Modersohn, Ernst - Jesus - unser Meister

Modersohn, Ernst - Jesus - unser Meister

Ihr heißet mich Meister und Herr und saget recht daran, denn ich bin es auch. So nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch euch untereinander die Füße waschen.
Joh. 13, 13. 14

Wollen wir heute eine Begegnung mit dem Herrn haben und ein Wort aus seinem Munde vernehmen, dann müssen wir uns in den Saal begeben, in dem der Herr mit seinen Jüngern das festliche Passahmahl gehalten hat, das die Israeliten erinnerte an die wunderbare Errettung aus Ägypten. Dabei hat er das heilige Abendmahl eingesetzt, das uns an die viel größere Errettung erinnert, die Jesus durch sein Blut bewirkt und vollbracht hat.

Nun erhebt er sich, legt sein Oberkleid ab, bindet sich eine Schürze um und gießt Wasser in ein Becken. Verwundert sehen die Jünger diesen Vorbereitungen des Herrn zu. Was mag er nur vorhaben? Aber ihre Verwunderung wächst noch mehr, als er dann niederkniet und anfängt, ihnen die Füße zu waschen. Sie waren so betroffen und so verlegen, daß sie kein Wort herausbrachten. Erst als der Herr zu Petrus kam, wurde das lastende Schweigen gebrochen. Petrus weigerte sich, sich vom Herrn die Füße waschen zu lassen. Erst als der Herr ihm erklärte: „Werde ich dich nicht waschen, so hast du kein Teil an mir„, da ist auch Petrus willig, sich die Füße waschen zu lassen.

Und dann spricht der Herr die Worte, die wir nun betrachten wollen: „Ihr heißet mich Meister und Herr und ihr saget recht daran, denn ich bin es auch. So nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch euch untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe.“

Da haben wir wieder eine der Selbstbezeichnungen des Herrn Jesus: „Ich bin euer Meister und Herr.„ Wie er das Wort zu seinen Jüngern gesagt hat, so gilt es auch uns. Jesus ist unser Meister, Jesus ist unser Herr.

Was will er uns damit sagen, wenn er sich unser Meister nennt?

Ein Meister wirkt durch zwei Dinge auf seine Lehrlinge und Gesellen oder auf seine Schüler ein, und zwar einmal durch seine Worte und Lehren und zum andern durch sein Vorbild. Ja, das Vorbild des Meisters ist so wichtig, daß seine Lehren nicht viel ausrichten werden, wenn er als Vorbild versagt. Darum wollen wir auch zunächst von dem Vorbild Jesu als unsres Meisters sprechen. Was für ein Vorbild hat uns unser Meister Jesus gelassen, das wir nachfolgen sollen seinen Fußtapfen! Aus dem wunderbaren Leben Jesu möchte ich nur auf drei Stücke hinweisen, die ganz besonders vorbildlich sind: Sein Gehorsam, seine Liebe und seine Reinheit.

Sein Gehorsam. Wie stand sein ganzes Leben unter diesem Gesichtspunkte des Gehorsams! Paul Gerhardt beschreibt in dem Liede: „Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld“ das Zwiegespräch zwischen dem Vater im Himmel und seinem Sohne vor Weihnachten. Da sagt der Vater:

„Geh hin, mein Kind, und nimm dich an
der Sünder, die ich ausgetan
zur Straf und Zornesruten.
Die Schuld ist schwer, die Strafe groß,
du kannst und sollst sie machen los
durch Leiden und durch Bluten.„

Und alsbald antwortete der Sohn Gottes darauf:

„Ja, Vater, ja von Herzensgrund,
leg auf, ich will dir's tragen,
mein Wollen hängt an deinem Mund,
mein Wirken ist dein Sagen.“

Und dann verläßt er im Gehorsam gegen den Vater im Himmel seine Heimat, gibt die Gemeinschaft mit seinem Vater und seinen heiligen Engeln auf und erwählt statt dessen die Gemeinschaft von sündigen Menschen.

