Hauser, Markus - Bitten und Empfangen
Matth. 7,7-11
Ein Gegenstand, der denkende Christen immer wieder gewaltig anzieht, ist unser Verhältnis zu Gott und Gottes Verhältnis zu uns. Er sieht uns und kennt uns, Er ist nahe allen, die Ihn anrufen: wir aber sind durch den Vorhang des Fleisches und der Erdverbundenheit gehindert, Gott zu schauen. Nichtsdestoweniger aber ragen wir hinein in die unsichtbare Welt und tragen das Vermögen in uns, mit den Allmächtigen, allgegenwärtigen Gott verkehren zu können. Das geschieht durch das Gebet, denn es ist das Beten ein Reden mit dem lebendigen Gott. Hochwichtig ist uns diese Sache, heilig dies Geheimnis, teuer diese Güte. Wer zu beten vermag, der hat schon viel gewonnen im Lande der Tränen und des Todes.
I. Die Herrlichkeit des Gebetes.
1. Mit Gott reden zu dürfen ist ein grosses Vorrecht
Wer kennt nicht das tiefe Bedürfnis jeder Seele, das was sie bewegt in ein Freundesherz niederlegen zu dürfen? Verstanden, ganz verstanden zu werden tut wohl. Hier haben wir nun ein Herz, das jederzeit offen steht für uns. Von ferne schon im Entstehen versteht Gott der Herr unsere Gedanken; Ihm sie sagen, mit Ihm sie besprechen zu dürfen, das ist Ehre und Herrlichkeit. Wenn jeder andere Verkehr dir abgeschnitten wäre, so wärest du dennoch glücklich gestellt, denn du darfst reden mit Gott. Dies selige Geheimnis erfasse; beten ist das Grösste, was du im Erdenleben lernen sollst und lernen kannst. Vermagst du das nicht, so bleibt immer eine offene Wunde im Herzen, kannst du wahrhaft beten, so bist du ein glücklicher Mensch.
2. Der Herr achtet auf mich, mein Gebet kommt vor Seine Ohren, kommt in Sein Herz.
Vielfach ist uns das in der Heiligen Schrift verbürgt, mannigfach haben andere und wir auch selbst das erfahren dürfen. Ein Menschkind wallend im Staube, kann die Aufmerksamkeit des allerhöchsten Gottes auf sich lenken! Ist das nicht Herrlichkeit unter der Sonne? Menschen können so hoch über dir stehen, dass du bei ihnen kein Gehör finden magst, aber der Herr des Himmels und der Erde achtet auf dich. Alle Heiligen beten ihn an, die selig Heimgegangenen bringen ihr Lob Ihm dar, dennoch hat er Zeit für dich, dennoch ist Ihm das nicht zu gering, was auch du zu sagen hast. Ist das nicht eine Gnade, eine Ehre, eine Freude für geängstigte Pilger im Staube? Es gibt Weltenleute, die sich bitter daran ärgern können, dass Gott Seinen n Gläubige zuliebe etwas tun sollte, das Flehen der Heiligen ist ihr Spott; aber es ist und bleibt dabei: die gottesfürchtigen sagen alles ihrem sie teuer achtenden Gott und Er hört es und Er achtet darauf, Er nimmt es auf Sein Herz.
3. Und in solchem Verkehr und Umgang mit Gott erschliesst sich des Beters Herz immer mehr zu Ihm, es wird weit, es gewinnt die Stellung eines Freundes zum Freunde.
Das Ist Herrlichkeit. Bildsam wird des Beters Gemüt, gross und teuer steht sein himmlischer Freund vor Ihm, er zieht dessen Natur und Wesen je länger, je mehr an. Umgang mit edlen, geistesstarken Personen hat seine Wirkung; auch hier kommt dies zur Geltung. Beter werden ihrem Herrn ähnlich, weil sie mit Ihm in sehr naher Beziehung stehen. Die Liebe nimmt zu, sie entfaltet sich. Oh welche Herrlichkeit Gott zum Freude zu haben. In dieser Stellung nimmt das Verständnis für göttliche, himmlische, heilige Dinge stets zu. Das ist wichtig. Wir treffen leider fromme Leute, bei denen wir dieses selige Wachstum sehr vermissen, sie können sich nur in den Dingen ihres Lebens bewegen, sobald das Herz übergeht von den Seligkeiten in Gott, werden sie kühl und stumm, ja verlegen. Sie entwickeln sich nicht, sie ragen nicht hinein in die Welt der Herrlichkeit, weil sie keine Beter sind. Oh wie köstlich ist es doch, ein Verständnis zu gewinnen, für das, was Gottes ist, so schliesst sich Gottes Herz auf zu dir, du kannst Ihm alles sagen, denn du weisst es, dass Er dein Freund ist.
4. Eine weitere Herrlichkeit des Gebets ist die sichere Erhörung
Forsche in der Schrift nach den Gebetserhörungen. Ein sehr fruchtbares Gebiet erschliesst sich dir da. Gott erhört Gebete! Wie aufmerksam verfolgen wir das, was andere uns hierüber erzählen. Erhört zu werden, das ist Herrlichkeit. Wenn ich mich an den Herrn im Himmel wende und ich empfange von Ihm eine ganz bestimmte Gnade, das bindet an Ihn! Freunde Gottes erzählet einander, was ihr auf diesem Gebiete schon erlebt habt. Durchs Gedränge hindurch geht es da zu Erfahrungen, die überaus köstlich sind. Die Erhörung kann sogleich, sie kann in Bälde, sie kann in ferner Zukunft, sie kann aber erst in der Ewigkeit eintreten. Den Augenblick der Erhörung zu bestimmen, das steht uns nicht zu, der Herr wird es tun, wenn Seine Stunde gekommen sein wird. Die Gebete kommen hinauf zu Gott, namentlich diejenigen, welche rein nur die Ehre und Verherrlichung Gottes bezwecken, diejenigen, welche auf bestimmte Verheissungen sich stützen und deshalb das Wohlgefallen Gottes zu Vorneherein für sich haben. Wer nicht mehr sich selber, wer nur noch seinem Gott lebt, der stimmt immer mehr mit Seinem Herrn überein und Er kann deshalb seiner Erhörungen viele haben. Nicht selten aber erfordert die Erhörung viel Zeit, da gilt es an der Verheissung festzuhalten, im Gebete nicht zu ermatten, fortzufahren in der Sache und in der Erhörung auch dann nicht zu zweifeln, wenn wir sie auf Erden auch nicht mehr erleben sollten. Jede Erhörung bringt uns Gott näher. Das führt uns zur fünften Herrlichkeit des Gebets.
