Albrecht, Ludwig - Der Islam
Bremen 1918
Der Islam (1)
Durch das Bündnis unseres Reiches mit der Türkei (1914) ist nicht nur dieses Land, sondern die ganze mohammedanische Welt mehr als sonst in unseren Gesichtskreis getreten. Wer sind die Mohammedaner? Was glauben sie? Wie stehen sie zum Christentum? Das sind Fragen, die jetzt von manchen gestellt werden. Es ist daher ganz zeitgemäß, wenn wir uns mit Mohammed und der von ihm gestifteten Religion, dem Islam, etwas näher beschäftigen. Wir betrachten dabei die Entstehung, die Lehre, die Geschichte und die Bedeutung des Islams.
I. Die Entstehung des Islams
Die Heimat des Islams ist Arabien. Diese Halbinsel, fast viermal so groß wie Deutschland, aber kaum von fünf Millionen Menschen bewohnt, ist in ihrem Innern noch heute eins der unbekanntesten Länder der Erde. Die Araber sind Nachkommen Ismaels, des ältesten Sohnes Abrahams. Sie haben also denselben Stammvater wie die Juden und gehören gleich diesen zu der semitischen Völkerfamilie. Die Bewohner Nordarabiens führten schon vor anderthalb Jahrtausenden ebenso wie heute meist ein Wanderleben und zogen mit ihren Herden von einem Weideplatz zum andern. Wo jemand sein Zelt aufschlug, da war er unumschränkter Herr. Ein festes Staatsgefüge war nicht vorhanden. Unter den einzelnen Stämmen herrschten unablässig Fehden, die nur durch gewisse heilige Monate eingeschränkt waren. Die Blutrache galt als unverbrüchliches Gesetz. Obwohl gastfrei, ritterlich und tapfer, waren die Araber anderseits auch grausam, gewalttätig und blutdürstig, dazu dem Trunk und Spiel ergeben. Die Frau galt nichts, und die Ehen konnten mit größter Leichtigkeit geschieden werden. Söhne galten als Segen, Töchter als Fluch. Ja, nicht selten wurden Töchter nach der Geburt lebendig begraben.
Ebenso tief wie die Sittlichkeit stand auch die Religion der Araber. Ursprünglich glaubten sie an Einen Gott, den sie Allah nannten. Dieser arabische Gottesname entspricht dem hebräischen Eloah, der neben der Mehrzahl Elohim im Alten Testamente vorkommt. Aber die Kenntnis des Einen Gottes Allah war sehr verdunkelt worden. Jeder Stamm verehrte seine besonderen Götter, und von dem Glaub an ein Jenseits fanden sich nur schwache Spuren. Als wichtigstes Heiligtum des Landes galt die sogenannte Kaaba in der Hauptstadt Mekka: ein würfelähnlicher, kunstloser Steinbau, nach dem jährlich große Pilgerfahrten stattfanden und dessen Hauptanziehungskraft ein schwarzer Meteorstein in der östlichen Tempelwand war.
In Mekka ward nun Mohammed (2) um das Jahr 570 unsrer Zeitrechnung geboren. Sein Vater Abd-Allah starb früh und hinterließ nur wenig. Seine Mutter Amina verlor Mohammed in seinem sechsten Lebensjahre. Nach ihrem Tode soll ihn zuerst sein Großvater zu sich genommen haben, und als auch der zwei Jahre später starb, kam er unter die Vormundschaft eines Oheims. Weil dieser aber mittellos war und eine große Familie zu ernähren hatte, so mußte sich der junge Mohammed bei den reichen Bewohnern Mekkas sein Brot als Schaf- und Ziegenhirt verdienen.
Als er im 25. Lebensjahre stand, besserte sich ganz unerwartet seine äußere Lage: eine reiche, vornehme Witwe, namens Thadidscha, nahm ihn in ihre Dienste, und obwohl fünfzehn Jahre älter als er, schloß sie mit ihm die Ehe. Trotz, des großen Altersunterschiedes lebte Mohammed mit Thadidscha sehr glücklich. Sie gebar ihm sechs Kinder, zwei Söhne, die früh starben, und vier Töchter. Bei seinen Mitbürgern war Mohammed sehr geachtet, und wegen seiner Zuverlässigkeit erhielt er den ehrenvollen Beinamen „der Getreue“. Seine äußere Erscheinung wird als stattlich und anziehend geschildert. Den starken Kopf des mittelgroßen Mannes bedeckten schwarze, leicht gewellte Haare. Unter langen, schweren Lidern funkelte ruhelos ein schwarzes Augenpaar. Eine scharfe Adlernase sprang aus dem hellbraunen, von einem starken Vollbart eingerahmten Antlitz. Trotz seines kräftigen Körperbaus war Mohammed aber von Kindheit an nervenschwach, und er scheint öfter an epilepsieähnlichen Anfällen gelitten zu haben. Zur Schwermut neigend, war er doch im Verkehr liebenswürdig und beredt.
In seinem 40. Lebensjahre geriet Mohammed - wir wissen nicht aus welchen Gründen - in innere Gewissensnot. Vor allem der Gedanke an das Weltgericht bewegte ihn gewaltig, und er fragte sich voll Angst: „Was muß ich tun, um dem Gerichte Gottes zu entrinnen und zum Leben einzugehen?“ Die Götter seines Volkes - das sah er deutlich - konnten ihm nicht helfen; sie verblichen ihm immer mehr zu wesenlosen Götzen, und ihre Verehrung erfüllte ihn mit Abscheu. Ruhelos durchstreifte er die wildzerrissenen Berge in der Nähe seiner Vaterstadt. Eines Nachts, im Monat Ramadán, ums Jahr 610 n. Chr., war er auf dem Berge Hirá. Da glaubte er plötzlich den Engel Gabriel zu sehen, der ihm mit einem Buche nahte und ihn aufforderte, es zu lesen. Er fragte den Engel: „Was soll ich lesen?“ Gabriel erwiderte ihm:
„Lies! Im Namen deines Herrn, der da schuf
Die Menschen schuf aus zähem Blut!
Lies! Denn allgütig ist dein Herr,
der das Schreibrohr zu gebrauchen lehrte,
Den Menschen lehrte, was er nicht wußte.“ (3)
Entsetzt und voller Furcht, ein böser Geist sei in ihn gefahren, eilte Mohammed hinweg und teilte seinem Weibe Chadidscha sein Erlebnis mit. Sie suchte ihn zu trösten und aufzurichten. Von trüben Gedanken gequält, wartete er nun auf eine neue Erscheinung des Engels. Doch weil die ausblieb, wurde er immer schwermütiger, und schon wollte er sich aus Verzweiflung von einem schroffen Felsen stürzen, als ihm, etwa drei Jahre später, Gabriel abermals in himmlischem Glanze erschien. Der Engel mahnte ihn, seine Landsleute zu warnen, Gott zu verherrlichen und in Geduld auf ihn zu warten. Nach dieser Offenbarung kam Mohammed innerlich zur Ruhe. Denn nun war er völlig davon überzeugt, daß ihn nicht böse Geister quälten, sondern daß ihn Allah selbst auf den rechten Weg geführt habe.
Es ist erklärlich, daß Mohammed ‚das Bedürfnis hatte, seine Erfahrungen auch andern mitzuteilen. Die erste, die ihm folgte, war sein treues Weib Chadidscha. Seine Töchter aber (die beiden Söhne waren damals schon gestorben) traten nicht sofort entschieden auf seine Seite. Dagegen folgten ihm zwei Hausgenossen, die er an Sohnes Statt angenommen hatte: sein junger Vetter Ah und sein Freigelassener Said. Wichtig war für ihn der Anschluß des etwa fünfzigjährigen Abu Bekr, eines angesehenen Mekkaners, der durch seinen Einfluß andre Gläubige gewann.
Um das Jahr 613 n. Chr. trat Mohammed zum ersten Male öffentlich in Mekka auf. Er wollte noch kein Prophet, kein Gesandter Gottes sein; er nannte sich nur einen Prediger und Warner. Vor allem mahnte er die Reichen seiner Vaterstadt, die alle Macht in Händen hatten und die Armen und Geringen drückten, durch den Hinweis auf das Weltgericht und Allahs Vergeltung, von ihrem bösen Treiben abzulassen.
Die Mehrzahl der Mekkaner wollte aber nichts von Mohammed wissen. Zuerst hielten sie ihn für besessen, dann verspotteten sie ihn, endlich kam es zu offener Feindschaft. Dazu erlitt Mohammed um das Jahr 619 einen schweren Verlust: seine treue Lebensgefährtin Chadidscha starb und bald nach ihr auch sein Oheim, der ihn erzogen hatte. Und wenn auch ein andrer Oheim, namens Hamsa, ein einflußreicher, ritterlicher Mann, und der junge feurige Omar, bisher einer seiner größten Widersacher, um jene Zeit zu ihm übertraten, so wurde seine Lage doch immer schwieriger. Ja es schien, als sei es aus mit seiner Sache.
Da trat mit einem Male eine überraschende Wendung ein: Unter den Pilgern, die die Kaaba zu besuchen pflegten, lernte Mohammed im Jahre 621 einige Bewohner der mehrere Tagereisen nördlich von Mekka gelegenen Stadt Jatrib kennen. Diese Leute nahmen seine Lehre auf und verbreiteten sie in ihrer Heimat. Schon im nächsten Jahre zählte Mohammed dort 75 Anhänger. Zugleich hoffte man in Jatrib, es werde Mohammed gelingen, eine blutige Fehde, die schon lange in der Stadt herrschte, durch seine Vermittlung beizulegen. So verließ denn Mohammed mit 69 ihm ergebenen Mekkanern seine ihm feindlich gesinnte Vaterstadt und begab sich nach Jatrib, wo ihm wenigstens eine freundliche Aufnahme sicher war. Diese Auswanderung von Mekka nach Jatrib heißt Hedschra, die man später auf den 16. Juni des Jahres 622 n. Chr. ansetzte. Damit beginnt die Mohammedanische Zeitrechnung. Man rechnet nach Mondjahren. Die Monate dauern abwechselnd 29 und 30 Tage; sie haben noch ihre alten arabischen Namen, obwohl heute auch schon unsre Monatsnamen gebraucht werden. Die Stadt Jatrib erhielt nach Mohammeds Einwanderung den Namen Medinat en-Nabi, „Prophetenstadt“, oder kurzweg Al-Medina, „die Stadt“.
Während Mohammed es in Mekka nicht gewagt hatte, offen als Gesandter Gottes aufzutreten, machte er in Medina diesen Anspruch vom ersten Tage an entschieden geltend, und sein Erfolg war so groß, daß in kurzer Zeit die Mehrzahl der Bewohner auf seiner Seite stand. Nun gab _es in Medina auch eine kleine christliche Gemeinde und viele Juden. Von beiden hat Mohammed ohne Zweifel manches gelernt, was in seinen Bestimmungen über das Gebet, das Fasten und die Speisegebote deutlich zu Tage tritt. Aber bald schlug er eine neue Richtung ein: er wich nicht nur in Lehre und Leben wieder von den christlichen und jüdischen Gedanken ab, sondern führte sogar ein Stück des alten arabischen Heidentums als eine wichtige Verordnung. in seine Gemeinde. ein, indem er ihr den Besuch der Kaaba als heilige Pflicht auferlegte. Um dies Gebot zu begründen, behauptete er, Abraham und Ismael, die Stammväter der Araber, hätten mit Gottes Hilfe die Kaaba in Mekka erbaut, und Gott habe alle Menschen zur Wallfahrt dorthin eingeladen. Dadurch wollte Mohammed seine Anhänger zum Glaubenskriege gegen Mekka willig machen. Als er sich durch mancherlei Raubzüge eine ihm treu ergebene Kriegerschar schult hatte, begann er im Jahre 624 den. Offenen Kampf gegen seine Vaterstadt. Nach manchen Wechselfällen gelang es ihm, im Jahre 630 alle Bewohner Medinas zum Kriege gegen Mekka zu vereinigen, so daß er unerwartet mit einem starken Heere vor der Stadt erscheinen konnte. Es kam aber kaum zum Blutvergießen, denn die reichen Handelsleute in Mekka hielten es für das beste, sich Mohammed zu unterwerfen. So zog er denn als Sieger in seine Vaterstadt ein. Sein erstes war, die Kaaba zu besuchen und dort zu beten. Dann bestätigte er in einer Ansprache an das versammelte Volk den alten Vorzug Mekkas, heiliges und unverletzliches Gebiet zu sein. Überhaupt bewies er aus Gründen der Klugheit große Milde und Mäßigung; nur etwa zehn Personen, die ihm besonders schuldig und gefährlich erschienen, erklärte er in die Acht und befahl die hinzurichten. Das Heidentum ward nach der Einnahme Mekkas überall in Arabien ausgerottet, während Juden und Christen als zinspflichtige Untertanen geduldet wurden.
Mohammed war etwa 60 Jahre alt, als er nach Eroberung seiner Vaterstadt auf der Höhe seiner Macht stand. Aber wie hatte er sich in den vergangenen zwanzig Jahren gewandelt! Aus dem von Gewissensangst gequälten Gottsucher, der sich und seine Stammesgenossen vor den Schrecken der Hölle bewahren wollte, war ein kalt berechnender, blutbefleckter Staatsmann geworden, der auch Betrug und Gewalttat nicht verschmähte, um seine Pläne durchzuführen.
Im März des Jahres 632 trat Mohammed seine letzte Pilgerfahrt von Medina nach Mekka an. Vielleicht in dem Bewußtsein, daß sein Ende nahe sei, hielt er bei dieser Gelegenheit vom Berge Ararat eine Ansprache an 40.000 Pilger, worin er sagte: „Heute habe ich meine Religion für euch vollendet und habe das Maß meiner Huld gegen euch erfüllt; und es ist mein Wille, daß der Islam eure Religion sei. Ich habe meine Sendung erfüllt; hinterlassen habe ich euch das Buch Allahs und deutliche Gebote; und wenn ihr sie haltet, werdet ihr nimmer irregehen.“ Nach Medina zurückgekehrt, erkrankte er an einem heftigen Fieber und um die Mittagsstunde des 8. Juni 632 n. Chr. entschlief er, etwa 62jährig, in dem Schoß seiner jungen Lieblingsgattin Aïscha. Tags darauf ward sein Leichnam von seinen nächsten Freunden gewaschen, angekleidet und für die Gemeinde zur Besichtigung aufgebahrt. Um Mitternacht begrub man ihn an derselben Stelle, wo ihn der Tod ereilt hatte.
