1. Könige, Kapitel 18

18:1 Und über eine lange Zeit kam das Wort des HERRN zu Elia, im dritten Jahr, und sprach: Gehe hin und zeige dich Ahab, daß ich regnen lasse auf Erden.

18:2 Und Elia ging hin, daß er sich Ahab zeigte. Es war aber eine große Teuerung zu Samaria.
In einer Zeit, wo ein schwerer göttlicher Druck auf einem Lande lastet, werden viele Herzen von der Frage bewegt: „Wann ist wohl der göttliche Zeitpunkt vorhanden, wo Gott den Druck hinwegnehmen wird?“ Wenn auch die Beantwortung dieser Frage in jedem einzelnen Falle allein der göttlichen Weisheit vorbehalten bleibt, so dürfen wir doch aus unserm Texte einen gewissen Lichtstrahl und Trost entnehmen. Damals lag ein schweres göttliches Gericht auf dem Lande Israel, nämlich die anhaltende Dürre und Teuerung. Hätten wir die Unterhaltungen jener Tage belauscht, so würden wir oft die Frage vernommen haben: „Wann wird wohl dies Zeit ein Ende nehmen?“ „Wann wird es wieder Regen geben?“ Obige Verse und unser ganzes Kapitel beschreiben uns den göttlichen Zeitpunkt der Hilfe. Zweierlei wird uns bei demselben wichtig: Wir sehen einerseits, dass die Hilfe nicht schnell kam; denn die Dürre dauerte drei Jahre und sechs Monate (Jak. 5,17), wodurch eine furchtbare Not im Lande entstand. Das Wort „über eine lange Zeit“ beweist uns, dass wir es ernst nehmen müssen mit göttlichen Gerichten (Off. 16,7). Wir sehen aber andererseits, dass die Hilfe doch wieder schneller und plötzlicher hereinbrach, als viele glauben mochten. Wie mancher hätte damals wenige Tage vor dem herrlichen Regen ganz verzagt denken können: Es wird noch lange nicht regnen; denn man sieht ja im ganzen Lande noch, wie der Abfall von Gott fortdauert. Überall sieht man noch den Baalsdienst. Von wahrer Jehovaverehrung merkt man kaum etwas. Deshalb ist vorläufig keine Aussicht auf göttliches Eingreifen. Und doch stand die Hilfe vor der Tür.
Lernen wir daraus das Doppelte: 1. Lasst uns nicht oberflächlich und leichtfertig über göttliche Gerichtszeiten denken; denn Gott ist heilig und gerecht. Sein Messer schneidet gründlich, und seine Rute tut weh. 2. Lasst uns nicht verzagt werden, wenn seine Gerichte andauern; denn er ist dennoch barmherzig (Neh. 9,16.17; Ps. 103,7-13; Joel 2,13). Er kann auch, wenn seine Stunde gekommen ist, in jeder Not unseres Landes, schneller als man erwartet, helfend eingreifen. (Alfred Christlieb)

18:3 Und Ahab rief Obadja, seinen Hofmeister. (Obadja aber fürchtete den HERRN sehr.

18:4 Denn da Isebel die Propheten des HERRN ausrottete, nahm Obadja hundert Propheten und versteckte sie in Höhlen, hier fünfzig und da fünfzig, und versorgte sie mit Brot und Wasser.)

18:5 So sprach nun Ahab zu Obadja: Zieh durchs Land zu allen Wasserbrunnen und Bächen, ob wir möchten Heu finden und die Rosse und Maultiere erhalten, daß nicht das Vieh alles umkomme.

18:6 Und sie teilten sich ins Land, daß sie es durchzogen. Ahab zog allein auf einem Wege und Obadja auch allein den andern Weg.

18:7 Da nun Obadja auf dem Wege war, siehe, da begegnete ihm Elia; und er erkannte ihn, fiel auf sein Antlitz und sprach: Bist du nicht mein Herr Elia?

18:8 Er sprach: Ja. Gehe hin und sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist hier!

18:9 Er aber sprach: Was habe ich gesündigt, daß du deinen Knecht willst in die Hände Ahabs geben, daß er mich töte?

18:10 So wahr der HERR, dein Gott, lebt, es ist kein Volk noch Königreich, dahin mein Herr nicht gesandt hat, dich zu suchen; und wenn sie sprachen: Er ist nicht hier, nahm er einen Eid von dem Königreich und Volk, daß man dich nicht gefunden hätte.

18:11 Und du sprichst nun: Gehe hin, sage deinem Herrn: Siehe, Elia ist hier!

18:12 Wenn ich nun hinginge von dir, so würde dich der Geist des HERRN wegnehmen, weiß nicht, wohin; und wenn ich dann käme und sagte es Ahab an und er fände dich nicht, so erwürgte er mich. Aber dein Knecht fürchtet den HERRN von seiner Jugend auf.

18:13 Ist's meinem Herrn nicht angesagt, was ich getan habe, da Isebel die Propheten des HERR erwürgte? daß ich der Propheten des HERRN hundert versteckte, hier fünfzig und da fünfzig, in Höhlen und versorgte sie mit Brot und Wasser?

