Passavant, Theophil - Trauungs-Predigt
über Epheser 5, 21-33.
Von Theophil Passavant, Pfarrer zu Basel.
Im Herrn geliebte Zuhörer, Berufene des Herrn.
Euch allen gilt als Gotteswort, das Wort, das in dieser heiligen Stunde gesprochen werden soll, aber zu euch reden wir besonders, theure Verlobten, denn dieser Tag ist euer Tag, diese Stunde ist eure Stunde, die erste eines Bundes, der heilig ist, die Stunde, die da soll diesen euern Bund als einen heiligen versiegeln, die Stunde des Eingangs in ein neues Wesen, ein neues Leben, davon eure Seligkeit in der Zeit und in der Ewigkeit abhängt. Darum zu euch reden wir besonders, Theuerste, und zwar grüßen wir euch zuerst im Namen dieser ganzen Versammlung, welche die Augen auf euch hat, und hat wohl auch Herzen für euch, und manches auch von ihnen ein Gebet über euch, zu dem großen, dem lebendigen Gott. Wir grüßen euch im Namen eurer nähern Verwandten, Bekannten und Freunde in der Nähe, in der Ferne; wir wissen von manchem Herzen, welches ferne von euch, warm für euch schlägt. Wir grüßen euch im Namen eurer Väter, eurer Mütter, eurer liebenden Geschwister, aller derer, so durch ein heiliges Band der Freundschaft oder der Verwandtschaft mit euch verbunden, als freudige und liebende Hochzeit-Leute dastehen und schmücken sollen und erhöhen das Fest. Sie wünschen euch Gutes und Köstliches, nach seiner Weise und nach seiner Erkenntniß ein Jedes; und wer von ihnen den Herrn kennt, und weiß für seine eigene Seele zu schöpfen an der einen lebendigen Quelle alles Heils und Lebens, weiß auch welch ein Heil, welch ein Leben er euch an diesem ernsten Tage vom einigen Geber alles Guten zu erbeten hat. Wir grüßen euch aber in einem Namen der über alle Namen ist. (Phil. 2, 9.) Der uns noch viel heiliger sein soll und theurer denn alle unsere und jene Namen sind; im Namen jenes Jesus Christi, gestern, heute, in Ewigkeit derselbe!) (Ebr. 13, 9.) dem einigen Namen unter dem Himmel, der da sei den Menschen geworden, darinnen sie sollen selig werden. (Act. 4, 12.) Hier, mit diesem theuern Namen thut sich euch in den schönen, in den trüberen Tagen ein ganzer Himmel auf, voll Licht und Wahrheit, voll Gnade und Frieden, und von diesem Himmel, nicht blos von dieser Kanzel, von diesem Himmel herab rufet euch das Wort unsers Gottes zu: Seid einander unterthan in der Furcht Gottes. Ihr Weiber seid unterthan euren Männern als dem Herrn; denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeine, und Er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeine ist Christo unterthan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen. Ihr Männer liebet eure Weiber, gleichwie auch Christus geliebet hat die Gemeine, und hat sich selbst für sie dargegeben, auf daß Er sie heiligte, sie reinigend mit dem Wasserbad im Wort, auf daß Er Ihm selbst darstellete eine Gemeine, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel, oder etwas desgleichen, sondern daß sie heilig sei und unsträflich. Also sollen die Männer ihre Weiber lieben als ihre eigenen Leiber. Wer sein Weib liebet, der liebet sich selbst. Denn Niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehasset, sondern er nähret es und pfleget sein, gleichwie auch der Herr die Gemeine. Denn wir sind Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und von Seinem Gebeine. Um deßwillen wird ein Mensch verlassen Vater und Mutter, und seinem Weibe anhangen, und werden die Zwei Ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß, ich sage es aber auf Christum und auf die Gemeine. Doch auch ihr sollet ein Jeglicher sein Weib lieb haben, als sich selbst; das Weib aber furchte den Mann. V. 21 33.
