Körber, Emil - Das selige Wissen des Glaubens.
(19. November 1871.)
Text: Röm. 8,28-39.
Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Denn welche er zuvor versehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf dass derselbige der Erstgeborne sei unter vielen Brüdern. Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht. Was wollen wir denn hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns Alle dahin gegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht Alles schenken? Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes, und vertritt uns. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal, oder Angst, oder Verfolgung, oder Hunger, oder Blöße, oder Fährlichkeit, oder Schwert? Wie geschrieben steht: Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe. Aber in dem Allen überwinden wir weit, um des willen, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn.
In der Welt legt man, besonders in unserer Zeit, so viel Gewicht und Nachdruck auf das Wissen. Das soll entscheiden. über die Stellung, die ein Mensch im Leben einnimmt. Der größte Vorwurf, der Einen treffen kann, ist der, dass man ungebildet ist, wenig oder nichts weiß. Dagegen wer wohlstudiert ist, wer sich sein zu benehmen und zu bewegen weiß, wer Bildung hat, wer einen scharfen Blick und ein richtiges Urteil besitzt in Fragen, welche die Zeit bewegen und die Gemüter beschäftigen, wer sein Gewerbe, sein Handwerk oder Geschäft, seine Kunst, sein Amt tüchtig umzutreiben versteht, der ist ein rechter Mann, an dem schaut man hinauf, dem zollt man Ehre. Und warum sollte man es auch nicht tun? Dieses äußere Wissen, das sich auf irdische Dinge dieser Welt bezieht, hat ja auch einen großen Wert, und sogar einen Wert vor Gott. Aber ins Himmelreich hinein reicht und bringt es uns nicht. Den Frieden und die Ruhe der Seele unter den mannigfaltigen Schickungen und Vorkommnissen des Lebens schafft und gibt es uns nicht; Zufriedenheit und wahres Herzensglück wird uns durch alles irdische Wissen, durch Bildung, Kunst und Wissenschaft nicht zu Teil. O wie viele zerrissene Gemüter und verstimmte Geister, die innerlich unstet, ruhelos und flüchtig sich umhertreiben, nirgends Genüge finden, gibt es gerade in unsern Tagen in den hohen wie in den niederen Ständen! Es ist, wie wenn eine allgemeine Unzufriedenheit, Ruhelosigkeit und Ungenügsamkeit an den Herzen und Gemütern nagen würde. Trotz aller Aufregung der Welt, trotz allen äußeren Lustbarkeiten und Vergnügungen ist ein Geist der Schwermut ausgegossen, der die Herzen niederbeugt und zu Boden drückt: die Menschen können nicht mehr recht fröhlich werden. Woher kommt das, Geliebte, gerade in unserer Zeit der Aufklärung, des Lichtes, des Wissens, da in allen Gebieten des menschlichen Lebens, in Wissenschaft und Kunst, in Handel und Gewerbe so große Fortschritte gemacht sind? Woher kommt dieser melancholische Zug der Welt? Ach es fehlt bei allem Wissen in irdischen Dingen am rechten Wissen in himmlischen Dingen, am rechten christlichen Wissen, man bekümmert sich zu wenig um das rechte evangelische Christentum; und doch kann dieses allein die Seelen befriedigen, dieses allein kann uns fröhlich, glücklich und selig machen. Ja, Geliebte, es gibt ein seliges Wissen des Glaubens; das können wir aus unserm Texte lernen. Da öffnet Paulus freudig und getrost seinen Mund und ruft aus: Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Welcher seines eigenen Sohnes nicht hat verschont, sondern hat ihn für uns Alle dahin gegeben, wie sollte er uns mit ihm nicht Alles schenken? Und wenn der Apostel das ganze Leben mit seinen Leiden und Freuden überschaut, kann er ruhig sagen: Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Und selbst im Blick auf Tod und Ewigkeit darf er sich und allen Christen bezeugen: Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn. So wollen wir denn in dieser stillen Stunde heiliger Andacht unter Gottes Segen mit einander reden.
vom seligen Wissen des Glaubens.
I. Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?
II. Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen.
Du aber, geliebter Herr und Heiland, du erhöhtes und verklärtes Haupt deiner Gemeinde, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen liegen, lass auch uns Teil haben an dem seligen Wissen des Glaubens! Was nützt uns alles irdische Wissen, wenn wir das himmlische Wissen nicht haben. Alle Bildung, alle Wissenschaft, alle Kunst und Fertigfeit reicht nicht aus, um unserer Seele Ruhe und Frieden und ewiges Heil zu verschaffen; nur wer dich weiß und erkennt, wer dich hat, ist still und satt. O so gehe uns doch auf als der Aufgang aus der Höhe, als das Licht von oben! Erwecke recht viele Seelen unter uns, dass sie dich suchen, erkennen und lieben, und alles Andere für Schaden achten, auf dass sie Christum gewinnen. Dazu segne die Predigt deines Wortes und wirke mächtig an unser Aller Herzen durch deinen Geist. Das hilf uns, lieber Herr und Gott. Amen.
I.
Gott ist für uns, wer mag wider uns sein? Das ist freilich ein seliges Wissen, wenn ein Mensch nicht nur mit dem Kopfe weiß und mit den Lippen davon redet, sondern im tiefsten Herzensgrunde überzeugt und gewiss ist: Gott ist für mich. Der allmächtige Gott, dem Himmel und Erde dienen, den aller Himmel Himmel nicht fassen können, vor dessen Angesicht alle Völker sind wie ein Tropfen am Eimer, wie ein Stäublein auf der Wage, der im Himmel thront und die Erde ist seiner Füße Schemel der allmächtige, unendliche Gott ist für mich schwaches, endliches Menschenkind. Der heilige Gott, der in der Höhe und im Heiligtum wohnt, der in einem Lichte wohnt, da Niemand zukommen kann, bei welchem keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis ist, dem durch alle Himmel hindurch der Lobgesang der Cherubim und Seraphim erschallt: Heilig, heilig, heilig ist unser Gott, alle Lande sind seiner Ehre voll; der heilige Gott, dem alles Unheilige, Unreine und Befleckte ein Gräuel ist, der Augen hat wie Feuerflammen, der Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden und einem Jeglichen gibt nach seinen Werken, dessen Zorn bis in die Hölle hinab brennt und verzehrt - der heilige Gott ist für mich unheiligen Sünder, der im Blute Jesu Christi abgewaschen und gereinigt ist. Der liebevolle Gott, der die Liebe ist, dessen Wesen, Gedanken, Werke und Wege lauter Liebe sind, der die Liebe bleibt, auch wenn er die Rute in die Hand nimmt und seine Kinder züchtigt; der Gott der Liebe, dessen Gnade reicht, so weit der Himmel ist, dessen Wahrheit, Barmherzigkeit und Treue alle Morgen neu sind, so weit die Wolken gehen, der alle Geschöpfe umspannt mit seiner ewig tragenden und erbarmenden Liebe vom höchsten Thronengel an bis herab zum niedrigsten Würmlein und kleinsten Pflänzlein; der Gott der Liebe, der so heiß und rein, so innig, zart und tief liebt, wie kein Freund, kein Bruder, keine Schwester, kein Vater, keine Mutter, der also die Welt geliebt hat, dass er seinen eingebornen Sohn gab, auf dass Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben - der Gott der Liebe liebt auch mich, ist für mich! O jauchze mein Herz, frohlocke mein Geist, mein Leib und Seele. freuen sich in Gott!
Ist Gott für mich, so trete
Gleich Alles wider mich;
So oft ich ruf und bete,
Weicht Alles hinter sich.
Hab ich das Haupt zum Freunde
Und bin geliebt bei Gott,
Was kann mir tun der Feinde
Und Widersacher Rott?
Nun weiß und glaub ich feste,
Ich rühm's auch ohne Scheu,
Dass Gott, der Höchst und Beste,
Mir herzlich günstig sei,
Und dass in allen Fällen
Er mir zur Rechten steh,
Und dämpfe Sturm und Wellen
Und was mir bringet Weh.