18:14 Und du sprichst nun: Gehe hin, sage deinem Herrn: Elia ist hier! daß er mich erwürge.

18:15 Elia sprach: So wahr der HERR Zebaoth lebt, vor dem ich stehe, ich will mich ihm heute zeigen.
1. Kön. 18,15 setzen die Septuaginta das „Heute“ zu „stehen“: Vor dem ich heute stehe. So ist mein geistlicher Zustand: ich vergesse das Vergangene, und denke nicht, ob ich was zu einem Vorrat auf künftig habe, sondern nehme eben, und tue heute, was mir Not ist. Wie ein Bettler, der jeden Tages von dem Stücklein Brots lebt, das er selbigen Tages erbettelt. Ich mache eine gerade Linie zwischen dem Herzen Gottes und meinem Herzen; ist nichts im Wege, das diese gerade Linie interpelliert, so schwimme ich; ist aber etwas von einem Hindernis da, so ist's entweder für jetzt überwindlich, oder nicht. Ist es überwindlich, so muß ich meine Kräfte dranstrecken, und nicht nachlassen, bis es aus dem Weg geräumet ist. Ist's aber nicht überwindlich, so darf ich mir auch keine weitere Sorge derhalben machen, es ist eine Versuchung und Läuterungdie mir nichts schaden, sondern vielmehr zum Besten dienen wird.
Der große Geist zeiget uns Pilgrimen nicht alles; sondern nur das, was uns auf dem Wege fördert. Das Uebrige taugt noch nicht für uns. Es wird auf die Heimkunft gespart. Eine jede Führung Gottes führet ihr eigenes Licht mit sich, daß man sie für das erkennen kann, was sie ist.
Je öfter ein Wachs zwischen unsern Fingern bald in diese, bald in eine andere Form gedrückt wird, je weicher wird es. So bekommen wir bald diese, bald jene Impression von demjenigen, in dessen Hand wir sind, wie der Tau in des Töpfers Hand. Da weiset er nun seine Macht und als der Schöpfer wird er auch seine Treue beweisen.
Nun du weißt deine Zeit,
Mir ziemt nur, stets bereit
Und fertig da zu stehen,
Und so zum Herrn zu gehen,
Daß alle Stund und Tage,
Mein Herz mich zu dir trage.
Welch eine köstliche Sache ist's, so ein gerades kindliches Vertrauen zu Gott, und doch dabei eine heilige Furcht vor ihm haben: nicht zu frech oder zu vertraulich, aber auch nicht zu scheu und unkeck gegen ihn zu sein. Wer auf sich selbst acht gibt, der wird bald merken, ob bei ihm das Zünglein an der Wage auf solche Weise eben recht stehet.
Die ganze Sache im Christentum kommt eben auf eine Uebereinstimmung des Willens mit dem Willen Gottes an, und übrigens muß eine heilige Stille in der Seele sein. (Johann Albrecht Bengel)

18:16 Da ging Obadja hin Ahab entgegen und sagte es ihm an. Und Ahab ging hin Elia entgegen.

18:17 Und da Ahab Elia sah, sprach Ahab zu ihm: Bist du, der Israel verwirrt?

18:18 Er aber sprach: Ich verwirre Israel nicht, sondern Du und deines Vaters Haus, damit daß ihr des HERRN Gebote verlassen habt und wandelt Baalim nach.

18:19 Wohlan, so sende nun hin und versammle zu mir das ganze Israel auf den Berg Karmel und die vierhundertfünfzig Propheten Baals, auch die vierhundert Propheten der Aschera, die vom Tisch Isebels essen.

18:20 Also sandte Ahab hin unter alle Kinder Israel und versammelte die Propheten auf den Berg Karmel.

18:21 Da trat Elia zu allem Volk und sprach: Wie lange hinkt ihr auf beide Seiten? Ist der HERR Gott, so wandelt ihm nach; ist's aber Baal, so wandelt ihm nach. Und das Volk antwortete ihm nichts.1)
Zweimal kommt das Wort 'hinken' in unserer Geschichte vor. Das eine Mal sehen wir, wie die Baalspriester um den Altar hinken mit dem Rufe: „Baal, erhöre uns“ (V. 26).
Sodann redet Elia das Volk an: „Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten?“ Unter dem Hinken der Baalspriester haben wir die bei jenen Männern übliche Aufführung von wilden, wüsten Opfertänzen zu verstehen. Es muss ein sonderbarer Anblick gewesen sein, als diese Leute um den Altar her hüpften und sich dabei mit allerlei schwankenden Bewegungen bald nach dieser, bald nach jener Seite hinneigten. Aber ist nicht das innere Hinken des Volkes, das in seinem Herzen und Wandel zwischen Gott und den Götzen hin- und herschwankte, im tiefsten Grunde noch sonderbarer und verächtlicher?
Auch heute ist ein Leben, das immer zwischen Gott und der Welt hin- und herschwankt, in Gottes Augen ebenso närrisch wie der unsinnige Tanz der Baalspriester um ihren Altar her. Bemitleiden wir doch ja nicht jene hinkenden Baalspriester, wenn unser eigenes inneres Leben ihrem Treiben ähnlich ist! Viele bedauern einen vorübergehenden hinkenden Menschen; aber den hinkenden Zustand ihres eigenen Herzens haben sie noch nie bedauert. Der hinkende Mephiboseth mag unter den Helden am Tische Davids sonderbar ausgesehen haben (2. Sam. 9,13). Aber hinkende Herzen in den Reihen der Heilandsstreiter sind noch unnatürlicher. Lasst uns doch niemals dem Volk Israel, das zwischen Jehova- und Baalsdienst hin- und herschwankte, ähnlich werden (Mat. 6,24; 12,30). (Alfred Christlieb)

