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Toltz, Johann - Handbüchlein für junge Christen

Bugenhagen, Johannes - Joannes Bugenhagen Pome dem leser

DIs Büchlyn ist hieher gesand zu drucken, Darumb, nach gesetz diser Vniuersitet, Erst vberantwort dem würdigen Herrn, Magistro Hermanno Tulichio Rectori, der hat myr befolen, das ich fleyssig richten solte, ob hirynne auch etwas were wider die heyligen schrifft, Dazu, ob es auch nutze zu drucken, Das hab ich nach geburlichem gehorsam gerne gethan, Vnd sage, das ich nach meynem vorstande anders nicht weys, denn das dis Buchlyn Gottlich vnd nutze sey. Es ist von vnser muntze, Das ist, wie wyr pflegen zu leren vnd schreyben. Datum Wittemberg M. D. xxv. Am dritten Montage ym Aduent.

Gesetz

Lex

SInd die gepot Gottis, daran der mensch seyne sund vnd vnuermügligkeyt, auch alle gebrechen des fleysches, erkennet, vnd dadurch zu dem ewigen tod der verdampnis verurteylt wird. Dauon liset man ym alten Testament, Deut. 5. vnd 6.

Euangelium.

Ist die fröliche botschafft von Gott an das menschlich geschlecht ausgangen, wie er durch Christum, seynen eyngebornen son, den glaubigen von sund, tod, hell vnd verdamnis, das ewig leben zu besitzen ym hymelreich, gnediglich erlöset hat.

Glaub yn Christum.

Fides in Christum.

Ist eyn lebendige vnd wirckliche zu uorsicht yn die barmhertzickeyt Gottis, allen rechtglaubigen ym Euangelio vnd den Sacramenten verheyssen, vnd yn Christo, vnserm Herrn, reichlich erzeyget vnd mitgeteylet.

Sacramentum.

Ist eyn heylig zeychen, eyn gewiss malschatz vnd Sigil, eygentlich von Christo eyngesatzt, das vns an Gottis zusagung erynner, vnd vnser hertz yn rechter starcker zuuersicht zu göttlicher gnad befestigen sol.
Es sind zwey warhafftige Sacrament, als die Tauffe, vnd Eucharistia odder Sacrament des altars.

Die Tauffe

Baptismus

Ist eyn badt der widdergeburt, vnd vernewerung des menschen, yn wasser vnd fewer des heyligen geystes durch den glauben vnd ym namen Jhesu Christi, das ist nichts anders, denn eyn newes leben, durch den glauben yn Christum vnd die gnade des heyligen geystes, hie am leben anzufahen, teglich zu mehren, vnd endtlich ym tod volkümlich zuuolbringen.

Die Mess.

Missa, Eucharistia.

Sacrament des altars, das wyr die Mess nennen, Ist eyn vberreich köstlich vnd thewres Testament vnsers Herrn Jhesu Christi, darynne er fur seynem leyden vnd sterben den Aposteln sampt allen Christglaubigen, alleyn aus lieb, gunst vnd trew, yhnen ablas aller sunden verheyssen hat, durch das eynige vnd allerangenemste opffer seynes leybs am Creutz vnd blutuergiessen zu erlangen.

Gerechtickeyt ist zweyerley.

Justitia duplex est.

Menschlich gerechtickeyt.

Diese erste ist falsch vnd gleissnerisch, stehet yn eusserlichen wercken, damit man das gesetz Gottis vermeynet zu erfullen, so doch ynwendig das hertz darzu vnlüstig vnd gantz vnwillig ist, die frümkeyt ist menschlich, sittig odder bürgerlich, vnd hilfft nichts zu der selickeyt. Wie Christus selbst sagt Matth. 5.

Gottis gerechtickeyt.

Justitia Dei.

Gottis gerechtickeyt oder frümkeyt, die fur Gott gilt, ist recht vnd warhafftig, nemlich nichts anders, denn eyn vhester glaub yn die barmhertzickeyt, huld vnd gnad Gottis, durch Christus verdienst vnd mittel erworben, dieser glaub beschneyd das hertz von bösen lüsten vnd begirden, das es das gut auch gerne wil, yn aller mass wie der mund redet vnd die hand wircket. Der glaub wird vns fur Gott zur frümkeyt vnd selickeyt gerechnet, wie wyr lesen Gen. 15. Vnd Rhoma. 4.

