Inhaltsverzeichnis

Tertullian - Über die Taufe

1. Kap. Lob der Taufe. Veranlassung und Zweck der vorliegenden Schrift.

Glückseliges Sakrament unseres Wassers, wodurch wir, nach Abwaschung der Fehltritte unserer vorigen Blindheit, für das ewige Leben in Freiheit gesetzt werden! - Vorliegende Auseinandersetzung darüber dürfte nicht überflüssig sein, indem sie sowohl zur Unterweisung derer dient, die gegenwärtig ausgebildet werden, als auch derer, welche, sich mit einfältigem Glauben begnügend, ohne die Gründe der überlieferten Lehren erforscht zu haben, einen guten, infolge ihrer Unkenntnis aber unversucht gebliebenen Glauben besitzen. Und so hat eine giftgeschwollene Natter von der häretischen Partei des Kajus, die sich neulich hier aufhielt, sehr viele durch ihre Lehre verführt, indem sie gerade die Taufe bekämpfte. Ganz ihrer Natur gemäß. Denn in der Regel suchen die Nattern, Vipern und Basilisken die trockenen und wasserlosen Stellen auf. Uns aber, den Fischlein, gemäß unserm Ichthys, Jesus Christus, in welchem wir geboren werden, ist nur dann wohl, wenn wir im Wasser bleiben. Daher verstand jenes Ungeheuer, das nicht einmal ein ordentliches Recht hatte, zu lehren, sehr wohl, die Fischlein zu töten, indem es dieselben aus dem Wasser herausnahm.

2. Kap. Man darf nicht Anstoß daran nehmen, dass das Wasser so große Wirkungen hervorbringt; denn es ist eine Eigentümlichkeit der göttlichen Werke, sich zu ihren Zwecken gerade des Unscheinbaren mit Vorliebe zu bedienen

Wie groß ist doch die Macht der Verkehrtheit, den Glauben wankend zu machen oder ihn gar nicht aufkommen zu lassen, da sie ihn sogar auf Grund dessen bekämpft, worauf er beruht! Denn es gibt nichts, was auf den Geist der Menschen so abstoßend wirkt, als die Unscheinbarkeit der göttlichen Werke, welche bei ihrer Vollziehung zutage tritt, neben der Erhabenheit dessen, was in ihrer Vollbringung verheißen wird. So wird denn auch die Erlangung des ewigen Lebens schon des Umstandes halber für um so unglaublicher gehalten, weil der Mensch in so großer Einfachheit, ohne Pomp, ohne irgend welche ungewöhnliche Vorkehrungen, ohne Aufwand in das Wasser hinabsteigt, und unter dem Aussprechen von ein paar Worten untergetaucht, gar nicht oder nicht viel reiner wieder herauskommt. Ich will ein Lügner sein, wenn umgekehrt die Festlichkeiten und Mysterien der Götzen nicht gerade aus den Vorkehrungen, aus den Zurüstungen und dem Aufwande das Vertrauen und ihre Autorität schöpfen. O armselige, ungläubige Gesinnung, die du Gott seine Eigentümlichkeiten absprichst, seine Einfachheit mit seiner Macht gepaart. - Aber wie? Ist es denn nichts Auffälliges, dass durch Wasser der Tod abgewaschen wird? - Jawohl, aber um so glaubwürdiger ist es, wenn es bloß deswegen keinen Glauben findet, weil es auffällig ist. Wie sollten denn die Werke Gottes sonst sein, wenn nicht über alles staunenswert? Wir staunen darüber auch selbst, aber eben aus dem Grunde, weil wir glauben. Die ungläubige Gesinnung hingegen staunt nur, sie glaubt nicht. Sie stutzt nämlich vor dem Unscheinbaren, als sei es albern, und vor dem Erhabenen, als sei es unmöglich. Es mag wirklich so sein, wie du meinst, dann ist doch zum voraus beiden Vorwürfen durch einen göttlichen Ausspruch hinlänglich begegnet, „Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott auserwählt, um ihre Klugheit zu beschämen“, und: „Was schwierig ist bei den Menschen, das ist leicht bei Gott“, Wenn Gott beides ist, weise und mächtig, was selbst die nicht leugnen, die seiner nicht achten, so hat er folgerecht das, was der Weisheit und Macht entgegengesetzt ist, nämlich die Torheit und Unmöglichkeit, zum Objekt seines Wirkens genommen. Jede Kraft findet ihren Gegenstand an dem, wovon sie herausgefordert wird.

3. Kap. Das Wasser ist seit Anbeginn der Schöpfung ein bevorzugtes und Leben gebendes Element

Indem wir diesen Ausspruch gleichsam als eine Prozesseinrede im Auge behalten, beschäftigen wir uns trotzdem doch noch mit der Frage, wie töricht und unmöglich es sei, durch Wasser wiederhergestellt zu werden. Warum hat dieser Stoff verdient, zu einem so hohen Dienste begnadigt zu werden? Man muss, antworte ich, den hohen Wert des flüssigen Elementes untersuchen. Da steht uns nun aber sehr vieles zu Gebote, und zwar von Anbeginn an. Das Wasser ist eins von den Dingen, welche vor der gesamten Ausschmückung der Weit in einer noch uranfänglichen Form bei Gott ruhten. „Im Anfange“, heißt es, „machte Gott den Himmel und die Erde. Die Erde aber war unsichtbar und ungeordnet, Finsternisse waren über dem Abgrunde, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“, Da hast du nun, o Mensch, vorerst das Alter des Wassers zu verehren; denn es ist eine alte Substanz; sodann seine hohe Bestimmung, weil es der Sitz des Geistes und folglich ihm wohlgefälliger war als die übrigen Elemente. Denn die Finsternis war noch ganz gestaltlos, ohne den Schmuck der Gestirne, der Abgrund traurig, die Erde unfertig und der Himmel unvollendet; das Flüssige dagegen allzeit eine vollendete Materie. Heiter, einfach und durch sich rein, bot es sich Gott als ein würdiges Fahrzeug dar. Und wie, wenn bei der darnach folgenden geordneten Einrichtung der Welt die Gewässer sich Gott gewissermaßen als normgebend darstellten? Denn die Befestigung des Firmamentes des Himmels in der Mitte bewirkte er durch Teilung der Gewässer; die Befestigung des trockenen Landes vollendete er durch Trennung der Gewässer. Ais-später der nach Elementen geordnete Erdkreis Bewohner erhielt, wurde zuerst dem Wasser befohlen, Tiere hervorzubringen. Die ersten lebenden Wesen brachte das flüssige Element hervor, damit es nichts Auffälliges habe, wenn in der Taufe das Wasser zu beleben vermag. Ist denn nicht sogar auch das Werk der Bildung des Menschen nur unter Hinzunahme des Wassers beendet worden? Von der Erde kam der Stoff, der jedoch nur, wenn nass und angefeuchtet, geeignet war, so nämlich, wie er durch die erst vor vier Tagen an ihren Ort abgesonderten Gewässer mit der von ihnen zurückgebliebenen Feuchtigkeit etwas mit Schlamm versetzt war. Wenn ich nach der Reihe alles oder auch nur einiges davon verfolgen wollte, was ich über das hohe Ansehen jenes Elementes zu sagen weiß, was für eine große Wirksamkeit und Gnade es hat, zu wie vielen Künsten, zu wie vielen Diensten es gebraucht wird, welche Hilfe es der Welt leistet, - dann müsste ich fürchten, mehr eine Lobrede auf das Wasser als eine Rechtfertigung der Taufe zu schreiben, wenngleich ich dadurch um so vollständiger zeigen würde, wie grundlos es ist, daran zu zweifeln, ob Gott der Materie, welche er zu allen Dingen und bei allen seinen Werken verwendete, auch im Bereich seiner heiligen Geheimnisse eine zeugende Kraft verliehen habe, und ob das, was das irdische Leben regiert, auch im himmlischen Nutzen schaffe.

