Hauser, Markus - 42. Andachten zu Lukas
Luk. 1,37
Bei Gott ist kein Ding unmöglich.
Diese Worte wollen wir uns einprägen, sie zu Herzen fassen und niemals mehr vergessen. Der Engel Gabriel hat sie auf Erden gesprochen; mögen sie uns teuer bleiben! Heute noch bist du eingeschlossen wie in einem dunklen Kerker; morgen schon kann Gottes Hand alles geändert haben; du siebest Sein Heil und jauchzest über die Freiheit der Kinder Gottes. Heute noch plagt dich der Feind, du seufzest in finsteren Banden, deine Not ist groß; morgen schon kann die Erlösung eintreten. „Wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilf mit Macht herein.“ Heute noch bist du in heißem Gedränge. O Gott, wie bist du so ferne von mir! seufzest du. Morgen schon kann dein Friede sein wie ein Wasserstrom, und fröhlich singst du Dankeslieder. Heute noch schmachtest du in der Dürre, ringst um Kraft aus der Höhe; plötzlich rauscht daher die heilige Flut von oben, und du wirst erfüllt mit Heiligem Geiste. Heute noch nehmen Familiennöte deine Kraft sehr in Anspruch; morgen schon erkennst du die Leitung des Herrn, Er nimmt dir freundlich den Sorgenstein ab. Heute noch liegst du schwach und krank danieder, Hilfe scheint unmöglich zu sein; morgen schon durchströmen Gotteskräfte deinen kranken Leib. Der Herr hat dir geholfen! Heute noch weißt du nicht, wo Arbeit, wo Verdienst, wo Brot finden; morgen schon sind deine Fragen wunderbar gelöst, der Herr selbst sorgt für dich. Zu deiner Stärkung lies die heilige Geschichte. Überall findest du herrliche Belege dafür, dass Gott kein Ding unmöglich ist; darum fürchte dich nicht, glaube nur. Magst du heute noch auf rauem Pfade wandeln, morgen schon ist dein Pilgerlauf vollendet.
Luk. 1,75
Dass wir Ihm dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor Ihm alle Tage unseres Lebens.
Eine selige, aber auch verantwortungsvolle Gnadenstellung nehmen Glieder Christi ein. Selig sind wir, weil wir Diener, nicht Herren sind. Die Hauptsache, die Hauptsorge liegt auf Gott. Er waltet väterlich, wir arbeiten als Seine Kinder. Seine Interessen sind auch unsere Interessen, denn wir sind Kinder des Hauses. Er aber führt das Regiment, wir folgen Seinen Anordnungen. Teil an der Arbeit und am Siege haben Jesu Jünger, die Leitung aber liegt ganz in Seiner Hand. Da, wo Gott dich hingestellt hat, auf dem Felde, in der Werkstatt, in der Wohnstube, lebe ganz dem Herrn, wirke und ruhe unter den Augen Jesu. Verantwortungsvoll aber ist unsere Stellung, weil Er, dem wir dienen, ein heiliger Gott ist. Nur wenn wir in Heiligkeit und in Gerechtigkeit Ihm dienen, sind wir Ihm wohlgefällig. Wehe uns, wenn wir eigenmächtig und selbstsüchtig handeln, Seine Sache verderben, Sein Werk mit Sünden beflecken! Veruntreue nicht, was dir anvertraut ist. Der Herr gibt uns zu Seinem Werk Zeit, Gesundheit, Verstand, Kraft. Missbrauchen wir das Seine nicht! Alle Tage unseres Lebens in Heiligkeit und Gerechtigkeit dem Herrn zu dienen, das sei uns aufs neue wichtig, groß und teuer. Es kann uns heiß machen, wenn wir solches erwägen, aber verzagen dürfen wir nicht. Der Herr wird mit uns ins Gericht gehen, wenn wir Sein Werk lässig treiben. Darum wollen wir uns lieber selber richten. Jesu Rat für die Ewigkeit komme uns nie aus dem Sinn. Als Überwinder sollen wir Sein Angesicht schauen.
Luk. 2,10
Siehe, ich verkündige euch große Freude.
„Euch ist heute der Heiland geboren“, das ist der alleinige Gegenstand wahrer Freude. Du hast in Wahrheit noch nie Weihnachten gefeiert, wenn dies nicht in deinem Herzen zu einer bleibenden Freude wurde. Das Erwägen und Bewegen dieser Freudenbotschaft mag in jedem eine Fülle von Gedanken wachrufen, die nicht ohne Frucht sein können. Eine Wolke von Zeugen rühmt, in. Jesus ihren Heiland gefunden zu haben. Die Wunden, die die Sünde geschlagen, sind geheilt. Nun sind die gläubigen Menschen nicht mehr fern von Gott, sondern Ihm nahegekommen. Das ist ihre Freude, dass sie in Jesus sind, dass Er ihr Herz zu Seiner Wohnung gemacht hat. Auch sind sie im Blick auf die Ewigkeit nicht mehr betrübt und traurig, der große Freudenbringer hat es ihnen gesagt, dass Er sie zu sich nehmen werde, und dass sie immer sein sollen, wo Er ist. - Das Christfest ist ein Freudenfest, es erinnert uns lebhaft daran, dass wir teilhaben an Jesus und Seinem Himmelreich. Diese eine Freude birgt der Freuden viele in sich. Es wäre eine angenehme Beschäftigung heute, sich Notizen zu machen über die Freuden, die in dem in die Welt gekommenen Heiland für jeden aufrichtigen Menschen bereitliegen. Je mehr ein Herz sich in Ihn versenkt, desto fröhlicher wird es. Die Nebel weichen und die Weihnachtssonne steht in vollem Glänze da. Wir wollen uns aber nicht nur einige Augenblicke freuen; die Weihnachtsfreude ist unvergänglich. Sie ist die einzige Freude, die auch im Tode bleibt. Herr Jesus, komm, sei mächtig in aller Herzen; solange Du unser bist und wir Dein, solange feiern wir dankend dies Freudenfest. Preis sei Deinem Namen!
Luk. 2,12
Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.
