Kirchengeschichte des Eusebius - Buch 6

Kirchengeschichte des Eusebius - Buch 6

1. Als auch Severus die Kirchen verfolgte, bestanden die christlichen Kämpfer an allen Orten herrliche Martyrien. Besonders zahlreich waren diese in Alexandrien. Aus ganz Ägypten und der Thebais wurden Gottesstreiter dorthin, als dem Hauptkampfplatze, geschickt und erwarben so durch das gar standhafte Ausharren in den verschiedenen Foltern und Todesarten die Siegeskrone bei Gott. Unter ihnen befand sich auch Leonides, bekannt als der Vater des Origenes. Als er enthauptet wurde, war sein Sohn, den er hinterließ, noch im zarten Alter. Welch große Liebe der letztere schon damals zum göttlichen Werke hegte, dies kurz anzuführen, dürfte am Platze sein, da er überall im größten Ansehen steht.

2. Wollte es jemand unternehmen, das Leben dieses Mannes in Muße zu beschreiben, dann hätte er viel zu sagen, und die Darstellung würde ein eigenes Werk erfordern. Doch wollen wir jetzt das meiste so kurz wie möglich zusammenfassen und nur einiges wenige über ihn berichten, indem wir das erzählen, was uns aus Briefen und aus Mitteilungen seiner noch jetzt lebenden Schüler bekannt geworden ist.

Das Leben des Origenes scheint mir sozusagen schon von den Windeln an erwähnenswert zu sein. Als Severus im zehnten Jahre seiner Regierung stand, Lätus Statthalter von Alexandrien und dem übrigen Ägypten war und Demetrius eben erst nach Julian das bischöfliche Amt über die dortigen Gemeinden übernommen hatte, erhob sich mächtig die Flamme der Verfolgung und erwarben sich Unzählige die Krone des Martyriums. Da erfaßte auch die Seele des noch jugendlichen Origenes die Begeisterung für das Martyrium, so daß er sich geradewegs in die Gefahren begeben und in den Kampf stürzen wollte. Es hätte nun nicht viel gefehlt, und er hätte sein Leben eingebüßt, wenn nicht die göttliche, himmlische Vorsehung zum Nutzen vieler durch seine Mutter seinem Eifer entgegengetreten wäre. Zunächst bestürmte ihn die Mutter mit Worten und bat ihn, Rücksicht auf ihre mütterliche Liebe zu nehmen. Als sie aber sah, daß er auf die Nachricht von der Gefangennahme und Einkerkerung des Vaters ganz im Verlangen nach dem Martyrium aufging und sich noch leidenschaftlicher darnach sehnte, versteckte sie alle seine Kleider und nötigte ihn so, zu Hause zu bleiben. Doch da ihn der für sein Alter ungewöhnlich große Eifer nicht in Ruhe ließ und er nicht untätig bleiben konnte, schickte er, weil er nichts anderes tun konnte, an den Vater einen Brief mit der dringlichen Aufforderung zum Martyrium. Wörtlich mahnte er ihn darin: „Hab acht, daß du nicht unsertwegen deine Gesinnung änderst!“ Dieses Verhalten des Origenes möge als erste Probe seiner jugendlichen Verständigkeit und seiner aufrichtigen frommen Gesinnung aufgezeichnet sein.

Da er schon als Knabe in den göttlichen Schriften geschult wurde, hatte er bereits einen guten Grund zur Glaubenswissenschaft gelegt. In außergewöhnlicher Weise hatte er sich dem Studium der Schrift hingegeben, da der Vater zu der allgemeinen Schulbildung hinzu gerade hierauf das Hauptaugenmerk gerichtet. Dieser hielt ihn vor allem dazu an, sich vor dem Studium der heidnischen Wissenschaften in der heiligen Weisheit zu üben. Täglich verlangte er von ihm, daß er (Stellen der Schrift) auswendig lerne und hersage. Dies war dem Knaben nicht zuwider. Er verlegte sich vielmehr mit größter Freude darauf. Ja mit dem einfachen und oberflächlichen Lesen der Heiligen Schrift war er nicht zufrieden, er suchte mehr und befaßte sich bereits damals mit dem tieferen Sinn, so daß er dem Vater zu schaffen machte mit der Frage, was der hinter der inspirierten Schrift stehende Wille auszudrücken wünsche. Dem Scheine nach wies ihn der Vater zurecht und warnte ihn davor, nach etwas zu forschen, was er in seinem Alter nicht verstehen könne und was über den Wortsinn hinausgehe; im geheimen aber war er aufs höchste erfreut und dankte von ganzem Herzen Gott, dem Urheber alles Guten, daß er ihn gewürdigt hatte, Vater eines solchen Sohnes zu sein. Wie man erzählt, trat er oft an den schlafenden Knaben heran, ihm die Brust, den Tempel des Heiligen Geistes, zu entblößen, sie ehrfurchtsvoll zu küssen und sich wegen des guten Kindes glücklich zu preisen. Dieses und ähnliches wird aus der Jugendzeit des Origenes erzählt.

Als sein Vater den Märtyrertod gestorben war, blieb er, noch nicht siebzehn Jahre alt, mit seiner Mutter und seinen sechs Jüngeren Geschwistern als Waise zurück. Da das große Vermögen des Vaters der kaiserlichen Schatzkammer zufiel, mußte er mit seinen Angehörigen an den lebensnotwendigen Dingen Mangel leiden. Allein Gott würdigte ihn seiner Fürsorge. Er fand Aufnahme und Unterhalt bei einer sehr reichen und vornehmen Frau. Diese nahm sich aber auch eines berühmten Mannes an, welcher zu den damals in Alexandrien lebenden Häretikern gehörte und aus Antiochien stammte. Die genannte Frau hatte ihn als Adoptivsohn bei sich und sorgte aufs beste für ihn. Obwohl Origenes nun gezwungen war, mit diesem Manne zusammenzuleben, gab er von da ab deutliche Proben seiner Rechtgläubigkeit. Denn obwohl bei Paulus - dies war der Name des Mannes - eine sehr große Menge nicht nur von Häretikern, sondern auch von den Unsrigen wegen seiner bekannten Gelehrsamkeit zusammenkam, ließ sich Origenes niemals dazu bewegen, gemeinsam mit ihm zu beten. Schon von Knabenjahren an beobachtete er die Vorschrift der Kirche und „verabscheute“ - dieses Wort hat er selbst einmal gebraucht - die häretischen Lehren. Da er von seinem Vater bereits in die Wissenschaften der Griechen eingeführt worden war und sich auch nach dessen Tode mit noch größerem Eifer ganz und gar ihrem Studium hingab, verfügte er über ein gutes Maß von literarischen Kenntnissen. Damit erwarb er sich bald nach der Vollendung des Vaters einen mit Rücksicht auf seine Jugend recht reichlichen Unterhalt.

3. Während dieser seiner Tätigkeit kamen, wie er selbst irgendwo in seinen Schriften erzählt, einige Heiden zu ihm, um das Wort Gottes zu hören. Denn da alle vor der drohenden Verfolgung geflohen waren, war sonst niemand in Alexandrien, der (christlichen) Unterricht erteilt hätte. Der erste von ihnen war, wie er berichtet, Plutarch, der nach einem tugendhaften Leben auch mit herrlichem Martyrium ausgezeichnet wurde, der zweite Heraklas, der ein Bruder Plutarchs war und, nachdem er ebenfalls im Verkehr mit ihm reichliche Beweise eines philosophischen Lebens und Entsagens gegeben hatte, gewürdigt wurde, nach Demetrius Bischof von Alexandrien zu werden.

Origenes stand im 18. Lebensjahre, als er Vorsteher der Katechetenschule wurde. Hier erzielte er zur Zeit der Verfolgungen des Aquilas, des Statthalters von Alexandrien, große Erfolge und erwarb sich durch seine Freundlichkeit und seine Gefälligkeit, die er gegen alle heiligen Märtyrer, unbekannte und bekannte, bewies, bei allen Gläubigen einen sehr gefeierten Namen. Er stand nämlich den heiligen Märtyrern nicht nur zur Seite, solange sie noch im Gefängnis waren und das Endurteil noch nicht über sie gesprochen war, sondern auch nachher, wenn sie zum Tode geführt wurden, freimütig und geradewegs den Gefahren entgegengehend. Er wäre auch, wenn er so mutig zu den Märtyrern trat und sie offen und frei mit einem Kusse begrüßte, oftmals von dem herumstehenden wütenden Pöbel fast gesteinigt worden, wenn er nicht ein für allemal unter dem Schutze der göttlichen Rechten gestanden und so stets auf wunderbare Weise entkommen wäre.

Dieselbe göttliche und himmlische Gnade beschützte ihn auch sonst, wenn man ihm wegen seines großen Eifers für die Lehre Christi und seiner Freimütigkeit damals nachstellte, immer und immer wieder in den vielen Fällen, die nicht aufgezählt werden können. Die Ungläubigen setzten ihm in einer Weise zu, daß sie sich zusammenrotteten und mit Soldaten das Haus umstellten, in dem er wohnte, wegen der Menge, die von ihm in der heiligen Religion unterrichtet wurde. Die Verfolgung entbrannte gegen ihn von Tag zu Tag mehr, so daß er in der ganzen Stadt keinen Platz mehr fand, immer wieder die Wohnung wechseln mußte und überall vertrieben wurde wegen der Zahl derer, die durch ihn der göttlichen Lehre zugeführt wurden. Vor allem deshalb, weil sein sittliches Leben die herrlichsten Früchte echtester Philosophie zeitigte, sein Leben, wie man sagt, der Lehre und seine Lehre dem Leben entsprach, veranlaßte er mit Hilfe der göttlichen Kraft Unzählige, ihm nachzueifern.

Wie Origenes sah, daß ihm immer mehr Schüler zuströmten, da er allein mit der religiösen Unterweisung von Demetrius, dem Vorsteher der Kirche, betraut war, und erkannte, daß sich mit der Pflege göttlicher Wissenschaften der grammatikalische Unterricht nicht verbinden lasse, gab er unbedenklich den Unterricht in der Grammatik als wertlos und der heiligen Wissenschaft widersprechend auf und verkaufte in weiser Berechnung, um nicht von fremden Händen unterstützt werden zu müssen, alle Werke alter Schriftsteller, mit welchen er sich früher eifrig beschäftigt hatte, und war zufrieden damit, täglich von dem Käufer der Werke vier Obolen zu erhalten. Sehr viele Jahre Führte er so das Leben des Philosophen, jeglichen Reiz zu jugendlicher Ausschweifung von sich fernehaltend. Den ganzen Tag nahm er die nicht geringen Mühen seiner strengen Lebensführung auf sich, den größeren Teil der Nacht widmete er dem Studium der göttlichen Schriften. Er Führte ein möglichst entsagungsvolles Leben bald durch Fastenübungen, bald durch Beschränkung des Schlafes, dem er sich absichtlich keineswegs in einem Bette, sondern auf bloßer Erde hingab. Vor allem glaubte er jene evangelischen Worte des Erlösers beachten zu müssen, die da fordern, nicht zwei Röcke zu haben und keine Schuhe zu benützen und sich nicht von Sorgen für die Zukunft beängstigen zu lassen. Mit einem Eifer, den man bei seinem Alter nicht hätte erwarten mögen, hielt er in Kälte und Entblößung aus und ging in seiner übertriebenen Anspruchslosigkeit bis zum äußersten, wodurch er seine Umgebung in Staunen setzte. Mochte er auch Unzählige beleidigen, die den Wunsch gehabt hätten, ihm etwas von ihrem Besitze mitzuteilen, weil sie sahen, welche Mühen ihm der geistliche Unterricht kostete, er blieb gegenüber ihrem ständigen Drängen gleichwohl fest.

Wie erzählt wird, ging er mehrere Jahre barfuß, ohne je einen Schuh zu tragen, und enthielt sich während sehr vieler Jahre auch vom Genuß des Weines und der übrigen zum Leben nicht notwendigen Speisen, so daß er schließlich in Gefahr kam, zusammenzubrechen und krank an der Brust zu werden. Bei solchen Proben philosophischen Lebens, wie sie Origenes vor seiner Umgebung ablegte, versteht es sich, daß sich sehr viele Schüler zu ähnlichem Streben angespornt fühlten. Es wurden daher selbst angesehene Gebildete und Gelehrte von den ungläubigen Heiden von seinem Unterricht angezogen. Auch diese haben sich, da sie aufrichtig in der Tiefe ihres Herzens den Glauben an das göttliche Wort von Origenes entgegennahmen, in der damaligen Verfolgung ausgezeichnet, so daß manche von ihnen gefangengenommen wurden und im Martyrium zur Vollendung kamen.

4. Der erste unter ihnen war der soeben erwähnte Plutarch. Als dieser auf den Richtplatz geführt wurde, hätte wenig gefehlt, und unser Origenes, der ihm bis zum letzten Augenblicke zur Seite stand, wäre von seinen Mitbürgern getötet worden, da man glaubte, er habe seine Hinrichtung verschuldet. Doch Gottes Wille behütete ihn auch damals. Auf Plutarch folgte als zweiter Märtyrer unter den Schülern des Origenes Serenus, der durch den Feuertod den Glauben bestätigte, den er empfangen. Der dritte Märtyrer aus der gleichen Schule war Heraklid, der vierte Heron; jener war noch Katechumene, dieser erst kurz zuvor getauft worden. Beide wurden enthauptet. Als Fünfter Glaubensstreiter aus derselben Schule wird sodann noch ein anderer Serenus erwähnt. Er soll nach zahlreichen Martern enthauptet worden sein. Unter der Zahl der Frauen empfing Heraïs, da sie noch Katechumene war, die Taufe, wie Origenes selbst irgendwo berichtet, durchs Feuer und schied so aus dem Leben.