Habt ihr, ihr Alle, Berufene des Herrn, habt ihr, theure Verlobte diese Worte verstanden? Sie sind nicht Menschenworte, nicht aus eines Menschen Herzen oder Gehirn entstanden; sie sind Gottes Wort, was sonst das Auge nicht gesehen, was das Ohr nicht gehöret, was in das Herz des Menschen nicht gekommen war, was Gott zu denen spricht, die Ihn lieben (1. Cor. 2, 9.); und wir müssen Seine Worte verstehen und lieben, daß wir Ihn erkennen und lieben können.
Ach, Geliebte, bei aller Festlichkeit und Freude, mit aller Freundlichkeit und Liebe, die nun wetteifernd euch mit schönen und reichen Gaben umdrängen und krönen, wird euch sonst nichts Wahres noch Bleibendes dargereicht, kein Heil, kein Leben, kein Friede für eure Zeit, für eure Ewigkeit, es geschehe denn dieser Bund nach dieses Wortes Kraft und Sinne, es beugen sich denn eure Knie, eure Herzen im Glauben zu dem, der da allein und gemacht worden ist von Gott zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, (l. Cor. 1, 30). Hier ist Er mit Seinem Wort, glaubet ihr daran? lebet ihr darauf? lebet ihr davon? hier ist Er mit den Höhen, den Tiefen Seines Wesens über uns, Seines Lebens für uns; mit den Geheimnissen des ewigen Erbarmens die unergründlich sind; Seine Engel gelüstets hineinzuschauen, es dürfte uns wohl auch gelüsten einen Blick hineinzuthun. (1. Petr. 1, 12).
Sie ist ein heiliges Band die eheliche Verbindung, von Gott selbst eingesetzt und zu einem Heiligthum erhöhet, und wird - so sind unsere Herzen von Natur und unsere Gedanken, - es wird nicht leicht ein Bund so irdisch angesehen, so weltlich behandelt, so unrein genossen, so sündlich befleckt, so jämmerlich zerrissen, indem gewöhnlichen Laufe dieser Welt. Dieser Bund ist der schönste, der seligste sonst in dieser Erdenzeit; und wird, - so sind unsere Herzen von Natur und unsere Gedanken, - es wird nicht leicht ein Bund so bald von all seiner Schöne und Seligkeit entblößt, keiner so reich an Traurigkeit, an Sünde, und Elend und Jammer. Das Laub grünet, die Blume blühet auf, und welket oft dahin vor der Zeit, und wird mit Füßen getreten. Dieser Bund, selbst wenn heilig gemeint, und heilig geschlossen, bindet uns mehr denn mancher andere an diese Welt - Zeit - und Ordnung, an das Irdische wieder; und läßt oft allerlei Prüfungen, Sorgen und Schmerzen dieser Vergänglichkeit und Sterblichkeit unser Theil und Schicksal sein. Aber hier tritt Christus unser Herr herfür; Er tritt zu uns her, und breitet die ganze große Bedeutung und Macht Seines Lebens und Sterbens für uns, als Sonne und Schild über die Eheleute, welches Seine Leute sind, aus; Er läßt Sein Wort reden und Sein Blut zeugen; läßt Seine Liebe leuchten, Seine Geheimnisse, das Geheimniß der Erlösung und Versöhnung uns näher treten, und erhebe zu Ihm die Herzen, die Freude, die Leiden die Thränen, und macht an schwachen sündlichen Menschen alles heilig, alles gut, alles neu. Der Mann und das Weib sind Seine Erlösten, Seine theuer Erkauften. Mitglieder einer Gemeine, Ihm heilig und theuer, einer Gemeine, für die Er sich dargegeben, und Sein theures Blut als des unschuldigen und unbefleckten Lammes vergossen (1. Petr. 1, 18. 19.), auf daß Er sie heiligte, sie reinigend mit dem Wasserbad im Wort, auf daß Er ihm selbst darstellete eine Gemeine, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel, oder etwas dergleichen, sondern daß sie heilig sei und unsträflich. (Eph. 5, 25. 26. 27). Das Weib ist heilig durch Christus, der Mann ist heilig durch Christus; das Weib soll unterthan sein dem Manne, aber als dem Herrn. Der Mann ist des Weibes Haupt, doch nur wie Christus das Haupt ist der Gemeine und ist des Leibes Heiland. Der Mann soll lieb haben sein Weib, aber so wie Christus geliebet hat. 22-23. Vor Christus, in Christus müssen sie sich anschauen, in Christus sich erwählen, in Christus sich erkennen, in Christus sich lieben, sich vertragen und tragen; in Christus sich erbauen, in Christus sich heiligen, in Christo rein, heilig, himmlisch, soll ihr inneres, ihr äußeres Leben und all ihre Liebe sein, denn sie sind Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und von Seinem Gebeine. V. 30. 31. 32.
