Bomhard, Georg Christian August - Rede zur Konfirmation
Vorwort.
Ich habe Euch, Ihr jungen neukonfirmierten Glieder meiner lieben Gemeinde bei St. Jakob zwar nicht in unserem hl. Glauben unterrichtet und in demselben konfirmieren können, indessen hat es Euch weder an gründlicher Vorbereitung zu dieser hl. Handlung, noch an den besten herzlichen Erinnerungen und Ermahnungen gefehlt; doch eben dessenwegen, weil ich nichts mehr mündlich für Eure Seelen tun kann, so will ich es nicht unterlassen, Euch wenigstens schriftlich einige väterliche Worte der teilnehmenden Liebe und Erweckung an diesem für Euch so hochwichtigen Tage an das Herz zu legen Worte, die Ihr für Eure Zukunft bewahren und daraus noch in späteren Tagen Erbauung, Stärkung im Glauben und Trost nehmen könnt. Die mündliche Rede, wenn noch so kräftig und eindringlich, wird von Vielen bei ihrer Zerstreutheit und ihrer schwachen Fassungskraft kaum halb vernommen und verstanden und von Allen nach kurzer Zeit vergessen, dass sie kaum den Text noch wissen, worüber sie gehalten worden ist, und doch wäre es so ungemein wünschenswürdig, dass gerade diese Ansprache Allen zeitlebens tief im Gedächtnis und im Herzen bliebe. Und zwar Predigten über andere Gegenstände kann man zahlreich gedruckt lesen, aber Reden zur Konfirmation finden sich in unseren vielen und zum Teil vortrefflichen Predigtbüchern nur selten, weil in älteren Zeiten die Konfirmation in unserer Kirche entweder noch gar nicht stattfand, oder doch, wie in Augsburg selbst, nicht öffentlich, sondern nur in der Wohnung des Beichtvaters gefeiert wurde. Mögen Euch denn diese gedruckten Worte ein dauerndes Andenken an den heutigen Tag sein und noch in später Zeit die Gesinnungen in Euch wieder erwecken und beleben, mit denen Ihr heute dem Herrn Eure Knie gebeugt und Ihm Eure Herzen zu einem Eigentum und Opfer gelobt habt, das da lebendig, heilig und Ihm wohlgefällig sei. Mögen sie Euch zum Andenken an einen Mann dienen, aus dessen Munde Eure Väter und Mütter das Wort der seligmachenden Wahrheit oft mit Erbauung und mit Segen gehört haben und der in einem mehr als achtzigjährigen Leben gar deutlich erkannt und erfahren hat, dass in Christo allein das Leben und das Licht der Menschen ist, dass es außer Ihm, ohne Ihn kein Heil für uns gibt.
Ich habe in meiner langen Amtsführung viele hundert junge Seelen im Glauben an unseren hochgelobten Heiland und Erlöser unterrichtet und konfirmiert und bin mir bewusst, vornehmlich an diesen Teil meiner Berufspflichten allen Fleiß und alle Treue, deren ich fähig war, gewendet zu haben, eingedenk des Befehls Christi: „Weide meine Lämmer!