5. An siebter Stelle möge Basilides genannt sein, welcher die berühmte Potamiäna auf den Richtplatz begleitete. Noch heute weiß man in ihrer Heimat viel von ihr zu erzählen. Für ihre körperliche Reinheit und Jungfräulichkeit, welche ihr Schmuck waren, hatte sie gegenüber ihren Liebhabern zahllose Kämpfe durchgefochten, da mit der Anmut ihrer Seele zugleich auch die Schönheit ihres Körpers in Blüte stand. Nachdem sie unzählige Martern erduldet, wurde sie zuletzt nach schrecklichen, geradezu schauerlichen Peinen zugleich mit ihrer Mutter Marcella verbrannt. Wie man erzählt, hatte sie der Richter namens Aquilas zuerst am ganzen Körper furchtbar mißhandeln lassen und schließlich gedroht, sie zur Schändung an Gladiatoren auszuliefern. Sie habe sich zunächst etwas besonnen, dann aber auf die Frage, wozu sie entschlossen sei, eine Antwort gegeben, mit der sie etwas gesagt zu haben schien, was bei ihnen als Frevel galt. Kaum hatte sie dies gesprochen, wurde das Endurteil über sie gefüllt, und Basilides, einer der diensttuenden Soldaten, dem sie übergeben wurde, Führte sie zur Richtstätte. Als der Pöbel sie bedrängte und mit rohen Worten sie verhöhnen wollte, trieb Basilides die Frevler zurück und hielt sie ferne und erwies ihr sehr viel Mitleid und Teilnahme. Potamiäna nahm das ihr bekundete Mitgefühl freundlich auf und ermahnte den Mann, guten Mutes zu sein: nach ihrem Hinscheiden würde sie sich ihn von ihrem Herrn erbitten und ihm gar bald das, was er an ihr getan, vergelten. Nach diesen Worten ertrug sie standhaft den Martertod. Verschiedene Teile ihres Körpers, von der Fußsohle bis zum Scheitel, waren langsam und allmählich mit siedendem Pech übergossen worden. Einen solchen Kampf kämpfte das gefeierte Mädchen.

Als Basilides bald darauf von seinen Kameraden aus irgendeinem Grunde zur Ablegung eines Eides aufgefordert wurde, versicherte er, es sei ihm streng verboten, zu schwören, denn er sei Christ und bekenne dies offen. Zunächst meinte man, Basilides scherze. Als er aber bei seiner Aussage verblieb, wurde er vor den Richter geführt, und da er auch vor diesem bei seinem Widerstand beharrte, in den Kerker geworfen. Als die christlichen Brüder zu ihm kamen und ihn nach der Ursache dieses plötzlichen und auffallenden Entschlusses fragten, soll er gesagt haben, Potamiäna sei drei Tage nach ihrem Martyrium nachts vor ihn getreten, habe ihm einen Kranz auf das Haupt gelegt und ihm mitgeteilt, daß sie den Herrn für ihn gebeten habe und der Antwort gewürdigt worden sei, er werde ihn bald zu sich nehmen. Daraufhin erteilten ihm die Brüder das Siegel im Herrn. Am anderen Tage aber wurde er, nachdem er sich in ehrender Weise zum Herrn bekannt hatte, enthauptet. Auch mehrere andere Bewohner von Alexandrien sollen sich damals plötzlich der Lehre Christi zugewendet haben, da ihnen Potamiäna im Schlafe erschienen sei und zu ihnen geredet habe. Doch genug hiervon!

6. Klemens, der Nachfolger des Pantänus, leitete bis zu jener Zeit die Katechetenschule in Alexandrien, so daß auch Origenes zu seinen Schülern gehörte. In den chronologischen Angaben des ersten Buches seiner Schrift „Die Teppiche“ schließt Klemens ab mit dem Tode des Severus. Daraus ergibt sich, daß er die Schrift unter Severus, dessen Zeit wir gerade behandeln, ausgearbeitet hat.

7. Um diese Zeit gab Judas, ein anderer Schriftsteller, in einer Abhandlung über die siebzig Wochen Daniels eine Chronographie bis zum zehnten Jahre der Regierung des Severus. Er glaubte, das vielbesprochene Erscheinen des Antichrist sei schon damals nahe gewesen. So sehr hatte die damals gegen uns wütende Verfolgung die Gemüter der Maßen erregt.

8. Origenes, der in dieser Zeit an der Katechetenschule zu Alexandrien wirkte, vollzog eine Tat, die zwar noch unreifen jugendlichen Sinn verriet, aber zugleich auch ein herrliches Zeugnis von seinem Glauben und seiner Enthaltsamkeit gab. Er faßte das Wort „Es gibt Verschnittene, die sich um des Himmelreiches willen selbst verschnitten haben“ allzu wörtlich und unbesonnen auf. In dem Glauben, das Heilandswort zu erfüllen, und zugleich in der Absicht, damit jedem Verdachte und schändlicher Verleumdung, wie sie von heidnischer Seite wider ihn, den noch jugendlichen christlichen Lehrer nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen erhoben werden könnten, den Boden zu entziehen, ließ er sich dazu hinreißen, dieses Herrenwort in die Tat umzusetzen. Dabei war er sorglich bedacht, daß dies der großen Zahl seiner Schüler verborgen bliebe. Indessen gelang es ihm bei allem Willen nicht, eine solche Tat zu verheimlichen. Als später Demetrius, der dortige Bischof, davon erfuhr, zollte er ihm ob der kühnen Tat größte Bewunderung, lobte seinen Eifer und die Echtheit seines Glaubens, ermunterte ihn, mutig zu sein, und forderte ihn auf, sich nun erst recht dem Unterrichte zu widmen.

So dachte Demetrius damals. Doch als er bald darauf sah, welche Erfolge Origenes hatte und wie er groß, berühmt und allgemein geachtet wurde, überkam ihn menschliche Schwäche, und er suchte in einem Schreiben an die Bischöfe des Erdkreises die Tat des Origenes als äußerst töricht hinzustellen. Er tat dies, nachdem die angesehensten und berühmtesten Bischöfe von Palästina, die von Cäsarea und Jerusalem, Origenes die Hand zur Weihe als Presbyter aufgelegt hatten, weil sie ihn des Presbyteramtes und der höchsten Ehre für würdig erachteten. Da Origenes zu großem Ansehen gelangt war und bei allen Menschen aller Orte einen Namen und ob seiner Tugend und Weisheit nicht geringen Ruhm erworben hatte, erhob Demetrius in Ermangelung irgendwelchen anderen Anklagegrundes gegen ihn bittere Vorwürfe wegen der vor Jahren von ihm begangenen jugendlichen Tat und wagte es, seine Anklage auch auf jene auszudehnen, welche ihn zum Presbyter erhoben. Dies geschah allerdings erst etwas später. Damals jedoch übte Origenes in Alexandrien gegenüber allen, die zu ihm kamen, ohne Rücksicht auf sich selbst Tag und Nacht das Werk göttlicher Unterweisung unbehelligt aus, seine ganze Zeit der Theologie und seinen Schülern widmend.

Nachdem Severus achtzehn Jahre regiert hatte, folgte ihm sein Sohn Antoninus. Damals wurde Alexander, auf den wir soeben als Bischof von Jerusalem hingewiesen haben, und der unter der Zahl derer war, welche sich in der Verfolgung mutig gezeigt und nach den im Bekenntnisse bestandenen Kämpfen durch Gottes Vorsehung am Leben geblieben waren, infolge seines herrlichen Bekenntnisses für Christus mit der erwähnten Bischofswürde betraut, obwohl Narcissus, sein Vorgänger, noch am Leben war.

9. Neben vielen anderen auffallenden Dingen, die die Bürger jener Gemeinde auf Grund einer durch die Brüder von Mund zu Mund fortgepflanzten Überlieferung von diesem Narcissus erzählen, berichten sie auch das folgende von ihm gewirkte Wunder. Einmal soll den Diakonen während der großen österlichen Nachtfeier das öl ausgegangen sein. Da das ganze Volk deswegen von großer Trauer erfaßt wurde, habe Narcissus denen, welche für das Licht zu sorgen hatten, befohlen, Wasser zu schöpfen und es ihm zu bringen. Dieser Befehl wurde sofort ausgeführt. Narcissus aber gab, nachdem er über das Wasser gebetet hatte, im festen Vertrauen auf den Herrn die Anweisung, es in die Lampen zu gießen. Als auch dies geschehen war, soll sich wider alle Erwartung durch ein göttliches Wunder die Natur des Wassers in die des Öles verwandelt haben. Noch heute sollen sehr viele der dortigen Brüder ein bißchen von diesem öle als kleinen Beweis des damaligen Wunders aufbewahrt haben.

Noch sehr viele andere erwähnenswerte Ereignisse erzählen sie aus dem Leben dieses Mannes, darunter folgende Geschichte. Da einige nichtswürdige Leute sein energisches, strenges Wesen nicht leiden konnten, schmiedeten sie aus Furcht. sie möchten wegen der unzähligen Missetaten, deren sie sich bewußt waren, verhaftet und bestraft werden, gegen ihn einen Anschlag, um ihm zuvorzukommen, und streuten eine schlimme Verleumdung gegen ihn aus. Sodann bekräftigten sie, um sich bei denen, die davon hörten, Glauben zu verschaffen, ihre Beschuldigung mit Eiden. Der eine von ihnen schwur (zur Bekräftigung), er wolle durch Feuer umkommen; ein anderer, sein Körper möge von abscheulicher Krankheit zerfressen werden; ein dritter, er möge des Augenlichtes beraubt werden. Allein trotz ihrer Schwüre schenkte ihnen keiner der Gläubigen Aufmerksamkeit, weil die Enthaltsamkeit und der tugendhafte Wandel des Narcissus von jeher vor aller Augen glänzte. Da aber Narcissus die Gemeinheit dieser Aussagen nicht ertragen konnte und übrigens schon längst ein mönchisches Leben wünschte, verließ er die ganze kirchliche Gemeinde und verbrachte viele Jahre in Verborgenheit in wüsten und entlegenen Gegenden. Jedoch das große Auge der Gerechtigkeit schaute diesen Vorgängen nicht ruhig zu und bestrafte gar schnell die Gottlosen mit den Verwünschungen, an welche sie sich durch die Eide gebunden hatten. Der erste von ihnen verbrannte mit seiner ganzen Familie, als ein kleiner Funke zufällig ohne alles Zutun auf das Haus fiel, in welchem er wohnte, und es nachts vollständig in Asche legte. Der zweite wurde plötzlich von der Fußsohle bis zum Kopfe von der Krankheit befallen, die er sich selbst bestimmt hatte. Als der dritte das Schicksal der anderen sah und vor dem unentrinnbaren Gerichte des allwissenden Gottes zitterte, bekannte er zwar vor allen die Sünde, die er gemeinsam mit jenen begangen hatte, härmte sich aber in Reueschmerz so sehr ab und weinte unablässig so viel, daß er beide Augen verlor. In solcher Weise wurden diese Männer für ihre Lügen bestraft.

10. Da Narcissus weggegangen und man seinen Aufenthalt keineswegs erfahren konnte, beschlossen die Vorsteher der benachbarten Gemeinden, einen neuen Bischof zu wählen. Dessen Name war Dius. Ihm folgte, nachdem er nur kurze Zeit regiert hatte, Germanion und diesem Gordius. Als unter letzterem eines Tages Narcissus wie ein von den Toten Auferstandener wieder erschien, wurde er von den Brüdern aufgefordert, wiederum das bischöfliche Amt zu übernehmen. Denn alle schenkten ihm (jetzt) eine noch viel größere Bewunderung wegen seines mönchischen Lebens und asketischen Strebens und vor allem deswegen, weil Gott ihn seines rächenden Eintretens gewürdigt hatte.

11. Da Narcissus infolge seines hohen Alters nicht mehr imstande war, das Amt zu verwalten, berief die göttliche Vorsehung den erwähnten Alexander, der Bischof einer anderen Diözese war, durch Offenbarung in einem nächtlichen Gesichte dazu, das bischöfliche Amt mit Narcissus zu teilen. Als Alexander so auf eine göttliche Weisung hin aus Kappadozien, wo er zuerst des bischöflichen Amtes gewürdigt worden war, nach Jerusalem reiste, um hier zu beten und die (heiligen) Stätten zu besuchen, nahmen ihn die Bewohner der Stadt aufs freundlichste auf und ließen ihn nicht mehr nach Hause zurückkehren. Denn auch sie hatten nachts eine Offenbarung geschaut, und an die eifrigsten unter ihnen war ein sehr deutlicher Gottesspruch ergangen, welcher verlangte, sie sollten zu den Toren hinausgehen und den ihnen von Gott bestimmten Bischof begrüßen. Dies taten sie und zwangen ihn in Übereinstimmung mit den benachbarten Bischöfen mit Gewalt zum Bleiben. Alexander selbst erwähnt in seinem noch jetzt bei uns erhaltenen Schreiben an die Bewohner von Antinoë seine mit Narcissus geteilte bischöfliche Tätigkeit, indem er am Ende des Briefes wörtlich schreibt: „Es grüßt euch der 116 Jahre alte Narcissus, der vor mir das hiesige bischöfliche Amt verwaltet hatte und jetzt betend mir zur Seite steht. Gleich mir mahnt er euch, in Eintracht zu leben.“ So verhielt sich die Sache.

Nach dem Tode des Serapion erhielt die bischöfliche Würde in der Kirche zu Antiochien Asklepiades, der sich ebenfalls während der Verfolgung als Bekenner ausgezeichnet hatte. Seiner Einsetzung gedenkt Alexander in dem Schreiben an die Bewohner von Antiochien mit folgenden Worten: „Alexander, Diener und Gefangener Jesu Christi, grüßt im Herrn die selige Gemeinde von Antiochien. Erträglich und leicht hat mir der Herr meine Ketten gemacht, da ich in meiner Gefangenschaft erfuhr, daß Asklepiades, der nach seiner Würde vorzüglich dazu geeignet war, durch die göttliche Vorsehung mit dem Bischofsamt in eurer heiligen Gemeinde zu Antiochien betraut wurde.“ Alexander bemerkt dabei, daß er diesen Brief durch Klemens s übersandt habe. Denn am Ende desselben schreibt er also: „Dieses Schreiben schicke ich euch, meine Herren 9 Brüder, durch den seligen Presbyter Klemens, einen tüchtigen, bewährten Mann, den auch ihr kennt und noch kennenlernen werdet. Er ist nach dem Willen und der Fügung des Herrn hier gewesen und hat die Gemeinde des Herrn gestärkt und vergrößert.

