Tersteegen, Gerhard – Briefe in Auswahl – Wenn die Seelen etwas stiller und aufmerksamer wären auf ihren obersten, Inneren Führer, dann würden sie bald von allem Umherschweifen ihrer Sinne erlöst und unvermerkt eingeführt werden in die Gemeinschaft seines Todes.

In unserm teuren Heilande Jesus, der unser Leben sei, herzlich geliebte Schwester!

O, dass die Seelen doch stiller und aufmerksamer wären auf den Inneren Führer, der durch seinen zärtlichen Zug nach dem Grunde sie bald von dem Umherschweifen mit den Sinnen und dem Verstande befreien, und sanft einführen würde in die Gemeinschaft seines Todes, während man ohne Nachfolgung dieses treuen Lenkers nur in der Irre umherläuft mit guten Absichten, und durch eigne Arbeit das Werk des Herrn in uns aufhält. Der Herr selbst entdecke die Wahrheit denen, die ihn aufrichtig suchen. Ich fühle hinlänglich, dass die körperliche Abwesenheit unsre Vereinigung in dem Herrn nicht verhindert. Das Herz Jesu sei unser Sammelplatz! Der Herr segne Dich, werte Schwester, und lebe ganz in Deiner Seele! Amen.

Ich bleibe

Dein durch die Gnade eng verbundener schwacher Bruder.

Mülheim, den 10. September 1743.