“, eingedenk der unendlichen Wichtigkeit dieses Unterrichts für diese und für jene Welt und der Rechenschaft, die der Erzhirte von seinen Dienern fordern wird, eingedenk der Gefahren für ihr Seelenheil, die diese Jugend namentlich in unseren Tagen künftig bedrohen. Ich wollte ihnen mit Gottes Hilfe den starken Schild des Glaubens geben, womit sie auslöschen könnten die feurigen Pfeile des Bösewichts. Bei wie Vielen meine Arbeit und meine Hoffnung nicht vergeblich gewesen, ist dem Herzenskündiger allein bekannt. Von gar Manchen gilt freilich offenbar die Klage des Apostels Paulus: „Demas hat mich verlassen und diese Welt lieb gewonnen.“ Der Herr gebe ihnen Erkenntnis, wovon sie gefallen sind und was sie verloren haben, und erwecke sie zur rechtschaffenen Buße und Bekehrung, ehe es zu spät ist. Von Vielen aber darf ich Gottlob überzeugt sein, dass sie, nach der Ermahnung St. Pauli an seinen Timotheus, geblieben sind in dem, was sie gelernt haben, weil sie wussten, von wem sie es gelernt hatten, nicht von mir, sondern von unserem Herrn Jesu Christo durch die Gnade seines Heiligen Geistes; und ich bin, wie der hohe Apostel den Philippern schreibt, „desselbigen in guter Zuversicht, dass der in ihnen angefangen und bisher bewahrt hat das gute Werk, derselbige wird's auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi.“
Es ist mir am nahen Ziele meiner Zeit ein angenehmer Gedanke, dass es Gott, Dem es gleich ist durch viel oder wenig zu helfen, gefallen kann, auf diese kleine Rede noch lange nach meinem Abschied aus dieser Welt einen Segen zu legen, wodurch eine oder die andere Seele bei ihrem Heiland erhalten, oder wenn sie sich von Ihm verirrt hat, zu Ihm zurückgerufen werden kann. Haben doch solche Stimmen aus einer höheren Welt oft eine besondere Kraft zu 1 erwecken und zu trösten für die, welche noch im finstern Tal hier wandern.
„Euch Allen aber, die ihr berufen seid, mit Christo durch diese Welt zu ziehen, auf dass ihr mit Ihm sterbt, befehle ich Gott und dem Worte seiner Gnade, Der da mächtig ist, Euch zu erbauen und Euch zu geben das Erbe unter Allen, die geheiligt werden.“ Amen.
Dich Jesum, lass ich ewig nicht, Dir bleibt mein Herz ergeben,
Du kennst dies Herz, das redlich spricht: Nur Einem will ich leben.
Du, Du allein, Du sollst es sein,
Du sollst mein Trost auf Erden, mein Glück im Himmel werden.
Dich Jesum, lass ich ewig nicht, aus göttlichem Erbarmen
Gingst Du für Sünder ins Gericht und büßtest für mich Armen.
Aus Dankbarkeit, will ich erfreut,
Um Deines Leidens willen, die Pflicht der Treu erfüllen.
Dich Jesum, lass ich ewig nicht, Du stärkest meinen Glauben,
Nichts kann mir diese Zuversicht und Deine Gnade rauben.
Der Glaubensbund, hat festen Grund:
Die Deiner sich nicht schämen, die darf Dir Niemand nehmen.
Dich Jesum, lass ich ewig nicht, das Kreuz soll uns nicht scheiden,
Es bleibt jedes Gliedes Pflicht, mit seinem Haupt zu leiden.
Doch all' mein Leid, währt kurze Zeit,
Bald ist es überstanden und Ruh' ist dann vorhanden.
Dich Jesum, lass ich ewig nicht, nie soll mein Glaube wanken,
Und wenn des Leibes Hütte bricht, sterb' ich mit dem Gedanken:
Mein Freund ist mein und ich bin sein,
Er ist mein Schutz, mein Tröster und ich bin sein Erlöster.
Amen.