Er weiß, was das Ende seines Erdenweges sein wird. Schon in dem Nachtgespräch mit Nikodemus spricht er davon, wenn er sagt: „Gleichwie Mose in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muß des Menschen Sohn erhöht werden, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden.„

Dann spricht er zu seinen Jüngern von der Stunde, da der Bräutigam von den Hochzeitsleuten weggenommen wird und daß sie dann fasten werden.

Schließlich sagt er es ihnen ohne Bild und Gleichnis, daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet und gekreuzigt werden muß. Und als Petrus ihn daraufhin anfährt: „Schone dein selbst! Das widerfahre dir nur nicht!“ — da erkennt er hinter seinem Jünger den Satan, der ihn von dem Wege ans Kreuz abbringen will, um ihn einen leichteren Weg zu führen.

Es war ihm nicht leicht, diesen Weg zu gehen. Er war noch weit vom Kreuz entfernt, als er die Worte sprach: Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde auf Erden — da dachte er an das Pfingstfeuer, das er auf der Erde entfachen wollte —; aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe — da dachte er an die Bluts- und Leidenstaufe von Golgatha —, und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde!

Aber so schwer es auch sein mag, den Weg des Gehorsams zu gehen, er geht den Weg mit dem Bekenntnis: „Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern.„

In Gethsemane kommt es zur Entscheidung. Fleisch und Geist kämpfen miteinander. Was er den Jüngern sagt, das sagt er aus eignem Erleben und Erfahren: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Aber er hat an dem, das er litt, Gehorsam gelernt. Und wenn er auch auf die Gemeinschaft mit seinem Vater verzichten mußte, als der Welt Sünde auf ihn gelegt wurde, er ringt sich durch bis zur vollen Bereitwilligkeit: „Ich trinke den Kelch, und es geschehe dein Wille!„

So läßt er sich gefangen nehmen, als die Häscher kommen, ohne den Vater zu bitten, daß er ihm zusende mehr denn zwölf Legionen Engel. So gebietet er dem Petrus, das Schwert wieder in die Scheide zu stecken, weil doch also die Schrift erfüllt werden müsse. Geduldig trägt er sein Kreuz nach Golgatha und führt den Auftrag des Vaters aus, bis er sagen kann: „Es ist vollbracht.“

Gehorsam bis zum Tode, ja, bis zum Tode am Kreuz. Was für ein Vorbild war uns darin der Meister!

Und wie war es um unsern Gehorsam bestellt? Haben wir da nicht viel von unserm Meister zu lernen? Wie oft haben wir die Aufträge Gottes erst auf die Waage gelegt, um festzustellen, ob sie leicht oder schwer waren. Und dann haben wir gejammert: „Das war mir aber schwer!„ Und — haben es vielleicht hinausgeschoben, den Auftrag zu erfüllen, als ob es dadurch leichter würde, wenn man einen Auftrag verschiebt auszuführen!

Als meine Kinder klein waren, da hing an unsrer Wand ein Spruch, der bestand aus drei Worten. Die hießen: Ganz, gern, gleich. So soll der Gehorsam der Kinder beschaffen sein. Wir erwarten als Eltern, daß sie ganz gehorchen, daß sie gern gehorchen und daß sie gleich gehorchen. Wie schwer ist es aber den Kindern, das zu lernen! Soweit es ihnen paßt und leicht erscheint, sind sie bereit, zu gehorchen, aber wenn es ihnen schwer vorkommt, schieben sie es gern von sich ab. Und dann tun sie es wohl, aber nicht gern. Wie oft kann man das bei den Kindern beobachten, daß sie die Unterlippe vorschieben, das ist ein Zeichen, daß sie ungern gehorchen. Es ist, als ob sie sagen wollten: Ich soll auch immer gehen, schick doch mal jemand anders! Und das dritte wichtige Wort heißt: gleich. Ja, sie sind bereit zum Gehorsam, aber nicht jetzt. „Erst möchte ich noch dies tun und dann noch das! Dann werde ich Zeit dafür haben, den Auftrag des Vaters und der Mutter auszuführen, jetzt im Augenblick geht es noch nicht.“ Aber wenn es nicht gleich geschieht, dann unterbleibt es sehr leicht. Aufgeschoben ist sehr oft auch aufgehoben.