In seiner letzten Ansprache nennt Mohammed selbst seine Religion mit dem Namen Islam. Islam heißt Hingabe, Ergebung, und zwar Hingabe an Gott und Ergebung in Gottes Willen. Einer, der sich völlig in Gottes Willen ergeben hat, ist ein Muslim. Muslims, nicht Mohammedaner, nennen sich deshalb auch Mohammeds Anhänger; denn sie wollen solche sein, die sich ganz dem Herrn der Welten ergeben. Mohammed sagt dann weiter in seinen Abschiedsworten an seine Gläubigen, er habe ihnen das Buch Allahs hinterlassen. Dies Buch ist der Koran. Das Wort bedeutet Vorlesung, einer von den vielen Ausdrücken, womit Mohammed die ihm zuteil gewordenen göttlichen „Offenbarungen“ bezeichnete. Der Koran enthält ausschließlich Worte Mohammeds von seinem ersten Auftreten an bis zu seinem Tode. Da aber Mohammed manche seiner ursprünglichen Äußerungen später weggelassen, verändert und ergänzt hat, so finden sich im Koran zahlreiche Widersprüche, die bis zum heutigen Tage den mohammedanischen Gelehrten große Schwierigkeiten machen; denn es ist ein Glaubensgrundsatz, der Koran enthalte nichts als göttliche, von allen Widersprüchen freie, durchaus unfehlbare Wahrheit. Wenn auch der Koran schon zu Mohammeds Lebzeiten niedergeschrieben sein mag, so ist er doch erst nach seinem Tode zu einem Ganzen vereinigt und im einzelnen geordnet worden. Er besteht aus 114 Suren oder Abschnitten, die jedesmal wieder in eine Reihe von Versen zerfallen. Sie Suren folgen sich aber nicht nach ihrer Entstehungszeit, sondern nach ihrem äußern Umfange, so daß nach einer nur aus wenigen Versen bestehenden Eingangssure, die man als „die Öffnende“ bezeichnet, die längsten zuerst und die kürzesten zuletzt folgen. Jede Sure wird nach einem in ihr vorkommenden Stichwort benannt; so heißt z.B. Sure 2 „die Kuh“, Sure 3 „das Haus Imrän“, Sure 4 „die Weiber“, Sure 5 „der Tisch“. Die rätselhaften Buchstaben vor einer größeren Anzahl Suren spotteten bisher einer zuverlässigen Deutung: wahrscheinlich sind diese Buchstaben Merkzeichen, wodurch Gruppen von zusammenhängenden Suren kenntlich gemacht werden sollen. Als Ganzes betrachtet, ist der Koran ein unzusammenhängendes Buch; er enthält bunt durcheinandergewürfelte religiöse, sittliche, bürgerliche und staatliche Vorschriften, daneben Verheißungen, Mahnungen und Drohungen, langatmige, mit mancherlei Fabeln durchsetzte jüdische, christliche und arabische Erzählungen, malerische Schilderungen der Hölle, des Paradieses und des Weltgerichts und Reden über Gottes Einheit, Allmacht und Vorsehung. Dabei fehlt es aber nicht an wirklich schönen Stellen, die von dichterischer Begabung und Gestaltungskraft zeugen. Der Koran, nicht ganz so umfangreich wie unser Neues Testament, will das ganze religiöse, sittliche und bürgerliche Leben der Muslims ordnen; er ist also die Quelle, aus der wir zu schöpfen haben, wenn wir jetzt die Lehre des Islams in ihren Hauptpunkten kurz darzulegen versuchen. Dabei ist indes zu beachten, daß es eine von allen Mohammedanern ohne Unterschied anerkannte Lehre des Islams ebensowenig gibt, wie eine von allen Christen anerkannte Kirchenlehre. Wie aber die Bibel die Quelle für die wahre christliche Lehre ist, so müssen wir auch aus dem Koran lernen, welche Lehre nach Mohammeds Absicht für den Islam bindend sein sollte.
II. Die Lehre des Islams
In seiner Lehre war Mohammed nicht ursprünglich. Er stützte sich vor allem auf das spätere Judentum, wie es sich im Talmud darstellt. Das Alte Testament hat er aber nie gelesen. Als seine Hauptquelle ist vielmehr eine mündliche, mit vielen Fabeln ausgeschmückte Überlieferung anzusehen. Während der Wirksamkeit in Mekka mischten sich in seine jüdischen Gedanken andere dem Christentum verwandte, die aber auch aus mündlicher, vielfach getrübter und irriger Überlieferung stammen, da Mohammed das Neue Testament ebenso unbekannt geblieben ist wie das Alte. In Medina nahm er dann, um seine weltlichen Ziele zu erreichen, schließlich noch auf das alte arabische Heidentum und die besonderen Neigungen seiner Volksgenossen Rücksicht: die Kaaba, den alten Götzentempel seiner Vaterstadt, bestimmte er zum größten Heiligtum des Islams, die Vielweiberei erlaubte er ausdrücklich, und der Kriegslust der Araber gab er neue Nahrung durch die Predigt von der Gottgefälligkeit des Glaubenskampfes.
Betrachten wir jetzt nach Anleitung des Korans das Wichtigste aus der Glaubenslehre, der Pflichtenlehre und der Rechtslehre Mohammeds.
1. Die Glaubenslehre des Korans
In Sure 4, 135 heißt es. „Wer nicht glaubt an Allah und seine Engel und die Schriften und seine Gesandten und den Jüngsten Tag, der ist weit abgeirrt.“ Und in Sure 2, 130 mahnt Mohammed die Seinen: „Sprecht: Wir glauben an Allah und an das, was uns geoffenbart ist, und was geoffenbart ist an Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und die Stammeshäupter (Israels), und was Moses empfangen hat und Jesus und was den Propheten von ihrem Herrn gegeben worden ist. Keinen Unterschied machen wir zwischen einem von ihnen, und wahrlich, wir sind Muslims“ (d.h. wir ergeben uns in Gottes Willen) (4) „Und wer eine andre Religion begehrt als den Islam, nimmer soll sie von ihm angenommen werden, und im Jenseits wird er verloren sein“ (5)
Mit diesen Koranstellen stimmt es, wenn nach der Lehre der mohammedanischen Theologen folgende Glaubenssätze für alle Bekenner des Islams verbindlich sind:
- der Glaube an Gott,
- der Glaube an die Engel,
- der Glaube an Gottes Offenbarungsschriften,
- der Glaube an Gottes Propheten,
- der Glaube an den Jüngsten Tag. Dazu kommt dann noch als
- Satz der Glaube an die Vorherbestimmung zum Guten und zum Bösen.
Der Glaube an die vier ersten Sätze, der Glaube an Gott, an die Engel, an Gottes Offenbarungsschriften und an Gottes Propheten, soll jetzt nach dem Koran behandelt werden, indem wir das eigentliche Glaubensbekenntnis des Islams näher erläutern. Es ist sehr kurz und heißt: „Es gibt keinen Gott außer Gott, und Mohammed ist der Gesandte Gottes.“
Es gibt nur Einen Gott. Dieser Eine wahre Gott ist Allah. „Es gibt keinen Gott außer ihm, dem Lebendigen, dem Ewigen. Ihn ergreift nicht Schlaf noch Schlummer… Er ist der Hohe, der Erhabene„. (6) Er ist der Heilige, der Getreue, der Beschützer, der Starke. Er ist der Schöpfer, der Allmächtige, der Allweise. (7)
Allah, der allmächtige Schöpfer, hat Himmel und Erde in sechs Tagen ins Dasein gerufen. (8) Es gibt sieben Himmel; im höchsten Himmel ist Gottes Thron, der tiefste Himmel schwebt unmittelbar über der Erde. (9) Wie wirkt nun aber Gott vom höchsten Himmel aus bis zur Tiefe der Erde? Er wirkt durch den Amr und den Ruh. Der Amr entspricht dem hebräischen Memra, dem Worte Gottes, das in der jüdischen Lehre als Offenbarer Gottes auftritt. Der Amr ist ein Ausfluß aus Gott, ein Wort aus Gottes Mund, das Gott im Anfang in die Schöpfung hineingesprochen hat. (10) Aus dem Amr entspringt der Ruh, der ebenso wie der Amr göttlicher Natur ist. Der Ruh, hebräisch Ruach, ist der Heilige Geist, durch den Gott die einzelnen Menschen erleuchtet und stärkt. (11) Wir finden in dieser Auffassung Mohammeds einen merkwürdigen Anklang an die christliche Lehre von der Dreieinigkeit, zumal da er Jesus ausdrücklich „Wort Gottes“ nennt. (12) Aber grade die Dreieinigkeitslehre hat Mohammed aufs heftigste bekämpft, weil er in einem seltsamen Mißverständnis meinte, die Christen hielten Gott, Jesus und Maria für die drei göttlichen Personen. (13)
Die himmlischen Geschöpfe Gottes sind die Engel, die aus Feuer erschaffen sind und Flügel in verschiedener Anzahl haben. (14) Die Engel sind Gottes Diener (15); als solche tragen sie nicht nur Gottes Thron (16), sondern sie umgeben ihn auch und preisen ihren Herrn. Die Engel sind Gottes Boten (17), die ausgesandt werden, um den Gläubigen in ihren Nöten beizustehen. (18) Sie sind der Menschen Wächter und. bitten auch für sie vor Gottes Thron. (19) Wenn die Gerechten sterben, so werden sie von den Engeln in das Paradies geleitet. (20) Unter den Engeln ragen zwei als Wesen höherer Art hervor: Gabriel (Gibril), von dem Mohammed seine Offenbarungen empfangen haben will, und Michael (Mikál) (21)
Höher als die Engel steht der Mensch, dem die Engel nach seiner Erschaffung auf Gottes Befehl zu huldigen hatten. (22) Gott hat den ersten Menschen, Adam, aus Erde gebildet und ihm von seinem Geiste eingehaucht (23); dann hat er aus dem Manne das Weib geschaffen. (24) Gott hat dem Menschen den Trieb zum Guten wie zum Bösen eingepflanzt. (25) Der Trieb zum Bösen war aber in dem ersten Menschen noch unwirksam, bis es dem Teufel gelang, ihn zu wecken und den Menschen zu verleiten, daß er in Ungehorsam gegen Gottes Gebot vom Baum des Lebens aß, den Mohammed mit dem Baum der Erkenntnis verwechselt (26). Der Teufel (Iblis) (27) war ursprünglich ein guter Engel; er wurde aber von Gott aus dem Paradiese verstoßen und verflucht, weil er sich weigerte, mit den andern Engeln huldigend vor Adam niederzufallen. (28) Der Teufel oder Satan heißt auch „der Gesteinigte“ (29), weil ihn, nach einer späteren Ansicht, Abraham mit Steinwürfen forttrieb, als er ihn verführen wollte, Ismael nicht zu opfern; denn den Ismael, nicht Isaak sollte Abraham, wie die Mohammedaner lehren, nach Gottes Befehl zum Opfer darbringen. (30) Nach dem Sündenfalle wurden die ersten Menschen aus dem Paradiesesgarten vertrieben. (31) Adam bekehrte sich aber wieder zu Gott. (32) Seine Sünde ist auch nicht auf seine Nachkommen übergegangen, denn keinem Menschen wird fremde Schuld zugerechnet. (33)
Außer Engeln und Menschen gibt es noch eine dritte Klasse von Gott geschaffener vernünftiger Wesen: die Dschinn, die das arabische Heidentum als spukartige böse Mächte kannte. (34) Die Dschinn, als deren mächtigste die Jfriten gelten, sind aus dem Feuer des glühenden Wüstenwindes Samum geschaffen. (35) Sie sind körperliche Wesen wie die Menschen; beide werden deshalb „die Schweren“ genannt, wohl im Gegensatz zu den leichten körperlosen Geistern. (36) Eine auffallende Gewohnheit der Dschinn ist es, daß sie am untersten Himmel entlang streifen, um etwas von Allahs Plänen zu erlauschen. Dann werden sie aber von den dort aufgestellten Wachtengeln mit Sternschnuppen beschossen und vertrieben. Die Dschinn sind teils gut, teils böse. (37) Unter die bösen Dschinn versetzt Mohammed später nicht nur die Heidengötter, sondern auch den Teufel und seine gefallenen Engel. Nun geht jeder Dschinn darauf aus, als des Teufels Helfer die Menschen zu verführen. Aber der Teufel hat keine Macht über solche, die da glauben und auf ihren Herrn vertrauen. (38)
Der allmächtige Weltenschöpfer, der auch alle Dinge erhält (39) ist aber zugleich der Gnädige und Barmherzige, der die Menschen beständig seine Wohltaten genießen läßt, für die sie ihm dankbar sein sollten. (40) „Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen!“ So lauten, mit einziger Ausnahme der neunten, die Eingangsworte zu allen Suren. Diese Bezeichnung Gottes hat Mohammed wahrscheinlich aus dem Christentum entlehnt. Im ganzen nennt der Koran 99 Eigenschaften Gottes.
Neben der Losung: „Es gibt keinen Gott außer Allah“, steht in dem Glaubensbekenntnis des Islams die andere: „Mohammed ist Allahs Gesandter.“
Weil sich Adams Nachkommen immer wieder vom Satan verführen ließen (41), darum sandte ihnen Gott seine Propheten, um die Abgewichenen auf den rechten Weg zurückzuführen und in der Finsternis des Heidentums das Licht des wahren Gottesdienstes leuchten zu lassen. Jeder Prophet erhält aber von Gott einen besonderen Koran, oder ein besonderes Kitáb. Koran (Vorlesung) und Kitáb (Schreibung) sind Ausdrücke für die Offenbarung Gottes an die Menschen, und zwar ist jede göttliche Offenbarungsschrift die Abschrift eines Teiles aus dem himmlischen Buche Gottes (42), die Gott selbst oder sein Engel für die Erde angefertigt hat. (43) Jede wahre Offenbarungsschrift muß daher, weil sie göttlichen Ursprungs ist, mit allen früheren und allen spätem inhaltlich in der Hauptsache übereinstimmen; kommen Abweichungen vor, so können sie nur äußerlicher Art sein, indem sie z.B. Stellen einer früheren Offenbarungsschrift erläutern oder bestätigen. (44)
Gott hat manche Propheten ausgesandt (45); ja es gibt kein Volk, unter dem nicht ein besonderer Gottesbote als Warner aufgetreten wäre. (46) Jeder Prophet soll in der Sprache seines Volkes lehren, damit er Gottes Offenbarung deutlich verkündigen könne. (47)
Als erster Prophet wird Adam genannt, der von seinem Herrn „Mitteilungen empfing“. (48) Weiter gilt Abel, dessen Namen freilich der Koran verschweigt, als Gottes Auserwählter und als Vertreter des wahren Gottesdienstes. (49) Dann wird Henoch, den der Koran Idris nennt, als Gerechter und Prophet bezeichnet. (50) Als Propheten Gottes zählt der Koran ferner auf: Noah (51), Abraham (52), Lot (53), Isaak (54), lsmael (55), Jakob (56), Josef (57), Moses (58), Aaron (59), David (60), Salomo (61), Jona (62), Hiob (63), Elias (64) und Elisa (65). Von Abraham wird gesagt: „Er war weder Jude noch Christ, sondern ein Hanif (d.h. geneigt zum Glauben, vom Richtigen zum Wahren sich hinneigend) und ein Muslim, dabei ein Gegner der Götzen. Am nächsten aber stehen Abraham die, die ihm nachfolgen, und das sind der Prophet (66) und die Gläubigen. (67)
Neben diesen Männern Gottes aus der Zeit der Erzväter und des Alten Bundes wird das Haus Imrán als besonders von Gott auserwählt bezeichnet. (68) Nach Mohammeds Meinung ist Imrán der Vater der Jungfrau Maria, die er eine Schwester der Elisabet, der Frau des Priesters Zacharias, nennt. Maria und Jesus, der im Koran Isá heißt, bilden mit Zacharias und Elisabet und beider Sohn Johannes dem Täufer (69) das Haus Imrán. Hier verwechselt Mohammed seltsamerweise Maria, die Mutter Jesu, mit Mirjam, der Schwester Mosis und Aarons. Er nennt beide Mirjam und macht den biblischen Amram (Imran) (70), den Vater der Geschwister Mirjam, Aaron und Moses, zum Vater der Jungfrau Maria und der Elisabet.