4. Kap. Das Wasser wurde schon beim Schöpfungsakte von Gott geheiligt

Es wird hinreichen, diese Sache oberflächlich berührt zu haben, woraus auch als der erste innere Grund . für die Taufe der zu entnehmen ist, der sich schon damals als Vorbild der Taufe sogar in der äußeren Hallung im voraus bemerklich machte, nämlich dass der Geist Gottes, der über den Wassern daherfuhr, daselbst als der Eintaucher verharren würde. Nun aber schwebte offenbar Heiliges nur über Heiligem, oder aber, was als Unterlage diente, entlehnte von dem, was darüber schwebte, die Heiligkeit. Denn es ist ja eine Naturnotwendigkeit, dass jedes Ding, welches die untere Stellung einnimmt, von der Eigenschaft des darüber Befindlichen etwas an sich ziehe, besonders das Materielle vom Geistigen, und dass letzteres wegen der Zartheit seiner Substanz ersteres leicht durchdringe und darauf ruhe. So hat die Substanz des Wassers, vom Heiligen geheiligt, selber auch die Kraft, zu heiligen, empfangen. Niemand sage: Werden wir denn in gerade dasselbe Wasser eingetaucht, welches damals im Uranfang existierte? Allerdings nicht in dasselbe, als insofern die Gattung nur eine, die Arten hingegen viele sind. Die Eigenschaft aber, welche der Gattung mitgeteilt worden ist, geht auch auf die Arten über. Und daher verschlägt es nichts, ob jemand im Meere oder in einem Sumpfe, in einem Flusse oder in einer Quelle, in einem See oder in einem Wasserbecken abgewaschen wird, und es ist kein Unterschied zwischen denen, welche Johannes im Jordan, und denen, welche Petrus im Tiber getauft hat. Es müsste denn etwa auch jener Verschnittene, den Philippus auf dem Wege in zufällig vorgefundenem Wasser taufte, mehr oder weniger Heilswirkung davon getragen haben. Folglich erlangt jedes Wasser vermöge der alten Prärogative seines Ursprungs die geheimnisvolle Wirkung, zu heiligen durch die Anrufung Gottes. Denn es kommt sofort der Geist vom Himmel darüber herab und ist über den Wassern, indem er sie aus sich selbst heiligt, und so geheiligt, saugen sie die Kraft des Heiligmachens ein. Indessen auch rücksichtlich des Aktes an sich stimmt die Ähnlichkeit. Nur sind wir anstatt des Schmutzes mit Vergehungen besudelt und werden durch das Wasser abgewaschen. Aber die Vergehungen sind nicht am Fleische sichtbar; denn niemand trägt die Flecken des Götzendienstes, der Hurerei oder des Betrugs auf seiner Haut, sondern solche Leute sind im Geiste, welcher der Urheber des Vergehens ist, befleckt. Denn der Geist ist der Herr, das Fleisch der Diener, Aber sie beide teilen sich die Verschuldung einander gegenseitig mit, der Geist durch das Befehlen, der Leib durch das Ausführen. Also wird, nachdem die Gewässer durch Dazwischenkunft des Engels gewissermaßen mit Heilkräften versehen sind, auch der Geist im Wasser leiblich abgewaschen und das Fleisch ebendaselbst geistig gereinigt.

5. Kap. Heidnische Parallelen und Nachäffungen der Taufe. Der Volksglaube hinsichtlich des Wassers. Ein Vorbild der Taufe

Auch die Heiden, aller Einsicht in die geistigen Kräfte bar, messen ihren Idolen dieselben Wirkungen bei. Allein sie täuschen sich mit bloßem Wasser. Zu manchen Kulten nämlich lassen sie sich durch ein Bad aufnehmen, zu den Kulten der Isis oder des Mithras; auch tragen sie ihre Götter zu Abwaschungen heraus. Die Landhäuser, Wohnungen, Tempel und ganze Städte sühnen sie aus durch Besprengung mit überall umhergetragenem Wasser, lassen sich wenigstens zur Zeit der Apollospiele und der Eleusinien darin eintauchen und leben dann in dem Wahne, dergleichen zum Behuf der Wiedergeburt und Straflosigkeit für ihre Meineide vorzunehmen. Ebenso entsündigte sich bei den Alten, wer immer sich durch einen Totschlag befleckt hatte, mit Sühnwasser.

Wenn das Wasser also durch seine bloße Natur schon, weil es eigentlich die zum Abwaschen bestimmte Materie ist, zur Vornahme einer sühnenden Reinigung anlockt, mit wie viel mehr Wahrheit wird es nicht diese Wirkung kraft göttlicher Autorität leisten, durch welche ja seine ganze Beschaffenheit hervorgerufen worden ist! Wenn man das Wasser bei religiösen Gebräuchen für heilbringend hält, so frage ich, welche Religion ist vorzüglicher als die des wahren Gottes? Nachdem wir dies eingesehen, werden wir auch hier das Streben des Teufels wahrnehmen, welcher Nebenbuhler der Werke Gottes ist, da auch er bei den Seinigen eine Taufe vornimmt. Aber welche Ähnlichkeit!? Der Unreine verleiht Reinheit, der Verderber befreit, der Verdammte spricht los! Selbstverständlich würde er sein eigenes Werk zerstören, wenn er die Vergehungen abwüsche, die er selbst eingibt. Dergleichen Zeugnisse sprechen gegen die, welche den Glauben zurückstoßen und den Werken Gottes, deren Nachäffungen sie bei dem Widersacher Gottes Glauben schenken, durchaus nicht glauben wollen. Oder liegen etwa nicht auch sonst die unreinen Geister auf den Wassern, ohne irgend welche geheimnisvolle Wirkung, bloß um jenes Getragenwerden des göttlichen Geistes nachzuahmen? Es wissen davon zu erzählen alle schattigen Quellen, alle abgelegenen Bäche, die Schwimmbassins in den Bädern, die Kanäle in den Häusern, die Zisternen und Brunnen, welche, wie man sagt, die Eigenschaft des Hinabziehens besitzen sollen, natürlich nur infolge des Einflusses des bösen Geistes. Von den Nixen Ergriffene, Lymphatische, Wasserscheue nennt man die Leute, denen das Wasser entweder zur Todesursache geworden oder die dadurch in Wahnsinn und Schrecken gesetzt werden.