Bei der Geburt Jesu ging es einerseits recht ärmlich und andererseits großartig zu. In einem Stalle muss des Höchsten Sohn untergebracht werden, und doch schweben heilige Engel majestätisch zur Erde nieder. Welch ein Gegensatz! Wo der Herr ist, da ist Niedrigkeit und Hoheit. Der Erde und dem Himmel gehört der Herr an. Wer bei Ihm ist, ärgere sich nur nicht an Seiner Knechtsgestalt; es geht vielfach unten durch. Aber es bleibt auch bei dem Worte: „Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf und nieder steigen auf des Menschen Sohn.“ Verachte nur Jesus nicht Seiner Niedrigkeit wegen, dann wirst du wahrnehmen, in welch hohe und edle Gesellschaft Er dich bringt; du wirst oft staunen über dem, was um den Heiland herum vorgeht. Bis zu Jesu Offenbarwerden in Herrlichkeit haben wir Ihn stets in der Niedrigkeit zu suchen. Dabei aber machen wir nicht selten die Entdeckung, dass es lieblich, fröhlich, himmlisch zugeht, auch wenn der starke Held als schwaches Kind in Windeln eingehüllt im Stalle in der Krippe liegt. Das Auge sieht nicht viel, auf dem es mit Behagen ruhen könnte, Fleischesherrlichkeit ist hier nicht zu finden. Ohr und Herz aber vernehmen eine Freudenbotschaft aus dem Himmel. Immer mehr gewinnen die Gläubigen Verständnis für diese eigenartigen Gegensätze. Wie ihr Herr, so sind auch Seine Diener verborgen, verkannt, verachtet, sie werden dadurch Licht und Segen verbreiten in aller Welt. Aus der Sünde heraus und in die Herrlichkeit hinein, das ist Gottes Plan mit ihnen.
Luk. 2,13 und 14
Und alsobald war bei dem Engel die Menge des himmlischen Heeres die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott usw.
„Welt war verloren, Christ ist geboren, freue, freue dich, o Christenheit!“ Die Geburt Jesu Christi bringt Himmel und Erde, Engel und Menschen in freudige Bewegung. Aus dem Himmel kommt der Herr zu uns, nun steigen auch die heiligen Engel hernieder. Das ist eine kostbare Tatsache. Heil dir, o Erde, die Bewohner reiner Himmel besuchen dich! Ein gewaltiges Ereignis! Wer könnte gedankenlos darüber hinwegschreiten? Schon diese eine Tatsache: Gott unter uns, Engel unter uns! verdient gefeiert und von jedermann beherzigt zu werden. Dir und mir gilt der hohe Besuch aus der oberen Welt. Die Engel wollen jedes Herz emporheben, zum Vater hinlenken und uns sagen: Sehet, ihr seid nicht vergessen, Gott hat euch das Größte zugedacht, erfasset die Tat Seiner Liebe! Der Engel Loblied in der heiligen Nacht hat schon viele Millionen Herzen in Freude und Jubel verseht. Ja, Gott versteht es, uns fröhlich zu machen! Wer wollte zurückbleiben! Wirf alle Fesseln ab, dein Ohr, dein Herz sei ganz auf den hohen Jubel der Engel gerichtet. Wie wohl tut den müden Leibern, den gedrückten Herzen eine Stimme aus dem Heiligtum! Wir haben ein Bedürfnis, fröhlich zu sein. Wenn nun Gott es ist, der uns fröhlich machen will, so wollen wir in keinem Jammer sitzen oder gar begraben bleiben. „Mache dich auf, werde licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“ Wer sich in Gott freut, den muss der Feind in Ruhe lassen. Vergiss dein Elend; Gnade und Freude strömen dir von oben zu.
Luk. 2,35
Es wird ein Schwert durch deine Seele dringen.
So hatte Simeon der Maria geweissagt. Unter Jesu Kreuz ging das Wort in Erfüllung. Und nicht nur der Maria, auch allen Jüngern und gottesfürchtigen Seelen blutete hier das Herz. Es war ein furchtbarer Anblick für die Jünger, ihren geliebten Herrn und Meister am Kreuze hängen zu sehen. Auf diese bangen Stunden hin, mit ihren heißen Kämpfen und bitteren Schmerzen, wollte der Herr die Seinen zum voraus mütterlich trösten und göttlich stärken. Er suchte es ihnen nahezulegen, um was es sich für sie handle. Sie sollten einen klaren Einblick gewinnen in das Heil, das ihnen und der ganzen Welt in Jesus bereitet ist; sie sollten erkennen, dass das Weizenkorn ersterben muss, um die Frucht bringen zu können, die es bringen kann und soll. Oft mussten es die Jünger beobachtet haben, welch hohe Majestät aus des Herrn Angesicht leuchtete. Ein tiefer Friede verklärte Seine heilige, in Gott ruhende Seele; das hatte auf sie wohl oft einen unauslöschlichen Eindruck gemacht. Der Umgang mit Ihm tat ihnen wohl, fesselte ihr Herz an Sein Herz. Sie erkannten e“, dass Er stets mit dem himmlischen Vater verkehrte, und dass Sein Sinnen und Denken viel droben in der Welt der Herrlichkeit weilte. Er lebte, was Er lehrte, und das dringt tief bei aufrichtigen Seelen. Aber durchs Herz mußte und sollte es ihnen dringen, dass Jesus Sein Leben lassen mußte, wenn sie zur Herrlichkeit gelangen sollten. - Solange dein Herz von dieser göttlichen Wahrheit nicht durchbohrt wird, kannst du nicht Frieden finden. Von der „Welt“ weg zu Gott hin wird die Seele durch die Macht wahren Lebens gelenkt. Der Herr hat eine ewige Erlösung erfunden.
Luk. 4,13
Und nachdem der Teufel alle Versuchungen vollendet hatte, stand er eine Zeitlang ab.
