„Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1. Korinther 3,16.)
„Wißt ihr nicht, daß euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt?“ (1. Korinther 6,19.)
Ein Gläubiger soll „wissen“, daß er ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Es ist ein ernster Mangel, wenn er sich dessen nicht bewußt ist oder wenn er die heilige, göttliche Person nicht kennt, die in ihm Wohnung machte. Viele Gläubige denken: „Es kommt nicht so sehr darauf an, ob man den Heiligen Geist als eine Person oder als eine Kraft anerkennt.“ Aber das ist ein großer Unterschied; wenn der Heilige Geist eine göttliche Person ist, so schulden wir Ihm Ehrfurcht, Liebe und Vertrauen. Wenn Er eine Kraft ist, so brauchen wir uns nur Seinen Wirkungen hinzugeben, haben aber kein persönliches Verhältnis zu Ihm. Viele Gläubige wissen so wenig über die Person des Heiligen Geistes, daß sie an Ihn als an einen Einfluß oder als eine Kraft denken; infolgedessen wollen sie diese Kraft empfangen, um sie zu gebrauchen. Wer aber den Heiligen Geist, wie die Bibel Ihn bezeugt, als eine unendlich erhabene Person kennt, der merkt: Der Heilige Geist will uns in Besitz nehmen, um uns zu gebrauchen. Welch ein Unterschied, ob ein Mensch die göttliche Kraft gebrauchen will, um das zu werden oder zu erlangen, was er wünscht oder ob er sich selbst dem ewigen Gott in die Hand legt, damit Gott ihn gebraucht! Das letztere ist Gottes Wille mit uns. In dem Augenblick, wo wir uns selbst erkennen als Tempel des Heiligen Geistes - bewohnt, geleitet und zum Dienst benutzt von dieser erhabenen, heiligen Person -, werden wir tief demütig, und Gott kann zu Seinem Recht kommen. Es ist eine überwältigende Wahrheit, daß der ewige Gott durch die Person des Heiligen Geistes in uns wohnt, waltet, wirkt und herrscht!
Die Schrift stellt uns den Heiligen Geist als eine handelnde Persönlichkeit dar. Wir lesen
Unmöglich könnte man dies alles von einer unpersönlichen Kraft sagen. Der Heilige Geist wird durch den Sohn gesendet (Johannes 15,26; 16,7) und zeugt vom Sohn (Johannes 15,26; 16,14-15). Er redet nicht aus Sich Selbst, sondern Er redet, was irgend Er hört und verkündigt das Kommende (Johannes 16,13). Der Heilige Geist ist durch das ewige Wort Gottes mir einer solchen Majestät umkleidet, daß wir Seinen heiligen Namen nur mit tiefster Ehrfurcht nennen dürfen. Der Herr unterscheidet klar zwischen Seiner Person und Seinem Namen und der Person und dem Namen des Heiligen Geistes.
Wenn die Lästerung des Geistes als eine Sünde bezeichnet ist, die nicht vergeben wird (Hebräer 10,29), so ist dies nicht wunderbar, denn ein Mensch, der diese Lästerung ausspricht, hat ja Den von sich gestoßen, durch welchem alle Wirkungen der Gnade auf Herz und Gewissen der Menschen ausgeübt werden. Dieser ernste Sachverhalt umschließt zugleich einen tiefen Trost für alle die, welche unter dem verzweifelnden Druck einhergehen, sie könnten keine Gnade mehr finden, weil sie die Sünde wider den Heiligen Geist begangen hätten. Ihr Schmerz, ihre Kümmernis ist ein Beweis, daß sie unter den Gnadenwirkungen des Heiligen Geistes stehen, der sie trösten will, wenn sie nur glaubend die Gnade fassen. Wie klar aber folgt aus diesem allen, daß der Heilige Geist eine Persönlichkeit ist!
Als Jesus in die Herrlichkeit zum Vater ging, verhieß Er Seinen Jüngern, daß Er sie nicht als Waisen zurücklassen wolle. Er wollte eine andre göttliche Person senden, die den Jüngern das ersetzen sollte, was Er ihnen war in den Jahren Seines irdischen Dienstes.
Deshalb sagte Er: „Es ist euch nützlich, daß Ich weggehe“ (Johannes 16,7). Jesus nennt den Heiligen Geist den Sachwalter (Rechtsanwalt oder Fürsprecher) oder „ Tröster“. Auch sagt der Herr vom Heiligen Geiste: „Er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was Ich euch gesagt habe.“ (Johannes 14,26.) Es gibt aber noch andere klare Schriftbeweise davon, daß der Heilige Geist eine göttliche Person ist. Er kann betrübt werden (Epheser 4,30), wenn wir etwas tun oder sagen, was sich in Seiner heiligen Gegenwart nicht geziemt. Er kann gedämpft werden (1. Thessalonicher 5,19), wenn wir unser Herz Dingen und Einflüssen öffnen, die Sein Wirken hemmen.
Wir sollten den Heiligen Geist als „den Geist der Wahrheit“ kennen und ehren (Johannes 16,13 und 1. Johannes 5,6). Wie ernst ist es, wenn ein Menschen, in dem diese heilige Person Wohnung gemacht hat, mit Bewußtsein in irgend einer Beziehung von der Wahrheit abweicht! Gewiß haben wir oft vom Heiligen Geist gehört, auch an Ihn geglaubt; aber die Frage ist: Haben wir in unseren Gedanken, unserem Vertrauen, unserer Liebe und Zuneigung diese heilige Person wirklich geehrt?
Jeder wahre Christ ist wiedergeboren durch den Heiligen Geist, versiegelt und gesalbt mit dem Heiligen Geist, erleuchtet und geleitet durch Ihn! Er hat das Zeugnis der Kindschaft und des Erbteils durch das Unterpfand des Heiligen Geistes, der ihn zugleich befähigt, den Willen Gottes zu erkennen und zu vollbringen. Auch vertritt der Heilige Geist die Schwachheit der Gebete der Kinder Gottes mit unaussprechlichen Seufzern (Römern 8,26). Durch den Heiligen Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist (1. Petrus 4,14), stehen die Gläubigen vor Gott nicht mehr als Menschen „im Fleisch“, in der alten Natur, sondern sie sind Menschen „im Geist“. Durch Ihn sind sie fähig, ihre angeborene Sündennatur für tot zu erklären und im Grabe zu halten, „die Handlungen des Leibes zu töten“ (Römer 8,13) und die Früchte des neuen Lebens zu offenbaren. Sie haben Gewißheit der Auferstehung (Römer 8,11). Vor allem ist dies wichtig: Der Heilige Geist, der ihnen gegeben ist, ist ein Geist der Kindschaft, durch den wir rufen: Abba, Vater! Dies hat niemand im Alten Testament erlebt oder gewußt. Welch herrliche Gabe! Der Heilige Geist lehrt die Gläubigen beten und bringt die Sehnsucht nach der Ankunft des Herrn hervor. „Der Geist und die Braut sagen: Komm!“ (Offenbarung 22,17.) Der unermeßliche Reichtum dessen, was der Heilige Geist den einzelnen Gläubigem gibt und in ihnen wirkt, ist eine Fülle, die unerschöpflich ist. „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein.“ (Römer 8, 9.)
Es ist der Wille Gottes, daß alle Gläubigen, die mit dem Heiligen Geist getauft sind, die Fülle des Geistes empfangen: „Seid mit dem Geiste erfüllt!“ (Epheser 5,18). Der Heilige Geist will über unser ganzes Leben, alle Neigungen, Wünsche und Gedanken, über unsern Geist und Leib volle Herrschaft ausüben und einen Strom von Friede, Freude, Kraft offenbar werden lassen. Er kann das aber nur, wenn die Gläubigen als leere Gefäße, entleert von Selbstsucht, Weltlust, Ehrgeiz, Geldrechnungen und aller Unreinigkeit, sich von Ihm füllen lassen wollen. Zuvor muß weggeschafft werden, was Ihn hindert und betrübt: Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei, Bosheit, Nachtragen (vgl. Epheser 4,30-32). Als die Witwe durch Elisa die überströmende Fülle des Öls empfangen sollte, um fähig zu werden, ihre Schuld zu bezahlen und mit ihren Söhnen ein neues Leben der Freiheit zu leben, da brauchte sie zwei Dinge: eine verschlossene Tür gegenüber der Welt und leere Gefäße, um die Fülle Gottes zu empfangen. (2. Könige 4,1-7.) Dies ist unser Fall in der gegenwärtigen Zeit, wenn wir die Fülle des Geistes erleben wollen. Wir müssen unsere Seele durch eine für die Welt verschlossene Herzenstür in der Stille der göttlichen Gegenwart bewahren lassen und müssen unser Leben, unsern Willen als ein leeres Gefäß hinstellen, um mit dem Lichte des Heiligen Geistes erfüllt zu werden!
