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Hiob - Kapitel 29

Hiob - Kapitel 29

(Leander van Eß)

Kap. 29. 30. 31. Hiob wünscht sein früheres Glück zurück, das ihm sein gerechtes und wohlthätiges Betragen erwarb. Im Unglück verspotteten ihn unwürdige Menschen; ihn ganz zu zernichten, scheine Gott es anzulegen; und doch hätte er von Jugend auf stets gestrebt, Gottes Wohlgefallen in Allem zu erwerben; wäre er sich dessen nicht zu sehr bewußt, so wollte er gern jede Strafe erdulden. Er forderte Gott zum Richter auf.

1 Und Hiob fuhr fort in seiner Bilderrede und sprach:
2 O! wäre ich doch, wie in den Monden der Vergangenheit; wie in den Tagen, da Gott mich hütete.
3 Da er noch leuchten ließ seine Leuchte über meinem Haupte; ich wandelte bei seinem Lichte durch die Finsterniß hin;
4 wie ich war in den Tagen meines Vollherbstes, da vertraulich Gott weilte in meinem Zelte;
5 da noch der Allmächtige bei mir war; rings um mich her meine Kinder.
6 Da sich badeten meine Schritte in Milch; und der Fels mir Oelbäche strömte.
7 Ging ich dann aus dem Thor vor die Stadt; stellte ich auf dem großen Platze meinen Sitz.
8 Sahen mich Jünglinge, so traten sie zurück; und Greise standen auf, und blieben stehen.
9 Fürsten hielten ein im Reden; und legten die Hand auf ihren Mund.
10 Die Stimme der Edlen trat zurück; und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen.
11 Ja, weß Ohr es hörte, pries mich glücklich; weß Auge es sah, rühmte mich.
12 Weil ich rettete die schreienden Armen, und den Waisen, dem sonst Niemand half!
13 Der Segen des Verlassenen kam auf mich; und das Herz der Wittwe machte ich froh.
14 Gerechtigkeit zog ich an, und sie zog mich an; wie Gewand und Kopfschmuck war mir das Recht.
15 Auge war ich dem Blinden, und Fuß dem Lahmen ich;
16 Vater war ich den Armen; und des Unbekannten Streitsache untersuchte ich.
17 Ich zerschlug die Zähne dem Ungerechten; und seinem Rachen entriß ich den Raub.
18 Ich sprach: In meinem Neste werd' ich sterben; und wie Sand mehren meine Tage.
19 Meine Wurzel stand offen dem Wasser; und Thau übernachtete auf meinen Zweigen.
20 Mein Ruhm blieb mir frisch; und mein Bogen verjüngte sich in meiner Hand.
21 Sie horchten mir zu, und harreten; und schwiegen zu meinem Rathe.
22 Nach meinem Worte sprach Niemand mehr; auf sie troff meine Rede.
23 Sie harreten, wie auf Regen, meiner; und sperreten ihren Mund auf wie beim Spätregen.
24 Ich durfte sie nur anlächeln, wenn sie noch nicht traulich waren; das Heitere meines Antlitzes trübten sie nicht.
25 Wählte ich ihren Weg; so saß ich oben an; und wohnte wie ein König unter dem Heere, wie der die Traurenden tröstet.

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