„Lasst uns mit Ihm ziehen, dass wir mit Ihm sterben.“ So sprach einst, wie uns Johannes im 11. Kapitel erzählt, der Apostel Thomas treugesinnt zu seinen Mitjüngern, als Christus der Herr ihnen angekündigt hatte, dass Er mit ihnen wieder hinauf in Judäa und gen Jerusalem ziehen wolle. Er hielt sich damals in der Gegend am Jordan auf, wo Johannes sich aufgehalten und getauft hatte, und die Schwestern des Lazarus hatten von Bethanien aus zu Ihm gesandt und Ihn von der schweren Krankheit und Gefahr ihres Bruders benachrichtigen lassen. „Herr, siehe, den Du lieb hast, der liegt krank,“ ließen sie Ihm sagen. Der Herr verzog jedoch noch einige Tage und sagte dann zu seinen Jüngern: „Lasst uns wieder hinauf in Judäa ziehen.“ Sie verwunderten und betrübten sich über sein Vorhaben und antworteten Ihm: „Meister, jenesmal wollten Dich die Juden steinigen und Du willst wieder dahin ziehen?“
Da eröffnet Er ihnen, dass Lazarus, ihr gemeinschaftlicher Freund, gestorben sei und dass Er sich nach Bethanien begeben wolle, um ihn von dem Tode zu erwecken. „Lasst uns zu ihm ziehen,“ sprach Er. Da sprach Thomas, der da ist genannt Zwilling, zu den andern Jüngern: „Lasst uns mit Ihm ziehen, dass wir mit Ihm sterben.“ Ein edles Wort der herzlichsten Liebe, Treue und Ergebenheit, das uns seine und der übrigen Jünger Gesinnung gegen ihren Herrn und Meister im hellsten Lichte zeigt. Thomas ist mit den andern überzeugt, dass es höchst bedenklich, gefährlich für Christum sei, sich jetzt in die Nähe von Jerusalem zu begeben. Er denkt daran, wie bei ihrer letzten Anwesenheit im Tempel die erbosten Juden Steine aufgehoben hatten, um Ihn zu steinigen; er weiß den Neid und Hass der Hohenpriester und Obersten gegen Ihn und wie sie nur auf eine günstige Gelegenheit warteten, um Ihn aus dem Wege zu räumen; es ist ihm innigst leid, dass der Herr doch wieder dahin gehen will. Doch da er sieht, dass sie Ihn nicht davon abwendig machen können, so kann er es nicht über das Herz bringen, zurück zu bleiben und Ihn allein ziehen zu lassen. Er ist bereit, sein Schicksal mit Ihm zu teilen und mit Ihm in die Gefahr, und wenn es sein soll, in den Tod zu gehen. Er will lieber mit Christo sterben, als ohne Ihn leben. Lasst uns mit Ihm ziehen, dass wir mit Ihm sterben.“ So zogen sie denn mit Ihm, seine Getreuen, in Judäa und nach Bethanien, und sie hatten fürwahr keine Ursache, ihren Gehorsam zu bereuen, es war noch nicht der letzte Gang des Herrn nach Jerusalem. Sie sahen zu Bethanien das erhabenste, erfreulichste Wunder, welches der Sohn Gottes bis dahin getan hatte, die anbetungswürdigste Offenbarung seiner Herrlichkeit, die sie bis dahin erblickt hatten. Sie wurden dort die Zeugen der Auferweckung des Lazarus aus dem Grabe.
Meine lieben Konfirmanden, Ihr werdet es ohne Zweifel von selbst einsehen und fühlen, warum ich Euch jetzt an dieses Wort des Apostels Thomas erinnere. Es ist ein kurzes Wort, leicht zu verstehen, leicht zu merken und im Gedächtnis zu behalten, aber von einem unermesslichen Inhalte, von einem unaussprechlichen Segen für Alle, die das tun, was hiermit gesagt ist. Wie in dem köstlichen Balsam, womit nach der Anweisung Gottes der Hohepriester Israels gesalbt wurde, die Kraft und der Duft von viel heilsamen Gewächsen vereinigt enthalten war, so ist der Sinn, die Kraft und Absicht aller göttlichen Lehren und Gebote des Evangeliums von Christo in dieses Wort zusammen gefasst, womit dort die Jünger des Herrn sich aufmachten, Ihn nach Bethanien zu begleiten, und alle Unterweisung aus der heiligen Schrift, die Euch seit manchen Jahren in Schule und Kirche erteilt wurde, alle Worte des ewigen Lebens, die Euch seit mehreren Monaten der Herr zur Vorbereitung für die Konfirmation und zum würdigen ersten Empfang des heiligen Abendmahls durch meinen Mund hat sagen lassen, sie haben alle zur Hauptabsicht gehabt, den Entschluss in Euch zu erwecken und unbeweglich fest zu machen: „Lasst uns mit Ihm ziehen, dass wir mit Ihm sterben.“