Die Gläubigen der Gegenwart sind sich vielfach bewußt, daß sie mächtigere Wirkungen des Heiligen Geistes bedürfen; das Verlangen nach der Fülle des Heiligen Geistes wird ausgesprochen in vielen Gebeten - dem Herrn sei Preis dafür! Der heiße Wunsch, die Gläubigen belebt zu sehen und durch mächtige Erwerbungen, zahlreiche Verehrungen den Namen des Herrn Jesu vor aller Welt verherrlicht zu sehen, bewegt viele Herzen. Diese Wünsche und Bedürfnisse sind gewiß durch den Heiligen Geist Selbst bewirkt, und Er wird sie stillen. Wir erleben große und anbetungswürdige Offenbarungen der Macht des Wortes und des Geistes Gottes. Der Herr ist nahe, und die klugen Jungfrauen, die das Öl des Geistes haben, schmücken ihre Lampen, daß sie hell brennen. Wenn man jene Wünsche zuweilen in die Form gekleidet hört, daß um eine neue Ausgießung des Heiligen Geistes, um ein neues Pfingsten gebetet wird, so ist dies nicht eine biblische Ausdrucksweise. Das Erscheinen des Heiligen Geistes auf der Erde geschah am Pfingsttag; seitdem wohnt und wirkt Er in den Gläubigen und wirbt aus dem Volke dieser Welt die Braut für das Lamm.
Wie der on Abraham ausgesandte Knecht dem Sohne seines Herrn die Braut warb (vgl. 1. Mose 24), sie beschenkte mit den Schätzen, die der Vater ihm mitgegeben, und ihr auf der Wüstenreise von der Liebe und Schönheit des Isaak erzählte, dem Rebekka ihr Herz gegeben obwohl ihr Auge ihn noch nie gesehen - so auch der Heilige Geist. Er wirbt die Braut, schmückt sie mit himmlischen Kleinodien, tut ihr die Schönheit und Liebe ihres himmlischen Gebieters kund und führt sie Dem entgegen, der sie sehnsuchtsvoll erwartet und ihr entgegenschreitet aus des Vaters Herrlichkeit, um sie zu empfangen und sie hinein zu führen zur Hochzeit des Lammes. Dies ist der Weg und das Ziel, auf dem und zu dem der Heilige Geist die Söhne Gottes leiten will. Jedoch Er leitet sie auch in den kleinen und kleinsten Dingen des täglichen Lebens, Er leitet sie Stunde um Stunde, wenn sie in Demut und Aufrichtigkeit begehren, für Jesum zu wandeln und Seinen Namen vor der Welt zu verherrlichen.
„Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes“ (Röm. 8,14). Ist dies nur eine erhabene Ausdrucksweise, nur eine Sprache in schönen Bilder? Oder ist es Wahrheit, Wirklichkeit, daß in den gläubigen Christen, die Söhne (d. h. Kinder und Erben) geworden sind, Gott der Heilige Geist, persönlich in ihnen wohnend, die Leitung übernommen hat?
Diese Frage sei zunächst durch einige sicher verbürgte Erlebnisse beantwortet:
Ein junger Gläubiger war als Vizefeldwebel zur Dienstleistung eingezogen. Eines Nachmittags zum Schießdienst kommandiert, traf er eine halbe Stunde zu früh an den Scheibenständen ein und betrat daher ein dort gelegenes Gartenlokal, um vor Beginn des Dienstes eine Tasse Kaffee zu trinken. Er saß noch nicht lange da, so kam ein Leutnant desselben Bataillons, der sich ebenfalls Kaffee bestellte und sich an denselben Tisch setzte. Der Vizefeldwebel verspürte einen mächtigen Trieb, dem jungen Offizier ein Wort von der rettenden Gnade zu sagen, die in Christo zu finden ist. Es sprach in seinem Inneren: „Sage es ihm; bezeuge ihm das Evangelium!“ Aber sein Verstand sprach dagegen: „Es ist ja nur so kurze Zeit; was soll er denken; er ist ja dein Vorgesetzter!“ usw. Bald war die Zeit verstrichen - man stand auf, und das Schießen auf dem Scheibenstand begann. Nach Dienstende ging der Vizefeldwebel nach Hause. Als er am nächsten Morgen den Kasernenhof betrat, war das erste, was er hörte: „Wissen sie schon, der Leutnant X. hat sich in der Nacht erschossen!“ Es war jener Offizier, dem der Jünger Jesu noch einmal die Gnadenbotschaft hatte sagen sollen. Es war die Stimme des Heiligen Geistes gewesen, die den sonst so treuen Bekenner seines Herrn mit dieser Botschaft beauftragen wollte.
Im Städtchen L. hatte sich N., ein gläubiger Christ, nach des Tages Arbeit zur Ruhe gelegt; es war 9 Uhr abends vorbei. Plötzlich kam ihm der Gedanke: Du müßtest jetzt zu X. gehen! X. war ein untreu gewordener Gläubiger, der durch seinen bösen Lebenswandel dem Herrn viele Unehre gemacht hatte. Von den Kindern Gottes, die ihn mit Ernst zurechtwiesen, hatte er sich getrennt; er ging nun seinen Weg allein. X. wohnte weitab am anderen Ende der Stadt. N. wies daher den in ihm aufgestiegenen wunderlichen Gedanken von sich ab, zumal er ermüdet war. Jedoch jener Gedanke verstärkte sich in ihm wie eine Mahnung, wie ein Befehl: „Gehe zu X.!“ Er konnte zuletzt der Überzeugung nicht widerstehen, daß es eine Weisung Gottes sei, dorthin zu gehen. Er stand auf, kleidete sich an und ging. Vor dem Hause des X. angekommen, sah er nur im zweiten Stock erleuchtete Fenster; er klopfte an die verschlossene Haustür und merkte, daß jemand herunterkam. Die Tür wurde von innen aufgeschlossen, und vor ihm stand X., der ihn fragte: „Was führt dich her, was willst du?“ - „Mich hat ein unerklärlicher Drang hergetrieben; ich weiß nicht was ich soll, aber ich mußte zu dir kommen!“ - „Dies ist sehr wunderbar,“ entgegnete X., denn als du an die Haustür klopftest, stand ich gerade auf einem Schemel, hatte die Schlinge um den Hals gelegt und den Strick durch den Lampenhaken an der Decke gezogen, um mich aufzuhängen! Als es unten klopfte dachte ich: Du kannst ja erst nachsehen, wer da noch so spät abends klopft.„
Welch eine Bestätigung für N., daß der Herr ihn an diese Tür gesendet hatte, um eine unsterbliche Seele vom Abgrunde der Hölle wegzureißen! Gott hatte hier durch Tatsachen bewiesen, daß es Wahrheit ist, was geschrieben steht: „So wahr Ich lebe, spricht der Herr Jahwe, Ich habe keinen Gefallen am Tode des Gesetzlosen, sondern daß der Gesetzlose von seinem Wege umkehre und lebe! Kehrt um, kehrt um von euren bösen Wegen! Denn warum wollt ihr sterben, Haus Israel?“ (Hesekiel 33,11). - Hier kann der blindeste Mensch das Eingreifen Gottes erkennen. Er kann so reden, daß man Seine Stimme verstehen muß! War es nicht der Heilige Geist, der diesen Mann leitete, mit Gewalt trieb, um den Gnadenwillen Gottes zu tun, zur Bewahrung des Verzweifelnden?
H., ein gläubiger Christ, ein Bäckermeister, war um Mitternacht auf dem Heimwege in der Stadt S. Vor sich sah er einen großen Herrn gehen, den er von Ansehen kannte, denn es war ein beliebter Arzt. H. fühlte in sich eine Stimme: „Gehe zu diesem Mann und sprich mit ihm!“ Aber er antwortete in sich selbst: „Wie kann ich - ich kenne den Mann ja nicht; was sollte der wohl denken?“ Nach einer kurzen Wegstrecke trennten sich die Wege; H. ging nach Hause, der Arzt in die andere Richtung zu seiner Wohnung. Am nächsten Morgen wurde bekannt, daß der Arzt um 2 Uhr nachts plötzlich verstorben sei.