Dienst Gottis.

Cultus Dei.

Warer Gottsdienst stehet yn dreyen stücken, als Glauben, Lieben vnd Hoffen.

Glaub.

Fides.

Wie auch oben vernomen, ist eyn tröstung des gewissens, das ich glaub vnd von hertzen gentzlich dafur halt, Christus leyden, sterben, vnschuld, tugend, verdienst, Summa summarum, all seyn gut vnd hab des weigen hymelreychs sey meyn eygen, vnd my zu heyl vnd selickeyt geschehen vnd geschenckt.

Hoffnung.

Spes.

Ist eyn gewisse erwartung, yn aller gedult vnd langmütickeyt, aller der gütter vnd wolthat, die vns, yn Christo endlich zu entpfahen, von Gott versprochen sind, nemlich vergebung aller sunden, vnd die erbschafft des hymelreichs.

Liebe.

Charitas.

Ist, das ich Gott lieb aus allen krefften meynes hertzens, gemüts vnd der seelen, Vnd meynen nehisten wie mich selbst, demselbigen radt vnd helff, beyde an leyb, seel vnd gut, wie myr Gott zuuor gethan, vnd ich von yhm gewarten wil, Daran hangen alle gesetze vnd Propheten, also das, wer Gott vnd den nehisten liebt, hat alle gepot Gottis erfullet. Eygentlichen aber heysset Liebe, da ich meynem nehisten mit diene, Denn liebe zu Gott ist anders nicht, denn glaube.

Das creutz Christi.

Crux Christi.

Ist, mit gedult annehmen allerley anfechtung, trübsal, angst, not, verfolgung, elend, armut, frost, durst, hunger, kummer, kranckheyt, marter, tod, vnd kürtzlich alles, das Christus auf dissem iamertal, fur vnsere sunde, gantz willig vnd gedüldiglich erlietten hat, Gleich das creutz wil er auch, das wyr solches auf vnsern rücken fassen, vnd bestendiglich tragen sollen, Darumb das wie Christus zu der eher seynes hymlischen vaters durch viel leydens komen ist, also auch wyr Christen müssen vnserm furgenger vnd hertzog, Christo, gleichformig werden, Vnd auch durch viel trübsal, wilch er vns auflegt, yn das hymelreych eyngehen.

Faste.

Jeiunium

Eyn Christlich, Gottgefellig, rechtschaffne fasten ist eyn stettes casteyen des yrdischen leybs, an allen seynen glidmassen, mit abzyhung vbriges essens, trinckens, kleyder, faulentzens, müssiggehens, affterredens, vppigs hörens vnd sehens, durch arbeyten, wachen, wandern, beten, singen, lesen, studiren, vnd vnterweysen. Item, es gehöret auch zu eyner rechten fasten, das man dem dürfftigen hilfft vnd redt, die sund verzeyhet, vnd dermassen sich helt, wie Gott durch Esaiam leret. Von der speyse sage ich also: Iss was du hast vnd magst, vnd dancke Gott dafur. Beschwerunge aber des hertzens vnd leybes durch vberflus sollen Christen gerne vermeyden.

Eyn recht Christlich gebet.

Oratio pia.

Ist eyn emsig klage anligender not vnd gebrechen mit starckem glauben zu Gott, dauon, nach seynem göttlichen willen, endlich erlöst zu werden, durch erbarmung Gottes, Dis gebet stehet nicht yn viel wortten, sondern yn stettem vnd grossem seufftzen des hertzens, vnd das heyst Gott ym geyst vnd yn der warheyt anbeten, Vnd ist nichts anders, denn Gott yn allen dingen anruffen, loben vnd dancksagung thun.

Der allt mensch.

Vetus Adamus.

Ist von art aus mutter leyb her eyn lügner, aller sund vnd bossheyt vol, ehergeytzig, eygensuchtig, rachsal, zu allen rechtschaffnen Christlichen wercken vnwillig, verworffen vnd vntüchtig, Summa summarum, Er ist eyn kind des zorns vnd ewiger verdamnis, es sey denn, das er durch den glauben Christi verendert vnd gebessert werde.

Der neue mensch.

Nouus Adamus.