Wenn aber die Kinder lernen müssen, ganz, gern und gleich zu gehorchen, so ist das auch die Aufgabe für große Kinder, für Kinder Gottes in allen Lebenslagen. Wie stand es und wie steht es um unsern Gehorsam? Haben wir die Aufträge Gottes immer ganz erfüllt, und taten wir es gern, und taten wir es gleich? Ach, wieviel sind wir da doch schuldig geblieben! Wie oft sind wir zurückgeblieben hinter dem Willen Gottes! Oder wir sind vorgelaufen, weil wir nicht warten konnten auf seine Stunde, weil wir meinten, uns selber helfen zu müssen, weil Gott sonst zu spät käme.

Laßt uns von unserm Meister und seinem Vorbild lernen, gehorsam zu sein, besser, als wir es bisher gelernt haben!

Was für ein Vorbild war unser Meister uns sodann in der Liebe! Was für Mühe haben ihm doch seine Jünger gemacht mit ihrer Verständnislosigkeit! Wie haben sie seine Geduld auf die Probe gestellt, wie Johannes schreibt. Er machte wohl Unterschiede in bezug auf ihre geistige Aufnahmefähigkeit, darum nahm er sie nicht immer alle mit, so z. B. in das Sterbezimmer im Hause des Jairus und auf den Berg der Verklärung und in den Garten Gethsemane, aber er machte keinen Unterschied in bezug auf die Liebe. Er liebte sie alle gleicherweise, auch den Judas obwohl er wußte: der wird mich verraten, der bringt mich an den Schandpfahl des Kreuzes!

Hätte er einen Unterschied gemacht in der Liebe, hätte er den Judas weniger liebevoll behandelt als die ändern, so wäre das offenbar geworden in der Stunde, da er zu ihnen sagte: „Einer unter euch wird mich verraten!„ Da ist keinem der Gedanke gekommen, er könne den Judas meinen. Sie haben alle gefragt: „Herr, bin ich's?“ Selbst Petrus, der sonst oft schnell mit den Worten war, hat nicht gesagt: „Meister, ich habe es schon lange gemerkt, daß du auf Judas nicht gut zu sprechen bist!„ Nein, jeder hat an die eigene Brust geschlagen.

Und wie Jesus die Seinen mit seiner Liebe umfaßte, so umfaßte er auch seine Feinde mit seiner Liebe. So konnte er am Kreuz für seine Feinde beten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ So konnte er sich in seiner Liebe noch dem ändern Schächer am Kreuz zuwenden, der ihn eben erst auch noch verspottet hatte. Liebe bis in den Tod hinein, Liebe bis über den Tod hinaus! Da sieht er seine weinende Mutter unter dem Kreuze. Für die muß er noch sorgen in seiner Liebe. „Weib, siehe, das ist dein Sohn!„ Und zu Johannes: „Siehe, das ist deine Mutter!“ So vermacht er die trauernde Mutter seinem geliebten Johannes, der alsbald die Mutter von Golgatha wegführt, um ihr das Bild des sterbenden Sohnes in der Qual des Leibes und der Seele zu ersparen.

Was für ein Vorbild in der Liebe hat er uns doch gelassen! In Joh. 15 sagt er zu seinen Jüngern: „Gleichwie mich mein Vater liebt, also liebe ich euch auch.„ Den ersten Teil dieses Wortes verstehen wir gleich. Daß der Vater den Sohn liebte, das wundert uns nicht. Er war ja im höchsten Maße liebenswert und liebenswürdig. Aber daß der Heiland ebenso die Jünger liebte, das wundert uns. Man kann ja fast von allen eine Geschichte erzählen, wie wenig Verständnis sie für ihn bewiesen. Zu Jakobus und Johannes muß er sagen: „Wisset ihr nicht, wes Geistes Kinder ihr seid?“ Zu Philippus: nun bin ich so lange bei euch, und du kennst mich noch nicht? Zu Petrus: „Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!„ Zu Judas: „Was du tun willst, das tue bald!“ Zu Thomas: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!„ Und doch liebte er sie, wie der Vater den Sohn liebte.