12. Von der schriftstellerischen Tätigkeit Serapions sind wohl noch andere Denkmäler bei andern vorhanden. Zu unserer Kenntnis sind jedoch nur gekommen die Schrift „An Domnus“, welcher zur Zeit der Verfolgung vom christlichen Glauben zum jüdischen Eigenkult abgefallen war, die Schrift „An die kirchlich gesinnten Männer Pontius und Karikus“, ferner noch Schreiben an verschiedene Anschriften und schließlich eine Arbeit „Über das sog. Petrusevangelium“. Diese verfaßte er, um die in diesem Evangelium enthaltenen falschen Sätze zu widerlegen; denn einige Glieder der Kirche zu Rhossus hatten sich durch die erwähnte Schrift zu falschen Lehren verleiten lassen. Es dürfte zweckmäßig sein, aus jener Arbeit einige wenige Worte anzuführen, welche seine Ansicht über die Schrift wiedergeben. Serapion schreibt:

„Meine Brüder, wir halten an Petrus und den übrigen Aposteln ebenso fest wie an Christus. Wenn aber Schriften fälschlich unter ihrem Namen gehen, so sind wir erfahren genug, sie zurückzuweisen; denn wir wissen, daß uns solche Schriften nicht überliefert worden sind. Als ich bei euch war, meinte ich, daß alle den rechten Glauben hätten. Und ohne das von ihnen vorgelegte, den Namen Petri Führende Evangelium durchgelesen zu haben, hatte ich erklärt: Wenn dies allein euer Verdruß ist, dann möge man es lesen! Da ich aber nun durch Hörensagen weiß, daß ihr Sinn heimlich einer Häresie zuneigt, werde ich mich beeilen, wieder zu euch zu kommen. Daher, Brüder, erwartet mich in Bälde! Wir kennen, Brüder, die Häresie des Marcian. Er widersprach sich selbst und wußte nicht, was er sagte. Ihr könnt dies ersehen aus dem, was ich euch geschrieben habe. Durch andere, die eben dies Evangelium benützten, d. i. durch die Nachfolger seiner Urheber, die wir Doketen nennen, da ja seine Ideen größtenteils dieser Richtung angehören, kamen wir in die Lage, dasselbe von ihnen zu erhalten und durchzulesen und zu finden, daß zwar das meiste mit der wahren Lehre unseres Erlösers übereinstimmt, manches aber auch davon abweicht, was wir unten für euch anfügten“ Soviel über Serapion.

13. Von den „Teppichen“ des Klemens sind noch alle acht Bücher bei uns erhalten. Er hatte ihnen die Überschrift gegeben: „Des Titus Flavius Klemens Teppiche von aufgezeichneten Erkenntnissen in der wahren Philosophie.“ Der Zahl nach ebensoviel sind die Bücher, welche er Hypotyposen betitelte. Darin erwähnt er ausdrücklich Pantänus als seinen Lehrer und Führt von ihm Schrifterklärungen und Überlieferungen an. Klemens verfaßte auch:

Mahnrede an die Heiden, Drei Bücher Pädagogus, Welcher Reiche wird gerettet werden? Über das Osterfest, Predigten über das Fasten, Predigten über die Verleumdung, Aufforderung zur Standhaftigkeit oder An die Neugetauften, den sog. Kirchlichen Kanon oder Wider die jüdisch Gesinnten. Die letzte Schrift hatte er dem erwähnten Bischof Alexander gewidmet. In den „Teppichen“ hat Klemens nicht nur Stellen aus der göttlichen Schrift eingestreut, sondern auch Stellen aus heidnischen Schriften, sofern sie Nützliches gesagt zu haben schienen, und entwickelt darin die allgemein verbreiteten Anschauungen sowohl der Griechen als der Barbaren und prüft zugleich die falschen Ansichten der Sektenstifter. Er entfaltet dabei große Geschichtskenntnis, so daß er uns reichlichen Stoff zur Erweiterung des Wissens bietet. In alle diese Ausführungen mischt er auch die Lehrmeinungen der Philosophen, so daß er, dem Inhalte entsprechend, passend den Titel „Teppiche“ geprägt hat.

In denselben beruft sich Klemens auch auf die bestrittenen Schriften, nämlich die sog. Weisheit Salomons, die Weisheit Jesu, des Sohnes des Sirach, den Hebräer-, den Barnabas-, den Klemens- und den Judasbrief. Ferner erwähnt er die Schrift Tatians an die Hellenen und berichtet, daß Kassian eine Geschichte geschrieben habe und daß die jüdischen Geschichtsschreiber Philo, Aristobul, Josephus, Demetrius und Eupolemus sämtlich in ihren Schriften das höhere Alter des Moses und des jüdischen Volkes gegenüber den auf ihr Alter stolzen Griechen bewiesen haben“. Die genannten Bücher des Klemens sind aber noch mit sehr vielen anderen Wissensschätzen angefüllt. Im ersten davon bemerkt er über sich selbst, er sei den Nachfolgern der Apostel sehr nahegestanden ß. Daselbst verspricht er auch, einen Kommentar zur Genesis zu schreiben. In seiner Schrift über das Osterfest gesteht er, er sei von seinen Freunden gezwungen worden, der Nachwelt jene Überlieferungen schriftlich zu übermitteln, welche er von den alten Presbytern mündlich empfangen habe. Er erwähnt daselbst Melito, Irenäus und noch einige andere Schriftsteller und hat Berichte aus ihnen angeführt.

14. In den Hypotyposen gibt Klemens, um es kurz zu sagen, gedrängte Auslegungen der ganzen Bibel, ohne die bestrittenen Schriften wie den Brief des Judas, die übrigen katholischen Briefe, den Brief des Barnabas und die sog. Petrusapokalypse zu übergehen. Den Hebräerbrief weist er Paulus zu, behauptet aber, er sei an die Hebräer in hebräischer Sprache geschrieben worden. Lukas habe den Brief sorgfältig übersetzt und dann an die Griechen weitergeleitet. Daher komme es, daß die Sprache dieses Briefes dieselbe Färbung zeige wie die der Apostelgeschichte. Daß dem Briefe nicht die Worte „Paulus, der Apostel“ vorgesetzt seien, habe seinen guten Grund. „Denn“ - so erklärt er - „da er an die Hebräer schrieb, die gegen ihn voreingenommen waren und ihn verdächtigten, so war es ganz begreiflich, daß er nicht schon am Anfange durch Nennung seines Namens abstieß.“ Sodann fügt Klemens bei:

„Da ferner, wie der selige Presbyter sagte, der Herr als Apostel des Allmächtigen an die Hebräer gesandt worden war, so betitelt sich Paulus, als zu den Heiden gesandt, aus Bescheidenheit nicht als Apostel der Hebräer. Er unterläßt es aus Ehrfurcht vor dem Herrn und weil er, der Lehrer und Apostel der Heiden, über seinen Beruf hinaus an die Hebräer schrieb.“

In dem gleichen Werke teilt Klemens bezüglich der Reihenfolge der Evangelien eine Überlieferung mit, welche er von den alten Presbytern erhalten hatte. Dieselbe lautet: diejenigen Evangelien, welche die Genealogien enthalten, seien zuerst geschrieben worden. Beim Evangelium nach Markus waltete folgende Fügung. Nachdem Petrus in Rom öffentlich das Wort gepredigt und im Geiste das Evangelium verkündet hatte, sollen seine zahlreichen Zuhörer Markus gebeten haben, er möge, da er schon seit langem Petrus begleitet und seine Worte im Gedächtnis habe, seine Predigten niederschreiben. Markus habe willfahrt und ihnen der Bitte entsprechend das Evangelium gegeben. Als Petrus davon erfuhr, habe er ihn durch ein mahnendes Wort weder davon abgehalten noch dazu ermuntert. Zuletzt habe Johannes in der Erkenntnis, daß die menschliche Natur in den Evangelien (bereits) behandelt sei, auf Veranlassung seiner Schüler und vom Geiste inspiriert ein geistiges Evangelium verfaßt. Soweit Klemens. Der erwähnte Alexander gedenkt in einem Briefe an Origenes sowohl des Klemens als auch des Pantänus und berichtet, daß beide Männer seine Freunde gewesen seien. Er schreibt:

„Denn das ist, wie du weißt, der Wille Gottes, daß unsere seit den Vorfahren bestehende Freundschaft unverletzt bleibe, ja daß sie an Wärme und Festigkeit zunehme. In jenen seligen Männern, die uns vorangegangen sind und bei denen wir bald wieder sein werden, nämlich in Pantänus, dem wahrhaft seligen Herrn, und in dem heiligen Klemens, der mein Herr und Wohltäter wurde, und in anderen etwaigen Männern dieser Art erkennen wir unsere Väter. Durch sie habe ich dich, meinen in jeder Beziehung trefflichsten Herrn und Bruder, kennengelernt.“ Soviel hierüber.

Adamantius - denn Origenes hatte auch diesen Namen - weilte unter Zephyrin, der damals die römische Kirche leitete, in Rom, wie er selbst irgendwo schreibt. Er sagt nämlich: „Ich wünschte die uralte Kirche der Römer zu sehen.“ Daselbst hielt er sich aber nicht lange auf. Er kehrte nach Alexandrien zurück und oblag hier mit allem Eifer dem gewohnten Unterrichte. Denn der dortige Bischof Demetrius munterte ihn damals noch auf und flehte ihn fast darum an, sich unverdrossen in den Dienst seiner Brüder zu stellen.

15. Origenes sah, daß es für ihn zuviel sei, sich in Muße in die Theologie zu vertiefen, die Heilige Schrift zu erforschen und zu erklären und dazu noch die, welche zu ihm kamen und ihm keine Ruhe ließen, zu unterrichten; denn vom Morgen bis zum Abend besuchten die einen nach den anderen seine Schule. Er teilte daher die Scharen, wählte Heraklas, einen eifrigen Gottesmann, der wissenschaftlich gut geschult und in der Philosophie nicht unbewandert war, aus seinen Jüngern aus und machte ihn zu seinem Gehilfen beim Unterricht. Ihm wies er den Elementarunterricht der Anfänger zu, während er für sich die Unterweisung der Fortgeschrittenen behielt.

16. Origenes verlegte sich auf das Studium der göttlichen Schriften mit solchem Eifer, daß er sogar die hebräische Sprache lernte, sich die bei den Juden benützten, in hebräischen Buchstaben geschriebenen Urtexte als Eigentum verschaffte, den Arbeiten derer nachspürte, welche außer den Siebzig die Heilige Schrift übertragen hatten, und Übersetzungen fand, welche von den bekannten Übersetzungen des Aquila, Symmachus und Theodotion abwichen. Sein Spähergeist hatte sie aus irgendwelchen unbekannten Winkeln, wo sie lange Zeit verborgen lagen, ans Tageslicht gebracht. Da ihm die Verfasser unbekannt waren, vermerkte er wegen dieser Unkenntnis nur, daß er die eine Übersetzung in Nikopolis bei Aktium, die andere an einem anderen Orte gefunden habe. In den Hexapla setzte er bei den Psalmen neben die bekannten vier Ausgaben nicht nur eine Fünfte, sondern auch eine sechste und siebte Übersetzung und bemerkt, daß eine derselben zu Jericho in einem Fasse zur Zeit des Antoninus, des Sohnes des Severus, aufgefunden worden sei. Alle diese Ausgaben fügte er zu einem Ganzen zusammen, teilte sie in Verse ab und setzte sie zugleich mit dem hebräischen Texte nebeneinander. Damit schenkte er uns die sog. Hexapla. In den Tetrassa bietet er noch eigens die Ausgaben des Aquila, Symmachus und Theodotion nebst der Septuaginta.

17. Bezüglich dieser Übersetzer ist zu bemerken, daß Symmachus Ebionäer war. Die sog. Häresie der Ebionäer aber hält Christus für den Sohn des Joseph und der Maria und sieht in ihm einen bloßen Menschen; sie fordert auch, man müsse das Gesetz in streng jüdischem Sinne beobachten, wie wir schon an früherer Stelle unserer Geschichte erfahren haben. Noch heute sind Schriften des Symmachius erhalten, in welchen er unter Berufung auf das Matthäusevangelium die erwähnte Häresie zu bekräftigen scheint. Origenes berichtet, er habe diese Schriften neben Bibelerklärungen des Symmachus von einer gewissen Juliana erhalten, welche die Bücher von Symmachus selbst überkommen hätte.

18. Damals wurde auch Ambrosius, ein Anhänger der Häresie Valentins, durch die von Origenes verkündete Wahrheit überführt, so daß er, wie von einem Lichte innerlich erleuchtet, zur wahren Lehre der Kirche übertrat. Aber noch sehr viele andere gelehrte Männer kamen, da sich der Ruf des Origenes überallhin verbreitete, zu ihm, um einen Beweis von der Tüchtigkeit des Mannes in den heiligen Wissenschaften zu erhalten. Zahlreiche Häretiker und nicht wenige von den angesehensten Philosophen hörten mit Eifer ihm zu und ließen sich von ihm ebenso in den göttlichen Dingen wie auch in der heidnischen Philosophie unterrichten. Diejenigen, welche er für begabt erachtete, Führte er nämlich auch in die philosophischen Fächer ein, indem er ihnen Unterricht in Geometrie, Arithmetik und den anderen grundlegenden Wissenschaften erteilte, sie mit den verschiedenen Systemen der Philosophen bekannt machte, deren Schriften erklärte, kommentierte und im einzelnen kritisierte, was ihm auch beiden Heiden den Ruhm eines großen Philosophen eintrug. Auch viele von denen, die der Bildung ferne standen, veranlaßte er zum Studium der allgemeinen Wissenschaften, indem er ihnen erklärte, daß sie damit eine nicht wenig nützliche Unterlage für das Verständnis der göttlichen Schriften gewönnen. Aus diesem Grunde hielt Origenes die Pflege der weltlichen Wissenschaften und der Philosophie auch für sich selbst für sehr notwendig.

