1. Nicht uns, HErr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre, um deiner Gnade und Wahrheit. 2. Warum sollen die Heiden sagen: Wo ist nun ihr Gott? 3. Aber unser Gott ist im Himmel; Er kann schaffen, was er will. 4. Jener Götzen aber sind Silber und Gold von Menschenhänden gemacht. 5. Sie haben Mäuler und reden nicht; sie haben Augen, und sehen nicht; 6. Sie haben Ohren, und hören nicht; sie haben Nasen, und riechen nicht; 7. Sie haben Hände, und greifen nicht; Füße haben sie, und gehen nicht; und reden nicht durch ihren Hals. 8. Die solche machen, sind gleich also, und alle, die auf sie hoffen. 9. Aber Israel hoffe auf den HErrn; der ist ihre Hilfe und Schild. 10. Das Haus Aaron hoffe auf den HErrn; der ist ihre Hilfe und Schild. 11. Die den HErrn fürchten, hoffen auf den HErrn; der ist ihre Hilfe und Schild. 12. Der HErr denkt an uns, und segnet uns; Er segnet das Haus Israel, Er segnet das Haus Aaron, 13. Er segnet, die den HErrn fürchten; beide Kleine und Große. 14. Der HErr segne euch je mehr und mehr, euch und eure Kinder. 15. Ihr seid die Gesegneten des HErrn, der Himmel und Erde gemacht hat. 16. Der Himmel allenthalben ist des HErrn: aber die Erde hat Er den Menschenkindern gegeben: 17, Die Toten werden dich, HErr, nicht loben, noch die hinunterfahren in die Stille; 18. Sondern wir loben den HErrn von nun an bis in Ewigkeit. Hallelujah.
Vers 1. In diesem Psalm redet David von der Verwerfung aller Götzen und von der Kraft, die man bekommt, so man Gott anbetet im Geist und in der Wahrheit. Und nicht genug können wir uns den ersten Vers dieses Psalms ins Herz einprägen. Wenn wir alle einen lebendigen Glauben hätten, so würden viel mehr Ungläubige bezwungen werden. O, es ist ein großer Unterschied zwischen Gotteskindern, die einen lebendigen Gott haben, auf den sie sich verlassen und stützen können, und zwischen Kindern der Welt, die in der Zeit der Not nicht aus und ein wissen und nirgends Trost finden können. Denn worauf sollten sie sich verlassen können? Etwa auf die Welt und ihre Lüste, denen sie frönen? O nein, die Welt hat keinen Frieden für wunde Herzen; sie kann aber auch den Gotteskindern den Frieden nicht rauben. Es gibt Leute, die in Tagen des Glücks den HErrn und sein Wort verspotten, frohlocken und wähnen: „Ach, uns geht es so gut; was sollen wir mit der Bibel machen?“ Wenn ihnen aber Gott unerwartet Trübsal und Leiden ins Haus schickt, dann ist es bald mit ihrem Heldenmut zu Ende, und zerknickt liegen sie am Boden. Ach, wie sehnen sie sich dann oft nach Gottes Wort; wie möchten sie, dass die nämlichen Gläubigen ihnen daraus Trost spendeten, denen sie früher oft sagten: „Denkt nur nicht, dass ihr mir einst werdet vorbeten müssen; daraus wird nichts!“ Merkwürdig ist es, dass sie keinen Trost erlangen von denen, mit welchen sie bisher gleiche Wege gingen. Sie müssen doch am Ende einsehen, dass Gottes Friede höher ist als der Menschen Vernunft. Wenn der HErr dann auch diese armen Gefangenen aus der Grube und der Stadt des Verderbens errettet, so gebührt nicht uns, sondern Gott allein die Ehre, dass Er uns die Gnade schenkte, ihnen den Weg des Lebens zeigen zu dürfen. Das wäre nicht besondere Gnade, wenn Gott nur diejenigen retten wollte, welche Ihn von Kindheit her kennen; nein, das ist unendliche Gnade, wenn Sünder, die auf der Straße des Lasters gewandelt haben, dennoch zu Frieden und Ruhe kommen, so sie die ausgestreckte Jesushand ergreifen und abtreten von ihren bösen Wegen! Oft rettet der HErr Kinder aus dem Sumpf der Sünde, deren Eltern gar böse darüber werden, weil sie lieber möchten, dass ihre Kinder der Welt, statt Gott dienten. Wenn diese Kinder nun recht anhielten, könnte der HErr sie zu Bekehrungswerkzeugen machen. Oder wäre Er denn ein lebendiger Gott, wenn er nicht das Schreien der jungen Kinder, die sich Ihm ganz hingeben, erhören wollte? Aber es muss den Kindern ein heiliger Ernst sein. Mit Glauben und Vertrauen und in Liebe müssen sie Ihm die Eltern zu Füßen Legen können, und eben so umgekehrt die Eltern ihre Kinder.
