Luther, Martin - Vermahnung zum Sacrament des Leibes und Blutes des Herrn.

Luther, Martin - Vermahnung zum Sacrament des Leibes und Blutes des Herrn.

Diese Schrift arbeitete Luther aus entweder während seines Aufenthalts in Coburg zur Zeit des Augsburger Reichstages oder wenigstens sogleich nach seiner Zurückkunft von da nach Wittenberg im Jahre 1530. Auch in dieser Schrift setzt er die rechte Lehre von der wahren Gegenwart des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl voraus. Seine Absicht ist vielmehr, den Pfarrherrn Ursache zu geben, ihr Volk zu vermahnen und zum Sacrament zu locken. Er gedenkt sonderlich zweier Ursachen, die einen Christen bewegen sollen, oft zum Sacrament zu gehen; die eine betrifft Christum, die andere uns, die wir Christen seyn wollen. Im ersten Theile weiset er nach, wie allein das Wort: solches thut zu meinem Gedächtniß, uns bewegen sollte, zum Sacrament zu gehen, selbst wenn wir keinen Nutzen davon hatten. Hiervon nimmt er Veranlassung, den greulichen Irrthum der Papisten zu widerlegen, die aus dem Abendmahl ein Meßopfer machen. Im andern Theile streicht er den Nutzen aus, der uns im Sacrament angeboten und gegeben wird, um dessentwillen wir oft zum Sacrament gehen sollten, unterrichtet auch diejenigen, welche sich selbst für ungeschickt dazu halten, warnt sie vor Aufschub des Sacraments mit Anführung seines eignen Exempels und ertheilt herrlichen Trost. Joh. J. Rambach, der den hohen Werth dieser Schrift erkannte, nahm sie in seine Sammlung der kleinen erbaulichen Schriften Lutheri auf.

Sie steht Wittenb. IV. 394. Jen. V. 184. Altenb. V. 318. Leipz. XX. 248. Walch X. 2664. Erlang. XXIII. 163.

Aus sonderlichem Rath Gottes sind die Kinder bald nach der Geburt getauft worden.

Daß man durch die ganze Christenheit in aller Welt die unmündigen Kinder tauft und nicht harret, bis sie groß werden oder zu Vernunft kommen, dünkt mich aus sonderlichem Rath und Versehen Gottes geschehen und aufkommen zu seyn. Und wo man jetzt sollte die Großen und Alten taufen, halte ich wahrlich, daß sich das zehnte Theil nicht ließe taufen, ja wir wären gewißlich (so viel an uns läge) längst, längst eitel, eitel Türken worden. Denn welche nicht getauft wären, die würden zu der Christen Predigt nicht gehen und alle ihre Lehre und Wesen, weil es eitel heilige und fromme Leute machen will, verachten, wie sie doch jetzt thun, ob sie gleich getauft sind und Christen seyn wollen. Wenn nun solcher ungetaufte Haufe überhand nähme, was sollte anders bald draus werden, denn ein lauter Türkenthum oder Heidenschaft? Und obgleich etliche wenige darunter wären, die zu der Christen Predigt gingen, die würden doch die Taufe aufschieben bis auf das letzte Stündlein, wie man jetzt thut mit der Buße und Besserung des Lebens.

Was der Teufel durch die Wiedertäufer zu stiften gedenkt.

Und ich dürfte wohl theuer und hoch darum wetten, ob nicht der Teufel durch die Rottengeister und Wiedertäufer solches alles im Sinne habe, damit, daß er die Kindertaufe aufhebt und will eitel Alte, Große taufen. Denn seine Gedanken stehen gewißlich also: Wenn ich die Kindertaufe weg hätte, so wollte ich mit den Alten denn wohl handeln, daß sie die Taufe würden verziehen und aufschieben, bis sie ausgcbubet hätten oder bis aufs letzte Stündlein; neben solchem Aufschub wollte ich sie fein von der Predigt halten, daß sie mir nichts weder von Christo, noch der Taufe lerneten und hielten. So hätte ich zuvor den großen Haufen in der Welt mit gewaltigen Exempeln, als Türken, Persern, Tartaren, Juden und Heiden, daß sie zuletzt würden verruchen und sagen: was Taufe! was Christen! wo der Haufe bleibt, da bleibe ich auch. Meinst du, daß Gott um drei oder vier Christen willen alle Welt verdammen werde? Was sollte ich bei den verachteten wenigen Bettlern und elenden Leuten leben?

St. Augustini Taufe ist etliche Jahre verzogen worden.

St. Augustinus1) schreibt von sich selbst, daß seine Mutter und andere gute Freunde mit seiner Taufe verzogen haben, und wollten ihn nicht lassen taufen in der Jugend, auf daß er nicht hernach drauf in Sünden, fiele, sondern wollten harren, bis er über die Jugend hin wäre und die Taufe desto fester halten möchte. Diese gute Meinung gerieth dahin, daß St. Augustinus je länger je weiter beide von Taufe und Evangelio kam, bis er in der Manichäer Ketzerei fiel, und beide aus Christo und seiner Taufe das Gespötte hielt bis in sein dreißigstes Jahr, und aus der Massen schwerlich wieder zu Christo aus der Ketzerei kam, daß seine Mutter manche heiße Thräne darüber vergoß und also büßen mußte ihre gute Meinung und Andacht, daß sie ihres Sohnes Taufe hatte helfen verziehen.

Der große rohe Haufe fragt weder nach der Lehre, noch Taufe.

Denn der Teufel siehet wohl, wie ohne das die Leute so roh und gottlos sind, daß das zehnte Theil nichts darnach fragt, was die Taufe sey, und auch schier nimmer dran gedenkt, noch Gott dankt, daß es getauft sey, vielweniger, daß sie der Taufe sich sollen annehmen und mit würdigem Wandel derselben sollten gleich leben. Was sollte denn werden, wenn sie gar nicht getauft und die Predigt nicht hörten? So es jetzt Mühe hat, Christen zu seyn und bleiben, wenn man gleich täglich lehret, bittet und die Taufe übet, und ist dennoch solche Taufe und Lehre ein großer Vortheil und starke Vermahnung, die zuletzt etliche muß bewegen, daß sie weiter denken, denn ein ungetanster Heide.

Die Leute achten jetzt gering das heilige Sacrament des Altars.

Das alles kann jedermann wohl merken und greifen an diesem Stücke, daß jetzt die Leute so gering achten das heilige Sacrament des Leibes und Blutes unsers Herrn und stellen sich dagegen, als sey nichts auf Erden, dessen sie weniger dürften, denn eben dieses Sacrament und wollen dennoch Christen heißen, lassen sich dünken, weil sie nun vom päbstlichen Zwange frei sind worden, sie seyen gar nicht mehr schuldig, dies Sacrament zu brauchen, sondern mögen sein wohl entbehren, und frei ohne alle Sünde verachten, und wenn solch Sacrament nirgends gebraucht würde oder gar unterginge, das wäre ihnen gleich viel. Damit zeigen sie an und bekennen mit der That, wie gar mit großer Andacht und Liebe sie vorhin zu diesem Sacrament gegangen sind, da sie vom Pabste dazu gezwungen wurden und wie feine Christen sie gewesen sind. Auch lernet man daraus, wie gar fein man die Leute mit Zwang zu Christen und fromm machen kann, wie der Pabst mit seinen Gesetzen sich unterstanden hat, nemlich daß eitel falsche Heuchler, unwillige und gezwungne Christen draus worden sind. Ein gezwungner Christ aber ist ein sehr fröhlicher, angenehmer Gast im Himmelreich, da Gott sonderliche Lust zu hat und wird ihn freilich unter die Engel oben ansetzen, da die Hölle am tiefsten ist.

Sicherheit und Unfleiß der Seelsorger unter uns selbst.

Ich besorge aber und halte es dafür, daß solches alles sey ein großer Theil auch unsre Schuld, die wir Prediger, Pfarrherrn, Bischöfe und Seelsorger sind, als die wir die Leute so lassen hingehen in ihrem eignen Sode, vermahnen nicht, treiben nicht, halten nicht an, wie doch unser Amt fordert, sondern schnarchen und schlafen, ja so sicher, als sie thun, denken nicht weiter, denn: wer da kömmt, der kömmt, wer nicht kömmt, der bleibe außen und fahren so zu beiden Theilen, daß wohl besser taugte. Denn dieweil wir wissen, daß der höllische Satan und Fürst dieser Welt nicht feiert, sondern mit seinen Engeln Tag und Nacht umher gehet und beide, uns selbst und die Leute anficht, aufhält, hindert, faul und lässig macht zu allem Gottesdienst, damit er beide Taufe, Sacrament, Evangelium und alle Gottes Ordnung zum wenigsten schwäche, wo er sie nicht gar mag dämpfen. So sollten wir ja wiederum dagegen denken, daß wir unsers Herrn Christi Engel und Wächter wären, die wider solche Teufels Engel täglich sollten über das Volk wachen und wacker seyn mit unablässigem Treiben, Lehren, Vermahnen, Reizen und Locken, wie St. Paulus seinem lieben Timotheus befiehlet, damit der Teufel doch nicht so gar sicher und ohne Widerstand unter den Christen seinen Muthwillen üben müßte.

Ernstliche Vermahnung Dr. M. Luthers an alle Seelsorger.

Derhalben will ich hiermit beide mich selbst und alle Pfarrherrn und Prediger mit Fleiß und ganzem Ernst gar brüderlich gebeten haben, sie wollen hierin sammt mir ein fleißiges Aufsehen auf das Volk haben, welches Gott, als sein Eigenthum, durch seines Sohns Blut erworben, und durch die Taufe zu seinem Reiche berufen und gebracht, uns anbefohlen hat, und gar strenge Rechnung dafür fordern wird, wie wir dieß alles wohl wissen.

Denn wo wir, so das Amt und Befehl haben, hierinnen lässig und faul sind, so müssen wir lange harren, ehe das Volk von ihm selber sich vermahnet und herzu kömmt, so es doch noch schwerlich kömmt, wenn wir gleich aufs härteste anhalten. Denn, wie gesagt, der Teufel ist da mit seinen Engeln und wehret. Auch so müssen die Leute auf uns sehen, und unser Wort hören und nicht wiederum wir auf sie und ihr Thun sehen. Und was wollte das Predigtamt und Pfarramt, wo sich das Volk selbst lehren und vermahnen könnte? Christus hätte es wohl mögen behalten und nicht so theuer dürfen erwerben. Und was sitzen wir denn auch in solchem Amt, so wir nicht das Lehren und Vermahnen treiben wollen? Mit der Weise würden wir gar nichts besser oder vielmehr ärger seyn, denn bisher gewesen sind Päbste, Bischöfe, Pfarrherrn und Mönche, die auch des Volks sich lauter nichts haben angenommen weder mit Lehren, noch Vermahnen.

Etliche Leute sind so verstockt, daß sie nicht hören.

Wiewohl ich weiß, daß etliche Leute so gar verrucht und verstockt sind, daß sie sich gar an keine Lehre und Vermahnung kehren; wie sollen wir denn thun? Wir Werdens nicht besser haben, denn Christus und seine Apostel sammt allen Propheten selbst gehabt haben. Christus spricht Matth. 11, 17., daß seine Juden weder tanzen, noch trauern wollen, man pfeife oder heule, und St. Paulus 2. Tim. 4, 3. spricht: es wird die Zeit kommen, daß man die heilsame Lehre nicht leiden wird. Noth gebeut er, daß man darum nicht soll ablassen, sondern getrost anhalten mit Fug und Unfug. Denn wir wissen wiederum, daß Lehren und Vermahnen, so Gottes Wort, Amt und Befehl ist, wie Jes. 55. sagt, ohne Frucht nicht abgehen kann und sollts auch nur einen Zachäum oder einen Zöllner oder einen Schacher am Kreuze gewinnen. Es werden ja noch etliche vorhanden seyn, wenn sie hören die Vermahnung, daß sie an ihre Taufe gedenken werden und nicht gern wollten, als die Unchristen, ihr Sacrament verachten, welches ihnen Christus so reichlich geschenket und so theuer erworben hat, an welcher Exempel sich zuletzt die rauhen, rohen, losen Christen auch stoßen würden und vielleicht anders werden, wie ein Messer das andere wetzet.

Die Leute sollen nicht auf bestimmte Zelt zum Sacrament getrieben werden, wie unter dem Pabstthum.

Nicht daß ich hiemit will gerathen haben, die Leute mit Gesetzen auf bestimmte Zeit und Tage zum Sacrament zu treiben, wie es der Pabst gefasset hat. Denn damit hat der Pabst ihm selbst und den Pfarrherrn faule, sichere Tage geschafft, daß sie nicht haben dürfen arbeiten mit Lehren und Treiben zum Sacrament, sondern hat die Gewissen gefangen und gezwungen, daß sie ohne Lust und Willen, ohne Nutz und Heil hinzugelaufen sind, nicht ein Sacrament des Glaubens, sondern ein Werk des Verdienstes daraus gemacht und hätte freilich der Teufel keinen nähern und mächtigern Griff erdenken können, das Sacrament gar zu vernichten, denn mit solchen Gesetzen. Da ist der Schein und die Hülse blieben, aber der Kern und Kraft weggenommen, das doch niemand gemerkt hat, muß gleichwohl heißen ein Sacrament Christi, so doch nichts denn Opfer und Werk der Menschen daraus gemacht war.