Denn das ist die Gesinnung, der Wille aller gläubigen Christen, die gemeinschaftliche höchste Regel, nach welcher alle wahren Bekenner des Sohnes Gottes ihren Wandel in dieser Zeit führen und wozu sie sich untereinander unterrichten, ermuntern und stärken; das ist der Inhalt jeder Predigt des Evangeliums in der christlichen Kirche, in aller Welt bis an das Ende der Tage; das ist die Verpflichtung, die wir in unserem Taufbund auf uns genommen haben, die wir bei unserer Konfirmation öffentlich aussprechen und erneuern, die wir in jeder Beichte und bei jedem Empfang des heiligen Abendmahls aufs Neue versiegeln - das ist der Entschluss, auf dessen treuer Ausführung unser Trost im Leben, unser Friede im Tode, unser Heil in der Ewigkeit beruht. „Lasst uns mit Ihm ziehen, dass wir mit Ihm sterben.“ Mit Christo wollen die Seinigen durch dieses ganze Leben ziehen, damit sie auch, wann ihre Zeit des Abscheidens kommt, mit Ihm sterben, in Ihm selig entschlafen können. Im frommen Glauben an Ihn, in der innigsten Liebe und Dankbarkeit gegen Ihn, im willigen Gehorsam gegen seine Befehle, im beständigen Aufsehen auf sein göttliches Vorbild, im Gebet um seinen heiligen Geist, um seinen mächtigen Beistand, Schutz, Trost und Segen, im Vertrauen auf sein göttliches Verdienst, auf seine Erlösung, auf seine Fürsprache bei dem Vater, in der Zuversicht auf seine Verheißungen, in der frohen Hoffnung auf sein zukünftiges, himmlisches Reich, auf das selige Daheimsein bei dem Herrn allzeit, so sollen und wollen die wahren Christen auf Erden leben und dem himmlischen Jerusalem an seiner Hand entgegen gehen, so soll es von ihnen gelten: „Unser Keiner lebt Ihm selber, unser Keiner stirbt Ihm selber. Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum, wir leben oder wir sterben, so sind wir des Herrn.“
Diesen Entschluss in Euch zu erwecken und feste zu machen, meine Lieben, dazu hat Euer bisheriger Religions-Unterricht dienen sollen, dazu habe ich Euch in vielen schönen Stunden mit allem Fleiß die Person, die Liebe, die Wohltaten, die Herrlichkeit unseres hochgelobten Erlösers kennen gelehrt, vor die Augen gemalt, dazu habt ihr viele große Sprüche der heiligen Schrift Eurem Gedächtnis eingeprägt und ich hoffe, Ihr habt genug von Ihm erkannt, um zu wissen, welch einen mächtigen, weisen, liebevollen Freund, Führer und Helfer wir an Ihm haben, wie glücklich diejenigen sind, die sich Ihm übergeben und seiner gnadenreichen Führung anvertrauen, wie Er sie beschützt gegen ihre furchtbarsten Feinde, wie Er sie reinigt, heiligt und mit der Gerechtigkeit schmückt, die vor Gott gilt, wie Er sie tröstet und stärkt in aller Not, wie Er sie zu Kindern Gottes und zu ewigen Miterben seiner Herrlichkeit macht; Ihr wisst, dass Er ist, was seine großen Namen sagen, Jesus, ein Heiland, der uns selig macht, Christus, ein König aller Könige, der seinen Stuhl im Himmel bereitet hat, und dessen Reich über alles herrscht, Immanuel, Gott mit uns, wahrer Gott und Mensch, der bei uns ist alle Tage bis an der Welt Ende, Wunderbar, Rat, Kraft, Held, Ewigvater, Friedefürst. Ihr wisst, dass Er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, dass Niemand zum Vater kommt als durch Ihn. Wo gibt es einen Freund und Helfer, der Ihm zu vergleichen wäre? Mit wem wollten wir lieber durch diese Welt gehen? Von unserer Geburt an ziehen wir durch unsere Kinderjahre mit unseren Eltern und Erziehern und lassen diese uns raten, leiten und für uns sorgen. Aber die Kinderjahre hören bald auf und eine ernstere, misslichere Zeit hebt für uns an; Eltern und Erzieher scheiden sterbend von uns, oder müssen uns doch aus ihrer Aufsicht, Fürsorge und Führung entlassen, die Welt ruft uns in ihre Arbeiten, Gesellschaften, Gefahren und Versuchungen - wer wird sich unserer annehmen, unser Berater, Beschützer, Führer und Versorger sein? Mit wem sollen wir gehen? Preis dem Herrn! Er sagt uns gütig: „Gib mir dein Herz, mein Kind, und lass deinen Augen meine Wege wohlgefallen.“ Und wir sollen darauf antworten: „Lasst uns mit ihm ziehen, dass wir mit ihm sterben.“ Deswegen führen wir Euch, wenn Ihr den Kinderjahren entwachsen seid, an den Altar des Herrn, dass Ihr Ihm hier gelobt, mit Ihm zu ziehen, und mit Ihm zu sterben.