Es war der Heilige Geist gewesen, der H. beauftragt hatte, mit diesem Arzte noch einmal zu reden, der - ohne es zu wissen - so nahe am Rande der Ewigkeit stand!
Ein begabter gläubiger Student namens B., ein aufrichtiger junger Christ erlebte 1897 folgendes: Er lud den Studenten D., der wegen seiner Unnahbarkeit bekannt war, ein, am Abend in eine Evangelisationsversammlung für Studenten zu kommen. Gott erhörte das Gebet, mit dem diese Einladung begleitet war. Der Unnahbare sagte zu und kam. Das Wort Gottes ergriff ihn so, daß er die tiefe Bewegung seines Herzens nicht verbergen konnte. - B. erzählte von diesem Moment: „Eine Stimme sagte mir so deutlich, als ob ich sie hörte: ‚Rede mit D.!' Aber ich tat es nicht.“ Am nächsten Abend kam D. aus freien Stücken wieder. Einer der gläubigen Studenten legte seinen Arm auf B's Schulter und bat: „Rede doch mit D.; wir alle haben ihn noch nie so bewegt gesehen.“ B. sagte, er wolle es tun. Aber er tat es nicht. Einige Zeit nachher hatte B. einen Traum, in dem es ihm schien, er sei nicht mehr auf der Erde. Der Herr begegnete ihm und blickte ihn ernst an und fragte:
„Erinnerst du dich, daß Ich dich bat, mit D. zu reden?“
„Ja!“
„Und du hast es nicht getan?“
„Nein.“
„Möchtest du noch einmal aus die Erde zurückkehren, um D. für Mich zu gewinnen?“
B. erwachte, suchte D. auf und durfte ihm ein Wegweiser zu Jesus werden.
Wie deutlich vermag der Heilige Geist zu leiten!
In den Aufzeichnungen eines gesegneten Dieners Gottes findet sich folgendes: Er kam zum Begräbnis eines jungen Mädchens, das ganz unerwartet gestorben war. Beim Eintritt in das Trauerhaus traf er mit dem gläubigen Pastor zusammen, der nahe Beziehungen mit dieser Familie hatte. Er fragte ihn: „War Mary eine wahre Christin?“ Zu seinem Erstaunen sah er einen schmerzlichen Zug auf dem Gesicht des Angeredeten, der antwortete: „Vor drei Wochen fühlte ich einen starken Antrieb, mit ihr zu reden; aber ich tat es nicht, und nun weiß ich nicht, was ich ihnen sagen soll.“ Einen Augenblick später kam die Sonntagsschullehrerin der Verstorbenen; der Fragesteller wendete sich an diese mit denselben Worten: „War Mary eine wahre Christin?“ Tränen schossen in die Augen der Angeredeten, und sie erwiderte: „Vor zwei Wochen war es mir, als ob eine Stimme mir sagte: ‚Sprich mit Mary!' und ich wusste, was das bedeute. Ich wollte auch sprechen, aber ich tat es nicht und jetzt weiß ich nicht, wie es mit ihr stand.“ Tiefbewegt ging der Diener Gottes auf die Mutter der Verstorbenen zu und fragte leise: „Nicht wahr, Mary war ein gläubiges Mädchen?“ Tränen strömten aus den Augen der Mutter, und sie rief schluchzend: „Vor einer Woche mahnte mich eine innere Stimme: ‚Sprich mit Mary!' Ich dachte immer daran, aber ich versäumte es zur rechten Zeit und Sie wissen, wie unerwartet schnell sie abgerufen wurde - jetzt weiß ich es nicht!“ Wie ergreifend ist dieser Bericht! Der Heilige Geist wollte die Lippen dreier Personen gebrauchen, um diesem jungen Mädchen, das dicht vor der Pforte der Ewigkeit stand, ein Wort zu sagen - aber Er konnte es nicht, weil diese Kinder Gottes nicht bereit waren zu augenblicklichem Gehorsam.
Gewiß könnte man mit derartigen verbürgten Ereignissen, in denen die Leitung durch den Heiligen Geist greifbar vor Augen liegt, ohne Schwierigkeit einen Band füllen. Daneben bleibt die ernste Tatsache bestehen, daß viele Kinder Gottes dies vom Herrn ihnen zugesagte Vorrecht nur als ein gedrucktes kennen, nicht aber als ein erlebtes.
Viele, viele haben noch nie bei Römer 8,14 Halt gemacht, um zu fragen: „Wenn also Diejenigen Söhne Gottes sind, die durch den Geist Gottes geleitet werden - und ich bin doch Kind und Erbe, denn der Heilige Geist bezeugt es meinem Geiste mit unumstößlicher Gewißheit - warum werde ich nicht vom Geiste Gottes geleitet? Warum weiß ich nichts davon, was dies Wort umschließt?“
Es gibt ein Geleitetwerden durch den Heiligen Geist, nicht nur da, wo es sich um das letzte Gnadenwort an gefährdete Seelen handelt, - nein, es gibt diese göttliche Führung auch in den persönlichen Angelegenheiten, in den großen und kleinen Entscheidungen im Leben der Kinder Gottes.
Begnadigte, stille Kinder Gottes dürfen ihren ganzen Tagesweg unter dieser Führung gehen. Solche können oftmals - wohl nicht immer - sagen: Ich weiß, daß ich jetzt diesen Brief schreiben soll, an den ich eigentlich nicht gedacht hatte, oder jenen Besuch machen soll, der nicht in meinem Programm stand. Freilich ist diese spürbare Leitung wohl nicht eine dauernd gleichmäßige; sie tritt auch bei begnadigten Gotteskindern zuzeiten klarer hervor und wird zu anderer Zeit nicht verspürt. Das hängt wohl mit der größeren oder kleineren Herzensstille zusammen.
Es handelte sich vor einigen Jahren um eine wichtige, gottgewollte Kundgebung eines Kreises von Gläubigen für die Unantastbarkeit der Bibel. Satan tat sein Bestes, um dies Zeugnis zu verhindern. Einer der beteiligten Brüder hatte eines Abends in bester Absicht einen Brief in dieser Sache geschrieben, der die Gefahr in sich barg, daß man dies für alle Gläubigen wichtige Eintreten für die göttliche Wahrheit aufgeben könnte. Der Briefschreiber warf den Brief noch abends spät in den Briefkasten, der unten am Hotel war, und legte sich, froh diese Pflicht nach langer Tagesarbeit noch erledigt zu haben, zu Bett. Kaum lag er, so erfaßte ihn ein unerklärlich Gefühl von Angst. Es war kein Gedanke an Einschlafen. Er fragte: „HERR, was ist das?“ Da fiel ihm der Brief ein. Er stand auf, ging vor die Haustür, sah nach, zu welcher Stunde am nächsten Morgen der Postkasten ausgeleert wurde, und beschloß, früh auszustehen, um an der Post sogleich den Brief zurückzufordern. Die Beängstigung war fort, er schlief in Frieden ein, holte am nächsten Morgen den Brief zurück, um ihn zu vernichten, und wusste mit Lob und Dank: Der Heilige Geist hat mich geleitet und bewahrt.
Ein junger gläubiger Mann aus vornehmem Stand wurde in einem Zeitraum von etwa 1 ½ Jahren in immer steigendem Maß innerlich zu dem Gedanken gedrängt, er solle um die Hand eines jungen Mädchens anfragen, das er kaum kannte, von der er aber sicher wusste, daß sie eine dem Herrn völlig hingegebene Christin war. Seine Herzenswünsche gingen seit langer Zeit in anderer Richtung. Es gab infolgedessen ein immer stärkeres innerliches Ringen, ob er seine ursprüngliche Neigung, seine persönlichen Wünsche aufgeben oder festhalten solle. Er hatte in wachsendem Maß den Eindruck, daß Gott ihm jenes gläubige Mädchen zur Frau bestimmt habe. Es gab schließlich um dieser Frage willen einen Gebets- und Glaubenskampf, bis er dem HERRN sagen konnte und mußte: „HERR, nur Dein Wille! Mein Leben gehört Dir, Deinen Weg gehe ich!“ Wochenlang hatte er in dieser Entscheidungsfrage um Frieden und Klarheit gerungen. Immer mehr wurde er sich darüber gewiß: Wenn du wirklich als ein Bekenner Jesu bewahrt und stark werden willst, um für Jesum zu leben, so mußt du dies Mädchen heiraten. Endlich entschloß er sich, den Brief zu schreiben, der seine Anfrage enthielt. - Der Brief war fertig er las ihn wieder und wieder durch - endlich sagte er sich: „Nein, du kannst deine erste Neigung nicht aufgeben und um jemand anfragen, den du kaum kennst.“ Der Brief flog in das Feuer.