5. Durch das Gebet nehmen wir Anteil am Wirken Gottes
Beter werden mehr und Mehr Organe, durch die der Herr Seine Willen tut auf Erden. „Dein Wille geschehe,“ das ist die Gesinnung aller wahrer Beter. Nicht eigensinnig wollen sie eigene Gedanken und Pläne realisieren. Mit dem Herrn Im Einklang zu stehen. Seinen Willen zu erkennen und zu tun, das liegt ihnen am Herzen. Aber sie wissen es, von dem Herrn selbst haben sie es gelernt, dass das Verheissene geglaubt, ergriffen und ernstlich erfleht werden muss. Gar viele Dinge, die Gott geben möchte, können nicht kommen, wenn niemand sie haben will. Bitten um das Verheissenen ist deshalb Mitwirken mit Gott. Durch das Gebet nehmen Jesu Jünger Anteil an den Bekehrungen der Völker, an der Errettung der Sünder, an der Erziehung der Gläubigen zu einem Gottesvolke, ja an der Regierung der Welt. Das Gebet ist eine Macht. Da und dort sind weittragende Geistesbewegungen entstanden. Tausende haben sich zu Gott bekehrt. Wie kam das! Höchstwahrscheinlich war es die Antwort Gottes auf das anhaltende Flehen Seiner Kinder. Noch immer geschehen Wunder; treue Beter kennen wohl das Eingreifen ihres Herrn, Sein göttliches Walten, Sein Antworten mit mächtigen Taten. Geheiligte Beter sind ein hell scheinendes Licht, ein kräftiges Salz, eine starke Säule. Um ihretwillen tut der Herr viel und ohne sie würde mancher Segen ausbleiben. Den Mächten der Finsternis, der Bosheit, der Gottlosen, den giftigen Seuchen können sich treue Beter entgegen werfen und Sieg erhalten. Ganz anders als Menschen es haben wollten, kann etwas gehen, sich wenden und vollziehen, oder zerrinnen und ausbleiben, wenn Beter auf ihren Knien die Sache durchgekämpft haben. Nur nichts verloren geben, im letzten Augenblicke kann die Rechte des Höchsten alles ändern. Solange du für eine Sache zu beten vermagst, solange waltet auch noch Gnade. Das ist des Beters Herrlichkeit, dass wir da ganz an Gott übergeben, so dass er bilden, gestalten, regieren, schaffen kann nach Seinem Willen und Wohlgefallen. Die Stärke der Gotteskinder liegt nicht in ihren Nerven, nicht in den Lungen, nicht in den Muskeln, sie liegt auch nicht in der Schulbildung oder in äusserer Machtstellung, noch viel weniger in der Börse oder in fälschlich, so genannten Glücksgütern, sie liegt ausschliesslich im Gebete! Darum sind oft schwache, niedrige, geringe Leute Gott, ihrem Heiland, weit nützlicher als gelehrte Köpfe mit geistlich toten Herzen! Echte Beter erlangen Macht und Einfluss, das wird sich erst in der jenseitigen Welt klar herausstellen. An diesen Felsen müssen manche Wogen des Zeitgeistes sich brechen. Ganz in der Stille regieren diese Gottverbundenen die Welt, je länger je mehr macht sich ihr Einfluss geltend. Der Tag Christi wird es klar machen, was Er, der Herr der Könige, alles wirken und schaffen konnte, um derer willen, die zu beten vermochten. Diese Leute gelten etwas bei Gott, Er ehrt sie. Oh das doch alle Christen erkennen könnten, welche Herrlichkeit im Beten liegt; Herr öffne ihnen die Augen!
II. Was zum Beten erforderlich ist
1. Erkenntnis Gottes
Beten ist ein Kommen zu Gott, wer aber zu Ihm kommen soll, der muss Gott erkennen. Viele werden deshalb keine Beter, weil sie Gott nicht erkennen. Du hast keinen Zug zu Personen, welche dir fremd sind. Wenn du mit dem Fürsten des Lebens, mit dem Herrn der Herrlichkeit, mit dem Gott aller Gnaden, mit dem Heiland aller Menschen in nähere Beziehung treten willst, so muss dir über Seine Person, über Sein Wesen das wahre Licht erst aufgehen. Er ist reich über alle, die Ihn anrufen, Er kann schaffen, was Er will, Himmel und Erde sind Sein Gebiet, Er hat die Menschen nach Seinem Bilde gemacht, sie können, sie sollen Ihn erkennen. Dazu kommt noch die wundervolle Tatsache, dass Er voll Liebe ist zu allen Menschenkindern; Gott sie ähnlich zu machen, in Seine Herrlichkeit sie zu erhöhen, das ist Sein Wille, Seine Lust und Freude. Gib dir Mühe Ihn zu erkennen, so hast du Trieb und Freudigkeit zum Gebete.
2. Beter müssen in der Bibel daheim sein.
Der kann nicht beten nach Gottes Willen, der da meint schon alles zu wissen. Darum werden so viele nicht erhört, sie lesen nicht im Worte, ihr Sinnen und Denken, ihr Tun und lassen ist abgelöst vom Worte Gottes. In allen Büchern der Bibel, im alten und neuem Testament sollst du daheim sein. Die Gebetsworte müssen unter dem Einfluss des Wortes Gottes sein. Gebete dürfen nicht gemacht, nicht mühsam erdacht, nicht künstlich und schön aufgebaut sein, sie müssen aus einem Herzen fliessen in das fort und fort die Heilige Schrift sich ergiessen darf. Wenn Gottes Wort in dir ist, in dir bleibt, dann kannst du beten. Bist du ein aufmerksamer, eifriger Bibelleser, so kannst du auch ein Treuer, fruchtbarer Beter werden.
