Psalm 148

148:1 Halleluja! Lobet im Himmel den HERRN; lobet ihn in der Höhe!

148:2 Lobet ihn, alle seine Engel; lobet ihn, all sein Heer!

148:3 Lobet ihn, Sonne und Mond; lobet ihn, alle leuchtenden Sterne!

148:4 Lobet ihn, ihr Himmel allenthalben und die Wasser, die oben am Himmel sind!

148:5 Die sollen loben den Namen des HERRN; denn er gebot, da wurden sie geschaffen.
Gott hat im Anfang geboten, daß die Himmel, die Engel, die Sonne, der Mond und die Sterne, und die Wasser, die über der Feste sind, und überhaupt alle Geschöpfe werden sollten: und so sind sie geschaffen worden. Damals wurde erfüllt, was Ps. 33,9. steht: so Er spricht, so geschieht’s, so Er gebeut, so stehet’s da. Von Seines Willens wegen habe alle Dinge ihr Wesen bekommen, und sind geschaffen worden, Offenb. 4,11. Wenn nun einem Geschöpf sein Wesen lieb ist, wenn es über sein Dasein froh ist, wenn es lieber ist, als nicht ist, wie denn keines Geschöpfes Trieb auf das Nichtsein geht: so soll es den Namen des HErrn, der es geschaffen hat, loben. Es soll, wenn es einen Verstand hat, mit den 24 Aeltesten im Himmel sagen: HErr, Du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft, denn Du hast alle Dinge und auch mich erschaffen. Deiner Liebe und Deinem gebietenden allmächtigen Willen habe ich es zu danken, daß ich nicht Nichts, sondern Etwas bin, und daß ich durch Deine Güte ein ewig glückseliges Geschöpf sein kann. Auf diese Weise führt uns die heilige Schrift in Ansehung des Lobes Gottes bis zur Schöpfung zurück. Wer traurig, bedrängt und verlassen ist, kann doch Gott wegen der Schöpfung loben, da insonderheit nach dem Evangelio immer Hoffnung vorhanden ist, daß die Traurigkeit in Freude, und der bedrängte und verlassene Zustand in einen wonnesamen werde verwandelt werden. Wie können aber die Geschöpfe die keinen Verstand haben, als die Sonne, die Sterne, die Wallfische und dergl. ihren Schöpfer loben? Sie können es so, wie diejenigen, die dem Dienst der Eitelkeit wider ihren Willen unterworfen sind, harren, warten, und sich sehnen und ängsten können, Röm. 8,19.20.22. Auch loben sie Gott durch ihr Dasein und durch ihre Wirkungen, indem sie zur Ehre des Schöpfers vorhanden sind und sich bewegen, und verständigen Menschen eine Veranlassung zum Lob Gottes geben.
Lasset uns aber hiebei auch bedenken, daß Gott, ob Er schon die Welt seit dem Ende des sechsten Schöpfungstages mit keinen neuen Gattungen der Geschöpfe vermehrt, doch immer wirke und schaffe. Die Götzen der Heiden können weder reden noch sehen, weder hören noch riechen, weder greifen noch gehen: aber unser Gott ist im Himmel, Er kann schaffen was Er will, Ps. 115,3-7. Seine Rede, Sein Wort, Sein Sprechen ist immer wirksam, Ps. 147,15-18. Er hat Israel durch viele Gnadenerweisungen geschaffen, daß es Sein Volk sei, Jes. 43,15.21. Er macht die Menschen durch die Kraft Seines Evangeliums zu neuen Creaturen, Gal. 6,15., und schafft in einem jeden Gerechten, was er vor oder hernach thut, Ps. 139,5., das ist, Er schafft alle seine guten Gedanken, Neigungen und Werke, wie sie der Ordnung nach auf einander folgen. Auch bei dieser Schöpfung ruft Gott dem, das nichts ist, als ob es wäre, Röm. 4,17., und läßt das Licht aus der Finsterniß hervorleuchten, 2 Kor. 4,6. Alles soll also den Namen des HErrn loben, weil Er bei Seinen Geschöpfen täglich viel Neues schafft. Hallelujah! Das Schaffen kostet ihn keine Mühe, denn durch Sein Sprechen und Gebieten stellt Er Alles dar.(Magnus Friedrich Roos)

148:6 Er hält sie immer und ewiglich; er ordnet sie, daß sie nicht anders gehen dürfen.

148:7 Lobet den HERRN auf Erden, ihr Walfische und alle Tiefen;

148:8 Feuer, Hagel, Schnee und Dampf, Strumwinde, die sein Wort ausrichten;

148:9 Berge und alle Hügel, fruchtbare Bäume und alle Zedern;

148:10 Tiere und alles Vieh, Gewürm und Vögel;

148:11 ihr Könige auf Erden und alle Völker, Fürsten und alle Richter auf Erden;

148:12 Jünglinge und Jungfrauen, Alte mit den Jungen!