Vers 3. Wenn Gott schaffen kann alles, was Er will, und selbst aus Steinen dem Abraham Kinder erwecken kann, so müssen wir es Ihm doch zutrauen, dass Er ein armes Sünderherz erweichen und mit seinem Frieden erfüllen kann. Haben wir ein neues Herz, so ist alles eigene verschwunden; wir schauen nicht mehr darauf, ob andere uns immer mit Liebe behandeln und nie ein unsanftes Wort reden oder lieblos an uns vorübergehen. Das alles sind noch Zeichen einer alten Natur; auch weiß ich überhaupt nicht, was denn so Liebenswürdiges an uns ist, die wir von Natur durch und durch von der Sünde durchdrungen sind. Es ist unendliche Gnade, wenn wir lieben und geliebt sein dürfen; und vor allem ist das köstlich und schön, wenn wir Die von Herzen lieben können, die uns ganz entgegen sind. Die Freunde zu lieben ist doch wahrlich keine Kunst. Wenn Gott aber schaffen kann, was Er will, so müssen wirs Ihm doch auch zutrauen, dass Er uns ein neues Herz geben kann. Aber so lange wir noch uns selbst und unseren Lüsten dienen, kann Gott nicht in uns sein; denn Er wohnt nicht in einem Tiergarten. Ein neues Herz aber, das durch Gottes Gnade umgeschaffen ist, ist ein Lustgarten.
Vers 4-8. Wenn uns etwas gestohlen würde, und wir deswegen die Nacht nicht schlafen könnten, hinge da nicht unser Herz daran? Wäre es nicht unser Götze, sobald wir es mehr liebten, als Gott? Könnten wir, so der HErr uns heute noch alles nähme, was uns teuer ist, noch murren oder aus der Fassung kommen, so hätten wir noch Götzen? Alles müssen wir freudig hergeben können, und Gott über alles lieben. Nur Jesus kann uns frei machen davon. Daher ist es mein dringendes Gebet, dass der HErr doch unser keines von der Erde wegnehme, bis es sein völliges Eigentum ist. Dann aber, wenn ein jedes einen lebendigen Heiland hat, dann ist es mir gleich, wann und wie und wo euch der HErr abruft. Können wir uns Fremdlinge und Pilger nach Zion nennen, wenn unser Herz noch am Irdischen hängt? wenn wir noch auf Reichtum hoffen? wenn wir unsere Kinder nur als Nutzen ansehen, und klagen würden, wenn der HErr sie wegnähme?
Vers 9. Als Jakob an nichts mehr hing, als er seine Frauen und sein Vieh vorausgeschickt hatte und allein mit dem HErrn rang; als seine Hüfte verrenkt war, und er nicht nachließ, bis der HErr ihn segnete, da wurde er erst Israel. Wie anders stünde es mit uns, wenn wir alle einen lebendigen Gott hätten, mit dem wir ringen würden; gewiss, der Sieg müsste uns gelingen!
Vers 10. Das Haus Aaron musste dem HErrn die Opfer darbringen. Wenn Jesus uns zubereitet und bekleidet hat mit seiner Gnade, nachdem Er uns die Sündenkleider ausgezogen hat, so können wir alle sein Levitenvolk werden und zum Haus Aaron gehören, ob Kind, ob Jüngling oder Jungfrau, Mann oder Greis; vor Gott ist da kein Unterschied. Wir brauchen deshalb nicht in Anstalten zu sein, damit die Leute uns von außen ansehen, dass wir dem HErrn dienen wollen; sondern an jedem Ort gehören wir zu diesem Stamm, so wir dem HErrn dienen von ganzem Herzen, und auf seine Stimme achten, und gehen, wohin Er uns ruft. Wollen wir aber für andere Opfer bringen oder ihnen den Weg zum HErrn zeigen, so müssen wir doch erst selbst den lebendigen Gott besitzen und uns Ihm zum Opfer hingegeben haben.
