte unseres hochgelobten Heilandes, bevor Er aufgefahren ist gen Himmel; und wenn wir auf die letzten Worte eines Menschen so einen ganz besonderen Wert legen, wie viel mehr sollten wir die letzten Worte aus dem Munde des Wahrhaftigen zu Herzen nehmen? Aber leider geschieht gerade das Gegenteil von der heutigen Christenheit und weitaus den Meisten der Gläubigen, welche diese Worte Jesu beschränken, als ob sie bloß für die apostolische Zeit ihre Geltung hätten, während hiervon auch gar nichts bemerkt ist. Man müsste dann alle Verheißungen eingrenzen, dass sie uns nicht mehr gelten; aber, Gott sei Dank, dem ist nicht also, Gottes Verheißungen sind ja und Amen. Es ist nur unseres Herzens Härtigkeit, durch welche wir die traurige Erfahrung machen müssen, dass leider sehr selten die vom Heiland verheißenen Zeichen dem Glauben folgen; sollte aber unser Unglauben Gottes Verheißungen aufheben? „Das sei ferne, sagt Paulus Röm. 3,4, es bleibe vielmehr also, dass Gott sei wahrhaftig und alle Menschen falsch.“ Also auf den Herrn dürfen wir es nicht schieben, wenn Er Seine Verheißungen nicht erfüllen kann; Er ist bereit, uns allezeit zu geben, was Er verheißen hat; nur müssen wir uns aufmachen und auch in den völligen Gehorsam Seines Wortes eingehen, welches verlangt, dass wir Alles Eigene ganz hergeben und nicht mehr uns, sondern ihm, ja in Ihm leben; dann verheißt Er Joh. 15,7: „So ihr in Mir bleibt und Meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Darunter sind auch natürlich die Krankheiten verstanden; denn der Herr will nicht, dass die Leute krank bleiben. Das sagt ja so deutlich die vorhin angeführte Verheißung unseres Heilandes, dass es durch Handauflegen besser mit den Kranken werden soll. Ein Zucht- und Erziehungs-Mittel sind meistens die Leiden und meine vielfache Erfahrung lehrt mich, dass, sobald die Seele stille steht und fragt: Herr, was willst Du? Er derselben ihr Herz zeigt und sie darüber ins Klare bringt, dass sie diese oder jene Sünde auch noch lassen und sich von ganzem Herzen bekehren müsse; wenn dann die Seele ernst damit macht, so habe ich zum Lobe des hochgelobten Heilandes und zur Bestätigung Seiner gnädigen Verheißung muss ich es bezeugen, schon innerhalb 14 Tagen bis 3 Wochen Heilungen von Krankheiten, welche schon 40 bis 42 Jahre gedauert hatten, erleben dürfen, und welche als völlig unheilbar längst von den Ärzten aufgegeben waren. So schnell ist man oft bei der Hand, sich mit Paulus zu vergleichen, dem aber der Pfahl ins Fleisch gegeben war, auf dass er sich nicht der hohen Offenbarung überhebe wie 2 Kor. 12,7, geschrieben steht, es war also auch bei ihm ein Grund, warum der Herr ihn leiden ließ, es war ein Bewahrungsleiden und solche gibt es allerdings. Frage dich selber, liebe Seele, kommt denn nicht viel mehr dabei heraus, wenn du den Herrn bittest, Er möge dir sagen, was Er wider dich habe und du, nachdem Er dirs aufgedeckt hat, durch Seine Kraft davon ablässt, so dass Er von der Züchtigung ablassen und dich wieder heilen könnte? als so krank und siech auf dem Bett zu liegen? Freilich, bequemer ist es, sich mit solchem falschen Trost zu beruhigen, aber wie willst du in der Ewigkeit damit zurecht kommen, wenn du deine Aufgabe, welche du durch das dir vom Herrn geschickte Leiden bekommen, nicht gelöst hast? Wenn mir Etwas fehlt, so ist es immer mein Erstes, dass ich dem Herrn von ganzem Herzen dafür danke, weil ich weiß, es kommt aus der liebenden Hand meines Heilandes, Er will mich weiterführen und indem ich Seinen Worten vertraue, bin ich schon im Voraus überzeugt, dass ich wieder aufs Neue die Heilkraft Seines Blutes erfahren darf. Wenn mir Etwas fehlt, stelle ich mir den Heiland immer so vor, als stehe Er mit liebevoll aufgehobenem Finger vor mir; deshalb gehe ich in mein Herz und frage: Herr! was hast Du mit mir zu sprechen? Liege ich nun so stille vor dem Herrn, so darf ich auf Seine gnädige Antwort nicht lange harren und wenn Er mir's gesagt hat, danke ich wieder dafür und lasse mich im Geist von Seinem Blut besprengen, stehe unter Seinem Gnaden-Regen und bitte Ihn, Er möchte die Strahlen, die von ihm ausgehen, auf mich fallen lassen. Welch mächtige Wirkung dieselben haben, kannst du, liebe Seele, erfahren, wenn du in kindlichem Glauben und Vertrauen auf Sein Wort auch in diese Übung eingehst. O ihr bringt euch um so viel Segen, ihr selber verkürzt euch grenzenlos dadurch, dass ihr nicht werdet wie die Kinder und Menschen-Meinungen und Satzungen fahren lasst, und des Herrn feste Zusage nicht annehmt! Denn Er will, dass allen Menschen geholfen werde, wovon uns unser Kapitel ein herrliches Beispiel gibt, in welchem es heißt V. 30 u. 31: „Es kam zu Ihm viel Volks, die hatten mit sich Lahme, Blinde, Stumme, Krüppel und viele Andere und warfen sie Jesu vor die Füße und Er heilte sie Alle, dass sich das Volk verwunderte, da sie sahen, dass die Stummen redeten, die Krüppel gesund waren, die Lahmen gingen, die Blinden sahen und priesen den Gott Israels.“ Kein Einziges hat der Heiland fortgeschickt, zu Keinem hat Er gesagt: es ist besser für dich, dass du dein Leiden noch länger trägst, sondern alle, welche kamen, heilte Er, wie es auch Matth. 12,15 u. Luk. 4,16. geschrieben steht: „Er half Jedermann!“ Nichts war erforderlich, als dass sie glaubten, dass Er der Sohn Gottes sei; denn in Nazareth, wo sie Ihn eben als des Zimmermanns Sohn ansahen, „tat Er nicht viele Zeichen um ihres Unglaubens willen“ Matth. 13,58. Ihr Lieben, seid nicht so weichlich gegen euch, sondern geht ein ins Wort Gottes und lasst euch von Seinem Licht durchdringen, dass ihr nicht bloß angeleuchtet seid, sondern Durchleuchtete werdet. Prüfe und bedenke es wohl, dass es meistens nur eine fromme Redensart ist, dass du das Leiden vom Herrn annehmen und tragen musst, denn ist es nicht dein Erstes, dass du zum Arzt eilst, seine Medikamente genau nach seiner Vorschrift einnimmst und treulich alle seine Anordnungen befolgst? Ich habe gewiss gar nichts gegen die Ärzte, sie haben ihre Kunst vom Herrn und die Medikamente sind Gaben Gottes, die ich nicht verachte; aber dann lasse doch diese fromme Redensart und sei aufrichtig, gestehe es: diese Art zu heilen ist einmal gebräuchlicher, du hältst sie für bequemer, dann wiederspreche ich dir nicht. Meine durch reiche Erfahrung bestätigte Überzeugung ist nur die: im Wort Gottes haben wir feste Verheißungen, nach denen wir auch um Heilung unserer körperlichen Gebrechen bitten und Erhörung dieser Bitten erwarten dürfen.