18:22 Da sprach Elia zum Volk: Ich bin allein übriggeblieben als Prophet des HERRN; aber der Propheten Baals sind vierhundertfünfzig Mann.

18:23 So gebt uns zwei Farren und laßt sie erwählen einen Farren und ihn zerstücken und aufs Holz legen und kein Feuer daran legen; so will ich den andern Farren nehmen und aufs Holz legen und auch kein Feuer daran legen.

18:24 So rufet ihr an den Namen eures Gottes, und ich will den Namen des HERRN anrufen. Welcher Gott nun mit Feuer antworten wird, der sei Gott. Und das ganze Volk antwortete und sprach: Das ist recht.
Um das Volk zum glauben an Jehova zurückzuführen, griff Elia zu dem gewaltigen Mittel eines Gottesgerichtes. Er forderte das versammelte Volk auf, den Baalspriestern und ihm je ein Opfertier zu geben. Dann sollten beide Teile ihren Gott anrufen, dass er auf das geschlachtete Tier Feuer herabfallen lasse. An der Erfüllung dieser Bitte sollte der wahre Gott erkannt werden und dann allein Geltung haben. Woher bekam der Prophet die Freudigkeit zu solchem Vorschlag? Wer gab ihm Mut zu dieser Forderung? Um dies beantworten zu können, lasst uns daran denken, dass Gott schon früher in seinem Worte und in der Geschichte seines Volkes gerade dieses Wunder zu dem Zwecke getan hatte, um dem rechten Gottesdienst Anerkennung vor allem Volke und bleibende Geltung zu verschaffen.
Es war Feuer herabgefallen auf das erste Opfer Aarons (3. Mos. 9,24) und auf das Brandopfer bei der Einweihung des Salomonischen Tempels (2. Chron. 7,1). Außerdem lässt uns der Ausdruck in dem Gebete Elias, „dass ich solches alles nach deinem Worte getan habe“ (V. 36), erkennen, dass er einer ausdrücklichen göttlichen Weisung hierin folgte. Die mit dem geschriebenen göttlichen Worte in Einklang stehende göttliche Weisung verliehen ihm die ganz bestimmte Gewissheit, dass er in dieser Stunde solches Gottesgericht herbeiführen müsse.
Was uns betrifft, so wollen wir das Eliasziel, Menschen zum Glauben zu führen, auch verfolgen. Aber das Eliasmittel dürfen wir nur dann gebrauchen, wenn wir Eliasglauben und Eliasauftrag haben. (Alfred Christlieb)

18:25 Und Elia sprach zu den Propheten Baals: Erwählt ihr einen Farren und richtet zu am ersten, denn euer ist viel; und ruft eures Gottes Namen an und legt kein Feuer daran.

18:26 Und sie nahmen den Farren, den man ihnen gab, und richteten zu und riefen an den Namen Baals vom Morgen bis an den Mittag und sprachen: Baal, erhöre uns! Aber es war da keine Stimme noch Antwort. Und sie hinkten um den Altar, den sie gemacht hatten.

18:27 Da es nun Mittag ward, spottete ihrer Elia und sprach: Ruft laut! denn er ist ein Gott; er dichtet oder hat zu schaffen oder ist über Feld oder schläft vielleicht, daß er aufwache.
Es gibt viel unheiligen Spott. Die Heilige Schrift nennt die Gottlosen manchmal Spötter. Sie warnt uns davor, zu sitzen, wo die Spötter sitzen (Ps. 1,1). Sie sagt voraus, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden (2. Petr. 3,3; Jud. 18). Sie versteht darunter Leute, deren Spott aus hochmütiger, stolzer Gesinnung hervorgeht (Spr. 21,24). Ein erfahrener Bruder des Siegerlandes sagte einmal, er habe immer gefunden, dass die Leute, welche einen ironischen (d. h. spöttischen) Zug an sich hätten, im Reiche Gottes unfruchtbar geworden wären. Lasst uns bei uns und bei anderen diesen Spottgeist mit Ernst bekämpfen und Heilung von demselben suchen. Wahre Christen sind keine Spottvögel.
Und doch gibt es einen Spott, der wahrhaft erbaulich und glaubenstärkend ist. Wenn die Jungfrau, die Tochter Zion, aufgefordert wird, über das gewaltige Heer Sanheribs zu spotten (2. Kön. 19,21; Jes. 37,22), so ist damit kein stolzer Spott gemeint, sondern ein Spott, der herausfließt aus dem Glauben an die Macht Gottes, die den prahlerischen Assyrerkönig leicht niederwerfen kann. Solchen guten Spott hören wir auch hier aus dem Munde Elias. Er verspottet die zu Baal rufenden Priester, sie sollten lauter rufen, weil ihr Gott vielleicht dichte oder arbeite oder ausgegangen sei oder schlafe. Dies sagte er nicht aus Übermut oder Schadenfreude, um sie recht tief zu kränken. Vielmehr kam dieser Spott aus einer überschwänglichen Glaubenszuversicht. Elia wollte die Ohnmacht Baals gegenüber der herrlichen Macht Jehovas allem Volke so wuchtig wie nur möglich dartun.
Sein Spott musste die Torheit des Götzendienstes und damit die Sünde des von Jehova zu Baal abgefallenen Volkes aufs deutlichste zum Bewusstsein bringen. Solch ein heiliger Spott, der zur Ehre Gottes dient, ist köstlich (vgl. Ps. 2,4). Hingegen allem andern Spottgeist wollen wir für immer den Rücken kehren. (Alfred Christlieb)

