Oberlin , Johann Friedrich - Aus seinem Gelübde
Heiliger Gott! Heute übergebe ich mich dir auf das Feierlichste. Dir weihe ich alles, was ich bin und habe: die Kräfte meiner Seele, die Glieder meines Körpers, mein Vermögen, meine Zeit. Hilf du selber, o barmherziger Vater, daß ich alles nur zu deinem Ruhm anwende und zum Gehorsam gegen deine Befehle gebrauche. Dir anzugehören, soll mein demütiges, heißes Verlangen in alle Ewigkeit sein. Trägst du mir auf, in diesem Leben andere zu dir zu führen, so gib mir dann den Mut und die Kraft, frei und offen dich zu bekennen. Schenke mir die Gnade, daß ich nicht allein mich deinem Dienst weihe, sondern auch meine Brüder bewege, sich ihm zu weihen. Deiner Leitung übergebe ich meine Person und alles, was mir gehört. Dein Wille, nicht der meinige, geschehe! Gebrauche mich, Herr, als ein zu deinem Dienste bestimmtes Werkzeug! Sieh mich an als zu deinem Volk gehörig; wasche mich im teuren Blut deines Sohnes, bekleide mich mit seiner Gerechtigkeit, heilige mich durch seinen Geist, mache mich immer mehr seinem Bilde ähnlich, kehre mit ihm bei mir ein, mein Herz zu reinigen und zu stärken. Verleihe mir den Trost, mein Herr und mein Gott, daß ich in stetem Gefühle deiner Nähe mein Leben zubringe. Und habe ich gestrebt, dir zu gehorchen und deinem Willen mich zu unterwerfen, so rufe mich ab, wann und wie du es für gut findest. Gib, daß ich noch meinen letzten Atemzug zu deinem Dienst gebrauche.