Thomas von Kempen - Buch 3 - Kapitel 17

Daß man alle Sorge Gott anheimstellen soll.

1. Sohn! laß mich mit dir thun, was ich will! Ich weiß, was dir heilsam ist.

Du denkst wie ein Mensch, und urtheilst in Vielem, wie es menschliche Neigung dir eingibt.

Herr! es ist wahr, was du sagst: Deine Sorgfalt für mich ist größer, als alle Sorge, die ich für mich tragen kann.

Denn der hängt allzu sehr vom Zufall ab, welcher nicht all seine Sorge auf dich wirft.

Herr! wenn nur mein Wille immer recht und fest auf dich gerichtet bleibt, so thue mit mir, was dir wohlgefällt.

Denn was du mit mir thun magst, kann nicht anders als gut sein.

2. Willst du, daß ich in Finsterniß wandle, so sei gepriesen, und willst du, daß ich im Lichte sei, so sei auch dafür gepriesen.

Würdigst du mich eines Trostes, so sei gepriesen, und willst du Trübsal über mich verhängen, so sei ebenso allezeit gepriesen!

Sohn! also muß es um dich stehen, wenn du mit mir wandeln willst.

Du mußt ebenso bereitwillig sein zum Leiden, als zur Freude.

Du mußt ebenso gern hungrig und arm sein, als satt und reich.

3. Herr! um deinetwillen will ich gern leiden, was du auch über mich kommen lassen mögest.

Mit gleicher Freude will ich aus deiner Hand Gutes und Böses, Süßes und Bitteres, Fröhliches und Trauriges hinnehmen, und für Alles, was mir widerfährt, Dank sagen.

Bewahre mich vor aller sünde, und ich werde weder Tod noch Hölle fürchten.

Wenn du mich nur in Ewigkeit nicht verwirfst, und mich nicht auslöschest aus dem Buche des Lebens: so mag mir nimmer schaden, was auch für Trübsal über mich komme.