Wozu das Predigtamt gestiftet ist.

Und das Predigtamt hat Gott nicht dazu gestiftet, daß es ihm solche sichere, faule Prediger und unwillige, gezwungne Christen mache; und wer nicht willig und gern ein Christ ist oder zum Sacrament gehet, der bleibe nur weit davon und fahre, wohin er fähret, Gott mag keinen gezwungnen Dienst haben, wie St. Paulus sagt 2. Cor. 9, 7.: Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. Sondern dazu ists gestiftet, daß es die Leute soll herzu bringen, locken und ziehen, daß sie williglich und gern kommen, ja daß sie darnach mit Gewalt laufen, ringen und dringen, wie Christus spricht Matth. 11,12.: Das Reich Gottes leidet Gewalt und die Gewalt üben, reißen es zu sich. Er will nicht haben die überdrüssigen, eckeln, sattsamen Seelen, sondern die hungrigen und durstigen, die sich drum dringen und reißen, wie ers sagt Matth. 5, 6.: Selig sind die Hungrigen und Durstigen nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.

Darum will ich hiermit den Pfarrherrn Ursache geben, ihr Volt zu vermahnen und zum Sacrament zu locken und etliche Sachen anzeigen, damit man sie bewegen soll, daß sie williglich und ohne Menschenzwang zum Sacrament gehen und mit Lust dasselbige empfahen, wie ich solches auch zuvor im Catechismo gethan habe. Welche Prediger nun solches besser können machen, die bedürfen dieses Sermons nicht; ist genug, daß sie dazu vermahnet sind. Die andern aber, so es nicht besser können, möchten wohl hieraus etliche Stücke aufzeichnen oder von Wort zu Wort dem Volke vorlesen, wo es ihnen gefällt, damit doch nicht dieß heilige Sacrament so gar darnieder liege und verachtet werde. Und will die Ursachen in zwei Theile stellen. Die erste betrifft Christum selbst, die andere uns, die wir Christen seyn wollen.

Von der ersten.

von Christo selbst ist das heilige Sacrament gestiftet für uns Christen.

Es sollte ja billig einem Christen wohl bewußt seyn, daß solch Sacrament nicht von Menschen erdichtet, noch erfunden ist, sondern von Christo selbst aus Gottes, seines Vaters Willen und Befehl gestiftet und aufgerichtet ist. Auch nicht für die Hunde, Säue, Holz oder Steine, sondern für uns Christen aus großer, herzlicher, grundloser Liebe geordnet und eingesetzt ist, zu brauchen. Wo aber ein christlich Herz solches bedenkt, wie ists möglich, daß es nicht sollte mit Andacht bewegt werden, dasselbe williglich mit Lust und Liebe zu suchen und zu begehren, ohne allen Zwang und Gesetze. Wirds aber davon nicht bewegt, so ist kein Funken, noch Tropfen christlicher Gedanken in demselbigen Herzen und ist ohne Zweifel ein unchristliches, türkisch, heidnisch Herz, das da gewißlich nicht glaubt, daß dieß Sacrament Christus eingesetzt und befohlen habe, zu gebrauchen, vielweniger glaubt es, daß Christus uns solches aus grundloser, herzlicher Liebe geordnet habe. Denn wo der eines wahrhaftig geglaubet wird, da kann ein Herz sich nicht laß, faul und verächtlich dazu stellen. Darum sehe ein jeglicher auf sich und prüfe sein eigen Herz. Erstlich ob er auch glaube, daß Christus, Gottes Sohn, solch Sacrament uns Menschen gestiftet und gelassen habe. Zum andern, ob er auch glaube, daß ers so herzlich und treulich, aus grundloser Liebe mit uns gemeinet habe. Glaubst du das nicht, so wisse, daß du kein Christ, sondern ein abtrünniger, verdammter Heide und Türke bist. Denn du hältst gar nichts weder von Christo, noch von seinem Befehl, weder von seiner Liebe, noch Treue gegen dir, sondern du stellest dich, als sey alles erlogen und eitel Narrenwerk. Glaubst du es aber, so wird derselbige Glaube dir in deinem Herzen eine solche Predigt thun und sagen: Du willst ein Christ seyn und weißest, daß Christus Befehl und Ordnung ist, dieß Sacrament zu brauchen, aber du lässest es anstehen ein halb Jahr, ganz Jahr, drei Jahr und wohl länger. Hörest du es, lieber Junker? wie reimet sich das mit einem Christen? Was gilts, du wirst über eine solche Predigt dich vor dir selbst schämen und fürchten! Geschieht solche Predigt nicht in deinem Herzen, so ist der Glaube nicht da, daß dieß Sacrament Christus Stiftung sey und dein Maul lüget, wenn es sagt, daß du solches wohl glaubest und bist ein zweifältiger Heide und ärger, denn kein Türke, denn du glaubst nicht (das ist eins) und lügest noch dazu, daß du sprichst, du glaubest es.

Die Verachtung des Sacraments und andre Untugend kommt aus dem Unglauben.

Also siehest du und mußt bekennen, daß alle Lügen, falsches Leben, Verachtung göttlicher Ordnung, Trägheit, Faulheit und Laßheit zum Sacrament, dazu Undankbarkeit und Vergessung solcher unaussprechlichen Liebe Christi zu uns fleußt und kommt alles und alles aus dem Unglauben, daß ein Herz nicht glaubet, dieß Sacrament sey Christi liebe und herzliche Ordnung. Denn was ein Herz nicht glaubt, das kanns auch nicht achten, ehren, lieben, noch loben, und was man verachtet, läßt oder vergißt, da ist ein gewiß Zeichen, daß man nichts davon hält, glaubt auch nichts davon, nimmt sichs auch nicht an. Wiederum was man glaubt und für gewiß hält, das kann man nicht verachten, es sey gut oder böse, ists gut, so liebet und begehret es das Herz, ists böse, so fürchtet und scheuet es das Herz, wie wir erfahren, daß solches auch in falschem Glauben und irrigem Wahn geschieht, da sich einer fürchtet, da keine Furcht ist, und freuet', da keine Freude ist, so gar ein unruhig und geschäftig Ding ists um einen Glauben. Darum sollen die Prediger dem Volke die erste Ursache wohl vorbilden, daß sie zusehen und ja glauben, daß dieß Sacrament Gottes gnädige und väterliche Ordnung ist, für uns Menschen gestiftet. Niemand zwingen wir hiemit zum Glauben, aber wir zeigen an, was zum Glauben gehöret und wer ein Christ seyn will, daß er wisse, was und wie er glauben solle, damit er sich selbst nicht unter dem christlichen Namen und Schein betrügt und halte sich für einen Christen, so er doch ein Unchrist und Heide, ja viel ärger als ein Heide und Unchrist ist.

Will jemand darüber Christum verleugnen, ein Unchrist seyn und ungläubig bleiben, den lassen wir fahren ungezwungen und fragen auch nach ihm nicht, ohne daß wir ihm sagen: Wer nicht glaubet, der wird verdammt. Er wird seinen Richter und Zwinger wohl finden, wir sind entschuldigt und haben das unsre gethan. Denn es ist Gott kein Scherz, noch vergeblicher Anschlag gewesen, daß er uns Menschen dieß Sacrament gestiftet und eingesetzt hat, darum will ers auch nicht verachtet, müßig, noch ungebraucht haben, viel weniger daß mans für ein unnöthig und gering Ding halte, sondern will, daß mans brauchen und wohl üben soll.

Dieß Sacrament sollten wir nicht verachten, um Gottes Gebots willen, wenn es uns gleich nicht nützete.

Und wenn es gleich ein solch schlecht Sacrament wäre, das uns weder nütz, noch noth, als das uns weder Gnade, noch Hülfe gäbe, sondern allein ein bloß ledig Gebot und Gesetz Gottes wäre, der es von uns fordert zu brauchen, aus seiner göttlichen Macht, der wir unterthan und Gehorsam schuldig sind; so sollt es doch desselbigen Gebots halber allein uns genugsam treiben und reizen, daß wirs nicht verachteten, noch unnöthig oder gering hielten, sondern mit allem Ernst und treuem Gehorsam fleißig übeten und hoch achteten, sintemal nichts größeres und herrlicheres seyn kann, denn was Gott gebeut und durch sein Wort befiehlt. Nun aber ists nicht ein solch schlecht Sacrament, das ein ledig bloß Gebot sey, das wir ohne Nutz und Noth üben mußten, wie die Juden ihre Opfer und äußerliche Geberde ohne Nutz und Noth, allein zur Last und Pflicht halten mußten, damit sie gezwungen und gefangen waren, wie die Leibeignen oder Frohnleute sind im weltlichen Regiment; sondern es ist ein gnadenreich Sacrament voller Nutz und Heils, dazu unzähliger, unaussprechlicher Güter, darum es nicht allein unverachtet und unvergessen, sondern aufs höchste geehret und aufs fleißigste soll gebraucht werden.

Christus hat das Sacrament eingesetzt zu seinem Gedächtniß.

Und daß wir das zum Theil anzeigen, so siehe zum ersten das an, daß er dieß Sacrament hat eingesetzt zu seinem Gedächtniß, wie er spricht: solches thut zu meinem Gedächtniß. Dieß Wort, Gedächtniß, merke und bedenke wohl, es wird dir viel anzeigen und dich fast sehr reizen. Ich rede aber jetzt noch nicht von unserm Nutzen und Noth, so wir im Sacrament suchen mögen, sondern vom Nutz, so Christo und Gott selbst daraus kommt und He noth es ist zu seiner göttlichen Ehre und Dienst, daß mans steißig brauche und ehre. Denn du hörest hier, daß er seine göttliche Ehre und Gottesdienst in dieß Sacrament stellet, daß man sein hierin gedenken soll. Was ist aber sein gedenken anders, denn seine Gnade und Barmherzigkeit preisen, zuhören, predigen, loben, danken und ehren, die er uns in Christo erzeiget hat? Auf welchen Christum er alle seine Ehre und Gottesdienst gewiesen und gezogen hat, daß er außer dem Christo keine Ehre und Gottesdienst wissen will, ja auch nicht erkennet, noch jemandes Gott seyn will und darüber auch seinen eignen alten Gottesdienst, im Gesetz Mosis gegeben, verdammt und aufgehoben hat, sammt allen Gottesdiensten der ganzen Welt, sie seyen, wie groß, schön, alt oder herrlich sie immer seyn mögen.

Durch mancherlei Gottesdienst, aus eigner Andacht erwählet, ist Christi Gedächtniß vergessen worden.

Weil nun ein jeder geneigt und andächtig seyn will, Christi Leiden zu ehren, und Gott einen Dienst zu thun , und einer dieß, der andere das vornimmt, einer läuft nach Rom, der andere wird ein Mönch, der dritte fastet und wer kann alle die Gottesdienste erzählen, die wir aus des Teufels Eingeben und eigner Andacht bisher gestiftet und gehalten haben, damit wir diesen hohen, schönen Gottesdienst, nemlich sein Gedächtniß und die Ehre des Leidens Christi verfinstert und vergessen haben, welchen Gott selbst gestiftet und bezeuget hat, daß er ihm herzlich wohl gefalle, und hat ihn also gestiftet, daß er nimmermehr kann ausgedient, noch genug gehalten werden. Denn wer kann Gottes genugsam gedenken? Wer kann ihn zu viel loben? Wer kann ihm zu sehr danken? Wer kann Christi Leiden zu viel ehren? Warum haben denn wir tollen Heiligen so schändlich dahin geschwärmt, als hätten wir in diesem Sacrament keinen Gottesdienst oder hätten denselben längst ausgerichtet und gar abgedienet? Haben darneben und darüber so viel schändlicher, greulicher, stinkender Gottesdienste eigner Andacht und selbsterwählter Werke angerichtet und die Welt damit erfüllet, dazu diesen rechten Gottesdienst verleugnet, geschändet und gelästert? Willst du nun Gott einen herrlichen, großen Gottesdienst thun und Christi Leiden recht ehren, so denke und gehe zum Sacrament, darin, wie du hörest, sein Gedächtniß ist, das ist sein Lob und Ehre, und übe damit oder hilf dasselbige Gedächtniß mit Fleiß üben, so wirst du den selbsterwählten Gottesdienst wohl vergessen. Denn, wie gesagt, du kannst Gott nicht zu oft und zu viel loben und danken für seine Gnade in Christo erzeiget.

Gottes Wort und Werke haben ein gering Ansehen vor der Welt.

