Augustinus, Aurelius - Manuale - XXIX. Von der wahren Ruhe des Herzens.

Fürwahr, das ist die wahre Ruhe des Herzens, wenn es sich ganz einsenkt und einlässt in die Liebe GOttes mit sehnlichem Verlangen und nichts anderes mehr begehrt, sondern seine selige süße Lust und lustige Freude hat an dem, das es fasst und findet. Wenn es aber durch eitle Gedanken oder sonst durch andere Geschäfte ein wenig von solcher Liebe abgezogen wird, so eilt es, so viel es eilen kann, wieder zurück, und hält es für ein Elend, wenn es sich anderswo verweilen soll. Denn wie der Mensch der göttlichen Gütigkeit jeden Augenblick genießt und ihrer gebraucht, also soll auch kein Augenblick vergehen, darin er nicht den lieben Gott in seinem Gedächtnis haben sollte.

Darum fällt der in keine geringe Missetat, er sei auch, wer er wolle, welcher, wenn er mit GOtt im Gebet redet, sich geschwind von Seinem Angesicht abziehen lässt, als stände er vor Jemandes Augen und Ohren, die nicht sehen noch hörten. Dies geschieht aber, wenn der Mensch seinen bösen und ungestümen Gedanken nachhängt und vielleicht eine ganz geringe Kreatur GOtt dem HErrn vorzieht, indem er jene vielfältig hin und her betrachtet oder öfter an sie gedenkt, als an Gott, den er doch stets sollte bei sich betrachten als seinen Schöpfer, anbeten als seinen Erlöser, erharren als seinen Seligmacher, fürchten als seinen Richter. Amen.