Am nächsten Abend saß der Briefschreiber wieder allein. Da ließ es ihm keine Ruhe. Eine unwiderstehliche Macht zwang ihn, den verbrannten Brief noch einmal zu schreiben. Er wusste: Es ist doch der Wille des HERRN! Der Brief wurde abgesandt und war der Anfang eines reichen Glückes, eines Stromes von Segnungen, die über viele Menschen gegangen sind aus dem Hause, zu dessen Gründung jener Brief der erste Schritt war. Es war das Leiten des Heiligen Geistes gewesen, der das Leben dieses jungen Mannes in die gottgewollte Bahn brachte.
Ein Diener Gottes war zur Evangeliums-Verkündigung in B. Sein Freund, bei dem er wohnte, sagte eines Morgens: „Ich möchte dich bitten, heute Vormittag eine kranke Gläubige zu besuchen; sie liegt seit drei Jahren unter vielen Schmerzen und würde sich gewiß freuen, wenn sie dich sähe.“ Es handelte sich um ein tiefgeprüftes Kind Gottes, eine Fabrikarbeiterin, die durch einen Unglücksfall nicht nur entstellt und arbeitsunfähig geworden war, sondern durch schwere innere Verletzungen von unsäglichen Schmerzen heimgesucht wurde. Der Evangelist trat vormittags bei der Kranken ein, die ihn so begrüßte: „Ich freue mich sehr, daß Sie kommen, aber Sie ahnen nicht, was Ihr Besuch mir ist. Denken Sie, als ich heute früh meinen Tag begann, betete ich: „HERR, Du weißt ja, daß ich nicht in die Evangelisations-Versammlungen gehen kann, wo andere soviel Segen haben. Wenn Du es gut findest, dann sende Du doch den Bruder her, daß er mich besuche; aber, HERR, nur wenn Du es gut findest.“
Gott hatte dies kindliche Gebet gehört und hatte durch Seinen Geist dem Hauswirt des Evangelisten Weisung erteilt, so daß der, nicht ahnend, was er tat, seinen Freund bat, die Kranke zu besuchen. Welch herrlicher, geheimnisvoller Zusammenhang zwischen den aufsteigenden Gebeten der Kinder Gottes und der Antwort des hörenden Vaters, der da weiß Seine Botschaften zu senden!
Es liegt auf der Hand, daß die Kinder Gottes je nach ihrer Hingebung und Herzensstille einen verschiedenen Platz, näher oder ferner dem Herzen des Vaters, einnehmen. So erleben sie auch ein verschieden Maß von persönlicher Erfahrung der Leitung durch den Heiligen Geist. An den Fürstenhöfen pflegt es einen kleineren Kreis von Personen zu geben, die durch ihre nahe Freundschaft das Vorrecht vertrauten Umganges mit der Familie des Regenten genießen. So gibt es auch für die Gläubigen ein Vorrecht vertrauten Umganges mit Gott. Einer von denen, die das Vorrecht genossen, war Moses. „Und Jahwe redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet“ (2. Mose 33,11). Der HERR sagte zu Seinen Jüngern: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; aber Ich habe euch Freunde genannt, weil Ich alles, was Ich von Meinem Vater gehört habe, euch kundgetan habe“ (Johannes 15,15), und nachher sagt Er: „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird Er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn Er wird nicht aus Sich Selbst reden, sondern was irgend Er hören wird, wird Er reden, und das Kommende wird Er euch verkündigen“ (Johannes 16, 13).
Möchten die Kinder Gottes in diesen Worten erkennen, zu welchem nahen, vertrauten Umgange mit Gott sie berufen sind. Wer solche Vorrechte genießen will, braucht allerdings eine dauerndes Bewußtsein von der Gegenwart Gottes und ein Betragen in Gedanken, Wort und Wesen, das der Ehrfurcht vor dem gegenwärtigen HERRN entspricht.
Durch den Geist Gottes geleitet zu werden, ist eins der kostbarsten Vorrechte und der besonderen Kennzeichen der Kinder Gottes (Galater 5,18). „Der natürliche Mensch (d. h. der Mensch in seinem natürlichen, unbekehrten Zustand) nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen“ (1. Korinther 2,14). Je mehr man den Heiligen Geist versteht und Ihm folgt, um so dauernder und deutlicher leitet Er uns. Ein Kind Gottes muß zuerst lernen, die Stimme des Heiligen Geistes zu erkennen. Wer das wirklich will, muß sich viel mit dem Worte Gottes beschäftigen, denn durch dieses redet Gott zu uns. Niemals widerspricht die Leitung des Heiligen Geistes dem geschriebenen Wort Gottes.
Jedoch, willst du durch das Lesen des Wortes Gottes die Stimme des Heiligen Geistes kennen lernen, so lies das Wort stets, um es zu tun, um es auszuleben, es darzustellen. Gehorsam ist das große Grundgesetz des christlichen Lebens.
Man kann die Bibel das Buch Gottes nennen, das vom Fluch des Ungehorsams und vom Segen des Gehorsams redet. Wo du sie auch aufschlagen magst, bildet die Frage des Gehorsams die Entscheidung für Zeit und Ewigkeit, für das eigene Leben und für das Leben derer, die von uns abhängen. Wunderbar und bemerkenswert, daß in der Bibel auch geschrieben steht, daß „Gott Seinen Heiligen Geist denen gibt, die Ihm gehorchen“ (Apostelgeschichte 5, 32).
Gott redet durch Sein Wort. Dies Wort ist gegeben durch den Heiligen Geist, es entspricht in allen Teilen der Würde und dem Wesen Gottes. Wir haben zu geringe Begriffe von der Herrlichkeit und Majestät des Wortes Gottes. „Der Geist ist es, der lebendig macht, das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die Ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben; aber es sind einige unter euch, die nicht glauben“ d. h. die sich dem Worte nicht unterwerfen (Johannes 6,63). Gott erschuf durch Sein Wort das Licht, die Welten, ja alles, was ist. Jedes göttliche Wort ist gestützt von der königlichen Würde Dessen, der es sprach; daher ist auch jedes Widerstreben gegen das Wort Gottes Empörung. Wir empfinden das nur in geringem Maß, weil wir in einer Atmosphäre der Empörung gegen Gott geboren und aufgewachsen sind. Aber sobald wir diese ernste Wahrheit erfaßt haben, daß Gott zu Seinem Wort steht, daß Er durch Sein Wort redet und wirkt, Licht und Leben schafft, tragen wir Verantwortung, daß wir dem Wort Gottes unbedingt horchen. Willst du das? Dann wird der Heilige Geist dich mehr und mehr leiten. Du wirst die Stimme Gottes verstehen lernen auch da, wo du das Wort selbst nicht vor Augen hast. Lies das Wort mit Gebet, damit der Heilige Geist es dir auslegt! Gehorche der Bibel, wie der Geist sie auslegt, und dem Geiste, wie Er durch die Bibel zu dir spricht! Man kann völlig mit Recht den Geist Gottes, das Buch Gottes und die Stimme Gottes unterscheiden. Zwischen diesen dreien gibt es nie eine Meinungsverschiedenheit. Willst du durch den Heiligen Geist geleitet sein, so nimm dir täglich Zeit, um mit deiner Bibel allein zu sein.
„Dieses Buch des Gesetzes soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst darüber sinnen Tag und Nacht, damit du darauf achtest zu tun nach allem, was darin geschrieben ist; denn dann wirst du auf deinem Weg Erfolg haben, und dann wird es dir gelingen“ (Josua 1,8). Wenn dein Herz gebeugt ist in tiefer Ehrfurcht und vollem Gehorsam vor dem gegenwärtigen Herrn, so werden auch deine Knie viel vor Ihm gebeugt sein. Du wirst jede Entscheidung und jeden Wunsch, jede Lebensbeziehung zu allen Menschen und jede Pflicht vor Ihm ausbreiten, damit Sein Heiliger Wille dein Leben beherrsche. So werden die Gläubigen zu gehorsamen und abhängigen Kindern - nur solche kann der Heilige Geist leiten. Der Eigenwille, der Gort immer den Weg sperrt, wird zerbrochen; für den göttlichen Willen wird Raum geschaffen. Du lebst dann so in der Gottesnähe, daß des Geistes leises Wehen dein Herz berührt, und du lernst, die Stimme des Heiligen Geistes zu unterscheiden von der Stimme der Welt und der eigenen Gedanken.