Ihr wisst die bedeutungsvolle Gleichnisrede Christi von den zwei Wegen in die Ewigkeit; deren einen er den breiten Weg nennt, der durch die weite Pforte führt in die Verdammnis, und Viele sind's, die darauf wandeln; den andern nennt er den schmalen Pfad, der durch die enge Pforte führt in das ewige Leben; und Wenige sind's, die ihn finden. Heute sollt Ihr Euch entschließen und geloben, den schmalen Pfad zu wandeln, auf welchem Christus, der Anfänger und Vollender unsers Glaubens, Euch zur Seligkeit vorangegangen ist. „Wenige sind's, die ihn finden“, hat der Herr betrübt hinzugesetzt. Leicht zwar ist der Entschluss, den schmalen Weg der Buße und des Glaubens zu wandeln. Von Herzen geht's Euch jetzt ohne Zweifel: „Lasst uns mit Ihm ziehen, dass wir mit Ihm sterben.“ Aber die Ausführung ist schwer, Fleisch und Blut, die Erbsünde in uns, die Welt mit ihren bösen Exempeln und ihrer Verführung außer uns, der Feind Gottes und der Menschen wollen die Seele abwendig machen vom schmalen Pfade, abtrünnig machen von ihrem Erlöser. Wie Viele haben in ihrer frühen Jugend einen starken Eindruck der heilsamen Wahrheit, eine lebhafte Anregung des heiligen Geistes empfunden, haben angefangen mit Christo zu ziehen, haben ihm hier ihre Knie gebeugt und gelobt: „Bis dass mein Ende kommt, will ich nicht weichen von meiner Frömmigkeit,“ und sind dann doch später auf den breiten Sündenweg geraten, dessen Ende die Verdammnis ist. „Wer beharrt bis ans Ende, der wird selig.“ „Wollt Ihr auch weggehen?“ fragt Euch heute der Herr, wie dort seine Jünger. Nun, ich bin wohl überzeugt, dass Ihr alle, wie damals Petrus, darauf antwortet: „Herr, wohin sollen wir gehen? Tu hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Soll's mit Eurem guten Vorsatz zur Ausführung kommen, wollet Ihr bis an Euer Ende bei Christo bleiben, so müsst Ihr für und für die teuren Gnadenmittel der Kirche mit allem Fleiße gebrauchen, das heißt, das Wort Gottes lieb haben, gerne lesen und hören, und dessenhalb den Sonntag heilig halten, und die schönen Gottesdienste des Herrn mit Freuden besuchen, müsst Euch zum täglichen, andächtigen Gebet gewöhnen, wie Daniel dreimal des Tages auf seine Knie fiel, und vor allen Dingen den Geist Gottes um seinen gnädigen Beistand bitten, was insonderheit geschieht, wenn man die drei ersten Bitten des heiligen Vater unsers mit Inbrunst vor den Gnadenstuhl Gottes bringt, müsst in dem hochheiligen Sakrament des Altars oft Eure beste Kraft, Eure Vereinigung mit Eurem Erlöser, Euren Frieden suchen, und erfahren: „Wer mein Fleisch isst, und trinkt mein Blut, der hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.“ Ihr müsst schon in Euren jungen Jahren nie vergessen: „Es ist dem Menschen gesetzt einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“ „Lasst uns mit Ihm ziehen, dass wir mit Ihm sterben“, heißt es in unserem Text, dass wir in seiner Gnade, in seinem Frieden, in seinen Liebesarmen sterben können und von Den Ihm aufgenommen werden in die ewigen Hütten. Sterben wir mit Ihm, so werden wir mit Ihm leben. Ohne Ihn sterben, ist schrecklich, führt in den andern Tod. Aber glücklich, selig, wer in Ihm entschlafen kann, wer, wie Paulus weiß: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentum noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die da ist in Christo Jesu, unserem Herrn.