18:28 Und sie riefen laut und ritzten sich mit Messern und Pfriemen nach ihrer Weise, bis daß ihr Blut herabfloß.

18:29 Da aber Mittag vergangen war, weissagten sie bis um die Zeit, da man Speisopfer tun sollte; und da war keine Stimme noch Antwort noch Aufmerken.
Als das Volk seine Zustimmung zu den Vorschlägen Elias gegeben hatte, überließ der Prophet den Baalspriestern in mannigfacher Weise den Vorrang: Sie durften sich von den herbeigebrachten Opfertieren aussuchen, welches sie wollten. Sie durften die erste und größte Zeit des Tages für sich in Anspruch nehmen. Ungehindert durften sie all ihre Kunst und Macht entfalten, um das gewünschte Ziel zu erlangen. Dieses Vorgehen zeigt uns 1. die Weisheit und 2. den Glaubensmut Elias.
Weise war sein Verfahren, weil alles Volk dadurch den Eindruck gewinnen musste, dass er gerecht und billig gegen die Baalspriester handelte, und weil er den letzteren jede Ausflucht und etwaige Ausrede nach ihrem Zuschanden-werden auf das Gründlichste abschnitt.
Glaubensmutig ist sein Verhalten; denn das Überlassen des Vorranges und der vollen Freiheit an die Baalspriester ist der beste Beweis dafür, dass Elia nicht ängstlich um den Ausgang war. Er war so durchdrungen von der Ohnmacht dieser falschen Propheten, er war so gewiss, dass Gott sie mit ihrem Tun und Treiben zu Schanden werden ließe, dass er gar kein Bedürfnis fühlte, sie irgendwie einzuschränken. Der göttliche Sieg wurde auf diese Weise nur noch herrlicher. Uns ruft diese Handlungsweise Elias ein Doppeltes zu: 1. Lasst uns im Kampf mit dem Unglauben weislich handeln, dass wir den Gegners keine Handhabe geben, uns zu verdächtigen (Luk. 21,15). 2. Lasst uns dabei nie zaghaft werden, als ob irgendeine Möglichkeit vorhanden wäre, dass der Unglaube den Sieg behalten könne. Nicht die falschen Propheten, sondern der Glaube wird das Feld behalten (Alfred Christlieb)

18:30 Da sprach Elia zu allem Volk: Kommt her, alles Volk zu mir! Und da alles Volk zu ihm trat, baute er den Altar des HERRN wieder auf, der zerbrochen war,

18:31 und nahm zwölf Steine nach der Zahl der Stämme der Kinder Jakobs (zu welchem das Wort des HERRN redete und sprach: Du sollst Israel heißen),

18:32 und baute mit den Steinen einen Altar im Namen des HERRN und machte um den Altar her eine Grube, zwei Kornmaß weit,
Nachdem der Versuch der Baalspriester, Feuer zu erhalten, zu Schanden geworden war, begann Elia seinerseits damit, dass er vor dem nahe herzugerufenen Volke einen früheren Altar des Herrn mit zwölf Steinen wieder aufrichtete. Dieser Bau aus zwölf Steinen hatte dem Volk etwas zu sagen. Israel war damals in zwei Parteien getrennt, in das nördliche so genannte Reich Israel (Zehnstämmereich) und das südliche Reich Juda. Ahab herrschte über das nördliche Reich Israel. Jede dieser zwei Parteien bekämpfte oft die andere. Die Zahl der Steine, die ja ausdrücklich nach der Zahl der Stämme gewählt war (V. 31), stellte dem Volke vor Augen, dass die getrennten Parteien ein Volk bildeten. Bevor also Gott das große Wunder des herabfallenden Feuers gab, ließ er sein Volk daran erinnern, dass es zusammengehöre. Dem ganzen Volke Gottes, nicht einer einzelnen Partei desselben, sollte die göttliche Kundgebung gelten. Kein Glied des Zehnstämmereichs sollte nachher sagen: Gott hat dies Wunder in Israel und nicht in Juda geschehen lassen und sich damit mehr zu uns als zu jenen bekannt. Wie leicht werden göttliche Segenstaten von menschlichem Parteigeist in Anspruch genommen! Elia wollte kein Parteimensch sein.
So ruft uns dieser Altarbau mit seinen zwölf Steinen zu: Wenn wir göttliche Gnadenwirkungen herabflehen wollen, so lasst uns damit beginnen, dass wir allem Parteigeist den Abschied geben und nicht für unsere besondere Seite, sondern für das ganze Volk Gottes den Segen suchen (Alfred Christlieb)