Vers 11. Die Furcht muss aus dem Herzen heraus, und die Liebe Gottes ins Herz eingegossen werden. Die Furcht Gottes besteht nicht im Zittern vor Ihm, sondern im Scheuen der Sünde. Dann frage ich z. B. jeden Abend: „Habe ich heute meine Zunge wieder hergegeben zu unnützem Gerede, anderen zum Verderben oder Gott zur Unehre? Denn sonst betrügen wir andere, die ein Beispiel an uns nehmen! und sie entschuldigen sich einst damit, dass wir, die wir Gotteskinder sein wollen, ihnen durch unsere Aufgeregtheit, unseren Zorn, Neid und Hochmut Ärgernis gegeben haben. Ein verworfenes Weltkind ist weniger zum Anstoß, als ein sogenannter Heiliger im frommen Gewand und voller Sünde.
Vers 12. Wenn Jesus uns so recht seine Sünderliebe zeigt, dann erfahren wir, was es heißt: „Der HErr denkt an uns.“ Wenn Er uns in den Staub legt und wir sehen, dass wir Erdenwürmer nichts sind, und Er uns zermalmen könnte, wie wir es tausendfach verdient hätten, uns aber dann plötzlich aus aller Not errettet, dann wissen wir, was es heißt: „Der HErr denkt an uns;“ ja dann können wir glauben, dass die Wahrheit seines Wortes heute noch unveränderlich dieselbe ist, als wo Er auf Erden wandelte.
Vers 13. 14. Hat man Jesum erfahren in seiner unendlichen Liebe, wie Er Die segnet, die sich auf Ihn verlassen, so versteht man erst recht, wie getreu Er ist, und wie Er oft Kinder segnet, um sie für die Eltern zum Segen zu setzen. O, wie oft habe ich erfahren dürfen, dass der HErr die Kinder erhörte, wenn sie Segen für ihre Eltern erflehten! So z. B. betete im vergangenen Sommer ein sieben Jahr altes Kind für seinen am ganzen Leib gelähmten Vater, der nicht an Jesum glaubte, und der HErr erhörte es. Ein Fremder kam zum Vater auf Besuch, da konnte ihm dieser die vormals gelähmten Hände zum Gruß entgegen strecken. - Das hat Jesus getan, welcher Gebete erhört; dieser Vater hat es erfahren, er wurde zu Gott bekehrt! - Die jungen Kinder sind eine Macht. Wenn sie ihre Herzen erheben zu Gott, so segnet Er sie reichlich; denn es steht geschrieben: „Aus dem Mund der jungen Kinder und Säuglinge will Er sich Lob zubereiten.“ Wenn der HErr Vater und Mutter gesegnet hat, und sie in des HErrn Furcht leben, so ist ein Segen solcher Eltern für die Kinder mehr wert, als großes Vermögen. Darum möchte ich euch bitten: o betet doch zum HErrn, dass Er nicht nur euch und eure Kinder, sondern alle, mit denen ihr zusammen kommt, mit seinem Segen überschütten möge! Denn an des HErrn Segen ist alles gelegen!- Wie viel wird im Leben gerechnet, und nur immer nach Gewinn gesehen; o dass doch alle einmal das rechte Rechnen lernten, und bei dem HErrn um seinen Segen anhielten! Dieser ist besser als aller Reichtum; das sind die besten Prozente; und wenn unser Herz allein dem HErrn gehört, so ist unser Kapital am höchsten ausgeliehen.
Vers 15-18. Wenn am Ende unseres Lebens beim Heimgang nicht auch das Wort ertönt: „Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, und ererbt das Reich, das euch mein Vater beschieden hat,“ so steht es nicht gut um uns. Wollen wir dereinst diesen Ruf hören, so müssen wir Pilger werden, die hier keine bleibende Stadt haben, sondern davoneilen und stracks ihre Augen nach Zion richten.
Der HErr gebe uns, dass wir alle zu seinem Eigentum gezählt werden und zu der Zahl Derer, die gekommen sind aus großer Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und hell gemacht im Blut des Lammes; dass wir einst einstimmen dürfen in das ewige Hallelujah, in den nie endenden Lobgesang vor dem Thron unseres Gottes! Dazu wolle der HErr uns alle zubereiten! Wohl uns, wenn wir uns zubereiten lassen, dann sind wir selig! Darum müssen wir überwinden; denn wir wissen, dass nur die Überwinder vor Gottes Thron stehen!