Gott ist für uns, wer mag wider uns sein? Das ist ein seliges Wissen, im Herrn Geliebte! Wie viel liegt den Menschen daran, dass sie einen reichen Verwandten, einen mächtigen Freund und Gönner, einen hohen Beamten für sich haben, dessen Wort etwas gilt, der für sie einsteht, ihre Sache. führt; wie meinen sie da wohlgeborgen und aufgehoben zu sein! Aber
Menschliches Wesen, Was ist's gewesen!
In einer Stunde, Geht es zu Grunde,
Sobald die Lüfte des Todes drein wehen.
Dagegen Gott lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Gottes Liebe stirbt nicht. Gottes Allmacht welkt nicht, Gottes Auge entschläft nie im Tode. Gott wird nie müde und matt, sein Arm ist nie zu schwach, seine Hand ist nie zu kurz, dass sie nicht helfen könnte. Wenn Gott für uns einsteht, wenn Gott unsere Sache führt und sein gewaltiges Gotteswort für uns in die Waagschale legt, dann sind wir wohlgeborgen und aufgehoben in Zeit und Ewigkeit. Er ist mehr als der reichste Verwandte, der mächtigste Freund und Gönner, der höchste Beamte. Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Tretet auf, ihr Feinde alle! Ihr vermögt nichts wider den Christen, der das selige Wissen des Glaubens hat: Gott ist für mich. Sünde! du kannst nicht wider mich sein, du kannst mich nicht verklagen, mir nicht schaden; ich bin bei Gott in Gnaden und durch das Blut seines Sohnes rein. Sünde! dir muss ich nicht mehr dienen, du darfst meinen Leib und meine Glieder nicht mehr knechten und schänden in deinem schnöden Dienste; ich bin erkauft durch meinen Heiland, frei, los und ledig deiner Macht und Herrschaft. Wer will wider uns sein? Auch du, Satan! du hast kein Recht an mich, du bist gerichtet durch den Sohn Gottes, deine Krone ist dir genommen, dein Zepter ist zerschmettert, dein Reich hat ein Ende. Willst du, Verkläger von Alters her, die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Willst du verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns. Wer will wider uns sein? Tod und Hölle! Ihr liegt besiegt am Boden. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Gott sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum. O liebe Seelen, lasst euch doch nicht wegtreiben von dem lebendigen Gott und hinführen an die löcherichten Brunnen dieser Welt, die kein Wasser geben! Setzt eure Hoffnung in leiblichen und geistlichen Nöthen ganz auf Gott und ruht nicht, bis ihr das selige Wissen habt: Gott ist für mich. Das ist eine Felsenburg, eine gute Wehr und Waffen, ein Schloss, eine Festung, daraus uns kein Feind vertreiben kann.
Aber wie soll ich‘s machen? fragst du, dass ich zu diesem seligen Wissen des Glaubens gelange. Antwort: Soll Gott: für dich sein, so musst auch du für Gott sein, du musst für seinen Sohn sein, d. h. du musst Jesum Christum, das Lamm Gottes, den Heiland der Welt, den Sünderheiland, der in Gethsemane unter der Last der Sünde aller Welt mit dem Tode rang und auf Golgatha gekreuzigt und gestorben ist zur Versöhnung der ganzen Welt - auch für deine Sünden, - diesen Jesus musst du annehmen im Glauben als deinen. Herrn und Gott. Ihn musst du mit Liebe umfangen und Ihm Leib und Seele übergeben zum beständigen Eigentum, so dass du nicht mehr dir selbst lebst, sondern dem, der für dich gestorben und auferstanden ist. Das alte Leben der Sünde muss aufhören, und ein neues Leben der Gnade muss in dir zu Stande kommen. Nicht mehr die Werke des Fleisches darfst du vollbringen, sondern die Frucht des Geistes soll an dir offenbar werden: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit. Mit einem Wort, du musst von Grund der Seele dich bekehren zum Herrn, Ihm leben, leiden und sterben, so dass es bei dir heißt:
Nur Er soll mir auf Erden
Zur Kunst und Weisheit werden,
Mein Leitstern in der Zeit,
Mein Schatz, der ewig währe,
Mein Frieden, meine Ehre,
Mein Himmel, meine Seligkeit.