Vater und Mutter können nur willig gehorsame Kinder mit Wort und Blick leiten, die ungehorsamen werden durch Züchtigungen zum Gehorsam, zur Unterwerfung gezwungen, aber da ist von „leiten“ keine Rede. Zu den gehorsamen und demütigen sagt der Herr: „Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du wandeln sollst; Mein Auge auf dich richtend, will Ich dir raten“ (Psalm 32,8). Zu den ungehorsamen sagt Er: „Seid nicht wie ein Roß, wie ein Maultier, das keinen Verstand hat; mit Zaum und Zügel, ihrem Schmuck, muß du sie bändigen, sonst nahen sie dir nicht. Viele Schmerzen hat der Gesetzlose, wer aber aus Jehova vertraut, den wird Güte umgeben“ (Psalm 32,9-10). Wenn man vom Geleitetwerden durch den Heiligen Geist reden will, muß man diese Tatsache festhalten: Nur gehorsame, dem Worte Gottes unterworfene Kinder können durch den Heiligen Geist geleitet werden.
Da ist aber noch eine andere Vorbedingung, die ebenfalls eine Wirkung des Wortes Gottes ist: Das Gewissen muß durch das Wort Gottes gebildet und erleuchtet werden. Das Gewissen des natürlichen Menschen überführt ihn zwar von dem, was Sünde ist bezüglich mancher unmoralischer Dinge, obwohl auch da die Sprache des Gewissens so lange schwach zu sein pflegt, bis das Licht Gottes Herz und Leben erleuchtet; aber von dem, was der Mensch Gott schuldig ist an Liebe, Dank und Vertrauen, was es heißt, den Namen Gottes mißbrauchen, das Wort Gottes verachten, davon spricht das Gewissen des natürlichen Menschen fast niemals und ebensowenig von der ganzen Sündenwelt unreiner Gedanken und Begierden. Dies beginnt erst da, wo das Licht des Wortes Gottes angefangen hat, in das Herz zu leuchten. Aber auch bei wiedergeborenen Menschen ist dieses Werk des Heiligen Geistes, das Er durch das Wort Gottes wirkt, das Gewissen Gott gemäß zu bilden, keineswegs schon mit dem Tag der Bekehrung erreicht. Es ist ein wachsend Werk, das mit dem zunehmenden Licht, mit der zunehmenden Erkenntnis von der Heiligkeit, Gnade und Gegenwart Gottes wächst.
Wie widerwärtig vor Gott Hochmut und Vertrauen auf die eigene Kraft ist, was für ein schändlicher Götzendienst Geldvertrauen und Geldliebe ist - alle diese Fragen kommen erst zur Klarheit im persönlichen Umgang mit dem Herrn und durch die Erleuchtung des Wortes. „Das Gebot Jahwes ist lauter, erleuchtend die Augen. Die Furcht Jahwes ist rein, bestehend in Ewigkeit; die Rechte Jahwes sind Wahrheit, sie sind gerecht allesamt; sie, die köstlicher sind als Gold und viel gediegenes Gold, und süßer als Honig und Honigseim. Auch wird Dein Knecht durch sie belehrt; im Beobachten derselben ist großer Lohn (Psalm 19, 8-11).
Nur im Worte Gottes finden wir das Bild unseres vollkommenen Herrn, wie Er diese böse Welt durchschritt zur Verherrlichung Gottes. Je mehr wir Ihn kennen lernen, desto mehr werden wir von dem Leben, zu dem wir berufen sind, überführt. Es steht geschrieben: „Wer da sagt, daß er in Ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie Er gewandelt hat“ (1. Johannes 2,6). Welch ein Abstand zwischen dem Wandel in Gedanken, Worten und Werken, zu dem wir durch den Heiligen Geist berufen und befähigt sind und dem, was wir tatsächlich vor dem Auge unsers geliebten Herrn sind! Das Wort Gottes zeigt uns das Heilmittel: „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit als durch den Herrn, den Geist“ (2. Korinther 3,18).
Jemand, der sich jahrelang am Hofe in der Umgebung des Monarchen aufgehalten hat, ist so eingewöhnt in die dort herrschende Sitte, daß er ohne Zwang und Sorge sich unbewußt darin bewegt ohne Verstoß. Je mehr er da zu Hause ist, um so auffallender ist ihm jeder Verstoß eines Anderen in der Gegenwart des Monarchen in Wort oder Betragen. Das Empfinden für das, was sich schickt, ist von selbst hervorgekommen, in dem man sich dort heimisch fühlte. So geht es mit dem Gewissen eines Gotteskindes, das den Gnadenstand kennen lernte, in der beständigen Gegenwart des Königs aller Könige zu wandeln. Sein durch das Wort erleuchtetes Gewissen bezeichnet alles sofort als unpassend, was sich an unheiligen Dingen in seine Gedanken, Worte und sein Wesen eingemischt hat.
Im englischen Parlament hat der Sprecher die Pflicht sobald ihm die Gegenwart eines Fremden, der nicht erwählter Abgeordneter ist, im Parlamentsraume bekannt wird, mit lauter Stimme das Haus darauf aufmerksam zu machen: ein Fremder ist im Haus! So redet auch das Gewissen eines Gläubigen, der dem Herrn nahe steht, sofort diese Sprache: Da ist etwas in dein Leben und Wesen hineingekommen, was ungöttlich ist. So bildet sich im Herzen eines geheiligten Kindes Gottes eine reine Atmosphäre, in der die Sprache des Heiligen Geistes keine Hemmnisse sendet.
Man kann hier verstehen, wie eng der Zusammenhang zwischen der Erleuchtung des Gewissens und der damit verbundenen Heiligung des Wandels einerseits und dem Geleitetwerden durch den Heiligen Geist andrerseits ist. Als die Wolke der Gegenwart Jahwes den Tempel erfüllte, mußten die menschlichen Priester abtreten, sie konnten sonst nur hemmen (2. Chronika 5, 13-14 und 7,1-2).
So kann der Heilige Geist in den Herzen der Kinder Gottes erst Seine Herrlichkeit und Gegenwart offenbaren, wenn das menschliche Ich abgetreten ist.
Als der junge Samuel in der Stiftshütte in Silo seinen Dienst im Heiligtum Gottes begonnen hatte, kannte er die Stimme Jahwes noch nicht. Er glaubte, eine menschliche Stimme zu hören und brauchte Unterweisung, um Gottes Stimme zu erkennen (lies 1. Samuel 3). So sind auch viele Kinder Gottes anfangs nicht fähig, die Stimme des Heiligen Geistes zu erkennen, besonders, wenn Er, sie warnend, von einem Schritt, einem Entschluß, einem Wort zurückhalten will. Es mag sich da keineswegs um etwas handeln, was an sich schlecht oder unwahr ist, aber Gott warnt Sein Kind, weil Er den Anfang eines Weges sieht, der in Unheil und Schwierigkeiten führt.
Man steht im Begriff, sich zu Freundschaft, Ehe oder Geschäft mit einem Menschen zu verbinden, der bekennt, ein Gläubiger zu sein; man hat ein unerklärlich Empfinden von Sorge, von Druck, obwohl weder in der beabsichtigten Vereinigung, noch in dem Benehmen des Mannes verwerfliche Dinge oder Anhaltspunkte zu befürchten oder erkennbar sind. Wenn man es in ernstem Flehen vor Gott bringt mit dem Entschluß, nur den Willen Gottes zu tun, so wird schnell offenbar werden, daß es die warnende Stimme des Heiligen Geistes ist. Wie viele Kinder Gottes, die, statt vor Gott zu treten, über diese Warnungen hinweg die einmal geplante Verbindung ausgeführt haben, sind schon kurz, nachdem das entscheidende Wort gesprochen war, zu dem schmerzlichen Bewußtsein gekommen, daß ihr Weg nicht gottgewollt, ein Weg des Unsegens war.
Dasselbe ist der Fall bei manchen Bestrebungen, die auf Gelderwerb gerichtet sind. Es kann z. B. eine Börsenspekulation vom bürgerlichen Standpunkt aus unanfechtbar sein. Jedoch für einen Gläubigen ist dies ein ungöttlicher Weg, seine Einnahmen zu mehren. Bei solchen Unternehmungen macht sich eine innere Stimme kund, die einem Gotteskind sagt: „Gott geht nicht mit auf diesem Weg.“ Es ist das Warnen des Heiligen Geistes. Solche und ähnliche Arten von Gelderwerb bringen stets schmerzliche Erfahrungen und Enttäuschungen für einen gläubigen Christen; der Heilige Geist warnt davor.
