15:1 Eine linde Antwort stillt den Zorn; aber ein hartes Wort richtet Grimm an.
15:2 Der Weisen Zunge macht die Lehre lieblich; der Narren Mund speit eitel Narrheit.
15:3 Die Augen des HERRN schauen an allen Orten beide, die Bösen und die Frommen.
15:4 Ein heilsame Zunge ist ein Baum des Lebens; aber eine lügenhafte macht Herzeleid.
15:5 Der Narr lästert die Zucht seines Vaters; wer aber Strafe annimmt, der wird klug werden.
15:6 In des Gerechten Haus ist Guts genug; aber in dem Einkommen des Gottlosen ist Verderben.
15:7 Der Weisen Mund streut guten Rat; aber der Narren Herz ist nicht richtig.
15:8 Der Gottlosen Opfer ist dem HERRN ein Greuel; aber das Gebet der Frommen ist ihm angenehm.
Dies ist ebenso gut wie eine Verheißung, denn es spricht eine Tatsache aus, die durch alle Zeiten hindurch die gleiche bleiben wird. Gott hat Wohlgefallen an den Gebeten der Aufrichtigen, Er nennt sie sogar Seine Freude. unsere erste Sorge ist, aufrichtig zu sein. Neigt weder nach dieser noch nach jener Seite, sondern bleibet aufrecht; nicht krumm aus Politik, nicht niedergeworfen zur Erde durch Nachgiebigkeit gegen das Böse, steht aufrecht in strenger Lauterkeit und Geradheit. Wenn wir uns mit List und Kunstgriffen helfen, so wird Gott uns nicht helfen. Wenn wir krumme Wege versuchen, so werden wir finden, daß wir nicht beten können, und geben wir vor, es zu tun, so werden wir unsere Gebete vom Himmel ausgeschlossen finden.
Handeln wir in gerader Weise und folgen so dem geoffenbarten Willen Gottes? Dann laßt uns viel beten und im Glauben beten! Wenn unser Gebet Gottes Freude ist, so laßt uns nicht karg sein mit dem, was Ihm wohlgefällt! Er sieht nicht auf die Grammatik dabei, nicht auf die Metaphysik, noch auf die Rhetorik desselben; Menschen mögen es in all diesen Stücken verachten. Er hat als Vater Wohlgefallen an dem Lallen seiner Kindlein, dem Stammeln seiner neugebornen Söhne und Töchter. Sollten wir nicht Freude am Gebet haben, da der Herr Freude daran hat? Laßt uns Botschaften vor den Thron bringen. Der Herr gibt uns Gründe genug zum Beten, und wir sollten Ihm danken, daß es so ist. (Charles Haddon Spurgeon)
15:9 Der Gottlosen Weg ist dem HERRN ein Greuel; wer aber der Gerechtigkeit nachjagt, den liebt er.
15:10 Den Weg verlassen bringt böse Züchtigung, und wer Strafe haßt, der muß sterben.
15:11 Hölle und Abgrund ist vor dem HERRN; wie viel mehr der Menschen Herzen!
15:12 Der Spötter liebt den nicht, der ihn straft, und geht nicht zu den Weisen.
15:13 Ein fröhlich Herz macht ein fröhlich Angesicht; aber wenn das Herz bekümmert ist, so fällt auch der Mut.
15:14 Ein kluges Herz handelt bedächtig; aber der Narren Mund geht mit Torheit um.
15:15 Ein Betrübter hat nimmer einen guten Tag; aber ein guter Mut ist ein täglich Wohlleben.
15:16 Es ist besser ein wenig mit der Furcht des HERRN denn großer Schatz, darin Unruhe ist.
15:17 Es ist besser ein Gericht Kraut mit Liebe, denn ein gemästeter Ochse mit Haß.
15:18 Ein zorniger Mann richtet Hader an; ein Geduldiger aber stillt den Zank.
15:19 Der Weg des Faulen ist dornig; aber der Weg des Frommen ist wohl gebahnt.
15:20 Ein weiser Sohn erfreut den Vater, und ein törichter Mensch ist seiner Mutter Schande.
15:21 Dem Toren ist die Torheit eine Freude; aber ein verständiger Mann bleibt auf dem rechten Wege.
15:22 Die Anschläge werden zunichte, wo nicht Rat ist; wo aber viel Ratgeber sind, bestehen sie.
15:23 Es ist einem Manne eine Freude, wenn er richtig antwortet; und ein Wort zu seiner Zeit ist sehr lieblich.
15:24 Der Weg des Lebens geht überwärts für den Klugen, auf daß er meide die Hölle unterwärts.
15:25 Der HERR wird das Haus des Hoffärtigen zerbrechen und die Grenze der Witwe bestätigen.
15:26 Die Anschläge des Argen sind dem HERRN ein Greuel; aber freundlich reden die Reinen.
15:27 Der Geizige verstört sein eigen Haus; wer aber Geschenke haßt, der wird leben.
15:28 Das Herz des Gerechten ersinnt, was zu antworten ist; aber der Mund der Gottlosen schäumt Böses.
15:29 Der HERR ist fern von den Gottlosen; aber der Gerechten Gebet erhört er.
15:30 Freundlicher Anblick erfreut das Herz; eine gute Botschaft labt das Gebein.
15:31 Das Ohr, das da hört die Strafe des Lebens, wird unter den Weisen wohnen.