Von größter Wichtigkeit ist nun für uns, was der Koran über Jesus und seine göttliche Sendung sagt.
Maria, die von ihrem Vater Imran schon vor ihrer Geburt Gott geweiht worden ist, wird im Tempel zu Jerusalem aufgezogen. Ihr Pfleger ist der Priester Zacharias, und sie wird von Gott selbst wunderbar ernährt. Als die Zeit ihrer Reife kommt, werden die Lospfeile über sie geworfen, um zu entscheiden, wer der Hüter ihrer Jungfräulichkeit werden soll. Bald darauf erscheinen ihr Engel, die ihr verkündigen, daß Gott sie unter allen Weibern auserwählt habe, und verheißen ihr einen Sohn, der „ein Wort von Gott“ sei; und „sein Name soll sein Jesus, der Messias, angesehen hienieden und im Jenseits und einer der (Allah) Nahen“. Maria fragt: „Wie soll mir ein Sohn werden, da mich kein Mann berührt hat?“ Darauf wird ihr die Antwort: „Allah schafft, was er will; und beschließt er etwas, so sagt er nur: ‚Es werde', und es wird“. (71) Nach einer älteren Darstellung des Korans hat sich Maria früh von den Ihrigen getrennt, um in Abgeschlossenheit allein zu leben. Da erscheint ihr der Geist Gottes in der Gestalt eines schönen Mannes und verkündigt ihr die Geburt eines reinen Knaben. Als sie das Kind in Jungfräulichkeit empfangen hat, indem ihr Gott von seinem Geiste einhaucht (72), zieht sie sich noch tiefer in die Wüste zurück. Mit dem Neugeborenen zu ihrem Volke zurückgekehrt, wird sie mit Vorwürfen empfangen. Aber das Kind rechtfertigt sie, indem es spricht: „Ich bin Allahs Diener. Er hat mir das Buch gegeben und mich zum Propheten gemacht.“ (73)
Als Prophet Gottes wird Jesus im Koran hoch gepriesen. Er vereinigt in sich alle Vorzüge, die Gott einem Menschen mitteilen kann: Wie Adam hat er keinen menschlichen Vater, sondern er ist übernatürlich durch die Wirkung des Heiligen Geistes erzeugt. (74) Er ist Allahs Diener, dem Gnade zuteil geworden ist, und der für die Kinder Israel das Beispiel der Gottesmacht darstellen sollte. (75) Er ist der Messias, (76) Allahs Wort und Geist von ihm. (77) Allah hat ihn mit dem Heiligen Geiste gestärkt, damit er schon in der Wiege zu den Menschen rede. (78) Ihm ist das Evangelium gegeben, als eine Leitung und ein Licht, wodurch Gott das Gesetz, das vor ihm war, bestätigt hat. (79) Kein andrer Prophet wird im Koran in ähnlicher Weise gerühmt. Nur einen Namen, den Namen „Sohn Gottes“, will Mohammed Jesu nicht zuerkennen. Jesu Wunder und Zeichen dagegen gibt er unumwunden zu. „Siehe“, so läßt er ihn zu den Juden sprechen, „ich komme zu euch mit einem Zeichen von eurem Herrn. Siehe, ich will euch erschaffen aus Ton die Gestalt eines Vogels und will in sie hauchen, und sie soll werden ein Vogel mit Allahs Erlaubnis (80) und ich will heilen den Blindgeborenen und den Aussätzigen und will die Toten lebendig machen mit Allahs Erlaubnis. (81) Vor seinen Jüngern tut Jesus das Zeichen, daß er einen Tisch vom Himmel herabkommen läßt, „damit es (wie er sagt) ein Festtag werde für die Ersten und die Spätesten unter uns“ (82) - ein dunkler Hinweis auf die Einsetzung des Abendmahls. Als Hauptinhalt der Lehre Jesu erkennt Mohammed vor allem ein Dreifaches: Jesus sollte die Thora, das Gesetz des Alten Bundes, durch das ihm mitgeteilte Evangelium bestätigen, die jüdischen Speisegesetze teilweise aufheben und die Juden auf den graden Weg der Gottesfurcht leiten. (83) Jesus hat auch auf einen Gesandten Allahs hingewiesen, der nach ihm kommen sollte, „des Name Ahmed ist“. (84) Ahmed bedeutet ebenso wie Mohammed der Gepriesene. Die ursprüngliche Verheißung Jesu von dem kommenden Tröster oder Parakleten mußte also jeder arabische Hörer als eine Verheißung auf das Kommen Mohammeds auslegen. Weil Ahmed dem griechischen Worte periklytos (der weit und breit Berühmte) entspricht, deshalb behaupten die Mohammedaner, das neutestamentliche Wort paráklètos, der Name des Heiligen Geistes (Joh. 14,16) ), sei aus períklytos gefälscht worden.
Jesu Leiden und Kreuzestod wird im Koran nur als etwas Scheinbares dargestellt. „Die Juden sprachen: ‚Siehe, wir haben den Messias Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs, getötet.' Doch töteten sie nicht ihn und kreuzigten nicht ihn, sondern einen ihm ähnlichen. Darum verfluchten wir sie.“ (85) Hier schließt sich Mohammed der Irrlehre der sog. Doketen an, die schon der Apostel Johannes in seinem ersten Briefe bekämpft. Diese Leute unterschieden zwischen dem Menschen Jesus und dem himmlischen Christus. Der himmlische Christus - so lehrten sie - sei bei der Taufe im Jordan auf den Menschen Jesus herabgekommen, habe ihn aber vor seinem Leiden wieder verlassen, um in den Himmel zurückzukehren.
Ähnlich lehrt nun Mohammed, die Juden hätten Jesus nicht in Wirklichkeit getötet, da nicht er selbst, sondern nur sein Scheinbild am Kreuze hing. Allah erhöhte vielmehr Jesum zu sich. (86) Jesus ist also, ohne zu sterben, in die Herrlichkeit Gottes eingegangen. Nun heißt es aber an einer andern Stelle, daß alle von dem Volke der Schrift, d.h. alle Juden und Christen, vor seinem Tode an ihn glauben werden. (87) Wann wird denn nun der ohne Tod zu Gott erhöhte Jesus sterben? Nach einer späteren Lehre des Islams wird Jesus nach seiner Wiederkunft, wenn er den Antichrist vernichtet hat, sterben und in Medina begraben werden. Sagt der Koran auch hiervon nichts, so redet er doch mehrfach von der „Stunde“. (88) Damit ist die Stunde des Weltgerichts gemeint, zu dessen Vorzeichen im späteren Islam und vielleicht auch schon nach einer Koranstelle (89) Jesu Wiederkunft gehört.
Wir sehen mit Erstaunen, welch erhabene Stellung Mohammed Jesu unter den Propheten anweist. Sein Koran lehrt: „Jesus ist der Messias, das Wort Gottes, Geist von Gott, ausgezeichnet in dieser und in jener Welt. Er ist auf übernatürliche Weise durch die Wirkung des Heiligen Geistes von der Jungfrau Maria geboren. Er ist rein und sündlos. Er hat als Gesandter Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes das Evangelium verkündigt und große Wunder und Zeichen getan. Gott hat ihn ohne Tod zu sich genommen und ihn dadurch über alle Menschen erhöht. Die Stunde seiner Wiederkunft ist das Vorzeichen des Weltgerichts.“ Der Koran stellt also Jesum ungleich höher als manche christliche Theologen der Gegenwart, die von dem zweiten Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses nur die Worte stehen lassen: Jesus ist geboren, hat gelitten unter Pontius Pilatus, ist gekreuzigt, gestorben und begraben.
Welche Stellung will denn Mohammed selbst in der Reihe der gottgesandten Propheten einnehmen? In Mekka tritt er zunächst nur als Warner auf, der das göttliche Gericht für alle Welt verkündigt. (90) Gott hat ihn, der wie alle andern irreging und dessen Rücken schwere Last bedrückte (91), zu seinem Boten auserkoren. Seine Offenbarungen empfängt Mohammed durch besondere Himmelswesen, die er jedoch so unklar schildert, daß wir uns keine bestimmte Vorstellung von ihnen machen können. Sie kommen und gehen in geheimnisvoller Weise: sie werden in Reihen entsandt, stürmen gleich Winden dahin (92), tummeln sich hurtig, schweben einher (93), schnauben wie Renner und stampfen Funken. (94) Zugleich redet Mohammed davon, daß ihm Visionen zuteil werden. Darin erscheint ihm aber nicht eine Vielzahl von Wesen, sondern nur ein einziger Himmelsbote, der - wie er sagt - klar und scharf hervortritt, so daß keine Sinnestäuschung möglich sei. (95) Diese Visionen verschwinden indes aus Mohammeds Predigt am Ende seiner Tätigkeit in Mekka; und der Verkünder des Weltgerichts, der immer mehr dem Spott und der Feindschaft seiner Mitbürger verfällt, leitet nun, je nachdrücklicher er die göttliche Gnade und Barmherzigkeit betont, seine Offenbarungen nicht mehr aus Visionen ab, sondern, aus dem Ruh, dem Geiste, den ihm Gott aus seinem Amt mitteilt, so daß er jetzt auch weiß, was die rechte Offenbarung und der Glaube ist. (96)
Eine große Wandlung trat bei Mohammed während seiner Wirksamkeit in Medina ein. Da beruft er sich nicht mehr auf undeutliche oder deutliche Visionen, noch auf göttliche Eingebungen durch den Geist, sondern er behauptet vielmehr, durch den Erzengel Gabriel unmittelbare persönliche Mitteilungen von Gott, selbst über die allermenschlichsten Dinge, zu empfangen (97), obwohl er nicht lange vorher in Mekka von einem Verkehr mit Engeln nichts wissen will. (98) Dazu kommt noch etwas andres. Während Mohammed ausdrücklich betont, im Glauben solle kein Zwang herrschen (99), und er sei kein Gewalthaber und Zwingherr über seine Brüder (100), übt er in Medina den allerärgsten Zwang und die rücksichtsloseste Gewaltherrschaft aus, indem er in allen Fragen, nicht nur den religiösen, allein und unbedingt entscheiden will. Denn er erklärt sich jetzt nicht nur für „das Siegel der Propheten“ (101), d.h. für den, der allem früheren Prophetentum das Siegel aufdrückt, weil ihm, dem letzten und größten unter allen Gottgesandten, Gott sich auch am klarsten geoffenbart habe, nachdem die Welt durch alle vorangegangenen Propheten auf sein Kommen vorbereitet worden sei: nein, er will der unfehlbare Stellvertreter Gottes in allen Angelegenheiten sein, dessen Anordnungen stets ohne weiteres zu gehorchen ist. Damit erhebt er sich aber, obwohl er anderseits die Menschlichkeit der Propheten stark betont und sich selbst nicht einmal Wunderkraft zuschreibt (102), in Wirklichkeit weit über alle Menschen und setzt sich so in einen unvereinbaren Widerspruch mit seinen Äußerungen über Jesus, den er ohne Tod zu Gott erhöht sein läßt, und den er deshalb folgerichtig, besonders da er seine Sündlosigkeit und seine Wunder anerkennt, ungleich höher stellen müßte als sich selbst.
Mohammed und Jesus! Verweilen wir einen Augenblick bei diesem Gegensatz. Mohammed, ein Mensch voll offenbarer Schwächen und Sünden aller Art, der durch Trug und List, ja durch Gewalt, Schwert und Meuchelmord, sich und seinen Glauben zum Siege führen wollte. Ihm gegenüber Jesus, der Heilige und Reine, bei dessen Frage: „Wer unter euch kann mich einer Sünde zeihen?“ (103) selbst seine erbittertsten Widersacher verstummen mußten. Jesu Reich ist nicht von dieser Welt. Dem Petrus, der in fleischlichem Eifer für ihn das Schwert ziehen will, befiehlt er, das Schwert in die Scheide zu stecken. (104) Denn nicht durch Gewalttat und Blutvergießen, sondern durch heldenmütigen Glauben und stilles Dulden soll Jesu Evangelium den Sieg erringen. - Jesus ist das vollkommenste Vorbild für alle Menschen. Mohammed kann seinen Anhängern kein Vorbild sein, denn er hat ja nicht einmal die Kraft gehabt, zuerst selbst nach seinen Vorschriften zu wandeln. Der auferstandene und erhöhte Christus ist der Mittler zwischen Gott und den mit Gott versöhnten Menschen, und vom Himmel aus läßt er seinen Gläubigen noch allezeit den reichsten Segen zufließen. Mohammed weiß nichts von einer Versöhnung der Welt mit Gott, und er, der Gestorbene und in Medina Begrabene, ist nicht imstande, für die Seinen noch etwas zu wirken. Jesu Lehre ist die vollkommene Wahrheit, die er in des Vaters Namen verkündigt hat; sie ist Geist und Leben, sie tröstet, stärkt und heiligt alle, die ihr im Glauben folgen. Mohammeds Lehre ist nur Wahrheit, sofern sie, aus der reinen, unverfälschten Offenbarung des Judentums und des Christentums schöpft. Doch wie wenig hat sie aus dieser Quelle lauter entlehnt! Wieviel Irrtum, Fabelei, Mißverständnis, ja bewußte Unwahrheit findet sich im Koran! Solche Lehre kann unmöglich zu wahrer Tugend und echter Frömmigkeit führen.
Sind denn aber Mohammeds Offenbarungen, wie man gewöhnlich meint, sämtlich weiter nichts als falsche Vorspiegelungen oder im besten Falle ein aus seelischen Erregungen hervorgegangener Selbstbetrug? Mir scheint es nicht unmöglich, daß Mohammed ursprünglich von Gott zu einer besonderen Sendung an die Araber bestimmt sein könnte. Denn wie Gott einst Ismael und seine Mutter Hagar nicht in der Wüste zugrunde gehen ließ, sondern beide wunderbar am Leben erhielt (105), so könnte es auch seine gnädige Absicht gewesen sein, Ismaels Nachkommen, die Araber, als sie in der Wüste des Götzendienstes und des sittlichen Verfalls unterzugehen drohten, in Mohammed einen Mann aus ihrer Mitte als Retter zu erwecken. Sollte aber Mohammed wirklich zu einer solchen Sendung ausersehen gewesen sein, so ist er als echter Sohn Ismaels durch seine fleischliche Gesinnung fehlgeschlagen. Von Ismael heißt es: „Er wird ein Mensch sein wie ein Wildesel - seine Hand gegen jedermann und jedermanns Hand gegen ihn - und er wird allen seinen Verwandten auf dem Nacken sitzen.“ (106) So ist auch Mohammed als Wildesel seinen eignen Weg gegangen, nicht den Weg des Geistes, sondern des Fleisches, und hat seine Hand zu Kampf und Gewalttat gegen seine Volksverwandten erhoben, um ihnen seinen Glauben aufzuzwingen. Damit soll aber nicht geleugnet werden, daß sich Mohammed anderseits auch große Verdienste um die Araber erworben hat. Denn sie sind durch ihn aus der Finsternis des groben Heidentums hinausgeführt und zu einer starken Volksgemeinschaft vereinigt worden.
