2:1 Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde.
2:2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger von Syrien war.
2:3 Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.
2:4 Da machte sich auch auf Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum daß er von dem Hause und Geschlechte Davids war,1)
2:5 auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die ward schwanger.
2:6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, da sie gebären sollte.
2:7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Der himmlische Vater führte Seinen eingeborenen Sohn unter sehr niedrigen Umständen in die Welt ein. Da Er Ihn hätte können als einen Gottmenschen unter schrecklichen und prächtigen Zeichen vom Himmel herabkommen lassen, so ließ Er Ihn von einer armen Jungfrau geboren werden. Und da Er wenigstens Seine Kindheit durch eine außerordentliche Gestalt oder Leibeskraft, oder durch den Glanz eines besondern Lichtes hätte auszeichnen können, so ließ Er Ihn mit der gewöhnlichen Gestalt, Schwachheit und Leibesgröße geboren werden. Er konnte nach Seiner Geburt weder gehen noch stehen, Joseph und Maria legten Ihn – sie legten Ihn, nachdem Er in Windeln gewickelt war, in eine Krippe. Warum in eine Krippe? Weil die Geburt in einem Stalle geschehen war, in welchem Joseph und Maria damals ihren Aufenthalt hatten. Warum aber dieses? Darum, weil sie sonst keinen Raum in der Herberge hatten. Es waren wegen der Schatzung oder des Seelenregistern, welches der Kaiser zu machen befohlen hatte, viele fremde Leute in de Herberge zusammen gekommen; weßwegen jene zwei auserwählten armen Personen, Joseph und Maria, keinen Raum, außer im Stall, bekamen. So gar unscheinbar ging Alles bei dieser allerwichtigsten Geschichte her. Keine göttliche Stimme und keine himmlische Erscheinung wies sie nach Bethlehem, der kaiserliche Befehl mußte ihre Reise nach Bethlehem, an welcher doch um der Wahrheit Gottes willen und zur Erfüllung einer Weissagung sehr Vieles gelegen war, veranlassen. Auch hatte der Engel Gabriel mit der Maria nichts von dem Stalle und der Krippe geredet, aber das Gedränge der Leute und die Armuth des Joseph und der Maria trieb sie dahin. Gottes Rath hatte aber dieses Alles beschlossen, und Sein Wohlgefallen ruhte auf diesen niedrigen Umständen. Nun konnte der Engel, welcher den Hirten in derselben Nacht erschien, die Krippe als das Zeichen angeben, woran sie den neugebornen Christus erkennen könnten. Das habt zum Zeichen, sagte er V. 12., ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt, und in einer Krippe liegen.
Wir, die wir von der Geburt an mehr äußerliche Bequemlichkeit und Vortheile genießen, als der eingeborne Sohn Gottes genossen hat, sollen Ihn anbeten, und Ihm danken für Seine tiefe Erniedrigung und Entäußerung, womit Er das Werk der Erlösung angefangen, fortgesetzt und ausgeführt hat, aber auch in die Gemeinschaft Seines reinen und heiligen Sinnes einzudringen trachten. Nach eitler Ehre geizig sein, den Bauch zum Gott machen, an sich selbst ein Gefallen haben, der Welt sich gleich stellen, in dem, das Nichts ist, ruhen wollen, ist der verderbten Natur aller Menschen gemäß. Ueber diesem Allem strafe und richte uns der Geist Jesu Christi, und mache uns davon frei, und so gesinnt, wie Jesus Christus war. Wenn uns aber wirklich etwas von demjenigen mangelt, was Andere zu ihrer Bequemlichkeit, und zur Zierde ihres Standes haben, sollen wir unsere Zufriedenheit in dem Angedenken Jesu suchen, welcher als ein neugebornes Kind kein bequemes Lager, und als ein Sterbender kein weiches Bett gehabt hat, und dessen ganzer Lauf auf Erden mit Mangel, Mühseligkeit und Schmach umgeben war. Die Ehre, ein Kind Gottes zu sein, ersetzt Alles, der Friede Gottes ist ein größeres Labsal als Alles, was die eitle Welt darbieten kann. In jener Welt aber werden diejenigen, die sich selbst hier bei dem Glauben an Christum verläugnet und erniedrigt haben, den Vollauf herrlicher und ewiger Gaben empfangen.(Magnus Friedrich Roos)
2:8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.
2:9 Und siehe, des HERRN Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des HERRN leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.
2:10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;2)
Der Unglaube und die Noth sind auf Erden so groß und so gewöhnlich, daß die Menschen zu einer großen Freude über die Werke und Gaben Gottes selten erweckt werden können. Die Hirten auf dem Feld bei Bethlehem fürchteten sich sehr, als des HErrn Engel zu ihnen trag und die Herrlichkeit des HErrn sie umleuchtete. Hierauf sagte dieser Engel zu ihnen: fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude. Das ist, ich verkündige euch etwas, worüber ihr euch sehr freuen sollet. Es geschah auch bei ihnen ein Uebergang von der Furcht zu Freude; denn sie preiseten und lobeten hernach Gott um Alles, das sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war, V. 20. Allein die erfreuliche Sache, welche der Engel den Hirten verkündigte, ging das ganze Volk Israel an, und dieses ganze Volk sollte sich darüber freuen, so bald und so weit sie kund werden würde. Es wird aber hernach V. 8. nur gesagt, die Leute haben sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten, verwundert. Von einer Freude und von einem fröhlichen Zulauf und Zuruf haben die Evangelisten nichts gemeldet. Nur Maria und Elisabeth, Simeon und Hanna freueten sich mit etlichen Wenigen über Jesu und lobeten Gott wegen Seiner Erscheinung. Weil sich nun die Menschen wegen der Erscheinung des Sohnes Gottes unter ihnen nicht freuen wollten, so verbarg Ihn der himmlische Vater vor ihnen durch die Flucht in Aegypten und durch den stillen Aufenthalt zu Nazareth. Da Er hernach als ein Lehrer und Wunderthäter auftrat, als Er das Werk der Erlösung vollendete, und als das Evangelium von Ihm in der ganzen Welt gepredigt wurde, so waren derjenigen, die Ihn im Unglauben verachteten, mehr als derer, die sich Seiner freueten. Und so stehts noch heut zu Tage in und außer der Christenheit, da doch Ps. 89,15.16.17. von Christo geweissagt worden ist: Gerechtigkeit und Gericht ist Deines Stuhles Festung; Gnade und Wahrheit sind vor Deinem Angesicht. wohl dem Volk, das jauchzen kann. HErr, sie werden im Lichte Deines Antlitzes wandeln, sie werden über Deinem Namen täglich fröhlich sein, und in Deiner Gerechtigkeit herrlich sein. Es wird auch den Menschen die Freude über Christum Ps. 2,11. 149,2. Zach. 9,9. Röm. 15,10. Phil. 4,4. und anderswo geboten. Es ist auch einem großen Wohlthäter nicht gleichgültig, ob man sich über sein großes Geschenk freue oder nicht.