Zu welchem Zwecke haben wir nun diese Dinge angeführt? Damit es nicht jemand für eine zu harte Rede halte, dass der heilige Engel Gottes zum Heil des Menschen komme, um das Wasser zurecht zu machen, während der böse Engel fortwährend einen unheiligen Verkehr mit diesem Elemente unterhält zum Verderben des Menschen, Wenn es anscheinend etwas Unerhörtes ist, dass ein Engel sich dem Wasser nahe, so ist dem schon eine Analogie in der Vergangenheit vorausgegangen. Ein herabsteigender Engel setzte den Fischteich Bethsaida in Bewegung. Darauf gab acht, wer über seine Gesundheit zu klagen hatte. Wenn er dann zuerst hinabstieg, so war er des Klagens nach dem Bade überhoben. Dieses Vorbild der leiblichen Heilung kündigte geistige Heilung an, nach der Regel, dass immer die fleischlichen Dinge den geistigen zum Vorbilde vorausgehen. Als nun die Gnade Gottes den Menschen reichlicher zuteil wurde, mehrte sich auch die für die Gewässer und den Engel. Was früher die Gebrechen des Körpers heilte, bringt nun dem Geiste Heilung; was zeitweiliges Wohlsein bewirkte, stellt nun das ewige wieder her; was im ganzen Jahr nur einen befreite, rettet nun nach Tilgung des Todes jeden Tag ganze Völker durch Abwaschung ihrer Vergehungen. Nachdem die Schuld weggenommen ist, wird auch die Strafe mit hinweggenommen. So wird der Mensch wiederhergestellt für Gott nach der Ähnlichkeit dessen, der ehedem „nach dem Ebenbilde Gottes“ gewesen war. Das Ebenbild ist nun in der Kopie, die Ähnlichkeit in der Ewigkeit zu suchen. Denn es erhält den Geist Gottes wieder zurück, den es vor Zeiten, aus seinem Anhauche empfangen, nachher aber durch die Sünde verloren hatte.

6. Kap. Die leibliche Abwaschung mit Wasser verleiht weder an sich noch allein die Gnade. Die sakramentale Handlung

Nicht dass wir im Wasser den Heiligen Geist erlangten, sondern wir werden im Wasser unter dem Engel gereinigt, für den Heiligen Geist vorbereitet. Auch hiefür ging ein Vorbild voraus: in dieser Weise nämlich verfuhr ehemals Johannes, der Vorläufer des Herrn, und bereitete ihm die Wege; auf diese Weise ebnet auch der Taufengel dem nachkommenden Heiligen Geiste die Wege durch Abwaschung der Vergehungen, welche Abwaschung durch den Glauben, der im Vater, Sohn und Heiligen Geiste untersiegelt ist, erlangt wird. Denn wenn bei drei Zeugen jede Rede Bestand hat, um wie viel mehr reicht dann zur Festbegründung unserer Hoffnung die Zahl der göttlichen Namen hin, da wir durch die Segenshandlung dieselben Personen wie zu Schiedsrichtern des Glaubens so auch zu Bürgen des Heiles haben! Indem aber die Bezeugung des Glaubens und die Verheißung des Heils vor den drei Zeugen verpfändet wird, muss die Erwähnung der Kirche notwendigerweise noch hinzukommen, weil, wo drei, der Vater, der Sohn und der Geist sind, auch die Kirche ist, welche den Leib der drei bildet.

7. Kap. Die nach der Taufe übliche Salbung

Aus dem Taufbade herausgestiegen, werden wir gesalbt mit der gebenedeiten Salbung, welche aus der früheren Lehre herrührt, wonach man mit Öl aus dem Horn zum Priestertum gesalbt zu werden pflegte. Von der Zeit an, wo Aaron von Moses gesalbt worden war, wonach er ein Gesalbter genannt wurde, von Chrisma, welches Salbung bedeutet, ist sie, die Christus dem Herrn den Namen verlieh, geistig geworden. Denn er ist vom Vater mit dem Geiste gesalbt worden, wie es in der Apostelgeschichte heißt: „Wahrhaftig, sie haben sich in dieser Stadt versammelt wider Deinen heiligen Sohn, den Du gesalbt hast“. So läuft auch bei uns die Salbe zwar am Körper herunter, sie nützt aber in geistiger Weise. In derselben Weise ist auch der körperliche Akt der Taufe selbst, der darin besteht, dass wir im Wasser eingetaucht werden, geistig geworden, weil wir von den Sünden befreit werden.

8. Kap. Durch die darnach folgende Handauflegung wird der Heiligen Geist mitgeteilt

Darnach folgt die Handauflegung, womit durch einen Segensspruch der Heilige Geist herbeigerufen und eingeladen wird. Der menschliche Erfindungsgeist soll einen Hauch ins Wasser hineinbannen und die Verbindung beider durch passende Anwendung der Hände mit einem Hauch von solch großer Tonstärke beleben dürfen - Gott aber sollte seinem Instrumente keine Klänge geistiger Erhabenheit durch heilige Hände entlocken dürfen? Auch dies stammt aus dem Alten Bunde, wo Jakob den Ephraim und Manasse, seine Enkel aus Joseph, segnete, indem er ihnen die Hände auf die Häupter legte und diese wechselte, und zwar übereinander gekreuzt, so dass sie Christum darstellten und schon damals andeuteten, dass alle Segnung aus Christus kommen werde. Dass der Heilige Geist aber auf die gereinigten und gesegneten Leiber freudig vom Vater herabstieg und über dem Taufwasser, es gleichsam wieder als seinen früheren Ruhesitz anerkennend, ruhte, das geschah damals, als er in Gestalt einer Taube auf den Herrn herabkam. Dadurch sollte auch der Charakter des Heiligen Geistes angezeigt werden, durch das symbolische Tier der Einfalt und Unschuld. Denn die Taube hat, was ihren Körper betrifft, keine Galle. Und darum ist auch der Ausspruch: „Seid einfältig wie die Tauben“ ebenfalls nicht ohne das Beweismittel eines vorangegangenen Vorbildes geblieben. Wie nämlich nach den Wasserfluten der Sündflut, wodurch die alte Ruchlosigkeit hinweggespült wurde, um mich so auszudrücken, nach einer Taufe der Welt - die Taube als ein Herold das Aufhören des göttlichen Zornes anzeigte, indem sie, aus der Arche entlassen, mit einem Ölzweige, der auch bei den Heiden als Friedenszeichen angesteckt wird, zurückkehrte, - so lässt jener Herold, nun geistig geworden, nach dem gleichen Ratschluss sich auch auf das Erdreich, d. i. auf unser Fleisch nieder, wenn es, nach seinen früheren Sünden gereinigt aus dem Taufbade heraufsteigt, die Taube des Heiligen Geistes, welche den Frieden Gottes bringt, vom Himmel ausgesendet, wo die durch die Arche vorgebildete Kirche sich befindet. Allein die Welt sündigte abermals, wodurch sie sich eine böse Taufe, die Sündflut, eintauschte. Darum wird sie zum Feuer verdammt, wie auch der Mensch, wenn er nach der Taufe seine Vergehungen erneuert, so dass man sie auch darum als ein Zeichen zu unserer Warnung ansehen muss.