15:32 Wer sich nicht ziehen läßt, der macht sich selbst zunichte; wer aber auf Strafe hört, der wird klug.
15:33 Die Furcht des HERRN ist Zucht und Weisheit; und ehe man zu Ehren kommt, muß man zuvor leiden.
Gehorsam wollen wir sein, wenn Gottes Geist uns züchtigt und straft. Dies ist eine sehr wichtige Sache. Wir sollten für das einstige Schauen Gottes erzogen werden, in Bälde sollten wir uns in himmlischen Kreisen zu bewegen vermögen. Da sollten wir denn rein sein von Sünde, Jesus, unserem Herrn, ähnlich in Wesen, Art und Charakter. Ohne Zucht geht es nicht ab. Achten wir nicht darauf, so weicht der Geist von uns, und wir bleiben ungeistlich. Wenn ich mich nicht in der Liebe, in der Demut, im Entsagen übe, so hat der Geist täglich viel zu tadeln, zu richten, zu strafen. Er kann unsere Versündigungen gegen den Nächsten nicht nur so hingehen lassen, denn Er ist eben der Heilige Geist, und Er kann uns ohne Züchtigung nicht der Vollendung entgegenführen. Die Fehler müssen aber einmal abgelegt und aus dem Wesen ausgetilgt werden. Sich beugen unter die Zucht, das ist Weisheit. Das harte Herz, das trotzige Wesen, das eigensinnige Tun muss gänzlich geschmolzen werden. Manches Schwere, selbst dann und wann Krankheiten, können wir uns ersparen, wenn wir des Geistes Zucht annehmen. Wer in diesem Stück sich treu erweist, der steht mit Gott dem Heiligen Geiste in einem sehr innigen Verhältnis der Liebe. Wo Er Erfolg hat, da ist es Seine Lust, zu wohnen: gezüchtigte Kinder, die sich gehorsam gezeigt haben, lässt Er die ganze Wärme Seiner Güte fühlen. Er kann die am meisten fördern, die Seine Zucht annehmen; deshalb machen sie Ihm auch am meisten Freude. Selig, wer im Gehorsam steht, denn Gott krönet ihn mit Gnade für das innere und äußere Leben. (Markus Hauser)
Was Salomo, Sprüche Sal. 15, 33., bemerkt, das findest du in dem Leben seines Vaters David bestätigt. Als der Herr den König Saul verworfen hatte, sprach er zu Samuel: „Wie lange trägst du Leid um Saul, den ich verworfen habe, daß er nicht König sei über Israel? Fülle dein Horn mit Oel, und gehe hin, ich will dich senden zu dem Bethlehemiter Isai; denn unter seinen Söhnen habe ich mir einen König ersehen.“ Da ging Samuel nach Bethlehem in das Haus Isai, und als David vor ihn trat, sprach der Herr: „Auf, und salbe ihn, denn der ist's!“ Da nahm Samuel sein Oelhorn und salbete ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn gerieth über David von dem Tage an und fernerhin: aber von diesem Beruf und dieser Salbung an bis zu dem wirklichen Besitz und Genuß der verheißenen Ehre lag eine Zeit dazwischen so sonderbarer Führungen, so schwerer Anfechtungen, so drückender Entbehrungen und so empfindlicher Demüthigungen, daß sich's, nach dem was vor Augen lag, mit dem David auf ganz etwas anderes, als auf die Besitznahme königlicher Herrlichkeit anließ. Erst zwar mit einer großen Glaubensthat, mit der Besiegung des Hohn sprechenden Goliath aus der Verborgenheit hervortretend, wird David ein Gegenstand der höchsten Bewunderung des Volks, wird Jonathans Freund, und Sauls Haus und Tischgenoß, ja Schwiegersohn. Doch plötzlich wendet sich das Blatt. Saul beneidet, haßt ihn und sucht ihn zu tödten. David flieht, reißt sich mit vielen Thränen aus den Armen seines Jonathan; kommt nach Nobe und spricht den Priester um ein Stück Brot an; eilt von dannen in des Feindes Land, und weil auch da seines Bleibens nicht ist, wieder fort in die Höhle Adullam. Wie ihm unter diesen jahrelangen dunkeln Führungen zu Muthe war, durch welche Leidenstaufen und Läuterungsfeuer er hindurchging, in welchen Prüfungsschulen er lernen, in welchen äußern und innern Kämpfen er ringen mußte, bis sich endlich alles aufklärte und die Verheißung in Erfüllung ging; das steht für uns geschrieben, daß wir uns die Hitze nicht befremden lassen, die uns widerfährt, als widerführe uns etwas Seltsames. Gott führt seine Heiligen wunderlich. Ehe man zu Ehren kommt, muß man zuvor leiden. Ihr Christen, Gott hat uns berufen zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit. Aber von dem an, daß dieser Beruf an uns kommt und wir die Salbung des heiligen Geistes, als das Pfand unseres Erbes, empfangen, bis zur Krone des Lebens, geht es auch mit uns durch viel Trübsale, wodurch der Herr die, welche er als Unwürdige berufen hat, darum, weil er sie berufen hat, würdig machen will zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit. Wir wollen uns ihm überlassen. Er leitet uns nach seinem Rath und nimmt uns endlich zu Ehren an. Er hilft uns durch; so kommen wir durch. Lasset uns ihm nur treu bleiben. (Carl Johann Philipp Spitta)