Es gibt Stunden der Macht der Finsternis. Und es gibt herrliche Gnadenstunden des Herrn. Böse Zeiten kommen, aber auch Heilszeiten brechen an. Für eine Zeitlang kann Satan dem Bekehrten sehr nachstellen. Wo immer er sein mag, fühlt er sich von Finsternismächten umringt. Er kommt sich vor wie eine vom Feinde eingeschlossene Stadt. Der Himmel scheint ehern zu werden, die Lebenszuflüsse sind wie abgeschnitten. Das sind Tage und Nächte der Not! Womit habe ich das verschuldet? fragt der Bedrängte. Habe ich mit lockeren Grundsätzen diese gemeinen Wesen angelockt? Hat mich der Herr verlassen? Wie schändlich, wie hässlich bin ich! Nie hätte ich gedacht, dass solche Dinge mich noch anfechten könnten! Lieber Mitpilger, harre des Herrn, sei getrost und unverzagt und harre des Herrn! Lege nicht soviel Gewicht auf die jetzigen Stürme. Jesus bleibt Sieger, auch im Gefängnis bist du in Seiner Hand. Zur Bewährung lässt Gott den Feinden ihr Spiel. Bleibe treu. Sorgfältiger als je wandle vor dem Unsichtbaren, als ob du Ihn sähest. Bald schlägt Gottes Stunde. Dann gehst du geläutert aus dem heißen Tiegel heraus. Im Sonnenschein der Gnade darfst du dann wieder wandeln. Deine trüben Erfahrungen aber haben dich dem Herrn nähergebracht. Ihm singst du Jubellieder. Nicht die Unfrommen, gerade Gottes Auserwählte stehen den Angriffen der Hölle am nächsten. Auf der Seite des Sohnes Gottes stehend, wirst du beständig belästigt, bedrängt, angegriffen von ihm, der den Sohn Gottes zu Fall bringen wollte. Darum wache und bete!
Luk. 6,37
Vergebet, so wird euch vergeben.
Jesus Christus muss oft Seine lieben Jünger mit allerlei Krankheiten heimsuchen, damit sie Zeit und Gelegenheit finden, ihr Wesen und ihr Verhalten zu erforschen. „Reiniget euch!“ ruft Er uns zu. Ehrsucht und Selbstsucht sind Ihm ein Gräuel. Diese Dinge müssen ausgetilgt werden, denn der Herr nimmt es genau mit den Seinen. Wir dürfen unsere Unarten nicht entschuldigen, sie sind nicht selten die Ursache der Not. Findest du keine Erleichterung, keine Erhörung, so werde weder gleichgültig noch verzagt; bitte um Selbsterkenntnis, um Erleuchtung; vielleicht hat der Herr ein ernstes Wort mit dir zu reden. Freude und Erquickung begehrst du. Tue zuerst Buße über deine Bitterkeit, trage dem Nächsten nichts nach, vergiss die Beleidigung! Dann kann die Lebenssonne dir wieder freundlich scheinen, das Evangelium wird dir wieder groß, und dein Gebet findet Erhörung. „Die Liebe ist des Gesetzes Erfüllung.“ Sorge dafür, dass dein Gebet nicht verhindert wird. Wer Liebe säet, wird Liebe ernten! Unser Heiland ist uns auch auf diesem Gebiete vorangegangen. Wir wollen uns als die Seinen erweisen, indem wir bitten für diejenigen, die uns schmähen. Kannst du dies nicht, so bitte um den Geist der Liebe. Die Liebe bewahrt auch vor Angst, denke daran. So oft du bei Gott um Vergebung flehst, so vergib auch du; so oft du nach Trost verlangst, bringe auch deinem Nächsten Trost entgegen. Behandle andere nicht hart, wenn du selbst Milde und Liebe für dich genießen möchtest. Die Natur verändern ist schwer, aber mit Gottes Gnade kommst du doch zum Ziele. Halte dich an Sein Wort.
Luk. 8,6
Anderes fiel auf den Felsen.
Auf Felsen fallen der Worte viele. Der Säemann sieht einen raschen Erfolg, er freut sich; bald aber gestalten sich die Verhältnisse ganz anders. Ach, die Felsenherzen bereiten viel Kummer! Nicht wenige nehmen die herrliche Berufung in die Gemeinschaft Christi mit Freuden auf, das Wort vom Kreuze zündet ein Feuer in ihrem Herzen an, sie bereuen ihre Sünden; schnell fühlen sie Seligkeit und sie wollen zum Himmel pilgern. Solche Seelen erweisen sich nicht selten sehr eifrig; kaum angeweht von Gottes Geist, arbeiten sie schon an anderen. Aber bei ihnen selbst kommt es zu keiner Wiedergeburt. Sie sind auf dem Wege dazu, schon ist das Wort in ihnen, es könnte etwas Ganzes aus ihnen werden, aber ihr Charakter ist unberechenbar, unzuverlässig. Der Heiland sagt: Sie haben keine Wurzel! Das macht ihren Abfall klar. Nur eine Zeitlang glauben sie. Weil aber das Wort nicht aufgeht in ihnen, weil es nicht neuschaffend eingreifen kann, verlieren sie das Wort wieder aus ihren Herzen, und endlich fallen sie ab. Hier ist die überaus traurige Geschichte vieler Erweckter gezeichnet. Äußerlich glauben sie vielleicht noch fort, in Wirklichkeit aber sind sie längst abgefallen. Die Versuchung konnten sie nicht ertragen, das Opfer für den Heiland schien ihnen zu groß zu sein. Insofern das Wort in uns ist, insofern ist Gott selbst in uns. Die Stunde der Versuchung naht auch dir. Du kannst ihr unmöglich ausweichen; bete, verharre im Gebet, überwinde gläubig. Aus dem Felsenherzen kann noch ein gutes Herz werden. Bitte den Herrn um Bewahrung in der Versuchung. Er will auch in dir ein neues Herz und einen neuen gewissen Geist schaffen.
Luk. 8,12
Der Teufel nimmt das Wort von ihrem Herzen weg.