Wir sehens, das Geheimniß ist groß und heilig, und wir haben es nicht erforschet. Es ist das heilige, das Allerheiligste, das sich hier über diesem Altar wölbet, freundlich und hehr; es gilt den Gläubigen allein, die da glauben als arme erlöste Sünder, kindlich, demüthig, heilig, es gilt den Freunden des Herrn, die sich Ihm hingeben, demüthig, aufrichtig, dankbar, und möchten wirklich Seine Heiligen sein; es gilt den Knechten Christi, den Seelen, die durch Ihn frei gemacht von Sünden, Fluch und Welt, Knechte Seiner Gerechtigkeit worden sind, und nichts sein möchten, nichts werden, denn Etwas zum Lobe seiner Herrlichkeit. Col. 3, 12. Röm. 6, 18. Eph. 1, 12.
Das Weib soll unterthan sein ihrem Manne als dem Herrn; es soll den Mann fürchten, denn der Mann ist des Weibes Haupt. Das Weib soll also den Mann ehren, das ist ihrer Natur Weise, ihr Bedürfniß, ihre Bestimmung; das Schwächere soll dem Stärkern heilig unterthan sein, das ist Gottes Ordnung, Das Weib soll in allem Gehorsam, allem Vertrauen und aller Liebe diese Ehre ihrem Manne erweisen; das ist Christi Gebot. Es wird ihr auch zu Gut, zur Weisheit und Stärke, zum Frieden und Segen. Es ist ihr gut, wenn sie kann auf die Kraft des Mannes ihre Schwäche stützen, wenn sich ihr Verstand durch einen Stärkeren weise leiten läßt, und ihr bewegliches Gemüth dem männlichen und festeren sich willig unterwirft: o durch eine solche willige Unterwerfung der Furcht in der Liebe Wird manche Eitelkeit gedämpft, mancher Fehltritt verhütet, manche Bitterkeit und Unruhe des Herzens, des Lebens vermieden, und der Segen Gottes auf Erden, im Himmel geerndtet; und hören wir abermals das Wort des Herrn hierüber, es spricht: denn der Mann ist nicht aus dem Weibe, sondern das Weib ist aus dem Manne; und der Mann ist nicht geschaffen um des Weibes willen, sondern das Weib um des Mannes willen. 1. Cor. 11, 8. 9. Denn Adam ward am ersten gemacht, darnach Eva; und der Mann ward nicht herführet, das Weib aber ward verführet, und hat die Uebertretung begangen. 1. Tim. 2, 13. 14. Das Weib also fürchte den Mann. Sie thut es im Glauben, eifrig und willig, als dem Herrn.
