43:1 Richte mich, Gott, und führe meine Sache wider das unheilige Volk und errette mich von den falschen und bösen Leuten.
43:2 Denn du bist der Gott meine Stärke; warum verstößest du mich? Warum lässest du mich so traurig gehen, wenn mich mein Feind drängt?
43:3 Sende dein Licht und deine Wahrheit, daß sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung,
43:4 daß ich hineingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.
So bald David König über das ganze Volk Israel war, ließ er die Lade Gottes, deren man zu Sauls Zeit wenig achtete, von Kiriath Jearim auf den Berg Zion tragen, und richtete den Gottesdienst mit größtem Fleiß an, den er sich auch zur großen Erquickung seines Geistes zu Nutz machte. Da er nun hernach von seinem gottlosen Sohn Absalom und dessen Anhang, den er Ps. 43,1. ein unheiliges Volk nannte, vertrieben wurde, so that ihm die Entfernung von der Lade und dem Altar Gottes sehr weh. Sein königliches Haus, seine schöne Residenz, und was er Liebliches zu Jerusalem hatte, wollte er gern entbehren, aber dieses wünschte er, daß ihn das Licht und die Wahrheit Gottes leiten, und zu Seinem heiligen Berg und zu Seiner Wohnung bringen möchten, daß er hinein gehen könne zu dem Altar Gottes, zu dem Gott, der seine Freude und Wonne war. Wenn also David zu dem Altar Gottes hinein ging, so ging er zu dem Gott hinein, der seine Freude und Wonne war. Er wußte wohl, daß Gott allgegenwärtig sei, und hat solches Ps. 139. und anderswo selber bezeugt. Er hat auch in der Flucht vor Saul und Absalom, da er vom Altar Gottes entfernt war, zu Gott gebetet, und gewußt, daß Er ihm nahe sei und ihn erhöre; allein bei dem Altar empfand er die Gegenwart Gottes viel merklicher als anderswo, weil Gott nach Seiner Verheißung über der Bundeslade wohnte, folglich Seine Gegenwart den wahrhaftigen Anbetern zu empfinden gab, wenn sie nahe bei der Bundeslade beteten. Deßwegen gingen auch die rechtschaffenen Israeliten gern in die Stiftshütte und hernach in den Tempel zu beten, und Gott nannte selbst den Tempel nicht eben ein Opferhaus, sondern ein Bethaus für alle Völker, Jes. 56,7. Luk. 19,46. Der HErr Jesus selbst liebte den Tempel, und hielt sich gern darin auf.
Jetzt ist kein solcher Tempel auf Erden, und wenn wir je einen Ort suchen wollten, wo die Gegenwart des Sohnes Gottes vorzüglich gespürt würde, so müßten wir einen solchen suchen, wo Zwei oder Drei oder Mehrere versammelt sind in Seinem Namen, oder wo Sein Evangelium verkündigt, und die Taufe und das heilige Abendmahl gehalten wird. Wenn man aber auch Gott in der Einsamkeit anbeten will, so hat man nicht nöthig, auf diesen oder jenen Berg, an diesen oder jenen Ort zu gehen, sondern man soll nur den ewigen Gott, der ein Geist ist, im Geist und in der Wahrheit anbeten. Wer in sein Kämmerlein geht, um darin so anzubeten, geht hinein zu Gott, oder nahet zu Gott, und empfindet, daß Gott lebendig, gut, freundlich, heilig sei, und daß Er das Herz von seiner Schwermuth befreien, und mit Sich selbst erfreuen könne. Eine solche Viertelstunde ist besser als viele Tage, die man im Geräusch der Welt zubringen muß.
Läßt sich aber das göttliche Wesen auf eine so erquickliche Weise von uns empfinden, wenn wir auf Erden als im Vorhof stehen, und im Glauben zu Ihm nahen, was wird’s sein, wenn wir vor Seinem Thron stehen, Seine Herrlichkeit sehen, und Ihm in Seinem himmlischen Tempel Tag und Nacht dienen werden? Welchen Genuß der göttlichen Güte wird das neue Jerusalem in sich fassen! Lasset uns jetzt das von Christo erworbene Gnadenrecht des Zugangs zu Gott unter dem Beistand des Heiligen Geistes fleißig brauchen, so wird uns der HErr Jesus dereinst zu Sich nehmen, daß wir ewiglich seien, wo Er ist.(Magnus Friedrich Roos)
43:5 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott! denn ich werde ihm noch danken, daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.
Habe ich das Kleid Deiner Gerechtigkeit, Herr Jesu, dann darf ich allewege mich so trösten. So gering und zufällig Deine Kleidertheilung war, so wichtig ist sie doch; denn sie drückt gleichsam ein Siegel auf die Wahrheit des göttlichen Worts, in welchem von Dir und dieser Kleidervertheilung eben so geweissagt ist, wie ich’s nun erfüllt sehe, sie drückt ein Siegel auf die Wahrheit Deiner Person und Deines Amtes, daß Du nämlich eben derselbe verheißene Messias bist, von welchem das Alles verkündigt worden; sie stärkt folglich meinen Glauben an Dich, meinen Heiland, ich danke Dir deswegen von Herzen, daß Du auch dieses hast geschehen lassen. Deine leiblichen Kleider will ich gern Deinen Feinden lassen; aber, o Erbarmer, ich brauche ein tägliches Kleid zur Bedeckung meiner geistlichen Blöße, und das muß Dein Blut, Deine Gerechtigkeit und Unschuld sein, denn kein anderes kann meine Seele anziehen; Du kannst ja keine Flecken leiden, und das Kleid meiner eignen Gerechtigkeit ist gar ein befleckter Rock, und ist so durchlöchert, daß meine Blöße überall durchscheint. Ich brauche aber auch ein Ehrenkleid, darin ich im Tode vor Deinem Vater und allen heiligen Engeln erscheinen kann, und meine Schande und Blöße nicht offenbar werde. Wo könnte ich aber ein reineres und vollkommneres Kleid bekommen, als Dein Blut und Deine Gerechtigkeit? Das soll und muß mein Schmuck und Ehrenkleid sein, darin ich auch im Gerichte bestehen, und wohl bestehen kann. Und wenn endlich die Hochzeit des Lammes angehet, wenn ich als Deine Braut an Deiner Tafel sitzen und Dir, dem Schönsten unter den Menschenkindern, an Pracht ähnlich sein soll: wenn meine Pracht sogar die Pracht meiner ersten Eltern im Stande der Unschuld übertreffen soll: Herr Jesu, wo werde ich da ein Kleid bekommen? Auf der Welt nicht, denn diese hat nichts für Jesu Bräute: bei den Himmelsbürgern auch nicht, denn sie tragen selbst ein von Dir geschenktes Kleid. Also, Herr Jesu, muß und soll und will ich auch mein Hochzeitkleid bei Dir holen, das Kleid Deiner Unschuld und Gerechtigkeit; und das wirst Du mir nicht versagen, ich ginge ja sonst ewig verloren. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)