19. Für das erfolgreiche lehramtliche Wirken des Origenes legen auch heidnische zeitgenössische Philosophen Zeugnis ab. In ihren Schriften finden wir nämlich Origenes häufig erwähnt. Bald widmen sie ihm ihre eigenen Arbeiten, bald schicken sie ihre eigenen Schriften ihm als ihrem Lehrer zur Begutachtung. Wozu soll ich aber davon sprechen? Ich erwähne Porphyrius, der noch zu unserer Zeit in Sizilien gelebt hat und gegen uns Schriften verfaßte, in welchen er die göttlichen Schriften zu lästern suchte und der Bibelexegeten gedachte. Da er an den Lehren keineswegs etwas aussetzen konnte, verlegt er sich aus Mangel an Beschuldigungsgründen darauf, zu schimpfen und die Schrifterklärer zu verleumden, vor allem Origenes. Nachdem er gesagt, er habe ihn in seiner Jugend kennengelernt, sucht er ihn zu verlästern, empfiehlt ihn aber, ohne es zu merken. Wo er nicht anders konnte, berichtet er über ihn die Wahrheit; wenn er aber glaubte, daß man es nicht merke, ersinnt er über ihn Lügen. Bald macht er ihm den Vorwurf, daß er Christ sei, bald verwarf er seine Fortschritte in der Philosophie. Vernimm seine eigenen Worte!

„Da einige, statt sich von der Erbärmlichkeit der jüdischen Schriften abzuwenden, nach befriedigenden Lösungen suchten, verloren sie sich in verworrene, dem Texte nicht entsprechende Erklärungen, welche nicht so sehr eine Verteidigung der fremden, als vielmehr Anerkennung und Lob der eigenen Sache zum Ziele haben. Diese Exegeten reden groß daher, die klaren Worte des Moses seien Rätsel; sie verhimmeln dieselben als Gottesworte voll heiliger Geheimnisse und betören durch ihren Schwindel die Fähigkeit zur Kritik.“

Später fährt Porphyrius also fort: „Diese törichte Methode möge man an einem Manne beobachten, mit dem auch ich in meiner frühesten Jugend verkehrt habe, nämlich an Origenes, der in hohem Ansehen stand und noch heute durch seine hinterlassenen Schriften im Ansehen steht und dessen Ruhm bei den Lehrern dieser Gedanken weit verbreitet ist! Er war Schüler des Ammonius, des verdientesten Philosophen unserer Zeit. Wissenschaftlich hatte Origenes von seinem Lehrer sehr viel gewonnen, doch schlug er - was die rechte Entscheidung fürs Leben anbelangt - einen entgegengesetzten Lebensweg ein. Ammonius nämlich wandte sich, obwohl von seinen Eltern als Christ im Christentum erzogen, sobald er zu denken und zu philosophieren anfing, sofort der den Gesetzen entsprechenden Lebensweise zu. Origenes aber irrte, obwohl als Grieche unter Griechen erzogen, zu barbarischer Dreistigkeit ab. Ihr zuliebe verkaufte er sich und seine Bildung. Sein Leben war das eines Christen und widersprach den Gesetzen. In seiner Auffassung von der Welt und von Gott dachte er wie ein Grieche und schob den fremden Mythen griechische Ideen unter. Ständig beschäftigte er sich nämlich mit Plato. Er war vertraut mit den Schriften des Numenius, Kronius, Apollophanes, Longinus, Moderatus, Nikomachus und der berühmten Männer aus der pythagoreischen Schule. Er benützte aber auch die Bücher des Stoikers Chäremon und des Kornutus, von welchen er die allegorische Auslegung der heidnischen Mysterien erlernte, und wandte diese Methode auf die jüdischen Schriften an.“

So sagt Porphyrius im dritten Buche seiner Schrift „Gegen die Christen“. Wahr ist, was Porphyrius über die Tätigkeit und das reiche Wissen des Origenes sagt. Doch lügt er offensichtlich, wenn er behauptet, Origenes sei vom Heidentum aus übergetreten und Ammonius sei vom gottesfürchtigen Leben zum Heidentum abgefallen. Wie konnte er, der gegen die Christen schrieb, anders als lügen? Denn Origenes hatte die christliche Lehre von seinen Ahnen überkommen, treu sie hütend, wie der obige geschichtliche Bericht zeigte. Und Ammonius bewahrte die göttliche Lebensauffassung rein und unverfälscht bis zum letzten Lebensende. Dies beweisen noch jetzt die Arbeiten dieses durch seine hinterlassenen Schriften bei den meisten in Ansehen stehenden Mannes, z. B. das Buch, das die Aufschrift trägt „Die Übereinstimmung zwischen Moses und Jesus“ und alle jene anderen Schriften, welche sich bei den Freunden des Schönen und Guten finden. Das sei angeführt zum Beweis dafür, wie jener Lügner verleumdete, und dafür, wie bewandert Origenes auch in den heidnischen Wissenschaften gewesen. In einem Briefe verteidigt sich Origenes wegen dieser heidnischen Kenntnisse gegenüber Leuten, die ihm diesen wissenschaftlichen Eifer zum Vorwurf machten, also: „Während ich dem Studium des Wortes oblag und der Ruf unserer Schule sich weithin verbreitete, kamen zu mir bald Häretiker, bald Männer, die der griechischen Wissenschaften sich beflissen, und vor allem Philosophen. Daher entschloß ich mich, sowohl die Lehren der Häretiker zu untersuchen als auch die Lösungen, die die Philosophen in der Frage nach der Wahrheit zu geben versprachen. Ich tat dies in Nachahmung des Pantänus, der schon vor uns vielen von Nutzen gewesen durch seine nicht geringe Ausbildung in jenen Wissenschaften, und in Nachahmung des Heraklas, der jetzt im Presbyterium zu Alexandrien sitzt und den ich bei meinem Philosophielehrer gefunden habe. Heraklas hatte ihn schon Fünf Jahre gehört, ehe ich anfing, jenen Lehren zu lauschen. Er hatte das gewöhnliche Kleid, das er früher getragen, abgelegt und den Philosophenmantel angezogen. Und er trägt denselben noch heute, wie er auch nicht aufhört, sich, soweit es seine Kräfte erlauben, mit den Büchern der Heiden zu befassen.“ Mit diesen Worten rechtfertigt Origenes seine Beschäftigung mit der heidnischen Literatur.

Um diese Zeit, da er in Alexandrien weilte, brachte ein Offizier an Demetrius, den Bischof der Gemeinde, und an den damaligen Statthalter von Ägypten ein Schreiben vom Gouverneur in Arabien mit dem Ersuchen, sie möchten baldigst Origenes schicken, damit er ihn unterweise. Origenes kam so nach Arabien. Nachdem er den Zweck seines Kommens in kurzer Zeit erfüllt hatte, kehrte er wieder nach Alexandrien zurück. Als bald darauf in der Stadt erneut ein nicht unbedeutender Kampf ausbrach, verließ er heimlich Alexandrien, begab sich nach Palästina und nahm Aufenthalt in Cäsarea. Die dortigen Bischöfe baten ihn, obwohl er noch nicht zum Presbyter gewählt worden war, er möchte vor der Gemeinde Vorträge halten und die göttlichen Schriften erklären. Daß dem so war, erhellt aus dem Rechtfertigungsbericht, den Bischof Alexander von Jerusalem und Bischof Theoktist von Cäsarea wegen des Demetrius geschrieben haben. Darin heißt es:

„Dem Schreiben fügte er bei, noch niemals sei es gehört worden und auch bis jetzt nicht vorgekommen, daß Laien in Gegenwart von Bischöfen Vorträge hielten. Es ist unbegreiflich, wie eine solch offenkundig unwahre Behauptung aufgestellt werden kann. Denn wo sich Leute finden, die fähig sind, den Brüdern zu nützen, da werden sie von den heiligen Bischöfen aufgefordert, zum Volke zu sprechen.

So wurde in Laranda Euelpis von dem seligen Bruder Neon, in Ikonium Paulinus von dem seligen Bruder Celsus, in Synada Theodor von dem seligen Bruder Attikus dazu aufgefordert. Wahrscheinlich geschieht solche Einladung, ohne daß wir davon wissen, auch an anderen Orten.“ In solcher Weise wurde Origenes nicht nur von einheimischen, sondern auch von fremden Bischöfen schon als junger Mann geehrt. Da aber Demetrius ihn brieflich zurückrief und durch Diakone seiner Kirche auf Beschleunigung der Rückkehr nach Alexandrien drang, so traf er hier wieder ein, mit gewohntem Eifer seines Amtes zu walten.

20. Damals lebten mehrere gelehrte Kirchenmänner. Briefe, welche sie aneinander geschrieben haben, sind noch jetzt vorhanden und leicht zu erhalten. Dieselben sind heute noch in der Bibliothek zu Alia aufbewahrt, welche von dem damals dort regierenden Bischof Alexander gegründet worden war und aus welcher wir das Material für vorliegende Arbeit sammeln konnten. Zu jenen Männern zählte Beryll, der uns außer Briefen noch verschiedene schöne Schriften hinterlassen hat; er war Bischof der Araber in Bostra. Ebenso gehörte dazu Hippolyt, Vorsteher einer anderen Kirche. Auf uns ist auch ein Dialog gekommen, den der sehr gelehrte Gaius unter Zephyrin zu Rom gegen Proklus, den Verfechter der kataphrygischen Häresie, verfaßt hatte. In diesem Dialog, in welchem er die Gegner wegen ihrer kühnen, verwegenen Aufstellung neuer Schriften zum Schweigen bringt, erwähnt er nur dreizehn Briefe des heiligen Apostels, indem er den Brief an die Hebräer nicht den übrigen beizählt. Noch bis heute gilt er bei einigen Römern nicht als Schrift des Apostels.

21. Auf Antoninus, der sieben Jahre und sechs Monate regierte, folgte Makrinus. Nachdem dieser ein Jahr die Herrschaft innegehabt, erhielt ein zweiter Antoninus die Regierung über das römische Reich. Im ersten Jahre seiner Herrschaft starb der römische Bischof Zephyrin, nachdem er volle 18 Jahre sein Amt bekleidet hatte. Nach diesem wurde Kallistus zum Bischof gewählt. Er lebte noch Fünf Jahre und hinterließ die bischöfliche Würde dem Urbanus. Nach einer nur vierjährigen Regierung des Antoninus übernahm Kaiser Alexander die römische Herrschaft. Zu seiner Zeit folgte Philetus in der Kirche zu Antiochien auf Asklepiades. Indessen hatte sich der Ruf des Origenes überallhin so sehr verbreitet, daß er auch zu Ohren der Mamäa, der Mutter des Kaisers, drang. Gottesfürchtig wie sie war, lag dieser Frau viel daran, den Mann von Angesicht zu Angesicht zu sehen und eine Probe seiner allgemein bewunderten theologischen Kenntnisse zu erhalten. Während sie sich nun in Antiochien aufhielt, ließ sie ihn unter militärischem Schutze zu sich kommen. Origenes weilte einige Zeit bei ihr und gab gar viele Proben seines Könnens zur Ehre des Herrn und der trefflichen göttlichen Schule. Sodann eilte er zu seiner gewohnten Tätigkeit zurück.

22. Damals verfaßte auch Hippolyt neben zahlreichen anderen Schriften das Buch über das Osterfest. In demselben gibt er eine Chronologie und stellt einen 16-jährigen Osterkanon auf, worin er die Zeitbestimmung mit dem ersten Jahre des Kaisers Alexander beginnt. Von seinen übrigen Schriften sind noch folgende auf uns gekommen:

Über das Sechstagewerk, Über die auf das Sechstagewerk folgenden Ereignisse, Gegen Marcion, Über das Hohe Lied, Über einzelne Teile aus Ezechiel, Über das Osterfest, Gegen alle Häresien.

Auch noch sehr viele andere Schriften (Hippolyts) könnte man wohl finden, die hier und dort aufbewahrt werden.

23. Von da ab begann Origenes seine Kommentare zu den göttlichen Schriften zu schreiben, wozu ihn Ambrosius nicht nur durch unzähliges Zureden und Ermuntern, sondern auch durch freigebigste Unterstützungen mit dem Nötigen anhielt. Es standen nämlich Origenes beim Diktieren mehr als sieben Schnellschreiber zur Verfügung, welche sich zu bestimmten Zeiten ablösten; nicht geringer war die Zahl der Reinschreiber nebst den im Schönschreiben geübten Mädchen. Die für dieses ganze Personal notwendigen Ausgaben bestritt Ambrosius in reichlichem Maße. Ja er nahm sogar mit unsagbarem Eifer an der mühevollen Bearbeitung der göttlichen Schrift teil, wodurch er Origenes ganz besonders zur Abfassung seiner Kommentare antrieb.

Damals folgte auf Urbanus, der acht Jahre Bischof der römischen Kirche gewesen war, Pontianus. In der Kirche zu Antiochien folgte auf Philetus Zebennus. Zu dieser Zeit empfing Origenes, als er wegen dringender kirchlicher Angelegenheiten durch Palästina nach Griechenland reiste, in Cäsarea von den Bischöfen jener Gegend die Weihe zum Presbyter. Die Bewegung, die dieses Ereignis gegen ihn hervorrief, die Beschlüsse, welche infolge dieser Bewegung von den Kirchenvorstehern gefaßt wurden, und die zahlreichen Verdienste des jungen Origenes um die göttliche Lehre erheischen eine gesonderte Darstellung. In mäßigem Umfange haben wir sie niedergeschrieben in dem zweiten Buche unserer Apologie für Origenes.

