Tersteegen, Gerhard - Vom Ausgang, der ein Eingang ist

Aus einem Brief an einen Freund

Du schreibst an Bruder H., daß Du nicht wüßtest, wo ich sei? Nun, aber wirst Du hieraus leicht können sehen, daß ich durch die Bewahrung Gottes bis jetzt noch auf der Reise nach der stillen Ewigkeit bin, wohin ich noch in der Zeit zu gelangen hoffe.

Gleichwie man aber auf dem großen Weltmeer, wenn bei ungestümen Wetter weder Sonne noch Gestirn erscheinet, nicht wissen kann, wo man ist; ebensowenig kann ich es Dir auch so eigentlich sagen. Ich wollte es wohl oft selbst so gern wissen; hoffe aber, mein Jesus wird am Ruder sitzen, und sein Geist werde mein Schifflein treiben. Weil ich nun dem Winde nicht entgegenrudern will, noch kann, so gebe ich demselben mit Paulo und seinen Gefährten mein Schifflein hin; wenn ich nur zusehe, daß ich auf keiner Sandbank der Eigenheit sitzen bliebe, dann mag es gehen, wie es will; leide ich dann auch schon Schiffbruch, so wird es nur in dem Meere der Gottheit sein, dessen Abgrund mir so gut ist als der beste Hafen.

Aber, lieber Bruder, wie schwerlich will die Natur hier an, es so bloß ohne einige Gewißheit zu wagen, und einen so heldenmütigen Ausgang aus uns selbst zu tun! Wären wir aber weise und verlören uns selber fein bald und gründlich mit zugeschlossenen Augen, wir hätten dabei gar keine Gefahr, und es würde uns gar nichts Uebels widerfahren, sondern wir würden uns nach der teuren Zusage unseres Herrn Jesu, in Gott desto reichlicher wiederfinden. Wer es nur glauben könnte und ausüben möchte!

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1925