18:33 und richtete das Holz zu und zerstückte den Farren und legte ihn aufs Holz

18:34 und sprach: Holt vier Kad Wasser voll und gießt es auf das Brandopfer und aufs Holz! Und sprach: Tut's noch einmal! Und sie taten's noch einmal. Und er sprach: Tut's zum drittenmal! Und sie taten's zum drittenmal.

18:35 Und das Wasser lief um den Altar her, und die Grube ward auch voll Wasser.
Durch das wiederholte Begießen des Opfers mit Wasser wurde dem Feuer der Zugang und die Wirkung zwiefach erschwert. Indem Elia diese Anordnung traf, bewies er wiederum seinen triumphierenden Glauben. Dieser Glaube spottete nicht nur aller Bemühungen der falschen Propheten, sondern auch aller natürlichen Hindernisse. Er wusste, dass dieselben vor Gottes Macht nichts bedeuten. Der Kleinglaube hätte ängstlich jede Feuchtigkeit und Nässe ferngehalten, um dem Feuer die Wirkung zu erleichtern. Aber Elias Glaube wünschte diese Hindernisse ausdrücklich, um des Volkes Willen, das noch nicht glaubte, damit Gottes Wundermacht im Gegensatz zu Baals Ohnmacht noch deutlicher erkannt würde. Solchen starken Glauben lasst uns im Kampf gegen den Unglauben uns erflehen!
Lasst uns aber nicht bei Elias Glauben stehen bleiben, sondern an den denken, dessen Werkzeug Elia war. Weil Gott sein untreues, sündiges Volk so lieb hatte, weil es ihm so sehr darum zu tun war, sein Volk von allem Zweifeln und Hinken gründlich zu heilen, deshalb musste sein Knecht also handeln und das Opfer mit Wasser begießen lassen. Wir sehen, wie viel Mühe Gott sich gibt, sein Volk zum Glauben zu führen. Diese Liebe Gottes zu dem abtrünnigen Israel ist um so beachtenswerter, weil es in der dreijährigen Dürre so aussah, als ob Gott sein Volk gar nicht mehr liebe. (Alfred Christlieb)

18:36 Und da die Zeit war, Speisopfer zu opfern, trat Elia, der Prophet, herzu und sprach: HERR, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, laß heute kund werden, daß du Gott in Israel bist und ich dein Knecht, und daß ich solches alles nach deinem Wort getan habe!

18:37 Erhöre mich HERR, erhöre mich, daß dies Volk wisse, daß du, HERR, Gott bist, daß du ihr Herz darnach bekehrst!
Bei dem Gebet Elias um Feuer wollen wir auf zwei Stücke achten, die seiner bitte besondere Macht verliehen:
1. Das Ziel, auf das Elia mit ganzer Kraft gerichtet ist, war kein selbstsüchtiges, sondern Gottes Anerkennung und Israels Bekehrung. Obwohl das Gebet ganz kurz war, so kam doch der Wunsch, dass Jehova jetzt als Gott offenbar werden möge, zweimal darin vor. Durch diese Offenbarung Jehovas sollte Israels Herz bekehrt werden. Das war Elias Ziel. Wer bei dem Beten von allen stolzen und selbstsüchtigen Hintergedanken frei ist, wer nichts sucht als Gottes Ehre und das Heil der Seelen, der darf Großes erbitten. Elia kann uns lehren, die erste Bitte im Gebt des Herrn wirklich an die erste Stelle zu setzen (vgl. Jos. 7,9 und Joh. 12,28).
2. Ein zweiter Wink liegt in dem Ausdruck: „Lass kund werden, dass ich solches alles nach deinem Wort getan habe.“ Dies Wort zeigt uns, dass Elia bei seinen Anordnungen (V. 30 – 35) und seinen Bitten der völligen Übereinstimmung mit Gottes Willen gewiss war. Weil Elia wusste, dass er im Gehorsam gegen Gott so gehandelt hatte, wie er es getan, deshalb durfte er nun die göttliche Bestätigung auf seinen Weg herabflehen. Das ruft uns zu: Wenn wir auf unsere Wege und Unternehmungen göttliche Beglaubigung herabflehen wollen, so müssen diese Unternehmungen auch mit dem Willen Gottes im Einklang stehen. Wenn wir auf selbstgewählten Bahnen den Segen Gottes erbitten, sind wir nicht in den Fußspuren Elias. (Alfred Christlieb)

18:38 Da fiel das Feuer des HERRN herab und fraß Brandopfer, Holz, Steine und Erde und leckte das Wasser auf in der Grube.