Die erfreuliche Geburt des Heilande geht auch mich an. Ich mag arm oder reich, verachtet oder geehrt, krank oder gesund sein, so ist doch gewiß, daß auch mir der Heiland geboren worden sei. Jes. 9,1.2.3. wird geweissagt, daß der Messias zu einer trübseligen zeit erscheinen, und damals wegen großer Bedrängnisse von den Heiden wenig Freude in Israel, und sonderlich in Galiläa sein werde; und doch wird V. 3. hinzugesetzt: vor Dir wird man sich freuen, wie man sich freuet in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austheilet. Die Freude vor dem HErrn, in dem HErrn, und über Seiner Menschwerdung und Erlösung hängt also nicht von den Vortheilen der bürgerlichen, häuslichen und kirchlichen Verfassung ab. Es stehe da, wie es wolle; so kann und soll man sich vor dem HErrn freuen; ja freuen soll man sich, daß man einen Heiland habe, durch den man geistlich und himmlisch reich werden kann, wie man durch eine Ernte oder Beute einen irdischen Reichthum bekommen kann.(Magnus Friedrich Roos)
„Euch ist heute der Heiland geboren“, das ist der alleinige Gegenstand wahrer Freude. Du hast in Wahrheit noch nie Weihnachten gefeiert, wenn dies nicht in deinem Herzen zu einer bleibenden Freude wurde. Das Erwägen und Bewegen dieser Freudenbotschaft mag in jedem eine Fülle von Gedanken wachrufen, die nicht ohne Frucht sein können. Eine Wolke von Zeugen rühmt, in. Jesus ihren Heiland gefunden zu haben. Die Wunden, die die Sünde geschlagen, sind geheilt. Nun sind die gläubigen Menschen nicht mehr fern von Gott, sondern Ihm nahegekommen. Das ist ihre Freude, dass sie in Jesus sind, dass Er ihr Herz zu Seiner Wohnung gemacht hat. Auch sind sie im Blick auf die Ewigkeit nicht mehr betrübt und traurig, der große Freudenbringer hat es ihnen gesagt, dass Er sie zu sich nehmen werde, und dass sie immer sein sollen, wo Er ist. - Das Christfest ist ein Freudenfest, es erinnert uns lebhaft daran, dass wir teilhaben an Jesus und Seinem Himmelreich. Diese eine Freude birgt der Freuden viele in sich. Es wäre eine angenehme Beschäftigung heute, sich Notizen zu machen über die Freuden, die in dem in die Welt gekommenen Heiland für jeden aufrichtigen Menschen bereitliegen. Je mehr ein Herz sich in Ihn versenkt, desto fröhlicher wird es. Die Nebel weichen und die Weihnachtssonne steht in vollem Glänze da. Wir wollen uns aber nicht nur einige Augenblicke freuen; die Weihnachtsfreude ist unvergänglich. Sie ist die einzige Freude, die auch im Tode bleibt. Herr Jesus, komm, sei mächtig in aller Herzen; solange Du unser bist und wir Dein, solange feiern wir dankend dies Freudenfest. Preis sei Deinem Namen! (Markus Hauser)
2:11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids.3)
Wichtige und fröhliche Botschaft für diejenigen, die das Wort Heiland recht verstehen, und bei sich empfinden, daß sie einen Heiland nöthig haben! Euch ist der Heiland geboren, darf man zu allen Menschen sagen, sie seien, wer sie wollen, denn dieser Heiland hat sich für Alle zur Erlösung gegeben, und ist die Versühnung für der ganzen Welt Sünde. Das Evangelium verlangt nicht, daß der Sünder sich selber gefalle, gut von sich selber denke, sein Leben rühme, und die Menge und Größe seiner Sünden verleugne. Halte sich ein jeder Mensch für den größten Sünder; welches er deßwegen thun kann, weil dasjenige, was nahe ist, immer größer erscheint, als was in der Ferne ist. Auch darf ein Jeder dafür halten, er sei für sich selbst verloren und verdammt. Dieses Alles sagt die heilige Schrift auch, ja das Wort Heiland setzt voraus, daß die Menschen in einem tiefen Elend stecken, und sich selber nicht heilen können: nur sollen sie glauben, ja glauben sollen sie, daß ihnen ein Heiland geboren sei. Es ist dieses ein Wort für den Glauben, ja ein Wort, welches traurige und erschrockene Seelen fröhlich machen soll; weßwegen auch der Engel zu den Hirten auf dem Felde bei Bethlehem sagte: siehe! ich verkündige euch große Freude. Uns Menschen ist dieser Heiland geboren: nicht den guten Engeln, als welche keinen Heiland nöthig haben, aber auch nicht den bösen Engeln, als welche schon durch Ketten der Finsterniß gebunden, in einen höllischen Zustand verschlossen und übergeben sind, daß sie zum Gericht behalten werden. 