Von dieser völligen Übergabe an den Herrn lasst euch, meine Lieben, durch Nichts abhalten: durch keine irdischen Rücksichten und Bande, durch keine Lust und keine Last der Welt; nicht durch eure Männer, nicht durch eure Frauen, nicht durch eure Kinder, nicht durch eure Eltern, nicht durch eure Jugendfreunde und Freundinnen, nicht durch eure Verwandte und Bekannte. Denke nicht, was die und die sagen werden, wenn sie hören, du habest dich bekehrt. O achtet Alles für Schaden, auf dass ihr Jesum Christum gewinnt und in Ihm erfunden werdet! Schützt auch nicht euren Stand und Beruf, euer Gewerbe und Geschäft vor, dass man eben mitmachen müsse; man könne es nicht so genau mit dem Christentum nehmen, sonst komme man nicht durch die Welt. O nein! haltet euch zu Gott, aufrichtig und redlich, völlig und ganz und Gott hält sich zu euch. Hört, was der Heiland sagt: Wer verlässt Häuser, oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Äcker um meines Namens willen, der wirds hundertfältig nehmen und das ewige Leben ererben.
II.
Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Das ist das erste Stück vom seligen Wissen des Glaubens. Das andere aber ist dem gleich: Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Wer durch Glauben und Liebe mit Gott verbunden ist, der hat's gut. Wir wissen, sagt Paulus freudig und getrost im Blick auf dieses Leben mit seinen dunklen und dornenvollen Wegen, mit seinen oft unlösbaren Rätseln, mit seinen Leiden und Freuden, mit seinen bösen und guten Tagen wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Darüber ist gar kein Zweifel, es steht fest; wir sind darüber im Klaren und Reinen: was uns auch begegnen mag in diesem Erdenleben, es dient zu unserm Besten. O was für ein Vorrecht genießen. die Kinder Gottes, wahre Christen, denen es Ernst ist mit ihrem Christentum, die den Herrn Jesum von Herzen Lieb haben. Alles dient ihnen, alles wirkt zusammen in ihrem Dienste, und zwar zu ihrem Besten. Und was ist denn das Beste? Das ewige Heil unserer Seelen, dass wir immer mehr abgezogen werden von der Welt, und hingezogen und vereinigt werden mit Gott, dem Grund und Ziel alles Guten, dem wahrhaft Besten.
Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge, auch die Trübsal, zum Besten dienen. O dass wir Teil hätten an diesem seligen Wissen des Glaubens, dass es uns ganz in Fleisch und Blut übergehen möchte! So wären wir ruhiger und stiller, zufriedener und gelassener auch in den traurigen und trüben Tagen, die über alle Menschen, auch über die Christen kommen. Merket es euch doch recht, im Herrn Geliebte: wenn euer Lebensweg auch durch Dornen und Disteln, durch dürre Wüsten und Einöden, über Steine und Felsen führt, so ihr nur Gott den Herrn liebt, so geht es doch nach Kanaan. Darum
Weicht, ihr Trauergeister!
Denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben,
Muss auch ihr Betrüben
Lauter Segen sein..
Duld‘ ich schon
Hier Spott und Hohn,
Dennoch bleibst Du auch im Leide,
Jesus, meine Freude.
Auch die Trübsal dient zum Besten. Kreuzeswege, dunkle Stunden, Mühe und Arbeit, Demütigungen und Verleugnungen, Leiden aller Art sind uns viel heilsamer als lustige Tage; denn wir sind nicht auf Erden, damit unser Fleisch seine Weide finde, sondern damit wir für den Himmel zubereitet werden. Die Trübsal bringt eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind. Welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er; er stäupt einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt. Die Trübsal bringt Geduld, Geduld aber bringt Erfahrung, Erfahrung aber bringt Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zu Schanden werden. Seht da, wie die Trübsal zum Besten dient! Darum sagt Paulus: wir rühmen uns auch der Trübsale. Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maße wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Und wer sind die, die mit weißen Kleidern angetan und mit Siegespalmen in den Händen vor dem Thron Gottes stehen, und ihm Tag und Nacht dienen in ununterbrochener Seligkeit? Diese sind es, die aus der großen Trübsal gekommen sind und haben ihre Kleider gewaschen und ihre Kleider helle gemacht im Blute des Lammes. Ja denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge, auch die Trübsal, zum Besten dienen.