18:39 Da das alles Volk sah, fiel es auf sein Angesicht und sprach: Der HERR ist Gott, der HERR ist Gott!2)

18:40 Elia aber sprach zu ihnen: Greift die Propheten Baals, daß ihrer keiner entrinne! und sie griffen sie. Und Elia führte sie hinab an den Bach Kison und schlachtete sie daselbst.
Als dem Propheten Elia auf sein Gebet Erhörung zuteil geworden war, und Adas Feuer vom Himmel das Opfer vor den Augen alles Volkes verzehrt hatte, forderte er das ganze versammelte Israel auf, die Propheten Baals zu greifen, und rief voll Eifers: „Dass ihrer keiner entrinne!“ Er führete sie alle hinab an den Bach Kison und schlachtete sie daselbst. Ein solches Ende muss es mit unsern Sünden nehmen; sie sind alle verurteilt und verdammt, keine einzige darf verschont werden. Auch unsre Lieblingssünde muss sterben. Schone ihrer nicht, ob sie gleich noch so kläglich schreit. Töte sie, schlachte sie, und wäre sie dir teuer wie ein Isaak. Schlage zu, denn Gott schlug auch auf die Sünde, da sie seinem eingebornen Sohn aufgelegt war. Mit strengem rücksichtslosem Ernst musst du dieselbe Sünde zum Tode verurteilen, die einst der Abgott deines Herzens war. Fragst du nun, wie du das vollbringen kannst? Der Herr Jesus wird deine Stärke sein. Dir ist im Testament der Gnade auch die Gnade geschenkt, dass du die Sünde zu überwinden vermagst; dir ist Macht verliehen, im Kreuzzuge gegen die inwendigen Lüste und Begierden den Sieg zu gewinnen, weil der Herr Jesus Christus dir verheißen hat, bis ans Ende bei dir zu sein. Willst du über die Finsternis triumphieren, so musst du dich vor das Angesicht der Sonne der Gerechtigkeit stellen. Es gibt keinen geeigneteren Ort, wo man die Sünde entdecken und sich vor ihrer Macht und Strafe schützen kann, als die unmittelbare Gegenwart des heiligen Gottes. Hiob erkannte noch nicht so recht deutlich, wie er von der Gewalt der Sünde frei werden könne, als bis er seinen Glaubensblick auf Gott richtete; da erst schauderte er vor sich selbst zurück und tat Buße im Staub und in der Asche. Das feine Gold des Christenlebens wird oft trübe. Wir haben ein heiliges Feuer nötig, das die Schlacken verzehre. Wir wollen unsre Zuflucht zu unserem Gott nehmen; Er ist ein verzehrendes Feuer; Er wird nicht unsern Geist, sondern nur unsre Sünden verzehren. Die Güte Gottes möge uns doch zu einem flammenden Feuereifer reizen, und zu einer heiligen Rache gegen unsre Missetaten, die vor seinen Augen hässlich sind. Ziehe hin in seiner Kraft, und vernichte diese Feinde, „dass ihrer keiner entrinne.“ (Charles Haddon Spurgeon)