2 Petr. 2,4. Ueber uns Menschen hatte Gott nach dem Sündenfall kein solches hartes Urtheil gefällt. Uns hat Er nicht mit Ketten der Finsterniß gebunden, ob wir schon in der Finsterniß und im Schatten des Todes sitzen: uns hat Er nicht übergeben, daß wir zum Gericht behalten werden, sondern Er hat uns einen Heiland geboren werden lassen. Ob schon dieser Heiland mit Gott ewig und vor aller Zeit ohne Anfang war, so konnte man doch die Zeit Seiner Geburt von einem Weibe angeben. Es war eine Nacht, und, wie man meint, die Nacht des fünf und zwanzigsten Tages des Christmonats, da Er in einem Stall zu Bethlehem von der Jungfrau Maria geboren wurde, nachdem die Empfängniß vorher ohne Zuthun eines Mannes, durch die unmittelbare Wirkung des Heiligen Geistes geschehen war. Im Mutterleibe litt Er schon die Schmach, daß Ihn zuerst der fromme Joseph für ein uneheliches Kind hielt, und deßwegen seine Braut, die Maria, heimlich verlassen wollte; wiewohl er bald durch einen Engel zurecht gewiesen wurde. Zur rechten Stunde nun wurde der Heiland der Menschen als ein Menschenkind geboren, und trat durch diese Seine Geburt in die Welt hinein, in welcher Er das große Werk der Erlösung ausführen sollte und wollte. Dank sei dem himmlischen Vater, daß Er uns Seinen eingebornen Sohn als einen Heiland hat geboren werden lassen. Dank sei dem Sohn Gottes, daß Er unser Blutsfreund und Erlöser hat werden wollen, und keine unvollständige, sondern eine vollkommene Erlösung ausgeführt hat. Dank sei dem Heiligen Geist, durch welchen uns dieses Heil verkündigt worden ist, und welcher uns tüchtig machen will, zu glauben an den Namen des Sohnes Gottes, und das ewige Leben durch diesen Glauben zu empfangen. Es sei denn dieses unser Ruhm und Trost im Leben und Sterben, daß uns ein Heiland geboren sei.(Magnus Friedrich Roos)
2:12 Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
„Euch ist heute der Heiland geboren“, das ist der alleinige Gegenstand wahrer Freude. Du hast in Wahrheit noch nie Weihnachten gefeiert, wenn dies nicht in deinem Herzen zu einer bleibenden Freude wurde. Das Erwägen und Bewegen dieser Freudenbotschaft mag in jedem eine Fülle von Gedanken wachrufen, die nicht ohne Frucht sein können. Eine Wolke von Zeugen rühmt, in. Jesus ihren Heiland gefunden zu haben. Die Wunden, die die Sünde geschlagen, sind geheilt. Nun sind die gläubigen Menschen nicht mehr fern von Gott, sondern Ihm nahegekommen. Das ist ihre Freude, dass sie in Jesus sind, dass Er ihr Herz zu Seiner Wohnung gemacht hat. Auch sind sie im Blick auf die Ewigkeit nicht mehr betrübt und traurig, der große Freudenbringer hat es ihnen gesagt, dass Er sie zu sich nehmen werde, und dass sie immer sein sollen, wo Er ist. - Das Christfest ist ein Freudenfest, es erinnert uns lebhaft daran, dass wir teilhaben an Jesus und Seinem Himmelreich. Diese eine Freude birgt der Freuden viele in sich. Es wäre eine angenehme Beschäftigung heute, sich Notizen zu machen über die Freuden, die in dem in die Welt gekommenen Heiland für jeden aufrichtigen Menschen bereitliegen. Je mehr ein Herz sich in Ihn versenkt, desto fröhlicher wird es. Die Nebel weichen und die Weihnachtssonne steht in vollem Glänze da. Wir wollen uns aber nicht nur einige Augenblicke freuen; die Weihnachtsfreude ist unvergänglich. Sie ist die einzige Freude, die auch im Tode bleibt. Herr Jesus, komm, sei mächtig in aller Herzen; solange Du unser bist und wir Dein, solange feiern wir dankend dies Freudenfest. Preis sei Deinem Namen! (Markus Hauser)
2:13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:
2:14 Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.4); 5); 6); 7); 8); 9); 10); 11)
Wer sollte nicht gern ein Mensch sein, wenn er bedenkt, daß das ganze Heer heiliger Engel in der Nacht, da Christus geboren wurde, gesagt hat: an den Menschen ein Wohlgefallen! Ohne Zweifel sagten sie dieses vornämlich in dem Bezug auf Gott, da sie nämlich bezeugten, Gott habe an den Menschen ein Wohlgefallen; doch vereinigten sie sich ohne Zweifel mit der Gesinnung ihres Gottes, und gaben zu verstehen, daß auch sie an den Menschen ein Wohlgefallen haben. Wem haben aber die Menschen dieses Wohlgefallen zu danken? Dem eingebornen Sohn Gottes, welcher in derselbigen Nacht als ein Menschenkind in einem Stall zu Bethlehem geboren wurde. Was für ein edles und unbegreiflich wunderbares Geschöpf muß doch ein Mensch sein, weil in einer menschlichen Natur die ganze Fülle der Gottheit wohnen, und sie fähig sein konnte, mit dem wesentlichen Wort persönlich vereinigt zu werden! Ferner: wie lieb muß der große Gott die Menschen haben, da Er das Wort, welches bei Ihm war, Fleisch werden ließ, und zwar nicht durch eine Menschwerdung, die im Himmel vorgegangen wäre, sondern durch die Geburt von einem Weibe, durch welche der Sohn Gottes ein Sohn Davids, Abrahams, Noahs und Adams, folglich aller Menschen Anverwandter geworden ist! Was für große Gaben, was für eine reiche Gnade und Herrlichkeit müssen den Menschen durch diese Menschwerdung und durch die ganze Erlösung, die der Sohn Gottes ausgeführt hat, bereitet worden sein! zu was für einer großen Wonne, zu was für einem hohen Ehrenstand, zu was für einer innigen Vereinigung mit Gott können die Menschen durch den Sohn Gottes gelangen! Sie sollen Kinder und Erben Gottes und Miterben Christi werden. Sie sollen gleich werden dem Ebenbild des Sohnes Gottes. Die Liebe, womit der Vater den Sohn liebt, soll auch in ihnen sein, und der Sohn Gottes selbst in ihnen, Joh. 17,26. Wer kann dieses Alles genugsam begreifen? Wer kann’s hoch genug schätzen? Da uns nun Gott um Seines Sohnes willen nach dem Zeugniß der Engel Seines Wohlgefallens würdigt, und das ewige Leben in Seinem Sohn von sich stößt, sich selbst des ewigen Lebens nicht werth achtet (Ap. Gesch. 