9. Kap. Vorbilder der Taufe aus dem Alten Testament. Das Wasser im Dienste Christi

Wie zahlreich sind also die Anhaltspunkte in der Natur, die Privilegien der Gnade, die feierlichen Anwendungen in der Disziplin, die Vorbilder, Vorbereitungen und Anrufungen, welche zum religiösen Gebrauch des Wassers geführt haben! Erstens, als das Volk, zur Freiheit aus Ägypten entlassen, das Wasser durchschreitend der Gewalt des ägyptischen Königs entging, da vertilgte Wasser den König selbst mit seinen sämtlichen Heerscharen. Welches Vorbild wäre im Sakramente der Taufe klarer enthalten als dieses? Die Heiden werden durch Wasser nämlich von der Herrschaft der Welt befreit und lassen ihren früheren Herrn, den Teufel, im Wasser ertränkt zurück. Ähnlich wird das Wasser durch den Stab des Moses aus dem fehlerhaften Zustande der Bitterkeit seiner wohltuenden Brauchbarkeit wieder gegeben. Jener Stab war Christus, welcher die Wasseradern von vorher vergifteter und bitterer Beschaffenheit in das so heilsame Taufwasser umwandelte, nämlich durch seine eigene Person, Dieses ist das Wasser, welches für das Volk aus dem es begleitenden Felsen herabfloss. Denn wenn der Fels Christus ist, so erkennen wir daran ohne Zweifel, wie durch das Wasser in Christo das Eintauchen seinen Segen empfängt.

In wie großer Gnade steht doch bei Gott und seinem Gesalbten das Wasser! Das dient wieder zur Bestätigung der Taufe. Jeden Augenblick erscheint das Wasser im Dienste Christi; er wird selber im Wasser getauft; die ersten Spuren seiner Macht lässt er, zur Hochzeit eingeladen, am Wasser sehen; wenn er spricht, so ladet er die Durstigen zu seinem Wasser ein; wenn er über die Liebe Unterweisungen gibt, so lobt er unter den Liebeswerken das Darreichen eines Bechers Wasser an einen Armen; bei dem Brunnen erholt er sich; über dem Wasser wandelt er einher; er fährt gern über dasselbe hinüber; Wasser bietet er seinen Schülern, Die Zeugnisse für das Taufwasser setzen sich fort bis zum Leiden Christi; im Augenblick, wo er zur Kreuzigung ausgeliefert wird, spielt das Wasser eine Rolle - ich verweise auf die Hände des Pilatus; im Augenblick, wo er durchbohrt wird, bricht Wasser aus seiner Seite hervor, - ich verweise auf die Lanze des Soldaten.

10. Kap. Die Johannestaufe und ihre Wirkungen

Wir haben nun, soviel unserer geringen Person zusteht, alles zur Sprache gebracht, was den religiösen Charakter der Taufhandlung ausmacht. Jetzt will ich, so gut ich vermag, aus Anlass gewisser untergeordneter Fragen zu dem, was sonst noch zum Wesen der Taufe gehört, übergehen. Die Taufe, von Johannes angekündigt, gab schon damals Anlass zu einer Streitfrage, welche der Herr selbst den Pharisäern vorlegte: Ob diese Taufe vom Himmel oder bloß irdisch sei? Darauf vermochten jene keine bestimmte Antwort zu geben, weil sie es nicht verstanden, aus Mangel an Glauben. Wir aber - obwohl unser Glaube ebenso gering ist als unsere Erkenntnis - können uns das Urteil bilden, dass diese Taufe zwar göttlich gewesen sei, aber nur hinsichtlich des Auftrags dazu, nicht ihrer Wirkung nach, da wir lesen, dass auch Johannes vom Herrn zu diesem Amte gesendet worden, im übrigen aber seiner Beschaffenheit nach nur ein Mensch gewesen sei. Denn er vermochte nichts Himmlisches mitzuteilen, sondern ging als Diener vor dem Himmlischen her, nämlich als einer, der nur mit der Buße zu tun hat, welche in der Gewalt des Menschen steht. So taten die Pharisäer und Gesetzeslehrer, welche nicht glauben wollten, denn auch keine Buße. Wenn nun seine Buße ein bloß menschliches Werk war, so muss auch die Taufe desselben Mannes von entsprechender Beschaffenheit gewesen sein, oder aber sie hätte den Heiligen Geist und die Nachlassung der Sünden gewährt, falls sie himmlisch gewesen wäre. Aber Nachlassung der Sünden und Mitteilung des Heiligen Geistes gewährt nur Gott allein. Sogar der Herr selber sagte, dass der Geist anders nicht herabsteigen werde, als wenn er selber vorerst zum Vater hinaufgegangen sein würde. Das aber, was noch nicht einmal der Herr mitteilte, hätte der Knecht offenbar nicht gewähren können. Daher finden wir späterhin auch in der Apostelgeschichte die Bemerkung, dass die, welche die Taufe des Johannes empfangen hatten, den Heiligen Geist, den sie nicht einmal vom Hörensagen kannten, noch nicht besaßen. Was nichts Himmlisches darbot, war also nicht himmlisch, da ja selbst das, was an Johannes himmlisch war, der Geist der Weissagung, späterhin, als der Geist in seiner Fülle auf den Herrn übertragen war, so sehr abnahm, dass er den, welchen er gepredigt, welchen er als den Kommenden bezeichnet hatte, nachmals selbst fragen ließ, ob er denn auch der sei. Die Bußtaufe wurde also vorgenommen, gleichsam als eine Bewerberin um die in Christo später nachfolgende Sündenvergebung und um die Heiligung. Denn wenn er die Bußtaufe predigte zur Nachlassung der Sünden, so ging das auf eine künftige Nachlassung der Sünden, da die Buße das Vorausgehende, die Nachlassung das später Folgende ist. Das heißt eben den Weg bereiten. Der Bereitende aber ist nicht selber auch der Vollendende, sondern er trifft nur die Vorbereitungen für das Vollenden. Er selbst, Johannes, bekennt, dass sein Wort und Werk nicht vom Himmel sei, wohl aber das Werk Christi, da er sagt: „Wer von der Erde ist, dessen Rede ist auch von der Erde; wer aber von der Höhe kommt, der ist über alle“; ebenso: „er taufe bloß zur Buße, es werde aber einer kommen, der im Geiste und Feuer taufe“; verstehe weil der wahre und feste Glaube mit Wasser getauft wird zum Heile, der erheuchelte und schwache dagegen mit Feuer zum Gericht.

