Wo immer auf Erden ein Geistlicher oder Laie die h. Kirche erbaut, der ist ebenso Christi wie Petri Stellvertreter. Jeder Christ hat Christus zum Beistand und braucht weder Papst noch Bischof zur Erlangung des Heils.
Die Gläubigen müssen die Irrtümer der Gegenwart messen am Leben und an der Verordnung Christi als der ersten Richtschnur. Dann werden sie sofort mehrken, wie weit unsre Priester von dem ersten Maßstab abweichen in Gesetz, Wandel und Verkündigung.
Jedermann kann einigermaßen zur Besserung der Kirche helfen: etliche sollen helfen durch Gründe, die aus Gottes Wort genommen sind, andre durch weltliche Macht, wie die weltlichen Herren, die Gott verordnet hat, und alle Menschen durch guten Wandel und fromme Gebete zu Gott; denn bei ihm steht die Hilfe gegen die List des bösen Feindes.
Weil das ewige Wort Gottes fehlt und der Acker der Welt verwüstet ist, herrscht überall geistiger Tod. Gottes Wort muß deshalb wieder lebendig werden, verkündet in beiden Sprachen, in der lateinischen den Gelehrten, in der Landessprache den kleinen Leuten.
Christen sollen Tag und Nacht arbeiten an den Texten der h. Schrift, namentlich des Evangeliums in ihrer Muttersprache. Aber weltliche Priester erwidern, Laien könnten leicht irren. Geradeso leicht kann ein stolzer weltlicher Priester irren, dem lateinischen Evangelium zuwider, wie ein einfacher Laie irren kann, dem englischen Evangelium zuwider. Ist denn das Vernunft, wenn ein lernendes Kind am ersten Tage Fehler begeht, Kinder um solchen Fehlers willen überhaupt nicht zum Lesenlernen zuzulassen? Jeder ist gehalten, seine heilige Lektion zu lernen, damit er selig werde. Jeder, der selig werden will, ist ein wirklicher Priester, von Gott dazu gemacht, und jeder ist verbunden, solch ein Priester zu sein.