3. Zu Beten ist aber auch der Heilige Geist erforderlich
Jesus spricht: „Es kommt die Stunde und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater sucht solche Anbeter, Gott ist Geist und die Ihn anbeten müssen Ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten (Joh. 4,23-24). Auf Seiner Ebene müssen wir Gott begegnen, in Seinem Geiste sollen wir stehen und leben, wenn wir Gemeinschaft mit Ihm haben wollen. Das dürfen wir nicht ausser acht lassen. Nun verheisst Er Seinen Geist denen, die Ihn darum bitten. Solches Bitten aber fliesst aus dem ernstlichen Begehren, so gesinnt zu sein, wie Jesus Christus auch war. Wer also dem Herrn ähnlich sein möchte, wem es darum zu tun ist, zwischen Gottes Herzen und seinem Herzen eine Verbindungslinie herzustellen, der ringe zunächst unter treuem Bibellesen um den Geist Gottes. Im Geist und in der Wahrheit, kannst du beten, wenn der Geist der Wahrheit, der Geist des Lebens, der Heilige Geist in dir wohnt.
4. Zum Beten ist der Glaube, ist das Vertrauen erforderlich
Das hat der Herr oft bezeugt. Nichts hat Ihm soviel Arbeit und Mühe bereitet als der Unglaube der Jünger, Jesus weiss wie viel er zu tun vermag, durch Personen, die im Glauben stehen, darum drückt Ihn der Unglaube der Seinen sehr. Oh dass wir doch nicht so hart wären zu unserem treuen Herrn! Er ist uns im Glauben vorangegangen, Er hat uns gezeigt, wie Gott sich denen offenbart, die Ihm glauben, durch den Glauben hat des Menschensohn mächtige taten getan. Seien Jünger möchte Er in diesem Glaubensboden verpflanzt wissen, gerade auf diesem Gebiet sollen sie Ihm ähnlich werden. Dann haben sie Ihn verstanden, dann hat Er etwas mit ihnen erreicht, dann sind sie eine Verherrlichung Christi. Habe Glauben und Vertrauen, so kannst du beten, sei ein Glaubensmensch und du bist ein Beter. Je mehr wir Gott erkennen, je mehr wir in der Bibel daheim sind, je reichlicher Gottes Geist in uns wohnt, desto besser bringen wir es fertig, im Glauben zu stehen und im Glauben zu beten.
5. Zum Beten ist Gottesliebe und Menschenliebe erforderlich
Beten heisst Gemeinschaft pflegen mit Gott, alle wahre Gemeinschaft aber fliesst aus der Liebe. Nur im Drängen der Liebe, suchst und findest du Gott. Das gibt echte Beter, die in der Liebe stehen. Und wenn du ein Herz hast für alle Mitmenschen, wenn deine Lieb alle umschliesst, dann kannst du für sie beten. Die Liebe öffnet die Augen für das Elend der Verlorenen, sie kann nicht untätig zusehen, wie tausende blind gegen des Herrn Heil dahinsinken ins ewige Verderben. Der Liebestrieb ist der rechte Gebetstrieb, wer lieben kann, der vermag zu beten. Oh wie viel könnte überall noch erreicht werden, wenn die Liebe zum Herrn, die Liebe zu den Seelen, die Bekehrten die Augen zu öffnen vermöchte! Tag und Nacht würden sie dann mit ihren Gebeten die Unwissenden, die Verführten, die Verzogenen umgeben und ihrer viele in Unruhe versetzen. Von Liebe durchglühte Herzen können ihre geistlich tote Umgebung erwecken mit ihren Gebeten, sie können viele zur Busse und zum Glauben bringen. Fange an zu lieben, so nimmt deine Gebetskraft zu und du bist bald umgeben von geretteten liebeerfüllten Seelen.
III. Wie wir beten sollen
1. Mit grosser Ehrfurcht
Wer ist der Herr, dem du dich nahst? Mit wem zu reden unterwindest du dich jetzt? Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, dem du nahst, mit dem zu reden gedenkst, Engel treten vor Ihn mit bedecktem Angesicht. Wer aber bist du? Oh wirf dich mit tiefer Ehrfurcht nieder vor der grössten Majestät und rede Ehrfurchtsvoll mit deinem Gott.
2. Wenn du betest, so rede als ein Kind
Sie kindlich, natürlich, innig und inbrünstig. Nur kein unnatürliches Wesen beim Beten! Sei ein Kind und gib dich wie du bist. Der Her ist da, rede mit Ihm, wie ein gutes Kind mit seiner Mutter redet.
3. Bete mit gesammeltem Herzen
Wenn du mit dem Allwissenden reden willst, so schenke Ihm deine ganze Aufmerksamkeit mit ungeteiltem Herzen tritt vor Ihn. Sammle dich zuerst, werde stille, deine Gedanken seien nur mit dem teuren Heiland beschäftigt.
4. Bete wahr
Nur keine Unlauterkeiten! Gottes Flammenaugen durchschauen das Wesen und die Tiefe deines Herzens. Was du bekennst das bekenne ganz und ungeschminkt, was du erflehst danach jage mit allem Fleisse, was du gelobest, das halte voll und ganz. Den Aufrichtigen lässt es Gott gelingen! Oh sei recht offen und wahr.
5. Bete fröhlich, freudig, erwartungsvoll
Mit dem Herrn reden zu dürfen, das ist eine Freude, das ist eine Ehre und ein Genuss! Der innigsten Freundschaft mit Ihm bist du fähig, du wirst sie erlangen und das darf dein Herz freudig bewegen. Auch Leiden verbinden, ja gerade sie am allermeisten! So sei denn getrost und freue dich, beten zu dürfen. Huldvoll und herzlich neigt sich der Herr zu dir. Sag Ihm nur alles!
