Die Wahrheit redet im Innern, ohne daß man laute Worte vernimmt.
1. „Rede, o Herr! Denn dein Knecht höret.“ (1. Sam. 3,9.) „Dein Knecht bin ich, gib mir Verstand, daß ich erkenne deine Zeugnisse. (Ps. 118, 125.)
Neige mein Herz zu den Worten deines Mundes; wie Thau fließe deine Rede.
Es sprachen einst die Kinder Israel zu Moses: „Rede du mit uns, wir wollen hören, und laß Gott nicht mit uns reden, wir möchten sonst sterben.“ (2. Mos. 20,19.)
Nicht also, Herr, nicht also bitte ich, sondern ich flehe vielmehr mit dem Propheten Samuel demüthig und inbrünstig: „Rede, Herr, denn dein Knecht höret.“
Weder Moses, noch ein anderer Prophet soll zu mir reden, sondern vielmehr du rede, mein Gott und Herr, der du begeisterst und erleuchtest alle Propheten; denn du allein kannst, ohen sie, mich vollkommen belehren; und ohne dich werden sie alle nichts schaffen.
2. Worte mögen sie wohl ertönen lassen; aber den Geist verleihen sie nicht.
Sie reden schön; aber wenn du schweigest, entzünden sie das Herz nicht.
Buchstaben theilen sie mit; aber das Verständniß eröffnest du!
Geheimnisse tragen sie vor; aber du schließest den Sinn der Geheimnisse auf.
Gebote geben sie; du aber hilfst sie vollbringen.
Den Weg zeigen sie; aber du stärkest zum Wandeln.
Sie wirken nur äußerlich; du aber unterrichtest und erleuchtest die Herzen.
Sie begießen; du aber gibst das Gedeihen.
Sie haben Worte; aber du gibst zum Hören das Verstehen.
3. Also nicht Moses rede zu mir, sondern du, mein Herr und mein Gott, du ewige Wahrheit, damit ich nicht etwa sterbe und ohne Frucht bleibe, wenn ich nur äußerlich ermahnt und nicht im Innern entzündet würde; damit es mir nicht zur Verdammniß gereiche, wenn ich das Wort zwar gehört, aber nicht gethan, erkannt, aber nicht geliebt, geglaubt, aber nicht bewahrt habe.
Rede darum, o Herr, dein Knecht höret; denn du hast Worte des ewigen Lebens!
Rede zu mir, was meine Seele tröste und mein ganzes Leben bessere, dir aber zum Lob und Ruhm und zur Ehre ewiglich gereiche.