Viret tadelt die, welche „sich als große Eiferer für das Evangelium erweisen wollen, indem sie, ohne Wahl der Gelegenheit und der Umstände, gegen den katholischen Götzendienst schreien, und statt die Gemüther zu erbauen, nur die Schwachen verwirren und die wahrhaft Gottesfürchtigen in Gefahr bringen. Als Paulus zu Athen war, entbrannte sein Herz in ihm, da er sah, wie die Stadt der Abgötterei ergeben war; er disputirte in der Versammlung mit den Juden, belehrte auf dem Markte das Volk, lief aber nicht durch die Straßen wie ein Wahnsinniger, um, auf eigene Machtvollkommenheit hin, die Bilder umzustürzen und die Tempel zu zerstören.“
„Erinnert euch an das Wort: ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe. Es heißt nicht: ich sende euch wie Wölfe unter die Schafe, noch wie wilde Thiere gegen andere wilde Thiere, sondern wie Schafe unter die Wölfe. Ein seltsames Wort! Welche Siegeshoffnung können Schafe haben wenn sie Wölfe bekämpfen sollen? was Anders können sie erwarten, als zerrissen zu werden? Hier ist aber weder auf die Natur der Schafe, noch auf die der Wölfe zu sehn, sondern auf den, der gesagt hat: ich sende euch; er, der Hirte, ist es, der die Schafe sendet, die ihm der Vater gegeben hat, und der will daß ihm keines entrissen werde. Was uns daher von Seiten der Menschen begegnen möge, wir sind zufrieden einen solchen Beschützer zu haben, der nicht ein bloßer Mensch, sondern der ewige Gott selber ist. Deshalb sind wir gewiß, daß wir nicht untergehn; sterbend leben wir, besiegt sind wir Sieger. Bleibt nur fest in euerm Glauben; bekämpft eure Feinde durch ihn, durch Geduld und Gebet. Das sind die Waffen, durch welche von Anfang an die Kirche Gottes über die Gewaltigen der Erde Siegerin geworden ist.„
1553, Brief an die Lausanner Studenten
Quelle: Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reformirten Kirche - Band IX