So ist es auch oft mit einer Sache, die man im Begriff steht zu erzählen. Die Sache mag wahr sein, das Herz ohne Haß gegen die Personen, von denen man etwas erzählen will. Jedoch, da ist eine innerliche Stimme, die warnt: „Sage das nicht!“ Man hält zurück; aber wie oft geschieht es, daß man wenige Minuten später doch ausspricht, was man auf der Zunge hatte. Kaum ist es geschehen, knüpft einer dies, der andere jenes an das Gesagte an; die Unterhaltung nimmt einen verleumderischen, manchmal sogar bösen Verlauf. Das Gotteskind muß sich sagen: „Das habe ich verschuldet!“ Der Heilige Geist hatte den Gläubigen gewarnt, damit er nicht unfähig wird, im Verkehr mit der Welt ein Zeuge für Jesus zu sein.
Jeder Weg, der ein bis dahin gewissenhaftes Kind Gottes in die Lust und in das Wesen der Welt zurückführen soll, ist von den Warnungen des Heiligen Geistes begleitet: „Gehe nicht mit diesem Mann! Lehne diese Einladung ab! Gehe nicht mit ins Wirtshaus! Lies diesen Roman nicht! Bleibe vor diesem Schaufenster mit unreinen Bildern nicht stehen!“ usw.
Ein gläubiger Offizier hatte sich den Roman „Aus kleinen Garnisonen“ gekauft in der Absicht, ein Bild von diesen in der Presse und Offizierkreisen viel besprochenen Verhältnissen zu gewinnen. Als er an jene Stelle kam, wo der ehebrecherische Verkehr eines Offiziers mit einer Dame geschildert wurde, fühlte er die Gefahr derartiger Schilderungen für sein eigenes Herz so mächtig, daß er gezwungen war, das Buch zu zerreißen und fortzuwerfen. Es war die Macht des Heiligen Geistes, der dieses Herz vor Verunreinigungen bewahren wollte.
So wie der Heilige Geist in manchem Falle warnt, so treibt Er auch in anderen Fällen. Das Leiten des Heiligen Geistes, das Treiben zu gottgewollten Schritten, erstreckt sich auf die verschiedensten Gebiete. Er erinnert Gläubige an Arme, die Unterstützung brauchen, an Kranke, die besucht werden sollen, ja selbst an kleine häusliche Pflichten, die man im Begriff stand, zu übersehen. Er zwingt, wie viele Beispiele beweisen, an einem Tag einen Gläubigen, Geld abzusenden für ein Werk Gottes, so daß da, wo heiß gefleht wurde, genau am richtigen Tage, genau die richtige Summe eintrifft, so wie es nötig war.
Aus dem Tagebuche des Waisenhausvaters Georg Müller sei hier folgende Aufzeichnung angeführt: „Den 22. November. Unsere Armut war nun sehr groß geworden. Größer war sie nie gewesen. Doch dem Herrn sei Dank, ich fühlte mich so getrost als je; denn ich war gewiß, daß wir nur zur Prüfung unseres Glaubens in dieser Lage uns befanden …. Ich sagte diesen Morgen: ‚Wenn die Not am größten so ist Gottes Hilfe am nächsten' ist selbst ein Sprichwort der Welt, und wieviel mehr dürfen wir - Seine Kinder - jetzt in unserer großen Not zu Ihm blicken. Ich wusste, uns müsse auf die eine oder die andere Weise geholfen werden, da es jetzt aufs Äußerste mit uns gekommen war, indem in keinem der Häuser etwas fürs Mittagessen vorhanden war, Kartoffeln ausgenommen, womit wir reichlich versehen sind. Und nun, bewundere des Herrn Treue! Diesen Margen um l0 Uhr wurde ich benachrichtig daß eine an mich adressierte Kiste angekommen sei. Ich eilte sogleich nach den Waisenhäusern und fand, daß sie aus der Nähe von Wolverhampton geschickt worden war. Sie enthielt 12 Pfund Sterling für die Waisen und noch vielerlei anderes. Die Freude, die ich und meine Mitarbeiter hatten, als alle diese Sachen vor uns lagen, läßt sich nicht beschreiben. Sie muß empfunden werden, um sie kennen zu lernen. Es war wenige Stunden vor dem Mittagessen, als diese Hilfe kam. Der Herr wusste, daß die Waisen nichts zu essen hatten, und deshalb sandte Er nun Hilfe.“
Vor etwa drei Jahren verpaßte E. P., ein Gläubiger, in T. bei Berlin den Eisenbahnzug zur Rückfahrt. Da er nun unbeabsichtigt eine Stunde Zeit hatte, beschloß er, einige Schwestern zu besuchen, die dort dem Herrn an den Seelen gefallener Mädchen dienten. Im Lauf des Gespräches erfuhr er zu seiner Überraschung, daß diese Schwestern durch feindselige Einflüsse aus ihrer Arbeit vertrieben waren. Sie müßten in wenigen Tagen - es waren etwa 30 Schwestern - Haus, Dienst und Brot verlassen und wußten nicht, wohin. E. P. verfügte in seiner Heimat über ein großes Haus, das leer stand und er konnte diesen bedrängten Kindern Gottes für den bevorstehenden Winter eine Unterkunft gewähren. Gott beantwortete durch E. P.'s Besuch und Einladung die Glaubensgebete jener dreißig Schwestern. Wer hatte E. P. an jenem Abend zu diesem Besuch geleitet? War es nicht der Heilige Geist?
Der Heilige Geist warnt aber nicht nur oder treibt, Er straft auch! Er entzieht einem Kind Gottes zwar nicht das Bewußtsein der Errettung (dies wird nur durch Satan angetastet), aber das Bewußtsein der Gnade. Wenn Er straft, so kann ein Kind Gottes tief unglücklich werden. Vielleicht hat das Gewissen noch gar nicht seine Stimme erhoben, man ist sich noch nicht bewußt geworden, daß man den Herrn betrübt oder verunehrt hat. Aber es legt sich ein unerklärlicher Druck, ein Unglücklichsein auf das Herz, von dem man zuerst nicht weiß, woher es kommt. Sobald sich aber Herz und Knie vor dem Herrn beugen mit der Frage: „Herr, was ist zwischen Dich und mich getreten?“, so wird man erinnert an etwas, das man getan, geschrieben, gesagt versprochen oder versäumt hat - jetzt erst wacht das Gewissen über diesen Punkt auf, man kommt zum klaren Bewußtsein über geschehene Sünde. Das Strafen des Heiligen Geistes bringt einem treuen Kind Gottes tiefe Schmerzen. Unter diesem Bewußtsein, daß die Huld Gottes den Gläubigen nicht begleitet, streckt sich das Herz mit ernstem Flehen nach Wiederherstellung, nach dem Genuß der Gnade aus. So erreicht dann der Heilige Geist an solcher Seele Sein Ziel. Sehr oft werden Gläubige nachträglich erinnert, daß der Heilige Geist sie gewarnt hatte. Ein Entschluß, eine Unternehmung zieht zuweilen tiefe schmerzliche Folgen nach sich, die über Jahre und manchmal über das ganze Leben reichen. Nachträglich gedenkt man jener warnenden Empfindungen, jenes dunklen Bewußtseins: Die Sache ist nicht gut. Es war die Stimme des Heiligen Geistes. O daß wir Ihn, den heiligen, treuen Führer, beachten, Ihm uns völlig unterwerfen möchten zu augenblicklichem Gehorsam!
„So spricht Jahwe, dein Erlöser, der Heilige Israels: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich lehrt zu tun, was dir frommt, der dich leitet aus dem Wege, den du gehen sollst. daß du gemerkt hättest auf Meine Gebote! Dann würde dein Friede gewesen sein wie ein Strom, und deine Gerechtigkeit wie des Meeres Wogen.“ (Jesaja 48,17-18.) 6. Was den Heiligen Geist hindert, die Gläubigen zu leiten
Gottes Führung fordert Stille;
Wo der Fuß noch selber rauscht,
Wird des heil'gen Gottes Wille
Mit der eignen Wahl vertauscht.