148:13 Die sollen loben den Namen des HERRN; denn sein Name allein ist hoch, sein Lob geht, soweit Himmel und Erde ist.
S. Paulus saget / Rom. iii. Sie sind allzumal Sünder / und manglen des Rhumes / den sie an Gott haben sollen. Aber in Christo Jhesu / welcher ist der ware Messias / im Gesetz und Propheten verheissen / ists nu dahin komen / Das alle Leute / hohes und nidriges Stands / Könige / Fürsten / Richter / Alt / Jung / Jünglinge / Jungfrawen / Gott in aller not / im namen Christi / umb rat und hülff bitten und anruffen / auch fur alle seine wolthat / loben preisen und dancken / können / welchs jm ein lieber und angenemer Gottesdienst ist.
AUs solchen Jünglingen und Jungfrawen / die Gott fürchten / lieben / anruffen / dancken und loben / werden feine geschickte Leute / zu kirchen und welt Regiment tüchtig / auch gute Hausveter und Hausmütter / die nachmals ire Kinder auch zu Gottes ehre und furcht auffziehen. Also wird Gottes reich durchs Wort imerdar auff Erden gebawet und erhalten. (Johannes Bugenhagen)

148:14 Und erhöht das Horn seines Volkes. Alle Heiligen sollen loben, die Kinder Israel, das Volk, das ihm dient. Halleluja!1)
Herr Jesu, mein Heiland und Seligmacher, nachdem die liebe Sonne mit ihrem Glanz von uns gewichen ist, treten an ihrer Stelle so viel tausend helleuchtende liebliche Sterne auf, welche mir alle von Deiner unbegreiflichen großen Güte predigen. Denn die Himmel erzählen Deine Ehre und die Veste verkündigt Deiner Hände Werk. so stimme denn nun auch ich billig ein in den Preis Deiner Kreatur mit Lob und Dank für Deine überschwängliche Gnade, welche auch diesen Tag mein Himmel, meine Decke und mein Schutz gewesen ist. Denn von Rechtswegen hätten meine mannichfaltigen Sünden und Uebertretungen nichts denn eitel Strafe verdient. Die wollest Du mir aber um Deiner heiligen Wunden, Deines vergossenen Bluts und ganzen theuern Verdienstes willen gnädiglich vergeben, und mir diese Nacht eine friedliche Ruhe und sanften Schlaf verleihen. Ich lege mich schlafen, mein Herr Jesu, mit dem Leib in’s Bette, mit der Seele aber an Dein gnädiges Herz. Du bist bei mir auch in der Finsterniß der Nacht mit Deiner Macht und Gnade. Wolltest Du aber etwa diese Nacht mich aus der Welt abfordern, wie ich denn Deinen verborgenen Willen, zu meinem eignen Besten, nicht wissen kann: so wollest Du mich, erhöhter Heiland, gezeichnet mit Deinem Blut zum ewigen Leben einführen. Wo nicht, soll ich nach Deinem göttlichen Gefallen noch länger leben, so laß mich morgen durch Deine Gnade gesund und fröhlich wieder aufwachen und aufstehen, und Dich mit freudigem Herzen loben und preisen. Hilf, daß die höllischen Feinde, die Du selbst überwunden hast, in dieser Zeit und alle Zeit weder an mir, noch an den lieben Meinigen, noch an allen frommen Christen einige Macht und Gewalt finden mögen.
So segne mich denn nun, Gott Vater, der Du mir Leib und Seele gegeben, und mich bisher gnädig erhalten hast. Es segne mich Gottes Sohn, Christus Jesus, der meinen Leib und Seele durch sein Blut sich zum Eigenthum erkauft hat. Es segne mich Gott der heilige Geist, der meinen Leib und Seele durch sich selbst zum ewigen Leben versiegelt hat! Diesem dreieinigen Gott sei Lob, Preis und Dank in Ewigkeit. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Die Ordnung des Alten Bundes richtete heilige Schranken der Unnahbarkeit auf. Sogar wenn Gott seinem Knecht Moses erschien, sprach Er: „Tritt nicht herzu; ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen.“ Und als Er sich auf dem Berge Sinai seinem auserwählten und geheiligten Volke offenbarte, bestand eines seiner ersten Gebote darin: „Mache ein Gehege um den Berg, und heilige ihn.“ Sowohl in der gottesdienstlichen Ordnung der Stiftshütte, als in derjenigen des Tempels war stets der Gedanke der heiligen Absonderung vorherrschend. Die Menge des Volkes durfte nicht einmal den äußeren Vorhof betreten. In den inneren Vorhof durften sich nur die Priester begeben; während das Allerheiligste, der innerste Raum, einmal im Jahr vom Hohenpriester allein durfte betreten werden. Es war, wie wenn der Herr in jenen früheren Zeiten dem Menschen hätte zum Bewußtsein bringen wollen, wie sehr Er die Sünde verabscheue, und daß Er um ihretwillen die Menschen wie Aussätzige betrachten müsse, die vom Lager ausgestoßen seien; und auch wenn Er sich ihnen nahte, ließ Er sie den weiten Abstand fühlen zwischen einem heiligen Gott und einem unreinen Sünder. Als aber das Evangelium kam, wurden wir auf einen ganz andren Standpunkt gestellt. Das Wort „Gehe“ ward mit dem freundlichen „Komm“ vertauscht; die Entfernung mußte der Nähe Raum machen, und wir, die wir weiland ferne gewesen, sind nun nahe geworden durch das Blut Christi. Die menschgewordene Gottheit hat keine feurige Mauer mehr um sich her. „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken,“ das ist die fröhliche Botschaft Gottes, da Er im Fleisch erschienen ist. Er läßt den Aussätzigen seine Krankheit nun nicht mehr entgelten durch Verbannung aus seiner Nähe, sondern gibt sie ihm nur dadurch zu fühlen, daß Er selbst die Strafe seiner Verunreinigung auf sich nimmt. Welch ein Gefühl der Sicherheit und der Bevorzugung wird uns doch durch die Nähe Gottes in Christo Jesu geschenkt! Kennt ihr's aus Erfahrung? Und wenn ihr's kennt, lebt ihr in seiner Kraft? Wunderbar ist diese Nähe, und doch soll noch eine innigere Annäherung erfolgen, wenn es einmal heißt: „Siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen, und Er wird bei ihnen wohnen.“ (Charles Haddon Spurgeon)