Begehrt der Mann, was nicht gut ist, und unheiliges Ding, sie thut nicht hierin des Mannes Willen; sie bleibet bei Gottes Willen, und ehret dennoch den Mann, und erweiset ihm sonst Gehorsam, Vertrauen und Furcht in allen billigen Dingen, Liebe in guten Dingen; sie thut es im Glauben willig und heilig als dem Herrn. Begehret der Mann mehr denn billig ist, und hat seinen harten Willen, seinen Eigenwillen, und seinen Muthwillen, und suchet das Seine, und nicht, was des Weibes ist, und will das Seine, ja sein Schlimmstes achten, ehren, durchsetzen, und nicht was des Herrn seines Gottes ist, und häufet Lasten auf Lasten über ein theures Herz, das ihm unterthan sein soll, und leget mit Herzenshärtigkeit und mit Wunderlichkeit ein hartes und schweres Joch dem Weibe auf, das ihn liebt; das Weib begibt sich von vielen Rechten, Wünschen und Freuden, es leidet, es duldet, es bringet stille, willige Opfer, es bittet, es schweiget, es weinet, doch ohne Murren und Klagen, es weiß, wem es alles heimstellen kann und alles befehlen, auf wen hoffen, wessen sich getrösten es trägt das harte Joch, es ist des Herrn Joch; es trägt die schwere Last, es ist die Last ihres Herrn; ihr Jesus hat noch ein Schwerers für sie getragen, und für sie gethan, sie thut es alles im Glauben, willig und heilig als dem Herrn. O Kraft des Schwachen, Macht des Ohnmächtigen, der Geduld verborgene Schmerzen, stille Seufzer, heilige Thränen, Geheimnisse, Wunder blutender Seelen, die da tragen, leiden, bluten, beten in der Stille zum Herrn Herrn! Suchet, fraget, forschet; diese haben den Mann bewahrt, die die Kinder getragen, die da Haus gerettet, nicht die Kraft der Starken, nicht die Klugheit der Klugen, nicht der Wille des Mannes, sintemal Gott nicht ist in den Starken, sondern in den Schwachen mächtig; sintemal das Kreuz hat die Welt gerettet, das Kreuz und des Kreuzes Fürbitte: Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie thun. (Luc. 23, 34). Dieß, und nicht Bogen noch Schwerdt, noch Marmor, noch Felsen. Darum Gottes Wort spricht: Also auch die Weiber sollen unterthan sein ihren Männern, auf daß, wenn etliche nicht glauben an das Wort, sie durch der Weiber Wandel ohne Wort gewonnen werden; wenn sie anschauen euren keuschen Wandel in der Furcht, deren Schmuck nicht äußerlich sein soll mit Haarflechten und Goldumhängen oder Kleideranlegen, sondern der verborgene Mensch des Herzens, in dem unvergänglichen Wesen des sanften und stillen Geistes, das vor Gottes Angesicht köstlich ist, denn also haben sich auch vor Zeiten die heiligen Weiber geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten, und ihren Männern unterthan waren, wie Sara Abraham gehorsam war und hieß ihn Herr, welcher Töchter ihr geworden seid, so ihr wohl thut, und keinerlei Schrecken scheuet. (1. Pet. 3, 1 - 6.).
Und weiter heißt es: Desgleichen auch ihr Männer, wohnet mit ihnen mit der Vernunft der Gläubigen, und gebet dem weiblichen Gefäß, als dem schwächern die Ehre, als auch Miterben der Gerechtigkeit des Lebens, auf daß euer Glaube nicht Erhörung verfehle. 1. Per. 3, 7. Darum, wenn der Apostel sprach: Wie nun die Gemeine ist Christo unterthan, also auch, so rein, so keusch, so willig, so heilig, so freudig das Weib ihrem Manne in allen Dingen. V. 24. spricht er weiter: Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie auch Christus geliebet hat die Gemeine, und hat sich selbst für sie dargegeben, auf daß Er sie heiligte; sie heiligte im Wasserbad im Wort, auf daß Er Ihm selbst darstellete eine Gemeine die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel, oder etwas dergleichen, sondern daß sie heilig sei und unsträflich. Also sollen die Männer ihre Weiber lieben als ihre eigenen Leiber. V. 25 - 28. Wir sehens, Geliebte in dem Herrn, es ist keine gewöhnliche, keine natürliche Liebe, die da der Mann als ein Christ seinem Weibe schuldig ist, es ist nicht jene Liebe oft so fleischlich, so weltlich, so unrein, dabei der unbekehrte Mensch, er möge