Das Geräusch der Welt, die vielen eigenen Gedanken, Pläne und Wünsche, die das Herz bestürmen, machen es unfähig, die Stimme des Heiligen Geistes zu beachten und durch Ihn geleitet zu werden. Wenn man den Telefonhörer ans Ohr legt, muß es um uns her still sein, sonst kann man die Sprache des Unsichtbaren, der da zu uns reden will, nicht verstehen. Das Telefon hat zwar geläutet, und man weiß, man hat mir etwas gewiß sehr Wichtiges zu sagen, aber der Straßenlärm, der durch das offene Fenster herein dröhnt, Kindergeschrei oder Musik im Nebenzimmer, die Witze und das Lachen der anwesenden Freunde - das alles macht es unmöglich, die Botschaft ins Ohr und Herz zu fassen. Dies ist ein Bild vieler Kinder Gottes, die der Heilige Geist gern leiten will, aber nicht leiten kann, weil das Herz nie zur Ruhe in Gott kommt.
Bei der Welt wünscht man, „daß immer etwas los“ ist - aber für Kinder Gottes ist das ein ungesunder Zustand. Gott will ihnen die Fähigkeit und den Frieden geben, daß sie, was auch um sie herum los ist, doch stille sind und stille Stunden haben, in denen sie mit Gott und Gott mit ihnen reden kann. Wo die Stille des Herzens fehlt, kann von Geleitetwerden durch den Heiligen Geist überhaupt nicht die Rede sein.
Es ist wichtig, hier zu betonen, daß in der heutigen Zeit das Wort „Geistesleitung“ vielfach in trauriger Weise mißbraucht wird. Wie oft werden Bittgesuche verfaßt, in denen es heißt: „In meiner Not um diese 2000 Mark mußte ich immer gerade an Sie denken, ich bin gewiß, daß Gott mich dazu leitet, von Ihnen diese Summe zu erbitten.“ Merkwürdig, daß diese angebliche Geistesleitung immer an solche Personen ergeht, die für wohlhabend und wohltätig gelten. Einer von diesen mußte einen solchen Brief mit folgenden Worten beantworten: „Wenn Gott Ihnen aufgetragen hätte, dies von mir zu erbitten, so hätte Er mir sicher auch etwas davon gesagt; dies ist aber bisher nicht der Fall.“
Mehr als einmal hörte man einen christlichen Redner mit dem Wort beginnen: „Der Herr hat mir heute aufgetragen, über folgendes Wort zu reden!“ Er verlas das Bibelwort und redete von allem möglichen anderen nur von diesem Worte nicht; sollte das Leitung des Heiligen Geistes sein?
Es ist eine sehr ernste und verantwortliche Sache, wenn man behauptet, durch den Heiligen Geist geleitet zu sein. Wenn z. B. jemand, der dies Vorrecht zu genießen behauptet, der Regel nach zu spät kommt und seine Freunde, die die verabredete Stunde pünktlich einhielten, warten läßt, so darf man an der Geistesleitung zweifeln, weil der Heilige Geist ein Geist der Ordnung ist, der alles zur rechten Zeit zustande bringt.
Der Hauptgrund, weshalb viele wahre Kinder Gottes nicht erleben, daß sie durch den Geist Gottes geleitet werden, liegt in dem wiederholten Betrüben des Heiligen Geistes.
Es steht geschrieben: „Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung“ (Epheser 4,30). Wie ernst ist es, wenn ein Gläubiger, in dem der Heilige Geist Wohnung gemacht hat, Ihn betrübt, so daß Christus nicht zur vollen Herrschaft in diesem Mensch kommen kann! Wir verstehen den Schmerz eines Vaters oder einer Mutter, die unter ihren Augen einen Sohn oder eine Tochter wandeln sehen, die den Eltern zu immerwährender Betrübnis sind. Vergebens sind die Ermahnungen und Warnungen. Das Kind widerstrebt dem Geist von Vater oder Mutter. Die Reden, das Betragen, der Umgang, die Geldverwendung, kurz, das ganze Leben eines solchen Kindes ist für seine Eltern ein Dorn, der ununterbrochen gefühlt wird. Der Sohn bleibt Sohn, die Tochter bleibt Tochter, aber solche Kinder werden nie, was sie eigentlich werden sollten. Auch sind sie nie wirklich glücklich.
Dies ist das Bild von zahllosen Gläubigen, die infolge ihrer Unachtsamkeit, Untreue und Gleichgültigkeit den Heiligen Geist Gottes betrüben. Viele tun es täglich, stündlich. Infolgedessen können sie nicht durch den Heiligen Geist geleitet werden.
Statt eines Lebens voll Friede, Gerechtigkeit und Frucht wird es ein Leben des Unfriedens, vieler Bedrängnisse und Verunehrungen Gottes. Der Heilige Geist wird durch Ungehorsam betrübt. Er ist es, der die Kinder Gottes lehrt, den heiligen, Gott wohlgefälligen Willen zu tun, der sie leiten will auf dem gottgewollten Wege. Man kann das Ägypten dieser Welt verlassen haben, das Rote Meer durchschritten, die Segnungen und Hilfen von Mara und Elim erlebt haben, und doch kann man den Heiligen Geist fortgesetzt betrüben, weil man den Eigenwillen nicht zerbrechen läßt und sich nicht in wahrer Beugung dem Willen Gottes unterwirft.
Es gehört zu den Kennzeichen der Schafe Jesu, daß sie Seine Stimme hören und Ihm folgen (Johannes 10,27). - Er redet zu ihnen durch Sein Wort und durch Seinen Geist. Satan will diese Stimme unwirksam machen, zum Schweigen bringen, bald durch die eigenwilligen Wünsche des natürlichen Herzen bald durch das Geräusch und die Lust der Welt, bald durch die Lust des Fleisches, des Geldes, des Hochmuts oder die Lust der Augen. Nur ein Kind Gottes, das im unbedingten Gehorsam jedem Wink des Herrn folgt, erlebt die vollen, gottgewollten Segnungen, den Strom von Frieden und die Wogen der Gerechtigkeit (vergleiche Jesaja 48,18). Andernfalls aber findet ein vielfaches Betrüben des Heiligen Geistes statt. Man erfährt dann, was so warnend geschrieben steht: „Kein Friede den Gesetzlosen“. Man mag sprechen: „Friede! Friede! - und da ist doch kein Friede“ (Jeremia 6,14). Durch den Ungehorsam in kleinen Dingen haben viele Kinder Gottes sich gewöhnt, den Heiligen Geist zu betrüben, und haben sich abgewöhnt, ein unter den Willen Gottes gebeugtes Leben zu leben. Statt Wachstum gibt es Rückschritte. Die Stimme des Lobe und Jubels verstummt. Das tiefe Bewußtsein, daß man dem Herrn nicht zur Ehre und zur Freude ist, kann gar nicht mehr schwinden.
Leben unter der Leitung des Heiligen Geistes ist nur möglich auf dem Boden der Aufrichtigkeit. Das Herz kann noch in manchem Irrtum befangen sein, aber der Wille muß auf Wahrheit gerichtet sein und muß dem Vater der Lügen, Satan, den Gehorsam aufgekündigt haben. Ohne daß der Wille mit jeder bewußten Heuchelei und Lüge gebrochen hat, gibt es keine Bekehrung und Wiedergeburt. „Denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit“ (Epheser 5,9). Gott macht nie einen Bund mit der Lüge. „Die Taten Seiner Hände sind Wahrheit und Recht“ (Psalm 111,7). Paulus sagt von jedem Wiedergeborenen: „Er hat die Lüge (d. h. alles Falsche und Unwahre) abgelegt.“ Die Frage ist aber, ob er sich auf diesem Weg bewahren ließ. Gerade hier bringt die List des Teufels und die Unwachsamkeit der Kinder Gottes viele Vorübungen des Heiligen Geistes zustande. Ananias und Sapphira mußten eines plötzlichen Todes sterben, weil sie den Heiligen Geist belogen (vgl. Apostelgeschichte 5,3). Sie wurden durch die Macht des gegenwärtigen Herrn aus der Gemeinde Gottes hinausgetan. Wie oft kommt es heute vor, daß der Heilige Geist durch Lügen, Heuchelei, falschen Schein von Gläubigen betrübt wird! Wie nötig ist die Frage vor Gott: Stehe ich in Aufrichtigkeit vor Gott und Menschen als der, der ich wirklich bin? Ein unwahr gewordenes Gotteskind ist etwas Schreckliches und Schändlich; es ist nicht zu sagen, wie tief es noch sinken kann.
