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Hiob - Kapitel 30

Hiob - Kapitel 30

(Leander van Eß)

1 Jetzt aber lachen über mich die jünger sind als ich an Tagen; deren Väter ich nicht würdigte, gleichzusetzen den Hunden meiner Heerde.
2 Auch ihrer Hände Kraft, was konnte sie mir nutzen? Geht ihnen ja selbst verloren graues Alter!
3 Durch Mangel und Hunger abgezehrt, benagen sie das dürre Land, die Nacht der Wüste, und Verwüstung.
4 Sie plückten Melde unter dem Gesträuche; und Ginsterwurzel ist ihr Brod.
5 Aus der Mitte werden sie getrieben; man schreiet wider sie, wie gegen einen Dieb;
6 in schauerlichen Thälern wohnen sie, in Höhlen der Erde und Felsen.
7 Zwischen Gesträuchen brüllen sie, unter Dorngebüsch sind sie versammelt;
8 die Verworfenen und Ehrlosen, sie werden hinausgetrieben aus dem Lande.
9 Und diesen bin ich nun zum Spottlied geworden; und bei ihnen zum Gespräch.
10 Sie verabscheuen mich, entfernen sich von mir; und enthalten sich vor meinem Angesichte des Speiens nicht;
11 denn seinen Zügel löset man, und beuget mich; und den Zaum wirft man von mir ab.
12 Zur Rechten erhebt sich die Brut; meine Füße stoßen sie um; und werfen gegen mich auf Wege ihres Verderbens.
13 Sie zerstören meinen Pfad; befördern meinen Untergang; wider sie ist keine Hülfe.
14 Wie durch einen weiten Mauerriß dringen sie ein; zwischen Trümmern wälzen sie sich daher.
15 Schrecken werden über mich gewälzt; sie verscheuchten wie Sturmwind mein Ansehen; und wie die Wolke schwand mein Glück.
16 Und nun zerfließt in mir mein Herz; ergriffen haben mich Tage des Jammers;
17 die Nacht durchbohrt mein Gebein an mir; und was an mir naget ruhet nicht.
18 Mit aller Gewalt ward gewandelt mein Kleid; wie der Halssaum meines Leibrocks schnürt er mich ein.
19 Er warf mich nieder in den Koth, daß ich aussehe wie Staub und Asche.
20 Ich schreie zu dir, und du hörest mich nicht; ich stehe da, und du merkest nicht auf mich.
21 Gewandelt hast du dich zum Wüterich gegen mich; mit der Stärke deiner Hand verfolgest du mich.
22 Du raffest mich auf, schleuderst mich durch die Lüfte; du machest mich verzagt, schreckest mich.
23 Ja, ich weiß, zum Tod führest du mich, an den Ort hin, wo alles Lebende zusammen kommt.
24 Doch gegen die Trümmer wird er nicht mehr die Hand ausstrecken; da in ihrem Tode deßhalb Erlösung ist.
25 Fürwahr! ich beweine einen harten Tag; betrübt ist meine Seele über das Elend.
26 Denn ich erwartete Glück, aber Unglück kam; ich harrete auf Licht, aber Finsterniß kam.
27 Mein Innerstes wallet unaufhörlich fort; es überraschten mich die Tage des Jammers.
28 Geschwärzt gehe ich einher, doch nicht von der Sonne; stehend in der Versammlung schreie ich.
29 Bruder bin ich geworden den Schakalen, und Mitbruder den Straußen.
30 Meine Haut wird schwarz über mir hin; und mein Gebein ist versengt vor Gluth;
31 d'rum ward zur Klage meine Harfe; und meine Zither zu Trauertönen.

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