sich sein oder roh benehmen, doch nur liebet an seinem Weibe eine Gestalt, seiner Augen-Lust oder einen Besitz, über welchen er nach seinem Willen schalten kann und walten; oder ein schönes Gut, daß sich sein eitles Herz freuet und rühmet vor der Welt; oder ein Herz vielleicht, das denken soll seine Gedanken, und soll seinen Willen thun, seiner Laune fröhnen, seinem Stolze schmeicheln; unreine. und nur zu gemeine Liebe, die nichts anders ist, denn eine Eigenliebe, eine Selbstliebe, die mit tausend Ungerechtigkeiten und Bosheiten des Herzens, des Lebens im Bunde stehet. So hat nicht Christus Seine Gemeine geliebet. Er hat sie als Heiland, als seinen eigenen Leib, als Seine eigene Seele geliebet; Er hat für sie Seinen Himmel, Throne, Kronen, Freuden und Herrlichkeiten verlassen, und hat sich selbst für sie dargegeben. Der Mann, wenn ein Jünger des Herrn, ist von einem ähnlichen Geiste, von einer ähnlichen Liebe beseelet, er liebet oder suchet zu lieben, rein, uneigensüchtig, heilig: Er liebet nicht, wie die von unten her sind, sondern wie die, so von oben herab sind (Joh. 8, 23.: Er liebet sein Weib, wie seinen eigenen Leib und Niemand hat je sein eigen Fleisch schasset, sondern er nähret es und pfleget sein, gleichwie auch der Herr die Gemeine V. 28. 29. Er liebet sein Weib, wie seine eigene Seele, und wer seine Seele, die unsterbliche, wahrhaftig liebet, will sie nicht mit Eigensinn betrüben, noch sie mit Bosheit verkehren, noch mit der Sünde verwüsten. Er liebet sie, wie sein eigen Leben, wie ihn selbst (V. 28.); was er will, daß sie ihm thun solle, das thut er ihr auch. (Matth. 7,12.) er begehret Ehre, er gibt ihr Ehre; er begehret Treue, er gibt ihr heilige Treue; er begehret Vertrauen, er gibt ihr freudiges Vertrauen; er begehret reine, freundliche, heilige Liebe, er gibt ihr auch reine, freundliche, heilige Liebe; er begehret Gehorsam, es gibt ihr auch Gehorsam in billigen Dingen. Er liebet sie mehr, denn sein eigenes Leben, er kann, wo es Ruf des Herrn und Beruf wird, sein eigenes Leben in der Welt, Freude, Gut und Blut, alles in der Welt, ja, sein Leben für sie verlassen; wie Christus die Gemeine geliebet hat, und hat sich für sie mit Blut und Leben dar gegeben, auf daß Er sie heiligte, sie reinigend mit dem Wasserbad im Wort, auf daß Er Ihm selbst darstellete eine Gemeine, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken, oder Runzel, oder etwas dergleichen, sondern daß sie heilig sei und unsträflich. (V. 25. 26. 27.)
Die Gemeine ist des Herrn Braut, und die Braut ist Sein (Joh. 3, 29. Das weiß der Christ; sein Weib ist die Braut Christi. Als solche liebet er sie, als solche ehret er sie; als solche ist sie ihm theuer, heilig, eine Seele seiner heiligsten Pflege und Treue vom Herrn selbst anvertraut, eine Seele, die er jederzeit ihrem und seinem Herrn und Heiland weihen und heiligen soll, daß er sie einst rein, heilig, unangetastet, Ihm entgegenführen können; oder daß, wenn am Tage des Herrn sie nicht als Christi reine Braut vor ihrem Herrn erscheinet, sie den Mann nicht verklagen müsse und sprechen: der Mann, der mir war vermählet, hat mich von dir entführet, und zu einer andern Liebe verführet; er ist mir selbst zum Fallstrick und zur Sünde geworden. Hier gilts in der Heiligung, in der Gerechtigkeit, in der Wahrheit, der Keuschheit dem Weibe vorangehen; hier gilt der Seelen zarte, heilige Pflege, im Lehren, im Warnen, im Mahnen, im Strafen, im Gebet, in der Fürbitte, im Glauben, in aller Demuth, Sanftmuth und Geduld der Liebe, daß der Mann einst mit dem Weibe seiner Jugend vor Christi Richterstuhl freudig erscheinen möge und sprechen: Hier bin ich und die Braut, die du mir gegeben; sie war Dein, als Solche habe ich sie dir verwahrt, und sie dir aufbewahret; sie ist dein, vollende dein Werk, mache du sie dir zu deiner Braut in Ewigkeit, als die da herrlich sei, und nicht habe einen Flecken oder Runzel, oder etwas dergleichen, sondern daß sie heilig sei und Unsträflich. V. 27.
