Daß wir uns selbst verleugnen und Christo durch das Kreuz nachfolgen sollen.
1. Sohn! so viel du aus dir auszugehen vermagst, so viel wirst du in mich eingehen können.
Gleichwie nichts von Außen begehren innern Frieden schafft, also verbindet das Verläugnen des Innern mit Gott.
Ich will, daß du lernest die vollkommene Verleugnung deiner selbst in meinen Willen, ohne Widerspruch und Klage. – Folge mir: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh. 14,6.) Ohne Weg kann man nicht gehen, ohne Wahrheit nicht erkennen, ohne Leben nicht leben. Ich bin der Weg, dem du folgen; die Wahrheit, der du glauben; das Leben, das du hoffen mußt.
Ich bin der unfehlbare Weg, die untrügliche Wahrheit, das ewige Leben.
Ich bin der geradeste Weg, die höchste Wahrheit, das wahre Leben, das selige Leben, das unerschaffene Leben.
Wenn du auf meinem Wege bleiben wirst, so wirst du die Wahrheit erkennen; und die Wahrheit wird dich frei machen und du wirst das ewige Leben erlangen.
2. Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote.
Willst du vollkommen sein, so verkaufe Alles.
Willst du mein Jünger sein, so verläugne dich selbst.
Willst du das ewige Leben besitzen, so verachte das gegenwärtige Leben.
Willst du erhöht werden im Himmel, so erniedrige dich in der Welt.
Willst du mit mir herrschen, so trage das Kreuz mit mir.
Denn die Diener des Kreuzes allein finden den Weg der Seligkeit und des wahren Lichtes.
3. Herr Jesu, weil dein Weg schmal und von der Welt verachtet ist, so gib mir, daß ich die Welt verachte und dir nachfolge.
Denn der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der Jünger über den Meister. (Matth. 10,24.)
Laß deinen Knecht geübt werden in der Nachahmung deines Lebens, weil hierauf meine Heiligung und Seligkeit beruht. Was ich außerdem lese und höre, gewährt nicht wahre Befriedigung und volle Beseligung.
4. Sohn! weil du das weißt und Alles gelesen hast: selig bist du, wenn du es thust.
„Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es, der mich liebet; und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren“ (Joh. 14,21.) und ihn mit mir sitzen lassen in meines Vaters Reich.
5. Herr Jesu! wie du gesagt und verheißen hast, so geschehe mir!
Genommen, genommen aus deiner Hand habe ich das Kreuz; tragen, ja tragen will ich es bis zum Tode, wie du es mir aufgelegt hast!
Wahrlich, das Leben eines guten Christen ist das Kreuz; aber es führt zum Paradiese.
Der Anfang ist gemacht, ich will, ich darf nicht weichen und zurückgehen!
6. Wohlan, Brüder! mit einander laßt uns ziehen, Jesus wird mit uns sein!
Um Jesu willen haben wir dieses Kreuz auf uns genommen, um Jesu willen lasset uns auch ausharren im Kreuze.
Er wird unser Helfer sein, er der unser Führer und Vorgänger ist.
Siehe, unser König ziehet vor uns her und streitet für uns.
Lasset uns mannhaft folgen, Keiner fürchte Schrecken: Lasset uns bereit sein, muthig zu sterben im Kampfe! Fern bleibe uns die Schmach, geflohen zu sein vor dem Kreuze!