Dieser Feind Gottes und der Menschen hat einen auf mich gerichteten Willen. Wo Gott etwas tut, da kommt er, um auch etwas zu tun. Überall, wo Gottes Wort verkündet wird, sind zwei Gewalten tätig; Jesus ist da, Seine Macht und Liebe zu entfalten, und der Teufel ist da, seine Bosheit, Arglist und seinen Hass geltend zu machen. Der Teufel will, dass ich nicht höre, nicht glaube, nicht selig werde. Wenn du unter dem Schalle des Evangeliums sitzest, vergiss nie, wer zugegen ist. Die Sache ist sehr ernst. Jesus selbst sagt es dir, dass der Teufel feindselig bei dir ist. Da kannst du zwar hören, und doch hörst du eigentlich nicht, es kommt nicht zum inneren, wahren Hören, weil du nicht ganz hörst. Woher auf einmal die fremden, mit dem vorliegenden Gegenstand unvereinbaren Gedanken? Woher die eigenartigen Bilder, die so stürmisch an deiner Seele vorüberziehen? Warum wird dein Herz so trotzig? Warum überfällt dich plötzlich zu so ungewohnter Stunde der Schlaf. Der Teufel ist auch da, er will, du sollst zerstreut sein, während du zu hören scheinst; er will, du sollst ungläubig bleiben und dem Heiland das Herz verschließen; er will, du sollst nicht selig, du sollst verdammt werden! Widerstehe deinem Feind, überwinde ihn im Gebet. Der Herr ist da, Er hilft dir. Du sollst jetzt hören, glauben, selig werden. O tue das, was Gott will, so muss alsobald der Feind weichen. Der Herr Jesus hat Macht über dich, und du wirst selig durch Ihn. Vertraue dich Ihm völlig an.
Luk. 11,13
Wie viel mehr wird der himmlische Vater den Heiligen Geist geben denen, die Ihn bitten.
Es ist sehr zu beachten, dass Gott nichts geben will und nichts geben kann, wenn es nicht ernstlich von Ihm erbeten und erfleht wird. Willst du wirklich des Geistes voll werden, so mache Ihm Raum, indem du dir alles Ungöttliche aus dem Herzen nehmen lassest. Nun rufe und flehe um den Heiligen Geist als einer, der ohne Ihn gar nicht mehr leben will. Gott will dir Seinen Geist geben. Zweifle hieran keinen Augenblick! Wozu sonst hätte Er der Sündenwelt Seinen Sohn als Opfer, als Versöhner, als Erlöser gegeben? Und wozu sonst hätte Er nach Jesu Himmelfahrt den Heiligen Geist auf die Erde gesandt? Das ist Gottes Ehre, das ist Seine Verherrlichung, dass du in Jesu Bild vollendet, auf den Tag Christi als ein wahres Glied des Hauses Gottes versiegelt werdest! Und nun bete als einer, der das auch will, was Gott will. Dann wird deine Bitte bald gewährt sein. Hast du aber keinen brennenden Durst nach dem Geiste Gottes, so wirst du nicht erhörlich zu bitten imstande sein. Die Sehnsucht nach Verbindung mit Jesus, das Verlangen, Ihm wohlzugefallen, drängt zur Bitte um den Heiligen Geist, denn ohne Ihn kannst du Gott keine Frucht bringen, ohne Ihn lebt Jesus nicht in dir, ohne Ihn bist du immer wieder ferne vom Herrn. Du musst warten und harren können, wenn du willst das Siegel Gottes empfangen. Gewiss wirst du es erlangen; glaube kindlich an Gottes Verheißungen, blicke auf den Heiland und halte an mit Flehen und Danksagung.
Luk. 12,36
Seid gleich Menschen, die auf ihren Herrn warten.
Sollte in hundert Jahren Jesus Christus der Herr noch nicht gekommen sein in Herrlichkeit, sollte selbst dann Seine Gemeinde immer noch eine wartende sein, so fühle ich mich mit der Erwartung Seines Kommens doch ganz und gar nicht getäuscht. Er hat mir befohlen, auf Ihn zu warten. Er hat es bestimmt ausgesprochen, dass Er bald kommen werde; wann? das hat Er nicht gesagt. Zeit und Stunde gebührt uns nicht zu wissen. Der Herr wird seine Gründe hierfür haben. Es ist gar wohl möglich, dass zwischen dem Kommen des Herrn im Fleische und Seinem Kommen zur Einnahme des Reiches ein Zeitraum von 2000 Jahren liegt. Aber das hindert mich nicht, auf Sein Kommen hinzuarbeiten und gleich einem Knechte zu sein, der stündlich auf seinen Herrn wartet. Nach Seinem Willen soll mein Erdenleben der Reichspredigt gewidmet sein. Nur Er weiß es so recht, warum schon die ersten Christen sehnlichst Seine Wiederkunft erwarten mussten, warum sie das Reich und nichts anderes beleben sollte. Tatsache aber ist es, dass alle, die Glieder des Leibes Christi sein wollen, jederzeit in voller Bereitschaft stehen müssen. Anders können sie Gott nicht gefallen! Wer nicht wartet, der kann einst nicht mitkommen. Fragst du mich also, warum ich täglich auf den Herrn warte und viel von Seinem Kommen rede und schreibe, so antworte ich: Der Heiland will es so haben. Er hat's befohlen! Und das ist genug. Täuschen kann sich keiner, der da tut, was der Herr befohlen hat. Die Reichshoffnung muss jeden durchglühen. Jesus wird Sein Werk mit starker Hand zum Ziele führen.
Luk. 13,24
Ringet danach, dass ihr eingehet durch die enge Pforte.