Der Jünger Christi heiliget sich auch selbst um des Weibes willen. Um des Weibes willen wachet er über sein eigenes Herz, und seines Herzens Gedanken und Sinne; um seines Weibes willen strebet er nach allem, was wahrhaftig ist, was würdig, was gerecht, was rein, was liebenswürdig, was wohl lautet, nach jeder Tugend, jedem Lob. Phil, 4, 8. Um seines Weibes willen hasset er seinen Eigenwillen, seine Eigenliebe, seine Eigensucht; er hasset alle seine eigenen Launen, seine Verkehrtheiten und Häßlichkeiten; er hasset alle arge Lust und Bosheit, alle innere Sünde seines innersten Lebens; er hasset sein eigen sündliches Leben in der Welt, und gibt es auf diese Weise dahin, dem Weibe zu lieb.
Der Jünger Christi heiliget sich dem Herrn, um des Weibes Willen; das Weib soll ihm unterthan sein, als dem Herrn. (V. 22). Aber wie, wenn sie nicht kann den Herrn an dem Mann erkennen; wie, wenn sie keinen Glauben findet in seinem Herzen an den Herrn, keinen Willen dem Herrn unterthan, keine Liebe Christi, keine Demuth, keine Sanftmuth, keine Freundlichkeit, keinen Zug des Schönsten, des Höchsten in dem Herzen des Mannes, in seinem Leben? Wie, wenn die Gebehrden, die Worte, die Gleichgültigkeit, die Leerheit, die Sünde des Unglaubens, des Stolzes, wenn alles, oder vieles an ihrem Manne ihren Geist betrübet, ihre Seele verscheuchet und zerreisset, wo sie das sanfte, schöne Bild ihres Herrn erkennen und lieben möchte, und ihrem Manne kindlich und heilig unterthan sein, als dem Herrn, und vermag es aber nicht?
Der Jünger Christi heiliget sich dem Herrn um des Weibes willen, denn er ist des Weibes Haupt, gleichwie Christus das Haupt ist der Gemeine (V. 23.); er soll lenken mit weiser Umsicht, und regieren mit heiligem Ernste, soll sorgen mit männlicher und väterlicher Treue, nähren und pflegen, tragen und stärken, soll trösten und erquicken, er soll geben heilige Gedanken, ziehen das Herz des Weibes, und die Herzen der Kinder empor, und sie erheben zu dem Herrn dem himmlischen Haupt. Was aber, wem er deß nicht gedenket, daß Christus der Herr sein Haupt ist? (1. Cor. 11, 3.) Was, wenn er nicht zuerst in allen Dingen sich dem Herrn übergibt und ergibt? Was, wenn er im Unglauben oder in der Eitelkeit des Sinnes, kein Recht, keine Macht, kein Regieren über sein äußeres und sein inneres Wesen und Leben dem Heilande einräumt? Was, wenn nur das Wissen oder die Kunst, oder der Geiz, oder der Stolz, nur das Selbstgefühl sein Innerstes treibet, und sein Herz regiert? Was, wenn nur die Welt, grob oder fein, edel oder unedel, die Welt, immer eitel, immer undankbar, immer ungöttlich, und gottlos genug, das Haupt und das Herz dieses Mannes regiert, und das arme Weib vor einem solchen Haupte schaudert, zittert, oder irre wird, weil das Haupt fehlet, weil der Tempel, der Altar, das Heilige, das Allerheiligste und so der Friede Gottes fehlt, alles fehlt? Das arme Weib, es zittert für den Mann, es zittert für das Haus, für die Kinder, für sich selbst; selig wenn es sich noch flüchten kann zu Christus, und nicht selber mit in das Blendwerk und in den Abgrund hineinsinkt.