Der Newe Adam ist Christus furnemlich, Darnach alle seyne brüder, die Christglaubigen menschen, wilche yn der Tauffe, durch eynen waren glauben, die erstling des geysts vnd eynes newen Christlichen lebens empfangen haben, vnd den alten menschen mit seynen begyrden vnd bösen lüsten teglich yhe mehr brechen, martern, mit Christo an das creutz hefften vnd tödten, damit ymmer yhe bas vnd bas der newe mensch yn der liebe Gottis vnd des nehisten wachsse, vnd endlich eyn rechter volkomlicher man yn Christo werde, eygentlich nach dem bilde Gottis formiret vnd ehnlich gemacht.

Fleyschliche werck

Opera carnis

Sind böse werck, die Paulus Gal. 5. erzelet, als nemlich diese, Ehebrecherey, hurerey, vnreynickeyt, geilheyt, abgötterey, zauberey, hadder, feyndschafft, eyffer, zorn, zanck, zwitracht, Secten, hass, mord, sauffen, fressen vnd dergleichen, die solchs thun, werden das reych Gottis nicht ererben. Denn disse sundhafftige werck alle miteynander, vnd eyn yedes ynsonderheyt, gelten eynen vnglaubigen menschen, sind auch anders nicht, denn werck der finsternis, geflossen aus dem vnglauben, der den menschen alleyn verdampt.

Geystliche werck

Opera Spiritus.

Sind gute werck, die wyr sonst tügent nennen, Beschreybt Paulus auch Gala. 5. Vnd sind früchte des geysts, das ist, eynes frummen Christlichen menschens, nemlich die liebe, freud, frid, langkmut, freundlickeyt, glaub, sanfftmut, keuscheyt vnd dergleichen, alles was zur tödtung des alten menschen, vnd zu Christlicher brüderlicher liebe gehörig ist. Das alles zeyget an eynen rechten glauben ym menschen, daraus solche gute werck entspringen, alleyn des glaubens halben vergolten werden.

Ergernis des glaubens.

Scandalum vel offendiculum Fidei.

Ergernis ist eyn verletzung des glaubens vnd der liebe. Ergernis des glaubens ist wider Gottis wort leren, es sey yn reden odder schreyben, das lautter Euangelion felschen, odder etwas wider Christliche freyheyt gebitten.

Ergernis der liebe.

Offendiculum Charitatis.

Ergernis der liebe ist seynen nehisten, mit bösen schnöden wortten vnd wercken, verletzen vnd ergern. Odder auch mit solchen wortten vnd wercken, die yn sich nicht böse sind, aber doch ergerlich den schwachen vnd vnuerstendigen brüdern.

Des menschen freyer will.

Liberum arbitrium.

Ist, das er mutwillig thut, das yhm Gott verpeut, vnd das lesst, das er thun solt, Er kan auch von yhm selbst, ane die gnad vnd mitwirckung Gottis, gar nichts thun, das fur Gottis augen gut were, es gleysse fur der welt, so schön es ymmer mehr wölle, Darumb ist solcher freyer will ym grund nichts anders, denn eyttel sund.

Christliche kirche.

Ecclesia Catholica

Ist eyn versamlung der Christglaubigen menschen, durch den heyligen geyst yn eynem wort, glaub, liebe, hoffnung, vnd Sacramenten.

Priester, Pfarrer, Bischoff, Prediger

Presbyteri, Paretiani, Episcopi.

Seyn disse, wilche der kirchen, das ist, eyner gantzen gemeyn, mit verkündigung göttliches worts vnd der Sacrament darreychung trewlich dienen, Disse sind aller eheren werd, Vnd denen ist man widderumb pflichtig enthaltung des leybs, mit tranck vnd kleydung nach aller eheren vnd notturfft.

Die Ehe

Matrimonium.

Ist eyn rechtschaffner ordentlicher stand, erstlich von Gott im Paradeys eyngesatzt, Vnd darnach ym Newen Testament von Christo vnd den Aposteln hoch gepreyset vnd geehret, Diser stand dienet zu eyner ertzeney fur allerley vnkeuscheyt, böse lüst vnd gedancken, zu dem andern auch yederman, der sich darzu geneygt prüfet, erlaubt vnd zugelassen, Ja von Gott gepotten.

Christliche freyheyt.

Libertas Christiana.