IV. Gefahren beim Beten
1. Ein verdienstliches Werk tun zu wollen
Vielen ist ihr beten eine Selbstberuhigung. Um ihres Betens willen, hoffen sie selig zu werden. Sie wollen mit uns so viel Beten Gott befriedigen. Das ist sehr verkehrt! Beten ist ganz und gar kein verdienstliches Werk. Nicht um deines Betens willen, einzig und allein um des Blutes Jesu Christi willen, kannst du vor Gott selig werden.
2. Selbstbespiegelung ist auch eine Gefahr
Diese liegt besonders nahe, wenn wir mit anderen beten. Der Hochmut ist etwas schreckliches, in dieser Sache aber ist er doppelt hässlich. Nicht vor Menschen, um von ihnen gehört und gelobt zu werden, nicht um zu zeigen, was du kannst, sondern um den Herrn zu verherrlichen, bete. Mit Gott, nicht mit Menschen rede im Gebete.
3. Viele Worte machen, Geschwätz betreiben
ist eine nicht geringe Gefahr. Für dich im Kämmerlein, wenn der Geist Gottes über dich kommt und allerlei Not an deine Seele legt, da magst du dein Herz lange vor dem Herrn ausschütten, da können Dinge vor dir stehen, die durchgekämpft sein wollen; das kann viel Zeit erfordern und du verfällst dabei doch nicht dem Urteil, viele Worte gemacht zu haben. Je mehr wir Blicke tun in die Liebe Gottes und in die Not der Menschen, desto mehr erfordert das Gebet Zeit; nicht immer kann die Sache mit wenig Worten abgetan werden. Wenn du aber gemeinsam betest, so sei möglichst kurz.
4. Heuchelei zu treiben ist auch eine Gefahr
Gedenke an den Pharisäer und an den Zöllner. Sei fromm, aber nicht schein fromm. Sei heilig aber nicht scheinheilig. Tritt nicht als Lämmlein auf, wenn die Wolfsnatur noch dein eigentliches Wesen ist.
5. Das Danken zu vergessen ist auch eine Gefahr
Unseren Gott loben ist ein köstliches Ding! Nicht nur bitten und flehen, auch danken und loben sollst du. Dankbare Menschen gefallen Gott. Wenn Seine Güte dich rührt, Seine Liebe dich beglückt, Seine Hand dich leitet, oh so vergiss das danken nicht. Blicke den gekreuzigten Heiland an, überlege was Er schon getan hat für dich, erwäge deine himmlische Berufung; das alles macht dein Herz warm, du findest viele Ursache zum Danken. Dankbare Beter schwingen sich freudig auf und sie finden Gnade um Gnade.
V. Ermunterung zum Gebet
1. Jesus fordert uns in sehr herzlicher Weise zum Gebete auf
„Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan,“ spricht Er. Mit besonderer Freude erfüllen mich immer wieder die vielen Ermunterungen des Herrn selbst zum Gebete. Das ich beten darf, das ist mir gross, dass aber der Gott aller Gnaden, der Herr der Herrlichkeit zu mir sagt: „Bitte, suche, klopfe an, Gott gibt dir, komme nur, wo zwei oder drei zusammenstimmen, was irgend sie erbitten wollen von meinem Vater im Himmel, so wird es ihnen zuteil werden, - das überwältigt, beugt, erhebt und beglückt mich im hohen Masse. Gibt es nicht gar viele und sehr wichtige Dinge, bei denen wir völlig überzeugt sind, dass nicht wenige hierin mit uns im Gebete übereinstimmen? Ja, Dinge bei denen wir mit Gewissheit sagen können, das ist auch Jesu Anliegen, Ihm selbst liegt es am Herzen, dass das und das geschehen soll. Da sind wir also auf eine herrliche Ebene gestellt. „Der Herr harret, dass Er uns gnädig sei.“ Seien Gaben, Gnaden, Kräfte und Reichtümer will Er nicht für uns sich alleine haben. „Kommt schon ist alles bereit!“ Ruft Er uns zu; das ist köstlich. Beten heisst nehmen aus der göttlichen Fülle. Wenn nun der Herr mich nehmen heisst, warum sollte ich dann darben wollen! Wenn Gott treuen Betern Sieg verspricht, oh so will ich nicht unterliegen, nicht als Verzagter dastehen. Jesus lockt uns, Er zeigt hin auf den teuren Vater, Er sagt mir, dass dort viel Gutes für mich bereit liege; bitte, bitte nur! Spricht Er. Warum sollte ich das nun nicht tun? Dankbar bin ich dem Herrn dafür, dass Er sich so viele Mühe gibt, uns auf das aufmerksam zu machen, was im Himmel für treue Beter bereit liegt. Ja, wirklich, Christus hat uns den Vater geoffenbart, jetzt sind wir wohl daran, wir wissen uns geliebt und das ist eine Ermunterung zum Gebet. Jesus hat selbst gebetet und ist erhört worden; Seine Jünger haben beten gelernt und auch sie sind erhört worden, beten wollen nun auch wir. Wie wird sich der Heiland im Himmel freuen, wenn es Ihm gelungen ist, Beter aus uns zu machen, wenn Sein Vorbild und Seine Einladung Frucht gebracht haben. Ihm Freude zu machen, das ist köstlich und wir machen Ihm Freude, wenn wir vertrauensvoll beten.