Es scheinet wohl ein geringer Gottesdienst zu seyn solch Gedächtniß, weil es nicht viel äußerlichen Prangens treibt mit Kleidern, Geberden, Gebäuden und dergleichen, damit die Augen und Ohren gefüllet werden, sondern allein mit dem mündlichen Wort wird ausgerichtet, welches vor den Augen auf Erden ein geringes Ansehen hat; aber wie hoch und herrlich es sey vor Gott und seinen Engeln, kann kein Auge sehen, keine Ohren hören, noch Herz begreifen. Gottes Wort und Werke sind allzumal am ersten geringen Ansehens, darum wollen sie mit Fleiß und Ernst bedacht sein, wer das thut, der findet sie, wie groß sie sind. Er spricht selbst im Psalm 50, 23: Wer Dank opfert, der preiset mich. Was ist das anders gesagt, denn so viel: Dankopfer gibt mir meine göttliche Ehre, es macht mich zum Gott und behält mich zum Gott. Gleichwie wiederum die Werkopfer nehmen ihm seine göttliche Ehre und machen ihn zum Götzen und lassen ihn nicht Gott bleiben. Denn wer nicht dankt, sondern verdienen will, der hat keinen Gott und macht inwendig in seinem Herzen einen andern Gott aus dem rechten Gott, das ist unter dem Namen des rechten Gottes; wie er oft im Jesaia und andern Propheten klagt, und im ersten Gebot gar hart verbeut, daß man keine Götter machen, auch ihn selbst nicht anders machen soll. Willst du nun ein Gottmacher werden, so komm her, höre zu, er will dich die Kunst lehren, daß du nicht fehlest und einen Götzen, sondern den rechten Gott zum rechten Gott machest. Nicht daß du seine göttliche Natur machen sollst, denn dieselbe ist und bleibt ungemacht ewiglich; sondern daß du ihn kannst dir zum Gott machen, daß er dir, dir, dir auch ein rechter Gott werde, wie er für sich selber ein rechter Gott ist. Das ist aber die Kunst, kurz und gewiß dargegeben, das thut zu meinem Gedächtniß. Lerne sein gedenken, das ist, wie gesagt, predigen, preisen, loben, zuhören und danken für die Gnade in Christo erzeiget. Thust du das, siehe, so bekennest du mit Herzen und Munde, mit Ohren und Augen, mit Leib und Seele, daß du Gott nichts gegeben habest, noch geben mögest, sondern alles und alles von ihm habest und nehmest, sonderlich das ewige Leben und unendliche Gerechtigkeit in Christo.

Wo aber das geschieht, so hast du ihn dir zum rechten Gott gemacht und mit solchem Bekenntnis) seine göttliche Ehre erhalten. Denn das heißt ein rechter Gott, der da gibt und nicht nimmt, der da hilft und nicht sich helfen läßt, der da lehret und regieret und sich nicht lehren und regieren läßt. Summa, der alles thut und gibt und der niemands bedarf und thut solches alles umsonst, aus lauter Gnade ohne Verdienst, den Unwürdigen und Unverdienten, ja den Verdammten und Verlorenen; solch Gedächtniß, Bekenntniß und Ehre will er haben.

Siehe, dieser Gottesdienst geht einher wohl ohne alle Pracht und füllet die Augen nicht nach dem Fleisch, er füllet aber das Herz, welches sonst weder Himmel, noch Erden füllen mag. Wenn aber das Herz voll ist, muß alsdann auch beide Augen und Ohren, Mund und Nase, Leib und Seele und alle Glieder voll seyn. Denn wie sich das Herz hält, darnach halten und stellen sich alle Glieder und ist alles und alles eitel Zungen voll Lobes und Dankens gegen Gott. Das ist denn wohl ein andrer Schmuck und Zierde, weder die goldnen Kaseln2); ja Kaiser, Könige, Pabst, Kronen, aller Kirchen und aller Welt Schmuck und Prangen ist ein Unflat gegen dieses herrliche Gedächtniß Christi und ein Gedanke von diesem Gottesdienst klinget heller, lauter, besser, schallet weiter, denn alle Trommeln, Posaunen, Orgeln, Glocken und was auf Erden lauten mag, wenn sie auch alle auf einem Haufen wären und alle zugleich mit aller Macht klängen. Siehe, das ist wohl ein andrer Klang und Gesang, weder aller Gesang und Klang auf Erden und lautet doch gering von außen zum Ohre hinein; aber von innen aus dem Herzen heraus lautet er also stark, daß aller Creatur Klingen und aller Menschen Gesang dagegen wie stumm und taub sind.

Gott loben ist so viel, als Gott schmücken.

Daß aber Gott loben und danken sey eben so viel, als Gott schmücken und zieren, stehet klärlich im Liede Mosis 2 Mos. 15, 2: Das ist mein Gott, den will ich preisen, er ist meines Vaters Gott, den will ich erheben. Siehe, da hörst du, wie du kannst deinen Gott schön machen, schmücken, zieren und aufs allerfeinst malen, Kranz und Kronen aufsetzen, mit Spangen und Ketten behängen und bedarfst kein Geld, noch Erz dazu, sondern mit dem Herzen glauben und mit dem Munde loben und mit den Ohren sein Lob und Dank hören und wie mehr droben gesagt ist. Wer solch Zieren und Schmücken seinem Gott nicht geben will, was soll dem anders widerfahren, denn daß er ins Teufels Namen verblendet und toll werde, fahre dieweil zu und schmücke dafür hölzerne und steinerne Bilder, male Tafeln und Wände, ziere Altar und Kirchen, kleide mit Gold und Seide die Opferpfaffen und wende all sein Gut und Macht an Stifte, Klöster, Wallfahrten und andre mehr falsche, verdammte eigne Gottesdienste. Nicht daß ich äußerlichen Schmuck ganz verdamme, sondern daß er nicht soll ein Gottesdienst heißen, viel weniger diesen einigen rechten Gottesdienst hindern oder verdunkeln, sondern will er nütz seyn, daß er diesen Gottesdienst des Dankens fördere und dazu helfe, oder sey verdammt sammt allen andern Werken und Verdienst, damit man Gottes Gnade gewinnen oder kaufen will.

Allein das Wort: solches thut zu meinem Gedächtniß, sollte uns bewegen, zum Sacrament zu gehen.

Wenn du nun keine andere Ursache oder Nutzen hättest in diesem Sacrament, denn allein solch Gedächtnis, sollst du nicht an demselben Treibens und Reizens genug finden? sollte nicht dein Herz also zu dir sagen: Wohlan, wenn ich gleich sonst keinen Nutzen davon hätte, so will ich doch meinem Gott zu Lob und Ehren hingehen, will ihm helfen seine göttliche Ehre erhalten und auch mit daran seyn, daß er ein rechter Gott gemacht werde. Kann oder muß ich nicht predigen, so will ich doch zuhören; denn wer zuhöret, der hilft auch danken und Gott ehren, sintemal wo kein Zuhörer wäre, da könnte kein Prediger seyn. Kann ich nicht zuhören, so will ich doch unter den Zuhörern seyn und will zum wenigsten mit der That, mit dem Leibe und meinen Gliedern da seyn,' da man Gott lobet und ehret. Und wenn ichs gleich nicht mehr thun könnte, so will ich doch das Sacrament eben darum empfahen, daß ich mit solchem Empfahen bekennen und zeigen mag, daß ich auch der einer sey, der Gott loben und danken wolle und will also meinem Gott zu Ehren das Sacrament empfahen und solch Empfahen soll mein Gedächtniß seyn, damit ich an seine Gnade gedenke und dafür danke, in Christo mir erzeiget.

Gern unter dem Haufen seyn, da man Gott lobet.

Denn es ist nicht ein geringes Thun, daß jemand gern unter dem Haufen ist, da man Gott lobet und danket, welches die Altväter mit tiefem Seufzen gewünscht haben, wie der 42. Psalm V. 5. sagt: Ich wollte gern hingehen mit dem Haufen und mit ihnen wallen zum Hause Gottes, mit Frohlocken und Danken, unter dem Haufen, die da feiern. Und im schönen Confitemini3) Psalm 118, 15.: Man singet mit Freuden vom Siege in den Hütten der Gerechten und dergleichen viel mehr. Denn wer unter dem Haufen ist (so er nicht falsch ist) der ist theilhaftig aller Ehre und Danks, so Gott daselbst geschieht. Darum mußt du ja ein verzweifelter Schelm seyn, weil du Gott solchen Dienst und solche große Ehre thun kannst und dich weder Kosten, noch Mühe gestehet, sondern mit willigem Zuhören oder mit leiblichem Empfahen und mit dankbarem Herzen alles kannst ausrichten und willst doch deinem Gott dasselbe nicht erzeigen, so du doch solltest gern an der Welt Ende laufen, wo du wüßtest einen solchen Haufen zu finden, da man Gott lobet und ehret und also der heiligen Gesellschaft dich theilhaftig machen. Wie hast du vorhin gelaufen zu der Heiligen Gräbern, Kleider, Gebeine? Wie ist man gen Rom, Jerusalem, zu St. Jacob4) gewallet, allein daß man Stein, Bein, Holz und Erden sehen möchte und nichts von Christo gedacht wird; und hier in deiner Stadt oder Dorf vor deiner Thür ist Christus selbst gegenwärtig mit Leib und Blut, mit seinem Gedächtniß, Lob und Ehren lebendig, und du magst nicht hinzu gehen und auch helfen danken und loben. Du bist gewiß nicht ein Christ, auch nicht ein Mensch, sondern ein Teufel oder Teufels Gesinde.

Strafe der verleugneten Christen.

Es wäre unrecht, daß solchen Verächtern und verleugneten Christen anders ginge, denn daß sie zur Strafe ihrer schändlichen Undankbarkeit durch den Teufel besessen, betrogen und verführt würden, damit sie nimmermehr nichts vom Sacrament höreten, noch lerneten, sondern sollen Papisten zu Lehrern haben, die ein Opfer- und Kaufhandel draus machen, die Sünde zu vergeben und aus aller Noth helfen, darnach in die Monstranz und ciboria, setzen5), Procession machen und Spiel tragen und eitel Gaukelwerk damit treiben, bis sie auch nur eine Gestalt davon behalten, und dennoch ohne Frucht, mit eitel Schaden. Dafür sollen sie geben Geld und Gut, bis daß sie Kaiser, Könige und Fürsten machen aus solchen ihren Lehrern. Recht, aller Dinge recht; mit den Verkehrten bist du verkehrt, wie der 18. Psalm V. 27. spricht. Warum haben sie diesen Gottesdienst sammt Christi Gedächtniß verachtet, der so herrlich, schön und groß ist und den sie ohne Kosten und Mühe haben möchten. Wohlan, so laß man sie die Hülsen davon haben, mit allem Schaden an Leib und Seele, Gut und Ehre. Wie sie wollten, so geschieht ihnen.

Wer Christi Gedächtnis hält, erzeigt Gott zweierlei Ehre und Dienst.

Wer aber obangezeigter Meinung Christi Gedächtniß hält und sein Leiden ehret, der ist sicher und frei vor allem Irrthum und vor allem Teufelsbetrug, darf auch keine Kosten und Mühe daran wagen und schafft unzähligen ^Nutzen dazu. Denn er thut Gott zween große Gottesdienste, zwo große Ehren. Die erste, daß er seine Stiftung und Ordnung nicht verachtet, sondern unterthäniglich und gern braucht, welche Ehre ohne Zweifel Gott wohlgefällt, als der solch Sacrament nicht vergeblich, sondern zu gebrauchen hat eingesetzt, und kein Gefallen daran haben kann, wo mans so ledig stehen läßt und nicht gebraucht. Denn damit stellet man sich fast, als hielte man Gott für einen Narren, der unnöthige Stiftungen uns ordnete und nicht wüßte, was er uns stiften solle, oder als wäre er einer, der faule, untüchtige Waare umhertrüge und anböte. Und wer kann ausrechnen, was für Unehre Gott und unsern Herrn Christo allein mit demselbigen Stücke geschieht, daß man sein Sacrament so verachtet, ungeübt und ungebraucht läßt, und wollen dennoch nicht papistisch, sondern evangelisch sein; welche Unehre aufhebt und abthun hilft, wer sich zu dem lieben Sacrament hält und solche Gottes Stiftung ehret und braucht; dafür wird ihn Gott wiederum ehren, wie geschrieben stehet 1. Sam. 2, 30.: Wer mich ehret, den will ich wieder ehren, wer mich aber verachtet, soll wieder verachtet werden. Die andere Ehre ist, daß er Christi Gedächtniß hält und hilft erhalten, das ist das Predigen, Loben und Danken für die Gnade Christi, uns armen Sündern durch sein Leiden erzeigt, um welches Gedächtnisses willen vornehmlich Gott dieß Sacrament gestiftet hat und auch solche Ehre drinnen sucht und fordert, auf daß er in Christo erkannt und erhalten werde. Wie eine große Ehre und herrlicher Gottesdienst das sey, ist droben gesagt, daß damit göttliche Ehre erhalten und Gott zum rechten Gott gemacht wird. Dafür wird er ohne Zweifel wiederum denselben zur göttlichen Ehre bringen und auch ein Gotteskind daraus machen. Und wer kann auch hie ausrechnen, was Gutes solche Ehre und Gottesdienst schaffen; denn damit danket und lobet er nicht allein Gott in Christo, welches dieser göttlichen Stiftung eigentliches Thun ist, sondern bekennet damit auch öffentlich vor der Welt seinen Herrn Christum, und daß er ein Christ sey und seyn will und richtet zugleich auf einmal aus eines rechten Priesters beiderlei höchstes Amt. Mit dem Danken, Loben und Ehren gegen Gott thut er das schönste Opfer, den höchsten Gottesdienst und herrlichste Werk, nemlich ein Dankopfer; mit dem Bekenntniß gegen die Menschen thut er so viel, als predigte er und lehrete die Leute, an Christum glauben, damit hilft er die Christenheit mehren und erhalten, hilft stärken das Evangelium und Sacrament, hilft die Sünder bekehren und dem Teufel sein Reich stürmen und in Summa, was die Lehre des Worts thut in der Welt, da hilft er mit und ist desselbigen Werks theilhaftig. Wer kann aber erzählen, wie großer Nutzen hier geschehe?