Ein besonderes Sündengebiet, das die Leitung durch den Heiligen Geist bei Kindern Gottes ausschließt, sind die Sünden des Temperaments. Eine wahre Bekehrung bringt naturgemäß Buße, Erkenntnis und Bekenntnis der Sünde hervor. Was aber Zorn, böse Laune und Verstimmungen vor Gott sind - daß sie unter das Gebot fallen: „Du sollst nicht töten“ (vgl. Matthäus 5,21-26) - erkennen viele erst, wenn ihr Gewissen durch das Wort Gottes erleuchtet wird. Es unterliegt keinem Zweifel, daß nach dem Willen Gottes unser angeborenes sündiges Temperament und unsere seelischen Stimmungen nicht über das Leben aus Gott obsiegen dürfen. Der Heilige Geist will mit jedem Temperament fertig werden. Unter Seiner Gnadenherrschaft müssen die Lebensäußerungen unserer verfluchten Natur, unseres angeborenen Wesens ins Grab sinken. Stimmungen, Launen, Nachtragen, Sich-verletzt-fühlen sind Sünden, die den Heiligen Geist betrüben. Man gibt dem Teufel Raum, und er eilt, ihn in Besitz zu nehmen. Wer aus einem Tage in den andere geht, ohne jede Zornessünde vor Gott geordnet zu haben, wird tiefen Schaden nehmen. Diese Sünden werden nicht allein begangen mit Worten, Blicken, Mienen, Gebärden, dem Ton der Stimme, in unfreundlichen Antworten, in verstimmter Schweigsamkeit, in unterlassenen Liebesbezeugungen oder in unfreundlichen Briefen, sondern ebenso sehr in jenen unabsehbaren Ketten bitterer, nachtragender, verletzter Gedanken, die der Teufel spinnt. Betrübt nicht den Heiligen Geist! - Er kann an solchen Herzen keine Gnadenwirkungen ausüben, Er zieht Sich zurück. Der Geist des Gebets, die Freude am Wort, die Freude am Herrn verschwindet völlig. Deshalb warnt das Wort Gottes: „Zürnt, und sündiget nicht. Die Sonne gehe nicht unter über euerm Zorn, und gebt nicht Raum dem Teufel“ (Epheser 4,26-27).
Im unmittelbaren Anschluß ist dann die Rede von Redlichkeit, Gewissenhaftigkeit im Erwerb und vom Fleiß in der Arbeit. „Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinem Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas mitzuteilen habe“ (Epheser 4,28). Unredlicher Erwerb, alles, was nach göttlicher Wahrheit unter das Gebiet des Stehlens gehört, bringt eine Gewissenslast, die das Wirken des Heiligen Geistes hemmt - Er wird betrübt. Wie könnte Er wirksam sein in dem Herzen eines Menschen, der Gott so verunehrt hat! Solche Sünde, wie fein sie auch in das Gewand der Redlichkeit eingekleidet sein mag, muß erst vor Gott und den Menschen ins Licht gebracht, das unrechte Gut muß erstattet werden. Das Wort Gottes greift vom unrechtmäßigen Erwerb hinüber auf die Sünde des Unterlassens gottgewollter Arbeit. Ein sehr ernstes Wort für Gläubige, die in der Erfüllung ihrer irdischen Arbeit untreu sind oder ihren Broterwerb aufgeben, ohne vom Herrn darin geführt zu werden. Auch da wird der Heilige Geist betrübt. Die Frage: „Wie kommt es, daß dieses oder jenes Gotteskind, welches einen so schönen Anfang gemacht hatte, nun in einen so schlechten Zustand gekommen ist ?“, beantwortet sich in manchem Falle so: Da sind Unredlichkeiten, vielleicht auch Verschwendung, Untreue in der Geldverwendung oder Untreue in der irdischen Pflicht vorgekommen, durch die der Heilige Geist betrübt worden ist, Sein Gnadenwirken wurde gehemmt, es ging bergab.
Auch das Sündengebiet ungeheiligter Worte ist hier von großer Bedeutung. Es steht geschrieben: „Kein faules Wort gehe aus euerm Mund hervor, sondern was irgend gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade darreiche. Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit. Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ (Epheser 4,29-32). Vielleicht sind diese „faulen Geschwätze“ nicht direkt mit Sündenschmutz gefärbt - z. B. die lustigen Witze, die lächerlichen Anspielungen - jedoch es genügt schon, wenn die Unterhaltungen den Geist atmen, der von unten her ist. Gewöhnlich ist die Einleitung mehr harmlos, es dauert aber nicht lange, so wird die Zunge von der Hölle angezündet zu witziger Herabsetzung Abwesender, zu verleumderischer Nachrede, zu unkeuschen Scherzen. Ein Gläubiger, der sich in Weltgeschwätze verstricken läßt, weiß wohl den Anfang feiner Rede, aber den Schluß und die Wirkung fabriziert der Satan. Zahllos sind die Betrübungen des Heiligen Geistes auf diesem Gebiet, unberechenbar der Schaden am inwendigen Leben. Wenn der Geist der Welt die Lippen und Zungen der Gläubigen in Gebrauch genommen hat, wird es nicht lange dauern, daß diese Zungen und Lippen Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei und Lästerung (hier ist nicht gemeint: Lästerung des Geistes, sondern Lästerung von abwesenden Personen, Obrigkeiten usw.) hervorbringen. Diese Dinge werden wohl von jedem Gläubigen als Sünden erkannt, aber wenige bedenken, daß all diese Dinge den Heiligen Geist betrüben und dadurch die Heiligung und das Wachstum des inwendigen Lebens verhindern.
Wenn man so im Spiegel des Wortes Gottes das eigene Leben und den Zustand der Gläubigen betrachtet, so ist es nicht schwer zu verstehen, weshalb so viele Kinder Gottes von ihrem Vorrecht, durch den Geist Gottes geleitet zu werden, nichts verspüren.
Jahwe hatte Seinem Volk gesagt: „Ebne die Bahn deines Fußes, und alle deine Wege seien gerichtet; biege nicht aus zur Rechten noch zur Linken, wende deinen Fuß ab vom Bösen“ (Sprüche 4,26-27). Israel hat die Zucht seines treuen Gottes von sich geworfen. „In Seiner Liebe und in Seiner Erbarmung hat Er sie erlöst; und Er hob sie empor und trug sie alle Tage vor alters. Sie aber sind widerspenstig gewesen und haben Seinen Heiligen Geist betrübt; da wandelte Er Sich ihnen in einen Feind; Er Selbst stritt wider sie“ (Jesaja 63,9-10). Israel mußte um seiner Untreue und um seines Götzendienst willen dahingegeben werden. Dennoch gab Jahwe durch Jesaja ein Verheißungswort von einer zukünftigen Gnadenzeit, in der Sein Volk nicht mehr abirren sollte, wo es geschehen würde: „Deine Augen werden deine Lehrer sehen; und wenn ihr zur Rechten oder wenn ihr zur Linken abbieget, so werden deine Ohren ein Wort hinter dir her hören: Dies ist der Weg, wandelt darauf!“ (Jesaja 30,20-21.) Für Israel ist diese Segenszeit noch nicht erschienen, es ist noch weit, weit verirrt von seinem rettenden Gott, und vor ihm liegt noch die Zeit dunkler Drangsal, die Zeit des Antichristen, aus der heraus dann ein Überrest errettet werden soll, hindurchgebracht in die Zeit der vollen Segnung (Jesaja 4,3 und 11,1-16). Aber für die Gläubigen, denen Gott Seinen Heiligen Geist und Sein Wort gab, ist jene Verheißung erfüllt. Der große Lehrer ist erschienen. Der Herr sagt: Er „wird euch alles lehren, und uns an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Johannes 14,26). Der Heilige Geist hat Wohnung gemacht in den Gläubigen. Wenn sie in Gefahr stehen, vom schmalen Wege zur Rechten oder zur Linken abzubiegen, dürfen sie Seine Stimme hören: „Dies ist der Weg, wandelt darauf!“ Sie sollen als Söhne Gottes geleitet werden durch den Heiligen Geist; Er will es bewirken, daß sie mit aufgedecktem Angesicht, in Frieden, Freude, Dank und Hoffnung ihren herrlichen, himmlischen Herrn anschauend, in dasselbe Bild verwandelt werden, Ihm gleichgestaltet. Willst du das, Kind Gottes? Dann betrübe nicht den Heiligen Geist, sondern folge Seinem Leiten, senke dich tief in Gottes Wort und lerne die Stimme verstehen, die dir am Tag der Prüfung und am Tag der Segnung deutlich kundtun wird: Dies ist der Weg, wandelt darauf!
erste Ausgabe: Berlin 1907