Neben dem Einen Gott verkündigt der Koran aufs eindringlichste den Jüngsten Tag. In Verbindung damit redet er von Auferstehung, Weltgericht, Paradies und Hölle.
Zur Auferstehung kommen alle Toten. Der Tod trennt Leib und Seele. Während der Leib wieder zur Erde wird, kommt über die Seele, die Allah wieder zu sich nimmt (107), der Todesschlaf. (108) Dieser Zustand ist zwischen Tod und Auferstehung für Gute und Böse gleich, wenn auch die Bösen gleichsam wie im Traum auf ihre künftige Strafe hingewiesen werden. (109) Die Auferstehung der Toten ist eine Tat der göttlichen Allmacht. (110) Auf sie folgt das Weltgericht. Gewaltige Ereignisse leiten es ein: Der Rufer, nach späterer Lehre der Erzengel Israfil (d.i. Rafael) (111), bläst die Posaune. Dann kommen die Toten, gleich zerstreuten Heuschrecken, gesenkten Hauptes aus ihren Grüften und eilen dem Rufer entgegen, indem die Ungläubigen voll Entsetzen sprechen: „Das ist ein schlimmer Tag.“ (112) Denn die Erde erbebt (113), die Berge wanken (114), die Meere schwellen an (115), die Sterne erlöschen und fallen herab (116), der Mond verfinstert sich (117), die Sonne wird zusammengefaltet (118), der Himmel öffnet sich (119), der Höllenpfuhl wird entflammt, das Paradies wird nahegebracht (120). Die Völker Gog und Magog eilen von allen Höhen herbei (121), und aus der Erde erhebt sich ein Tier, das den Menschen ihren Unglauben vorhält (122). Furcht und Ratlosigkeit befällt die Menschen bei diesen gewaltigen Ereignissen, so daß jeder wie trunken nur an sich selbst und sein eigen Schicksal denkt (123). Zum Beginn des Weltgerichts enthüllt sich der allmächtige Gott den Blicken der Menschen. Er sitzt auf seinem von acht Engeln getragenen Himmelsthron, und Scharen von Engeln schweben ihm zur Seite. (124) Die Menschen kommen herbeigeeilt gereckten Hauptes mit stierem Auge und ödem Herzen (125) und werden vor dem Herrn in Reihen aufgestellt. (126) Dann wägt Gott alle Taten der Menschen auf einer Waage; die Waage der Gerechten ist voll und schwer die Waage der Gottlosen leicht. (127) „Und vergolten wird jeder Seele nach ihrem Tun.“ (128) „Wer Gutes auch nur im Gewicht eines Stäubchens getan, wird es sehen; und wer Böses auch nur im Gewicht eines Stäubchens getan, wird es sehen.“ (129) Nach dem Urteilsspruch des himmlischen Richters bilden sich drei Scharen: Zur Rechten des Thrones Gottes treten die Frommen, zur Linken die Gottlosen; die auserlesensten Frommen aber, „die Vordersten auf Erden“, bilden eine besondere Schar, die einen Ehrenplatz in Allahs nächster Nähe empfängt. (130)
Die Frommen kommen in einen auf ragender Bergeshöhe gelegenen Freudenort, der Edens Gärten (131) oder das Paradies (132) genannt wird. Dort sind „eine strömende Quelle, erhöhte Polster, hingestellte Becher, aufgereihte Kissen und ausgebreitete Teppiche“. (133) Weder Sonne noch Kälte quält die Seligen. (134) Angetan mit Kleidern von grüner Seide und Brokat und geschmückt mit silbernen Spangen, weilen die Frommen unter schattigen Bäumen, von denen reiche Trauben herniederhangen, und trinken strahlenden Angesichts köstliches Wasser oder edlen Wein, während unsterbliche Knaben, schön wie hingestreute Perlen, geschäftig hin- und hereilen, um sie zu bedienen. (135) Die dritte Schar aber, die Schar der auserlesensten Frommen, empfängt außer den allgemeinen Paradiesesfreuden noch ein besonderes Geschenk sie genießt Wein, der weder Kopfschmerz noch Krankheit erzeugt, Früchte, die jeder sich auswählen darf, und Fleisch von Geflügel, wie sie's begehren. (136) Zu der Paradieseswonne der Frommen gehört es auch, daß ihnen großäugige Jungfrauen, rein wie Perlen und Muscheln, als Gattinnen vermählt werden. (137) Das Paradies bringt demnach hauptsächlich den gläubigen Männern ein Leben in Freude und Genuß. Was erwartet denn aber die gläubigen Frauen und Kinder? Ihnen muß, wie es scheint, vor allem der Friede genügen, der jede Seele im Paradiese erfüllt, so daß Groll, Furcht und Traurigkeit auf immer ihnen fernbleiben müssen. (138) In diese irdisch-, ja fleischlich-sinnliche Schilderung der Paradiesesherrlichkeit mischt sich ein etwas höherer Zug, wenn es z.B. heißt, daß alle, die aus Liebe zu Allah den Armen, die Waise und den Gefangenen gespeist haben, zum Lohn dafür im Jenseits köstlich gespeist und getränkt werden sollen. (139) Ja an einigen Stellen des Korans schimmert sogar die Verheißung durch, daß die Frommen im Paradiese „das Angesicht des Höchsten, ihres Herrn,“ schauen sollen (140), was nach der späteren Lehre der mohammedanischen Theologie das höchste Glück der Paradiesesbewohner sein wird.
Während die Frommen zu den herrlichsten Freuden gelangen, fahren die Gottlosen zu den schrecklichsten Qualen in den feurigen Abgrund der Hölle (141), die nach dem hebräischen Worte Gehinnom Gehenna mit dem Namen Dschehannam bezeichnet wird. (142) Die Höllenlohe wirft Funken aus, so groß wie Türme. (143) Die Verdammten tragen Kleider aus Feuer; sie empfangen als Trank übelriechendes, siedendes Wasser (144) und als Speise Eiterfluß (145) oder ein Kraut, das nicht nährt noch den Hunger stillt. (146) Heißes Wasser wird über ihre Häupter gegossen, und ihre dadurch versengte Haut erneuert sich sofort wieder, damit sie ihre Strafe unaufhörlich fühlen. (147) Harte und gestrenge Engel (148), neunzehn an der Zahl (149), deren Oberster Malik (Herrscher) heißt (150), haben die Höllenbewohner zu peinigen. Zu den Marterwerkzeugen gehören eiserne Keulen und 70 Ellen lange Ketten. (151) Die leiblichen Qualen werden aber noch erhöht durch innere Seelenqualen, die sich in Selbstanklagen und Verwünschungen kundtun. (152)
Der Hölle werden außer den gottlosen Menschen auch der Teufel und die bösen Dschinn überantwortet. (153)
Beides, die Paradiesesseligkeit und die Höllenpein, ist ewig (154), ebenso wie der neue Himmel und die neue Erde ewig währen (155); freilich wird hier der Zusatz gemacht: „Es sei denn, daß dein Herr es anders wolle“. (156) Sonst heißt es aber ganz entschieden, daß die Verdammten nicht in das Paradies eingehen werden, „ehe denn ein Kamel durch ein Nadelöhr geht“. (157) Damit wird ausgesprochen, daß sich ihr Schicksal niemals ändern wird.
Zu dem fünften Glaubenssatz des Korans, der von dem Jüngsten Tage handelt, fügen die mohammedanischen Theologen als sechsten noch hinzu den Glauben an die Vorherbestimmung zum Guten und zum Bösen.
Im Anfang seiner Wirksamkeit erkannte Mohammed, soweit er sich überhaupt zu einer Klarheit in diesen Fragen durchgerungen hat, die Freiheit des menschlichen Willens an. Der Mensch kann sich entscheiden, ob er Gott für das Gute dankbar sein will oder nicht, d.h. ob er Gottes Gebote erfüllen oder übertreten will. (158) Gott führt den Menschen zu den beiden Wegen: zu dem Wege des Guten und des Bösen, damit er zwischen beiden wähle; aber der Mensch wagt sich nicht auf den steileren Weg, der zum Leben führt. (159) Als jedoch Mohammed später sah, daß die Mehrzahl seiner Mitbürger in Mekka, darunter mancher, dem er seine Achtung nicht versagen konnte, ihn mit seiner Predigt zurückwies, kam er, um sich dies zu erklären, zu der Meinung, es hänge von einer göttlichen Vorherbestimmung ab, ob der Mensch zum Glauben komme oder nicht. Dabei finden sich aber doch manche einander widerstreitende Aussprüche. Einmal heißt es: „Was immer dir Gutes widerfährt, ist von Allah, und was immer dir Böses widerfährt, ist von dir selbst“. (160) Dann wieder begegnen wir folgenden Aussprüchen: „Wen Allah leiten will, dem weitet er die Brust für den Islam; und wen er irreführen will, dem macht er die Brust gepreßt und eng, so daß ihm ist, als stiege er zum Himmel au“. (161) Gott führt zum Glauben wen er will, und auch in die Hölle, wen er will. (162) Herzen und Ohren der Ungläubigen hat Allah versiegelt, und über ihren Augen ist eine Hülle. (163) Ja Mohammed läßt Gott geradezu sagen: „Wir haben viele Dschinn und Menschen für die Hölle geschaffen“. (164) Diese im Koran noch nicht mit voller Deutlichkeit ausgesprochene Lehre von der unabänderlichen göttlichen Vorherbestimmung hat dann später die mohammedanische Theologie mit einer Schärfe ausgebildet, daß dabei jedes Handeln des Menschen als etwas Unfreiwilliges und Unvermeidliches erscheint. Es ist selbstverständlich, daß eine solche Lehre die Tatkraft aufs äußerste lähmen, ja zerstören muß. Und so ist denn auch der Islam im allgemeinen ganz mit Recht als die Religion des ausgesprochenen Fatalismus bekannt. Solche willenlose, knechtische „Hingebung an Gott“, wie sie der Islam predigt, ist himmelweit verschieden von jener freien, kindlichen Hingebung an Gott, die das Christentum verkündigt. Während sich der Mohammedaner stumpf und gleichgültig unter ein unabwendbares göttliches Verhängnis beugt, ergibt sich der gläubige Christ freudig und dankbar in den gnädigen, guten Willen des himmlischen Vaters, weil er weiß, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.
Nach der Betrachtung der Glaubenslehre des Korans wenden wir uns nun seiner Pflichtenlehre zu.
2. Die Pflichtenlehre des Korans
Die allgemeine Pflicht aller ist, zu glauben und gute Werke zu tun. (165) Beides muß verbunden sein; denn Werke allein ohne Glauben haben keinen Wert. (166) Sein Glaube und seine guten Werke werden dem Menschen von Gott gutgeschrieben. (167) Aber das Gute und das Böse berechnet Gott verschieden. Das Gute schwillt mit Zinsen zu doppelter, ja zehnfacher Höhe an, während das Böse im allgemeinen nur einfach in Ansatz gebracht wird. So haben denn die Gläubigen für ihre Beurteilung im Jenseits von vornherein die beste Aussicht. Und bliebe auch in ihrer Rechnung wirklich noch ein kleiner Posten Böses stehen, so wird es Gott bedecken, wenn sie sich nur vor schweren Sünden hüten. (168) Doch auch alle schweren Übertretungen lassen sich durch Buße sühnen; denn allen, die sich bekehren, glauben und gute Werke tun, wandelt Allah in seiner verzeihenden Barmherzigkeit das Böse in Gutes um. (169)
Außer den allgemeinen Pflichten gegen Gott und Menschen, die Mohammed am Ende seiner Wirksamkeit in Mekka nach dem Vorbilde der biblischen Zehn Gebote in zwölf kurze Sätze zusammengefaßt hat (170), muß jeder echte Bekenner des Islams noch fünf besondere Pflichten erfüllen. Diese fünf Pflichten, die von den mohammedanischen Theologen die Grundpfeiler der Glaubensbetätigung genannt werden, sind
- Das Bekenntnis zu der Einheit Gottes und zu Mohammeds Prophetentum, *
- das fünfmalige tägliche Gebet,
- das Fasten im Monat Ramadán
- die Entrichtung der gesetzlichen Jahresalmosen und
- die Pilgerfahrt nach Mekka.
Das Bekenntnis zu Gottes Einheit und zu Mohammeds Prophetentum ist die erste von den fünf Grundpflichten, die jeder echte Bekenner des Islams zu erfüllen hat. Die Pflicht des Glaubens an Gott betätigt sich vor allem durch den Gehorsam gegen seinen Gesandten. (171) Doch ist hier noch etwas andres not: „Gläubig sind nur, die an Allah und seinen Gesandten glauben und hernach nicht zweifeln, und die mit Gut und Blut in Allahs Weg eifern. Das sind die Wahrhaftigen.“ (172) „In Allahs Weg eifern“ oder „auf dem Wege Allahs kämpfen“ heißt aber im Koran: für den Islam kämpfen. So macht Mohammed den Glaubenskrieg zu einer religiösen Pflicht. Er ist Vorschrift, auch wenn er Widerwillen einflößt. (173) Er ist ein notwendiger Gottesdienst; denn „Verführung (zum Unglauben) ist schlimmer als Tötung“. Darum sind die Ungläubigen zu bekämpfen, „bis die Verführung aufgehört hat, und der Glaube an Allah da ist“. (174) Die im Glaubenskampf fallen, erlangen als herrlichen Lohn Vergebung ihrer Sünden und die Seligkeit des Paradieses. (175) Da die Glaubensstreiter den höchsten Rang bei Allah einnehmen, so können sie auch des Sieges versichert sein; denn die Ungläubigen gewinnen nicht und vermögen Allah nicht zu schwächen. (176) Erobert der Islam ein Land, so gibt es ganz bestimmte Vorschriften für die Besiegten. Nehmen sie den Islam an, so bleiben sie freie Bürger. Sind sie Anhänger einer der beiden Offenbarungsreligionen, so zahlen sie die Kopfsteuer. Sind sie dies nicht, d.h. sind sie nicht Juden oder Christen, und wollen sie nicht zum Islam übertreten, so müssen sie sterben. Das ist nun ohne Zweifel ein Standpunkt, wie er grausiger und unduldsamer kaum gedacht werden kann. Aber wollen wir Christen es wagen, hier Mohammeds strenge Richter zu sein? Hat nicht auch die Christenheit in ihren geistlichen und weltlichen Häuptern, freilich im schneidendsten Widerspruch mit Christi Geist und Lehre, leider oft ganz ähnlich gehandelt wie Mohammed? Man denke an die Gewalttätigkeiten, deren sich die zum Christentum übergetretenen römischen Kaiser in Glaubenssachen schuldig gemacht haben. Man denke an Karls des Großen Verhalten gegen die heidnischen Sachsen, die mit Feuer und Schwert zur Taufe gezwungen werden sollten. Man denke an die blutigen, greuelvollen Kämpfe der Kreuzzüge, die das christliche Abendland als heilige Glaubenskriege gegen das mohammedanische Morgenland führte. Man denke an die himmelschreienden Verbrechen, womit die fürchterlichen Glaubensgerichte der Inquisition die Länder der Christenheit erfüllt haben. Und man vergesse nicht, daß auch von den Reformatoren der äußere Zwang in Glaubenssachen gutgeheißen worden ist. Ja, Calvin hat in Genf eine geistliche Schreckensherrschaft ausgeübt, die der Inquisition des Mittelalters sicherlich nichts nachgibt. Wieviel schwerer wiegen aber die Greuel des Glaubenszwanges in der Christenheit als im Islam!