13,46.), seine Natur durch Gräuel schändet, Gott den Rücken und der Hölle das Angesicht zukehrt, und, da ihn Gott selig machen will, dem Verderben zueilt. Dieses ist aber der Sinn aller Unglaubigen und Gottlosen. Sie denken freilich nicht auf eine ausgewickelte Weise so, allein in ihres Herzens Grund liegt diese Gesinnung, wie ihre daraus entspringenden Werke anzeigen. Ach daß das Evangelium, welches von Engeln und Menschen und von dem Sohne Gottes selber gepredigt worden ist, in allen Menschen ein Vertrauen zu Gott erweckte, aus welchem eine redliche Zukehr zu Gott und ein Verlangen nach Seiner Gnade entstehen könnte, welches hernach, wenn es redlich und anhaltend ist, nicht unerfüllt bleiben, und ein redliches Bestreben, den Willen Gottes zu thun, nach sich ziehen würde!(Magnus Friedrich Roos)
„Welt war verloren, Christ ist geboren, freue, freue dich, o Christenheit!“ Die Geburt Jesu Christi bringt Himmel und Erde, Engel und Menschen in freudige Bewegung. Aus dem Himmel kommt der Herr zu uns, nun steigen auch die heiligen Engel hernieder. Das ist eine kostbare Tatsache. Heil dir, o Erde, die Bewohner reiner Himmel besuchen dich! Ein gewaltiges Ereignis! Wer könnte gedankenlos darüber hinwegschreiten? Schon diese eine Tatsache: Gott unter uns, Engel unter uns! verdient gefeiert und von jedermann beherzigt zu werden. Dir und mir gilt der hohe Besuch aus der oberen Welt. Die Engel wollen jedes Herz emporheben, zum Vater hinlenken und uns sagen: Sehet, ihr seid nicht vergessen, Gott hat euch das Größte zugedacht, erfasset die Tat Seiner Liebe! Der Engel Loblied in der heiligen Nacht hat schon viele Millionen Herzen in Freude und Jubel verseht. Ja, Gott versteht es, uns fröhlich zu machen! Wer wollte zurückbleiben! Wirf alle Fesseln ab, dein Ohr, dein Herz sei ganz auf den hohen Jubel der Engel gerichtet. Wie wohl tut den müden Leibern, den gedrückten Herzen eine Stimme aus dem Heiligtum! Wir haben ein Bedürfnis, fröhlich zu sein. Wenn nun Gott es ist, der uns fröhlich machen will, so wollen wir in keinem Jammer sitzen oder gar begraben bleiben. „Mache dich auf, werde licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“ Wer sich in Gott freut, den muss der Feind in Ruhe lassen. Vergiss dein Elend; Gnade und Freude strömen dir von oben zu. (Markus Hauser)
Diese große Freude ist sogar zuerst für die Niedrigsten und Aermsten bestimmt. Es ist Freude für alles Volk, das heißt zunächst für ganz Israel, aber dann weiter für alle unter allen Zonen, die dieser Freude sich nicht verschließen. Freude, so groß, daß die Ewigkeiten der Ewigkeiten von ihr widerhallen werden, wie sie vorbereitet ward seit Jahrtausenden und geplant vor aller Zeit. Freude, die selbst die Engel erfreut, ja, Freude, die selbst Gottes Herz erfüllt. Wem gilt sie? „Euch“! die ihr hört und glaubt; euch, die ihr einen Heiland nötig habt. Wann gilt sie? „Heute!“ Jahrtausende haben auf sie geharrt, aber nun wäre es Sünde, „morgen“ zu sagen und bis morgen zu warten. Worin besteht sie? In der Geburt des Heilandes, des einzigen, allgenugsamen, der von Schuld und Macht der Sünde uns retten kann und will. Und der „geboren“ ist, nicht majestätisch sich vom Himmel herabließ, sondern uns gleich wurde, um uns recht verstehen, recht vertreten, recht Vertrauen einflößen zu können. Hast du diese wahre Weihnachtsfreude? Wenn ja, merken’s die Leute dir an, daß das eine große, alles überstrahlende Freude ist? Und bist du gerade heute besonders traurig, dann glaube, gerade dich will er besonders erfreuen, und wolle du auch dich freuen. (Otto Schopf)
Nicht das sagen die Himmlischen, dass Gott in der Höhe sei, sondern das, dass droben in der Höhe von den Himmlischen Gottes Ruhm erkannt und seine Herrlichkeit gepriesen wird. Sie rufen auch nicht anderen, die in der Höhe sind, zu, dass sie Gott ehren sollen, sondern tun der Erde kund, was im Himmel geschieht, dass droben Gottes Gnadentat von allen Himmlischen verherrlicht wird. Ebenso wünschen sie nicht der Erde den Frieden, sondern sprechen aus, was ihr jetzt als Gottes Werk gegeben ist, dass sie jetzt den Frieden empfangen hat, weil es Menschen gibt, die Gottes Wohlgefallen haben. Die Himmlischen wissen, was Gottes Sinn und Wille ist, und wissen, weshalb dieses Kindlein geboren ist und was es uns bringt. Gottes Größe sollen wir sehen, damit wir sie ehren. Die Himmlischen sahen sie, als wir sie noch nicht sahen. Sie wussten, dieses Kindlein verklärt Gott, und was es auf der Erde schafft, das macht