2. Erhörte Bitten sind eine Ermunterung zum Gebet
Hast du auch schon den Namen des Herrn Jesu angerufen? Hast du in der Not die Zuflucht zu Gott genommen? Und hat Er auf dich acht gehabt? Hat dich dein Gott erhört? Die Sünde machst dir schwer, du hast sie dem Heiland gebracht, hat Er dir deine Sünden weggenommen? Dein Herz war so leer, der Feind verfolgte deine Seele, du hast deine Klagen vor Gott kund werden lassen; hat Er da Seine Liebe offenbart, hat Er den Bösewicht vor dir weggetrieben? Oh wie köstlich sind Gebetserhörungen! Wir sollten ein gutes Gedächtnis haben für Gottes Gnaden und Guttaten. Vergiss nicht, was der Herr an dir getan hat. Da liegt eine Quelle der Ermutigung! Wenn ich Seine Lebenskundgebungen, Sein Eingreifen, Sein wunderbares Walten, Sein gnädiges Leiten an meiner Seele vorüber ziehen lasse, so geht mein Mund über von Lob und Dank. Ja, Er hat mich auffallend treu geführt. An Seiner Liebe zu zweifeln, das wäre meiner Seele unmöglich. Seiner Taten und Wunder sind in meinem Leben so viele, dass ich unbedingt Ihm vertrauen kann. Eine leuchtende Kette der wunderbarsten Gebetserhörungen liegt vor meinen Augen. Das ermuntert zum Gebet, kann es Gläubige geben, die nicht ein Gedenkbuch von Gebetserhörungen niederlegen könnten? Es ist ganz sicher, dass nur gebetsarme Christen der Erhörungen wenige haben. Wenn wir zusammen kommen, sollten wir einander erzählen, was der Herr uns aus des Himmels unausschöpflichen Schätzen gegeben hat; das würde den Glauben stärken, die Gebetsflamme entzünden, zu neuem handeln ermutigen. Jesus lebt noch, Er ist und bleibt die Liebe, rufst du aus, wenn du hören darfst, welche Wunder diejenigen schauen dürfen, die auf das Wort der Verheissung vertrauend, kindlich und kühn beten. Das macht uns Gottes Wort so lieb, dass der Geist der Schlüssel in uns ist und das wir Erfahrungen machen, die ganz mit den Erzählungen der Bibel übereinstimmen. Erinnere dich heute der Gnaden deines Heilands, lass Seine Güte dir vor Augen stehen, das hebt und belebt deinen Mut; du kannst wieder frischer, freudiger und zuversichtlicher beten und du verspürst es, dass du dem Herrn näher kommst.
3. Wir selbst verdanken der Fürbitte viel und das ist eine nicht geringe Ermunterung zum Gebet
Was wäre aus dir geworden, wenn niemand für dich eingestanden wäre vor Gott? Mancher verlorene Sohn würde zum Herrn bekehrt werden, wenn er eine betende Mutter hätte und schon mancher musste sein Sündenleben aufgeben, weil starke Gebetshände für ihn eingestanden sind. Im Himmel würden wir es erst recht erfahren, was des Gerechten Bitte vermochte, was um anderer willen uns zu teil geworden ist. Aber auch hier wird gar manches davon offenbart. Wenn wir nun treuen Betern viel zu verdanken haben, so wollen auch wir wackere Beter werden. Sind nicht schon Stürme über dich ergangen, in denen du dich einzig noch der Verbitte treuer Freunde Gottes trösten konntest? Wenn deiner Mitbrüder Gebet wie ein Himmelstau deine Seele erquickt hat, wenn dir Hilfe durch ihr Gebet zu teil geworden ist, so ist dir das eine grosse Ermunterung, auch ein brünstiger Beter zu werden, zu sein und zu bleiben. Ernste Fürbitte ist der Liebe bester Ausdruck. Das führt uns zu einer weiteren Ermunterung zum Gebet.
4. Die uns umgebende Not treibt zum Gebet
Geheiligte Gotteskinder haben geöffnete Augen für das Elend der Welt. Wer auf dem Boden der Gnade steht, der hat Mitleid mit den Gebundenen des Teufels, die nicht anders können als Gottes Gebote missachten und den Willen des Fleisches tun; wer ein Geretteter ist, den zieht es hin zu den Verlorenen, ihr Zustand und ihre Gefahr ist ihm eine dringende Aufforderung zum Gebet. Die Gebetsanliegen häufen sich den wahren Betern; wenn sie auch still sind unter ihren Mitarbeitern, vor Gott können sie nimmer schweigen, Ihm haben sie viel, sehr viel zu sagen. Sie haben immer eine Bitte auf dem Herzen, selbst in den schlaflosen Augenblicken der Nacht tragen sie dem Herrn die Not der Kranken, der Angefochtenen, der Bedrängten vor. Es ist uns ein Schmerz, so viele in die Gefängnisse der Unterwelt wandern zu sehen, wir möchten sie gerettet, wiedergeboren, geheiligt wissen. Darum ist uns ihr Zustand und ihre Gefahr eine beständige Ermunterung zum Gebet. Und wir haben auf diesem Gebiete oft zu loben und zu danken, denn der Herr lässt uns Erhörung zu teil werden. Die Not hienieden wäre ja noch weit grösser, wenn die wahren Anbeter ausgestorben wären. Gottlob es gibt noch solche und sie sind das Licht der Welt, das Salz der Erde, die Säulen des Weltgebäudes. Bist du auch noch so schwach, noch so krank, noch so zur Untätigkeit verwiesen, so lange du ein treuer, eifriger Beter bist, solange füllst du eine wichtige Stellung aus auf Erden, du bist der menschlichen Gesellschaft nützlicher als mancher, der gesund und stark ist. Fahre nur fort um das Heil der ganzen Welt zu ringen, der Herr ist mit dir und Er wird in Seinem Reiche deiner nicht vergessen.