Man hat manchmal Elia einen Vorwurf daraus machen wollen, dass er seine Gegner, die Baalspriester, am Bache Kischon geschlachtet habe. Man nannte es lieblosen Fanatismus, falschen Eifer u. dergl. Demgegenüber ist zu sagen: Elia war für seine Zeit an das geschriebene Wort Gottes im Gesetzbuche Moses gebunden. Dasselbe befahl wiederholt und deutlich, jede Abgötterei in Israel und jede Verführung zum Dienst fremder Götter mit dem Tode zu bestrafen (5. Mos. 13,1 – 6; 17, 2 – 7). Demnach konnte und durfte Elia in jener Zeit nicht anders handeln.
Für uns besteht jene äußere Satzung nicht. Wir sollen an keinen Irrlehrer die Hand anlegen. Und doch kann Elia auch hier uns zum Vorbild dienen. In dreifacher Weise können wir seinen Fußspuren folgen.
1. Zuerst lasst uns an die Umstände denken, unter denen Elia die Hinrichtung der Baalsdiener vom Volke verlangte. Elia hatte damals ein Volk vor sich, das unter dem Eindruck des herabfallenden Feuers sich mit Begeisterung zu Jehova als wahrem Gott bekannte. Indem nun Elia sprach: „Greift die Propheten Baals, dass ihrer keiner entrinne“, wies er das Volk an, seinen Glauben an Gott nicht nur mit dem Munde, sondern mit der Tat zu beweisen und nach dem Willen Gottes (der damals in der Beobachtung des mosaischen Gesetzes bestand ) zu handeln. Er wollte, dass die Sinnesänderung sich im praktischen Leben durch Gehorsam bewiese.
Damit gibt uns Elia einen Wink, der auch im Neuen Testament gültig ist. Auch wir sollen nie bei einem Lippenbekenntnis stehen bleiben, sondern die durch den Glauben geschenkte Kraft in die Tat umsetzen und im Wandel beweisen (1. Joh. 2,3 – 6; Mat. 7,21).
2. Noch von einer anderen Seite können wir jene Tat Elias ansehen. Es war eine Tat großen Glaubensmutes. Die dort geschlachteten Baalspriester standen unter dem besonderen Schutze Isebels. Nun gab es aber damals keine einflussreichere Person im Lande als diese gottlose Königin, die ihren Mann nach ihrem Wunsche leitete (1. Kön. 21,5 – 16). Elia wusste, dass er mit dieser Hinrichtung die furchtbarste Wut dieser mächtigen Herrscherin hervorrief. Indem er es trotzdem tat, bewies er, dass er sich in der Verfolgung des göttlichen Wortes von keinem Menschen, auch nicht vom gewaltigsten, abhalten ließ. Seine Richtschnur, die aus seinem Gebet um Feuer zu erkennen ist, lautete: „Nach deinem Wort“ (V. 36). Wenn er des göttlichen Willens durch sein Wort gewiss geworden war, so konnte kein Isebelszorn ihn davon abhalten, danach zu wandeln. Wie ein Täufer vor Herodes (Mat. 14,4), und ein Paulus vor Felix (Apg. 24,25), so wich Elia vor seinem durch Ahab vertretenen Herrscherhause kein Haar breit von den göttlichen Befehlen ab. Wenn wir auch äußerlich gegen falsche Propheten ganz anders zu handeln haben, so ist doch solcher Glaubensmut vorbildlich, der den einmal erkannten Gotteswillen mit Festigkeit ausführt, ohne nach Menschen- und Fürstengunst zu schielen (Ps. 56,5; Jes. 51,12; Gal. 1,10).
3. Hätte Elia jene Baalspriester am Leben gelassen, so hätten dieselben bald unter Isebels Schutz ihre Tätigkeit zur Verführung des Volkes wieder entfalten können. Indem er sie aber tötete, beugte er der Gefahr eines Rückfalles vor. Er bekämpfte einen Rückfall des Volkes auf die für jene Zeit von Gott angeordnete Weise.
Der Kampf gegen Rückfall bei uns selbst und bei anderen ist auch uns befohlen. Wie haben Jesus und die Apostel mit Ernst gegen den Rückfall gekämpft (z.B. Mat. 12,43 – 45; 24,10 – 13; 2. Petr. 2; 1. Joh. 2,18; 2. Joh. 7 – 11). Paulus hat gewiss niemals mit fleischlichen Waffen gegen die Irrlehrer gestritten. Aber mit dem neutestamentlichen Schwert des Wortes und Geistes hat er den schädlichen Einfluss, der die Galater von Christus abzog, auszurotten getrachtet (Gal. 5,1 – 4. 12).
In dieser dreifachen Weise lasst uns den Fußspuren Elias in jener Stunde nachgehen. (Alfred Christlieb)

18:41 Und Elia sprach zu Ahab: Zieh hinauf, iß und trink; denn es rauscht, als wollte es sehr regnen.
Als Elia zu Ahab sprach: „Es rauschet, als wollte es sehr regnen“, war noch kein einziges Wölkchen am Himmel (V. 43). Dennoch sprach der Prophet so, als ob alle Anzeichen eines Gewitters schon zu sehen und zu hören wären. Sein Glaube schaute nicht auf den wolkenlosen Himmel, sondern auf das Wort Gottes, welches den Regen verheißen hatte (V.1).
Für Elia waren nicht die äußeren Regenzeichen die Hauptsache, sondern die inneren Voraussetzungen für die Hinwegnahme des Gerichtes der Dürre. Diese inneren Voraussetzungen waren erfüllt, als das Volk seine Stellung zur Sünde der Abgötterei geändert und seinem Gott sich mit Wort (V. 39) und Wandel (V. 40) zugewandt hatte. Als dies geschehen war, machte der äußerlich gar nicht nach Regen aussehende Himmel ihm wenig zu schaffen.
Während der Versand immer nur an den sichtbaren Zeichen und den natürlichen Ursachen stehen bleibt, aber die inneren, vor Gott geltenden Gründe ganz außer acht lässt, kann der Glaube umgekehrt handeln. Er schaut auf das, was bei Gott entscheidend ist. Wenn er darüber völlig gewiss geworden ist, so kann er unter Umständen alle natürlichen Gründe und sichtbaren Zeichen für nichts achten. Er kann den Regen schon rauschen hören, wenn der Verstand noch kein Wölkchen am Himmel entdecken kann (Hebr. 11,1). (Alfred Christlieb)

18:42 Und da Ahab hinaufzog, zu essen und zu trinken, ging Elia auf des Karmels Spitze und bückte sich zur Erde und tat sein Haupt zwischen seine Kniee