11. Kap. Notwendigkeit der Taufe zum Heile. Widerlegung der gegenteiligen Behauptung. Warum Christus persönlich nicht taufte? Die Taufe seiner Schüler zu seinen Lebzeiten

Aber siehe da, sagt man, der Herr ist gekommen und hat nicht getauft! - Wir lesen nämlich: „Und dennoch taufte nicht er, sondern seine Schüler“. Das klingt, als ob Johannes geweissagt hätte, er werde selbst eigenhändig die Taufe vornehmen. So ist es fürwahr nicht zu verstehen, sondern einfach nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauche, wie z.B.: „Der Kaiser hat ein Edikt angeschlagen“ oder: „Der Präfekt hat ihm Stockprügel erteilt“. Hat es denn der erstere persönlich angeschlagen oder hat der andere eigenhändig die Prügel ausgeteilt? Man sagt regelmäßig, dass der eine Sache tue, dem gehorsam wird. So wird auch diese Stelle: „Er selbst wird euch taufen“, zu nehmen sein; durch ihn oder auf ihn werdet ihr getauft werden. Jedoch es möge sich niemand durch den Umstand, dass Jesus nicht taufte, beunruhigen lassen. Auf wen hätte er denn taufen sollen? Etwa zur Buße? Wozu hätte er dann einen Vorläufer für sie gehabt? - Oder zur Nachlassung der Sünden? Die erteilte er durch ein bloßes Wort. - Auf sich selbst? Er verbarg seine Person in Niedrigkeit, - Auf den Heiligen Geist? Der war noch nicht vom Vater herabgestiegen. - Auf die Kirche? Die war noch nicht von den Aposteln erbaut. - Folglich tauften die Apostel als seine Diener, wie vorher Johannes als Vorläufer, mit der nämlichen Johannestaufe. Niemand denke daher an eine andere Taufe; denn es gibt ja nicht einmal eine andere, als die nachherige Taufe Christi, welche von den Schülern damals natürlich noch nicht gespendet werden konnte, weil die Herrlichkeit des Herrn noch nicht vollendet und mit der durch sein Leiden und seine Auferstehung wirkenden Abwaschung versehen war. Denn unser Tod konnte nur getilgt werden durch das Leiden des Herrn und unser Leben nicht hergestellt werden ohne seine Auferstehung.

12. Kap. Ob die Apostel getauft worden seien oder nicht? Wie sie im letzteren Falle selig werden konnten?

Wenn als Grundsatz hingestellt wird, ohne die Taufe gebühre niemandem das Heil, ganz besonders wegen des Ausspruches des Herrn: „Wenn jemand nicht aus dem Wasser wiedergeboren sein wird, so hat er das Leben nicht“ - dann erheben sich die zweifelsüchtigen, oder richtiger die verwegenen Grübeleien gewisser Leute mit der Frage: Auf welche Weise denn bei einem solchen Grundsatze den Aposteln das Heil zuteil werden könne, da sie, so viel wir finden, mit Ausnahme des Paulus, nicht im Herrn getauft wurden? Oder vielmehr so: Da Paulus allein unter ihnen die Taufe Christi bekommen hat, so entsteht ein ungünstiges Vorurteil hinsichtlich des Seelenheiles der übrigen, welche der Taufe Christi entbehren, wenn obiger Grundsatz bestehen soll; oder umgekehrt, der Grundsatz zerfällt in sich, wenn Ungetauften das Heil zugesprochen worden ist. - Dergleichen habe ich, Gott ist mein Zeuge, wirklich gehört, und niemand halte mich für so verkommen, dass ich aus müßiger Schreibseligkeit Dinge aussinne, welche bei ändern Zweifel erwecken könnten.

Nun will ich, so gut ich kann, denjenigen Antwort stehen, welche behaupten, die Apostel seien nicht getauft worden. Wenn sie sich der bloß menschlichen Taufe des Johannes unterzogen haben, so begehrten sie damit auch die Taufe des Herrn, indem der Herr selbst bestimmt erklärte, die Taufe sei nur eine, als er zu Petrus, der sich nicht übergießen lassen wollte, sprach: „Wer einmal abgewaschen ist, der hat es nicht wieder nötig“. Das hätte er zu einem Ungetauften jedenfalls nicht gesagt, und dies dient als durchschlagender Beweis gegen die, welche den Aposteln, um das Sakrament des Wassers ganz zu zerstören, auch die Taufe des Johannes absprechen. Oder ist es etwa glaublich, dass in diesen Personen, welche bestimmt waren, dem Herrn den Weg über den ganzen Erdkreis zu bahnen, dazumal der Weg des Herrn, die Taufe des Johannes, noch unbereitet gewesen sei? Selbst der Herr, der keine Buße schuldete, ließ sich taufen, und bei Sündern sollte es nicht nötig gewesen sein? Alle anderen also, die nicht getauft wurden, sind aber doch keine Begleiter Christi, sondern Gegner des Glaubens, Gesetzeslehrer und Pharisäer. Dadurch wird auch nahe gelegt: Wenn die Gegner des Herrn sich nicht taufen lassen wollten, so sind die, welche dem Herrn folgten, getauft worden und haben nicht wie seine Feinde gedacht, zumal da der Herr, dem sie anhingen, durch sein Zeugnis den Johannes so hoch erhoben und gesagt hatte: „Unter den von den Weibern Geborenen ist keiner größer als Johannes der Täufer“. Andere hingegen machen, allerdings gezwungen genug, geltend, als die Apostel im Schifflein von den Wellen bespritzt und überschüttet wurden, so habe dies die Stelle der Taufe bei ihnen vollständig vertreten, und Petrus namentlich sei, als er über dem Meere wandelte, genugsam eingetaucht worden. Aber ich meine, etwas anderes ist es, durch die Heftigkeit und Gewalt des Meeres durchnässt oder hinweggerissen werden, und etwas anderes eine in einer Untertauchung bestehende Religionshandlung. Übrigens diente jenes Schifflein als Sinnbild der Kirche, weil sie im Meere, d. h. in der Welt - von den Wogen, d. h. durch die Verfolgungen und Versuchungen, beunruhigt wird, indem der Herr in seiner Nachsicht gleichsam schläft, bis er, durch die Gebete der Heiligen zuletzt aufgeweckt, die Welt bändigt und den Seinigen die Ruhe wieder schenkt.