Christliche Freyheyt ist, Nicht das Christen nichts guts mehr thun sollen, sondern das sie von teuffelischer tyranney vnd gewalt der sunden durch Christus auferstehung erlöset vnd frey gemacht sind, hynfurt nymmer nach fleyschlicher wollust, vppigkeyt der wellt, noch listiger eyngebung des teuffels, sondern alleyn nach dem willen Gottes des HERRN zu leben.

Das gelubd yn der tauff.

Votum Baptismatis vnicum.

Christen haben nicht mehr, denn eyn gelübde, wilches sie Gott ynn der tauff eynmal gethan, den teuffel mit aller seyner pompe zuuerlassen, Christo zu hulden vnd bestendiglich nachzufolgen. Solches gelübde recht zu halten, sind eynem Christen aller gutter rechtschaffner werck zu wenig, vnd weret bis yn tod.

Vnterscheyd der speyse.

Delectus cibi nullus.

Bey den Christglaubigen, wilche die warheyt vnd Gottis gnade erkant haben, ist keyn vnterscheyd der speyse, sondern alle ding reyne, vnd mit dancksagung Gottes, on verletzung des schwachglaubigen, zu gebrauchen, allen vnd zu yeder zeyt erlaubt, Es wölle denn yemands aus freyem gewissen, Gott zu lobe, seynen mutwilligen leyb zu casteyen, sich derselbigen eyn zeyt lang enthalten.

Eyn rechtgeschaffene Beycht.

Confessio pia.

Den Christglaubigen sind zweyerley beycht von Gott yn der schrifft gepoten, Eyne, die Gott geschehen sol, yn dem, das sich eyn mensch gebrechlich, sundhafftig, vnd der verdamnis wirdig, aus grund seynes hertzens bekennet, vnd Gottes erbarmung yn Christo vmb vergebung bittet.

Die Andere sol geschehen demihenigen, der verletzet vnd beleydiget ist, also, das ich mich fur vngerecht fur yhm frey heraus bekenne, vnd yhnen vmb verzeyhung bitte, wo er myr nu das nachlesst, vnd neben myr Gott vmb vergebung bittet, so byn ich solcher sund vnd verschuldigung quidt, ledig vnd lose.

Die Dritte beycht, der man sich eyn lange zeyt gebraucht hat, Ist eynem Christen von Gott nicht, sondern alleyn von menschen gepoten, doch ist sie nicht vnfruchtbar, wenn man derselbigen radtsweys, etwas zu erforschen, freywillig gebraucht, vnd sich selbst gerne fur eynem zu sunden vnd schanden macht.

Christliche feyertag.

Feriae Pietatis.

Nach dem Christus das gesetz der Jüden erfullet vnd vnd dauon erlediget, ist eynem Christen eben eyn tag, gleich wie der ander, Da alle tage ym Newen Testament sind Sabbath, Sontag vnd Feyertag, Darumb, das wyr alle tage, eynen wie den andern, von bösen wercken vnsers fleysches vnd eygnen willens feyern vnd ablassen, vnd Gott alleyn yn vns seynen willen sollen thun lassen, das heyst recht warhafftig den Sabbath odder Sontag heyligen.

Das man aber ettliche zeyt vnd tage, furnemlich am Sontage, feyret, sol allermeyst darumb geschehen, das man deste bequemer zusamekompt, eyntrechtiglich das göttlich wort anzuhören, die Sacrament Christi zu empfahen, vnd fur eynander yngemeyn zu bitten, wo das alles volendet ist, mag meniglich wol widderumb an seyne arbeit gehen, vnd sonderlich, wenn not daran gelegen, Vnd das volck Christlicher feyertag gnugsam vnterricht ist.

One, das Christliche liebe erfoddert, das wyr vnserm dinstvolcke eynen tag yn der wochen zu feyern geben, vmbdes leybes notturfft, dieweyl es Gott zuvorn also wolgefallen hate.

Eher odder anbettung der heyligen.

Cultus Sanctorum.

Recht Christlich vnd göttlich die heyligen ehren, ist nicht, das man yhnen kirchen bawet, vnd köstliche bilder darynnen aufrichtet, auch nicht singen, lesen odder orgeln, wie bisher eyn grosser missbrauch gehalten, Sondern das erstlich der mensch seynen glauben zu Gott yn Christo an der heyligen leben stercke, yn dem, das er festiglichen glaubt, wie Gott, der almechtig vnd barmhertzig, aus yhnen, die auch wie wyr Adams kinder gewesen, wolgezierte gefese der glori gemacht hat, on allen yhren verdienste, also wird er auch vns seyner vnmesslicher reichtumb gut, gnad, vnd barmhertzickeyt mitteylen, vnd auch zu seynes Reychs lob kommen lassen, durch Christum, vunsern Herrn.