Unselige Leute sind's, die das heilige Sacrament verachten.

Dagegen wiederum zu bedenken ist, was die für unselige Leute sind, die das Sacrament verachten und so faul und laß sind zu gebrauchen. Denn dieselbigen mögen aus dem Widerspiel dieses Registers ihre Untugend zählen und rechnen. Erstlich, daß sie Gott selbst unehren in seiner Stiftung und ihn achten für einen Narren, daß er solche unnöthige Gottesdienste ordnet. Ja weil sie nicht glauben, daß es ein Gottesdienst und seine göttliche Ordnung und gnadenreiches Gestift ist, so schänden sie ihn mit solchem Unglauben als einen Lügner und nichtigen Mann. Denn Unglaube ist nichts anders als Gotteslästerung, damit er für einen Lügner gehalten wird. Darnach verachten sie auch das Gedächtniß Christi, so in solchem Sacrament Gott gestiftet hat, und gehalten wird, und thun dem Leiden Christi keine Ehre, danken ihm nicht dafür, sondern begehen das allergreulichste Laster der Undankbarkeit. Dazu das noch ärger ist, stellen sie sich, als die ungern vom Dank und Ehre des Leidens Christi höreten oder nicht gern dabei seyn möchten, da mans ehret und danket; damit sie Gott seine göttliche Ehre nehmen, hindern und wehren, daß er nicht kann ihr Gott seyn, noch in Christo für einen Gott erkennet werden, wie droben gesagt. Und soviel an ihnen liegt, wollten sie, daß beide, Christi Leiden und alle göttliche Ehre in aller Welt gar nichts gelten, und rein aufgehoben wären und eitel Teufel unsre Götter würden. Denn sie fragen nichts darnach, wie Christi Leiden geehret, sein Gedächtniß erhalten, sein Wort geprediget oder Gott erkennet werden möchte; das ist vielmal ärger, denn so jemand Gottes Bild mit Kothe würfe oder Christum selbst unehrete.

Sie geben andern ein ärgerlich Exempel.

Ueber das geben sie den andern damit ein bös, ärgerlich Exempel und sind schuldig an allen denen, die ihrem Exempel nach dieß Sacrament auch lassen und verachten, damit, soviel an ihnen ist, Christi Gedächtniß vergessen wird, sein Leiden gar umsonst und unnütz und endlich der christliche Glaube gar untergehen muß; ohne was des Guten noch ist, das sie lassen und hindern, daß sie Gott kein Dankopfer thun, ihren Herrn Christum nicht bekennen, ihren Nächsten mit der That und Exempel nicht lehren, reizen und bessern, sondern Gott das Dankopfer entziehen, Christum verleugnen und ihren Nächsten abführen. Lieber, was wäre es Wunder, daß Gott' eitel Teufel über uns ließe wüthen mit täglicher Pestilenz, Krieg, Theurung, Mord und Jammer. Es ist Türke, Tartaren und alle Teufel zu wenig, solche Bosheit zu plagen, da nicht allein solche große, greuliche Unehre und Verachtung Gottes, sondern auch so schändliche und verfluchte Undankbarkeit gegen Christum über die Maaße im christlichen Volke ist.

Die Juden preiseten jährlich ihren Auszug aus Egypten. Gnade und Ehre, dazu wir Heiden berufen sind. Dank, so wir unserm lieben Herrn Christo erzeigen für seine Wohlthaten.

Die Juden mußten ihren Auszug und Erlösung aus Egyptenland und durchs rothe Meer jährlich gar herrlich preisen, loben und danken, und können die lieben Propheten dasselbige Wunderwerk Gottes nirgends genugsam erheben und schmücken. Und wir Heiden, die sonst des Teufels eigen sind gewesen und uns nichts von Christo zu wissen und zu haben gebühret hat, sind zu solcher Gnade und Ehre kommen, daß wir der Erlösung Christi sind theilhaftig worden, welcher uns nicht aus Egypten und dem rothen Meer, sondern von der Sünde, Tod, Hölle, Teufel, Gottes Zorn und allen Jammer erlöset hat; auch nicht in das leibliche Land Canaan, sondern in eine ewige Gerechtigkeit, Leben, Himmel, Gnade und zu Gott selbst gebracht hat. Und das alles nicht durch Mosen, noch durch Engel, sondern durch sich selbst, hats ihm so herzlich sauer werden lassen, Blut darüber geschwitzt, sein Herz wie ein Wachs zerschmelzen lassen, am Kreuz sich tödten lassen, für uns geweinet und geseufzet, aufs allerschändlichste sich lästern lassen, und ach! welche Zunge, welch Herz ist hie genug zu, solche Liebe, Gnade und Barmherzigkeit zu bedenken, oder zu reden? Und für das alles soll er von denen, für die er solches gethan, nicht mehr verdienet haben, denn solchen Dank und Ehre, daß man sein nicht gedenken mag, noch davon etwas hören oder unter denen seyn, die sein Gedächtniß halten und denken und mögen sein Sacrament zu seinen Ehren nicht brauchen, sondern ihn da lassen mit seinem Sacrament vergeblich sitzen und umsonst uns dazu fordern, dieweil hingehen, fressen und saufen oder wohl ärgers thun. Es ist Wunder, daß die Sonne nicht längst kohl schwarz worden ist, es sollte kein Laub, noch Gras wachsen, kein Tropfen Wassers, noch Luft in der Welt bleiben vor unmenschlicher Undankbarkeit. Die Juden sind böse gewesen, aber wir Heiden sind viel ärger, die wir sein Leiden so schändlich verachten und so undankbar dafür sind, die wir nicht so viel ihm zu Lieb und Ehre thun, daß wir solches Sacraments gebrauchen und hülfen solch sein Gedächtniß halten.

Ehre, so dem heiligen Sacrament im Pabstthum erzeiget ist.

O Pabst, o Bischöfe, o Sophisten, o Mönche, o Pfaffen, was habt ihr gethan, daß ihr solches alles Schuld und Ursache seyd, die ihr das Sacrament zu Opfermessen und Werk gemacht, damit den Leuten diesen rechten Brauch Ehre und Dank verdunkelt und geraubet habt. Denn sie haben nichts anders darin gesucht, ohne ihr eigen Werk, Gehorsam und Verdienst, das habt ihr sie gelehret und mit Gebot zu solchem Werk gezwungen und dennoch die eine Gestalt genommen. Ihr Mückenseiger und Kameelschlinger, habt vorgegeben große Ehre des Sacraments, das man in güldne köstliche Monstranz setzen, mit güldnen Kelchen und Patenen 6) handeln solle und den Priestern die Finger dazu sonderlich geschmieret mit Salben, köstliche Korporal7), Meßgewand und Altartücher, Tafeln, Kerzen und Fahnen und mancherlei Procession und Gesang dazu gebraucht, gerade als läge viel daran. Und daß man ja den großen trefflichen Ernst spüren müßte, habt ihr bedacht, daß man mit Röhrlein aus dem Kelche trinken solle, damit das Blut Christi nicht verrohret (d. i. vertröpfelt) werde, und fürwahr den Glauben scharf angesehen und geboten, daß man ja unter jeglicher Gestalt den ganzen Christum glauben soll; aber dagegen hat das liebe Sacrament müssen ein Opfer und Werk seyn, damit ihr aller Welt Ehre und Gut zu euch gekauft. Wo ist hie blieben die Lehre vom Gedächtniß Christi? Wenn habt ihr das Volk unterrichtet, daß sie solch Sacrament sollten aus Liebe brauchen, als ein Gottes-Stift ehren und Christum hierin preisen, loben und danken, zu Ehren seines Leidens dasselbe empfangen und seine Gnade erkennen, ohne unser Werk und Verdienst uns geschenkt. Ja ihr habt sie, zuwider solchem Gedächtniß, gelehret eigen Werk und den freien Willen und aus dem Sacrament selbst auch ein Werk gemacht und alles verkehret, und wollet solches nicht büßen, sondern vertheidigts auch dazu. O Spötter, o Gaukler, o Heuchler, o Lästerer! Ach mein Herr Christe! komm doch bald mit Feuer und Schwefel vom Himmel und mach's mit solchem Spotten und Lästern ein Ende, wie übermachen sie es doch so ganz unleidlich und untrüglich.

Ursachen, die uns bewegen sollen, zum hochwürdigen Sacrament zu gehen.

Daß ich aber einmal von diesem Stücke komme, so hast du hie eine mächtige und treffliche Ursache, die dich reizet, zum Sacrament zu gehen, daß dein Herz dich mag ermahnen auf diese Weise: Wohlan, ich will zum Sacrament gehen, nicht daß ich damit ein gut Werk oder Verdienst wolle thun, auch nicht um Gehorsams oder Gebots willen des Pabstes oder der Kirchen, sondern zu Lob und Ehren meinem Gott, der mir solches zu empfahen gestiftet hat, und zu Liebe und Dank meinem Herrn und Heiland, der mir solches zu Ehren seines Leidens eingesetzt hat, zu gebrauchen und zu danken, damit ich der einer sey, der ihm seines Leidens danke und nicht erfunden werde unter den Verächtern und Undankbaren, auch nicht den andern ein bös Exempel zum Aergerniß gebe, und andere herzu locke, daß sie es auch ehren und loben, und also das Gedächtniß des Leidens Christi helfe halten und stärken und zugleich als ein Christ meinen Herrn bekenne vor der Welt. Solche Dankopfer will ich ihm thun, wenn ich gleich keinen andern Nutzen davon sollte haben, denn es soll mein Dank seyn dem Herrn für sein bitter Leiden, das er um meinetwillen erlitten hat.

Was da heißt Christi Gedächtnis.

Ich hoffe aber, es sei nicht Noth, hie lange zu lehren, was das heiße: Christi Gedächtniß, davon wir anderswo oft und viel gelehret haben, nemlich, daß es nicht sey das Betrachten des Leidens, damit etliche als mit einem guten Werke wollen Gott gedienet und Gnade erlanget haben, gehen um mit Trauern für das bittre Leiden Christi; sondern das ist Christi Gedächtniß, so man die Kraft und Frucht seines Leidens lehret und glaubet, also daß unser Werk und Verdienst nichts sind, der freie Wille todt und verloren sey, sondern wir allein durch Christi Leiden und Tod von Sünden los und fromm werden, daß es sey ein Lehren und Gedächtniß von der Gnade Gottes in Christo und nicht ein Werk von uns gegen Gott gethan. Wider solche Lehre und Glauben strebet das ganze Pabstthum mit seinen Stiften, Klöstern und eignen Werken und haben dazu aus dem Sacrament auch das gemeinste, größte Werk gemacht, da man doch am allerwenigsten sollte von unsern Werken, sondern alles von eitel bloßer Gnade handeln; haben also Christi Gedächtniß aller Dinge untergedrückt und dies gnadenreiche Gestift Gottes in solchen ängstlichen Greuel verkehret. Da hüte dich vor und lerne, hie nichts mehr thun, denn deinem Herrn Christo danken für sein Leiden und Gott für seine Gnade und Barmherzigkeit. Zum Zeichen und Bekenntniß solches Dankes und Lobes nimm und empfahe das Sacrament mit Freuden.

Lehre und Glaube von der Gnade ist ein Opfer.

Ob hie die Papisten würden klügeln wollen aus meiner Rede, wie sie pflegen, und wider mich rühmen, daß ich hie selbst im Sacrament ein Opfer mache, so ich doch bisher fast gestritten habe, die Messe8) sey kein Opfer. Darauf sollst du also sagen: ich mache weder Messe, noch Sacrament zum Opfer, sondern das Gedächtniß Christi, das ist die Lehre und Glauben von der Gnade wider unser Verdienst und Werk, das ist ein Opfer und ist ein Dankopfer. Denn mit demselbigen Gedächtniß bekennen und danken wir Gott, daß wir aus lauter Gnaden durch Christi Leiden erlöset, fromm und selig werden. Aber die Papisten haben solch Gedächtniß verworfen, verdammt und gelästert, verdammen es auch noch heutiges Tages. Denn sie wollen ihr Werk und Verdienst verteidigen, Klöster und Opfermessen behalten, welches strebt wider solch Gedächtniß Christi, wie wir denn wissen, daß sie dieselbigen ihre Werke und Messen verkaufen und mittheilen ihren Stiftern und Brüdern, daß ihr Werk, als der sie für sich selbst zuviel und übrig haben, auch andern Leuten helfen sollen zur Gnade. Und thun also damit, das doch Christus allein durch sein Leiden thut, setzen sich in Christi Wort und Werk und sagen: ich bin Christus, Matth. 24,23. Das ist eins, dawider ich gestritten habe.

Die Papisten haben das Sacrament zum Opfer gemacht.