Gottes Herrlichkeit sichtbar. Das war das Ziel Jesu, sein einziger Wille, den der Geist in ihm wirkte und von der Geburt bis zum Kreuz in ihm erhielt. Dazu begegnet Jesus jedem von uns, damit uns Gottes Größe sichtbar sei. Sowie sich uns aber Gottes Größe zeigt, verstummt der wilde Lärm unseres Streits. Er entsteht nur da, wo der Mensch nichts als den Menschen neben sich sieht, den er als seinen Nebenbuhler hasst. Steht Gott über uns, so ist uns der Friede gegeben. Deshalb kommt keiner von uns mit Jesus in Berührung, ohne dass er den Frieden nicht nur für sich selbst empfängt, sondern ihn auch den anderen gibt. Damit ist freilich ein unausdenkbares Wunder geschehen. Denn es gibt jetzt Menschen, die das göttliche Wohlgefallen haben. Ohne das gäbe es bei uns keinen Frieden. Wenn mir Gottes Wohlgefallen fehlt, wie soll ich im Frieden leben, während Gott wider mich ist? Das Fundament für jeden Frieden, den wir zwischen uns aufrichten, ist, dass Gott uns den Frieden mit Ihm gewährt. Dieses Wunder ist aber geschehen. Es gab ein Kindlein, an dem Gott Wohlgefallen hatte, und mit ihm kommt Gottes Wohlgefallen auch zu uns herab.
Was Dir wohlgefällig ist, Herr, heiliger Gott, das suche ich nicht bei mir. Was ich von Dir als die Gabe Deines Sohnes empfangen habe, das bringt mir Dein Wohlgefallen. Mit Seiner Geburt brachte Er uns Deinen Frieden. Darum kann auch ich Deine Herrlichkeit rühmen mit allen Himmlischen. Amen.(Adolf Schlatter)
2:15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der HERR kundgetan hat.12)
2:16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen.
2:17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.\\Die Hirten zeugten von dem, was sie gesehen hatten. Manche Leute sehen oft lange nichts von der Herrlichkeit Christi, weil sie erst sehen und dann glauben wollten. Die Hirten aber glaubten der Engelbotschaft und kamen, und zwar eilend. Und als sie kamen, da fanden sie auch, und als sie gefunden hatten, da breiteten sie das Wort aus, und über dem Ausbreiten wurden sie noch fröhlicher und noch mehr zum Preise und Lob Gottes getrieben. Alle verwunderten sich über die Botschaft der Hirten. Leider hört man nicht, daß alle oder einige sie geglaubt haben. Jedes Wunder soll Verwunderung erwecken, jedes Zeichen etwas zeigen, aber mit derjenigen Wirkung, die diese wunderbaren Erlebnisse bei Maria hatten, die alle diese Worte in ihrem Herzen bewegte. Manche kommen vor lauter Hören und Reden auch in diesen Tagen nicht zum ruhigen inneren Verarbeiten der Weihnachtsbotschaft. Mögen wir, je nachdem wir veranlagt sind, von Maria oder mehr von den Hirten lernen, und möge auch diese Weihnachtszeit uns Gottees und Jesu Liebe größer machen. Wer aber nichts gesehen hat, der kann auch noch nichts bezeugen. Er bitte um geöffnete Augen. Der sogar Laodicäa Augensalbe anbot, gibt sie auch ihm. (Otto Schopf)
2:18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten.
Wir dürfen nicht aufhören, uns über die Wunder unsres Gottes zu wundern; denn wenn die Seele überwältigt wird von der Majestät der Herrlichkeit Gottes, und wenn sie nicht imstande ist, in Liedern zu loben, oder ihre Stimme gebeugten Hauptes im demütigen Gebet zu erheben, so bewundert sie schweigend. Unser menschgewordener Gott muss angebetet und angestaunt werden, als der, des Name „Wunderbar“ heißt. Dieser Gott hat sein gefallenes Geschöpf, den Menschen, ansehen müssen, und anstatt ihn mit der Worfschaufel der Verdammnis hinweg zu fegen, hat Er es auf sich genommen, der Versöhner der Menschheit zu werden und ein volles Lösegeld zu bezahlen; und das ist wahrlich wunderbar! Aber für jeden Gläubigen ist die Erlösung etwas Wunderbares, wenn er dabei auf sich selbst blickt. Ja wahrlich, es ist ein Wunder der Gnade, dass der Herr Jesus musste den Thron der Herrlichkeit und sein oberes Königreich verlassen, um hienieden unschuldig und schmählich für uns zu leiden. Ach, unser Geist muss sich in Staunen verlieren, denn Verwunderung ist hier am Platze. Heilige Verwunderung führet dich zu dankbarer Anbetung und inniggefühlter Dankbarkeit. Sie erweckt in dir eine göttliche Wachsamkeit; du fängst an, dich zu fürchten, wider solche große Liebe zu sündigen. Wenn du die Gegenwart des gewaltigen Gottes in der Dahingabe seines teuren Sohnes fühlst, dann ziehest du die Schuhe von deinen Füßen, weil der Ort, da du stehest, eine heilige Stätte ist. Zugleich aber wirst du zu einer herrlichen Hoffnung emporgehoben. Wenn der Herr Jesus um deinetwillen solche Wunder vollbracht hat, dann musst du fühlen, dass der Himmel selber nicht mehr zu groß ist für deine höchsten Erwartungen. Wer kann sich noch über etwas verwundern, wenn er einmal hat Staunen müssen ob Krippe und Kreuz? Was kann es noch Wunderbares geben, wenn man einmal den Heiland gesehen hat? Lieber Leser, vielleicht gestattet dir die Ruhe und Einsamkeit deines Lebens kaum, es den Hirten von Bethlehem nachzutun, welche verkündigten, was sie gesehen und gehört hatten; aber du kannst doch wenigstens mit der Schar, welche anbetend um den Thron Gottes steht, dich des wundern, was Gott getan hat. (Charles Haddon Spurgeon)