Vor dem schmalen Weg steht die enge Pforte. Da hindurch muss jeder, der das Leben finden will. Es gibt keine Ausnahmen! Niemand kann da für einen anderen hindurchgehen, jeder muss es persönlich tun. Unter Jesu Kreuz der Sünde tot sein, das ist die enge Pforte. Hier lege ab jegliche Bürde. Der Heiland selbst findet die Pforte eng; hier dringt nur der hindurch, der sich selbst, der Welt und der Sünde sterben will. Das eigne Wesen mit seinen Leidenschaften kommt nicht durch. Der Herr ruft dir zu: Gehe ein durch die enge Pforte! Sie ist also für dich da. Frage nicht: Was wird mein Nachbar tun? Freue dich, dass es dich persönlich angeht, denn auch du kannst ein Erstling Gottes werden. Heute handelt es sich um den Gehorsam, schlage alle Entschuldigungen sogleich nieder. Wer durch die enge Pforte eingegangen ist, kann und soll wandeln auf dem schmalen Wege. Jesus selber geht täglich voran, und gar so einsam ist der Weg auch nicht. Du findest Anschluss an liebe Mitpilger. Den Weg breiter machen zu wollen, wäre Vermessenheit und Selbstbetrug, vergebliche Mühe. Die Freuden des schmalen Weges sind keine geringen. Wahre Freiheit ist dir hier geschenkt, denn der Sohn Gottes macht wahrhaft frei. Leben genießest du, Lebenswasser aus dem Lebensquell fließt hier reichlich dem Wanderer zu. Nur unverzagt vorwärts, es geht der ewigen Heimat zu. Heute noch kann der Weg rau und steil sein, und morgen schon endet er ganz unvorhergesehen im wonnenreichen ewigen Leben. Aufwärts führt der Pfad; bald darfst du eintreten in das Land des himmlischen Lebens
Luk. 15,10
Es ist Freude bei den Engeln.
Warum doch ist den Engeln die aufrichtige Buße eines Staubbewohners ein so hohes, freudiges Ereignis? Der Gründe hierfür sind wohl viele. Wir stammen ab von dem Vater der Lichter, von dem Schöpfer der Geister und gehören hinein in das Haus Gottes. Das Paradies ist uns entrissen, aber die Liebe Gottes ist uns geblieben. Die Liebe ließ Ihn Wege finden, die Ihm Verlorengegangenen zu erretten. Den Sohn der Liebe sandte Er unter die verführten Menschen, und Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit Ihm selber! Weil nun die Engel mit großer Liebe an Gott hangen, darum freuen sie sich über den Sieg Seiner Liebe. Die Erlösung, Errettung und Beseligung der Gefallenen, ihre Rückkehr ins Paradies, ins Vaterhaus ist Gottes Freude, ist die Freude Seiner Freunde. Darum freuen sich auch Seine Engel über jeden einzelnen Sünder, der Buße tut. Nun hat Gott wieder einmal eine Vaterfreude, ein Kind ist Ihm geboren worden, darüber freuen sich die Engel Gottes. Wie Gottes Freude ihre Freude ist, so ist auch der Menschen Freude ihre Freude. - Ein Sünder tut Buße. Er scheidet sich von der Sünde und tritt ein in die Reihen der Jünger Jesu. Nun hat der Satan auf Erden wieder einen Diener weniger und der Heiland einen Nachfolger mehr. An diesem Einen aber liegt den Engeln Gottes viel. Die Macht der Finsternis ist wieder um einen geschwächt - vielleicht hat sie diesmal Bedeutendes verloren und das Heil Gottes einen Träger und Zeugen mehr gewonnen. Das kann unberechenbare, weitgehende Folgen für Jesu Reich haben. Darum freuen sich die Engel über einen Sünder, der Buße tut.
Luk. 15,18
Ich will mich aufmachen.
Als der Sohn es gut hatte im Vaterhause, gärte es gewaltig in seiner Brust. Ich will fort! hieß es bei ihm. Was liegt doch nicht alles zwischen dem ersten Entschluss: Ich will mein eigener Herr sein! und dem zweiten: Ich will heim ins Vaterhaus! Gott lässt oft Seine Menschen nur so schalten und walten, als hätte Er zu ihrem Vorhaben gar nichts zu sagen. Aber Er behält dennoch den Faden in Seiner Hand, Er kann warten und dem ungestümen Herzen Zeit lassen. Endlich klärt sich vieles ab, Gottes Rechte behält den Sieg. O Menschenkind, wie stark und wie schwach bist du! Stark im Eigensinn trogest du deinem Gott. Bald brichst du zusammen, mürbe gemacht durch bittere Not. Erkenne doch deine Ohnmacht bei aller Großtuerei! Heimwärts lenke deine Schritte, je eher, desto besser. Sprich auch du: Ich will mich aufmachen! Es ist klar, dass der verlorene Sohn nicht in der Fremde bleiben konnte. Die veränderte Gesinnung mußte zum Ausdruck kommen, den Ort der Sünde mußte er fliehen. Der verlorene Sohn sah seine Sünde. Sie ließ sich nicht mehr hinwegscherzen, sie mußte bekannt werden. Das sind entscheidende Augenblicke! Weißt du, wie einem Sünder zumute ist, der seine Sünde anschauen muss? „Ich will zu meinem Vater gehen und will bekennen.“ So ist es recht. Alles andere führt nur zu einem faulen Frieden. Tief ergreift uns des Vaters Liebe. Hier schöpfen wir Mut, eine wunderbare Hoffnung leuchtet bis ins Innerste unserer Seele hinein. Heim, heim will auch ich; der Vater liebt mich, zu Ihm will ich ziehen! Heimwärts zu Gott lasst uns die Schritte lenken. O, welch ein Jubel für den Erlösten. Er wandert schon dem ewigen Vaterhause zu!
Luk. 16,9
Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon.
Mit Hilfe des irdischen Besitzes sollen sich Jünger Jesu Freunde machen. Es gibt ein Geben, das die Herzen verbindet; da ist das Geld am allerbesten angelegt, denn es trägt reiche Frucht für die Ewigkeit. Aus Matth. 10, 40-42 erkennen wir klar, welche Leute wir uns zu Freunden machen sollen. Das Werk Christi hienieden erfordert Leute und Geld. Die einen tun den Dienst, die anderen geben Geld dazu her; die einen bauen Bethäuser, die andern helfen mit. Gott aber belohnt alles, was Ihm getan wird. Da kann nun die ganze Jüngerschar ihre Talente, ihre Kräfte, ihre Gelder anlegen und in den Dienst Gottes stellen. Hütten, „ewige Hütten“ stehen den Gliedern Christi, Seinen Brüdern, Seinen Bauleuten in Aussicht. Und wenn sie im Besitz ihrer Erbgüter sind, so können sie damit schalten und walten, wie man das jetzt mit irdischem Besitze tut. Da kann es denn vorkommen, dass ein treuer Knecht über vieles gesetzt wird, während ein anderer ziemlich ärmlich gestellt ist. Hat sich nun letzterer im Leibesleben Freunde gemacht, die nun in ewigen Hütten wohnen und daher über vieles verfügen, so kann ihm das unendlich viel eintragen. In ewigen Hütten Freunde haben, das hat hohen und weittragenden Wert. Wer den irdischen Besitz nur für sich verwendet und ihn für seine Nachkommen fein zusammenhält, der ist untreu; wer aber damit Gottes Werk treibt und dem Herrn dient, der ist treu. Wir möchten aber nicht nur guter Freunde willkommene Gäste in der Ewigkeit sein, ach, wir hätten auch dort so gern eine eigene Hütte! So lasst uns denn Tag für Tag treu erfunden werden!