24. Den obigen Ausführungen dürfte noch beizufügen sein, daß Origenes gemäß einer Bemerkung im sechsten Buche seines Kommentares zum Johannesevangelium die ersten Fünf Bücher noch in Alexandrien verfaßte. Von seinem Werke zum gesamten Evangelium sind nur 22 Bücher auf uns gekommen. Im neunten Buche seines Kommentares zur Genesis, der im ganzen zwölf Bücher umfaßt, teilt er mit, daß er nicht nur die ersten acht Bücher desselben in Alexandrien ausgearbeitet habe, sondern auch die Erklärung zu den ersten 25 Psalmen und die zu den Klageliedern, von welcher Fünf Bücher auf uns gekommen sind und in welcher er die Schrift „Über die Auferstehung“ erwähnt, die aus zwei Büchern besteht. Auch das Werk „Über die Grundlehren“ schrieb er noch vor seiner Abreise von Alexandrien; ebenso verfaßte er die sog. „Teppiche“, die aus zehn Büchern bestehen, in derselben Stadt unter der Regierung Alexanders, wie seine eigenen ausführlichen Buchüberschriften zu erkennen geben.

25. Bei Auslegung des ersten Psalmes gibt Origenes ein Verzeichnis der heiligen Bücher des Alten Testamentes. Er schreibt wörtlich also: „Es ist zu bemerken, daß es nach der Überlieferung der Hebräer 22 biblische Bücher gibt, entsprechend der Zahl der hebräischen Buchstaben.“ Etwas später fährt er also fort: „Die 22 Bücher sind nach den Hebräern folgende:

Unsere sog. Genesis, welche bei den Hebräern nach dem ersten Worte des Buches Beresith, d. i. Am Anfange betitelt wird; Exodus, Ouellesmoth, d. i. Dies sind die Namen: Leviticus, Ouïkra, Und er rief ; Numeri, Ammesphekodeim, Deuteronomium, Elleaddebareim, Dies sind die Worte ; Josua, Sohn des Nave, Iosouebennoun; Richter und Ruth, bei den Hebräern in einem einzigen Buche Sophteim: 1. und 2. Buch der Könige, bei den Hebräern in einem einzige Buche: Samouel, (d. i.) Der von Gott Berufene ; 3. und 4. Buch der Könige, in einem einzigen Buche: Ouammelchdauid, d. i. Regierung Davids ; 1. und 2. Buch Paralipomenon, in einem einzigen Buche: Dabreïamein, d. i. Geschichte der Tage ; 1. und 2. Buch Esra, in einem einzigen Buche: Ezra, d. i. Helfer ; Buch der Psalmen, Spharthelleim; Sprüche Salomons, Melotht; Ekkiesiastes, Koelth; Das Hohe Lied (nicht, wie einige vermuten: die Hohen Lieder),Sirassireim; Isaias, Iessia; Jeremias mit den Klageliedern und dem Briefe, in einem einzigen Buche:Ieremia; Daniel, Daniel; Ezechiel, Iezechiel; Job, Iob; Esther, Esther. Außerdem noch die Geschichte der Makkabäer, die den Titel hat: Sarbethsabanaiel.

Diese Schriften zählt Origenes in den erwähnten Kommentaren auf. In dem ersten Buche seines Matthäuskommentares bezeugt er in Übereinstimmung mit dem kirchlichen Kanon, daß er nur vier Evangelien kenne. Er schreibt: „Auf Grund der Überlieferung habe ich bezüglich der vier Evangelien, welche allein ohne Widerspruch in der Kirche Gottes, soweit sie sich unter dem Himmel ausbreitet, angenommen werden, erfahren: Zuerst wurde das Evangelium nach Matthäus, dem früheren Zöllner und späteren Apostel Jesu Christi, für die Gläubigen aus dem Judentum in hebräischer Sprache geschrieben, als zweites das Evangelium nach Markus, den Petrus hierfür unterwiesen hatte und den er in seinem katholischen Briefe als seinen Sohn bezeichnet mit den Worten: Es grüßt euch die auserlesene Gemeinde in Babylon und Markus, mein Sohn. Als drittes wurde geschrieben das Evangelium nach Lukas, der es nach Approbation durch Paulus an die Gläubigen aus der Heidenwelt richtete, zuletzt das Evangelium nach Johannes.“

Im Fünften Buche seines Kommentares zum Johannesevangelium äußert sich Origenes über die Briefe der Apostel also: „Paulus, der befähigt worden war, dem Neuen Bunde nicht des Buchstabens, sondern des Geistes zu dienen, und der das Evangelium von Jerusalem und Umgebung bis Illyrien vollendet hat, schrieb keineswegs an alle Gemeinden, die er unterwiesen hatte, ja er richtete auch an die, welchen er schrieb, nur einige Zeilen. Petrus, auf den die Kirche Christi gebaut ist, welche von den Toren der Hölle nicht überwältigt werden wird, hat nur einen allgemein anerkannten Brief hinterlassen. Er mag noch einen zweiten hinterlassen haben, doch wird derselbe bezweifelt. Johannes endlich, der an der Brust Jesu gelegen, hinterließ ein Evangelium und gestand in demselben, er könnte so viel schreiben, daß es die Welt gar nicht zu fassen vermöchte. Er schrieb die Apokalypse, nachdem er den Auftrag erhalten hatte, zu schweigen und die Stimmen der sieben Donner nicht niederzuschreiben. Auch hinterließ er einen Brief von ganz wenigen Zeilen. Auch noch einen zweiten und dritten Brief mag er geschrieben haben, dieselben werden jedoch nicht allgemein als echt anerkannt. Beide Briefe zählen indes keine hundert Zeilen.“

In seinen Homilien zum Hebräerbrief äußert sich Origenes über denselben also: „Jeder, der Stile zu unterscheiden und zu beurteilen versteht, dürfte zugeben, daß der Stil des sog. Hebräerbriefes nichts von jener Ungewandtheit im Ausdruck zeigt, welche der Apostel selber eingesteht, wenn er sich als ungeschickt in der Rede, d. i. im Ausdruck, bezeichnet, daß der Brief vielmehr in seiner sprachlichen Form ein besseres Griechisch aufweist. Daß die Gedanken des Briefes Bewunderung verdienen und hinter denen der anerkannten Briefe des Apostels nicht zurückstehen, dürfte ebenfalls jeder als richtig zugeben, der mit der Lektüre des Apostels vertraut ist.“

Später bemerkt Origenes noch: „Ich aber möchte offen erklären, daß die Gedanken vom Apostel stammen, Ausdruck und Stil dagegen einem Manne angehören, der die Worte des Apostels im Gedächtnis hatte und die Lehren des Meisters umschrieb. Wenn daher eine Gemeinde diesen Brief für paulinisch erklärt, so mag man ihr hierin zustimmen. Denn es hatte seinen Grund, wenn die Alten ihn als paulinisch überliefert haben. Wer indes tatsächlich den Brief geschrieben hat, weiß Gott. Soviel wir aber erfahren haben, soll entweder Klemens, der römische Bischof, oder Lukas, der Verfasser des Evangeliums und der Apostelgeschichte, den Brief geschrieben haben.“ So viel hierüber.

26. In hohem Ansehen stand damals Firmilian, Bischof von Cäsarea in Kappadozien. Für Origenes war er so begeistert, daß er ihn das eine Mal in seine Gegend zum Nutzen der Gemeinden rief, ein andermal persönlich nach Judäa reiste und einige Zeit bei ihm zur besseren theologischen Ausbildung verbrachte. Auch Bischof Alexander von Jerusalem und Bischof Theoktist von Cäsarea schlossen sich ständig ihm als ihrem einzigen Lehrer an und gestatteten ihm, die göttlichen Schriften zu erklären und auch der übrigen Ämter des kirchlichen Unterrichts zu walten.

27. Es war im zehnten Jahre der erwähnten Regierung, da übersiedelte Origenes von Alexandrien nach Cäsarea und überließ dem Heraklas die dortige Katechetenschule. Bald darauf starb Demetrius, der Bischof der Kirche von Alexandrien, nachdem er volle 43 Jahre im Amte gewesen war. Ihm folgte Heraklas.

28. Nachdem der römische Kaiser Alexander dreizehn Jahre die Herrschaft innegehabt hatte, folgte ihm Kaiser Maximinus. Da dieser ungehalten darüber war, daß die Familie Alexanders mehrere Gläubige zählte, ordnete er eine Verfolgung an, befahl jedoch, nur die Führer der Kirche als die Urheber der evangelischen Lehre hinrichten zu lassen. Damals verfaßte Origenes seine Schrift „Über das Martyrium“ und widmete sie Ambrosius und Protoktet, einem Presbyter der Gemeinde in Cäsarea. Denn für beide war die Lage während der Verfolgung nicht wenig gefahrvoll geworden. Doch zeichneten sich, wie berichtet wird, beide Männer während derselben durch ihr Bekenntnis aus. Indes regierte Maximinus nicht länger als drei Jahre. Origenes gibt im 22. Buche seines Kommentares zum Johannesevangelium und in verschiedenen Briefen Aufzeichnungen über diese Zeit der Verfolgung.

29. Als Gordianus nach Maximinus die römische Herrschaft übernommen hatte, folgte in der Kirche zu Rom auf Pontianus, der sechs Jahre Bischof gewesen war, Anteros und auf diesen nach dessen einmonatigem Wirken Fabianus. Dieser soll nach dem Tode des Anteros mit noch anderen Männern vom Lande her nach Rom gekommen sein und hier auf ganz wunderbare Weise durch die göttliche und himmlische Gnade die Würde erlangt haben. Als sämtliche Brüder zusammengekommen waren, um den zukünftigen Bischof zu wählen, waren von den meisten schon sehr viele angesehene und berühmte Männer in Aussicht genommen; an Fabianus aber, der ebenfalls anwesend war, dachte niemand. Plötzlich soll da vom Himmel eine Taube herabgeflogen sein und sich auf das Haupt des Fabianus niedergelassen haben, gemahnend an den Heiligen Geist, der in Gestalt einer Taube auf den Erlöser herabgestiegen war. Daraufhin habe das ganze Volk wie von dem einen göttlichen Geiste getrieben in aller Begeisterung und einstimmig „Würdig“ gerufen und ihn ohne Zögern ergriffen und auf den bischöflichen Thron erhoben.

Als damals Zebennus, Bischof von Antiochien, starb, übernahm Babylas die Leitung. Nachdem in Alexandrien Heraklas Nachfolger des Demetrius auf dem bischöflichen Stuhle geworden war, übernahm Dionysius, ebenfalls ein Schüler des Origenes, die dortige Katechetenschule.

30. Während Origenes in Cäsarea den gewohnten Arbeiten oblag, kamen zu ihm nicht nur viele Leute aus der Umgebung, sondern auch zahlreiche Schüler aus der Ferne, welche ihr Vaterland verlassen hatten. Am meisten bekannt sind uns unter diesen Theodor, personengleich mit dem unter unseren Bischöfen wohlbekannten Gregor, und sein Bruder Athenodor. Diese hatten sich leidenschaftlich dem Studium der griechischen und römischen Wissenschaften hingegeben. Origenes aber weckte in ihnen Liebe zur Philosophie und bewog sie dazu, ihr früheres Studium mit der Theologie zu vertauschen. Nachdem sie volle Fünf Jahre mit ihm verkehrt hatten, machten sie in der Gotteswissenschaft solche Fortschritte, daß sie beide noch in jungen Jahren gewürdigt wurden, Bischöfe in pontischen Gemeinden zu werden.

31. Damals lebte auch Afrikanus, der Verfasser der sog. „Stickereien“. Noch ist ein Brief vorhanden, den Afrikanus an Origenes geschrieben hat, und in dem er die bei Daniel berichtete Geschichte der Susanna als unecht und erdichtet in Zweifel zieht. Origenes antwortete darauf sehr ausführlich. Von Afrikanus ist auch die sorgfältige Arbeit „Chronographie“ in Fünf Büchern auf uns gekommen. Darin erzählt er, daß er eine Reise nach Alexandrien gemacht habe wegen des großen Rufes des Heraklas, der, wie wir berichtet haben, infolge seiner hervorragenden Kenntnisse auf dem Gebiete der Philosophie und der übrigen griechischen Wissenschaften zum Bischof der dortigen Kirche erwählt worden war. Auch noch ein anderer Brief des Afrikanus an Aristides wird überliefert. Derselbe behandelt den scheinbaren Widerspruch zwischen den Genealogien Christi bei Matthäus und Lukas. Er beweist in demselben klar und deutlich die Übereinstimmung der Evangelisten auf Grund einer geschichtlichen Überlieferung, welche wir seinerzeit im ersten Buche vorliegenden Werkes erwähnt haben.

32. Um diese Zeit verfaßte Origenes seine Erklärungen zu Isaias, ebenso die zu Ezechiel. 30 Bücher zu Isaias, welche bis zum dritten Teil, d. i. bis zur Erscheinung der vierfüßigen Tiere in der Wüste, reichen, sind auf uns gekommen, ebenso zu Ezechiel; nur so viele Bücher hatte er zum ganzen Propheten geschrieben. Während seines darauffolgenden Aufenthaltes in Athen vollendete er den Kommentar zu Ezechiel und begann den zum Hohen Lied. Er setzte diesen in Athen bis zum Fünften Buche fort und vollendete ihn nach seiner Rückkehr nach Cäsarea. Er umfaßt zehn Bücher. Doch wozu soll ich jetzt ein genaues Verzeichnis der Schriften dieses Mannes geben, da dies ja eine Spezialarbeit erfordern würde und da wir ein solches Verzeichnis in der Biographie des noch zu unserer Zeit lebenden heiligen Märtyrers Pamphilus aufgestellt haben! Darin haben wir nicht nur den theologischen Eifer des Pamphilus geschildert, sondern auch ein Verzeichnis der von ihm gesammelten Bücher des Origenes und der übrigen Kirchenschriftsteller beigefügt. Wer Interesse dafür hat, kann hier die auf uns gekommenen Schriften des Origenes eingehend kennenlernen.

