Inhaltsverzeichnis

Sander, Immanuel Friedrich - Thesen über die Lehre vom Teufel.

I.

Die Lehre von der Existenz und Wirksamkeit eines abgefallenen Engelfürsten, eines persönlichen Widersachers Gottes und der Menschen, ist so deutlich und so nachdrücklich in der heiligen Schrift bezeugt, daß nur ein das Zeugniß der Schrift muthwillig verdrehender und verkehrender Unglaube es leugnen kann.

II.

Die Lehre vom Dasein und Wirken des Satans oder Teufels ist in, dem Maße ein integrirender Theil der Schriftwahrheit, daß die Leugnung oder Ignorirung dieser Lehre die Schriftwahrheit verstümmelt und ihren Organismus zerreißt.

III.

Die Diener am Worte, Professoren auf dem Katheder, Prediger auf der Kanzel, sind nicht Herren, sondern nur Haushalter über die Geheimnisse Gottes, und haben also nichts von irgend einer Vollmacht, eine durch die heiligen Männer Gottes offenbarte Lehre zu ignoriren, bei Seite zu setzen oder zu behaupten, dieselbe habe keine Bedeutung für das fromme Bewußtsein.

IV.

Von der Lehre, welche das Dasein des Satans behauptet, läßt sich eben so leicht als nachdrücklich nachweisen, daß sie von sehr großem Einfluß aufs Leben ist.

V.

Namentlich erscheint die Sünde um so mehr in ihrem Greuel, als eine zum Verderben führende Macht, wenn wir als den Vater, Urheber, Pfleger und Beförderer derselben den Teufel, den Lügner und Mörder von Anfang erkennen.

VI.

Die Erlösungsfähigkeit steht, manichäischen und pelagianischen Anschauungen und Behauptungen gegenüber, um so unzweifelhafter fest, wenn wir wissen, daß der Mensch durch Verführung des Obersten der bösen Geister von Gott abgefallen ist.

VII.

Die Herrlichkeit der Erlösung wird uns um so gewisser, wenn wir dieselbe als eine Erlösung, eine Errettung aus der Obrigkeit der Finsterniß erkennen.

VIII.

Die Verunstaltung der Schriftlehre vom Satan und seinem Reich durch rohen Aberglauben oder spiritualistischen Unglauben (z. B. in Göthes Mephistopheles) kann kein Grund sein, diese Schriftlehre den christlichen Gemeinden vorzuenthalten, sondern macht es desto nöthiger, das Zeugniß der heiligen Schrift reden zu lassen.

IX.

Die Salbung, die uns alles lehrt, wird, wie in den andern Lehrstücken, auch in diesem vom Satan und seinem Reich, das rechte Maaß, wie auf der Kanzel so in der Kinderlehre, halten lehren.

X.

Das Allernöthigste für uns und das am meisten Praktische in Betreff der Lehre vom Satan wird das sein, darnach zu ringen, daß wir unter denen erfunden werden, die als die von Gott Gebornen vom Argen nicht dürfen angetastet werden.

Die Lehre der heiligen Schrift vom Teufel.
In der Gnadauer Pastoral-Conferenz vorgetragen
am 14. April 1858
Dr. Sander
Superintendent und zweiter Director des Königl. Prediger-Seminars zu Wittenberg.
Schönebeck
Verlag von E. Berger.
1858