Zum andern haben sie nicht allein solch Dankopfer und Gedächtniß unterdrückt, sondern an desselbigen Statt erdichtet ein ander Opfer, nemlich daß sie das Sacrament, das sie empfahen und von Gott nehmen sollten, nemlich den Leib und das Blut Christi, zum Opfer gemacht und dasselbige Gotte geopfert, und wo sie das Opfer nicht hätten erdichtet, sie sollten mir solche Herrn nicht worden seyn. Dazu halten sie Christi Leib und Blut nicht für ein Dankopfer, sondern als ein Werkopfer, damit sie nicht Gott danken für seine Gnade, sondern ihnen selbst und andern damit verdienen und Gnade allererst erwerben, daß uns also nicht Christus Gnade habe erworben, sondern wir wollen die Gnade selbst erwerben durch unser Werk, damit wir Gott seines Sohnes Leib und Blut opfern; das ist der rechte Hauptgreul und Grund aller Lästerung im Pabstthum. Wider solch lästerlich Opfer habe ich gefochten und fechte noch, daß wir das Sacrament nicht wollen weder Opfer seyn lassen, noch Opfer heißen, sondern ein Sacrament und Gestift Gottes, uns gegeben.

Mit solchem Fechten haben wir soviel ausgerichtet, daß sie selbst nun fühlen, wie sie unrecht haben und die Messe kein Opfer seyn möge, wollen aber solch Unrecht nicht widerrufen, noch büßen, heben an am Schlägel zu sticken, wollten sich gern schmücken mit dem Glößlein 9), daß die Messe oder Sacrament soll ein misteriale oder Memoriale sacrificium, das ist ein Deutopfer oder Werkopfer seyn, als damit man deutet und denket an das Opfer Christi, so er am Kreuz gethan hat. Ja, wer Siegel und Briefe hätte, daß solche Glosse Gott wohlgefalle, wer will uns deß versichern? Auch wird dies Glößlein eine unverschämte, greifliche Lüge, wenn man die Siegel und Briefe in Stiften und Klöstern hervorsucht, darin sie den Stiftern die Messen und Vigilien10) beide für Lebendige und Todte verkaufet, als ein Werkopfer oder Werbopfer, desgleichen zeugen auch ihre Bücher und Schrift, so noch vorhanden sind. Und ist gut zu rechnen, daß sie mit solchen Lügenglößlein gedenken, dieselbigen alten Greuel zu bestätigen, weil sie dieselbigen nicht widerrufen, noch büßen, sondern vertheidigen, wie denn auch St. Gregorius11) schreibt, daß er dreißig Tage habe lassen die Messe opfern für einen Todten. Was hilft aber also mit offenbarlichen Lügen die alten Greuel stärken wider die helle Wahrheit, ohne daß eins das andere desto eher zu Schanden macht.

Es hilft auch solch Glößlein nichts zur Sache, denn weil sie das Sacrament damit wollen ein Deutopfer oder Denkopfer nennen, so machen sie gleichwohl ein Werk daraus, das wir gegen Gott thun um Verdienst und wird also gleichwohl damit unser Werk gegen Gott, und nicht Gottes Gnade gegen uns gepreiset. Gleichwie bisher etliche haben die Passion lassen malen und in Büchlein gelesen, und solchem Werk große Ehre gegeben, wie der Spruch Alberti12) hat gelehret, daß einmal das Leiden Christi schlecht obenhin betrachten, sey besser, denn ob einer ein ganz Jahr fastet, alle Tage einen Psalter betet und sich selbst bis aufs Blut stäupet; ein solch Werk würde aus dem Sacrament auch, wenn es sollte heißen ein Deutopfer oder Denkopfer, damit man allein die Historien und Geschichte des Leidens Christi bedächte, solch Werk kann ein Gottloser und der Teufel auch wohl thun.

Christus hat das heilige Sacrament eingesetzt zu seinem Gedächtniß.

Darum hat Christus das Sacrament nicht dazu eingesetzt, sondern zu seinem Gedächtniß, daß man von seiner Gnade recht lehren, glauben, lieben und loben solle, welches Werk vermag kein Gottloser nicht. Darum meinen es die Papisten nicht gut mit solchem Glößlein, sondern wollen ihre Opfermesse dadurch mit Listen und blinden Griffen erhalten, suchen und meinen gar nicht das Sacrament, sondern ihren Bauch und Mammon.

Das merke dabei, sie wollen, als die Priester, ein sonderliches, höheres und besseres an dem Sacrament haben für allen andern Christen. Denn obgleich die ganze Christenheit das Sacrament gebraucht, empfängt, glaubet und danket, so muß es doch daselbst kein Opfer heißen und kann hie keiner das Sacrament gebrauchen, oder handeln für einen andern, sondern ein jeglicher für sich selbst allein. Aber wenn es die Pfaffen handeln, so ists ein Opfer, das sie nicht allein für sich selbst, auch nicht für Danksagung, sondern für alle andre Christen thun, damit ihnen Gnade und Hülfe zu erlangen. Siehest du und greifest du hie nicht, daß die Worte Christi nicht ein Opfer aus dem Sacrament machen, und an ihm selbst auch kein Opfer ist; aber wenn die Kasel und Platte dazu kommt, so wirds ein Opfer. Denn obschon die ganze heilige Christenheit das Sacrament handelt mit Händen und Mund, in Kelchen und Tüchern, mit Glauben und Liebe, mit Lob und Dank, ja alle Engel im Himmel dazu, dennoch ists kein Opfer; aber wenn die Platte über dem Altar damit umgehet, da ists ein Opfer, so ein mächtig Ding ist's um die Weihe, beide der Person und des Altars. Und, lieber, frage sie mir doch, warum das Sacrament nicht auch ein Opfer ist, wenn es die Laien empfahen und brauchen, oder ob sie ein ander Sacrament haben, als die Laien?

Die Kirchen im Pabstthum haben zweierlei Sacrament.

So haben nun die Kirchen im Pabstthum zweierlei Sacrament des Altars, der gemeine Christenmann hat kein Opfersacrament, sondern das schlechte Sacrament; (wiewohl dennoch die Hälfte allein) die Priester haben ein Opfersacrament und dasselbe ganz. Es gehet brüderlich zu und haben sich fein getheilet. Nun hat doch ja Christus allen seinen Christen zugleich einerlei Taufe, Sacrament, Evangelium gegeben und gelassen und keinen Unterschied der Personen wollen haben; wo kommt denn solcher Unterschied her? Daß unser lieber tröstlicher Schatz, in des Priesters Hand und Maul, ein Opfer wird, und in unsern Händen und Munde nicht kann ein Opfer seyn, sondern ein schlecht Sacrament seyn muß und ist doch beides einerlei und gleich Sacrament? Es kommt freilich daher: sic volo, sic jubeo13) aus der vollen Gewalt des Pabstes, durch welche er auch aus dem Evangelio kann machen, daß es muß heißen Ketzerei oder Wahrheit. Als da der Luther das Evangelium lehret, Mönche und Nonnen mögen ehelich werden, da ists Ketzerei; wenn aber der Pabst solches Mönchen und Nonnen erlaubt, da ists das wahre Evangelium. Und wenn jemand der Kirchengüter mißbraucht oder hindert, da heißt es, dem Erbgut Christi zu nahe gegriffen; aber wenn sie es den Armen entwenden, mit Hurerei und Krieg umbringen, da heißt es, das Erbgut Christi geheiliget. Es ist ein gewaltiger Schöpfer und Gott.

Wie fern und mit was verstande Dr. Luther zuläßt, daß der Brauch des Sacraments ein Dankopfer sey.

Aber daß sie nicht meinen, ich wolle um Worte zanken, (denn wo die Sachen sonst recht stehen, soll an den Worten nicht so viel liegen, wiewohl doch solches in der Schrift gefährlich ist) wohlan so wollen wir das einräumen und nicht das Sacrament selbst, sondern Empfahen oder Brauch des Sacraments ein Opfer nennen lassen, mit solchem Unterschied und Verstand. Erstlich daß es nicht ein Deutopfer oder Werkopfer, sondern ein Dankopfer heiße, also daß, wer das Sacrament empfähet, soll das zum Zeichen seiner Danksagung gethan haben, damit er anzeigt, daß er Christo für sein Leiden und Gnade in seinem Herzen dankbar sey für sich selbst. Zum andern, daß die Priester auch kein ander Opfer daraus machen über dem Altar, sondern auch sie dasselbige nicht anders, noch anderer Meinung empfahen, denn zum Zeichen, damit sie anzeigen, daß sie Christo im Herzen danken für sich selbst, gleichwie die andern Christen, welchen sie es reichen vom Altar, auf daß es einerlei und ein gleich Sacrament sey, beide der Priester und der Laien und die Priester nicht besseres, noch anderes, noch mehr am Sacrament haben, denn die Laien, gleichwie sie nicht bessere Taufe, noch Evangelium haben, denn so man von ihnen empfähet. Zum dritten, daß sie hinfort niemand das Sacrament oder Messe als ein Werkopfer verkaufen, noch für andre opfern, um Gnade zu erlangen, weder den Todten, noch den Lebendigen, sondern schlecht ein jeglicher Priester für sich selbst allein, wie ein anderer Christ, damit Gott Dank erzeige. Zum vierten (o darf ich das auch rühren?) wenn die Messe oder Sacramentsbrauch nun also ein Dankopfer ist worden, daß sie wollten büßen und wiedergeben alle Güter, Siegel und Briefe, dazu alle Klöster und Stiftrenten, die sie durch die Messe, als mit einem Werkopfer, überkommen haben und besitzen, weil doch solche Güter mit Lügen und Trügen, ja mit Gotteslästerung und Christusverrätherei erworben sind. Denn hattens Könige und Fürsten gewußt, daß ein Priester mit dem Sacrament nichts mehr thät auf dem Altar, denn der Laie, der es empfähet, nemlich daß er Gott für sich allein dankt, meinest du, daß sie so toll gewesen wären, und solche Güter dem gegeben, der nicht für sie opfert, noch Gott versöhnet, sondern für sich selbst allein danket? Usch, Usch, Usch, wie gribbelt mir das in den Zehen. Dieß Stück traue ich nicht bei ihnen zu erheben, das weiß ich wohl.

Was weiter Dr. Luther den Papisten einräumet.

Weiter will ich auch das einräumen, daß sie solch Dankopfer mögen für andere auch thun, gleichwie ich auch außer der Messe mag Gott danken für Christum und alle seine Heiligen, ja für alle Creaturen, daß also der Priester möge in seinem Herzen denken: siehe, lieber Gott, dieß Sacrament brauche und nehme ich dir zu Lob und Dank, daß du Christum und alle deine Heiligen so herrlich gemacht hast. Denn wer weiß das nicht, daß wir ohne das schuldig sind, Gott zu danken für uns selbst, für alle Menschen, für alle Creaturen, wie St. Paulus lehret? Darum kann ichs wohl leiden, daß die Priester in der Messe Gott danken für uns alle. Allein daß sie dasselbige nicht als etwas sonderliches und anders achten, über der Laien14) Sacrament, als könnte und sollte der Laie nicht auch eben mit solchem Dank das Sacrament nehmen oder brauchen; den Sonderling will ich nicht leiden im gleichen und aller gemeinen Sacrament, viel weniger will ich leiden, daß sie für andern (das ist anstatt der andern) danken sollen, als sollte es gleich viel seyn, wenn der Priester dankt, als dankte ich und ich ihm Geld gebe, daß er für mich und an meiner Statt danke. Nein, den Jahrmarkt will ich nicht haben, noch solchen Wechsel und Gedinge leiden.

Wollen sie die Stücke nicht annehmen, so wollen wir auch ihr listiges, falsches Glößlein vom Deutopfer oder Denkopfer nicht leiden, noch das Sacrament also nennen lassen; es ist abusus et Katachresis15) der Mißverstand zu grob und gefährlich. Denn Christus scheidet hie die Stücke weit von einander, Sacrament und Gedächtniß, da er spricht: solches thut zu meinem Gedächtniß. Ein ander Ding ist das Sacrament und ein ander Ding ist das Gedächtniß, das Sacrament sollen wir üben und thun, spricht er, und daneben sein gedenken, das ist, lehren, glauben und danken. Das Gedächtniß soll wohl ein Dankopfer seyn; aber das Sacrament selbst soll nicht ein Opfer, sondern eine Gabe Gottes seyn, uns geschenkt, welche wir zu Dank annehmen und mit Dank empfahen sollen. Und ich halte, daß daher die Alten solch Amt haben eucharistia oder sacramentum eucharistiae, das ist Danksagung, genannt, daß man nach dem Befehl Christi bei diesem Sacrament Gott danken und dasselbe mit Dank brauchen und empfahen soll, welches Wort darnach durch Mißverstand auch hat müssen allein Has Sacrament heißen, und wäre noch nicht übel geredet, wo man jetzt sagte, wenn man zur Messe oder Predigt ginge, ich will zur eucharistia, gehen, das ist, ich will zur Danksagung gehen, nemlich zu dem Amt, daß man Gott dankt und lobet in seinem Sacrament, wie es scheinet, daß die Alten gemeinet haben.

Lobgesang in der Messe.