Zum Andern, das ich der lieben heyligen wort vnd werck nachfolge, so weyt vnd ferne sie Christo hie auf erden nachgefolget, vnd yhr lere nach yhm vnd dem heyligen Euangelio gerichtet haben. Denn Christus ist der heylige vber alle heyligen, dem sol ich keyn werck odder wort der andern heyligen furziehen.

Für das Dritte, so sind auch lebendige heyligen, Nemlich dürfftige Christen, die an leyb, seel vnd gut radt, hülff vnd wolthat bedürffen, Disse sind darumb fur heylig zu halten, das der heylige geyst, durch den Christlichen glauben, yn yhnen wonet, vnd das alles, was man yhnen thut, nympt sich Christus an, als hette mans yhm selbst gethan.

Wer nu Christum wil eheren, der ehere seyne glidmass, die nottürfftigen Christen, womit er denselbigen ymmer mag behülfflich seyn.

Rechtgeschaffene eher, Dienst, vnd anbetten Gottes.

Latria.

Die recht vnd allergröste Gottiseher vnd anbettung ist, Das der mensch vber alle geschaffene ding, sie sind hmylisch odder yrdisch, Gott, den almechtigen schöpffer vnd Herrn, Ja vnsern lieben vater, liebet vnd forchtet, auf yhn alle seyne hoffnung vnd vertrawen stellet, also das er festiglich glaubet, wo Gott bey yhm stehe, mag yhm keyn creatur schaden beybringen.

Abgotterey.

Odolatria, vel Summa in deum Blasphemia.

Die gröste Abgötterey, gottlose eherung vnd vneher ist, Das eyn mensch die creatur, odder sich selbst, neben odder vber Gott liebet, furchtet, odder eynig vertrawen vnd zuuersicht dareyn setzet, darumb das Gott solche ehere niemands anders geben, sonder fur sich alleyn behalten wil.

Antichrist, Falsche propheten etc.

Antichristus. Pseudoprophetae. Ministi Sathanae.

Widderchrist, Falsche Propheten odder prediger vnd Teuffelsdiener sind alle diese, die göttlichem wort vnd dem heyligen Euangelio etwas nemen odder zugeben, das desselbigen ynhalt vnd meynung nicht klar vnd gewisslich mit sich bringet, so ferne sie anders eyn Artickel des glaubens vnd eyn besonder gepot Gottis daraus machen.

Das wort Gottes.

Verbum Dei.

Ist die ewige warheyt, siebenfeldig durchfewert, das ist das allerlautterste vnd reynigste, wilches hymel, erden vnd alles, was darynnen ist, hat geschaffen, regiren, erhalten, vnd zu volkümlichem ende bringen mus, wilches von Gott durch die heyligen Patriarchen, Propheten, Aposteln, vnd zum letzten durch Christum, den Son Gottes, selbst ausgedrückt vnd geoffinbart ist, das wissen wyr nyrgend gewisser vnd bestendiger zu finden, denn yn bewerten büchern des Alten vnd NEwen testaments, die man sonst yngemeyn die Bibel nennet.

Menschengesetz odder lere.

Traditio humana.

Ist alles, das man yn Göttlichen sachen, one gewissen befelh Gottes, erdencken, reden, schreyben, singen odder lesen kan, Das alles mit eynander ist fur Gott eyttel lügen, vnnütz geyffer vnd menschentandt, zu wilchem der mensch von natur geneygt ist, so gar wol klingen eynem lügenhafftigen menschen die lügen yn seynen oren.

Der Christlich Banne.

Excommunicatio.

Ist nichts anders, denn eynen von der Christlichen gemeyn absondern, vom leybe Christi abschneiden, vnd dem teuffel zu eynem glidmas zueygen, Das sol vmb keyner andern vrsach willen geschehen, denn so yemands öffentlich, vnd on vnterlas, widder Gott leret odder handlet. Das sind nemlich alle falsche, gotlose prediger vnd schandsunder.

