Wider die eiteln Urtheile der Menschen.
1. Sohn! setze dein Herz fest auf den Herrn, und fürchte nicht menschliches Urtheil, wenn dein Gewissen dich frei und rein spricht.
Gut ist’s und selig, auf diese Weise zu leiden, und wird einem demüthigen Herzen, das Gott mehr als sich selbst vertraut, nicht schwer fallen.
Viele reden viel, und darum muß man wenig glauben.
Aber auch Allen genug zu thun, ist nicht möglich.
2. Obgleich Paulus Allen im Herrn zu gefallen suchte und deßhalb „Allen Alles wurde“ (1. Kor. 9,22.); doch war es ihm ein Geringes, daß er von Menschen gerichtet wurde. (1. Kor. 4,3.)
3. Er that, so viel an ihm war und so viel er vermochte, für Anderer Erbauung und Heil; aber das konnte er doch nicht verhindern, daß er von Andern gerichtet oder verachtet wurde.
Deßwegen stellte er alles Gott anheim, der Alles weiß, und waffnete sich mit Geduld und Demuth gegen den Mund derer, die Böses von ihm redeten, oder auch eitle und lügenhafte Gerüchte erfanden und sonst allerlei über ihn nach ihrem Belieben aufbrachten. – Doch antwortete er bisweilen, damit er den Schwachen durch sein Schweigen kein Aergerniß gäbe.
4. Wer du bist, daß du dich fürchtest vor einem sterblichen Menschen? heute ist er, und morgen findet man ihn nirgends mehr.
Fürchte Gott, und du wirst vor den Drohungen der Menschen nicht erschrecken.
Wer vermag etwas wider dich mit Worten oder Schmähungen? Sich schadet er mehr, als dir, und er kann dem Gerichte Gottes nicht entfliehen, wo er auch sei.
Habe du Gott vor Augen, und streite nicht mit jämmerlichen Worten.
Wenn du auch für jetzt zu unterliegen und unverdiente Schmach zu leiden scheinst; so ereifere dich nicht darüber, noch schmälere durch Ungeduld deine Krone; sondern blicke vielmehr zu mir gen Himmel empor, der ich mächtig genug bin, dich aller Schmach und Ungerechtigkeit zu entreißen und einem Jeglichen zu vergelten nach seinen Werken!