Und nun fährt er fort: „Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch liebe.“ Wie sollen wir uns untereinander lieben? Wie Jesus seine Jünger liebte, wie der Vater den Sohn liebt! Ach, wenn wir daran denken, dann müssen wir gestehen, daß wir elende Stümper gewesen sind in der Liebe. Wir haben so oft gefragt: „Wie ist der zu mir? Wie behandelt der mich? Und wenn wir dann feststellten, daß er „nett„ zu uns war, dann waren wir auch lieb zu ihm, aber sonst nicht. War es nicht so?

Da kommt eine Schnecke gekrochen, die ihr Haus auf dem Rücken trägt. Jetzt stößt sie sich an einem Halm oder einem Stöckchen — sofort zieht sie ihre Fühler ein. Und kommt etwa ein Knabe und reizt sie ein wenig, dann zieht sie sich alsbald in ihr Haus zurück, als wollte sie sagen: „Ach, die schlechte Welt! Ich will nichts mehr damit zu tun haben, ich ziehe mich zurück, ich gehe nach Hause!“ — Nicht wahr, so haben wir es oft schon gemacht. Aber haben wir uns geliebt, wie Jesus seine Jünger, wie der Vater den Sohn?

Wenn wir erkennen, daß es an der Liebe bei uns gefehlt hat, was wollen wir tun? Vorsätze fassen? Und vornehmen: Es muß aber auch anders werden, ich werde in Zukunft auch mehr lieben? Ach, mit solchen Vorsätzen kommen wir nicht weiter. Mit guten Vorsätzen ist der Weg zur Hölle gepflastert! Es hilft nur eins: Hingabe an den Herrn, erneute und vermehrte Hingabe an den Herrn. Wenn er Besitz von unserem Herzen und Wesen ergreift, dann werden wir mit Paulus sagen können: „Die Liebe des Christus dringet mich also.„ Dann können wir lieben, weil Christus in uns liebt und aus uns liebt.

Und nun noch ein Drittes: Was für ein Vorbild war er in der Reinheit! Er saß mit Zöllnern und Sündern zu Tisch, ohne sich innerlich ihnen anzugleichen. Er widmete sich einer Ehebrecherin, die man auf frischer Tat ertappte, wie auch der Samariterin, die ein Leben im Schmutz der Sünde geführt hatte; aber er blieb von ihrem Schmutz innerlich unberührt.

Er konnte sagen: „Wer unter euch kann mich einer Sünde zeihen?“ Was hätten die Priester und Pharisäer darum gegeben, wenn sie hätten sagen können: „Damals, da hast du ein Wort gesagt, das war nicht aus der Liebe und aus der Wahrheit! Damals, da hast du etwas getan, das war nicht recht!„ So konnten sie nicht sagen. Und das war es, was sie so verdroß, daß er in solch unantastbarer Reinheit seinen Weg durch diese sündige Welt ging. Während sie beschämt davonschlichen, als er sagte: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!“ — ging er durch die Welt hindurch, ohne sich zu verunreinigen. Darum muß er beseitigt werden, weil sie ihn wie einen lästigen Fremdkörper empfanden, der da in den Leib der Menschheit eingedrungen war. Er mußte beseitigt werden um jeden Preis, weil sein heiliger Wandel ihre Sündhaftigkeit strafte. Straft sein heiliges Vorbild nicht auch uns? Ach, müssen wir nicht mit Scham bekennen, daß es gefehlt hat — in Gedanken, Worten und Werken?

Aber unser Meister hat uns nicht nur ein Vorbild hinterlassen in seinem heiligen reinen Wandel, er hat uns auch als unser Lehrmeister mit guter Lehre bedacht.

Freilich, die Lehre unsres Meisters ist uns nicht immer leicht zu befolgen, im Gegenteil, sie ist oft schwer, schonungslos, unerbittlich.

Reiner Jesu, all dein Wesen
war züchtig, keusch und auserlesen,
von tugendvoller Sittsamkeit;
all dein Denken, Reden, Sinnen,
Kleid und Gebärd, all dein Beginnen,
war voller lautrer Züchtigkeit.
O mein Immanuel, mach mir Geist, Leib und Seel
keusch und züchtig:
Jesu, hilf mir dazu,
so keusch und rein zu sein wie Du.