Luk. 18,1
Ein Gleichnis dafür, dass man allezeit beten und nicht lass werden müsse.
Allezeit beten und nicht lass werden sollen Berufene. Etliche ziehen alle Stränge an und eilen hitzig vorwärts; aber es geht gar nicht lange, so gehen sie ab, sinken müde zurück, halten den Durchbruch für unmöglich. Eigenwillige Drängerei ist Fleisch, gewinnt nichts, verdirbt manches. Es hängt viel davon ab, wie ein Arbeiter die Sache in die Hand nimmt. Wir merken bald, was er zu leisten vermag, mit wem wir's da zu tun haben. Wie stellt er sich zur Arbeit, wie nimmt er das Werkzeug in die Hand? Das alles sagt uns viel. Beim Beten ist es aber noch weit wichtiger, wie gebetet wird, wie wir die Sache auffassen, uns dazu stellen, um sie auszuführen. Jesus redet von der äußeren Not einer Witwe und von der Bedrängnis der Gemeinde Gottes. An diesem Vergleich will Er uns zeigen, was Ausharren ist im Gebet. Die Witwe hat den Sieg davongetragen. Sie soll uns ein Beispiel zum Nachahmen sein. Auch bei Menschen ist also etwas zu erlangen, wenn wir Geduld und Ausdauer genug haben. Seine Auserwählten aber kann Gott nicht unerhört lassen. Freilich ist gerade hier die Bedingung derart, dass Hunderte die Gebetshände vorzeitig sinken lassen und den Sieg für ganz unmöglich halten. Wenn so viel erforderlich ist, sagen sie, reicht meine Kraft nicht aus. Tag und Nacht bitten, flehen, ringen! Das ist nicht jedermanns Sache. Jesus zeigt uns hier die Sicherheit der Hilfe, in häuslichen Nöten wie auch in solchen, die das Reich Gottes betreffen. Harre aus im Gebet, der Sieg ist dir ganz gewiss.
Luk. 18,7
Sollte der Herr nickt erhören Seine Auserwählten, die zu Ihm rufen Tag und Nacht?
Es gibt eine Gebetsnot, die den tiefsten Grund unserer Seele erfasst, alles Sinnen und Denken in Anspruch nimmt und uns Tag und Nacht keine Ruhe lässt. Jesus kannte diese aus eigenster Erfahrung. Hat Er nicht in den Tagen Seines Fleisches Gebete und Flehen Dem, der Ihn von dem Tode erretten konnte, mit starkem Geschrei und Tränen dargebracht? Hebr. 5, 7. Kennst du auch solche Gebetsnot? Hier ist die Erhörung gewiss. Zu solchem ernsten Ringen drängt der Geist Gottes selbst. Tag und Nacht rufen die Auserwählten, der Geist von oben lässt ihnen keine Ruhe; sie haben nicht ihre eigenen, sondern die Interessen Gottes im Auge; ihnen ist in Bälde Erhörung zugesagt. Das ist ein Arbeiten mit Gott für Gott. Wer seine Schultern hergibt zum Tragen, dem legt der Herr eine Last auf, der Menschheit Jammerzustand wird seine eigene Herzensnot, die bringt er Tag und Nacht vor Gott. Er wird dadurch zum Mitarbeiter Gottes, und wenn der Sieg errungen ist, krönt ihn der Allmächtige mit Gnaden ohne Zahl. Wir kommen für uns und unsere Familien nicht zu kurz, wenn wir ausgehen aus uns selbst und ganz dem Herrn und Seiner Sache leben. Des Herrn Volk besitzt eine heilige Gebetsmacht und ein seliges Gebetsrecht. Kinder dürfen bitten, ihr Verhältnis zum Vater bringt das mit sich. Die Gebetsmacht hängt mit der Gebetsnot zusammen. Leiddurchglühte, glaubensvolle Beter erhalten einen Sieg nach dem anderen; ihr Herz erweitert sich, sie verstehen ihren Gott, und Gott versteht sie. Ihre Seele zieht Macht an, und Gottes Geist treibt sie, dass sie beten ohne Unterlass.
Luk. 19,42
Wenn doch auch du erkenntest, was m deinem Frieden dient.
Mächtig reden die Grabgeläute zu den Herzen. Heute kann ein alter, morgen ein junger Mensch plötzlich vor den Richterstuhl Gottes gerufen werden. Warum sorgen denn so wenige für ihre eigene Zukunft? - Ach, dass sie doch Verstand hätten, zu bedenken, was zu ihrem Frieden dient! Niemand geht mit dir hinüber, niemand begleitet dich zu dem göttlichen Richterthron. Du musst persönlich vortreten, du selbst musst offenbar werden. Es handelt sich um deine eigene Zukunft, um dein eigenes Wohl oder Wehe. Keine Kirche, kein System macht selig. Jesus ist der Herr des Himmels und der Erde. Er kann einladen lassen, Er kann die Gäste empfangen. Er ist es, der uns sagen lässt: Kommet, denn es ist alles bereit! Wer Ihn verachtet und Seinen Ruf verschmäht, der ist unglücklich hier unten und tritt arm und leer in die Ewigkeit ein, für die zu sorgen er zu töricht war. Alles ist bereit, eingeladen bist du; was willst du nun tun? Gehe nicht leichtfertig über diese Frage hinweg! Prüfe, überlege, handle. Entschuldigungen nimmt Er keine an, und dir nutzen solche gar nichts. Entweder lässest du dich reinigen durch Sein Blut und dich bekleiden mit dem Rocke Seiner Gerechtigkeit und sehest dich also an Seine königliche Tafel, dann ist dir geholfen, Freude und Wonne wird dich ergreifen, aber Schmerz und Leid von dir fliehen - oder du weisest die heilvolle Einladung ab, verharrest in deinen Sünden, dann ist dein Ende das Verderben; Finsternis und Jammer hüllen dich ein. Erwäge es wohl! Durchbrich mutig alle Hindernisse, Er wird dir helfen.