Mögen die Apostel nun auf irgend eine Weise getauft worden oder mögen sie ungetauft geblieben sein, so dass obiger Ausspruch des Herrn über die eine Abwaschung lediglich unter der Person des Petrus an uns gerichtet wäre, so würde es dennoch eine große Vermessenheit sein, über das Seelenheil der Apostel abzutaxieren, weil ihnen schon die Prärogative der ersten Auserwählung und des nachmaligen unzertrennlichen Umganges einen Ersatz für die Taufe hätte verleihen können. Denn sie waren, dünkt mich, die Nachfolger dessen, der jedem, der bloß an ihn glaubte, schon das Heil versprach, „Dein Glaube“, sagte er, „hat dich gerettet“, und: „Dir werden die Sünden nachgelassen werden“ zu einer Person, die glaubte, ohne getauft zu sein. Wenn dies den Aposteln fehlte, so weiß ich nicht, wer die Leute waren, die den Glauben hatten, der, durch ein einziges Wort des Herrn erweckt, aus dem Zollhause fortging, der Vater, Schiff und Hantierung, welche den Lebensunterhalt gewährte, verließ, der das Begräbnis des Vaters hintansetzte und so jene höchste Vorschrift des Herrn: „Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert“, schon erfüllte, bevor er sie noch vernommen hatte.

13. Kap. Im Alten Bunde und vor der Auferstehung Christi war die Taufe zum Seelenheil nicht erforderlich

Hier werfen nun ruchlose Menschen Fragen auf. Mithin, sagen sie, ist die Taufe für die nicht notwendig, denen der Glaube genug ist? Denn auch Abraham war Gott wohlgefällig nicht durch irgend ein Sakrament des Wassers, sondern des Glaubens. - Ich antworte, in allen Dingen ist das Spätere das Abschließende und das Nachfolgende überwiegt das Frühere an Wirksamkeit. Abraham mag früher hin, vor dem Leiden und der Auferstehung des Herrn, sein Heil gefunden haben durch den nackten Glauben. Dagegen, sobald der Glaube an Umfang gewonnen hatte durch den Glauben an Christi Geburt, sein Leiden und seine Auferstehung, kam auch eine Erweiterung durch das Sakrament hinzu, die Besiegelung durch die Taufe, als äußere Hülle für den Glauben, der vorher gleichsam nackt war, und jetzt kann er nicht bestehen ohne das dazu gehörige Gebot. Das Gebot zu taufen wurde nämlich hinzugefügt und die Form vorgeschrieben. „Gehet hin“, sprach er, „lehret die Heiden und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Diesem Gebot wurde folgende Enderklärung hinzugefügt: „Wenn jemand nicht wiedergeboren ist aus dem Wasser und dem Geiste, so wird er nicht eingehen in das Himmelreich“. Sie hat den Taufzwang an den Glauben geknüpft. Also wurden von da an alle Gläubigen getauft. Da wurde nun auch Paulus, so bald er glaubte, getauft. Und das ist es, was ihm der Herr bei der Plage der Beraubung des Augenlichtes befahl: „Stehe auf und gehe nach Damaskus hinein; dort wird dir gezeigt werden, was du tun sollst“, nämlich sich taufen lassen, was ihm einzig noch fehlte. In Bezug auf das Übrige hatte er ja hinreichend eingesehen, dass der Nazarener der Sohn Gottes sei.

14. Kap. Widerlegung einer aus 1 Kor. 1,17 entnommenen Einwendung gegen die Taufe

In betreff des Apostels selbst greifen sie wieder darauf zurück, dass Paulus gesagt habe: „Christus hat mich nicht gesandt, um zu taufen“. Als ob durch dieses Argument die Taufe fiele! Warum hat er denn den Kajus und Krispus und das ganze Haus des Stephanus getauft? Indessen, gesetzt Christus hätte ihn wirklich nicht gesendet, um zu taufen, so hatte er doch den ändern Aposteln vorgeschrieben zu taufen. In Wirklichkeit aber sind die angeführten Worte nur aus Rücksicht auf die Beschaffenheit der damaligen Zeitumstände an die Korinther gerichtet worden, weil sich unter ihnen Spaltungen und Trennungen regten, indem der eine sich für Paulus erklärte, der andere für Apollo. Deswegen sagte der Apostel in seiner Friedensliebe, um nicht den Schein zu haben, als nehme er alles für sich in Anspruch, er sei nicht gesendet worden, um zu taufen, sondern um zu predigen. Denn das Predigen ist das Frühere, das Taufen das Spätere. Daher wurde zuerst gepredigt. Ich sollte aber denken, wer predigen durfte, der durfte auch taufen.

15. Kap. Es gibt nur eine Taufe: die der Kirche. Die Taufe durch Häretiker ist unwirksam

Ich weiß nicht, ob zur Frage in betreff der Taufe noch weitere Erörterungen gehören. Immerhin will ich die oben unterdrückten Bemerkungen wieder aufnehmen, damit es nicht scheine, als wollte ich die sich aufdrängenden Gedanken abschneiden. Es gibt für uns durchaus nur eine Taufe, sowohl gemäß dem Evangelium des Herrn, als auch gemäß den Briefen der Apostel, weil Gott einer ist, die Taufe eine und nur eine Kirche in den Himmeln. Hinsichtlich der Häretiker möchte man freilich mit Recht Bedenken haben, wie es zu halten sei. Denn der Ausspruch ist nur an uns gerichtet; die Häretiker aber haben keinen Teil an unserer Lehre, und die Entziehung der Kirchengemeinschaft bezeugt jedenfalls, dass sie draußen stehen. Was mir vorgeschrieben ist, darf ich an ihnen nicht anerkennen, weil sie nicht denselben Gott haben wie wir, und auch nicht einen Christus, d. h. den nämlichen, und darum auch nicht eine Taufe, weil nicht die nämliche. Da sie letztere nicht auf die richtige Weise haben, so haben sie sie offenbar gar nicht, und was man gar nicht hat, das kann nicht gezählt werden. So können sie auch nicht empfangen, weil sie nicht haben. Jedoch über diesen Punkt ist schon ausführlicher in einer griechischen Schrift von uns gehandelt worden. Also wir steigen nur einmal in das Taufbad und einmal nur werden unsere Sünden abgewaschen, weil wir dieselben ja auch nicht erneuern dürfen. Das jüdische Israel hingegen wäscht sich täglich, weil es sich täglich verunreinigt. Damit das nicht auch bei uns Mode werde, deswegen ist die Lehrbestimmung von der Einheit der Taufe gegeben worden. O seliges Wasser, welches ein- für allemal abwäscht, welches den Sündern nicht zum Gespötte dient, welches, nicht mehr von beständiger Verunreinigung beschmutzt, diejenigen, welche es abgewaschen hat, nicht wieder besudelt!

16. Kap. Die Bluttaufe

Es gibt nun für uns auch noch eine zweite Taufe, welche aber auch nur eine ist, ich meine die Bluttaufe, von welcher der Herr sagte: „Ich muss mich mit einer Taufe taufen lassen“ zu einer Zeit, wo er schon getauft war. Er war nämlich, wie Johannes geschrieben hat, gekommen „durch Wasser und Blut“, um im Wasser getauft, im Blute verherrlicht zu werden und uns ebenso durch das Wasser zu Berufenen, wie durch das Blut zu Auserwählten zu machen. Diese beiden Arten von Taufen hat er aus der Wunde seiner durchbohrten Seite hervorgehen lassen, weil die, welche an sein Blut glauben würden, mit Wasser abgewaschen werden, und weil die, welche mit dem Wasser abgewaschen wären, auch Blut trinken sollten. Dies ist die Taufe, welche das wirkliche Bad, wenn es nicht empfangen wurde, ersetzt und das verlorene wieder verleiht.

17. Kap. Der Ausspender der Taufe. Ob Frauen taufen dürfen?

Um diesen kleinen Gegenstand abzuschließen, ist nur noch über die Regeln bei Erteilung und Empfang der Taufe eine Erinnerung hinzuzufügen. Sie zu erteilen hat das Recht der oberste Priester, welches der Bischof ist, danach die Priester und Diakonen, jedoch nicht ohne Vollmacht vom Bischof wegen der der Kirche schuldigen Ehrerbietung, bei deren Beobachtung der Friede bewahrt bleibt. In anderen Fällen haben auch die Laien das Recht dazu - denn was bloß aus Billigkeitsgründen empfangen wird, kann in gleicher Weise gegeben werden, - es müsste denn etwa sein, lernende Brüder wollten sich Bischöfe, Priester oder Diakonen nennen lassen. Das Wort des Herrn darf vor niemand verborgen werden; ebenso kann auch die Taufe, in gleicher Weise der Anfang des Göttlichen, von allen ausgespendet werden. Aber da sogar den obern die Zucht der Ehrerbietung und Bescheidenheit obliegt, so ist es um so mehr Pflicht für die Laien, damit sie sich nicht das dem Bischof zugewiesene Amt anmaßen. Die Feindschaft gegen den Episkopat ist die Mutter der Spaltungen, Alles, sagt der heilige Apostel, sei erlaubt, aber nicht alles bringe Nutzen. Es möge dir genug sein, dich dessen in Notfällen zu bedienen, wenn irgendwo die Beschaffenheit des Ortes, der Zeit oder der Person dazu Anlass gibt. Dann nämlich ist die Entschlossenheit des zu Hilfe Eilenden willkommen, wenn die Lage eines gefährdeten Menschen drohend ist. Man würde am Untergange eines Menschen schuld sein, wenn man es versäumte, das zu gewähren, was man frei gewähren darf. Der tolle Übermut von Weibern aber, der sich vermessen hat, lehren zu wollen, wird sich hoffentlich nicht auch das Recht zu taufen aneignen, außer wenn etwa eine neue Bestie ähnlich der früheren auftreten sollte, so dass, wie jene die Taufe vernichtete, nun einmal irgend eine sie aus sich erteilen würde. Wenn sie die Schriften, welche verkehrter Weise für Schriften Pauli gelten, und das Beispiel der Thekla zugunsten der Statthaftigkeit des Lehrens und Taufens durch Weiber vorschützen, so mögen sie wissen, dass jener Priester in Asien, welcher die genannte Schrift gefertigt hat und so den Ruhm des Paulus gleichsam durch seinen eigenen vervollständigte, seiner Stelle entsetzt worden ist, nachdem er überführt war und gestanden hatte, es aus Liebe zu Paulus getan zu haben. Wie wahrscheinlich wäre es wohl, dass der, welcher dem Weibe beharrlich die Erlaubnis zu lehren verweigert hat, ihm die Macht, zu lehren und zu taufen, sollte eingeräumt haben? „Sie sollen schweigen“, drückte er sich aus, „und zu Hause ihre Ehemänner befragen“.

18. Kap. Die Taufe soll keinem Täuflinge erteilt werden ohne vorherige Prüfung. Tertullians Ansicht über die Kindertaufe

Im übrigen wissen die, deren Amt es ist, sehr wohl, dass man die Taufe niemand vorschnell und unbedacht erteilen darf. Das Gebot: „Gib jedem, der dich darum bittet“ hat seine besondere Beziehung und geht auf das Almosen. Bei der Taufe muss man dagegen den Ausspruch beachten: „Gebet das Heilige nicht den Hunden und werfet eure Perlen nicht den Schweinen vor“, und dann: „Leget niemand vorschnell die Hände auf, damit ihr nicht fremder Sünden teilhaftig werdet“. Wenn Philippus nun doch den Verschnittenen so leichthin taufte, so möge man bedenken, dass dort eine offenbare und unverkennbare Herablassung des Herrn im Spiele war. Der Geist hatte dem Philippus vorgeschrieben, jenen Weg einzuschlagen; der Verschnittene seinerseits wurde auch nicht müßig angetroffen und nicht als ein solcher, der urplötzlich die Taufe begehrt, sondern zum Tempel gereist, um zu beten, in die Heiligen Schrift versenkt - so musste der gefunden werden, welchem Gott aus freier Gnade einen Apostel schickte. Letzterem befahl wiederum der Heiligen Geist, sich dem Wagen des Verschnittenen zuzugesellen, die Schriftstelle bot sich dem Glauben desselben zur rechten Zeit dar, auf sein Bitten wird auf den Wagen gestiegen, der Herr wird ihm gezeigt, der Glaube zögert nicht, auf das Wasser braucht man nicht zu warten, und der Apostel wird nach verrichtetem Geschäft entrückt. Jedoch, in der Tat, auch Paulus ist mit Eilfertigkeit getauft worden. Denn sein Wirt Simon hatte schnell erkannt, dass er zu einem Gefäße der Auserwählung bestimmt sei.