33. Der kurz vorher erwähnte Beryll, Bischof von Bostra in Arabien, suchte den kirchlichen Kanon zu verdrehen und neue Glaubenslehren einzuführen. Er erkühnte sich nämlich, zu behaupten, unser Erlöser und Herr habe vor seinem Erscheinen unter den Menschen nicht als ein eigenes festumrissenes Wesen präexistiert und besitze keine eigene Gottheit, vielmehr wohne in ihm nur die Gottheit des Vaters. Nachdem sich deswegen sehr viele Bischöfe in Untersuchungen und Dialogen gegen Beryll gewandt hatten, wurde u. a. auch Origenes zu Rate gezogen, der zunächst mit ihm in Verkehr trat, uni seine Ansichten zu erforschen. Als er seine Lehre kennengelernt hatte, erklärte er ihn für irrgläubig und überzeugte ihn durch Schlußfolgerungen. Er zügelte ihn mit der wahren Lehre und brachte ihn zu der früheren gesunden Ansicht zurück. Noch jetzt sind die schriftlichen Verhandlungen des Beryll und die Akten der seinetwegen veranstalteten Synode, ebenso die Fragen des Origenes an ihn und die in seiner Gemeinde abgehaltenen Disputationen, überhaupt alles, was mit der Sache zusammenhängt, vorhanden.

Über Origenes berichten die älteren Leute unserer Zeit noch unendlich vieles, was ich übergehen zu dürfen glaube, da es nicht in den Rahmen vorliegender Arbeit gehört. Was man aber von ihm wissen muß, kann man aus der von uns und unserem Zeitgenossen, dem heiligen Märtyrer Pamphilus, verfaßten Verteidigungsschrift für Origenes ersehen, welche wir ränkesüchtiger Menschen wegen mit Mühe gemeinsam ausgearbeitet haben.

34. Nachdem Gordianus die römische Herrschaft volle sechs Jahre innegehabt hatte, folgte ihm Philippus mit seinem Sohne Philippus in der Regierung. Wie man erzählt, hatte Philippus den Wunsch, als Christ bei der Ostervigil mit der Volksmenge an den Gebeten der Kirche teilnehmen zu dürfen, wurde aber von dem damaligen Bischof nicht eher zugelassen, als bis er seine Sünden bekannt und sich den Sündern, welche am Büßerplatz standen, beigesellt hatte; sonst, wenn er dies nicht getan, hätte er ihn wegen seiner vielen Sünden nie aufgenommen. Philippus soll bereitwillig gehorcht und durch seine Tat die Echtheit und Aufrichtigkeit seiner gottesfürchtigen Gesinnung bewiesen haben.

35. Im dritten Jahre der Regierung des Philippus starb Heraklas, nachdem er sechzehn Jahre die Kirche von Alexandrien geleitet hatte, und Dionysius wurde Nachfolger in der bischöflichen Würde.

36. Während damals, wie natürlich, der Glaube sich immer mehr ausbreitete und unsere Lehre überall freimütig verkündet wurde, soll der bereits über sechzig Jahre alte Origenes, der sich durch lange Übung nun größte Fertigkeit erworben hatte, Schnellschreibern gestattet haben, seine vor dem Volke gehaltenen Vorträge aufzuzeichnen, wozu er früher nie die Erlaubnis gegeben hatte. Damals verfaßte er die acht Bücher gegen den sog. „Wahrheitsgemäßen Beweis“, den der Epikureer Celsus gegen uns geschrieben hatte, ferner 25 Bücher über das Matthäusevangelium und das Werk über die Zwölf Propheten, von welchem wir aber nur 25 Bücher vorfanden. Vorhanden ist noch ein Brief des Origenes an Kaiser Philippus, ein Brief an dessen Gemahlin Severa und noch verschiedene andere Briefe mit anderen Anschriften. Soviel wir davon, da und dort bei verschiedenen Personen verwahrt, sammeln konnten, nämlich mehr als hundert, haben wir in eigenen Büchern zusammengetragen, damit sie nicht mehr zerstreut würden. Origenes schrieb auch an den römischen Bischof Fabian und an sehr viele andere Kirchenvorsteher über seine Rechtgläubigkeit. Im sechsten Buche unserer Verteidigungsschrift für Origenes findest du hierfür die Nachweise.

37. Um diese Zeit traten in Arabien wieder andere Männer auf, die eine Von der Wahrheit abweichende Lehre aufstellten. Sie behaupteten, daß die menschliche Seele für eine Weile in der gegenwärtigen Zeit mit dem Körper in der Todesstunde sterbe und verwese, bei der Auferstehung aber mit dem Körper wieder zum Leben erwache. Als nun damals eine nicht unbedeutende Synode einberufen wurde, wurde wiederum Origenes eingeladen, der hier über die Streitfrage vor dem Volke sprach und in einer Weise auftrat, daß die, welche sich zuvor hatten täuschen lassen, ihre Gesinnung wieder änderten.

38. Damals begann auch die sog. Sekte der Elkesaiten, die allerdings schon bei ihrem Entstehen erlosch, mit einer anderen Verirrung. Ihrer gedenkt Origenes in einer vor dem Volke zum 82. Psalm gehaltenen Homilie. Er sagt daselbst: „In unserer Zeit ist ein Mann aufgetreten, der sich rühmt, den Anwalt der gottlosen, ganz verruchten sog. Elkesaitenlehre, die sich vor kurzem gegen die Kirche erhob, spielen zu können. Die schlimmen Behauptungen jener Lehre will ich euch mitteilen, damit ihr euch nicht von ihr verführen lasset. Die Sekte verwirft gewisse Teile von jeder Schrift, verwertet aber wieder Worte aus dem ganzen Alten Testament und aus allen Evangelien; den Apostel verwirft sie vollständig. Sie behauptet, daß die Leugnung des Glaubens bedeutungslos sei. In der Zeit der Not würde der vernünftige Mensch mit dem Munde den Glauben verleugnen, nicht jedoch mit dem Herzen. Auch besitzen sie ein Buch, das vom Himmel gefallen sein soll. Wer auf dasselbe gläubig höre, werde Nachlassung der Sünden erlangen, eine andere Nachlassung, als sie Christus Jesus gewährt hätte.“

39. Auf Philippus, der sieben Jahre regiert hatte, folgte Decius. Aus Haß gegen Philippus begann dieser eine Verfolgung gegen die Kirchen. Nachdem während derselben Fabian in Rom im Martyrium vollendet wurde, folgte ihm Kornelius in der bischöflichen Würde. In Palästina wurde Bischof Alexander von Jerusalem wiederum um Christi willen in Cäsarea vor den Richterstuhl des Statthalters geführt und mußte, nachdem er sich zum zweiten Male durch sein Bekenntnis ausgezeichnet hatte, schon hochbetagt und mit ehrwürdigen, grauen Haaren bekränzt, die Gefängnisstrafe über sich ergehen lassen. Als er sodann nach dem glänzenden, ruhmreichen Bekenntnis vor dem Richterstuhle des Statthalters im Gefängnis entschlafen, wurde Mazabanes als sein Nachfolger auf dem bischöflichen Stuhle in Jerusalem bestimmt. Ähnlich wie Alexander starb in Antiochien Babylas nach Ablegung des Glaubensbekenntnisses im Gefängnis, worauf Fabius an die Spitze der dortigen Kirche trat.

Die zahlreichen schlimmen Erlebnisse des Origenes während der Verfolgung, seine letzten Schicksale, welche ihm der böse Dämon bereitete, da er sich eifersüchtig mit ganzer Macht gegen ihn rüstete, mit aller List und Gewalt gegen ihn zu Felde zog und sich auf ihn mehr als auf alle seine damaligen Feinde stürzte, seine vielen harten Leiden um der Lehre Christi willen, seine Einkerkerung und seine körperlichen Qualen, seine Schmerzen in den eisernen Ketten und in den Winkeln des Verlieses, die vieltägige Ausspannung seiner Füße bis zum vierten Loche des Folterblockes, die Bedrohungen mit dem Feuertode, das geduldige Ertragen aller anderen von den Feinden ihm zugefügten Drangsale, den Abschluß des gegen ihn eingeschlagenen Verfahrens, wobei der Richter eifrigst mit allen Mitteln darnach strebte, ihn ja am Leben zu erhalten, ferner die von ihm sodann noch abgefaßten und hinterlassenen Schriften, welche für Trostbedürftige von großem Nutzen sind, - all dies berichten die so zahlreichen Briefe dieses Mannes wahrheitsgemäß und genau.

40. Eine Charakteristik des Dionysius wollen wir auf Grund seines eigenen Briefes an Germanus geben. Daselbst erzählt er von sich also: „Ich rede vor Gott, Gott weiß, daß ich nicht lüge. Niemals bin ich aus eigenem Ermessen, ohne göttlichen Wink geflohen. Als seinerzeit das Verfolgungsedikt des Decius bekanntgegeben wurde und Sabinus noch zur gleichen Stunde einen Frumentarier aussandte, um nach mir zu suchen, blieb ich noch vier Tage zu Hause und erwartete das Kommen des Frumentariers. Dieser durchschnüffelte zwar Wege und Flüsse und Felder, wo er vermutete, daß ich mich versteckt hielte oder vorüberginge. Aber er muß mit Blindheit geschlagen gewesen sein, da er mein Haus nicht fand. Er konnte nicht glauben, daß ich, obwohl ich verfolgt wurde, zu Hause blieb. Als Gott mir nach dem vierten Tage befahl, den Ort zu verlassen, und mir wunderbarerweise einen Weg wies, kostete es mich Mühe, mit meinen Kindern und vielen von den Brüdern aufzubrechen. Daß hier Gottes Vorsehung wirkte, hat die Zukunft gelehrt, in der wir wohl gar manchem von Nutzen geworden sind.“

Nach einigen anderen Bemerkungen berichtet Dionysius die Ereignisse nach der Flucht mit folgenden Worten: „Gegen Sonnenuntergang fiel ich mit meinen Begleitern in die Hände der Soldaten und wurde nach Taposiris geführt. Timotheus, der nach göttlicher Fügung abwesend war, wurde nicht verhaftet. Als er später kam, fand er meine Wohnung leer und von Polizei bewacht. Uns aber fand er weggeschleppt.“

Weiter berichtet Dionysius: „Und worin zeigte sich die wunderbare Fügung? Denn die Wahrheit soll gesagt werden. Dem Timotheus, der bestürzt floh, begegnete ein Bauer, der ihn fragte, warum er es so eilig habe. Er gab ihm wahrheitsgemäß Auskunft. Der Bauer aber, der zu einem Hochzeitsmahle ging (wobei gewohnheitsgemäß die ganze Nacht verbracht wurde), teilte die gehörten Worte den Hochzeitsgästen mit. Diese sprangen wie auf Verabredung hin alle mit einem Schlage auf, eilten im schnellsten Lauf herbei, drangen bei uns ein, erhoben ein Geschrei und gingen, als die Soldaten, welche uns bewachten, sofort die Flucht ergriffen, auf uns zu, die wir gerade auf ungepolsterten Betten lagen. Ich dachte mir zunächst Gott weiß es -, es seien Räuber, die zum Plündern und Rauben gekommen. Da ich in meinem Bette nichts als das leinene Hemd anhatte, reichte ich die neben mir liegenden übrigen Kleider den Männern. Diese aber befahlen mir aufzustehen und eiligst fortzugehen. Jetzt erst merkte ich, wozu sie gekommen waren. Ich bat sie laut und inständig, wegzugehen und uns zu lassen. Wenn sie mir einen Gefallen erweisen wollten, möchten sie den Polizisten zuvorkommen und mir den Kopf abschlagen. Während ich so schrie, zwangen sie mich mit Gewalt aufzustehen, wie meine Begleiter wissen, die alles mitzumachen hatten. Ich warf mich jedoch rücklings auf den Boden. Sie aber faßten mich an den Händen und Füßen und schleppten mich so hinaus. Es folgten mir Gaius, Faustus, Petrus und Paulus, welche Zeugen dieses ganzen Vorganges waren. Auf einer Trage brachten sie mich zum Städtchen hinaus, setzten mich auf einen ungesattelten Esel und führten mich fort“. So berichtet Dionysius über sich selbst.

41. In seinem Briefe an Fabius, den Bischof von Antiochien, berichtet Dionysius über die Kämpfe derer, welche unter Decius in Alexandrien gemartert wurden, also: „Bei uns nahm die Verfolgung nicht erst mit dem kaiserlichen Edikt ihren Anfang. Sie hatte bereits ein ganzes Jahr vorher begonnen. Irgendein unserer Stadt Unheil kündender Dichter hatte zuvor schon die heidnischen Maßen gegen uns aufgewiegelt und aufgehetzt, indem er den einheimischen Aberglauben in ihnen neu entflammte. Durch ihn gereizt, benützten sie jede Gelegenheit zu Ausschreitungen. Diesen Dämonendienst - die Lust, uns zu ermorden - hielten sie allein für Gottesdienst. Zuerst ergriffen sie einen alten Mann namens Metras und verlangten von ihm, daß er Gott lästere. Da er ihnen nicht gehorchte, schlugen sie ihn mit Prügeln, stachen ihn mit spitzigen Röhrchen in das Gesicht und in die Augen, Führten ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Sodann Führten sie eine gläubige Frau namens Quinta zum Götzentempel und suchten sie zum Götzendienst zu zwingen. Da sie mit Abscheu widerstrebte, banden sie dieselbe an den Füßen, schleifen sie durch die ganze Stadt über das rauhe Steinpflaster, so daß sie sich an den großen Steinen aufschlug, geißelten sie, Führten sie an denselben Platz und steinigten sie.

Sodann stürzten sie alle zusammen auf die Häuser der Gläubigen. Jeder drang bei dem, den er in seiner Nachbarschaft kannte, ein und plünderte und raubte. Die wertvollen Sachen nahmen sie für sich, die unbedeutenderen und die Holzgegenstände zerstreuten und verbrannten sie auf den Straßen. Wie in einer von Feinden eroberten Stadt sah es durch ihr Treiben aus. Die Brüder aber wichen aus und zogen sich zurück und ertrugen die Plünderung ihres Eigentums mit Freuden gleich denen, welchen Paulus das Zeugnis gegeben hat.