Luk. 21,36
Zu stehen vor des Menschen Sohn.
Das ist das Ziel, nach dem wir ringen. Wie es der Herr dann mit uns halten will, ist Seine Sache. Ob wir durch den Tod hindurch einer baldigen Auferstehung teilhaftig werden dürfen, oder ob wir den Tod werden zu erdulden haben um Seines Namens willen, wie das bei den Aposteln der Fall war, oder ob uns der Herr, ähnlich dem Henoch, hinwegrücken will, oder ob wir wie das Sonnenweib in Offenbarung 12 durch Flucht geborgen werden sollen, das ist Sache unseres Meisters. Es ist völlig unnütz, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was in dieser Hinsicht eine höhere oder eine niedrigere Seligkeit wäre. Aus Offenbarung 20, 4 ersehen wir ja, dass auch die vom Antichristen um Jesu willen Getöteten Glieder der ersten Auferstehung, also Glieder der Brautgemeinde Jesu Christi sind. Regenten und Priester werden selbst diese Legten noch. Wir wissen nicht, wie lange die Leidenszeit eines jeden einzelnen dauern wird, aber das wissen wir, dass sie nicht lange unter dem Altare auf ihre herrliche Auferstehung zu warten haben. „Seid gleich den Knechten, die auf ihren Herrn warten.“ „Eure Lenden seien umgürtet, eure Lichter brennend!“ Nur wer wartet, betet, wacht, wird stehen vor des Menschen Sohn. „Der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Offenbarung 22, 17. Wahrlich, wir gehen herrlichen Zeiten entgegen! Der Spätregen kommt, die ganze Welt wird noch die Kraft des Evangeliums zu verspüren bekommen. Die Hölle. mag darüber wüten, der Ausgang ist klar und gewiss.
Luk. 22,28
Ihr seid es, die bei mir ausgeharrt haben in meinen Versuchungen.
Es mag den Jüngern im Leben Jesu manches unverständlich gewesen sein; aber sie harrten bei Ihm aus, wurden nicht wankend, nicht wetterwendisch, nicht argwöhnisch. Treu hielten sie sich zu ihrem Herrn. Das tat Ihm wohl. Und uns tut es auch wohl, zu sehen, welchen Wert Er darauf setzt, dass wir schwachen Jünger bei Ihm ausharren. Ist unsere Kraft auch klein, sind wir auch ganz unscheinbare Jünger, so können wir eben doch eine wichtige Stellung ausfüllen, mitarbeiten, Jesu Sache fördern, nicht durch auffallendes Wirken, aber durch Beharrlichkeit und Treue! Lassen Christi Jünger alles über sich ergehen um seinetwillen, so kann noch alles gut werden. In den Stürmen erlangen sie Festigkeit, Tragkraft und jenen Sinn und Charakter, der befähigt, eine wichtige Stellung im Reiche der Himmel einzunehmen. Das also, was verderblich schien, was lange schwer auf ihnen lastete, war gerade das beste Mittel, männliche Christen aus ihnen zu machen. Als Gebiete, aus denen für den Sohn Gottes Versuchungen kamen, nenne ich den Satan mit seinem Anhang und diejenigen Menschen, welche die Finsternis mehr lieben als das Licht, weil ihre Werke böse sind. Ferner hatte auch Jesus einen sterblichen irdischen Leib, Er trug unsere Krankheiten und war ein Mann der Schmerzen. Und mit diesem zerbrechlichen Leibe wohnte auch Er auf der fluchbeladenen, verderbten Erde. - In unseren Tagen ist das Ausharren beim Heiland und bei Seinem Wort gar keine so leichte Sache. Dennoch hat der Herr zu jeder Zeit Jünger gehabt, deren Hoffnung Er war und nur Er.
Luk. 24,5 und 6.
Was suchet ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, sondern Er ist auferstanden,
Welch ein Wort für die trauernden Jünger! Boten von oben sagen ihnen, was geschehen ist. In strahlenden Kleidern überbringen Himmelsbewohner den Verlassenen die wunderbare Kunde. Er, der Heißgeliebte, ist nicht tot. Er lebt, Er ist wahrhaftig auferstanden! Welch eine heilige Freude erweckt dies in liebedurchglühten Herzen! - Das Sterben ist ein großer Schmerz. Da wird der Mensch auseinandergerissen, eine merkwürdige Trennung des Zusammengehörigen findet statt. - Aber nun: Auferstehung und Wiedervereinigung mit dem Leibe! Die Jünger hatten den Herrn wirklich wieder. Sie konnten Ihn sehen, Ihn betasten, mit Ihm von Angesicht zu Angesicht reden, ja, Er hält mit ihnen das Mahl. Sie sind nun tatsächlich davon überführt: der Meister ist Todesüberwinder, Lebensfürst, ist selbst die Auferstehung und das Leben. Da hat sie Freude und Wonne ergriffen. 40 Tage lang durften sie die leibliche Gegenwart des auferstandenen Gottmenschen genießen. Wie tief mußte Er ihnen da ins Herz hineinwachsen! Vom Reiche Gottes redete Er in dieser Zeit besonders mit ihnen. Da konnten sie in die Wunderwege Gottes hineinblicken, da wurde ihnen der Herr aufs neue groß, und viele Seiner Reden verstanden sie nun erst recht. Das ganze Geheimnis der Erlösung wurde ihnen erschlossen; weg war aller Zweifel Spur. Ewig ungeschieden von Jesus, welch ein Gedanke für einen Menschen, der sein Heil erkannt und gefunden in dem Gekreuzigten und Auferstandenen!