Was wollen wir denn noch klagen und murren, im Herrn Geliebte, wenn uns harte Schläge treffen? Was wollen wir trübsinnig und sauersehend werden, und uns verzehren in Schwermut? Was wollen wir unsern Pilgerpfad mit Seufzen wandeln und mit Tränen netzen ohne Licht und Glauben, ohne das selige Wissen: Alles dient zum Besten? Denkt, wenn ihr in Armut seid: Es dient zum Besten, ich soll und kann reich werden in Gott. Denkt, wenn ihr in innere Anfechtung fallt, und euch die Gnadensonne nicht scheint: Es dient zum Besten. Gott will mich läutern und reinigen und zu sich ziehen. Zu seiner Zeit wird mir Gottes Gnade wieder freundlich scheinen; wenn ich auch jetzt im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht. Er wird mich nicht lassen versuchen über Vermögen, sondern machen, dass die Versuchung. so ein Ende gewinne, dass ich‘s kann ertragen.
Wenn mir am allerbängsten
Wird um das Herze sein,
Reißt Er mich aus den Ängsten
Kraft seiner Angst und Pein.
Oder habt ihr mit Nahrungs- und Kleidungssorgen zu kämpfen, so murrt und klagt nicht, sondern denkt: Es dient zum Besten. Ich soll unter diesen äußeren Sorgen lernen die Sorge ums Himmlische, um das Lebensbrot und Lebenswasser; ich soll lernen bekleidet werden mit dem Gewand der Gerechtigkeit Christi. Und dann geht hinaus und schaut die Lilien auf dem Felde an, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht vielmehr euch tun? o ihr Kleingläubigen! Und schaut die Vögel unter dem Himmel an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr, denn sie? Oder kommt Krankheit und gar der Tod in eure Hütten; wird das Kindlein von der Mutter Brust weggerissen oder Mutter und Vater von der verwaisten Kinderschar, welkt Sohn oder Tochter dem frühen Grabe zu, wird das teure Weib, der treue Gatte dir genommen, sinkt das Haupt des Hauses in den Tod: so murrt und klagt nicht, wie die, so keine Hoffnung haben; sondern denkt auch da: Es dient zum Besten. Gottes Wege sind höher denn unsere Wege, Gottes Gedanken höher denn unsere Gedanken. Gott der Herr hat stets Gedanken des Friedens und der Liebe über uns, auch wenn er die tiefsten und schmerzlichsten Wunden schlägt, bei denen wir mit blutendem Herzen fragen müssen: Ach Herr, warum? Sei still, meine Seele! hadere nicht mit Gott, sondern bete an die ewige Liebe und denke: Es dient zum Besten. Einst werden die dunkelsten Wege licht werden im Glanze der Ewigkeit. Und wenn du selbst von dem allmächtigen Gott, dem Herrn über Leben und Tod, auf das Sterbebett gelegt wirst, wenn du abgerufen wirst aus diesem Leben und deine Hütte abgebrochen wird: O Mensch, o Christ! wenn du Christum lieb hast und an Ihn glaubst von Herzensgrund, so dient dir auch der Tod zum Besten. Sterben ist dein Gewinn. Du darfst mitten im Tode getrost und fröhlich sein und mit Paulus sprechen: Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn.
Mein Herz beginnt zu springen.
Und kann nicht traurig sein,
Ist voller Freud und Singen,
Sieht lauter Sonnenschein.
Die Sonne, die mir lachet,
Ist mein Herr Jesus Christ,
Das, was mich singen machet,
Ist, was im Himmel ist.
Amen.