Die zweite Grundpflicht des Islams ist das fünfmalige tägliche Gebet.
Da Mohammed nichts von einem Kindschaftsverhältnis des einzelnen zu Gott weiß, so sieht er auch im Gebete kein Kindesvorrecht, kein freiwilliges, freudiges, dankbares Nahen zu dem himmlischen Vater, sondern er erkennt darin nur eine äußere Pflicht, wie sie der Sklave seinem Herrn gegenüber zu erfüllen hat. Wie der Sklave durch gewisse äußere Gebärden dem Gebieter Ehrfurcht beweist, wie er unterwürfig vor ihm dasteht, den Rücken beugt, niederkniet und sein Antlitz zu Boden wendet, so zwängt auch Mohammed das Gebet für die Seinen in ganz bestimmte Worte und Gebärden. Sogar die Tonstärke der Stimme wird festgesetzt, wenn er vorschreibt: „Bete nicht zu laut und auch nicht zu leise, sondern halte den Mittelweg inne.“ (177) Als tägliche Gebetsstunden bestimmte Mohammed die Zeit vor Sonnenaufgang, vor Sonnenuntergang und in der ersten Nachtwache (178), und zwar sollten die Betenden der jüdischen Sitte gemäß ihr Angesicht nach Jerusalem wenden. (179) Als er sich aber mit den Juden verfeindet hatte, ordnete er beim Gebet die Richtung nach der Kaaba, also nach Mekka an. (180) Dem Gebet hat jedesmal die Waschung bestimmter Körperteile voranzugehen; ist kein Wasser zu haben, so kann auch Sand zur Reinigung benutzt werden. (181) Der wöchentliche Versammlungstag ist der Freitag, weil Adam am Abend des sechsten Schöpfungstages erschaffen wurde. Da hat sich die Gemeinde in dem Gotteshause, der sogenannten Moschee, zum Gebet und zum Anhören einer Predigt einzufinden. (182) Der Freitag ist aber kein heiliger Ruhetag wie der jüdische Sabbat und der christliche Sonntag, sondern nach beendetem Gottesdienste soll man wieder an die irdische Arbeit gehen. (183) Heute findet das Gebet mit vorausgehender Waschung fünfmal täglich statt: vor Sonnenaufgang, wenn sich der erste, schwache Lichtschimmer im Osten zeigt, am Mittag, am Nachmittag, bei Sonnenuntergang und zwei Stunden danach. Diese Gebete verrichtet der Muslim, wo immer er sich befindet. Wird das Gebet gemeinsam gehalten, so stellen sich alle hinter dem Vorbeter auf und wiederholen bei den bestimmt vorgeschriebenen Gebetsworten auch dessen einzelne Körperbewegungen, die ebenfalls genau festgesetzt sind. Unter diesen Umständen ist aber kaum die Gefahr zu vermeiden, daß das Gebet zu einer toten Handlung wird, besonders weil es auch da, wo das Volk eine andre Sprache redet, in arabischer Mundart gehalten werden soll. Zum Gebet wird eingeladen durch den Muézzin oder Gebetsrufer, der zur bestimmten Stunde das Minarett, den Turm der Moschee, besteigt, um die Menge zum Gebet zu mahnen. Der Laderuf lautet: „Allah ist groß!“ (dreimal wiederholt). „Ich bezeuge, daß kein Gott ist außer Allah“ (zweimal). „Ich bezeuge, daß Mohammed der Gesandte Allahs ist“ (zweimal). „Herbei zum Gebet!“ (zweimal). „Herbei zur Heiligung!“ (zweimal). „Allah ist groß!“ (dreimal). Ist die Gemeinde versammelt, so wiederholen alle die Worte des Laderufs mit dem Schluß: „Bereit zum Gebet!“ Nach der vorgeschriebenen Gebetshandlung wendet jeder sein Haupt erst nach rechts, dann nach links und spricht dabei über die Schulter einen Friedensgruß, der für seine Schutzengel bestimmt ist. Danach erhebt man die Hände und spricht kniend ein freies Gebet.
Die dritte Grundpflicht des Islams ist das Fasten im Monat Ramadan. In diesem neunten arabischen Monat, in dem Mohammed durch den Engel Gabriel die erste Offenbarung empfing, soll zum Andenken daran jeder Muslim in seiner Wohnung fasten. Wer aber krank oder auf Reisen ist, der soll die gleiche Anzahl von Tagen nachfasten. (184) Anfangs verordnete Mohammed nach dem Vorbilde des jüdischen großen Versöhnungstages jährlich nur einen Fastentag, der auf den zehnten Tag des ersten arabischen Monats gelegt ward. Als er sich aber mit den Juden verfeindet hatte, schloß er sich dem 36tägigen Fasten an, das die morgenländische Kirche damals beobachtete; dabei war Enthaltung von Speise und Trank während des Tages geboten, bei Einbruch der Nacht aber durfte man sich sättigen. Dasselbe bestimmt nun auch der Koran: die Muslims müssen während des ganzen Monats Ramadán täglich von der Morgendämmerung bis zum Abend fasten, können aber während der Nacht Speise zu sich nehmen. Merkwürdig ist, daß das Fasten bei bestimmten Vergehen als Buße auferlegt wird. (185)
Die vierte Grundpflicht des Islams ist die Entrichtung der gesetzlichen Jahresalmosen. Sie führt den Namen Zakát, d.h. Reinigung, denn die Almosen haben nach Mohammeds Lehre eine reinigende, sühnende Kraft. Anfangs war die Entrichtung der Almosen in das Belieben der einzelnen gestellt. (186) Als aber Mohammed später von Medina aus seine Scharen in den Glaubenskrieg aussandte, ermahnte er seine Anhänger, „in Allahs Weg“ ihr Gut auszugeben (187) oder „Allah ein schönes Darlehen vorzustrecken,“ das er ihnen, verbunden mit der Verzeihung ihrer Sünden, doppelt zurückerstatten werde. (188) So wurden Almosen und Kriegsabgaben immer mehr vereinigt (189) und als eine Steuer für die Staatskasse erhoben: Es war aber Mohammed nicht mehr beschieden, die Erhebung dieser Abgaben einheitlich zu ordnen.
Die letzte Grundpflicht des Islams ist die Pilgerfahrt nach Mekka. Hier tritt die enge Verbindung zwischen dem alten heidnischen Arabien und dem neuen Arabien Mohammeds deutlich zutage. Um aber den alten heidnischen Tempel der Kaaba zu dem Hauptheiligtum des Islams weihen zu können, erfand Mohammed das Märchen, Abraham und Ismael hätten den Grund der Kaaba neu gelegt, und Gott selbst habe diese Stätte zu einem Versammlungsorte für die Menschen bestimmt. (190) Jeder Muslim soll mindestens einmal in seinem Leben nach Mekka wallfahrten. So strömen denn alljährlich in dem Pilgermonat Zulhiddscha, dem zwölften arabischen Monat, große Scharen von Bekennern des Islams aus allen Teilen der Welt (191) in Mohammeds Geburtsstadt zusammen, um dort die heiligen Stätten zu besuchen und die vorgeschriebenen Bräuche mit peinlicher Genauigkeit zu vollziehen. Die Kaaba steht in der Moschee el-Harám, einem von gedeckten Hallen umgebenen Hofe mit Gebäuden in der Mitte. Sie bildet ein würfelähnliches Mauerwerk von 15 m Höhe, 12 m Länge und 10 m Breite mit dem heiligen schwarzen Steine, der von kostbaren Teppichen umkleidet ist. Dies „Kleid der Kaaba“ wird jährlich von dem Sultan der Türkei gestiftet. Viele Pilger kommen zu Fuß und mittellos, ganz auf die Mildtätigkeit der Mitreisenden angewiesen, und werden nicht selten durch Krankheit und Entbehrungen dahingerafft. Die Pilgerfahrt nach Mekka ist ein wichtiges Mittel, die in aller Welt zerstreuten Muslims immer wieder um einen festen Mittelpunkt zu sammeln.
Zu den fünf Grundpflichten des Islams kommen noch verschiedene andre Vorschriften. Dahin gehört das Gebot der Beschneidung, von der jedoch der Koran nicht ausdrücklich redet, die aber schon vor Mohammed bei den Arabern üblich war. Weiter gibt es gewisse Speisevorschriften: so ist, wie im Judentum, der Genuß von Aas, Blut, Schweinefleisch und Götzenopferfleisch verboten. (192) Wein und Spiel (193), besondere Freuden der heidnischen Araber, werden als Satansgreuel untersagt. (194) In dem größten Teile des Islams hat man auch das nicht von Mohammed selbst herrührende Bilderverbot beobachtet.
Wir betrachten nun einige Bestimmungen aus der Rechtslehre des Islams.
3. Die Rechtslehre des Islams
Verträge und Eide sollen heilig gehalten werden. (195) Wer wissentlich eine falsche eidliche Aussage gemacht hat, der soll zur Sühne zehn Arme speisen oder bekleiden oder einen Sklaven loskaufen. (196) Wenn auch Handelsgewinn erlaubt ist, so wird der Wucher als sündhaft verboten, und allen Wucherern wird als Werkzeugen Satans der Krieg Gottes und seines Gesandten angekündigt. (197) Gegen solche, die in Zahlungsschwierigkeiten sind, soll man Nachsicht üben. (198) Einem Diebe sollen zur Strafe die Hände abgehauen werden. (199) Für Mord wird die Blutrache vorgeschrieben (200), so daß die Blutschuld nicht nur auf dem Mörder selbst, sondern auch auf seinen Stammesgenossen ruht. Bei unvorsätzlicher Tötung soll der Täter, wenn der Getötete der Gemeinde oder einem verbündeten Stamme angehört, zur Sühne einem gläubigen Sklaven die Freiheit schenken und den Angehörigen des Getöteten ein Bußgeld zahlen, „es sei denn, sie schenken es als Almosen.“ Gehört aber der getötete Gläubige einem feindlichen Stamme an, so genügt für den Täter als Sühne die Befreiung eines gläubigen Sklaven. Wem die Mittel zu dieser Sühneleistung fehlen, der soll statt dessen zwei Monate hintereinander fasten. (201)
Das Erbrecht wird im Koran genau geregelt. So sollen z.B. die Eltern einem Sohn doppelt soviel aussetzen wie einer Tochter. Sind nur Töchter da, und zwar mehr als zwei, so sollen sie zwei Drittel von der Hinterlassenschaft der Eltern erhalten. Ist nur eine Tochter da, so bekommt sie die Hälfte des elterlichen Vermögens. Von der Hinterlassenschaft einer kinderlosen Gattin erbt der Mann die Hälfte. Hat jedoch die Frau ein Kind, so empfängt der Mann nur den vierten Teil, nach Abzug eines etwaigen Vermächtnisses oder einer Schuld der Frau. Die Frau erbt von dem Manne, wenn die Ehe kinderlos ist, ein Viertel seiner Habe, ist aber ein Kind da, nur ein Achtel, nach Abzug eines etwaigen Vermächtnisses oder einer Schuld des Mannes. (202)
Die Waisen werden in ihrem Rechte besonders geschützt, und vielleicht in Erinnerung an seine eigene Waisenzeit hat Mohammed über die Verwaltung der Güter von Waisenkindern genaue Vorschriften gegeben. (203)
Eigenartig ist das Eherecht des Korans. Die Ehe ist für Mohammed vor allem ein Vertrag, den der Mann mit dem Vater oder dem Vormunde der Frau abschließt. Hat der Mann als Aussteuer eine bestimmte Summe gezahlt, so geht die Frau in seinen Besitz über. Das Weib ist „der Acker“ des Mannes (204); sie ist stets an einen Gatten gebunden. Der Mann dagegen; der an sich höher steht als das Weib (205), kann mehrere rechtmäßige Gattinnen, jedoch höchstens vier, zu gleicher Zeit haben (206); daneben aber steht es ihm frei, wenn es ihm seine Mittel erlauben, gläubige, ehrbare Sklavinnen mit Erlaubnis ihrer Herren und unter Darreichung einer Morgengabe zu heiraten. (207) Der Prophet jedoch (und jeder seiner Nachfolger) hat allein „als besonderes Vorrecht“ die Freiheit, gläubige Frauen in beliebiger Anzahl zu Gattinnen zu nehmen. (208) Die Ehe in bestimmten Verwandtschaftsgraden, z. B. mit der Tante und Nichte, ist verboten (209), ebenso die Ehe mit Heidinnen (210), während die Ehe mit Jüdinnen und Christinnen als Bekennerinnen einer von Gott geoffenbarten Religion erlaubt ist (211). Eine religiöse Weihe der Ehe kennt der Koran nicht. Ja durch die Erlaubnis der freilich jetzt aus dem Islam fast ganz verschwundenen Zeitehe gibt er dem Manne einen Freibrief für die zügellose Befriedigung der Fleischeslust, indem er Heiraten für eine bestimmt vereinbarte Frist gestattet; nur muß der Mann in solchem Falle dem Weib eine „Morgengabe“ reichen. (212) Wenn also der Koran die Ehe „ein festes Bündnis“ nennt (213), so ist das nur ein leeres Wort. Gebunden ist im Grunde nur das Weib; der Mann wird in seinen Begierden kaum beschränkt. Während die Frauen durch ihre freilich schon vor Mohammed übliche Verschleierung und durch die Einschließung in das Frauengemach (214) in einer entwürdigenden Knechtschaft gehalten werden, ist der Mann der freie, selbstherrliche Gebieter: er kann sich mit Leichtigkeit von einer ihm mißliebigen Gattin scheiden, worüber der Koran eine ganze Reihe Einzelbestimmungen gibt (215); er darf eine widerspenstige Frau schlagen, ja er hat das Recht, seine des Ehebruchs überführte Gattin in das Haus einzuschließen, „bis der Tod ihr naht oder Allah ihr einen Weg gibt.“ (216)
Wir sehen, wie tief das Eherecht des Islams steht. Wir wollen dabei aber nicht vergessen, daß Mohammed die Vielweiberei bei den Arabern nicht erst eingeführt hat. Er fand sie bei seinen Landsleuten vor, und es ist nicht zu leugnen, daß durch sein Eherecht die früheren Zustände entschieden gebessert worden sind. Ferner ist zu bedenken, daß es heute schon der Kosten wegen im Islam nur wenigen Männern möglich ist, von dein Rechte der Vielweiberei Gebrauch zu machen.
Nachdem wir nun die Lehre des Islams in ihren Grundzügen dargestellt haben, wollen wir seine Geschichte, und zwar die äußere wie die innere, in ihrem Hauptverlaufe kurz betrachten.
III. Die Geschichte des Islams
1. Die äußere Geschichte
Als Mohammed am 8. Juni 632 starb, hatte er sich fast ganz Arabien unterworfen. In seiner Jugend Ziegenhirt, bis in sein vierzigstes Lebensjahr Kaufmann, 52 Jahre alt genötigt, mit einer kleinen Schar von Anhängern seine Vaterstadt zu verlassen, stand er zehn Jahre später als unumschränkter Herrscher seines Heimatlandes da. Und schon hundert Jahre darauf geboten seine Nachfolger über ein Weltreich, wie es seit den Tagen des römischen Kaisertums nicht mehr gesehen worden war.