Ernste Worte! ja wohl, das Wort Gottes ist ernst, und ein Ernstes ist das Leben, ein Ernstes das Sterben, oder wehe uns! O theure Freundin, theurer Freund, glaubet uns und begreifet uns; glaubet an Christus, und fasset Seinen Sinn und Seine Gedanken! Wunderbar! Ein schöner Tag, ein Tag der Hoffnung, der Liebe, der Freuden, und soll der erste eines schönen freudenreichen Lebens sein, und sehet euch nun, Geliebte, sehet euch an, dunkle Farben, und Trauerkleider! Eine, die da blühete, liebte und geliebet war, vom Tode aus eurer Mitte dahin gerissen, sie fehlet, und ihre Stätte sieht sie nicht mehr. Einer lebte lang unter uns, für uns, ach, nicht zu lange, eine Stunde kam, und er welkte und starb langsam dahin! Er fehlet uns, das Haupt fehlet, und seine Stätte sieht ihn nicht mehr. Was ist das, Geliebte? Das ist das Leben, und das ist der Tod. Was? Unser aller Leben, und in diesem Leben der Tod. Oder der Herr, Christus ist es, der Herr über Leben, über Tod, bekannt oder unbekannt, geglaubet oder nicht geglaubet, geliebet oder vergessen, Er hat es gethan, Er wird es noch thun, Er ist da, Jesus Christus, gestern und heute, und derselbe in Ewigkeit. (Ebr. 13, 8.) O Geliebte! Wer und was Ihr alle seid, wir haben nur Ihn, wir haben für Zeit und Ewigkeit nur Ihn, Ihn allein; und wer Ihn nicht hat in seinem Herzen, der hat nichts, und sollte er auch die ganze Welt haben, sein Leben ist nur Eitelkeit und Undank, nur Sünde und Tod.
Aber zu diesem Einen möchten wir euch hinführen, theure Verlobte, möchten Ihm geloben, Ihm weihen euch und eure Seelen. - O das suchet, das thut, theure unsterbliche Seelen; das thue Du, Du Heiland, Du Haupt, für sie einst mit Dornen gekrönt, für sie einst am Kreuze mit Wunden umflossen; ziehe sie zu Dir, o blutende Liebe, erhebe, rette sie zu Dir, Du einziges Leben.
So kommt zu Seinem Altar, zu Ihm!
Sie kommet, sie wartet Eurer, theurer Freund; Ihr sollt ihr Haupt sein, ein Mann, heilig und fromm, bei dem sie den Herrn findet, in dem sie den Herrn erkennet, dem sie will, dem sie kann unterthan sein als dem Herrn. Sie ward von Jugend auf an das Gehorchen, an das Dienen in der Liebe gewöhnt; und sie hatte es gut und lieblich bei dem Vater, der Mutter, die sie für euch nun verläßt, eine traute Seele, ein Kind, ein theures, treues Kind, Ihr wissets; Ihr wisset, warum sie uns allen so lieb, sie hat ein gutes Zeugniß auf Erden, und ein gutes Zeugniß, wir glauben es, auch im Himmel. - O Herr, behüte diese Seele, sie ist Dein, sie soll noch mehr es werden, sie soll Deine Braut sein! -
So kommt und nehmet die Hand, die sie euch reichet, euch zum heiligen Bunde vor dem Herrn, mit dem Herrn; diese Hand ist rein. Sie reichet euch ein Herz, schwach, wie alles was vom Weibe geboren, doch von vielen Sünden unbefleckt, durch eine große Gnade in der Welt bewahrt. O bei allem dem, was hoch und heilig, im Himmel, auf Erden, um ihrer um eurer eigenen Seele willen, ehret, was diese Gnade thut, liebet was diese Gnade gibt, beuget euch mit ihr vor dem Allmächtigen und Gnädigen, durch dessen Güte wir stehen allein, der das Haupt ist und das Heil, dem der Mann und das Weib gehören, dem ihr Lob, ihre Herzen, ihre Leben gebühren. Da dankt, da preiset, da dienet Hand an Hand, Herz an Herz, Gottes Kinder auf des Himmels Wegen, bis die Hand erstarrt, und das Herze bricht; im Leben, im Sterben wird Jesus der Herr euer Licht, euer Trost, eure Stärke sein.
O Jesus, höre uns, erhöre uns, heilige, rette, bewahre; wir übergeben sie Dir! So viele wir hier vor Deinen Augen stehen, erbarme Dich unser! Amen! Amen!