Nur noch kurz etwas über das „Verwundern“ des Volks über die Heilungen; da ist mir vor mehreren Jahren etwas vorgekommen, was ich euch erzählen möchte, seitdem verwundere ich mich nicht mehr über die Heilungen, sondern habe nur herzliche Freude darüber, dass der Herr heute noch derselbe ist wie vor 1800 Jahren und sich zu diesem Glauben bekennt durch mitfolgende Zeichen. Ein krankes, sehr schwaches Kind wurde mir von seinen Eltern übergeben, der Herr hatte die große Gnade, das Kind ganz ordentlich herzustellen. Dasselbe sprang mit anderen Kindern herum und spielte mit einem Ball, es wollte recht hoch werfen, da trat durch die zu große Anstrengung das Bein des Armes aus der Achsel und stand ziemlich hoch hervor; weinend kam das Kind zu mir und wie erschrak ich, als ich sah, was geschehen war; in der Bestürzung fehlte mir die nötige Ruhe, ich wollte zum Wundarzt schicken, um den Arm wieder einrichten zu lassen, da sagte das Kind zu mir: willst du nicht lieber auflegen und beten? Natürlich tat ich es. Nicht 3 Minuten stund es an und das ausgewichene Bein trat in seine Stelle, es war eingerichtet und das liebe Kind konnte ihn sehr bald wieder ganz gebrauchen. Darüber sprach ich nun meine Verwunderung aus, denn diese rasche Heilung war mir doch sehr auffallend, das Kind aber strafte mich und sagte: Was wunderst du dich denn - der Heiland ist ja kein Lügner! Noch heute klingen mir diese Worte des Kindes in den Ohren und nie mehr werde ich mich über die Heilungen wundern; denn es stammt nur aus dem Unglauben.

Der letzte Teil unseres Kapitels Vers 32-39 gibt uns nochmals einen Beweis davon, dass es dem Herrn nicht zu gering ist, auch für die Bedürfnisse und das Wohl unseres Leibes zu sorgen, „es jammerte Ihn des Volks, das nichts zu essen hatte,“ Er speiste sie so, dass alle satt wurden und noch sieben Körbe voll Brocken übrig blieben.

Der Herr ist gnädig, Er hat unser zeitliches und ewiges Heil im Auge, Er hat alles erworben, was wir brauchen, o dass wir Seine Gaben und Kräfte treulich dazu anwendeten, denn Jesus Christus ist derselbe, gestern und heute und in alle Ewigkeit, Ihm sei Anbetung, Macht und Gewalt, Lob und Preis von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

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autoren/s/seckendorff/seckendorff-hausandachten/seckendorff_hausandachten_40_andacht.txt · Zuletzt geändert: von aj
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