Und doch ließ Mohammed die Seinen führerlos zurück. Denn da er alle seine Befugnisse als unübertragbar ansah, so hatte er keinen Nachfolger bestimmt. Darum rief sein Hinscheiden auch die größte Bestürzung und Ratlosigkeit hervor. Ja, der stürmische Omar wollte überhaupt nicht glauben, daß Mohammed wirklich tot sei, und erklärte solche Behauptung, gradezu für lästerlich. Aber der besonnene Abu Bekr mahnte das Volk: „Wer Mohammed anbetet, der mag wissen: Mohammed ist tot; wer aber Gott anbetet, der wisse: Gott lebt immer und wird nie sterben.“ Abu Bekr, einer der ersten Anhänger Mohammeds, dazu sein Freund und Schwiegervater, wurde dann von der Gemeinde zum vorläufigen Kalifen oder Stellvertreter des Propheten erwählt. Und wie er von der Gemeinde in freier Wahl erkoren worden war, so sollten auch in Zukunft alle Kalifen, die den Propheten Gottes in religiösen und politischen Dingen zu vertreten hatten, durch die Gesamtheit der Gläubigen zu ihrem Amte ernannt werden. Dazu kamen im Laufe der Zeit noch einige besondere Bestimmungen: Jeder Kalif sollte ebenso wie Mohammed dem Stamme Koreïsch oder gar den unmittelbaren Nachkommen des Propheten angehören; er sollte ein gesunder, gottesgelehrter, gerechter Mann sein und nur so lange seine Stellung bekleiden dürfen, als er in Übereinstimmung mit dem Koran und der Überlieferung regierte.
Abu Bekr war nur von 632 bis 634 Kalif und hatte in diesen zwei Jahren einen schweren Stand gegen innere und äußere Feinde. Sein von ihm empfohlener Nachfolger, der umsichtige, tatkräftige Omar, faßte sein Amt wesentlich anders auf als er. Abu Bekr sagte in seiner Antrittspredigt zur Gemeinde: „Ich bin euer Obmann geworden, wenn ich auch nicht der Beste unter euch bin; handle ich recht, so unterstützt mich; handle ich unrecht, so widersteht mir.“ Omar dagegen nannte sich zuerst „Fürst der Gläubigen“ und drückte damit aus, er wolle in der Gemeinde nicht nur der Erste an Ehre, sondern auch an Macht sein. Während seiner zehnjährigen Herrschaft, von 634 bis 644, zerstörte er das neupersische Reich, entriß dem oströmischen Kaiser Syrien und Palästina, dessen Hauptstadt Jerusalem im Jahre 637 in seine Hände fiel, und gewann durch seinen Feldherrn Amru vier Jahre später auch Ägypten. Unter den beiden folgenden Kalifen Othmán und Ahi, Mohammeds Schwiegersöhnen, brachen schwere innere Kämpfe aus. Othmán, ein gutmütiger, aber unfähiger Mann, wurde 656 bei einem Aufstand in Medina ermordet, und Ali fiel 661 einem Verschwörer zum Opfer. Nun kam die Herrschaft für etwa 90 Jahre, von 661 bis 750, an die Omaijaden, die Nachkommen Omaijas, eines Verwandten Mohammeds. Gleich der erste Kalif aus diesem Hause verlegte die Residenz des Islams von Medina nach Damaskus. Konstantinopel wurde vergeblich belagert, Nordafrika aber erobert. Ja im Jahre 711 setzte der Feldherr Tarik bei dem nach ihm benannten Berge Dschebel-al-Tarik, dem heutigen Gibraltar, nach Spanien über und vernichtete das christliche Westgotenreich in der blutigen Schlacht bei Xeres de ha Frontera, genauer bei dem kleinen Fluß Salado. Von Spanien, das ihnen bis auf das kleine Königreich Asturien im Norden des Landes zur Beute ward, drangen denn die Araber über die Pyrenäen nach Frankreich vor, und sie hätten damals vielleicht dem Christentum im Abendlande den Todesstoß versetzt, wenn sie nicht von Karl Martell, dem Großvater Karls des Großen, im Jahre 732 durch die siebentägige Schlacht zwischen Tours und Poitiers zurückgeschlagen worden wären
Als das Herrscherhaus der Omaijaden im Jahre 750 durch einen neuen Bruderkrieg des Islams ausgerottet war, rissen die Abbasiden, die Nachkommen eines Oheims Mohammeds, die Macht an sich und behaupteten sie bis zum Jahre 1258. Sie verlegten die Residenz von Damaskus nach Bagdad am Tigris, das damals mit seinen zwei Millionen Einwohnern die größte Stadt der Erde war. Hier in Bagdad regierte von 786 bis 809 der berühmteste Abbaside, der von den Dichtern gepriesene und aus den Märchen „1001 Nacht“ wohlbekannte Kalif Harun ah Raschid, der auch mit dem Kaiser Karl dem Großen in Verbindung trat. Es dauerte aber nicht lange, so zerbröckelte das große Abbasiden-reich im Westen und im Osten. Im Westen, in Spanien, hatte schon im Jahre 755 der einzige dem Tode entronnene Omaijade Abdurrahman das selbständige Kalifat von Cordova begründet. Im Osten gingen nach und nach bedeutende Gebiete verloren, bis das einst so glänzende Kalifat von Bagdad im Jahre 1258 durch die asiatischen Mongolen zertrümmert wurde. Damit hörte auch die Einheit des Islams, die bis zu dieser Zeit trotz aller Gegensätze und Staatenbildungen wenigstens innerlich bestanden hatte, für immer auf, so daß der Westen und der Osten hinfort ihre eigenen Wege gingen. Im Westen löste sich von 1031 an das spanische Kalifat von Cordova in eine Menge kleiner Fürstentümer auf, bis endlich nach dem Untergange des letzten kleinen arabischen Königreichs von Granada im Jahre 1492 der Islam in Spanien für immer ausgerottet wurde.
Im Osten traten mir dem Anfang des vierzehnten Jahrhunderts die osmanischen Türken auf den Plan. Ebenso wie die Finnen, Lappen und Magyaren Angehörige des mongolischen Völkerstammes, dessen größter Zweig von den Chinesen, Japanern und Koreanern gebildet wird, lebten die Türken in alten Zeiten als Nomaden im Osten Asiens und nahmen schon im achten Jahrhundert den Islam an. Einer ihrer Häuptlinge Osman I. (1299-1326) gründete in Kleinasien ein selbständiges Reich mit der Hauptstadt Brussa, und ihm zu Ehren legten sich seine dankbaren Volksgenossen den Namen Osmanen bei. Von Kleinasien drangen die Türken bald siegreich nach Europa vor. Sie unterwarfen Bulgarien, siegten im Jahre 1389 über die Serben auf dem Amselfeld und begannen das christliche Abendland mit dem Schrecken ihres Namens zu erfüllen. Vorübergehend wurde die weitere Entfaltung der osmanischen Macht gehemmt, als das Mongolenreich unter Timurleng in Asien zu neuer Blüte kam. Dieser gewaltige Herrscher eroberte in unaufhaltsamem Siegeszuge Persien, das Indusland, Syrien und Kleinasien, wo er den türkischen Sultan Bajezid I. im Jahre 1402 bei Angora besiegte und gefangennahm. Als aber nach Timurs Tode im Jahre 1405 sein Reich zerfiel, stellten die Osmanen nicht nur ihre Herrschaft in Kleinasien wieder her, sondern versetzten auch durch die Eroberung von Konstantinopel am 29. Mai 1453 dem schon lange dahinsiechenden oströmischen Kaiserreiche den Todesstoß und bahnten sich 1521 durch die Einnahme Belgrads den Weg nach Ungarn. Nicht lange vorher, im Jahre 1512, nahm der türkische Sultan Selim I. den Ehrentitel Kalif an, den der Herrscher des Osmanenreiches bis heute trägt, obwohl er nicht, was für diese Würde eigentlich Bedingung ist, dem Stamme der Koreïsch angehört, so daß die mohammedanischen Rechtslehrer seinen Anspruch auf andre Weise stützen müssen. Seine Blütezeit erlebte das osmanische Reich unter Selims I. Sohn, dem Sultan Suleiman II. (1520 bis 1566), dem die Uneinigkeit der abendländischen Christenheit nicht wenig zustatten kam. Das Jahr 1529 sah ihn sogar vor den Toren Wiens, das er aber vergeblich belagerte. 154 Jahre später, 1683, erschienen dann die Türken abermals vor dieser Stadt, und vielleicht hätte dem christlichen Europa, ähnlich wie fast tausend Jahre zuvor in den Tagen Karl Martells, wieder eine Gefahr durch den Islam gedroht, wenn nicht durch die heldenmütige Verteidigung Wiens und den Sieg des vereinigten deutschen und polnischen Heeres die Not abgewandt worden wäre. Seitdem ist es mit der Türkei immer mehr abwärts gegangen, und heute ist die osmanische Herrschaft fast ganz aus Europa verdrängt worden. Nur Konstantinopel mit einem schmalen Gebiet ist ihr in unserm Erdteil als letztes Bollwerk geblieben.
Das zweite mohammedanische Staatswesen, das sich bis in die Gegenwart gerettet hat, ist Persien. Als sich das Reich der Mongolen, die großenteils den Islam annahmen, in verschiedene kleine Staaten auflöste, wurde Persien durch die Sefiden im Jahre 1501 wieder selbständig und erlebte sogar unter dem Schah Abbas dem Großen (1582 bis 1627) eine kurze Glanzzeit. Die Sefiden hielten sich länger als zwei Jahrhunderte. Dann aber sank Persien immer tiefer. Afghanistan riß sich los, und schließlich geriet das persische Reich ganz unter den Einfluß Englands und Rußlands. Was der Weltkrieg der Türkei und Persien bringen mag, das liegt heute noch ganz im Dunkel.
Selbständige mohammedanische Herrschaften gibt es außer der Türkei und Persien noch kaum. Denn Ägypten ist in den Händen der Engländer, Marokko wird immer mehr von Frankreich umklammert, und Afghanistan hat im Süden die Engländer zu fürchten.
Wie die äußere Geschichte des Islams, so bietet auch die innere ein wechselvolles Bild: auf Einheit ist Spaltung, auf Blüte ist Welken, auf Glanz ist Niedergang gefolgt.
2. Die innere Geschichte
Die vier ersten Kalifen, die meist ununterbrochen in ihrer Hauptstadt Medina weilten, waren Muster von mohammedanischer Frömmigkeit. Damals wurde auch der Koran zusammengestellt. Abu Bekr begann diese Arbeit, und Othmán vollendete sie. Er ließ Ein Exemplar des Korans als maßgebend anfertigen und alle andern, die in Umlauf waren, verbrennen. Daß sein Text allgemein angenommen worden ist, kann als Bürgschaft für seine Zuverlässigkeit gelten. Denn es hätten sich sonst sicher die damals noch lebenden Hörer der Predigt Mohammeds gegen solche Neuerung aufgelehnt. Im Gegensatz zu den vier ersten Kalifen gaben die Omaijaden in ihrer Hauptstadt Damaskus dem altarabischen Heidentum weiten Spielraum. Ganz anders wurde es aber wieder unter den Abbasiden, die ein halbes Jahrtausend in Bagdad geherrscht haben. In Lehre, Leben und öffentlichem Rechte, überall sollten Mohammeds Vorschriften das oberste Gesetz sein. Dabei erhoben sich jedoch große Schwierigkeiten. Denn der Koran gab ja nicht auf alle Einzelfragen genügend Antwort, obwohl Mohammed gemeint hatte, er hinterlasse seinen Anhängern deutliche Gebote. Man mußte deshalb die Sunna, d.h. die Überlieferung, zu Hilfe nehmen. So entstanden im 9. christlichen Jahrhundert sechs Bücher der Überlieferung, die noch heute bei dem größten Teile der Mohammedaner als Richtschnur gelten. Doch selbst die Überlieferung reichte nicht immer aus, alle Fälle sicher zu entscheiden. Darum trat zu dem Koran und der Überlieferung als drittes die Übereinstimmung der muslimischen Gemeinde, deren Entscheidung über das, was zur Rechtgläubigkeit gehört, maßgebende Bedeutung hat und als deren Mund die anerkannten Religionslehrer angesehen wurden. Wer jedoch zu diesen gerechnet werden solle, darüber gingen die Ansichten auseinander. So entstanden unter den Anhängern der Überlieferung, den sogenanntem Sunniten, im 8. und 9. christlichen Jahrhundert vier verschiedene Schulen, von denen jede noch heute in den einzelnen Ländern des Islams ihre bestimmten Anhänger hat.
Im schroffen Gegensatz zu den Sunniten stehen die Schiiten. Die Schia, d.h. Partei oder Sekte, bildete sich nach der Ermordung des Kalifen Orhmán; sie kämpfte für Ali, Mohammeds Vetter und Schwiegersohn, und vertrat den Grundsatz, das Kalifat müsse in der Familie des Propheten erblich sein. Darum sehen die Schiiten auch die drei ersten Kalifen als unrechtmäßig an und beginnen die Reihe der Nachfolger Mohammeds erst mit Ali. Ferner gründen sie ihre Glaubens- und Rechtslehre auf andre Sammlungen als die Sunniten und weichen auch sonst in einzelnen Bräuchen von diesen ab. Zu den Schiiten gehören nur die Perser und die Mohammedaner im arabischen Jemen und in einigen Teilen Indiens.
Die Spaltung in Sunniten und Schiiten ist indes nicht die einzige, die der Islam erlebt hat. Es sind im Laufe der Zeit immer neue Sekten entstanden, deren Zahl sich heute vielleicht auf hunderte beläuft, und von denen jede einzelne behauptet, die wahre Lehre des Propheten zu vertreten. Im 9. Jahrhundert bildeten sich die Mutaziliten (d.h. die Trenner, die sich Absondernden). Sie bestritten hauptsächlich die bis dahin gültige Lehre von der göttlichen Vorherbestimmung, indem sie mit Recht betonten, der Mensch habe einen freien Willen und trage deshalb auch die volle Verantwortung für sein Tun. Ferner wandten sie sich gegen die übertriebene Wertschätzung des Korans. Dies Buch ist ja zu allen Zeiten der heiligste Schatz des Islams gewesen. Im Koran lernt das Kind lesen, viele können ihn auswendig, im Gottesdienst darf er nur in der arabischen Grundschrift gelesen werden, und umfangreiche Erklärungen, bis zu 80 Bänden und mehr, sind über ihn erschienen. Die Sprache des Korans hielt man für unerreichbar und unnachahmlich; man verstieg sich sogar zu der Behauptung, das göttliche Urbild des Korans sei ewig. Das leugneten nun die Mutaziliten, indem sie geltend machten, der Koran sei erst zu Mohammeds Zeit von Gott erschaffen worden und bestehe deshalb aus vergänglichen Buchstaben und Lauten. Der Widerspruch blieb jedoch hierbei nicht stehen, sondern richtete sich auch gegen den Inhalt des Korans. So vertrat z. B. der berühmte Philosoph Avicenna (1036) die Meinung, Mohammed habe die Auferstehung des Fleisches nur deshalb im Koran gelehrt, weil die Araber damals eine rein geistige Seligkeit nicht verstanden hätten. Und Averroës, ein andrer berühmter mohammedanischer Lehrer, der um 1190 lebte, sah in der Offenbarung des Korans nur ein Erziehungsmittel, aber keine Lehre. Ja namhafte Männer behaupteten sogar, die Religion sei nur für den gemeinen Mann da, dem sie aus Nützlichkeitsgründen erhalten bleiben müsse.