Die herablassende Gnade Gottes schickt ihre Vorzeichen und Vorbereitungen voraus; jede Bitte aber kann täuschen und getäuscht werden. Und so ist denn je nach dem Zustande einer Person, nach ihrer Disposition und auch nach ihrem Alter ein Hinausschieben der Taufe ersprießlicher, vornehmlich aber hinsichtlich der Kinder. Denn was ist es nötig, auch die Paten sogar noch einer Gefahr auszusetzen, da es ja möglich ist, dass dieselben auch ihrerseits ihre Versprechungen wegen Hinsterbens nicht halten, oder andererseits beim Hervortreten einer schlechten Geistesrichtung die Betrogenen sind? Der Herr hat freilich gesagt: „Wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen“. Sie sollen demnach auch kommen, wenn sie herangewachsen sind; sie sollen kommen, wenn sie gelernt haben, wenn sie darüber belehrt sind, wohin sie gehen sollen: sie mögen Christen werden, sobald sie imstande sind, Christum zu kennen. Aus welchem Grunde hat das Alter der Unschuld es so eilig mit der Nachlassung der Sünden? Will man etwa in zeitlichen Dingen mit mehr Vorsicht verfahren und die göttlichen Güter einem anvertrauen, dem man irdische noch nicht anvertraut? Sie mögen lernen um ihr Seelenheil bitten, damit es den Anschein gewinne, dass man nur einem Bittenden gegeben habe. Aus keiner geringeren Ursache müssen auch die Unverheirateten hingehalten werden. Denn ihnen stehen Versuchungen bevor, den Jungfrauen wegen ihrer Geschlechtsreife, wie den Witwen in Hinsicht ihres ledigen Standes, bis sie entweder heiraten oder für die Enthaltsamkeit fest genug sind. Wenn manche einsähen, dass die Taufe eine schwere Bürde ist, so würden sie sich vor deren Erteilung mehr fürchten, als vor dem Aufschub derselben. Ein vollkommener Glaube ist seines Heiles sicher.

19. Kap. Zeit der Vornahme der Taufe

Den feierlichsten Tag für die Taufe bietet uns das Osterfest, wo auch das Leiden des Herrn, auf welches wir getauft werden, sich erfüllt hat. Es wird recht passend als eine figürliche Hindeutung ausgelegt, dass, als der Herr das letzte Pascha halten wollte, er zu seinen Jüngern, die er, um die Vorbereitungen zu machen, aussendete, sprach: „Ihr werdet einen Menschen treffen, der Wasser trägt“. Am Zeichen des Wassers ließ er sie den Ort der Paschafeier erkennen. Sodann ist die Pfingstzeit für die Vornahme des Taufbades ein freudenvoller Zeitraum, in welchem der auferstandene Herr häufig unter den Jüngern weilte, die Gnade des Heiligen Geistes mitgeteilt wurde und endlich die Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn durchblickte, indem nämlich die Engel nach seiner Rückkehr in den Himmel den Aposteln sagten, er werde so wieder kommen, wie er in den Himmel gestiegen sei, natürlich in der Pfingstzeit, Auch Jeremias deutet, wenn er sagt: „Ich werde sie von den äußersten Enden der Erde zu dem Festtage versammeln!“, damit auf den Oster- und Pfingsttag hin, welche die Festtage im eigentlichsten Sinne sind. Im übrigen ist jeder Tag ein Tag des Herrn, jede Stunde, jede Zeit für Vornahme der Taufe geeignet; wenn dann auch in den Feierlichkeiten ein Unterschied ist, für die Gnade verschlägt das nichts.

20. Kap. Die nötige Vorbereitung auf den Empfang der Taufe. Schluss

Diejenigen, welche im Begriffe stehen, die Taufe zu empfangen, müssen anhaltende Gebete verrichten, unter Fasten, Kniebeugungen und Nachtwachen beten und damit das Geständnis aller ihrer früheren Sünden verbinden, so dass sie auch die Taufe des Johannes darstellen. „Sie wurden getauft“, heißt es, „nachdem sie ihre Sünden bekannt hatten“. Wir müssen uns Glück wünschen, wenn wir unsere Gottlosigkeiten und Schändlichkeiten nicht öffentlich zu bekennen brauchen. Wir tun nämlich durch die Beschwernis des Fleisches und Geistes hinsichtlich des früheren genug und schieben zu gleicher Zeit kommenden Versuchungen einen Riegel vor, „Wachet und betet“, heißt es, „damit ihr nicht in Versuchung fallet“. Und gerade deshalb, glaube ich, weil sie eingeschlafen waren, sind die Apostel versucht worden, so dass sie den Herrn, als er ergriffen wurde, verließen, und sogar der, welcher bei ihm standhielt und sich des Schwertes bediente, ihn dreimal verleugnete. Denn zuvor war auch der Ausspruch getan worden, dass niemand ohne Versuchung das Himmelreich erlangen würde.

Den Herrn selbst umstanden sofort nach seiner Taufe Versuchungen, nachdem er vierzig Tage gefastet hatte. Also müssen auch wir, möchte jemand schließen, nach der Taufe sogleich fasten? - Nun ja, was hindert daran? Nur die notwendig folgende Freude und der Dank wegen des erlangten Heils. Allein der Herr hat, wenigstens meines Erachtens, unter dem Vorbilde Israels einen Vorwurf dagegen gerichtet. Obwohl nämlich das Volk, welches durch das Meer gegangen und in die Wüste versetzt worden war, dort vierzig Jahre hindurch mit göttlichen Speisen ernährt wurde, so dachte es nichtsdestoweniger doch mehr an das, was des Bauches und Gaumens ist, als an Gott. Ferner gab der Herr nach der Taufe in der Zurückgezogenheit der Wüste und nach Überstehung eines vierzigtägigen Fastens zu verstehen, dass ein Mann Gottes nicht allein vom Brot lebe, sondern vom Worte Gottes, und dass die Versuchungen, weiche das Gefolge eines gefüllten und unmäßigen Bauches bilden, durch die Enthaltung ausgetrieben würden.

Also, Ihr Gesegneten, welche die Gnade Gottes erwartet, wenn Ihr aus jenem hochheiligen Bade der Wiedergeburt heraufsteiget und unter Leitung der Mutter zum ersten Male mit den Brüdern die Hände zum Gebet ausbreitet, so erflehet Euch vom Vater, so erbittet Euch vom Herrn die Schätze der Gnade und die Erteilung der Geistesgaben. „Bittet“, heißt es, „und ihr werdet empfangen“. Denn Ihr suchtet und habt gefunden; Ihr habt angeklopft und es ist Euch aufgetan worden.

Nun habe ich nur noch zu bitten, dass Ihr, wenn Ihr betet, auch des Sünders Tertullian eingedenk seid.