2:19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
Drei Kräfte ihres Wesens wurden hier in Anspruch genommen: ihr Gedächtnis: sie behielt alle diese Worte; ihre Liebe: sie behielt sie in ihrem Herzen; ihr Verstand: sie bewegte sie; so dass Gedächtnis, Liebe, Verständnis bei dieser gottgeliebten Frau ganz mit dem, was sie gehört hatte, beschäftigt waren. Ihr Lieben, bedenkt recht, was ihr alles von unserem Herrn Jesus gehört habt, und was Er für euch getan hat; macht eure Herzen zu einem goldenen Mannakrüglein, um darin zu bewahren das Andenken an das himmlische Brot, womit ihr in vorigen Tagen gespeist worden seit. Sammelt in eurem Gedächtnis alles, was ihr von Christo je empfunden, gehört oder geglaubt habt, und dann haltet Ihn mit eurer tiefsinnigsten Liebe fest für ewige Zeiten. Liebet die Person eures Herrn und Heilandes! Bringet herbei das Nardenglas eures Herzens, und wäre es auch zerbrochen und lasset die köstliche Salbe eurer Liebe in Strömen über seine durchgrabenen Füße triefen. Strengt eure Verstandeskräfte an, wenn ihr über den Herrn Jesum nachdenkt. Erwäget in eurem Herzen, was ihr leset; bleibt nicht an der Oberfläche haften; vertieft euch in den Inhalt. Gleichet nicht der Schwalbe, die mit ihren Flügelspitzen den Bach bloß berührt, sondern dem Fisch, der in die tiefste Flut hinabtaucht. Bleibt an eurem Herrn; lasset Ihn nicht bloß bei euch einkehren wie einen Pilger, der nur über Nacht bleibt, sondern nötigt Ihn und sprechet: „Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.“ Haltet Ihn und lasset Ihn nicht fürder ziehen. Das Wort „bewegen“ will sagen erwägen. Machet bereit die Waage des Urteils. Aber ach, wo sind die Gewichte, die den Herrn Jesum wägen können? „Siehe, die Inseln sind Ihm wie ein Stäublein“ - wer kann Ihn heben? „Er wiegt die Berge mit seinem Gewicht“ - mit welchem Gewicht können wir Ihn wägen? Es sei also, wenn euer Verständnis Ihn nicht erfassen kann, so erfasst Ihn mit eurer Liebe, und wenn euer Geist den Herrn Jesus nicht mit der Hand des Verstandes umfassen kann, so schließt Ihn in die Arme eurer Liebe. (Charles Haddon Spurgeon)
2:20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.13); 14); 15); 16)
Was war der Gegenstand ihres Lobpreisens? Sie lobten Gott um alles, das sie gehört hatten - um die große Freudenbotschaft, daß ihnen ein Heiland war geboren worden. Thun wir auch wie diese Hirten! Lasset uns einen Dankpsalm erheben für alles, was wir von Jesu und seinem Heil gehört haben. Sie lobten Gott auch für das, was sie gesehen hatten. Ach, welch eine herrliche Musik ist doch das - was wir erfahren, was wir inwendig gefühlt, was wir uns zu eigen gemacht haben: „Mein Herz dichtet ein feines Lied, ich will singen von einem Könige.“ Es ist nicht genug an dem, daß wir von Jesu erzählen hören; das Gehör stimmt wohl die Harfe, aber die Finger des lebendigen Gottes müssen die Saiten rühren. Wenn ihr den Herrn Jesus mit dem gottgeschenkten Gesicht des Glaubens geschaut habt, dann laßt seine Spinnweben mehr auf den Saiten eurer Harfen hängen, sondern erweckt eure Psalter und Harfen zum lauten Lob der unumschränkten Gnade. Die Hirten priesen Gott auch dafür, daß das, was sie gehört und gesehen hatten, so wohl übereinstimmte. Beachtet den letzten Satz wohl: „Wie denn zu ihnen gesagt war.“ Jesus sprach, Er wolle euch Ruhe geben für eure Seelen; und habt ihr nicht in Ihm den süßesten Frieden gefunden? Sind nicht seine Wege herrliche Pfade des Friedens? Darum lasset uns Gott loben und preisen für einen so köstlichen Heiland, der all unser Verlangen stillt. (Charles Haddon Spurgeon)
2:21 Und da acht Tage um waren, daß das Kind beschnitten würde, da ward sein Name genannt Jesus, welcher genannt war von dem Engel, ehe denn er in Mutterleibe empfangen ward.17); 18); 19); 20)
2:22 Und da die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Mose's kamen, brachten sie ihn gen Jerusalem, auf daß sie ihn darstellten dem HERRN
2:23 (wie denn geschrieben steht in dem Gesetz des HERRN: „Allerlei männliches, das zum ersten die Mutter bricht, soll dem HERRN geheiligt heißen “)
2:24 und das sie gäben das Opfer, wie es gesagt ist im Gesetz des HERRN: „Ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.“
2:25 Und siehe, ein Mensch war zu Jerusalem, mit Namen Simeon; und derselbe Mensch war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der heilige Geist war in ihm.
2:26 Und ihm war eine Antwort geworden von dem heiligen Geist, er sollte den Tod nicht sehen, er hätte denn zuvor den Christus des HERRN gesehen.
