Murray, Andrew - Warum glaubst Du nicht? - 7. Bekehrung und Glaube.
Mark. 1, 15: Tut Buße und glaubt an das Evangelium!
Diese Worte, mit denen der Herr Jesus Seine Predigt anfing, enthalten die Hauptsache von dem, was Gott zu unserer Seligkeit von uns verlangt. Tut Buße und glaubt! Was Gott zusammengefügt, soll der Mensch nicht scheiden! Ohne Buße und Bekehrung kein wirklicher Glaube, ohne Glaube keine wirkliche Buße oder Bekehrung.
Ohne Bekehrung kein wirklicher Glaube. Was Gott bei der Sendung Jesu Christi im Auge hat, die große Absicht, welche ihn treibt, uns die Seligkeit des Glaubens zu schenken, ist, das Herz von der Sünde zurückzubringen und von ihrer Herrschaft zu erlösen. Wahres Verlangen nach Seligkeit kann daher in einem Herzen, welches sich von der Sünde nicht erlösen lassen will, nicht entstehen. Der Glaube ist nun einmal die Hingabe der Seele an Gott und diese ist unmöglich, so lange man dabei bleibt, sich der Sünde hinzugeben. Der Glaube ist nun einmal ein Annehmen und Empfangen der Gnade Gottes. Daher ist es völlig ungereimt, zu denken, dies könne geschehen, ohne dass man gleichzeitig ablegt, was mit der Gnade unvereinbar ist.
Ohne Glauben keine wahre Bekehrung. Die Bekehrung ist nicht nur ein Sichabwenden von der Sünde (das würde zur Selbstgerechtigkeit führen), sondern auch ein Zurückkehren zu Gott, welches nur im Glauben geschieht. So ist die Bekehrung durchaus nicht ein Werk aus eigener Kraft, sondern die Zustimmung zu und Mitarbeit bei dem Ratschluss, welchen Gott zur Rettung der Sünder gefasst und welchem man nur durch Seine Kraft genügt, die völlige vertrauensvolle Hingabe der Seele an die erlösende Gnade Gottes. Diese Hingabe aber ist allein im Glauben möglich. Die Bekehrung ist nicht ein sofortiger Sieg über die Sünde, sondern eine andauernde Flucht zu dem Herrn Jesus, dem großen Sieger über die Sünde, dass Er die Sünde von uns wegnehme, dies aber kann nur durch Glauben geschehen, indem man im Glauben erkennt, dass Er treu und bereit ist, uns nicht nur die Sünden zu vergeben, sondern auch von aller Untugend zu reinigen.
Die Kraft der Bekehrung liegt also im Glauben.
Je herzlicher wir glauben, dass Jesus von aller Sünde erlöst, desto stärker sind wir, uns von ihr abzuwenden. Auf der anderen Seite zieht der Glaube seine Kraft aus der Bekehrung. Je ernstlicher es uns darum zu tun ist, von der Sünde erlöst zu werden, desto mehr fühlen wir uns zum Glauben getrieben. Tut Buße, oder bekehrt euch und glaubt! Wer diese beiden Dinge ins Auge fasst und nie aus dem Auge lässt, wird selig werden.
Und nicht nur am Anfange des Weges, sondern vielmehr bis ans Ende müssen diese beiden Tätigkeiten zusammen bleiben. Pflegt man den Glauben einseitig, ohne zugleich danach zu ringen, im Ablegen auch kleinerer Sünden peinlich genau zu sein, das ganze Herz und den ganzen Wandel zu heiligen, so wird der Glaube nichts als ein Werk des Verstandes oder Gefühls. Strebt ein Bekehrter danach, in der Heiligung vorwärts zu kommen, ohne dass er täglich danach trachtet, seinen Glauben lebendig zu erhalten und durch die Zusagen der Gnade Gottes zu mehren, so muss seine Bekehrung ihren Wert verlieren.
Tut Buße und glaubt! Seht da, was Jesus uns zuruft! Jedes Verlangen und Trachten nach Bekehrung, jeder Gedanke an die Sünde, welche noch in dir ist und von welcher du frei werden möchtest, muss dich zum Glauben an den Jesus reizen und locken, welcher dazu erhöht worden ist, um Bekehrung zu schenken. Zu Seinen Füßen, die Glaubensaugen auf ihn richtend, bekämpfe jede Sünde und entsage ihr! Lass dir jede Ermunterung zum Glauben, zugleich zu einer Kräftigung des guten Entschlusses dienen, die Sünde mehr zu bekämpfen! Tue dies solange, bis deine ganze Seele des Glaubens voll ist, von dem geschrieben steht: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Auf diese Weise fallen Bekehrung und Glaube zuletzt völlig zusammen. Das Verlangen der Seele nach Jesus hat zur Folge, dass man der Sünde abstirbt; das Licht Seiner Liebe, welches uns im Glauben zuströmt, vertreibt ganz von selbst die Finsternis. Nun liegen Glaube und Werke nicht länger mit einander im Streit. Im Gegenteil, die Seele erfährt, dass der täglich erneute Glaube die Freude der Heiligung ist, denn sie schaut auf die in Jesu liegende Kraft, auf der anderen Seite gibt die andauernde Bekehrung dem Glauben den Mut, auszuhalten, eine Erfahrung, auf welche er sich berufen kann, und die Gewissheit einer völligen Versiegelung.
Liebe Seele! Warum glaubst du nicht? O, dass es nur nicht aus dem Grunde wäre, weil du dich nicht bekehren und deiner Sünde nicht entsagen willst! Ach lass dich doch ja nicht von dem Gedanken zurückhalten, dass du dich erst bekehren und dann auch glauben wolltest! Nein, lass die Bekehrung und den Glauben Tag für Tag bei dir Hand in Hand gehn!