Der toten Rechtgläubigkeit des Islams gegenüber erhob sich im Mittelalter eine auch noch heute weit verbreitete Richtung, die sogenannte Sufija. Sufi ist ursprünglich der in ein grobwollenes Kleid gehüllte Büßer. Die Sufi's lehrten, Gott sei in allem, und alles sei in ihm. Deshalb gebe es auch keinen Unterschied zwischen Gut und Böse, da ja alles aus dem Einen Gott stamme. Gott zu suchen und sich in ihn zu versenken, das sei die höchste Lebensaufgabe des Menschen. Die Gemeinschaft mit Gott werde aber erlangt durch innere Betrachtung, nicht durch äußern Gehorsam gegen Mohammeds Gebote. Bei dieser Anschauung kamen die Sufi's dahin, Mohammeds Wort als wertlos anzusehen, ja es völlig preiszugeben. Unter den Sufi's haben sich zahlreiche Sekten gebildet, die zum Teil als Bettelmönche auftreten und unter dem Namen Derwische oder Fakire bekannt sind. Diese Leute waren und sind indes vielfach entartet; obwohl sie nach außen ein überfrommes Wesen zur Schau tragen, frönen sie im geheimen den zügellosesten Ausschweifungen, indem sie vorgeben, der Leib sei nur ein elendes Gewand der Seele und sein Tun könne die reine Seele nicht beflecken.
Während man in den Kreisen der Sufi's die Bedeutung Mohammeds vielfach herabsetzte, wurde anderswo im Islam seine Verehrung bis ins maßlose gesteigert. Mohammed selbst wollte, wie wir hörten, nichts davon wissen, daß er ein sündloser Mensch sei, oder daß ihm eine übernatürliche Wunderkraft innewohne. Aber schon bei seinen Lebzeiten dachten manche anders. Es gab Leute, die ihn gegen seinen Willen als Wundermann betrachteten; und Omar wollte, wie erwähnt worden ist, anfangs gar nicht glauben, daß Mohammed wirklich tot sei. Allmählich drang dann der Glaube an Mohammeds Übermenschlichkeit in immer weitere Kreise und fand auch Eingang bei den Theologen des Islams. Bald wußte man eine Menge wunderbarer Dinge von ihm zu berichten. Man behauptete, Mohammeds Seele sei schon vor unendlichen Zeiten dagewesen; 70000 Jahre lang habe sie in der Gestalt eines Vogels auf den Zweigen des Baumes der Wahrheit im Paradiese gesessen und unaufhörlich zu Gottes Lobpreis gesungen. Ferner erzählte man, das Kind Mohammed habe sich sofort nach seiner Geburt zu Boden geworfen und die Hände zum Gebet erhoben. Ein ganz erstaunliches Ereignis habe sich während Mohammeds Wirksamkeit in Mekka zugetragen, Da sei der Prophet eines Nachts von einem Wunderrosse durch die Luft nach Jerusalem getragen worden und habe dort vereint mit Abraham, Moses und Jesus gebetet. Die Reise sei so schnell vor sich gegangen, daß Mohammed bei seiner Rückkehr nach Mekka nicht nur sein Bett noch warm gefunden habe, sondern auch ein daneben stehender Wasserkrug, den er bei seiner Abfahrt umgeworfen, war noch nicht völlig ausgelaufen.
Bei dieser überschwenglichen Verehrung Mohammeds kann es nicht wundernehmen, daß man ihn auch mit den höchsten körperlichen und geistigen Vollkommenheiten ausstattete, indem man glaubte, er sei nicht dem Hunger unterworfen gewesen, er habe alles gewußt und die Schlüssel zu allen Schätzen der Erde gehabt. Es soll sogar heutigestags viele Mohammedaner geben, die ganz im Widerspruch mit der Lehre des Korans ebensooft zu Mohammed wie zu Allah beten. Zu den gefeiertsten Kleinodien des Islams gehört der Mantel des Propheten, der im Besitze des türkischen Sultans ist und der bei dem osmanischen Herrscherhause ebenso wie die Gewalt über die heiligen Stätten Mekka und Medina als eine Bürgschaft für die Rechtmäßigkeit der Kalifenwürde gilt. „Der Mantel des Propheten“ ist aber nachweislich unecht; denn ältere mohammedanische Geschichtsschreiber berichten, er sei im Jahre 1258 bei der Eroberung Bagdads durch die Mongolen in Flammen aufgegangen.
Zwei Stätten waren im Mittelalter glänzende Leuchten des Islams: Bagdad in Mesopotamien und Cordova in Spanien.
In Bagdad lebte um das Jahr 1100 al-Gazáli, ein gefeierter Theologe und Philosoph, der unter großem Zulauf an der weltbekannten Hochschule lehrte und neben einer tiefen Frömmigkeit auch echte Duldsamkeit zu fördern suchte. Außer der Theologie und Philosophie wurde in Bagdad namentlich die Literatur der alten Griechen mit Eifer getrieben. In Spanien war Cordova ein Brennpunkt aller Wissenschaft. Die Stadt zählte um das Jahr 1000 n. Chr. eine Million Einwohner und hatte 600 mohammedanische Bethäuser und fünfzig Krankenhäuser. An der dortigen Hochschule, außer der es noch sechzehn andre in dem spanischen Kalifate gab, herrscht das regste Leben, und ihre große Bücherei umfaßte 600.000 Bände. Von der arabischen Baukunst jener Zeit legen noch heute die Prachtpaläste in Cordova und Sevilla, besonders aber die berühmte Alhambra in Granada Zeugnis ab. Als jedoch Cordova im Jahre 1236 durch Ferdinand von Kastilien erobert ward und 22 Jahre später durch den Sturz des Abbasidenhauses auch Bagdads Herrlichkeit dahinschwand, nahm nicht nur die Glanzzeit des Islams in Wissenschaft und Kunst ein Ende, sondern auch seine innere Einheit, die bis dahin trotz aller Gegensätze und Verschiedenheiten noch bestanden hatte, ging für immer verloren, und so ist es dahin gekommen, daß der Islam fast 700 Jahre lang keine wesentliche Fortbildung mehr erfahren hat.
Bei der großen inneren und äußern Zerklüftung, die heute im Islam herrscht, ist es daher wohl verständlich, daß in den breiten Volksschichten das Vertrauen zu den Kalifen immer mehr geschwunden ist und ein sehnsüchtiges Verhangen nach einer bessern Zeit in vieler Herzen wohnt. Während manche Muslims zu allen Zeiten und auch heute im Zauberwesen Befriedigung suchen, schauen andere schon lange nach einem gottgesandten Erlöser aus, der, wie man hofft, aus Mohammeds Geschlecht erstehen wird. Das ist der Mahdi, der Rechtgeleitete, der nach weitverbreiteter Hoffnung in den letzten Tagen vor dem Weltgerichte erscheinen wird, um die Gerechtigkeit wieder einzuführen und Gottes Reich über alle Lande auszubreiten.
Außer der Mahdibewegung ist die der Wahabiten wichtig. Ihr Urheber Mohammed, der Sohn des Abd al-Wahab, 1691 in Arabien geboren und in der mohammedanischen Theologie sorgfältig ausgebildet, sah auf ausgedehnten Reisen in seinem Heimatland mit Schmerzen, wie wenig sich seine Landsleute innerlich die Lehre Mohammeds angeeignet hatten. Der Aberglaube und die übertriebene Verehrung Mohammeds waren ihm ein schlimmer Abweg, und zugleich betrachtete er es als eine schwere Pflichtverletzung, daß der Krieg gegen die Ungläubigen von den mohammedanischen Staaten unterlassen werde. Um alle Schäden zu heilen, wollte er die zweifache Richtschnur des wahren Islams, den Koran und die alte Überlieferung, um jeden Preis wieder zur Geltung bringen. Was mit dieser Richtschnur nicht übereinstimmte, das hielt er für verboten, ja für Götzendienst. So sollten namentlich der Wein, der Tabak und das Tragen seidener Kleider streng gemieden werden. Im Anfange des 19. Jahrhunderts hatte die Wahabitenbewegung im offenen Kampfe zunächst großen Erfolg, aber endlich gelang es dem türkischen Sultan, ihrer Herr zu werden. Indes noch heute besteht in Mittelarabien ein Wahabitenstaat mit etwa einer Million Seelen.
Ein Jahrtausend später als Mohammed, der Sohn Wahabs, trat ein Neuerer im Islam auf, der noch viel größere Bedeutung erlangt hat. Dies ist Mirzá Ali Mohammed, im Jahre 1820 zu Schiras in Persien geboren. Schon in früher Jugend hörte er die Vorträge eines Lehrers, der zu jenen Männern zählte, die sich für berufen hielten, Botschaftern des noch verborgenen Mahdis an das Volk zu übermitteln. Die Worte seines Meisters ergriffen Mirzá so tief, daß er im Alter von 24 Jahren eine höhere Erleuchtung zu empfangen glaubte und erklärte, er sei der Bab, d.h. die Tür, und zwar die Tür nicht nur zum Verkehr mit dem noch verborgenen Mahdi, sondern mit Gott selbst. Bald fanden sich begeisterte Jünger, die seine Lehre rings im Lande verkündigten. Weil aber der Regierung dies Treiben gefährlich erschien, so ließ sie den Bab im Jahre 1850 erschießen. Doch die Bewegung ging nicht unter, obwohl zahlreiche Anhänger des Bab hingerichtet wurden. Der bedeutendste Nachfolger des Bab, der die meisten Jünger gewann, war Behá Alláh, der „Gottesglanz“, der 1892 in der Verbannung zu Akko starb. Seine Anhänger, die sogenannten Beha'is, haben einen merkwürdigen Einfluß gewonnen. In Teherán, der Hauptstadt Persiens, gehört ihnen ungefähr ein Siebtel der Bevölkerung an, und ihr Verdienst ist es namentlich, daß sich der schroffe Gegensatz zwischen Schiiten und Sunniten einigermaßen gemildert hat. Die neue Lehre ist aber auch weit über die Grenzen Persien hinausgedrungen. In Amerika gibt es über eine halbe Million Beha'is, unter denen sich nicht etwa nur Mohammedaner finden, sondern auch römische Katholiken, Protestanten, Juden, Buddhisten und sogenannte Freidenker. Auch in Deutschland hat sich etwa vor zehn Jahren eine Behaivereinigung mit dem Vororte Stuttgart gebildet. Selbstzucht, Nächstenliebe und Wirken zum allgemeinen Besten, das wird besonders von den Beha'is empfohlen. Durch die Übung dieser Tugenden soll es endlich dahin kommen, daß Friede und Brüderlichkeit überall auf Erden herrschen und alle Menschen sich zu einer Familie vereinigen. Der Islam ist den Beha'is nur eine Durchgangsstufe zu der großen Weltreligion der Zukunft.
Wie sehr übrigens im Islam manche Kreise Gemeinschaft mit Bekennern andrer Religionen suchen, das zeigen auch sonst noch eine Reihe eigentümlicher Bewegungen. So gibt es auf der Insel Zypern eine christlich-mohammedanische Sekte, und in Indien besteht jetzt außer der über 2 Millionen Bekenner zählenden Religion der Sikhs, worin der Islam mit dem Brahmanismus verschmolzen ist, eine Gemeinschaft, deren im Jahre 1908 verstorbener Stifter Mirza Gulám Ahmed nicht nur als der Mahdi, sondern auch als der Vollender der Lehre Christi angesehen wird.
So zeigt sich im Islam an verschiedenen Orten ein Suchen nach etwas Besserem, ein unbewußtes Sehnen, das sicherlich nicht unbefriedigt bleiben wird. Doch es ist nur einer, der dem Menschenherzen volle Genüge schenken kann: Jesus Christus, der Heiland und der Friedefürst. Daß er auch für die Jünger Mohammeds der einzige Retter ist, davon zu reden bietet sich jetzt Gelegenheit in dem kurzen Schlußwort über die Bedeutung des Islams.
IV. Die Bedeutung des Islams
Wenn wir von der Bedeutung des Islams in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft etwas zu verstehen suchen, so sind wir dabei selbstverständlich zum großen Teil nur auf Mutmaßungen angewiesen. Denn wie unerforschlich sind Gottes Ratschlüsse, wie unbegreiflich seine Wege! Wer hat des Herrn Sinn verstanden, und wer ist sein Ratgeber gewesen? (Röm. 11,33-34)
Im Blick auf die Vergangenheit dürfen wir wohl sagen, daß der Islam schon bald nach seiner Entstehung die Aufgabe hatte, eine Zuchtrute Gottes zu sein über das entartete Staats- und Kirchentum jener Tage. Kleinasien, Syrien, Ägypten, Nordafrika, einst erfüllt von blühenden christlichen Gemeinden, waren bereits 100 Jahre nach Mohammeds Tod von dem Islam überflutet. Nicht nur der Leuchter von Ephesus ward weggestoßen (Off. 2,5), auch andre Leuchter in der Christenheit, die Kirchen zu Jerusalem, Antiochien in Syrien und Alexandrien, verloren unter der Herrschaft des Islams ihre frühere Bedeutung. Gott züchtigte sein Volk durch die Söhne Ismaels, weil es nicht in der geistlichen Isaaksgesinnung wandeln wollte.
Aber der Islam hat in der Vergangenheit nicht nur zerstört und Schaden gebracht, er hat auch aufgebaut und Segen gestiftet. Aus Bagdad und Cordova, den Hochsitzen mohammedanischer Gelehrsamkeit, ist dem christlichen Abendlande reiche Förderung zuteil geworden; und erst dadurch, daß sich die Kirche des Mittelalters diese Bildung des Islams angeeignet hat, ist sie zu ihrer wissenschaftlichen Höhe gelangt. Auch für Kunst, Handel und Gewerbe hat Europa durch den Verkehr mit dem mohammedanischen Morgenland viel gewonnen. Selbst in der Dichtkunst des Abendlandes sind arabische Einflüsse nachzuweisen. Dem europäischen Handel hat die Verbindung mit den Arabern neue Wege gebahnt. Auch die Gewerbe sind gefördert worden; man denke nur daran, daß wir den Arabern die Kenntnis der Papierbereitung verdanken. Eine Reihe von Namen für Gegenstände, die im Handel und Verkehrsleben eine Rolle spielen, sind uns durch die Araber vermittelt worden. (217) Und blicken wir auf Spanien, so ist zu sagen, daß dieses Land unter der arabischen Herrschaft seine eigentliche Glanzzeit erlebt hat.
So hat denn das christliche Abendland dem arabischen Islam manches zu verdanken. Gradezu segensreich ist aber der Islam für eine Reihe von Heidenvölkern gewesen. Eine Menge roher Stämme in Asien und Afrika sind durch den Islam aus dem unsinnigsten und sittenlosesten Götzendienste zu der Verehrung Eines Gottes geführt und auf eine Stufe der Gesittung gehoben worden, die sie sonst nicht erreicht hätten.