5. Eine Betgemeinde wird eine reine und einige Gemeinde, das ist auch eine kräftige Ermunterung zum Gebet
Jünger des Herrn! Beter, geistgesalbte Beter wollen wir werden. Lasset uns einsam und gemeinsam beten: Die Sache Jesu auf Erden gehe uns mehr den je zu Herzen. Wenn Christen nicht eifrig an der Arbeit sind, so werden sie geschwätzig, sie geraten leicht hinein ins Neiden, Zanken und Streiten; die grossen Gebetsanliegen aber werden vertreiben und verbannen den bösen, schläfrigen Geist von unten. Die Not ist da, der Feind ist tätig, lasset uns munter und wacker sein zum Gebet. Beten macht stark im Glauben, mutig im Hoffen, brünstig in der Liebe. Wir werden ein Herz und eine Seele, wenn wir zusammen beten. Gebetssiege machen glücklich; aber ohne Kampf gibt es keinen Sieg. Schulter an Schulter lasst uns kämpfen, gegen das herrschende Verderben. in den Riss wollen wir stehen, wo der Unglaube frech sein Haupt emporhebt, die Strömungen aus der Hölle, können da und dort wohl noch aufgehalten werden, wenn eine treue Beterschar ihnen sich entgegen stemmt. Nur nicht mutlos werden! Zehn Gerechte können Sodoms Untergang verhindern. Da und dort kann eine köstliche Erweckung kommen, wenn geheiligte Gotteskinder anhaltend um den Geist der Busse flehen; sie aber werden hierdurch rein, einig und stark.
Vater und Mutter werden eins miteinander, wenn sie regelmässig vereint die Knie beugen und Gebetserhörungen haben. Versucht es, der Erfolg macht euch glücklich. Mitten unter euch ist der Herr, wenn ihr vereint Sein Angesicht suchet. Das bindet die Herzen zusammen und verschliesst dem Teufel die Tore. Gebetserhörungen einigen Ehegatten, wie sonst gar nichts anderes so völlig es zu tun vermag. Euer Leben wird freudenreich, wenn ihr zusammen betet, der Gott des Friedens ist in eurer Mitte.
Eltern und Kinder werden eins miteinander, wenn sie zusammen beten und Erhörung finden. Kein lieblicheres Verhältnis zwischen Eltern und Kindern lässt sich denken, als das des gemeinsamen Gebets. Oh waget und gewinnet es, Gott wird in grosser Liebe mit euch sein.
Freunde können nichts edleres tun, als zusammen beten. Da erst bildet sich die wahre Freundschaft. Einiget euch mit dem Herrn, so wird Er eins mit euch und nichts vermag euch zu trennen. Der Allmächtige wird euer Freund, wenn eure Freundschaft in Ihm wurzelt und aus Ihm die Nahrung empfängt.
Gemeinschaften von Geretteten werden eins miteinander, wenn sie gemeinsam mit einander beten und gemeinsam erhört werden. Gottverbundene werden im Gebet miteinander im Gebet verbunden; die Liebe Gottes ergiesst sich in die Herzen und sie offenbart sich als wahre Bruderliebe. Wollt ihr Bausteine für den geistlichen Tempel des Herrn sein, so betet miteinander. So will es Gott haben. Vielleicht ist es das Schwerste, aber wenn es gelingt, so ist es auch das Seligste. Eine reine, heilige, geistdurchhauchte Gemeinde kann nur da erblühen, wo gemeinsam gebetet wird.
Es gibt Bitten, welche alle Christen in der ganzen Welt bewegen. Alle lesen dasselbe Gotteswort, allen macht der heilige Geist dieselben Verheissungen wichtig, teuer und klar, alle tragen deshalb dieselben Bitten vor den Thron der Gnaden und das verbindet sie alle untereinander.
So werden die zerstreuten Christen der verschiedenen Bekenntnisse durchs Wort und durchs Gebet, ein Leib in Christo.
Unser Haupt im Himmel erzieht sich eine einige Gemeinde, ein einiges Volk. Wie dünne Nebel vor der hell strahlenden Sonne verschwindet, also rasch wird alles zerrinnen, was doch nur in untergeordneten Verhältnissen wurzelte. Der Geist des Gebets, der ein Geist des Glaubens und der Liebe ist, wird allein den Sieg behalten. Aus allen Völkern und Denominationen steht schliesslich vor dem Throne Gottes und des Lammes nur noch ein reines, heiliges und einiges, völlig erlöstes Volk des Herrn. Eine wundervolle, überaus herrliche Aussicht! Forsche nur nach den untrüglichen Verheissungen, bringe sie einsam und gemeinsam vor den Herrn, es kann gar nicht fehlen, Andere tun dasselbe, du bist eins mit ihnen und die gewissen Erhörung einiget alle. Das ermutigt zum Gebet.
VI. Die Zeit des Betens
1. Zu bestimmten Stunden.
Das einsame Gebet muss auch eine gewisse Ordnung haben, es sollte in regelmässigen Zwischenräumen wiederkehren. Wie du zum Essen eine gewisse Ordnung hast, so mache es auch mit dem Beten. Dann regt sich bald zur bestimmten Stunde das Gebetsbedürfnis, deine Seele kommt zu einer seligen Gewohnheit und du wirst in deinem Herzen zum Gebet erinnert.
2. Auch das Familiengebet muss seine Zeit haben.
Hier ist Anschluss an die regelmässig wiederkehrenden Mahlzeiten wohl das Geeignetste. Wie der Leib, also muss auch die Seele ihre regelmässige Nahrung haben. Lies mit den Deinen einen Abschnitt aus Gottes Wort, fahre jedes mal da fort, wo du stehen geblieben bist und lass dann aus der Schrift heraus dein Beten fliessen. Diese Gebetszeiten werden sehr bald allen Hausgenossen unentbehrlich sein.
3. Auch Gebetsversammlungen sollten regelmässig wiederkehren
Predigen hat seine Zeit und Beten hat seine Zeit. Es ist ein Bedürfnis der Gotteskinder, zum Gebete sich zu vereinigen. Nicht nur von der Zahl der Betenden, sondern von ihrem Einssein, vom Zusammenstimmen hängt der Erfolg ab. Matth. 18,19.
4. Besondere Notzeiten sollen auch besondere Gebetszeiten sein
Wenn Krankheiten herrschen, wenn Familien durch tiefe Wasser gehen müssen, wenn der Leichtsinn überhand nimmt, wenn Jünger Jesu bedrängt und verfolgt werden, oder wenn der Geist der Busse da und dort an den Herzen arbeitet, dann sollte des Herrn Volk wie ein Mann sich aufmachen und in brünstigen Gebeten diese Anliegen vor Gott kund werden lassen. Not lernt beten! Solches Einstehen bringt viel Segen.