2:27 Und er kam aus Anregen des Geistes in den Tempel. Und da die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, daß sie für ihn täten, wie man pflegt nach dem Gesetz,
2:28 da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:
2:29 HERR, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast;
2:30 denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
Simeon hatte im Geist erkannt, und war durch die Weissagungen der alten Propheten vergewissert, daß die Zeit vorhanden sei, in welcher der Heiland Gottes geboren werden sollte; da er dann durch den Heiligen Geist zu einem sehnlichen Verlangen, denselben vor seinem Tode noch zu sehen, erweckt wurde. Der HErr begegnete auch diesem seinem Verlangen durch eine innerliche Antwort oder Einsprache, wodurch er versichert wurde, er sollte den Tod nicht sehen, er hätte denn zuvor den Christ des HErrn gesehen. Da es nun geschehen war, freute er sich, und sagte: HErr, nun entlässest Du Deinen Diener im Frieden, denn meine Augen haben Deinen Heiland gesehen. So hat ein Christ manchmal einen vom Heiligen Geist erweckten Wunsch in sich, dieses oder jenes Werk Gottes noch zu sehen, diese oder jene Erfüllung seiner Bitten noch zu erleben; und ist, wenn sein Wunsch erfüllt worden, lebenssatt, und wünscht mit einem von allen irdischen Dingen abgezogenen Herzen, daß ihn nun der HErr von seinem Dienst entlassen möchte, und zwar im Frieden. Dieser Friede ist eine innerliche Ruhe der Seele, welche durch keine Anklage, aber auch durch keinen Sturm unordentlicher Begierden, länger zu leben, und endlich auch durch kein Grauen vor dem Tod und Grab gestört wird. Er setzt die Gnade Gottes voraus; denn ohne diese Gnade wären genug Ursachen zur innerlichen Anklage, zur Lüsternheit nach irdischen Dingen, und zum Grauen vor dem Tod vorhanden: die Gnade aber bringt Frieden, und dieser Friede erleichtert das Sterben. Wer im Frieden stirbt, kann denken, er werde von seinem mühsamen Dienst und gefährlichen Posten entlassen oder losgebunden, und komme nun in eine selige Freiheit. Freilich muß man dabei den Heiland Gottes im Glauben ansehen, wenn man Ihn auch nicht mit Augen sehen kann wie Simeon; denn dieser Heiland, den Gott der Welt gesandt und gegeben hat, ist der Grund aller Gnade, und hilft dem Menschen allein zu einer friedsamen Hinfahrt. Viele haben ihn gesehen, und sind in das Verderben hingegangen; aber von denen, die bis an ihr ende an Ihn glauben, wird Keiner verloren, sondern Alle empfangen das ewige Leben. Glauben ist also mehr als das leibliche Sehen. Simeon sah Ihn als ein Kind mit seinen Augen; er glaubte aber auch, was er nicht sehen konnte, daß dieses Kind der Heiland Gottes sei. Der Heilige Geist, der diesen Glauben in ihm gewirkt hat, wirke und erhalte ihn auch in mir und den Meinigen, damit wir als Diener Gottes eine gnädige und ruhige Entlassung von dem Dienst, den wir Ihm unverdrossen auf der Erde leisten sollen, erlangen. Er ist’s, der Seine Diener beruft und entläßt. Die Ungeduld, welche der mit Leiden vermengten Arbeit überdrüssig ist, wünscht zuweilen eine Entlassung, ehe die rechte Stunde dazu gekommen ist, wünscht zuweilen eine Entlassung, ehe die rechte Stunde dazu gekommen ist: der höchste Hausherr aber weiß, wann jeder Seiner Knechte ausgedient hat, und hält ihn sodann nicht ohne Ursache auf. Wohl dem, der mit dem Wink des Hausherrn, er mag auf das längere Bleiben auf der Erde, oder auf die baldige Entlassung zielen, zufrieden sein kann!(Magnus Friedrich Roos)
„Nun“ – wie erfaßt uns dies Wort des alten Simeon. In früher Kindheit hatte er zuerst vom Trost Israels gehört. Allmählich verstand er das Bedürfnis solchen Trostes. Dann teilte er das Bedürfnis. Dann schrie er um Stillung dieses Trostbedürfnisses. Dann lernte er warten auf den Trost, und als ihm durch den Geist auf sein Flehen und Fragen die Antwort geworden war, er sollte den Tod nicht sehen, er hätte denn zuvor den Christ des Herrn gesehen, da lernte er erwarten. Und endlich kam der Tag, da der Geist ihn anregte, zum Tempel zu gehen. Nun waren da die Eltern Jesu. Nun hielt er den Christ des Herrn in seinen Armen. Nun hatte das Warten ein Ende. Nun konnte und wollte er heimgehen. Auch für uns gibt es ein oder zwei solche „Nun“; erst das: Ich habe nun den Grund gefunden, der meinen Anker ewig hält Und wenn wir das erfahren haben, dann das andere, wenn auch für uns die Stunde gekommen, wo nun auch unsere Augen den sehen dürfen, den wir so lange nicht gesehen und doch geliebt haben, und den wir nun ewig schauen dürfen in seiner Schöne. Selige Aussicht, herrliches „Nun“ der Zukunft, das jedes trübe „Nun“ der Gegenwart verklärt. (Otto Schopf)
Wenn unser Dienst zu Ende geht, geht unser Blick rückwärts und vorwärts. Wir beschauen, was geschehen ist, und prüfen, ob es bleiben werde, ob der Wille des Herrn getan sei. Zugleich sieht das Auge nach vorn; wie wird es weiter gehen? Sind die da, die den Dienst aufnehmen und, was gebaut ist, nicht zerstören, sondern weiter bauen? Im Unfrieden endet unser Dienst, wenn das befohlene Werk unvollendet ist und der, dem wir dienen, zürnt und schilt, und auch dann endet es in friedloser Sorge und banger Ungewissheit, wenn die Zukunft dunkel ist und sich keiner zeigt, der der Arbeit die Vollendung gibt. Simeon trat im Frieden von seinem Dienst zurück; denn er hat Christus gesehen. Das war sein Dienst, dass er auf ihn wartete und ihn, als er in den Tempel gebracht wurde, erkannte und anbetete. Es war ein harter Dienst, in Jerusalem, über das Herodes herrschte, auf den Christus zu warten. Nun hat er aber, was der Geist ihm aufgetragen hat, erfüllt und sein Hoffen bewahrt bis zum Tag, da das Kindlein in seinen Armen lag. Darum ist er auch, wenn er an das Kommende denkt, ohne Sorgen. Mag es jetzt in Jerusalem noch so finster sein und eine Flut von Sünden das Volk bedecken, der Christus ist geboren. Umsonst hat Simeon nicht gewartet und gelitten und gehofft; jetzt ist die Hilfe für alle Nöte da. Wer möchte nicht gern im Frieden seinen Dienst beenden, im Frieden vom Herrn entlassen werden? Das wird uns allen dann geschenkt, wenn wir Christus kennen. Wenn mein Wort den anderen Jesus zeigt, war es nicht umsonst gesprochen, und Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit haben mich nicht überwältigt, wenn ich bei Jesus bleibe und die anderen zu ihm führe. Ich habe die Gemeinde nicht verwirrt, sondern gebaut, wenn ich sie zu Jesus stellte. Nun gibt es auch keine Sorge für die Zukunft, weder für die meine, wer Christus gesehen hat, dem ist nicht bang von dem, was kommt, noch für die der anderen. Die Ernte wird nicht verderben. Der Herr der Ernte ruft die, die zur Arbeit willig sind, und rüstet sie mit seinen Gaben für sein Werk.