Was für Lehren gibt er seinen Jüngern in der Bergpredigt! Es gibt Leute, die können sich gar nicht genug tun, von der Bergpredigt zu schwärmen und sie zu bewundern. Sie sagen, was das für eine erhabene Lehre sei, die Jesus da entwickle und entfalte. Seine Zeitgenossen haben sie besser verstanden, denn es heißt am Schluß der Bergpredigt: „Und es begab sich, da Jesus diese Rede vollendet hatte, entsetzte sich das Volk über seine Lehre.„ Ja, man kann sich darüber wohl entsetzen. Wenn er sagt: „Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig, wer aber zu ihm sagt: Dummkopf, der ist des Rats schuldig“, dann heißt das: der, welcher zornigen Gedanken Raum gibt, der steht vor Gott geradeso da, wie einer, der den ändern totgeschlagen hat, und wer in überheblicher Weise einen ändern einen Dummkopf schilt, der ist ein Kapitalverbrecher, der vor den höchsten Gerichtshof des Landes gehört — oder wenn er weiter sagt: „Wer ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon die Ehe gebrochen mit ihr in seinem Herzen„ — wenn wir also schon vor Gott als Ehebrecher dastehen mit einem unreinen Auge, einem lüsternen Blick und einem begehrlichen Gedanken — wer kann da noch sagen: Das trifft mich nicht?

Ja, die Lehre der Bergpredigt ist ganz furchtbar. Sie sagt uns: Mörder seid ihr vor Gott und Ehebrecher, Heuchler seid ihr und Meineidige. — Er reißt uns unsre ganze vermeintliche Frömmigkeit und Ehrbarkeit in Fetzen und wirft sie uns vor die Füße, daß uns ein Entsetzen ankommt vor solcher Lehre: „Es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.“

Und was er in der Bergpredigt ausführt, das wiederholt er in Matth. 15 wenn er sagt: „Aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Morde, Ehebrüche, Hurereien, Diebereien, falsche Zeugnisse, Lästerungen.„ Ist das nicht eine harte Rede? Und doch, es ist eine heilsame Lehre. Wenn wir zugeben: Ja, Meister, du hast recht, wir sind ein sündiges Geschlecht, wir sind verdorben durch und durch, aber du hast für Sünder dein Blut vergossen, du hast auch unsre Sünde getilgt und gesühnt in deinem Blute, darum fliehe und flehe ich zu deiner Gnade und Barmherzigkeit, dann ist uns geholfen.

Gott sei Dank! Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit ihm selber und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. Denn Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.“

„Christi Blut und Gerechtigkeit,
das ist mein Schmuck und Ehrenkleid,
damit kann ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel werd' eingehn.„

Zeigt uns unser Meister zuerst unsre Sünde und unsre Sündhaftigkeit, dann zeigt er uns auch das volle, freie, ewige Heil, das er für uns erworben und vollbracht hat.

Wenn wir Jesu Leben und Jesu Lehre auf uns wirken lassen, dann können wir nur beten:

Ja, das wolle Gott geben, daß wir rechte Lehrlinge und Gesellen unsres Meisters Jesu werden, daß wir rechte Schüler werden, deren Lehrmeister Jesus uns umwandelt und umgestaltet in sein Bild, wie es Paulus an die Korinther schreibt: Ihn anschauend werden wir verwandelt von einer Herrlichkeit zur ändern in dasselbe Bild durch den Herrn, den Geist!

„Liebster Jesu, liebstes Leben,
du wollest mich zu dir erheben
und deinem Vorbild machen gleich!
Gib, daß mich dein Geist durchdringe,
daß ich viel Glaubensfrüchte bringe
und tüchtig werd' in deinem Reich!
Ach, zieh mich ganz zu dir,
behalt mich für und für,
treuer Heiland!
Hilf mir dazu, daß ich wie du
und wo du bist, einst finde Ruh!“

Quelle: Modersohn, Ernst - Was ist mir Jesus?

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/m/modersohn/meister.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain