Ich will Dich lieben, o mein Leben!
Als meinen allerbesten Freund;
Ich will Dich lieben und erheben.
So lange mich Dein Glanz bescheint.
Ich will Dich lieben, Gottes Lamm!
Als meinen liebsten Bräutigam. Amen!
Geliebte Christen. Der König David sagt im 101. Psalm: „Ich hasse den Uebertreter und lasse ihn nicht bei mir bleiben. Ein verkehrtes Herz muß von mir weichen, den Bösen leide ich nicht. Der seinen Nächsten heimlich verleumdet, den vertilge ich. Ich mag deß nicht, der stolze Geberden und hohen Muth hat. Meine Augen sehn nach den Treuen im Lande, daß sie bei mir wohnen, und habe gern fromme Diener.“ Was David so redete, das redete er durch den Geist Gottes, der in ihm war. Er stellt in diesen Worten einen Regentenspiegel auf, wie es bei den Königen der Erde sein sollte, und wie es bei dem König des Himmels wirklich ist. Der König dort oben leidet den Bösen nicht, und die verkehrten Herzen müssen von ihm weichen. Er mag deß nicht, der stolze Geberden und hohen Muth hat. Seine Augen sehen nach den Treuen im Lande, daß sie bei ihm wohnen. Aber wo sind die Treuen im Lande in unsern Tagen? Wo hat die Treue ihre Wohnung und Zuflucht? Reichthum wohnt in Palästen, aber die Treue ist meistens aus denselben verdrängt. Die in Lüsten leben und weiche Kleider tragen sind in der Könige Häusern, aber die Treue findet selten Zugang zu ihren Thoren. Macht, Ehre und Ruhm sind bei den Großen der Erde, aber die Treue die doch herrlicher ist, als diese alle, ist meistens fern von ihnen. Wo wohnt die Treue? wo sollen wir sie 'suchen? Armuth und Elend, Kummer und Sorge wohnt in den Hütten der Armen, aber die Treue findet auch bei ihnen selten, da sie ihr Haupt hinlegen möge. Den Namen Christi tragen viel Tausende, aber die Christentreue ist auch unter diesen unstät und flüchtig. Sie wohnt in den wenigen, verborgenen Seelen, deren die Welt nicht Werth ist, die sich selbst verleugnen, ihr Kreuz auf sich nehmen und Christo nachfolgen. Aber nicht zu Wenigen, sondern zu Vielen, zu uns Allen reckt der Herr seine Hände aus, für uns Alle hat er sein Leben dargegeben, daß wir ihm treu werden und bleiben sollen bis in den Tod. Möchte doch die Treue in unsere Herzen eine bleibende Wohnung finden! Unsre heutige Epistel wird uns aufs Neue ermahnen, hiernach zu ringen, und wir wollen uns zur gottseligen Betrachtung derselben den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebete.
Epistel: 1. Korinther 4. 1-5. ,
Dafür halte uns Jedermann, nämlich für Christi Diener, und Haushalter über Gottes Geheimnisse. Nun sucht man nicht mehr an den Haushaltern, denn daß sie treu erfunden werden. Mir aber ist es ein Geringes, daß ich von euch gerichtet werde, oder von einem menschlichen Tage; auch richte ich mich selbst nicht. Ich bin mir wohl nichts bewußt, aber darinnen bin ich nicht gerechtfertiget; der Herr ist es aber, der mich richtet. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr komme, welcher auch wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und den Rath der Herzen offenbaren; alsdann wird einem Jeglichen von Gott Lob wiederfahren.
Der Apostel Paulus hatte, indem er diese Worte schrieb, zunächst sich selbst und den Apollo in Gedanken, wie er durch die hinzugefügten Worte anzeigt: „Solches habe ich auf mich und Apollo gedeutet.“ Seine Worte aber leiden auf alle Diener des Evangeliums und demnach auf alle Christen Anwendung. Wir Alle sind im weiteren Sinne des Wortes Diener Christi und Haushalter Gottes. Die verlesene Epistel hält daher uns Allen die Ermahnung vor: Ringet nach der Treue im Dienste Jesu Christi! Diese Ermahnung wollen wir näher beherzigen, indem wir zuerst die Nothwendigkeit und zweitens den Segen dieser Treue darzulegen suchen.
Es ist nothwendig, daß wir darnach ringen, im Dienste Jesu Christi treu zu sein, denn Gott ist treu, wir aber sind von Natur sehr untreu. Gott ist treu. Wahrhaftig sind seine Worte und was er zusagt, das hält er gewiß. Wie er es von Anfang der Welt her verheißen hatte, so hat er es erfüllt, als die Zeit erfüllt war, und hat seinen eingebornen Sohn gesandt in die Welt, auf daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Treu ist er in seiner Liebe, Langmuth und Barmherzigkeit. Er nennt sich barmherzig, gnädig, geduldig, und er ist und bleibt es auch. Er wartet lange, daß wir uns zur Buße kehren sollen, er vergibt den Bußfertigen ihre Uebertretung, er geht mit den Gläubigen nicht in's Gericht. Treu beweiset er sich auch in den leiblichen Dingen, er läßt nicht aufhören Samen und Erndte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Auf ihn warten Aller Augen und er giebt ihnen ihre Speise zu ihrer Zeit, er thut seine Hand auf und erfüllet Alles, was lebet mit Wohlgefallen. Ist ein Mensch längst von Gottes Wegen gewichen, die Hand des Herrn bleibt doch noch über ihm. „Er laßt seine Sonne scheinen über Gute und Böse und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Hat ein Mensch längst seinen Bund mit Gott gebrochen, die Vaterarme und das Vaterherz bleiben dem verlornen Kinde noch offen, so lange die Gnadenzeit währt. Treu ist Jesus Christus. Das Wort Gottes nennt ihn einen „treuen Hohenpriester, zu versöhnen die Sünde seines Volks;“ es nennt ihn einen „treuen und wahrhaftigen Zeugen,“ sein Wort wird bleiben in Ewigkeit. Treu ist er als Fürsprecher der Gläubigen, als Hirte seiner Herde, als König seiner Auserwählten. An ihm fehlt es nie. Nie läßt er die, welche auf ihn trauen, zu Schanden werden.)
Wir sind dagegen von Natur sehr untreu. Wenn der Apostel Paulus den natürlichen Zustand der sündigen Menschen beschreiben will, so sagt er im Briefe an die Römer (3, 10 ff): „Da ist nicht, der gerecht sei, auch nicht Einer. Da ist nicht, der verständig sei; da ist nicht, der nach Gott frage; sie sind Alle abgewichen und allesamt untüchtig geworden; da ist nicht, der Gutes thue, auch nicht Einer. Ihr Schlund ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen handeln sie trüglich, Otterngift ist unter ihren Lippen; ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit. Ihre Füße sind eilend, Blut zu vergießen; in ihren Wegen ist eitel Unfall und Herzeleid, und den Weg des Friedens wissen sie nicht; es ist keine Furcht Gottes vor ihren Augen.“ Wenn nun Gott, der Herr, sich über die Verlornen erbarmt, und sie aus ihrem Sündenelend gerissen hat, wenn sie in Christi Tod getauft und zum Reich der Gnade berufen sind, dann sollte man meinen, würden sie auch ablassen von der Bosheit ihres verkehrten Herzens. Aber siehe, schon unter den ersten zwölf Jüngern war einer ein Teufel, in dessen Herzen keine Treue war. Und wie viel Tausende sind nun, die den Namen Christi tragen, aber ihrem Herrn und Erlöser völlig untreu sind! Wie viel Tausende werden gefunden, die Christum mit dem Munde bekennen, aber mit dem Wandel verleugnen, ja ihn abermal kreuzigen. Und wir Alle, die uns hier um Christi Kreuz und um das Wort der Wahrheit versammeln, können wir uns treu nennen? treu dem Herrn und Erlöser, der uns mit seinem Blute erkauft hat? Müssen wir nicht vielmehr uns selbst strafen wegen mannigfaltiger Untreue? Wie oft sind wir träge und lässig in seinem Dienste; wie oft sind wir seinem Worte ungehorsam! Wie oft murren wir unter dem Kreuze, welches er uns auflegt! Wie oft lassen wir uns gelüsten nach eitler Ehre, nach vergänglichen Schätzen! Wie oft suchen wir, was unser ist, nicht das, was Christi Jesu ist! Wie oft täuschen und verblenden wir unser eignes Herz, sind gleichgültig gegen unsre Sünden, achten nicht genug auf die Stimme des Gewissens, auf den Ruf des göttlichen Wortes, sind träge zum Gebete, schwankend im Glauben, arm an Liebe, weil wir nicht treu genug die Gnade ergreifen und bewahren, die uns in Christo gegeben ist! Es ist daher nothwendig, daß wir nach dieser Treue ringen, die uns so sehr fehlt.
Es ist nothwendig, daß wir danach ringen, im Dienste Christi treu zu sein, denn wir sind Christi Diener und Gottes Haushalter, an denen mau die Treue sucht. Wir sind nicht Alle Diener am Worte, Diener des Evangeliums, aber doch Diener Christi. Wir sind nicht Alle Haushalter über Gottes Geheimnisse, aber doch Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. Einem Jeglichen unter uns hat der Herr zu feinem Dienste berufen; ein Jeglicher soll an seinem Orte und in seiner Lage dem Herrn Ehre bereiten. Einem Jeglichen hat er seine Pfunde anvertraut, mit welchem er zur Ehre Christi wuchern soll. Wir Alle haben geistliche und leibliche Gaben mancherlei Art empfangen. Wir waren ganz arm und elend, Kinder des Zornes, dem Tode und der Gewalt des Teufels unterworfen, große Schuldner unsers Gottes, aber stehe, er hat uns reich gemacht. Alle unsre Schuld hat er uns geschenkt. Himmelsgüter hat er uns verliehen; sein Wort und Sakrament, seinen Geist und Gnade. Den Tod hat er getödtet, des Satans Macht zerbrochen, Seligkeit erworben und verheißen Allen, die an seinen Namen glauben. Wir sind sein Eigenthum, seine Diener, mit seinem Blute erworben, wir sind Haushalter über seine Güter. Verschieden hat er die Gaben vertheilt, dem Einen Viel, dem Andern wenig. Aber darauf kommt es nicht an. Welchem viel vertraut ist, bei dem wird er auch viel suchen, und welchem wenig vertraut ist, bei dem wird er wenig suchen. Es ist Ein Geber, der nach seiner Weisheit dem Einen viel, dem Andern wenig gegeben hat. Aber bei Allen sucht er die Treue. Ob also Jemandem gegeben ist, durch den Glauben Berge zu versetzen, oder die Tiefen der Erkenntniß zu durchgraben, oder ein brennend und scheinend Licht zu sein, das Taufenden leuchtet; oder ob Jemand nichts weiter hat, als das stille, mit Christo verborgene Leben in Gott, Wenigen bekannt, nur seinem Herrn nicht unbekannt, darauf kommt es nicht an; denn die Augen des Herrn sehn vor allen Dingen nach der Treue des Herzens. Treu sein im Glauben und in der Liebe, treu halten an seinem Worte, treu folgen in seinen Fußtapfen, treu bekennen und treu leiden, treu sein bis in den Tod, das sucht er bei seinen Dienern und Haushaltern, und spricht: „Es ist ein großes Ding um einen treuen und klugen Haushalter.“ Es ist uns daher nothwendig, nach dieser Treue zu ringen.
Es ist nothwendig, daß wir danach ringen, im Dienste Jesu Christi treu zu sein, denn die Treue wird an jenem Tage die Entscheidung geben, wohin unser Los fallen wird. Der Treue ist die Krone des Lebens verheißen. Auch dort vor dem Richter der Lebendigen und Todten wird man an uns suchen, daß wir treu erfunden werden. Vor ihm gelten irdische Vorzüge nichts, denn bei Gott ist kein Ansehen der Person. König oder Bettler, reich oder arm, gelehrt oder ungelehrt, geschickt oder ungeschickt, hochberühmt oder unbekannt, und was mehr von Unterschieden genannt werden mag, die auf Erden viel bedeuten, sie fallen zusammen, wie ein Nebel, und fahren dahin, wie ein Schatten. In dem Innersten des Herzens dagegen wird Gott nach einem 'verborgenen Sterne fragen, welcher Treue heißt. Er wird bei dem Könige nicht fragen: Wie weit waren die Grenzen deines Reiches? Wie viel Jahre hast du regieret? Wie viel Siege hast du erfochten? Wie weit bist du berühmt gewesen? sondern er wird fragen: Wie groß war deine Treue im Dienste des Herrn Er wird bei dem Aermsten nicht fragen: Wie oft bist du hungrig gewesen? Wie viel hast du arbeiten, entbehren und leiden müssen? Wie oft bist du krank und in Noch gewesen? sondern er wird fragen: Wie groß war deine Treue im Dienste des Herrn? Und wohl Dem, welchen er als seinen treuen Knecht erfinden wird! Er wird zu ihm sagen: „Ei du frommer und getreuer Knecht, du bist über Wenigem getreu gewesen, ich will dich über Vieles setzen, gehe ein zu deines Herrn Freude!“ - Wehe aber dem, welchen er untreu erfinden wird! Er wird ihn als einen unnützen Knecht hinauswerfen lassen in die äußerste Finsterniß, da wird sein Heulen und Zähnklappen. - Es ist also nothwendig, daß wir ringen nach der Treue im Dienste des Herrn im Kleinsten so wie im Größten; denn er spricht: „Wer im Geringsten treu ist, der D auch im Großen treu, und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht.“ Wer in dem Fremden und Vergänglichen, das wir hier auf Erden haben, nicht treu ist, dem kann das Unvergängliche und Wahrhaftige, das in Ewigkeit bleibt, nicht anvertraut werden.
Schon aus dem bisher Gesagten leuchtet der mannigfache Segen solcher Treue im Dienste Jesu Christi hervor; wir wollen aber nach Anleitung unsrer Epistel denselben noch in besondere nähere Erwägung ziehn.
Die Treue im Dienste Jesu Christi hat zuvörderst den Segen, daß sie uns einen getrosten Muth gegen alle Menschen in allerlei Anfechtung und Verfolgung giebt. „Mir ist es ein Geringes,“ sagt der Apostel, der sich seiner Treue gegen den Herrn Jesum bewußt war, „daß ich von euch gerichtet werde, oder von einem menschlichen Tage.“ Er war von Vielen verachtet und verfolgt. Er selbst sagt von sich und den andern Aposteln: „Wir sind stets als ein Fluch der Welt und ein Fegopfer aller Leute.“ Er war sogar unter den Brüdern in Christo oft verkannt und verleumdet, ja seine eignen, geistlichen Kinder, die er mit Schmerzen geboren, d. h. die er durch seine Predigt des Evangeliums, durch sein Gebet und Thränen gewonnen und zu Christo gesammelt hatte, vergaßen oft den Dank und die Liebe, die sie ihm schuldig waren, und redeten allerlei Uebles wider ihn. Da hatte er denn getrosten Muth in den Verfolgungen der Welt sowohl, als unter den Lästerungen Derer, die dem Namen nach gläubig geworden waren, denn er war treu in dem Dienste des Herrn. Menschengunst hatte er nicht gesucht, sondern die Ehre seines Herrn. Menschengunst konnte ihn nicht trösten und erfreuen, Menschenhaß und Verachtung konnte ihm den getrosten Muth nicht nehmen. Diesen Segen können auch wir von der Treue im Dienste Jesu Christi genießen. Christi Gunst und Gnade ist nicht so wetterwendisch, als der Menschen Freundschaft. Sie ist ein starker Trost, den kein Mensch uns antasten kann. Sind wir ihm getreu, so können wir wohl mit ihm in Schmach und Verachtung bei der Welt gerathen, können wohl mit ihm verstoßen, gelästert, verspeit, gegeißelt, getödtet werden; aber den freudigen Muth kann uns Niemand rauben, denn die Gnade des Herrn ersetzt uns Alles reichlich und überschwenglich, was wir in der Welt verlieren können.
Die Treue im Dienste Jesu Christi hat ferner den Segen, daß sie uns ein ruhiges Gewissen giebt. „Auch richte ich mich selbst nicht,“ sagt der Apostel in unsrer Epistel; „ich bin mir wohl nichts bewußt, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt.“ Dieser Mann Gottes hatte sich dem Heilande, Jesu Christo, ganz zum Dienste ergeben. Er hatte um seines Herrn willen viel erlitten, aber in Allem weit überwunden durch Den, der ihn zuerst geliebt hatte. Er war schon öfters gegeißelt, ja gesteinigt und für todt fortgeschleppt worden. Hunger und Durst, Frost und Blöße waren ihm im Dienste seines Herrn reichlich bekannt geworden. Nun achtete er es nichts, daß Menschen ihn richteten, denn er wußte wohl, daß alle Menschen Lügner sind, und Gott allein wahrhaftig. Auch er selbst wollte sich nicht gerecht sprechen, vielmehr bekannte er, daß er es noch nicht ergriffen habe, oder schon vollkommen sei. Er hielt sich nicht gerechtfertigt vor Gott, wiewohl er sich nichts bewußt war; denn es war ihm bekannt genug, daß ein Mensch nicht merken kann, wie oft er fehle, und Gott auch um Verzeihung für die verborgenen Fehler bitten muß. Aber der Gewinn war ihm durch die Treue gegen seinen Herrn und Meister zu Theil geworden, daß sein Gewissen ihn nicht ängstigte, noch verklagte. Sein Gewissen war gereinigt von den todten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott. Er hatte Buße gethan und that täglich Buße um alle seine Sünde; er lebte und webte in der Gnade Gottes, die ihm in Christo gegeben war. Er machte keinen Frieden mit irgend einer Sünde, und diente von ganzem Herzen nur Einem Herrn. Darum hatte er ein ruhiges Gewissen,, und konnte sagen: „Ich bin mir nichts bewußt;“ nämlich nichts, was ihn von der Gnade Christi und von der Liebe Gottes, des'Vaters, hätte scheiden können. Denselben Segen können auch wir uns im Dienste Jesu Christi erringen, wenn wir ihm als unserm einigen Herrn und Meister immer treuer werden. Das Gewissen wird gereinigt durch die aufrichtige Buße von allen Sünden, und durch den Glauben an Christi Kreuz, welchen Gott uns zur Gerechtigkeit rechnet. Es wird rein bewahrt durch die Treue gegen diesen Herrn, der uns zu seinem Dienste erworben und gewonnen hat. Ziehe dich also nicht lange hin mit irgend einer Sünde, sondern eile zu dem Versöhner, der da reinigen und erretten kann! Reiß aus , die Sündenwurzel! Theile dein Herz nicht unter zwei oder mehre Herrn! „Einer ist euer Meister!“ Einem sei treu in allen Dingen, so wirst du dein Herz vor ihm stillen können, und den Frieden in deiner Seele haben, welcher höher ist, als alle Vernunft.
Die Treue im Dienste des Herrn hat endlich den Segen, daß sie uns eine Freudigkeit giebt zum Tage des Gerichts. Davon sagt der Apostel in unsrer Epistel: „Der Herr ist es aber, der mich richtet; darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr komme, welcher auch wird an's Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und den Rath der Herzen offenbaren; alsdann wird einem Jeglichen von Gott Lob widerfahren.“ - Was der Gottlosen Schrecken ist, nämlich daß Alles an's Licht gebracht werden soll, was im Finstern verborgen ist, daß auch der Rath der Herzen offenbar werden soll, dessen tröstete und freute sich dieser Knecht Jesu Christi. Er rief späterhin, als er seinem Ziele schon näher war, mit freudiger Zuversicht aus: „Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten, hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit!“ Nur mit freudigem Muthe, nur mit herzlichem Verlangen sah er auf den Tag des Gerichtes hin und in die Ewigkeit hinein. Das konnte er darum, weil er treu gewesen war im Dienste Jesu Christi. Auch wir können uns diesen Segen erringen, wenn wir eifrig ringen nach der Treue im Dienste Jesu Christi. Dem treuen Knechte ist die ewige Freude seines Herrn verheißen.
So richtet denn allen euren Fleiß darauf, das Wörtlein „Treue“ zu lernen und zu behalten! Feget allen Sauerteig der Schalkheit und Bosheit aus I Einer sei unser Herr, auf den unsre Augen sehen, dem wir folgen wollen, wie er uns fuhrt. Diesem Herrn aber, dem Heilande Jesu Christo, sei Ehre, Preis und Anbetung in Ewigkeit! Amen! -
Das sei Dir zugesagt, Herr Jesu Christo, Du treuer und wahrhaftiger Zeuge, im Vertrauen auf Deine Gnade und Kraft, die in den Schwachen mächtig ist, daß wir im Glauben und Gehorsam Dir treu sein wollen bis an unser letztes Ende. Wir haben geglaubt und erkannt, daß wir in Dir allein Gerechtigkeit und Stärke haben, darum sehen unsere Augen auf Dich, und warten, bis Du uns gnädig werdest. O mache uns treu in Deinem Dienste; treu im Lieben und im Leiden, treu im Wachen und im Beten, treu im Großen und im Kleinen, daß wir also den Glaubenslauf vollführen, und Alles wohl ausrichten, bis wir einst vor Deinem Angesichte den seligen Trost hören dürfen: Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über Wenigem getreu gewesen, Ich will dich über Vieles setzen! Erhöre uns, Herr, um Deiner Treue willen. Amen!