Wohl keiner hat bis zu dieser Zeit den Herrn verleugnet; es müßte denn sein, daß es einer war, der allein ihnen in die Hände fiel. Damals ergriffen sie aber auch Apollonia, eine alte Frau von hohem Ansehen, die Jungfrau geblieben war. Sie schlugen dieselbe so auf die Kiefer, daß alle Zähne ausbrachen. Dann errichteten sie vor der Stadt einen Scheiterhaufen und drohten, sie lebendig zu verbrennen, wenn sie nicht ihre gottlosen Worte nachsprechen würde. Sie aber sprang, als ihre Bitte, etwas frei sein zu dürfen, gewährt wurde, eiligst in das Feuer und verbrannte. Serapion ergriffen sie in seinem eigenen Hause; nachdem sie ihn grausam gemartert und alle seine Glieder gebrochen hatten, warfen sie ihn kopfüber vom oberen Stockwerk hinab. Keinen Weg, keine Straße, kein Gäßchen konnten wir gehen weder bei Tag noch bei Nacht, da immer und überall alles schrie: Wer nicht die lästerhaften Worte nachsingt, muß sofort weggeschleppt und verbrannt werden!

Dieser Zustand dauerte lange an. Als aber Revolution und Bürgerkrieg über diese Bösewichter hereinbrachen, wandten sie die Grausamkeit, die sie an uns verübt hatten, gegen sich selbst. Einige Zeit konnten wir so etwas aufatmen, da es jenen an Zeit gebrach, ihren Unmut an uns zu kühlen. Doch gar bald erhielten wir Nachricht, daß es in der kaiserlichen Regierung, die uns so gut gesinnt war, einen Wechsel gegeben habe. Die Furcht vor dem, was uns drohte, steigerte sich gewaltig. Schon war auch das Verfolgungsedikt erschienen. Es glich fast der beinahe schrecklichsten Weissagung unseres Herrn, daß es, wenn es möglich wäre, auch den Auserwählten zum Anstoß gereichen würde. Alle waren bestürzt. Von den Vornehmeren fanden sich auf der Stelle viele aus Furcht ein, während die Beamten von ihrer beruflichen Tätigkeit weggeholt wurden; andere von ihnen ließen sich von ihren Freunden hinzerren. Namentlich aufgerufen, traten sie zu den unreinen und unheiligen Opfern, die einen allerdings bleich und zitternd, gerade als wollten sie nicht opfern, sondern als sollten sie selbst den Götzen geopfert und geschlachtet werden, so daß sie von der umherstehenden Menge verspottet wurden und ihre Feigheit sowohl zum Sterben als zum Opfern offen an den Tag trat. Andere gingen bereitwilliger zu den Altären und behaupteten verwegen, sie seien früher gar nicht Christen gewesen. An ihnen bewahrheitete sich vollauf die Prophezeiung des Herrn: sie werden kaum gerettet werden. Von den übrigen folgten die einen diesen, die anderen jenen. Andere aber flohen. Wieder andere wurden verhaftet. Von diesen ließen sich einige fesseln und einsperren, einige sogar auf mehrere Tage; dann aber, noch ehe sie vor den Richterstuhl geführt wurden, schwuren sie (den Glauben) ab. Einige der Gefangenen sagten sich erst, nachdem sie ein gewisses Maß von Martern ertragen hatten, angesichts weiterer Qualen vom Glauben los.

Die starken und heiligen Säulen des Herrn dagegen wurden, da der Herr sie stärkte und da sie eine Kraft und Ausdauer erhielten, die ihrem starken Glauben geziemend entsprachen, bewundernswerte Zeugen seines Reiches. Der erste unter ihnen war Julian, ein an Fußgicht leidender Mann, der weder stehen noch gehen konnte. Er wurde mit seinen beiden Trägern zitiert, von welchen der eine sofort den Glauben verleugnete. Der andere Träger jedoch namens Kronion, mit dem Beinamen Eunus, sowie der bejahrte Julian bekannten den Herrn, worauf sie durch die ganze Stadt, von der ihr wißt, wie groß sie ist, hoch oben auf Kamelen sitzend, gegeißelt wurden, um schließlich, von der ganzen Menge umringt, in ungelöschtem Kalk verbrannt zu werden. Ein Soldat namens Besas, der ihnen auf dem Todeswege zur Seite ging und den Rohlingen entgegentrat, wurde auf das Geschrei dieser Leute hin als kühnster Kämpfer Gottes, der sich auch im schweren Kampf für den Glauben auszeichnete, vorgeführt und enthauptet. Ein anderer, der Abstammung nach ein Libyer, nach Namen und Seligpreisung ein wahrer Makarius, gab, trotzdem der Richter vieles versuchte, ihn zur Verleugnung des Glaubens zu bringen, nicht nach und wurde daher lebendig verbrannt. Hierauf wurden Epimachus und Alexander nach langer Kerkerhaft und unzähligen Leiden, Foltern und Geißelungen in ungelöschtem Kalk verbrannt.

Zugleich mit diesen wurden vier Frauen hingerichtet. Die heilige Jungfrau Ammonarion (nämlich) wurde vom Richter lange Zeit auf das heftigste gefoltert, da sie erklärte, sie werde die ihr anbefohlenen Worte nicht nachsprechen; und da sie Wort hielt, wurde sie abgeführt. Die übrigen Frauen, nämlich die ehrwürdige, bejahrte Merkuria und die kinderreiche Dionysia, die aber ihre Kinder nicht mehr liebte als den Herrn, starben, ohne vorher Foltern unterzogen worden zu sein, durch das Schwert; denn der Statthalter schämte sich, sie noch weiter erfolglos foltern und sich selbst von Weibern besiegen zu lassen. Die Vorkämpferin Ammonarion hatte ja schon für sie alle die Foltern erduldet. Auch die Ägypter Heron, Ater und Isidor und mit ihnen Dioskur, ein Knabe von etwa 15 Jahren, wurden ausgeliefert. Der Richter versuchte zunächst den Knaben wegen seiner jugendlichen Lenksamkeit mit Worten irreführen und wegen seiner Zartheit durch Martern zu zwingen. Aber Dioskur fügte sich nicht und blieb fest. Nachdem die übrigen geduldig die grausamsten Schläge ertragen hatten, wurden auch sie dem Feuertode übergeben. Den Dioskur aber, der sich vor aller Augen so sehr ausgezeichnet und so weise Antworten auf seine Fragen gegeben hatte, ließ der Richter aus Bewunderung frei mit dem Bemerken, er wolle ihm mit Rücksicht auf seine Jugend Frist zur Sinnesänderung geben. Und heute lebt dieser prächtige Dioskur unter uns, verblieben für längeren Kampf und größeren Streit. Ein gewisser Nemesion, ebenfalls ein Ägypter, war fälschlich als Genosse von Räubern angeklagt worden. Nachdem er sich aber vor dem Hauptmann von dieser ganz unzutreffenden Verleumdung gereinigt, wurde er als Christ angegeben und gefesselt vor den Statthalter geführt. Ungerecht, wie er war, bestrafte ihn dieser mit doppelt so vielen Martern und Geißelhieben wie die Räuber und ließ dann den Seligen zwischen den Räubern verbrennen, wodurch ihm die Ehre zuteil ward, das Vorbild Christi nachzuahmen.

Ein ganzer Trupp Soldaten, Ammon, Zenon, Ptolemäus, Ingenes und mit ihnen der bejahrte Theophilus, hatte sich vor dem Gerichtshause aufgestellt. Da nun jemand als Christ verhört wurde und bereits daran war, seinen Glauben zu verleugnen, knirschten diese Soldaten, welche dabei standen, mit den Zähnen, nickten ihm zu, erhoben die Hände und gaben Zeichen mit dem ganzen Körper. Dadurch zogen sie die Aufmerksamkeit aller auf sich. Doch ehe noch andere sie ergriffen, eilten sie, ihnen zuvorkommend, vor den Richterstuhl, sich als Christen bekennend, so daß den Statthalter und sein Kollegium Schrecken erfaßte. Und während die, welche gerichtet werden sollten, angesichts der drohenden Leiden beherzt und mutig erschienen, waren die Richter verzagt. Jene zogen so festlich vom Gerichtshofe weg und freuten sich über ihr Zeugnis, da Gott sie so wunderbar zum Siege geführt.

42. Noch sehr viele andere wurden von den Heiden in den Städten und Dörfern zu Tode gemartert. Als Beispiel will ich einen derselben erwähnen. Ischyrion diente als Verwalter gegen Bezahlung einem Beamten. Sein Lohnherr befahl ihm zu opfern. Da er nicht gehorchte, beschimpfte er ihn, und da er standhaft blieb, mißhandelte er ihn. Und als er weiterhin beharrte, nahm er eine lange Stange, stieß sie ihm durch Bauch und Eingeweide und tötete ihn. Soll ich noch von der großen Zahl jener sprechen, welche in den Wüsten und in den Bergen umherirrten und durch Hunger und Durst, durch Kälte und Krankheiten, durch Räuber und wilde Tiere zugrunde gingen? Die Überlebenden sind Zeugen ihrer Auserwählung und ihres Sieges. Einen einzigen Fall will ich als Beispiel anführen. Chäremon, ein hochbetagter Greis, war Bischof der Stadt Nilus. Dieser war mit seiner Frau in das Arabische Gebirge geflohen und nicht mehr zurückgekehrt. Und trotz vielen Suchens vermochten sie die Brüder weder lebendig noch tot zu Gesicht zu bekommen. Viele wurden in demselben Arabischen Gebirge von den wilden Sarazenen zu Sklaven gemacht. Einige derselben konnten mit Mühe gegen hohe Geldsummen losgekauft werden, bei anderen aber war es bis heute noch nicht möglich. Nicht zwecklos berichte ich hierüber, mein Bruder, sondern damit du wissest, wie viele und furchtbare Drangsale uns betroffen. Allerdings dürften diejenigen, welche noch mehr heimgesucht worden sind, noch mehr darüber wissen.“

Kurz hernach fährt Dionysius also fort: „Gerade unsere trefflichen Märtyrer, welche jetzt neben Christus thronen, an seiner Herrschaft teilhaben und an seinem Gerichte teilnehmen und mit ihm Recht sprechen, hatten sich einiger unserer gefallenen Brüder angenommen, welche sich durch Opfern versündigt. Da sie deren Umkehr und Sinnesänderung sahen und urteilten, daß diese Haltung sich angenehm vor dem erweisen könnte, der überhaupt nicht den Tod des Sünders will, sondern seine Sinnesänderung, so nahmen sie dieselben auf, verkehrten mit ihnen, gaben ihnen Empfehlungen und ließen sie an ihren Gebeten und Mahlzeiten teilnehmen. Welchen Rat gebt nun ihr uns, Brüder, bezüglich dieser Leute? Was sollen wir tun? Sollen wir der Ansicht und Meinung dieser Märtyrer beitreten und gleich ihnen gnädig urteilen und gut gegen die sein, deren sich diese erbarmt haben? Oder sollen wir ihr Urteil für ungerecht erklären, sollen wir ihre Kritiker spielen, ihre Milde angreifen und ihre Anordnung aufheben?“

Mit Recht hatte Dionysius der Erwähnung jener, welche während der Verfolgung schwach geworden waren, noch diese Bemerkungen beigefügt.

43. Denn Novatus, ein Presbyter der römischen Kirche, hatte sich hochmütig gegen diese (Gefallenen) erhoben, gleich als bestünde für sie gar keine Hoffnung auf Rettung mehr, selbst dann nicht, wenn sie alles täten, was zu aufrichtiger Bekehrung und reinem Bekenntnis notwendig ist. Er wurde dadurch zum Führer jener neuen Häretiker, welche sich in geistigem Hochmut die Reinen nannten. Daher versammelte sich in Rom eine mächtige Synode von sechzig Bischöfen und einer noch größeren Zahl von Priestern und Diakonen, und berieten sich in den Provinzen die Bischöfe der verschiedenen Gegenden in besonderen Versammlungen über das, was zu tun wäre. Sie faßten alle den Beschluß, Novatus mit denen, die sich mit ihm erhoben hatten, sowie die, welche seiner lieblosen und ganz unmenschlichen Anschauung beipflichten wollten, aus der Kirche auszuschließen, dagegen die Brüder, welche ins Unglück gefallen waren, mit den Arzneimitteln der Busse zu heilen und zu pflegen. Auf uns sind Briefe des römischen Bischofs Kornelius an Fabius, den Bischof der Kirche in Antiochien, gekommen, in welchen über die römische Synode und über die Beschlüsse der Christen in Italien, Afrika und den dortigen Ländern berichtet wird, ferner lateinisch verfaßte Briefe Cyprians und der mit ihm vereinten afrikanischen Bischöfe, aus welchen sich ergibt, daß auch sie damit einverstanden waren, daß man den Verführten zu Hilfe kommen und den Urheber der Häresie zugleich mit allen seinen Anhängern dem Rechte gemäß aus der katholischen Kirche ausschließen müsse. Diesen Briefen war noch beigefügt ein weiterer Brief des Kornelius über die Beschlüsse der Synode und noch ein Brief über das Tun und Treiben des Novatus. Es dürfte am Platze sein, einige Stellen aus dem letzteren Briefe anzuführen, damit die Leser unserer Schrift wissen, wie es um Novatus steht. Um Fabius über den Charakter des Novatus aufzuklären, schreibt Kornelius also:

„Damit du wissest, daß dieser sonderbare Mann schon längst heimlich nach der bischöflichen Würde strebte, dabei aber dieses unbesonnene Verlangen in sich verbarg, und daß er den Umstand, daß die Bekenner zunächst auf seiner Seite standen, für seine wahnsinnige Idee ausnützte, will ich dich darüber aufklären. Maximus, ein Presbyter unserer Kirche, und Urbanus, Männer, die schon zweimal infolge ihres Bekenntnisses herrlichsten Ruhm geerntet haben, ferner Sidonius und Celerinus, welcher alle möglichen Martern durch die Gnade Gottes sehr standhaft ertragen, durch die Kraft seines Glaubens die Schwäche des Fleisches überwunden und so den Widersacher kraftvoll besiegt hat, diese durchschauten ihn und entlarvten seine Verschlagenheit und Falschheit, seine Meineide und Lügen, seine Ungeselligkeit und falsche Freundschaft und kehrten wieder zur heiligen Kirche zurück. In Gegenwart von zahlreichen Bischöfen und Presbytern und einer großen Menge von Laien machten sie alle seine Ränke und Bosheiten kund, die er seit langem still bei sich gehegt, und bereuten es schmerzlich, daß sie dem hinterlistigen und bösartigen Tiere gefolgt waren und sich für einige Zeit von der Kirche getrennt hatten.“ Bald darauf fährt Kornelius fort:

„Lieber Bruder, wir haben beobachtet, wie in kurzer Zeit an ihm eine unbegreifliche Änderung und Wandlung vorgegangen ist. Dieser hochangesehene Mann, der unter furchtbaren Eiden gelobt hatte, daß er in keiner Weise nach der bischöflichen Würde strebe, erschien plötzlich, wie von einem Geschütz unter das Volk geschleudert, als Bischof. Dieser Meister der Lehre, dieser Verteidiger der kirchlichen Wissenschaft versuchte die bischöfliche Würde, da sie ihm nicht von oben gegeben ward, heimlich und mit List an sich zu reißen. Er wählte hierfür zwei Freunde, die auf ihr Heil verzichtet hatten, um sie in eine kleine und ganz unbedeutende Gegend Italiens zu schicken und von dort drei ungebildete und recht einfältige Bischöfe unter trügerischen Vorstellungen heranzulocken. Er versicherte und beteuerte, sie müßten eiligst nach Rom kommen, damit angeblich irgendeine Spaltung, die entstanden, durch ihre Vermittlung zugleich mit Hilfe der übrigen Bischöfe beseitigt würde. Nachdem sie gekommen, ließ er sie von Genossen seines Irrtums einschließen und nötigte sie mit Gewalt - wie gesagt, waren die Männer zu einfältig gegenüber den Ränken und Streichen der Bösen - um die zehnte Stunde, da sie betrunken und besinnungslos waren, ihm durch scheinbare und nichtige Handauflegung die bischöfliche Würde zu übertragen, die er nun, obwohl sie ihm nicht zu eigen ist, schlau und listig zu verteidigen sucht. Einer von jenen Männern kehrte bald darauf zur Kirche zurück, indem er unter Tränen seinen Fehltritt bekannte. Auf Bitten des ganzen anwesenden Volkes hin nahmen wir ihn als Laien in die kirchliche Gemeinschaft auf. Für die übrigen Bischöfe wählten wir Nachfolger und schickten sie an die Orte, wo jene gewesen waren.

Jener Verteidiger des Evangeliums begriff also nicht, daß nur ein Bischof in einer katholischen Gemeinde sein dürfe, in der es, wie er wohl wußte - denn wie sollte er es nicht wissen? -, 46 Presbyter, sieben Diakonen, sieben Subdiakonen, 42 Akoluthen, 52 Exorzisten, Lektoren und Türwächter und über 1500 Witwen und Hilfsbedürftige gibt, welche alle die Gnade und Güte des Herrn ernährt. Nicht einmal eine so große und in der Kirche so notwendige Menge - eine durch die Vorsehung Gottes reiche und wachsende Zahl - nebst dem sehr großen und unzählbaren Volke vermochten ihn von diesem verzweifelten und verbotenen Beginnen abzubringen und zur Kirche zurückzurufen.“

Diesen Worten fügt Kornelius noch das Folgende bei: „Wohlan, wir wollen nun auch noch erwähnen, welche Taten und welches Verhalten ihm den Mut gegeben haben, Anspruch auf die bischöfliche Würde zu erheben Hat er ihn etwa erhoben weil er von Anfang an zur Kirche gehörte und weil er für sie viele Kämpfe bestanden hatte und des Glaubens wegen vielen und großen Gefahren ausgesetzt war? O nein! Für ihn war der Anlaß zum Glauben der Satan gewesen, welcher in ihn fuhr und lange Zeit in ihm wohnte. Während die Exorzisten ihm zu Hilfe kamen, fiel er in eine schwere Krankheit und empfing, da man ihn dem Tode nahe glaubte, in eben dem Bette, worin er lag, durch Übergießung die Taufe, wenn anders man sagen darf, daß ein solcher sie empfangen habe. Nach seiner Wiedergenesung wurde er indes keineswegs der übrigen Dinge teilhaftig, welche man nach den Vorschriften der Kirche empfangen muß, nicht der Besiegelung durch den Bischof. Und da er dies nicht empfangen, wie hätte er den Heiligen Geist empfangen?“

Kurz darauf fährt Kornelius also fort: „Aus Feigheit und Lebensgier hat er zur Zeit der Verfolgung geleugnet, daß er Presbyter sei. Er war nämlich von den Diakonen dringlich gebeten worden, er möchte doch die Zelle, in welche er sich eingeschlossen, verlassen, um den Brüdern zu helfen, soweit es sich für einen Presbyter gebühre und er die Möglichkeit habe, notleidenden und hilfsbedürftigen Brüdern Hilfe zu bringen. Allein, statt der Aufforderung der Diakonen Folge zu leisten, ging er unwillig fort und ließ sie allein. Er erklärte nämlich, er wolle nicht weiter Presbyter sein, denn er sei Anhänger einer anderen Philosophie.“

Weiter unten fährt Kornelius also fort: „Dieser angesehene Mann verließ nämlich die Kirche Gottes, in der er nach Annahme des Glaubens durch die Gunst des Bischofs, der ihm die Hand zur Weihe aufgelegt, Presbyter geworden war. Zwar hatten der ganze Klerus und auch viele Laien versucht, den Bischof daran zu hindern, da es nicht gestattet war, daß einer, der wie Novatus auf dem Krankenlager durch Übergießung getauft wurde, in irgendein geistliches Amt eintrete. Doch bat der Bischof, ihm zu genehmigen, diesen einen einzusetzen.“

Sodann erwähnt Kornelius noch die schlimmste Torheit des Novatus mit den Worten: „Wenn nämlich Novatus nach Darbringung der Opfergaben jedem das Seinige zuweist und darreicht, zwingt er die armen Menschen statt der Danksagung zum Schwören. Wenn einer das Brot ergriffen hat, hält er dessen Hände fest und läßt sie erst nach folgendem Schwure los, den ich wörtlich anführen will: Schwöre mir beim Blute und Leibe unseres Herrn Jesus Christus, daß du mich nie verlassen und nie zu Kornelius übergehen werdest! Der Unglückliche kostet so nicht eher das heilige Mahl, als bis er sich selbst verflucht hat. Statt beim Empfang des Brotes Amen zu sagen, erklärt er: Ich werde nicht zu Kornelius zurückkehren. „

Und weiter unten sagt er wiederum folgendes: „Wisse, daß Novatus bereits verlassen ist und allein steht, da sich Tag für Tag Brüder von ihm abwenden und zur Kirche zurückkehren! Auch der selige Märtyrer Moses, der erst vor kurzem bei uns einen schönen und bewundernswerten Zeugentod gestorben ist, hat, da er noch auf Erden weilte, die Dreistigkeit und Torheit desselben durchschaut und daher die Gemeinschaft mit ihm und den Fünf Presbytern, welche sich zugleich mit ihm von der Kirche getrennt hatten, aufgegeben.“ Am Ende seines Briefes gibt Kornelius ein Verzeichnis der Bischöfe, welche nach Rom gekommen waren und die Torheit des Novatus verurteilt hatten. Er vermeldet darin ihre Namen und welcher Gemeinde ein jeder vorstand. Von jenen, welche nicht in Rom erschienen sind, aber schriftlich dem Urteile der oben genannten Bischöfe zugestimmt haben, erwähnt er sowohl die Namen als auch die Städte, aus denen ein jeder geschrieben. Das hat Kornelius brieflich an Fabius, den Bischof von Antiochien, berichtet.

44. An denselben Fabius, der etwas zum Schisma neigte, schrieb auch Dionysius von Alexandrien. Nachdem er in seinem Briefe an ihn vieles über die Busse vorgetragen und über die Kämpfe derer, die damals erst jüngst in Alexandrien das Martyrium erlitten, berichtet hat, erzählt er nebst anderen Geschichten eine wunderbare Begebenheit, welche ich in meiner Schrift nicht übergehen darf und welche sich also verhält:

„Ich will nur dies eine Begebnis, das sich bei uns ereignet hat, als Beispiel anführen. Es lebte bei uns ein gläubiger alter Mann, namens Serapion. Lange Zeit hatte er ein tadelloses Leben geführt, doch in der Versuchung fiel er. Trotzdem er oft (um Verzeihung) flehte, achtete niemand auf ihn, weil er geopfert hatte. Da fiel er in eine Krankheit und war drei volle Tage sprachlos und bewußtlos, erholte sich aber am vierten Tage, ließ den Sohn seiner Tochter kommen und richtete an ihn die Worte: >Wie lange, mein Kind, haltet ihr mich noch hin? Ich bitte: beeilet euch, gewähret mir rasch Lossprechung! Rufe mir einen der Presbyter! Nach diesen Worten verlor er von neuem die Sprache. Der Knabe eilte zum Presbyter. Doch es war Nacht, und der Presbyter war krank und konnte so nicht kommen. Da ich aber verordnet hatte, man solle die Sterbenden, wenn sie darum bäten und vor allem wenn sie schon früher darum gefleht hätten, absolvieren, damit sie hoffnungsfreudig sterben könnten, so übergab er dem Knaben ein Stückchen von der Eucharistie mit der Weisung, es anzufeuchten und so dem Greise in den Mund zu träufeln. Der Knabe kehrte damit zurück. Als er nahe gekommen und bevor er noch eintrat, hatte Serapion sich wieder erholt und sagte: Du bist da, mein Kind? Der Priester konnte nicht kommen. Tue schnell, was dir befohlen wurde, und laß mich sterben! Der Knabe feuchtete (die Eucharistie) an und goß sie ihm in den Mund. Kaum hatte dieser sie hinuntergeschluckt, gab er seinen Geist auf. Ist er also nicht deutlich so lange am Leben erhalten worden, bis er absolviert wurde und nach Tilgung der Sünde um seiner vielen Verdienste willen anerkannt werden konnte?“ So berichtet Dionysius.

45. Wollen wir noch sehen, was derselbe an Novatus, der damals die römische Brüdergemeinde in Verwirrung brachte, zu schreiben wußte! Da Novatus die Schuld des Abfalles und der Spaltung auf einige Brüder abschob, gleich als hätten diese ihn gezwungen, so weit zu gehen, so beachte, wie Dionysius darüber an ihn schreibt! „Dionysius grüßt den Bruder Novatianus. Wenn du, wie du vorgibst, wider deinen Willen fortgerissen wurdest, so erbring den Beweis hierfür dadurch, daß du freiwillig zurückkehrst! Denn lieber hättest du alles Mögliche erdulden sollen, als eine Spaltung in der Kirche Gottes herbeizuführen. Ein Martyrium, das du auf dich genommen hättest, um ein Schisma zu vermeiden, wäre nicht weniger ruhmvoll gewesen als ein Martyrium, das einer erduldet, weil er den Götzen nicht opfern will; nach meiner Meinung wäre es noch ruhmvoller gewesen. Denn im letzteren Falle leidet einer für seine eigene Seele allein, im ersteren Falle dagegen für die ganze Kirche. Und wenn du jetzt die Brüder überredest oder dazu zwingst, (mit uns) eins zu werden, dann übertrifft die Größe deines Verdienstes die Größe deines Fehltrittes. Dieser wird dir dann nicht angerechnet, dein Verdienst aber belobt werden. Sollte dir jedoch wegen der Widersetzlichkeit der Brüder eine Einigung nicht gelingen, dann rette doch deine eigene Seele! Ich wünsche dir Wohlergehen und Frieden im Herrn.“ So schreibt Dionysius an Novatus.

46. Er schrieb auch an die Brüder in Ägypten einen Brief über die Busse. Hierin setzt er seine Meinung über die Gefallenen auseinander und unterscheidet verschiedene Grade von Verschuldungen. Weiter wird noch ein besonderes Schreiben über die Busse an Kolon, den Bischof der Diözese Hermupolis, und ein Mahnschreiben an seine Herde in Alexandrien überliefert. Hierher gehört auch die Schrift an Origenes über das Martyrium. An die Brüder in Laodicea, denen Bischof Thelymidres vorstand, und ebenso an die Brüder in Armenien, deren Bischof Meruzanes war, schrieb er über die Busse. Außer an alle diese schrieb er noch an Bischof Kornelius in Rom, nachdem er dessen Brief gegen Novatus erhalten hatte. In diesem Schreiben berichtet er, daß er von Helenus, dem Bischof von Tarsus in Cilicien, und den übrigen mit ihm verbundenen Bischöfen, von Firmilian in Kappadozien und Theoktist in Palästina eingeladen worden sei, zur Synode nach Antiochien zu kommen, wo einige das Schisma des Novatus zu befestigen suchten. Ferner teilt er in dem Briefe mit, er habe die Nachricht erhalten, Fabius sei gestorben und Demetrianus zu seinem Nachfolger auf dem bischöflichen Stuhle zu Antiochien ernannt worden. über den Bischof von Jerusalem schreibt er wörtlich: „Der bewundernswerte Alexander ist im Gefängnis eines seligen Todes gestorben.“ Weiterhin existiert noch ein anderer Brief des Dionysius an die Römer: derselbe behandelt den Kirchendienst und wurde durch Hippolyt überbracht. An die gleiche Adresse richtete er noch einen Brief „Über den Frieden“ und einen Brief „Über die Busse“, ferner ein Schreiben an die dortigen Bekenner, welche noch der Lehre des Novatus anhingen. Nachdem diese wieder zur Kirche zurückgekehrt waren, richtete er an sie zwei weitere Briefe. Aber auch mit vielen anderen stand Dionysius in schriftlichem Verkehr und hat so denen, die heute noch mit Eifer um seine Worte sich mühen, mannigfache und nutzbringende Schätze hinterlassen.

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