5. Allezeit ohne Unterlass beten
Wer seine Gebetszeiten hat, wer sich ans Gebet, wie an die Arbeit gewöhnt, nur der kommt dazu, in Wahrheit und ohne Unterlass beten zu können. Der Umgang mit Gott wird ein beständiger. Bei aller Arbeit im Hause, auf der Strasse, einsam, in Gesellschaft, überall und zu jeder Stunde, brennt das Herz in Liebe zum Herrn und die Liebe zu den teuren Seelen allen, für welches ja das Blut Jesu Christi geflossen ist. Wer so ohne Unterlass betet, der ist ein Freund des Herrn, der Heiland erweist ihm Freundschaft und gibt ihm Erhörung über Bitten und Verstehen. Das ist köstlich!
VII. Unerhörte Gebet
Das ist ein ausserordentlich wichtiger Punkt. Während manche Bitten erst in ferner Zeit oder auch erst in der Ewigkeit ihre Erhörung finden, gibt es auch Gebete, welche Gott nicht erhören will und nicht erhören kann. Warum? Vielleicht dürfen nachfolgende Bemerkungen zum Nachdenken dienen.
1. Wenn wir nicht nach Gottes Willen bitten
In allem Flehen muss der Grundton unserer Seele sein: Herr, dein Wille geschehe! Wir sind kurzsichtig, wir sind am Verständnis öfter ausserordentlich schwache Kinder. Oh, nur nicht eigensinnig und hochmütig beten! Gott steht über dem Kreis der Erde, in Seinem Willen wollen wir unsere Gebete fliessen lassen.
2. Wenn wir nicht im Glauben bitten
Was der Herr vom Himmel über diesen Punkt so oft wiederholt, das hat mich schon viel ins Nachdenken getrieben. Der Glaube ist offenbar eine Macht, der alles sich unterwerfen muss, was schwächer ist als der Glaube. Nach Jesu Lehre sollen Seine Jünger mit dem Sturme, mit dem Maulbeerbaume, mit dem Berge, mit den Krankheiten, mit den bösen Geistern umgehen lernen wie mit einem unwilligen Kinde. „Nichts wird euch unmöglich sein, wenn ihr glaubet, sagt Er. Wie Seine ersten Jünger, so bringen leider auch wir um des Unglaubens willen so manches nicht fertig.
3. Wenn das Erbetene uns und anderen zum Nachteil werden müsste, kann Gott unmöglich uns erhören
Erinnerst du dich nicht an Bitten, wo du nachher selber froh und dankbar sein musstest, dass der Herr dich nicht erhört hat? Ich kenne solche.
4. Wenn wir sinnlich, fleischlich und frech bitten, können wir keine Erhörung finden
Namentlich im unbekehrten Zustand mag solches nicht selten vorkommen, der heilige Geist kann sich nicht darauf einlassen, deinen Fleischeswillen durch Erhörung zu stärken.
5. Wenn die Erhörung unserer Erziehung für das Haus Gottes hinderlich sein müsste, tun wir eine Fehlbitte
Paulus musste den Pfahl im Fleisch behalten; gewissen Übel müssen uns zum Besten dienen. Auch gibt es Zuchtruten, die bleiben müssen; aber auch verhängte Strafen können nicht so weggebetet werden. Busse, Einkehr und Umkehr will der Herr. Es gibt der Bitten viele, die unmöglich erhört werden können, weil der Mensch nur Hilfe und Gnade begehrt, nicht aber in sich selbst gehen will. Wehrt es dir der Herr, verschliesst Er Sein Herz, so lass diese Bitte fallen.
VIII. Der gewisse unbedingte und sofortige Segen treuen Betens
Wer im Geiste und in der Wahrheit betet, der kann unmöglich ohne Erhörung bleiben. Etwas empfängt er immer, kann ihm auch sein Gebet nicht in der Weise erhört werden, wie er es gerne gehabt hätte, muss Gott auch: nein! sagen, so fliesst dem Beter doch ein grosser Segen zu.
1. Wahre Anbeter öffnen sich Gott und der himmlischen Welt.
Wenn du sitzest, wo die Spötter sitzen, wenn du mit wollüstigen Menschen verkehrst, so wirst du verderbt und unrein. Öffnest du geheiligten Personen dein Ohr, Herz und Haus, so weckt, mahnt und zieht dich der heilige Geist. In ganz ähnlicher Weise, kommst du unter Gottes Einfluss, wenn du treu, wahr, kindlich und fleissig betest. Er kann in dir wirken, was dir wohlgefällig ist, denn dein Herz steht Ihm offen. Wer ohne Unterlass betet, über den gewinnt Gott viel Macht. Ist nicht schon das ein grosser Segen? Ja, ich will mich dem Herrn, ich will der himmlischen Welt öffnen! Und ich tue das, indem ich inbrünstig bete. Oftmals habe ich das empfunden. Dass der allmächtige Gott auf mich einwirken könne, daran liegt mir viel und Er kann es, wenn ich betend bleibe.
2. Treuen Betern kann der Herr Seinen Willen kund tun.
Fühlung mit Gott gewinnen, das ist gross. „Der Herr neigt sich zu mir, wenn ich Ihn anrufe.“ Bei wahrem Beten kommst du aus den eigenen Gedanken heraus; weil du Gott dich geöffnet hast, darum ist Er nun über dir, um dich, Er senkt sich ein in deine Seele, aus Ihm fliessen Gedanken, Gefühle, und Triebe in dein Herz, die sinnliche Welt tritt zurück, Gott offenbart sich dir in Seiner Liebe. Das ist nicht nur ein hoher Genuss, das ist ein reicher Gewinn. Nach solchem Beten weiss der Jünger, mit wem er verkehrt hat; was ihm hier aufgeschlossen wurde, was ihm Gott mitgeteilt hat, das bleibt ihm. Dieses Sprechen Gottes als Gebetsantwort, dieses Erkennen Seines Willens, dieses Getröstetwerden, stärkt den Glauben und die Liebe mehr, als äussere Gaben es zu tun vermöchten. Verharre im Gebet, so kann der Herr mit dir verkehren, Er kann sich dir mitteilen, Er kann dich leiten und führen. Jesus lebt, „Ich bin bei euch alle Tage, bis an das Ende der Welt,“ hat Er gesagt und treue Beter können dies bekennen, dass sie dies selig erfahren dürfen; der Herr antwortet ihnen, wenn sie Ihn rufen. Er ist ihr Leben.