18:43 und sprach zu seinem Diener: Geh hinauf und schau zum Meer zu! Er ging hinauf und schaute und sprach: Es ist nichts da. Er sprach: Geh wieder hin siebenmal!
Wir können auf einen sichern Erfolg zählen, wenn wir die Verheißung des WHerrn für uns haben. Und wenn ihr auch einen Monat um den andederens gebetet habt, ohne dass euch Erhörung zuteil wurde, so ist es dennoch unmöglich, dass der Herr taub sein sollte, wenn es die Seinen in dem, was seine Ehre angeht, ernstlich meinen. Der Prophet auf der Höhe des Karmel hörte nicht auf, mit Gott zu ringen, und gab auch keinen Augenblick der Furcht Raum, dass er in den Vorhöfen Jehovahs könnte abgewiesen werden. Sechsmal kam der Knabe zurück, aber jedes Mal wurde kein anderes Wort gesprochen, als: „Gehe wieder hin.“ Wir dürfen dem Unglauben nicht im Traume nachgeben, sondern müssen uns an unsern Glauben halten siebzig mal sieben mal. Der Glaube sendet die erwartungsvolle Hoffnung aus, um vom Karmel hinauszuschauen, und wenn sich nichts zeigt, sendet er sie immer wieder. Weit entfernt, von wiederholter Erfolglosigkeit entmutigt zu werden, wird der Glaube nur umso mehr zu inbrünstigem Gebet angespornt. Er wird gedemütigt, aber nicht erdrückt, sein Seufzen ist tiefer und sein Klagen schmerzlicher, aber er weicht nicht und zieht seine Hand nicht zurück. Es wäre für Fleisch und Blut erwünschter, eine schnelle Antwort zu empfangen; aber gläubige Seelen haben Ergebung gelernt und wissen, dass es gut ist, wenn sie auf den Herrn und seine Verheißung warten müssen. Eine aufgeschobene Erhörung nötigt das Herz oft zur Selbstprüfung und führt es zur Zerknirschung und Erneuerung im Geist; dadurch werden unsrem Sündenverderben tödliche Wunden geschlagen und die Kammern des Götzendienstes gereinigt. Die große Gefahr besteht darin, dass die Menschen träge werden und sich um den Segen bringen. Liebe Seele, falle nicht in diese Sünde, sondern fahre fort mit Wachen und Beten. - Zuletzt erschien eine kleine Wolke, wie eines Mannes Hand, der sichere Vorbote von Strömen des ersehnten Regens; und so geht‘s auch dir, das Zeichen der Erhörung wird dir gewiss zuteil, und du erhebst dich als ein allvermögender Fürst, der die gesuchte Gnade empfängt. Elias war ein Mensch, gleichwie wir, seine Macht über Gott lag nicht in seinem eigenen Verdienst. Wenn denn sein gläubiges Gebet so viel vermochte, warum nicht auch das unsrige? (Charles Haddon Spurgeon)

18:44 Und beim siebentenmal sprach er: Siehe, es geht eine kleine Wolke auf aus dem Meer wie eines Mannes Hand. Er sprach: Geh hinauf und sage Ahab: Spanne an und fahre hinab, daß dich der Regen nicht ergreife!

18:45 Und ehe man zusah, ward der Himmel schwarz von Wolken und Wind, und kam ein großer Regen. Ahab aber fuhr und zog gen Jesreel.
Nachdem der Knabe Elias sechsmal vergeblich den Aussichtspunkt erstiegen hatte, brachte er von dem siebenten Gang die Nachricht zurück, dass eine kleine Wolke aus dem Meer aufsteige wie eines Mannes Hand. Was predigt uns dieses kleine Wölkchen? Es kann uns eine dreifache Lehre geben:
1. Zuerst kann es uns ermutigen, mit demütigem, gläubigem Gebet anzuhalten; denn dies Wölkchen ist eine Antwort auf Elias Gebet um Regen und ist ein Beweis dafür, dass Gott solches Flehen endlich erhört (Ps. 25,3a).
2. Es kann uns auch lehren, dass Gottes Verheißungen gewisslich in Erfüllung gehen. Denn dies Wölkchen ist die Erfüllung jener göttlichen Verheißung an seinen Knecht, dass er regnen lassen wolle auf Erden (18,1). So wie jene Zusage erfüllt wurde, so werden auch alle Gottesverheißungen eintreffen. „Denn des Herrn Wort ist wahrhaftig, und was er zusagt, das hält er gewiss“ (Ps. 33,4). Wie bei Josua nicht ein Wort fehlte von allem Guten, was Gott verheißen hatte (Jos. 23,14 u. 21,45), so wird sein Wort immer wahr werden.
3. Zuletzt lehrt uns auch dies kleine Wölkchen die Wahrheit, dass die großen, herrlichen Gnadenerweisungen Gottes oft gar klein und unscheinbar anfangen. Wie gering und kaum beachtenswert schien doch diese Wölkchen! Und welche eine große Bedeutung gewann es für das ganze Land Israel! Es sollte die lange, unsagbar schwere Gerichtszeit der Dürre und Hungersnot hinwegnehmen und die ersehnte Erquickungszeit des Regens herbeiführen. So handelt Gott auch sonst. Von seinem Reiche, das alle Völker überschatten soll, sieht man zuerst nichts als „ein Senfkorn“ (Mat. 13,32; vgl. Dan. 2,35b). Und Jesus selbst, der der rechte Bringer der Erquickungszeit und der Hinwegnehmer des göttlichen Gerichts ist, erscheint so gering in der Krippe zu Bethlehem. So lasst uns die Lehren des kleinen Wölkchens recht beherzigen. (Alfred Christlieb)

18:46 Und die Hand des HERRN kam über Elia, und er gürtete seine Lenden und lief vor Ahab hin, bis er kam gen Jesreel.