Zu Dir sehe ich auf. Du bist unser Friede. Den Dienst erhalten wir aus Deiner Hand und Du ordnest sein Maß und seine Zeit. Weil Du den Dienst gibst, ist keine Unruhe und keine Angst darin. Wir dienen Dir im Frieden und werden im Frieden unseres Dienstes enthoben. Denn Du, Herr, Gott, bist gnädig und barmherzig und hast uns Deine Güte offenbar gemacht in Deinem Sohn. Amen.(Adolf Schlatter)
2:31 welchen du bereitest hast vor allen Völkern,
2:32 ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volkes Israel.21)
2:33 Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich des, das von ihm geredet ward.
2:34 Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird
2:35 (und es wird ein Schwert durch deine Seele dringen), auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar werden.
So hatte Simeon der Maria geweissagt. Unter Jesu Kreuz ging das Wort in Erfüllung. Und nicht nur der Maria, auch allen Jüngern und gottesfürchtigen Seelen blutete hier das Herz. Es war ein furchtbarer Anblick für die Jünger, ihren geliebten Herrn und Meister am Kreuze hängen zu sehen. Auf diese bangen Stunden hin, mit ihren heißen Kämpfen und bitteren Schmerzen, wollte der Herr die Seinen zum voraus mütterlich trösten und göttlich stärken. Er suchte es ihnen nahezulegen, um was es sich für sie handle. Sie sollten einen klaren Einblick gewinnen in das Heil, das ihnen und der ganzen Welt in Jesus bereitet ist; sie sollten erkennen, dass das Weizenkorn ersterben muss, um die Frucht bringen zu können, die es bringen kann und soll. Oft mussten es die Jünger beobachtet haben, welch hohe Majestät aus des Herrn Angesicht leuchtete. Ein tiefer Friede verklärte Seine heilige, in Gott ruhende Seele; das hatte auf sie wohl oft einen unauslöschlichen Eindruck gemacht. Der Umgang mit Ihm tat ihnen wohl, fesselte ihr Herz an Sein Herz. Sie erkannten e„, dass Er stets mit dem himmlischen Vater verkehrte, und dass Sein Sinnen und Denken viel droben in der Welt der Herrlichkeit weilte. Er lebte, was Er lehrte, und das dringt tief bei aufrichtigen Seelen. Aber durchs Herz mußte und sollte es ihnen dringen, dass Jesus Sein Leben lassen mußte, wenn sie zur Herrlichkeit gelangen sollten. - Solange dein Herz von dieser göttlichen Wahrheit nicht durchbohrt wird, kannst du nicht Frieden finden. Von der „Welt“ weg zu Gott hin wird die Seele durch die Macht wahren Lebens gelenkt. Der Herr hat eine ewige Erlösung erfunden. (Markus Hauser)
2:36 Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuels, vom Geschlecht Asser; die war wohl betagt und hatte gelebt sieben Jahre mit ihrem Manne nach ihrer Jungfrauschaft
2:37 und war nun eine Witwe bei vierundachtzig Jahren; die kam nimmer vom Tempel, diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht.
2:38 Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries den HERRN und redete von ihm zu allen, die da auf die Erlösung zu Jerusalem warteten.
2:39 Und da sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des HERRN, kehrten sie wieder nach Galiläa zu ihrer Stadt Nazareth.
2:40 Aber das Kind wuchs und ward stark im Geist, voller Weisheit, und Gottes Gnade war bei ihm.
2:41 Und seine Eltern gingen alle Jahre gen Jerusalem auf das Osterfest.22)
2:42 Und da er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf gen Jerusalem nach der Gewohnheit des Festes.
2:43 Und da die Tage vollendet waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb das Kind Jesus zu Jerusalem, und seine Eltern wußten's nicht.
2:44 Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Gefreunden und Bekannten.
2:45 Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wiederum gen Jerusalem und suchten ihn.
2:46 Und es begab sich, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel sitzen mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte.
2:47 Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antworten.
2:48 Und da sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Seine Mutter aber sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.
2:49 Und er sprach zu ihnen: Was ist's, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?23)
2:50 Und sie verstanden das Wort nicht, das er mit ihnen redete.
2:51 Und er ging mit ihnen hinab und kam gen Nazareth und war ihnen untertan. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen.24)
2:52 Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.25); 26); 27); 28); 29)