3. Gottinnige Beter werden der himmlischen Salbung reichlich teilhaftig
Der Geiste des Lebens, der Geist der Herrlichkeit kommt über sie, durchdringt ihr Herz mit Wärme, Glut und göttlicher Kraft. Das ist ein köstlicher Segen. Tau aus der Morgenröte, Friede von dem, der da ist, der da war und der kommt, senkt sich in die Seele. Diese Salbung macht sich im Umgang mit anderen bemerkbar; Klarheit, Inbrunst und Geistesstärke kommt ihnen entgegen. Das Angesicht des Mose leuchtete, wenn Er mit dem Herrn geredet hatte; in geringem Masse ist das bei allen Anbetern der Fall, man sieht und fühlt es ihnen an, mit wem sie geredet haben. Wie der Weltgeist im Verkehr mit Weltmenschen sich mitteilt, also kommt Gottes Geist über diejenigen, die mit Ihm innige Gemeinschaft pflegen; sie sind Gesalbte des Herrn.
4. Bei treuen Betern verändert sich das ganze Wesen, sie werden in Wahrheit göttlicher Natur teilhaftig
Das ist nichts Sonderbares. Die Liebe zu dem Geliebten und der ständige Verkehr mit Ihm muss dieses zur Folge haben. Die Seele zieht da einen himmlischen Adel an. Gesinnung und Charakter erneuern sich. Das ist wahre Heiligung! Im Umgang mit dem wahren Gott der Jünger Jesu geheiligt. Wer sein altes Wesen beibehält, der versteht noch nicht zu beten; stünde er wirklich in der Gemeinschaft Gottes, so müsste er loswerden von seiner unhimmlischen, bösen Art. Das Wesen und die Liebe und Heiligkeit Gottes, ergiesst sich in den Herzen, die ohne Unterlass beten. So werden Beter gesalbte Priester.
5. Eine himmlische Atmosphäre bildet sich um den beharrlichen Beter
Geistesmenschen leben in Geistesluft, wahrhaft erneuerte Menschen, die mit ihrem Gebetsleben in den Himmel hineinragen, verbreiten um sich her das Leben, indem sie stehen. Das, was in ihnen ist, geht von ihnen aus, bei ihnen verspürt man den Geist Jesu Christi. Diese Lebensluft tragen sie überall hin, wohin sie gehen; sie ist das Element geworden, in dem sie leben, das Element, das sie durchdringt und sie umschliesst.
Deshalb sind himmlische Segnungen, Erweckungen, Heilungen, Lebensmitteilungen so enge mit betenden Personen verknüpft.
Wer mit aller Macht seiner Gott innig liebenden Seele nur noch dem Herrn und in dem Herrn lebt, der muss der Welt ein Segen sein. Wie Sünder ein Fluch sind, so sind geheiligte Beter als Gesegnete des himmlischen Vaters ein spürbarer Segen. Gotteskraft, Geistessalbung, Himmelsluft wird in ihrer Gemeinschaft empfunden.
Teure Beter nah und fern, lasset uns folgende Bitten im Herzen bewegen und einsam und gemeinsam vor den Thron der Gnade bringen.
- Dass der Herr uns vergebe unseren Unglauben, unseren Zweifel, unsere persönlichen Sünden, dass wir wahrhaft gerettete, seligfreie Gotteskinder sein können.
- Dass der Herr uns heilige durch und durch Geist, Seele und Leib, dass Er uns zu lebendigen Tempeln des dreieinigen Gottes mache.
- Dass Er uns Weisheit, Gnade und Kraft verleihe ein offener Brief Christi zu sein, Ihm zu leben, Ihm zu dienen, Ihn zu verherrlichen unter unseren Mitmenschen.
- Dass der Herr um uns her die Werke des Teufels zerstöre, die Sünder aufwecke, eine tiefgehende Bussbewegung schaffe, dass Er in allen Schichten der Bevölkerung den Raub des Starken teile und viele Seelen zum Anschluss an Seine Betgemeinde bringe.
- Dass Er zu Schanden mache der Widersacher List und Bosheit, die wider Sein Werk sich erhebt, dass Er die Feinde des Kreuzes Christi demütige, Seinen Jüngern wunderbar helfe und Seine Sache herrlich zum Ziele führe; dass Er bald kommen möge in Herrlichkeit.
Wie Windeswehen, wie Sturmesbrauschen lass Herr und Gott, Deinen Geist über alle Gläubigen kommen, dass bald alle Welt Deiner Herrlichkeit voll werde. Wir möchten eine heilige Beterschar sein, wir möchten stehen in Deinem Geiste; oh such uns jetzt heim, erfülle die Deinen, damit Preis, Lob und Dank aus vieler Herzen Deinen hohem Namen ehre. Nimm in Gnaden die Binden von den Augen hinweg, dass jeder Jünger zu erkennen vermag, warum Du Deine Salbung ihm nicht mitteilen kannst. Du bist die Liebe, vergib uns alle Lieblosigkeit und Härte gegen Dich und werde nicht müde, für Dein Reich uns zu erziehen. Wir danken Dir lieber Heiland, für den Gnadenreichtum, der uns in Dir erschlossen ist; Du bist unser Seligmacher, Du wirst uns hindurchretten bis vor Deinen Thron. Gelobt sei ewiglich Dein teurer Name.