“ Der sieht wie Stephanus in seiner letzten Stunde den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen. Wie heute Eure Vorbereitungszeit für das heilige Abendmahl sich endigt, so beschließt sich über ein Kleines Eure ganze Vorbereitungszeit für das große Abendmahl im Himmel. Gebe Gott, dass Ihr sie mit dem Bewusstsein beschließt: „Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn.“ „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Der Geist spricht, dass sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen ihnen nach.“
Ihr erwachsenen Christen begleitet diese Jugend mit Eurer frommen Fürbitte zu dem heiligen Werke, das wir jetzt vornehmen und erneuert mit ihr Euer eigenes Gelöbnis, mit Christo zu ziehen, dass Ihr mit Ihm sterbt. Je weiter der Tag Eurer eigenen Konfirmation schon hinter Euch ist, desto deutlicher könnt Ihr wissen, wie Ihr das gehalten habt, was Ihr damals in tiefer Rührung gelobtet, ob Ihr auf dem schmalen oder breiten Weg bis hierher gewandelt habt, desto näher ist Euch offenbar die Stunde gerückt, wo für Euch Alles darauf ankommen wird, ob Ihr mit Christo sterben könnt. Was immer Euer Gewissen euch sagen mag, so viel ist gewiss, dass an uns Alle täglich die Aufforderung ergeht: „Erneuert euch aber im Geiste eures Gemüts und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.“ Lasst uns rechtschaffen sein in der Liebe, und wachsen in allen Stücken an dem, der das Haupt ist, Christus.“
Ihr Geschwister, Taufpaten und Freunde dieser jungen Christen, vor Allem aber Ihr Eltern, die Ihr heute von Euern Söhnen und Töchtern mit Hanna sprecht: „Ich habe mein Kind von dem Herrn empfangen, darum gebe ich es dem Herrn wieder,“ der wichtigste Teil ihrer Erziehung ist mit diesem Tage vollendet, Eure Gebete für ihre Erhaltung, für ihre Unterweisung in dem Wege des Heils sind erhört; euer Wunsch, diesen Tag zu erleben, ist erfüllt. Einen Eben Ezer setzt ihr heute und salbt ihn mit euren Dankestränen und sprecht: „Bis hierher hat uns der Herr geholfen.“ Getroster könnt Ihr sie nun ihren ferneren Weg, vielleicht fern von Euch, ziehen sehen, denn sie wollen ihn mit Christo gehen; getroster, wenn Gott Euch von hinnen ruft, von ihnen scheiden und sprechen: „Siehe, ich sterbe, und Gott wird mit euch sein.“ Bittet Ihn nun inbrünstig, dass Er ihre Erziehung für sein Himmelreich in Gnaden fortsetze, dass Er das gute Werk des Glaubens, das in ihnen angefangen ist, vollführen wolle bis auf den Tag ihrer Erlösung, damit Ihr sie einst vor seinem Throne mit gleicher Freudigkeit seht, wie jetzt vor seinem Altare, und selig rühmen mögt: „Siehe, hie bin ich und die Kinder, die du mir gegeben hast. Ich habe derer keines verloren, die du mir gegeben hast.“
(Konfirmationshandlung.)