Und daher achte ich, daß viel Gesang in der Messe so fein und herrlich zum Danken und Loben gemacht und bisher blieben ist, als das Gloria, in excelsis et in terra16), das Allelujah, das Patrem17), die Praefation18), das Sanctus19), das Benedictus20), das Agnus dei21). In welchen Stücken findest du nichts vom Opfer, sondern eitel Lob und Dank, darum wir sie auch in unsrer Messe halten. Und sonderlich dienet das Agnus22) über allen Gesängen aus der Messen wohl zum Sacrament. Denn es klärlich daher, singet und lobet Christum, daß er unsere Sünde getragen habe, und mit schönen kurzen Worten das Gedächtniß Christi gewaltiglich und lieblich treibet. Und Summa, was böse ist in der Messe, ist vom Opfer und Werk, das hat Gott wunderlich geschickt, daß alles der Priester heimlich lieset und heißet die Stillmesse. Was aber öffentlich durch den Chor und unter dem Haufen gesungen wird, fast eitel gut Ding und Lobgesang ist, als sollte Gott mit der That sagen, er wolle seiner Christen mit der Stillmesse schonen, daß ihre Ohren solche Greuel nicht müßten hören und also die Geistlichen mit ihrem eignen Greuel sich plagen lassen.

Ursachen, so uns reizen sollen, mit Lust zum Sacrament zu gehen.

Das sey von dem ersten Stücke oder Ursachen gesagt, die uns soll reizen und bewegen, mit Lust und Liebe zum Sacrament zu gehen, nemlich, daß wir Gott zu Lob und Dank, Christo zu Liebe und Bekenntniß, unserm Nächsten zum guten Exempel und Besserung und endlich zu Erhaltung des Sacraments, Lehrens und Glaubens und ganzer Christenheit solches thun, ungeachtet, ob wir gleich dadurch nichts verdienen sollten, noch könnten, sintemal wir ohne das solches alles schuldig sind zu thun, denn es ja ein gemein Gottes-Gebot ist, daß wir ihn sollen loben und danken, Christi Leiden lieben und ehren, den Nächsten bessern, und die Lehre, Glauben und Christenheit erhalten helfen. Wie viel mehr sollen wirs hie thun, da er ein sonderlich Gestift dazu eingesetzt hat, und uns auch dazu ruft und locket? Und ob wirs nicht wollten oder könnten empfahen, doch gern dabei seyn und sehen dasselbe empfahen und hören Gott loben und Christo danken. Denn solches gehet nicht aus eigner Andacht oder Menschenwahl, sondern stehet hie gegründet im Wort Christi: solches thut zu meinem Gedächtniß.

Der andere Theil.

Was für Nutz im heiligen Sacrament uns angeboten und gegeben wird.

Bis daher haben wir nichts gesagt von unserm Nutz, so wir im Sacrament suchen und holen können, sondern vom Nutz allein, den du Gott selbst, Christo, dem Nächsten, dem Evangelio und Sacramente, dazu der ganzen Christenheit thun kannst. Wiewohl, wer kanns begreifen, was das alles für großer Nutzen ist, wenn du Gott lobest, Christo dankest, sein Leiden ehrest, deinen Nächsten besserst, das Sacrament und Evangelium, sammt der Christenheit hilfst fördern und erhalten, dazu dem Widerspiel aller dieser Früchte hilfst steuren und wehren? Dennoch daß wir ja sehen, welch ein voll, voll, gnadenreich Gestift Gottes es sey, damit wirs ja herzlich lieb gewinnen und gern brauchen, wollen wir nun sehen, was für Nutz, auch sonderlich uns selbst darin angeboten und gegeben wird und wie Christus unser nicht vergessen hat, in diesem Sacrament. Wiewohl ich aber solches zuvor im kleinen Catechismo fast alles gerühmt habe, daß ein Pfarrherr, so fleißig seyn will, oder deß bedarf, sich wohl damit behelfen kann, doch will ichs hie wiederum auch handeln.

Zu meinem Gedächtnis. Für euch.

Aufs erste, wie ich droben vermahnt habe, daß du sollest das Wort (zu meinem Gedächtniß) wohl merken, als damit dich Christus reizet und locket, daß du ihm zu Lieb und Dank und seinem Leiden zu Ehren sollst gern zum Sacrament gehen oder doch ja gern dabei seyn. Also ist hie auch mit Fleiß zu merken, das Wort (für euch), da er spricht: das für euch gegeben, das für euch vergossen wird, denn die zwei Worte, Mein und Euch sind ja gewaltige Worte, die dich billig treiben sollten, daß du gern über hundert und tausend Meilen zu diesem Sacrament laufen müßtest. Denn wo du bedenkest, wer da sey, der da spricht: Mein, da er sagt: das thut zu meinem Gedächtniß, so wirst du finden, daß es dein lieber Herr Christus Jesus, Gottes Sohn sey, der für dich sein Blut vergossen und gestorben ist und begehrt mit diesem Wort: Mein, nicht mehr, denn daß du solches erkennen wolltest, und glauben, ließest es doch dir gefallen und ihm dafür dankest, das ihm so herzlich sauer ist worden, und nicht so schändlich verachtest, und sein Sacrament so gering hieltest und nachliesest, so dichs doch gar nichts kostet, noch gestehet.

Also wenn du bedenkest, wer die sind, denen er sagt („Für Euch“); so wirst du ja finden, daß es sey Du und Ich, sammt allen Menschen, für die er gestorben ist. Sind wir aber die, für welche er gestorben ist, so muß das folgen, daß wir in Sünden, Tod, Hölle und unter dem Teufel gewesen sind, wie auch die Worte klärlich mitbringen (Für Euch vergossen zur Vergebung der Sünden). Sind Sünden da, so ist gewißlich der Tod auch da; ist der Tod da, so ist gewißlich die Hölle und der Teufel auch da. So hilft solch Bedenken, daß du mußt desto fleißiger ihm danken und desto lieber zu seines Leidens Ehren zum Sacrament gehen. Denn welch Herz kann immermehr genugsam begreifen, welch eine Wohlthat und Gnade das ist, daß er vom Tod und Teufel, von Sünden und allem Uebel erlöset, gerecht, lebendig und selig wird, ohne sein Verdienst und Zuthun, allein durch das Blut und Sterben des Sohnes Gottes? Welcher begehrt doch nichts dafür, denn Lob und Dank, daß mans erkenne und glaube und nicht so schändlich verachte oder anstehen lasse.

Der erste Nutz des Brauchs des heiligen Sacraments; Erinnerung der Wohlthat Christi und unsrer Noth.

So ist nun das der erste Nutz und Frucht, so dir kommt aus dem Brauch des Sacraments, daß du solcher Wohlthat und Gnade dadurch erinnert wirst und dein Glaube und Liebe gereizet, erneuet und gestärkt wird, auf daß du nicht kommest in eine Vergessung, oder Verachtung deines lieben Heilandes und seines bittern Leidens und deiner großen, mannichfaltigen ewigen Noth und Tod, daraus er dir geholfen hat. Lieber, laß solchen Nutz nicht gering seyn, ja wenn sonst kein Nutz im Brauch des Sacraments wäre, denn diese Erinnerung solcher Wohlthat Christi und deiner Noth, damit du zum Glauben und Liebe gegen deinen lieben Heiland gereizet wirst, so wäre es dennoch überaus genug Nutz und Frucht, sintemal solcher Glaube uns hoch von Nöthen ist, daß wir bei Christo bleiben mögen, bei welchem kein Bleiben ist ohne solchen Glauben. Und dagegen der Unglaube ein gefährlicher, täglicher, unablässiger Teufel ist, der uns von unserm lieben Heilande und seinem Leiden beide mit Gewalt und List reißen will. Es ist Mühe und Arbeit, wo man täglich solchen Glauben treibt, reizet und übet, daß wir Christi Leiden und Wohlthat nicht vergessen. Was solls dann werden, wenn man sich davon zeucht, selten treibt und sein Gedächtniß und Sacrament verachtet oder nach lässet?

Der andere Nutz. Liebe des Nächsten u. s. w.

Der andere Nutzen ist, wo solcher Glaube immerdar erfrischet und erneuet wird, da wird auch mit zu das Herz immer von Neuem erfrischet zur Liebe des Nächsten, und zu allen guten Werken stark und gerüstet, der Sünde und aller Anfechtung des Teufels zu widerstehen. Sintemal der Glaube nicht kann müßig seyn, er muß Frucht der Liebe üben mit Gutes thun und Böses meiden; der heilige Geist ist dabei, der uns nicht feiern läßt, sondern willig und geneigt macht zu allem Guten und ernst und fleißig wider alles Böse. Daß also ein Christ durch solchen rechten Brauch des Sacraments immerdar je mehr und mehr, von Tage zu Tage, sich erneuet und zunimmt in Christo, wie uns St. Paulus auch lehret, daß wir uns immerdar sollen erneuen und zunehmen. Wiederum wo man sich enthält vom Sacrament, und braucht sein nicht, da muß der Schade folgen und kann nicht fehlen, daß sein Glaube je mehr und mehr schwach und kalt wird, daraus dann weiter muß folgen, daß er faul und kalt wird in der Liebe gegen den Nächsten, laß und unlustig zu guten Werken, ungeschickt, unwillig, dem Bösen zu widerstehen, und gewinnet also je länger, je weniger Lust zum Sacrament, bis daß er ganz überdrüssig wird, an seinen lieben Heiland zu denken, und verachtet, und verdirbt also in sich selbst von Tage zu Tage, und wird geneigt und lustig zu allem Uebel. Denn der Teufel ist da, der feiert auch nicht, bis daß er ihn fället in Sünde und Schande.

Dr. Luthers Erfahrung.

Ich will zum Exempel allen, die sich wollen warnen lassen, meine selbst eigne Erfahrung hie anzeigen, damit man lerne, welch ein listiger Schalk der Teufel sey. Es ist mir etliche Mal widerfahren, daß ich mir fürgesetzt habe, auf den oder den Tag zum Sacrament zu gehen, wenn derselbige Tag kommen ist, so ist solche Andacht weg oder sonst etwas Hinderniß kommen oder habe mich ungeschickt gedäucht, daß ich sprach: wohlan, über acht Tage will ichs thun. Der achte Tag fand mich abermal eben so ungeschickt und gehindert, als jener. Wohlan, abermal über acht Tage will ichs thun. Solcher acht Tage wurden mir so viel, daß ich wohl wäre gar davon kommen und nimmermehr zum Sacrament gegangen. Als mir aber Gott die Gnade gab, daß ich merkte des Teufels Büberei, sprach ich: wollen wir das, Satan? So habe dir ein gut Jahr mit deiner und meiner Geschicklichkeit, und riß hindurch und ging hinzu, auch etliche Mal wohl ungebeichtet (welches doch sonst ich nicht thue) zu Trotz dem Teufel, sonderlich weil ich mir keiner groben Sünden bewußt war.

Und habe also bei mir selbst erfunden, wenn einer schon keine Lust, noch Andacht zum Sacrament hat, und doch mit Ernst sich erwäget, dahinzugehen, so machen ihm solche Gedanken und das Werk an ihm selbst auch Andacht und Lust genug, vertreiben auch fein solche faule, unlustige Gedanken, die einen hindern und ungeschickt machen. Denn es ist ein gnadenreich, kräftig Sacrament, wenn man nur ein wenig dran mit Ernst gedenkt, und sich hinzuschickt, so zündet es an, reizt und zieht weiter ein Herz zu sich. Versuchs nur und wo du es nicht so findest, so strafe mich der Lügen, was gilts, du wirst auch finden, wie dich der Teufel so meisterlich genärret und so listig vom Sacrament gehalten hat, damit er dich mit der Zeit gar vom Glauben und ins Vergessen deines lieben Heilandes und aller deiner Noth bringen möchte.

Sich kalt und unlustig finden zum Sacrament.

Und wenn du sonst keine Ursache noch Noth hättest, zum Sacrament zu gehen, Lieber, wäre das nicht böse und Noth genug, daß du dich kalt und unlustig findest zum Sacrament? Was ist das anders, denn daß du dich kalt und unlustig findest, zu glauben, zu danken, und zu denken an deinen lieben Heiland und alle Wohlthat, die er durch sein bitter Leiden dir erzeigt hat, auf daß er dich von Sünde, Tod und Teufel erlösete und gerecht, lebendig und seng machte? Womit willst du dich aber wider solchen Frost und Unlust erwärmen? Womit willst du deinen Glauben erwecken? Womit willst du dich reizen zu Danksagen? Willst du harren, bis es dich selber ankomme oder der Teufel dir Raum dazu gebe, oder seine Mutter dich dahin halte? Da wird nimmermehr nichts aus. Hie, an das Sacrament mußt du dich reiben und hinzu halten, da ist ein Feuer, das die Herzen kann anzünden, da mußt du deine Noth und Durst (Dürftigkeit) bedenken und die Wohlthat deines Heilandes hören und glauben, so wird dir dein Herz anders werden und andre Gedanken fassen.

Die Feinde, damit wir zu kämpfen haben.