Secten oder rotterey.

Sectae.

Sind alle dieihnigen ,die sich yn eynen stand, dauon Gott der Herr nichts gepoten hat, aus eygener wahl, rotten vnd dermassen zusame verbynden, das sie es fur selig halten, wenn sie darynne bestendig bleyben. Vnd widderumb fur vnselig vnd verdampt schelten alle, die yhr rotterey verlassen, vnd widder zu der Christlichen gemeyne tretten.

Das reych Gottes.

Regnum Dei.

Das reych Gottes stehet nicht yn eusserlicher dinge warnehmung, als, das yemand eyn zeyt odder tag fur den andern, eyn ort fur das ander, eyn person fur die andern, eyn kleyd odder speys fur die andern, vnd dergleichen mehr vntterscheyd, beyseynem gewissen helt, als müst es also vnd nicht anders seyn, das doch ym grund Christlicher freyheyt vnd warheyt nicht ist, sondern eynem Christen sind alle diese ding frey. Weyter stehet auch das reich Gottis nicht yn wortten, nemlich das yemand schon vnd warhafftig vom Euangelio reden, schreyben odder singen kan, Sondern das reych Gottis, vnd des menschen selickeyt, Ist gerechtigkeyt, frid vnd frewd ym heyligen geyst, das ist, Der mensch ist gottselig, wilcher von seynen sunden, durch den glauben, also gerechtfertiget ist, das yhm das gewissen nymmer vnrügig vnd trawrig, sondern still, fridsam vnd frölich worden ist. Zu dissem Reych helffe vns die gnade Gottes, durch christum, vnsern HERRN. Amen.

1)

Der gantzen Bibel kurtzer ynhalt.

Compendium totius sacrae scripturae.

Die gantze Bibel thut nichts anders, denn gibt dem menschen zu erkennen, was er sey gewest, vnd itzt ist, was yhm zugehör, vnd was seyne wercke sind, das es alles mit yhm verloren ist.

Zu andern, Was Gott sey, was yhm zugehör, vnd was seyne werck sind, vnd sonderlich die barmhertzickeyt yn Christo, wilchen sie vns zu erkennen gibt, vnd vns durch seyn menschwerdung von der erden hynauf gen hymel zu der gottheyt furet, Dazu vns allen Gott, der hymlische Vater, seyn gnad vnd barmhertzickeyt verley durch Jhesum Christum, vnsern lieben Herrn vnd Heyland. Amen.

Ende disses Büchlyns.

Die Evangelischen Katechismusversuche vor Luthers Enchiridion Ferdinand Cohrs. Erster Band. Die evangelischen Katechismusversuche aus den Jahre 1522 - 1526 Berlin A. Hofmann & Comp. 1900

1)
Einschub der niederdeutschen Fassung: Van der Sunde
De vngeloue ys de enyge sunde, jn welkerer ßo de minsche vorbunden vnd genangen, wert he vordömet, wo Christus secht Johannis 3. Wol dem ßöne nicht gelöuet, de werth dat leuent nicht feende, sunder de torne Gades blyfft ob eme. Vnde de sunde kan nemant vorgeuen, den allene God, welkerem se ock allene wedderlick ys. Wente wowol etlike sunde yegen den negesten syn, ßo synth se dennoch darumme eyne sunde, dat se Got hefft heten vormyden, he hefft das gebot van der leue des negesten ock ghegeuen. De lasteringe effte sunde in den hylghen geyst ys, so men Gade syn werck nympt vnde der creatur edder dem düuel tholecht. Vnd sodane lasteringe ys ock nicht anders, den de vngeloue. Also do Christus den büuel vna eynem minschen gedreuen hadde, vnde de vngelöuigen spreken, he hedde ydt vth krafft des düuels gedan, dat was eyne lasteringe jn den hylghen geyst. Wol auerß also den hylgen geyst lastert, de erlanget nene vorgeuinge der sunde jn ewycheyt, Marci 3.
Item, De sunde jn den hylgen geyst ys vorachtinge des Euangelij vnde syner werke, Dewyle de steyt, ys nener sunde radt, wente se vechtet wedder den gelouen, de dar ys der sunde vorgeuinghe. Wen de vorachtinge auerß wert bygelecht, ßo mach de gheloue jngan, vnde möten alle sunde affuallen.