Heute zählt der Islam ungefähr 250 Millionen Bekenner, er umfaßt also über ein Siebtel der ganzen Menschheit. Halb Afrika ist für den Islam gewonnen, und dort wie auch in China und Indien sammelt er von Jahr zu Jahr neue Anhänger. In Nordafrika ist die im jetzigen Kriege öfter genannte Sekte der Senussi mit besonderem Eifer für die Ausbreitung des Islams tätig. Wir sehen also, daß der Islam auch in der Gegenwart noch viel bedeutet und eine große Lebensfähigkeit beweist. Das führende Volk des Islams sind jetzt bekanntlich die Türken.
Vielleicht hoffen nicht wenige in unserm Vaterland darauf, daß die Türken und die andern Bekenner des Islams nach dem Kriege mehr als bisher für die abendländische Bildung der christlichen Völker zugänglich sein werden. Hat sich denn aber diese Bildung so bewährt, daß man ihr Achtung und Vertrauen entgegenbringen kann? Oder ist nicht vielmehr die Welt berechtigt, auf die Christenheit mit Fingern zu zeigen und verächtlich zu sprechen: Soll die uns Menschlichkeit, Brüderlichkeit und Sittlichkeit lehren, wenn sich ihre Völker voll Bruderhaß und tierischer Grausamkeit gegenseitig zu vernichten suchen? Nur wenn die Christenheit das Vorbild brüderlicher Liebe und Einheit gibt, nur dann kann die Welt glauben, daß Jesus vom Vater gesandt ist (Joh. 17,21-23), und nur dann wird sie auch Verlangen haben, von denen, die Christi Namen tragen, zu lernen. Eine Christenheit dagegen, die Christi Gebote mit Füßen tritt, die sich nicht von seiner Wahrheit und Liebe, sondern von dem Geiste des Lügners und Mörders leiten läßt, eine Christenheit, die stolz war auf ihren vermeintlichen Fortschritt und nun gleich einem wilden Tier in Blut und Leichen watet, eine solche Christenheit kann nimmermehr erwarten, daß ihre kläglich gescheiterte Bildung andern begehrenswert erscheine. So wäre es denn nicht unmöglich, daß der Islam, statt sich dem Christentum zu öffnen, grade infolge dieses Krieges als Religion innerlich erstarkte. Jeder religiöse Aufschwung des Islams könnte aber leicht eine Gefahr für die Christenheit bedeuten.
Anderseits jedoch dürfen wir im Blick auf die Zukunft vielleicht erwarten, daß vom Islam noch ein großer Segen ausgehe auf die ganze nichtchristliche Völkerwelt.
Gottes Wort sagt deutlich, daß Jesus Christus am Ende dieser Weltzeit sein Königreich auf unsrer Erde offenbaren wird. Die Reiche dieser Welt, die Daniel in Tiergestalt gesehen, eins grausiger als das andre, und als deren letztes Haupt „das Tier aus dem Abgrund“, der Widerchrist, erscheinen wird, sie sollen für immer verschwinden, und dann wird der Menschensohn, wenn er seine Kirche durch Auferstehung und Verwandlung in die Herrlichkeit des himmlischen Jerusalems geführt hat, der Völkerwelt auf Erden als König des Friedens und der Gerechtigkeit Heil, Segen und Erquickung bringen. Das aus der Zerstreuung gesammelte, zu Christo bekehrte und in sein Land Kanaan zurückgeführte Israel wird in diesem künftigen Friedensreiche Jesu als das große Missionsvolk wirken, und durch Israels Dienst soll dann die Heidenwelt zu der Erkenntnis des Einen wahren Gottes und seines Sohnes Jesus Christus kommen. Läßt sich nun nicht etwa hoffen, daß dann der Islam in gewissem Sinne eine Brücke zwischen Juden und Heiden bilden wird? Wäre es nicht möglich, daß er in Jesu Friedensreiche eine ähnliche Stellung und Aufgabe hätte wie einst die Samariter am Anfang der christlichen Haushaltung? Die waren ein Verbindungsglied zwischen Juden und Heiden. Größtenteils Nachkommen der Israeliten des alten Zehnstämmereiches, glaubten sie an den Einen wahren Gott und erkannten auch die fünf Bücher Moses als göttliche Offenbarungsurkunden an, obwohl sie die Schriften der Propheten verwarfen und nicht an dem Tempeldienste in Jerusalem teilnahmen. Aber sie waren doch für Christi Wahrheit vorbereitet, und der Siegeslauf des Evangeliums ging von Jerusalem über Samaria zu der Heidenwelt. Wäre es nun nicht denkbar, daß einst in ähnlicher Weise Christi Heilsbotschaft von Jerusalem, d.h. von dem wiederhergestellten und an seinen Messias gläubigen Volke Israel aus, über den Islam zu der Heidenwelt gelangte? Und sind nicht die treuen Bekenner des Islams auch in besonderem Maße dafür vorbereitet? Sie glauben an Einen Gott, sie sehen in Jesus einen Propheten Gottes, sie lesen im Koran von seiner übernatürlichen Geburt, seiner Sündlosigkeit, seinen Wunderzeichen, seiner Erhöhung zu Gott, ja sie erwarten auch, daß er vor dem Weltgerichte wiederkommen wird. Wie nun, wenn sie erleben, daß dies große Ereignis eintritt, und zwar ganz anders, als sie erwartet haben? Wie nun, wenn es sich zeigt, daß Jesus dann nicht, wie sie jetzt meinen, nach der Vernichtung des Antichrists sterben und in Medina begraben wird, sondern als der ewig lebendige König sein Reich aufrichtet und als der wahre Mahdi der ganzen Erde Friede, Heil und Gerechtigkeit bringt? Werden da nicht große Scharen von aufrichtigen Muslims von Mohammed zu Jesu kommen und in Jesu nicht nur Gottes höchsten Propheten, sondern auch Gottes eingeborenen Sohn und den Welterlöser erkennen? Welcher Segen könnte aber von einem zu Jesu bekehrten Islam in Gemeinschaft mit dem zu Jesu bekehrten Israel über die Heidenwelt kommen! Und dabei bedenke man: es gibt jetzt neben ungefähr 750 Millionen Heiden nur etwa 11 Millionen Juden, aber gegen 250 Millionen Mohammedaner. Vielleicht kommt noch die Zeit, wo Gott auch Ismael, den nach dem Fleische Geborenen, herrlich machen wird, wenn der von seinen Nachkommen ausgegangene Islam nach Jesu Wiederkunft auf Gottes Wahrheit eingeht und dann in ungleich höherem Maße, als es bis jetzt geschehen ist, ein Zeuge Gottes an die Heidenvölker wird. Dann würde Abraham nicht nur durch Isaak, sondern auch durch Ismael ein Segensspender für die Welt.
- Die Zahlen in den Fußbemerkungen sind die Beweisstellen aus dem Koran. Die erste Zahl weist jedesmal auf die betreffende Sure, die durch ein Komma davon getrennte auf den Vers der Sure.
- Mohammed, genau Muhámmed, heißt der Gepriesene
- Sure 96,1-5
- Vgl. auch 3, 78
- 3, 79
- 2, 256. Dies ist der hochangesehene „heilige Thronvers“ des Koran
- 59, 23, 24
- 14, 37, 32, 3; 50, 37
- 65, 12; 67, 3
- 32, 4; 44, 1-4. 11; 65, 12
- 2, 81; 17, 87; 40, 15; 42, 52
- 3, 40; 4, 169
- 5, 77-79. 116
- 35, 1; 38, 77
- 19, 94
- 40, 7; 42, 3; 13, 14
- 35, 1
- 41, 30
- 41, 30. 31; 82, 10-12; 40, 7; 42, 3
- 16, 34
- 2, 91; 2, 92; 66, 4
- 38, 71-73
- 38, 71. 72
- 39, 8
- 91, 7. 8
- 2, 32. 33; 38, 73-85; 20, 118f.
- Das arabische Wort Iblis ist gebildet aus dem griechischen Diabolos (Verleumder), woraus das deutsche Wort Teufel entstanden ist.
- 38, 73-79
- 3, 31; 15, 34
- 33, 99-111. Die mohammedanischen Theologen halten Ismael für den „trefflichen Sohn“ in V. 99. Isaak wird ja auch erst V. 112 genannt.
- 7, 26
- 2, 35
- 35, 19; 39, 9; 53, 39
- 6, 100
- 27, 39; 15, 27
- 55, 31
- Vgl. die ganze Sure 72 mit der Überschrift „ Die Dschinn“
- 16, 101f.
- 56, 58-71
- 16, 80-83; 28, 71-73; 59, 22
- 7, 26; 14, 26f.
- 43, 5; 56, 77f.; 80, 13-15
- 2, 209; 3, 5; 6, 7. 91; 10, 38; 80, 11-13
- 2, 3. 130; 4, 135
- 40, 48
- 10, 48; 13, 8; 35, 22
- 14, 4
- 2, 35
- 5, 30-35
- 19, 57f.
- 11, 27ff.; 29, 13f.; 54, 9-15
- u.a. 3, 60f. 89; 21, 52-75; 29, 16f.; 87, 19
- 29, 27; 37, 133
- 37, 112
- 2, 130. 134; 3, 78; 38, 48
- 2, 130; 3, 78
- Sure 12 (Josef)
- 7, 138ff.; 18, 59-81; 20, 51ff.; 26, 17ff.; 28, 38; 40, 26ff.; 51,38-40; 53, 37; 87, 19
- 19, 54; 37, 114-122
- 4, 161; 38, 16-28
- 4, 161; 34, 12f. 36f.; 38, 29-39
- 21, 87f.; 139-148
- 6, 84
- 37, 123-132
- 6, 86; 38, 48
- Mohammed
- 6, 60f.
- Sure 3
- 3, 33-36; 19, 1-15; 21, 89f.
- 2. Mose 6,20
- 3, 30-32. 37-42
- 21, 91; 66, 12
- 19, 16-34
- 3, 52; 21, 91; 66, 12
- 43, 59
- 4, 156. 160. 170; 5, 19
- 4, 169
- Jesu Sprechen in der Wiege wird in einem außerkanonischen Evangelium von der Kindheit Jesu berichtet: 5, 109
- 5 50. 110
- Dies Wunder wird im Pseudo-Matthäusevangelium und im Thomasevangelium berichtet.
- 3, 43; vgl. 5, 110
- 5, 112-115
- 5, 50. 110; 3, 43. 44
- 61, 6
- 4, 156
- 4, 156; 3, 48
- 4, 157
- Z. V. 30, 54; 40, 49; 43, 61; 45, 26. 31; 65, 15; 88,1; 101, 1
- 43, 61 (vgl. H. Grimme: Mohammed II. S. 95, Anm. 3)
- 81, 27
- 93, 7; 94, 1
- 71, 1-6
- 79, 1-5
- 100, 1-5
- 53, 1-12; 81, 19-24
- 42, 52
- 2, 91
- 25, 8-10
- 2, 257
- 50, 44; 88, 2
- 32, 40
- 13, 38; 14, 13; 25, 22
- Joh. 8,46
- Joh. 18,10f.
- 1. Mose 21,14-20
- 1. Mose 16,11-12
- 39, 43
- 50, 18
- 40, 49
- 7, 55; 17, 101; 20, 5; 22, 5; 30, 49; 35, 10; 43, 10; 46, 32; 56, 7; 75, 1-4
- Tobias 3. 25; 5, 6. 18; 12, 15
- 54, 6-8; 69, 13; 78, 18; 79, 13
- 99, 1
- 77, 10; 78, 20; 69, 14
- 81, 6
- 71, 8; 81, 2
- 78, 8
- 81, 1
- 69, 16; 77, 9; 81, 11
- 81, 12. 13
- 21, 96
- 27, 84
- 32, 8; 80, 34-37
- 69, 17; 78, 38; 89, 23
- 49, 44
- 18, 46
- 7, 7. 8; 21, 48; 23, 103-105; 101, 6-9
- 39, 70; 69, 18-29
- 99, 7. 8
- 56, 7-11; 90, 17-21
- 40, 8
- 18, 107; 23, 11
- 88, 12-16
- 76, 13
- 55, 46ff.; 76, 11-22; 88, 22-28
- 56, 10-39
- 2, 23; 44, 54; 52, 20;78, 31-35
- 13, 23. 24; 7, 41. 47; 89, 27
- 76, 8ff.
- 2, 274; 13, 22; 92, 20
- 101, 7-9
- z.B. 7, 39; 67, 6; 78, 21
- 77, 30-33
- 78, 24-26
- 69, 36
- 88, 5-7
- 4, 59; 20 ,21. 22
- 66, 6
- 74, 30f.
- 43, 77
- 22, 21, 69, 32
- 7, 36
- 17, 65; 26, 90-95; 38, 79-85; 6, 128
- 2, 73-76; 7, 38-40; 39, 72; 35, 33
- 11, 108-110; 14, 49 (Verwandlung des Himmels und der Erde); 21, 104
- 11, 109f.; vgl. 6, 128
- 7, 37. 38
- 76, 3
- 90, 8-11
- 4, 81
- 6, 125
- 10, 100; 32, 13. 14; 42, 6; 76, 29f.; 81, 27-29
- 2, 6
- 7, 178
- 5, 12; 19, 61; 41, 7; 84, 25; 85, 11; 95, 6
- 6, 159; 14, 21; 39, 65
- 21, 94
- 4, 35
- 25, 70
- 17, 23-40
- 49, 14; 33, 36
- 49, 15
- 2, 212f.
- 2, 186-189
- 3, 151f. 163; 9, 89f.; 47, 5-7
- 8, 61. 66
- 17, 110
- 11, 116; 50, 38f.
- Dan. 6,10
- 2, 139, 144f. Zu Mohammeds Schmähungen der Juden vgl. 5, 69; 6, 20. 91; 9, 30; 38, 13. Andererseits redet er von Gottes Gaben an Israel: 45, 15f.
- 5, 8. 9
- 62, 9
- 16, 125; 62, 10
- 2, 179-183
- 4, 94; 5, 9; 58, 1-5
- 2, 269; 14, 36
- 2, 263
- 64, 17
- 9, 60
- 2, 119-126; 22, 27-31
- Im Jahre 1900 waren 150.000 Pilger in Mekka.
- 2, 168; 5, 4
- Wörtlich: Das Maisirspiel, bei dem um die Stücke eines vorher geschlachteten Kamels Lospfeile geworfen wurden.
- 5, 92f.; 2, 216
- 16, 93-96
- 5, 91
- 2, 276-279
- 2, 280
- 5, 42
- 2, 173f.
- 4, 94
- 4, 12-14
- 4, 2-7
- 2, 223
- 2, 228
- 4, 3
- 4, 29
- 33, 49-52
- 4, 26-29
- 2, 220f.
- 5, 7
- 4, 28
- 4, 25; vgl. auch 2, 236
- 3, 33. 59
- 2, 226-233. 237f.
- 4, 19
- Z.B. Samt, Kattun, Atlas, Damast, Barchent, Schal, Joppe, Kaffee, Orange, Pfirsich, Spinat, Sirup, Alkohol, Anilien, Arak, Papier