Darum hat Gott recht und wohl dran gethan, daß er uns hat lassen bleiben in solchem Stande, da wir müssen mit der Sünde, Tod, Teufel, Welt, Fleisch und allerlei Anfechtung kämpfen und ringen, auf daß wir genöthigt und gezwungen werden, seine Gnade, Hülfe, Wort und Sacrament zu suchen und zu begehren. Sonst wo das nicht wäre, würde kein Mensch ein Haar breit weder nach seinem Wort, noch seinem Sacrament fragen, weder Gnade, noch Hülfe suchen. Nun aber solche Jagdhunde, ja Teufel hinter uns sind, und uns aufstäubern, so müssen wir wohl munter werden, und wie ein gejagter Hirsch zum frischen Wasser, also auch wir nach Gott schreien, wie der 42. Psalm sagt, damit unser Glaube wohl geübt, erfahren und stark werde und wir also in Christo bleiben und fest werden.

Entschuldigung etlichem daß sie vom Sacrament bleiben.

Sprichst du, du fühlest keine Sünde, Tod, Welt, Teufel u. s. w. und hast keinen Kampf, noch Streit mit ihnen, darum zwinge dich auch der Noth keine zum Sacrament. Antwort: Ich hoffe es nicht, daß solches dein Ernst 'sey, daß du allein unter allen Heiligen und Menschen auf Erden ohne solch Fühlen seyn solltest. Und wo ich wüßte, daß dein Ernst wäre, so wollte ichs wahrlich bestellen, daß man auf allen Gassen, wo du gingest, alle Glocken läuten müßte und vor dir her ausrufen: Hie gehet daher ein neuer Heiliger über alle Heiligen, der keine Sünde fühlet, noch hat. Aber ich will dir ungescherzt sagen, fühlest du keine Sünde nicht, so bist du gewißlich in Sünden gar todt, todt und die Sünde herrschet mit Gewalt über dich. Und daß ich der groben äußerlichen Sünde geschweige, als Lust zu Unzucht, Ehebruch, Zorn, Haß, Neid, Rache, Hoffart, Geiz, Wollust u. s. w., so ist das schon allzuviel und große Sünde, daß du keine Noth, noch Lust hast zum Sacrament, denn daran merket man, daß du auch keinen Glauben hast, das Wort Gottes nicht achtest, Christi Leiden vergessen hast und voll Undankbarkeit steckest und aller geistlichen Greuel.

Darum ist mein Rath, wenn du ja so gar unempfindlich dich findest, daß du nicht Sünde, Tod u. s. w. fühlest, so greif an dein Maul, Nase, Ohren, Hände und fühle, obs Fleisch oder Stein sey. Ists Fleisch, wohlan, so glaube doch der Schrift, kannst du deinem Fühlen nicht glauben. Die Schrift sagt aber, das Fleisch streitet wider den Geist, Gal. 5, 17., item im Fleische wohnet nichts Gutes, Röm. 7,18. und dergleichen, denselben Sprüchen nach sprich also: wahrlich, ich fühle, daß ich Fleisch habe in meinem Leibe, so wird gewißlich nichts Gutes drinnen seyn. Darum so lange ich Fleisch habe, ist mir freilich Noth, zum Sacrament zu gehen, meinen Glauben und Geist zu stärken wider das Fleisch, welches meinem Geiste wider ist, die Schrift leuget dir nicht, aber dein Fühlen oder Nichtfühlen betrüget dich. Denn obwohl die Sünde durch Christum vergeben und also überwunden ist, daß sie uns nicht verdammen, noch das Gewissen beschuldigen kann, so ist sie doch so fern noch dageblieben, daß sie uns anfechten und also unsern Glauben üben kann.

Also auch fühlest du die Welt nicht, siehe dich um, wo du bist, ob du nicht unter den Leuten wohnest, da du stehest, hörest und erfährest Mord, Ehebruch, Raub, Irrthum, Ketzerei, Verfolgung und allerlei Untugend. Wenn du flehest, so glaube doch der Schrift, die da sagt: Wer stehet, der sehe zu, daß er nicht falle, 1 Cor. 10,12. Denn in solche Stücke kannst du auch alle Stunden fallen, nicht allein mit dem Herzen, sondern auch mit der That; denn du kannst wohl deinen Feind hassen und Schaden thun oder hindern am Guten u. s. w. Demnach mußt du sagen, wahrlich, ich sehe, daß ich in der Welt bin mitten unter allerlei Sünden und Lastern, darein ich wohl fallen kann. Darum so lange ich in der Welt bin, bedarf ichs wohl, daß ich zum Sacrament gehe, auf daß ich mich an meinen Heiland halte, und meinen Glauben stärke, damit ich solcher bösen Welt widerstehen und für Sünden und Laster behütet werden möge, denn ob uns Christus wohl hat die Welt überwunden, daß sie uns nicht kann zur Sünde zwingen, so ist sie doch so fern da geblieben, daß sie uns anfechten, plagen und verfolgen und damit unsern Glauben üben kann.

Desgleichen fühlest du den Tod nicht, so gehe zum Beinhause und Gräbern auf dem Kirchhofe oder glaube der Schrift, die sagt: allen Menschen ist gesetzt, einmal zu sterben, so wirst du finden, daß du noch nicht im Himmel bist leibhaftig, sondern hast den Tod auch noch vor dir und dein Grab wartet deiner auch unter den andern und bist dessen keinen Augenblick sicher. Wenn du das stehest, so gedenke: wahrlich, ich bin noch nicht hinüber, ich muß mit dem Tode auch noch kämpfen; so lange ich nun noch lebe, ist mir Noth, zum Sacrament zu gehen, auf daß ich meinen Glauben stärke, damit der Tod mich (so er mich übereilet) nicht erschrecke und verzagt mache, denn es ist ein grausamer Feind, den Ungläubigen unerträglich, ja auch den Schwachgläubigen erschrecklich. Und ob ihn Christus wohl überwunden hat, daß er uns nicht fressen, noch behalten kann, so ist er doch sofern dablieben, daß er uns erschrecken und mit Verzagen anfechten und also unsern Glauben üben kann.

Also, fühlest du den Teufel nicht, wie er zum Mißglauben, Verzweifeln, Gott lästern und hassen treiben kann, so glaube der Schrift, die uns zeigt, wie er mit solchen Stücken Hiob, David und St. Paul und andere mehr zerplagt hat, und dich auch noch so plagen kann. Demnach sprich: wahrlich, der Teufel ist noch ein Fürst in der Welt und ich bin ihm noch nicht entronnen, so lange ich aber in seinem Fürstenthum bin, bin ich sein nicht sicher. Darum muß ich zum Sacramente gehen, und mich zu meinem lieben Helfer und Heiland halten, damit mein Herz und Glaube täglich gestärkt werde, auf daß mich der Teufel mit seinem Pfahl nicht auch spieße oder mit seinen feurigen, verlipten23) Pfeilen erwürge. Denn obwohl Christus uns den Teufel überwunden hat, so ist er dennoch sofern noch ein Herr der Welt geblieben, daß er uns mit den hohen geistlichen Anfechtungen bestreiten und also unsern Glauben üben kann.

Solches habe ich so grob und albern daher müssen sagen, um der groben, faulen Christen willen, die nicht weit den Sachen nachzudenken wissen und also unversehens laß und sicher werden, als bedürften sie weder Gottes, noch seines Worts, gehen dahin, als hätte es weder Gefahr, noch Noth mit ihnen. Darüber verlieren sie den Glauben und werden untüchtig zu guten Werken. Aber Gott hat uns solche Feinde überbleiben lassen, daß wir zu kämpfen hätten und nicht faul und sicher würden, gleichwie geschrieben stehet Buch d. Richter 1., daß er seinem Volk auch etliche Könige und Fürsten umher ließ bleiben, auf daß sie kriegen lernten und in Kriegsgewohnheit blieben. Denn Gottes Wort ist allmächtig, so ist der Glaube und Geist geschäftig und unruhig, muß immer thun haben und zu Felde liegen, so muß das Wort Gottes nicht geringe, sondern die allermächtigsten Feinde haben, an welchen es kann Ehre einlegen nach seiner großen Gewalt, als denn diese vier Gesellen sind, Fleisch, Welt, Tod, Teufel, daher Christus heißt der Herr Zebaoth, das ist ein Gott der Heerfahrt oder Heerschaaren, der immer krieget und in uns zu Felde liegt.

Das Abendmahl ist ein Zeichen der höchsten Liebe gegen uns.

Derhalben bedürfen wir über die Maßen wohl, daß wir einen gnädigen Gott haben, der uns helfen kann. Und nicht allein das, sondern müssen auch gewiß und sicher seyn, daß er uns ohne Zweifel gnädig seyn und helfen wolle. Wie können wir aber dessen gewiß und sicher seyn, wo er uns nicht ein gewiß ungezweifelt Zeichen gäbe seiner Gnade und Liebe gegen uns? Wer könnte es sonst errathen, was er gegen uns gedächte? Das hat er nun hier in dem Sacrament gethan, und uns ein gewiß Zeichen seiner Liebe und Gnade gestellet. Denn das Sacrament ist ja kein Zeichen seines Zorns, und er würde es uns nimmermehr geben, wo er mit uns zürnete, sondern es ist ein Zeichen seiner höchsten Liebe und grundlosen Barmherzigkeit. Und wie kann er höhere Liebe und tiefere Barmherzigkeit erzeigen, denn daß er uns wahrhaftig da gibt seinen eignen Leib und Blut zur Speise? Das nicht allein ein gnädiges Zeichen, sondern auch eine Speise seyn soll, als damit wir uns laben und stärken sollen, als die in seinem Heer mit ihm zu Felde liegen, und ist eigentlich der Sold und Proviant, damit er sein Heer und Kriegsvolk besoldet und speiset, bis sie endlich obliegen und das Feld behalten mit ihm. O es ist gute Münze, köstlich roth Gold und rein weiß Silber, niedlich schön Brod und guter süßer Wein und deß alles die Fülle und reichlich voll auf, daß gar lieblich ist, in dieser Heerfahrt zu seyn.

Wer unwürdig von diesem Brode isset.

Sprichst du aber: St. Paulus machts zumal schrecklich, 1 Cor. 11, 27., da er spricht: Wer unwürdig von diesem Brode isset und von diesem Kelch trinket, der isset und trinket ihm selber das Gericht und ist schuldig am Leibe und Blute des Herrn. Damit macht er uns blöde und schüchtern zum Sacrament; denn wer ist, der sich würdig achten könnte? Antwort: Ey lieber, sichest du auch, wider welche St. Paulus redet, nemlich wider die, so als die Säue herein fielen und aus dem Sacrament ein leiblich Gefresse machten, und nicht anders handelten, denn als sonst ein täglich Brod und Wein, dazu sich unter einander verachteten und ein jeglicher ein eignes Mahl hielt. Wir aber reden von denen, die es glauben, daß es nicht ein Saumahl sey, sondern der wahrhaftige Leib und Blut Christi, und die da wissen, daß es Christus eingesetzt hat zu seinem Gedächtniß und unserm Trost, und gern wollten auch Christen seyn, ihren Herrn loben, danken und ehren, dazu auch wollten gern seine Gnade und Liebe haben, und fürchten sich ihrer Person und Unwürdigkeit halber und bleiben also davon, durch solche falsche Furcht gehindert und abgeschreckt. Lieber, du mußt nicht auf dich sehen, wie würdig oder unwürdig du seyst, sondern auf deine Nothdurft, wie du der Gnade Christi recht bedürfest. Wenn du die Nothdurft siehst und fühlest, so bist du würdig und geschickt genug, denn er hat's uns nicht zum Gift oder Ungnaden, sondern zu Trost und Heil eingesetzt. Vor allen Dingen aber mußt du ansehen, daß gleichwohl dein Herr Christus, wie unwürdig du bist, allzu würdig sey, den du loben, ehren und danken sollst und seine Ordnung und Stiftung (wie droben gesagt) helfen handhaben, wie du ihm schuldig bist und in der Taufe gelobet hast, daß dein Herz soll also denken: Wohlan, bin ich unwürdig, das Sacrament zu empfahen, so ist's mein Herr Christus destoweniger, daß ich ihm damit danke und lobe und seine Stiftung ehre, wie ich schuldig bin und gelobet habe in meiner Taufe, und abermal: bin ich unwürdig, so bin ich's aber nothdürftig, wer betteln will, der muß sich nicht schämen, Schaam ist ein unnütz Hausgesinde in eines armen Bettlers Hause; so lobet auch Christus selbst einen unverschämten Geiler oder Bettler. Luc. 11, 8.

Mit Gott handeln wir auf zwei Weisen, mit Danken und Beten.

Siehe, also hast du denn zwei gute Weisen und Ursachen, das Sacrament zu empfahen, die erste, daß du Christo damit dankest und ihn lobest, die andre, daß du für dich auch Trost und Gnade holest. Diese zwei Weisen können nicht böse, noch Mißbrauch seyn, sondern müssen recht seyn und Gott wohlgefallen. Denn gegen Gott können wir nicht mehr handeln, denn auf zwei Weisen, nemlich mit Danken und mit Bitten; mit dem Dank ehren wir ihn um die Güter und Gnaden, die wir schon bereits empfangen haben; mit dem Beten ehren wir ihn um Güter und Gnaden, die wir hinfort gern hätten, denn wer solcher Meinung zum Sacrament geht, was thut er anders, denn als spräche er mit der That: Herr, ich danke dir für alle deine Gnade, mir gegeben, und bitte, du wollest meiner Nothdurft noch mehr helfen, das ist sacrificium laudis et sacrificium orationis24). Mehr kannst du Gott nicht thun, noch ihn höher ehren.

