Der wahren Liebe ist Gott ihr Ein und Alles.
1. Siehe, mein Gott und mein Alles! Was will ich weiter, und was kann ich Seligeres begehren?
O liebliches und süßes Wort, aber nur für den, der das Wort liebt, nicht die Welt, noch das, was in der Welt ist.
Mein Gott und mein Alles! Dem, der es versteht, ist genug gesagt; und es oft zu wiederholen, ist dem Liebenden Wonne.
Denn wenn du da bist, ist Alles Lust; bist du aber ferne, so ist Alles Weh.
Du schaffest ein ruhiges Herz, und großen Frieden und festliche Lust.
Du machst, daß man gut denke von Allem, und in Allem dich lobe; auch kann nichts ohne dich auf die Dauer gefallen; sondern wenn etwas angenehm und schmackhaft sein soll, so muß deine Gnade dabei sein und die Würze deiner Weisheit darf nicht fehlen.
2. Wer an dir Gefallen findet, wie sollte dem nicht Alles wohlgefallen? Und wer an die keine Freude hat, wie könnte dem Anderes Freude gewähren?
Aber vor deiner Weisheit erliegen die Weisen der Welt und die, so fleischlich gesinnt sind; denn dort findet sich gar viel Eitelkeit und hier der Tod.
Die aber durch Verachtung der Welt und durch Kreuzigung ihres Fleisches dir nachfolgen, diese werden als wahrhafte Weise erkannt, weil sie von der Eitelkeit zur Wahrheit, vom Fleische zum Geiste durchgedrungen sind.
Ihre Freude ist Gott, und was sie an den Kreaturen Gottes finden, beziehen sie Alles auf den Ruhm und Preis ihres Schöpfers.
Aber wie verschieden, wie unendlich verschieden ist die Freude an dem Schöpfer und an der Kreatur, an der Ewigkeit und an der Zeit, an dem ungeschaffenen und an dem angezündeten Lichte!
O ewiges Licht, das alles geschaffene Licht weit übertrifft, wirf einen Lichtstrahl aus der Höhe herab, meines Herzens innerste Tiefe zu durchdringen!
Läutere, erfreue, kläre und belebe meinen Geist mit allen seinen Kräften, daß er dir anhänge mit jubelndem Entzücken.
O wann kommt jene selige und ersehnte Stunde, da du mit deiner Gegenwart mich sättigen und mir Alles in Allem sein wirst?
So lange mir das noch nicht gegeben ist, wird meine Freude auch nicht vollkommen sein.
Noch lebt leider! der alte Mensch in mir; noch ist er nicht gekreuzigt, nicht völlig erstorben.
Noch gelüstet ihn gewaltig wider den Geist, noch erregt er innern Streit und läßt das Reich der Seele nicht zur Ruhe kommen.
3. Du aber, der du herrschest über des Meeres Gewalt, und besänftigest das Toben seiner Wellen, erhebe dich und stehe mir bei! Zerstreue die Möchte, die Krieg wollen, und schmettere sie in deiner Kraft zu Boden.
Zeige, fleh’ ich, deine Größe, und verherrliche deine Rechte; denn es bleibt mir keine andere Hoffnung und keine Zuflucht, als du, Herr, mein Gott!