Markus - Kapitel 1
(Leander van Eß)
Jesus wird angekündigt, getauft; fastet, wird versucht, beruft seine Jünger, heilet Kranke.
1 Das Evangelium Jesu Christi, des Sohnes Gottes, fing an; wie es beschrieben ist bei dem Propheten Jesaias:
2 Siehe! ich sende meinen Gesandten vor dir her, der deinen Weg bereiten wird vor dir her.
3 Die Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bahnet den Weg des Herrn, ebnet seine Pfade!
4 So trat Johannes als Täufer in der Wüste auf, und predigte die Bußtaufe zur Vergebung der Sünden.
5 Das ganze jüdische Land und alle Einwohner von Jerusalem wanderten zu ihm hinaus, ließen sich von ihm im Flusse Jordan taufen, und bekannten ihre Sünden.
6 Johannes trug Kleidung von Kameelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden. Er aß Heuschrecken und wilden Honig.
7 Er predigte und sprach: Es kommt Einer nach mir, der mehr vermag, als ich; nicht würdig bin ich, niedergebückt ihm die Schuhriemen zu lösen.
8 Ich habe euch mit Wasser getauft; er aber wird euch mit dem heiligen Geiste taufen.
9 Und es geschah um jene Zeit, daß Jesus von Nazareth in Galiläa kam und von Johannes im Jordan sich taufen ließ.
10 Sobald er aus dem Wasser stieg, sah er den Himmel sich öffnen, und den Geist wie eine Taube herabsteigen, und über ihm bleiben.
11 Und eine Stimme erscholl vom Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
12 Gleich darauf trieb ihn der Geist in die Wüste.
13 Er hielt sich in der Wüste vierzig Tage und vierzig Nächte auf; wurde vom Satan versucht; wohnte unter wilden Thieren, und die Engel leisteten ihm Dienste.
14 Nachdem aber Johannes in Verhaft genommen war, kam Jesus nach Galiläa, predigte das Evangelium vom göttlichen Reiche, und sprach:
15 Die Zeit ist erfüllet, und das Reich Gottes ist nahe, thut Buße und glaubet dem Evangelium!
16 Als er an dem galiläischen Meer ging, sah er Simon und dessen Bruder Andreas die Netze in dem See ausbreiten; denn sie waren Fischer.
17 Jesus redete sie an: folget mir nach, und ich will euch zu Menschenfischern machen.
18 Sogleich ließen sie ihre Netze und folgten ihm.
19 Als er von da ein wenig weiter gegangen, sah er Jakobus, Zebedäus Sohn, und dessen Bruder Johannes, welche im Schiffe ihre Netze zurecht machten.
20 Er rief auch diese, und sie ließen ihren Vater, Zebedäus, mit den Taglöhnern im Schiffe und folgten ihm.
21 Als sie sich nun nach Kapernaum begaben, ging er am Sabbathe in die Synagoge und lehrte sie.
22 Man staunte über seine Lehrart; denn er lehrte sie wie Einer, der Gewalt hat, und nicht wie die Schriftlehrer.
23 In ihrer Synagoge war nun ein Mensch mit einem unreinen Geiste, welcher schreiend rief:
24 Ach, Jesus von Nazareth! was haben wir mit dir zu schaffen? bist du gekommen, uns zu vertilgen? Ich kenne dich, wer du bist; der Heilige Gottes!
25 Jesus bedrohete ihn und sprach: Verstumme und geh aus von ihm!
26 Da riß ihn der unreine Geist noch hin und her, und unter großem Geschrei fuhr er aus von ihm.
27 Da wurden alle so bestürzt, daß sie sich einander fragten und sprachen: Was ist das? welche neue Lehre ist das! Sogar den unreinen Geistern befiehlt er mit Macht, und sie gehorchen ihm!
28 Und das Gerücht von ihm verbreitete sich bald in der ganzen Umgegend Galiläens.
29 Aus der Synagoge begaben sie sich alsbald in Simons und Andreas Haus mit Jakobus und Johannes.
30 Simons Schwiegermutter lag an einem Fieber krank; sogleich sprach man mit ihm von derselben.
31 Er ging zu ihr, faßte sie bei der Hand und richtete sie auf; alsbald verließ sie das Fieber und sie diente ihnen.
32 Am Abende aber, nach dem Untergange der Sonne, bracht man zu ihm allerlei Kranke und Besessenen;
33 und die ganze Stadt war vor der Hausthüre versammelt.
34 Er heilte Viele, die von verschiedenen Krankheiten geplagt wurden, und trieb viele Teufel aus; ließ sie aber nicht reden, weil sie ihn kannten.
35 Früh Morgens, ehe es Tag war, stand Er auf, ging hinaus, und begab sich an einen einsamen Ort, wo er betete.
36 Simon und die bei ihm waren, eilten ihm nach;
37 und als sie ihn gefunden, sagten sie zu ihm: Jedermann sucht dich.
38 Er sprach zu ihnen: Wir wollen in die nächst gelegenen Flecken und Städte gehen, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen.
39 Er predigte nun in ihren Synagogen, in ganz Galiläa, und trieb die Teufel aus.
40 Es kam auch ein Aussätziger zu ihm, der flehend ihm zu Füßen fiel und zu ihm sprach: Wenn du willst, so kannst du mich reinigen.
41 Jesus, von Mitleid gerührt, streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will es; sey rein!
42 So wie er es gesagt hatte, wich der Aussatz von ihm und er war rein.
43 Er schärfte ihm nun ernstlich ein; ließ ihn sogleich gehen,
44 und sprach zu ihm: Hüte dich, daß du Niemand etwas sagest; sondern gehe hin, zeige dich dem Hohenpriester, und opfere für deine Reinigung, was Moses verordnet hat, ihnen zum Zeugnis.
45 Allein, sobald er fort war, fing er an, viel von der Sache zu reden, und das Gerücht zu verbreiten, so daß Er nicht einmal mehr öffentlich in die Stadt kommen durfte; sondern außerhalb derselben, in unbewohnten Gegenden blieb; wiewohl man von allen Seiten zu ihm kam.