Im Sacrament danken wir für die vorige Gnade und bitten um die künftige.

So siehe doch, welch ein fein Sacrament das ist, da du zugleich für die vorige Gnade dankst und um die künftige Gnade bittest. Wer kann aber immer mehr genug danken und bitten? Darum ist je hie keine Ursache, laß und faul zu werden, sondern eitel brünstige, heftige Reizung, daß man das Sacrament ja gern mit Lust und Freuden empfahen soll. O hätten die lieben Propheten und Altväter solch Sacrament sollen nur sehen und hören, wie sollten sie so fröhlich und begierig dazu gewesen seyn! Wie sollten sie sich unser verwundert haben, daß wir solche selige Leute gegen sie wären! Aber wie wehe sollte es ihnen auch wiederum gethan haben, wenn sie sollten gesehen haben, daß wirs so schändlich verachten; aber noch viel weher sollt's ihnen gethan haben, wenn sie gesehen hätten den greulichen Jahrmarkt, den die Papisten und Sophisten daraus gemacht haben mit Winkelmessen u. dgl.

Dankweise und Betweise sollen wir dieß Sacrament gebrauchen.

Darum siehe ja zu, daß du dieß Sacrament nicht anders, denn dieser zwei Weisen gebrauchst, nemlich auf Dankweise und Betweise, opinione laudis et precis d. i. in der Meinung, zu danken und zu beten, und hüte dich für der Papisten Greuel, die machen ein Opfer daraus, damit sie nicht danken für die vorige Gnade, sondern als mit einem Werk die künftigen Gnaden erwerben und verdienen wollen, dazu nicht für sich selbst, sondern auch für andere, welchen sie solche Opfermessen verkaufen. Aber du sollst im Sacrament Gott danken und helfen loben für die vorige Gnade, sonderlich die dir in Christo erzeigt ist, und begehren und bitten um künftige Gnade für deine Nothdurft, so wich du keinen Jahrmarkt, noch Verdienst daraus machen können, den du andern mittheilen und verkaufen mögest. Ein jeglicher muß hie für sich Gott danken und beten mit allen andern.

So viel will ich dießmal den Predigern, so es nicht besser wissen, angezeigt und daneben gebeten haben, daß sie solches wollen helfen recht in das Volk treiben und ausstreichen, denn obwohl etliche verstockte und unbußfertige, rohe Leute solches nicht achten werden, so wirds doch bei vielen Frucht schaffen, wie man spricht: Ein gut Wort findet eine gute Stätte und Gott selbst spricht Jes. 55, 11.: Mein Wort soll nicht leer wiederkommen, sondern ausrichten, dazu ichs sende.

Verächtern soll man das Sacrament am Tod nicht reichen.

Wo aber derselben Verächter etliche gefunden werden, die sich an solche Vermahnung nicht kehren, darüber das Sacrament bei gesundem und lebendigem Leibe nicht brauchen, da soll man sie auch an ihrem Tode und letzten Ende lassen liegen und das Sacrament nicht geben. Haben sie gelebt, wie die Hunde und Säue, so lasse man sie auch sterben, wie die Hunde und Säue, es sey denn, daß sie gar starke Züge eines reuigen, gläubigen Herzens beweisen. Denn wir sollen das Heiligthum nicht den Hunden geben, noch die Perlen für die Säue werfen, spricht Christus Matth. 7, 6. , Und Gott wird auch selbst mit zuschmeißen unter solche Verächter, daß sie des Abendmahls Christi nicht werth sind, noch es genießen müssen. Darum will ich hie ein Exempel erzählen, das unlängst geschehen ist in der Stadt Torgau25), da man des noch kann beide Pfarrherrn und Caplan zu Zeugen haben. Es ist auch ein solcher Mann gewesen, des Name ich nicht nennen will, der in sechs oder sieben Jahren nicht zum Sacrament gegangen ist unter dem Schanddeckel der christlichen Freiheit und solches aufgeschoben und gespart hat bis in seine Krankheit und in derselbigen auch noch dazu verzogen, bis das Stündlein daher kam. Als er nun seines Lebens ein Ende zu fühlen begann, forderte er den Caplan und bat um das Sacrament. Da der Caplan das. bringt und ihm jetzt in den Mund reicht, fährt die Seele aus und läßt das Sacrament auf der Zunge im offenen Maule, daß es der Caplan muß wieder zu sich nehmen. Als er aber ekel war, daß ers nehmen sollte und mich fragte, was er hie thun sollte, hieß ichs im Feuer verbrennen. Lieber, laß dir das ein Exempel und Zeichen seyn, daß du nicht roh dahin lebest, ob du wohl jetzt nicht zum Sacrament gezwungen bist. Kannst du Gott verachten in seinem Sacrament, er kann dich wieder verachten in deinen Nöthen, wie er spricht Spr. Sal. 1, 25.26.: Ihr habet alle meinen guten Rath verachtet, so will ich auch lachen in eurem Unfall. Und ist auch recht, daß der, so ein Christ will seyn, und solchen Namen mit Schande führet, daß er das Sacrament nicht will brauchen, wenn er wohl kann, soll ers auch nicht brauchen, wenn ers gern haben wollte.

Gott mag keinen gezwungenen Diener.

Nicht, daß ich darum wollte jemand zum Sacrament nöthigen oder zwingen, noch Gebot oder Zeit setzen, wie. der Pabst gethan hat, denn Gott mag keinen gezwungenen Diener haben, viel weniger will er jemand ohne seinen Dank etwas geben, sondern ich wollte gern damit ermahnen, daß sich ein jeglicher selbst zwinge und aus eigner Andacht sich selbst nöthige, solchen lieben edeln Schatz der Seelen zu holen, und daneben anzeigen, wie billig Gott daran ein groß Mißfallen habe, daß man seine angebotene Gnade und Güte so schändlich verachtet, aber doch helfen wollte, daß die Leute ohne Zwang und Gesetz lernten, Gottes Gnade zu suchen und zu empfahen. Denn solche große Verachtung und Undankbarkeit wohl größere Strafe verdient, denn die ist, daß einer das Sacrament endlich entbehren muß, als denn gewißlich auch viel größre folgen wird.

Im Pabstthum, da wir zum Sacrament gedrungen wurden, liefen wir häufig hinzu; jetzt, da man das Sacrament umsonst hat und seinen rechten Brauch, wirds verachtet.

Denn denke du selbst, wie eine ungeschickte, verzweifelte Verachtung und Undankbarkeit das ist, vorhin unter dem Papstthum, da wir zum Sacrament gezwungen und gedungen wurden, liefen wir mit Haufen hinzu, mußten dazu Geld genug darum geben, und alles theuer kaufen, da man uns doch nicht mehr, denn das halbe Sacrament einerlei Gestalt gab, und das noch ärger war, wir mußtens nicht haben zu unserem Nutzen, noch zu Gottes Ehren, sondern schlecht, daß man dem Pabst gehorsam wäre, als mit einem Frohndienst. Denn er fragt nicht viel darnach, was wir für Nutz und was Gott für Ehre davon hätte, die Seinen predigten und lehrten es auch nicht, sondern das sucht er allein, wie großen Gehorsam er bei uns haben möchte, ja mit unserm Schaden mußten wirs holen beide an Leib und Seele, denn da ward nichts vom Glauben gelehrt, sondern es mußte ein Werk seyn, damit man gegen Gott recht thäte, darunter der rechte Brauch, Nuß und Frucht des Sacraments verborgen und uns geraubt ward.

Jetzt aber, da mans nicht allein umsonst hat, sondern auch den rechten Brauch lehret und Summa zu unserem Nutz und Gottes Ehren brauchen kann, stellen wir uns so ekel und schändlich dazu, als wären wir nicht Menschen, ich will schweigen von Christen, sondern als wären wir Stöcke oder Steine, die es nicht bedürften und uns gar nicht anginge. Was solls denn Wunder seyn, daß uns Gott auch wiederum plagt und straft, ja weil wir Christen heißen wollen und uns so verächtlich und lästerlich gegen unsern Heiland zieren, so wäre es kein Wunder, daß uns Gott ohne Aufhören plagte mit theurer Zeit, Pestilenz und allem Unglück. Denn was soll es doch seyn, daß wir aus so greulichem Gefängniß der Seelen oder aus des Pabstes Stricken so gnädiglich erlöset sind und dazu uns solche reiche Gnade angeboten wird, aber wir nicht allein für solche Erlösung nicht danken, sondern auch der angebotenen Gnade gleich spotten, als eines unnöthigen, unnützen Dinges.

Das ist wahrlich ein böser Segen. Herr, hilf!

Darum spreche ich von Gottes wegen billig: willst du nicht essen und trinken von meinem Abendmahl, das ich dir so herzlich wohl zugerichtet, so will ich dir auch wiederum theure Zeit zuschicken, daß du weder Abendmahl, noch Morgenmahl finden sollst. Bist du so satt, daß du meine Speise nicht magst, so will ich dich hungrig genug machen, daß du auch deine Speise nicht haben sollst. Willst du nicht haben das Brod des Lebens, das ich dir so reichlich darbiete, so habe du Pestilenz, Fieber und allerlei Krankheit und stirb immer zum Teufel. Willst du nicht das Sacrament der Liebe, der Gnade und des Friedens, die ich dir darin schenke, so habe du Krieg, Zwietracht, Unfriede und alle Unruhe. Denn was soll doch Gott uns anders thun? Wie kann ers leiden, daß seine Gnade immer für und für, je länger je mehr verachtet und die Undankbarkeit immer größer wird, und hats doch so theuer erworben und seinen eigenen Sohn darum lassen kreuzigen; er muß drein schlagen und alle Plagen lassen über uns gehen, wie es denn schon anfängt und daher gehet. Wir zwingen und dringen ihn zum Zorn, daß er muß seine Gnade aufheben und Ungnade lassen walten, er kann vor unserem unablässigen Verachten und Undankbarkeit nicht anders thun.

Wohlan, ich will das Meine gethan und die Prediger treulich gebeten haben, daß sie mir hierin helfen, fleißig anhalten, damit wir doch nicht so gar überaus den Zorn Gottes reizen. Ohne Zweifel, es werden etliche fromme Herzen solches annehmen und sich bessern; der andern halben will ich entschuldigt seyn, ihr Blut sey auf ihrem Kopf, es ist ihnen genug gesagt. Der Gott und Vater aller Gnade und Barmherzigkeit verleihe uns seinen heiligen Geist, der uns erwecke und ermahne, mit Ernst zu suchen seine Ehre und mit aller Andacht des Herzens zu danken für all seine unzählige und unaussprechliche Güter und Gaben durch Jesum Christum, unsern Herrn und Heiland. Dem sey Lob und Dank und Ehre und Preis in Ewigkeit. Amen.

Quelle: Luthers Volksbibliothek, Band 1

1)
Augustinus war ein berühmter Bischof zu Hippo in Africa, geboren 354, gestorben 430.
2)
Kasel heißt das Meßgewand der Priester
3)
Das Confitemini nennt man den l18. Psalm, weil er im Lateinischen mit diesem Worte, welches auf deutsch heißt: Danket, anfängt.
4)
St. Jacob, ein Wallfahrtsort zu Compostella, wo der Leichnam St. Jacobi des Aelteren soll aufbewahrt seyn.
5)
Monstranz nennt man in der römischen Kirche das silberne oder goldene Gefäß, in welchem die geweihete Hostie aufbewahrt wird, um sie dem Volke zur Anbetung vorzuhalten. Ciborium ist der Theil des Altars, in welchem die Monstranz ihre Stelle hat.
6)
Patene heißt der Teller, auf welchen das gesegnete Brod, Oblaten oder Hostien gelegt wird
7)
Korporal ist die weiße Decke, die man über die Oblaten auf dem Altar decket.
8)
Messe nennt man im guten Sinn das heil. Abendmahl. Die Papisten aber nennen Messe die Handlung, da der Priester eine Hostie nebst dem Kelche consecrirt, in die Höhe hebt und dann beides allein isset und trinket, als ein Opfer für die Lebendigen und Todten.
9)
Auslegung
10)
Vigilien heißen die nächtlichen Gebete in den Klöstern, die vor den Sonn. und Festtagen hergehen.
11)
Gregorius der Große ein römischer Bischof zu Ende des 5. Jahrhunderts.
12)
Albertus b. Große, ein berühmter Lehrer der röm. Kirche im 13. Jahrh.
13)
so will ichs haben, so befehle ich es
14)
Laie heißt ein gemeiner Christ, der nicht Priester ist.
15)
ein Mißbrauch der Worte
16)
d. i. Ehre sey Gott in der Höhe und Frieden auf Erden
17)
d. i. das apostolische Glaubensbekenntnis
18)
d. i. der Anfang der Altargesänge bei der Feier des heil. Abendmahls
19)
d. i. das Dreimal Heilig, Jes. 6,3.
20)
d. i. der Lobgesang Zachariä
21) , 22)
d. i. Christe, du Lamm Gottes
23)
d. i. vergifteten
24)
d. i. ein Opfer des Lobes und ein Opfer des Gebets
25)
Torgau, sechs deutsche Meilen südlich von Wittenberg.
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