Luk. 24,25
O ihr Toren, und langsamen Herzens, zu glauben.
Trost in bangem, schwerem Weh, süße Aussichten mitten in herbem Schmerze hätten die Jünger gehabt, wenn sie auf Jesu Verheißungsworte geachtet hätten und ihr Herz auf die Auferstehung gerichtet gewesen wäre. Merke dir das, dem Herrn vertrauende Seele! Nicht sorgfältig genug können wir Jesu Wort aufnehmen, bewegen, beherzigen. Bittere Täuschungen mancherlei Art bleiben denjenigen Christen erspart. die ganz und gar im Worte leben und sich auf das Wort verlassen. Die Kunde vom leeren Grab bringt eine Bewegung unter die Jünger. „Jesu Grab ist leer!“ Das fährt in sie. Sie eilen hinaus, sie überzeugen sich. Was ist doch da geschehen, fragen sie sich. Aber das leere Grab kann sie nicht zum Lichte führen. Noch finden sie die rechte Spur nicht, sehr nahe lag sie. Jesu Wort: „Ich werde auferstehen“ ist eben noch nicht lebendig in ihnen. An einen neuen Anschlag der Feinde denken sie. Weggetragen, uns ganz entzogen haben sie den lieben Herrn! Welch ein Schrecken! Es wird nicht helle, es wird dunkel in ihnen; so gehen sie denn ratlos und trostlos heim. „Das ist eine ernste Predigt für uns. Solche Folgen also kann es haben, wenn Jesu Wort nicht in uns lebt. Verstand und Einsicht sind wie verschlossen, das uns umgebende Licht dringt nicht ein. Die Pharisäer dachten an Jesu Auferstehungswort, die Jünger aber nicht. Siehst du, woher nicht selten die dunkeln Tage und die bangen Stunden kommen? Denk daran, wenn wieder Woge um Woge deine Seele in große Ängste verseht. Das erlösende Wort ist gesprochen. Glaube kindlich!
Luk. 24,34
Der Herr ist wahrhaftig auferstanden.
Glaubst du das? Lebt dies Wort in dir? Dann erst hast du in Wahrheit Ostern gefeiert und siehst auch deinem eigenen Auferstehungstage mit Freuden, mit seligem Hoffen entgegen. Dies ist ja die inhaltsreichste Hoffnung, die wir kennen, die Seligkeit, die alle anderen Seligkelten in sich schließt. Wie wird mir sein, wenn ich meine eigene Auferstehung feiere! Glieder Christi gewinnen viel, wenn sie sich eingehend beschäftigen und sich vertraut machen mit ihrer Auferstehung. Wie wird mir sein, wenn mein Hüttlein verklärt, wenn mein Leib ein Geistleib ist, immer stärker wird mein Sehnen nach ihm. Diese frohe Hoffnung, diese wunderherrliche Aussicht beeinflusst stark unser gegenwärtiges Leben. Der Leib kommt zu Ehren, er hat eine große Zukunft; darum bewahren wir ihn rein und lassen ihn in keiner Weise ein Werkzeug der Sünde sein. Unsere Leiber sind die allerwichtigsten Saatkörner; deshalb tragen wir Sorge darum. Es soll dies Saatkorn seiner Bestimmung gemäß behandelt werden; auch unser Leib soll heilig sein dem Herrn. Auferstehungstag, Tag meines Glaubens und meines Hoffens, Tag meiner Sehnsucht, meiner Verherrlichung, Tag der Erfüllung und Verwirklichung meiner Wünsche, Tag des Endzieles meiner jetzigen Erziehungsschule, Tag des Ausgangspunktes neuer Bahnen zu neuen Herrlichkeiten - sei mir tausendmal willkommen! O, du mein Auferstehungstag, wie verlanget mich nach dir! Herr, Du auferstandener Lebensfürst, führe Du mich selbst meinem Auferstehungsmorgen entgegen! Du bist wahrhaftig auferstanden, sei auch meine Auferstehung und mein Leben.
Luk. 24,36
Da sie von ihm redeten, trat Jesus mitten unter sie.
Während die Emmaus-Pilger ihre Erlebnisse erzählten und die anderen Jünger ihnen zuriefen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen“, trat Jesus selbst mitten unter sie und sprach: „Friede sei mit euch!“ Es zog Ihn hin zu den Seinen, ihnen konnte und wollte Er sich offenbaren. Ihre Herzen waren erfüllt von Ihm, Er war der Gegenstand ihres Gesprächs, nichts anderes hätte jetzt Platz und Zeit bei ihnen gefunden, Ihm gehörte das ganze Herz mit seinem Fühlen und Denken. O, ein seliger Zustand! Bis auf diese Stunde naht der wahrhaftig Auferstandene denen, die sich nach Ihm sehnen, die ergriffen und durchdrungen sind von der Wahrheit. Er offenbart sich als der Auferstandene den zerschlagenen und gedemütigten und nach Ihm seufzenden Herzen. Wir sollten es mehr erleben, dass wir von Familie zu Familie gehen könnten, wo Jesus zur brennenden Frage und zum Tagesgespräch geworden ist. Dann würde der Jubelruf: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden“, nicht nur zur Osterzeit uns beschäftigen, er würde uns fort und fort entgegentönen von den Lippen solcher, die eben jetzt den Ostergruß vernommen, und die es deshalb nicht lassen können, zu bezeugen, dass Jesus wahrhaftig lebt und ihnen Seinen Geist und Seinen Frieden geschenkt hat. Die Auferstehungstatsache sollte die Jünger Jesu überall mit Siegesfreude erfüllen. Können wir hierzu wohl etwas beitragen? Unzweifelhaft! Wer einen lebendigen Herrn und Heiland hat, wer in der Auferstehungsfreude steht, der muss reden von dem, was sein Herz erfüllt, und seine Worte sind kein leerer Schall.
Quelle: Hauser, Markus - Hoffnungsblicke